Von der Redaktion

Wer unsere Publikationen seit einigen Jahren kennt, wird vielleicht von unserer Vorhersage überrascht sein: Es wird in unserer Zeit Frieden im Nahen Osten geben. Mit „unserer“ Zeit meinen wir die Zeit des Menschen, also die Ära bis zur prophezeiten Wiederkehr Jesu Christi. (Jesu Wiederkehr ist übrigens eine der am häufigsten wiederholten Prophezeiungen in der ganzen Bibel, an die aber heute die überwiegende Mehrheit bekennender Christen gar nicht glaubt.)

Für manche könnte unsere Vorhersage deshalb eine Überraschung sein, weil wir in mehr als einem Dutzend Artikel in den letzten vierzehn Jahren die vergebliche Suche nach einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten behandelt haben. Um Missverständnisse auszuschließen, betonen wir, dass sich an unserer Grundeinschätzung der Lage in dieser Region nichts geändert hat. Für einen dauerhaften Frieden gibt es zu viele unvereinbare Forderungen zwischen Israelis und Palästinensern, „und den Weg des Friedens kennen sie nicht“ (Römer 3,17).

Doch einen Scheinfrieden, wenn auch nur von kurzer Dauer, wird es im Nahen Osten geben. Bei seiner Ausrufung wird sich die Welt freuen und meinen, für den gefährlichsten Krisenherd der Welt sei endlich eine Lösung gefunden worden. „Es ist Friede, es hat keine Gefahr“, werden die Menschen sagen, doch „dann wird sie das Verderben schnell überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau und sie werden nicht entfliehen“ (1. Thessalonicher 5,3). Die Quelle für unsere Prognose ist dieselbe wie für unsere längerfristige Perspektive für den Nahen Osten: die Bibel.

Wie könnte eine „Scheinfriedensregelung“ aussehen? Die Details offenbart die Bibel freilich nicht. Dennoch könnten wir uns eine Vereinbarung auf der Basis einer „zwei-Staaten-Lösung“ vorstellen. Dabei würden Ost-Jerusalem vorbehaltlich einer endgültigen Friedensvereinbarung einer internationalen Kontrollorganisation unterstellt und jüdische Gläubige Zugang zur Nordhälfte des Tempelbergs bekommen.

Wer könnte in der jetzigen verfahrenen Situation eine Vermittlerrolle übernehmen? Seien Sie nicht überrascht, wenn der Vatikan seine Dienste anbietet. Ende Oktober ging im Vatikan eine zweiwöchige Synode der katholischen Kirchen im Nahen und Mittleren Osten mit einem Appel an die Palästinenser und Israelis zu Ende. „Der Friede ist möglich. Der Friede ist dringend“, sagte Papst Benedikt XVI.

Von vielen kaum beachtet, äußerte sich Benedikts Vorgänger Papst Johannes Paul II. am 23. Juli 2000 zur religiösen Bedeutung Jerusalems, als er die Kontrahenten im Nahen Osten aufforderte, „die Wichtigkeit der geistlichen Dimension der Stadt Jerusalem nicht zu übersehen“. Johannes Paul fügte damals hinzu: „Der Heilige Stuhl vertritt nach wie vor den Standpunkt, dass nur ein besonderer, durch internationale Garantien gesicherter Status die heiligsten Stätten in der Heiligen Stadt wirksam bewahren und Glaubens- und Anbetungsfreiheit für alle Gläubigen, die in der dortigen Region und überall auf der Welt Jerusalem als Scheideweg des Friedens und der Koexistenz sehen, gewährleisten kann“ (L’Osservatore Romano, 26. Juli 2000).

Wir halten es durchaus für möglich, dass der Vatikan im Nahostkonflikt eine Vermittlerrolle übernimmt. Einen kurzzeitigen Scheinfrieden für die Region halten wir hingegen für sicher, auf den die Katastrophe folgen wird.