In seinen Gleichnissen bediente sich Jesus Christus oft Beispielen aus der Natur. Seine Gleichnisse über bescheidene Anfänge vermitteln wichtige Einsichten in das Reich Gottes.
Von Darris McNeely
Bald ist es wieder Winter, die Zeit, in der die Bäume neben meinem Haus in den Winterschlaf versinken. Die letzten Blätter halten sich an den sonst nackten Zweigen fest. Büsche und Sträucher sind beschnitten, in Vorbereitung auf die nächste Wachstumsphase im Frühling. Wenn man sich die schläfrige Landschaft um mein Haus betrachtet, könnte man denken, dass alles tot ist.
Doch in wenigen Monaten wird daraus wieder neues Leben sprühen und mich durch eine überwältigende Schönheit mit Bewunderung und Freude erfüllen. Das Leben in der Natur geht immer weiter, auch wenn es nicht danach aussieht.
In seinen Gleichnissen bediente sich Jesus Christus oft Beispielen aus der Natur. In diesem Beitrag geht es um zwei Gleichnisse Jesu in einer Reihe von Gleichnissen, die sich mit Saat und Aussaat befassen. Sie vermitteln uns wichtige Einsichten in die gegenwärtige, lebendige und unwiderstehliche Kraft des Reiches Gottes. Dadurch werden uns neue Aspekte des sich entfaltenden Heilsplanes Gottes eröffnet.
Eine eingepflanzte Kraft
In mehreren seiner Gleichnisse vergleicht Christus das Reich Gottes mit Saat im Acker des Lebens. In den beiden Gleichnissen, die wir in diesem Beitrag behandeln, erscheint das Reich Gottes als eine gegenwärtig unauffällige Kraft, die eines Tages in aller Sichtbarkeit die ganze Welt erfüllen wird.
Im 13. Kapitel des Matthäusevangeliums vergleicht Jesus das Reich Gottes mit zwei winzigen Quellen der Fortpflanzung. Als Erstes lesen wir: „Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen“ (Matthäus 13,31-32).
Senfkörner sind sehr klein. Es ist gar nicht einfach, davon einen Haufen in der Hand zu halten, ohne dass einige aus der Hand fallen. Auf einer ganz kleinen Fläche im Handteller finden Hunderte Senfkörner Platz.
Sie sind tatsächlich die kleinsten Samenkörner überhaupt, und dennoch entstehen daraus Pflanzen mit einer Höhe von bis zu vier Metern. Und, wie Jesus sagte, finden darin Vögel Schutz und Halt. Das Größenverhältnis zwischen ausgewachsener Pflanze und eingepflanztem Samen ist tatsächlich beeindruckend.
Im nächsten Gleichnis spricht Jesus von einem noch kleineren Fortpflanzungselement: „Ein anderes Gleichnis sagte er ihnen: Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war“ (Matthäus 13,33).
Der Sauerteig – meistens eine Hefespore – ist ein Mittel, das einen Klumpen Teig aufgehen und erweichen lässt. Die Spore ist noch kleiner als ein Samenkorn und kaum mit bloßem Auge zu erkennen. Dennoch hat sie die Kraft, einen Klumpen Teig um ein Vielfaches zu vergrößern.
Was sagen uns diese beiden Gleichnisse? Von diesen und den anderen Gleichnissen Jesu lernen wir, dass das Reich Gottes so viele Eigenschaften hat, dass mehrere Vergleiche notwendig sind, um die verschiedenen Aspekte dieses Reiches zu erläutern.
Aber die beiden Gleichnisse, die wir heute behandeln, zeigen, dass das Reich Gottes äußerst bescheiden anfängt. Ein Senfkorn ist winzig, noch kleiner als ein Stecknadelkopf, und dennoch kann eine große Pflanze daraus wachsen. Ein wenig Sauerteig durchsäuert einen ganzen Teig und verwandelt ihn. Jesus vermittelt uns hier tiefe Einsichten in das Wirken des Reiches Gottes.
Bescheidene Anfänge
Wie bescheiden genau war der Anfang des Reiches Gottes? Betrachten wir die Umstände um die Geburt Christi! Nach den Berichten in den Evangelien war der Beginn des Reiches Gottes äußerst bescheiden. Seine Eltern waren noch ganz jung und Bethlehem, der Ort, in dem Jesus geboren wurde, war eines der kleinsten Dörfer. Die Ausstattung der Geburtsstätte war äußerst dürftig. Das war ein bescheidener Anfang für den König aller Könige.
Die Gegend, in der Jesus zu predigen anfing, war auch unbedeutend und seine Anhängerschaft zunächst gering. Galiläa war tiefste Provinz in einer Ecke der römischen Welt, von der niemand Kenntnis nahm. Christus verbrachte die meiste seiner Zeit in Galiläa. Er kam zwei- oder dreimal nach Jerusalem, reiste aber nicht weiter.
Aus der Sicht des Römischen Reiches galt selbst Jerusalem noch nicht einmal als Kulturzentrum. Athen und Alexandrien waren in politischer und kultureller Hinsicht weitaus wichtiger. In den Augen der Römer war Jerusalem eine Behausung von Fanatikern und aufständischen Juden, die man am Besten mit einer Garnison und lenkbaren Vasallenkönigen wie Herodes und einigen seiner Verwandten im Zaum halten konnte.
Gleich von Anbeginn verbreitete Jesus die Botschaft vom Reich Gottes. Wie Markus berichtet, kam er nach Galiläa: „Nachdem Johannes [der Täufer] ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,14-15; Einheitsübersetzung). Jesus kam von Gott, um diese allerwichtigste Botschaft zu verkünden und an seine Anhänger weiterzugeben.
Das Reich Gottes erklärte er nicht nur durch seine Reden, sondern auch durch sein Vorbild. Er lebte vor, wie die Welt aussehen könnte, wenn man die Lehren und Gebote des Reiches befolgte. Aber das alles geschah in einem dunklen Winkel außerhalb der großen Zivilisation.
Die Anfänge einer kleinen Kirche und ihres Wirkens
Obwohl viele Tausende die Botschaft, die Jesus brachte, hörten, hielten nach seinem Tod kaum über hundert an seinen Lehren fest (siehe Apostelgeschichte 1,15). Die Kirche wuchs zwar, aber im Vergleich zur Bevölkerung allgemein blieb sie ganz klein. Aber der Samen des Reiches war gepflanzt worden. Das Reich begann also klein, wuchs aber nach und nach.
Das Reich Gottes hat die Erde noch nie erfüllt. Die von Christus gegründete Kirche sollte immer eine „kleine Herde“ (Lukas 12,32) sein, von der Welt verkannt und oft verfolgt. Fest steht aber, dass Christus das Reich gepflanzt hat. Heute wächst es und wartet auf den Zeitpunkt der großen Ernte.
Im Markusevangelium geht dem Senfkorngleichnis ein anderes voraus: „Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da“ (Markus 4,26-29)
Die Saat des Reiches wächst heute in bescheidenem und unauffälligem Maße. Sie wurde von Christus ausgesät und dann in die Welt von seinen Aposteln und seiner Kirche getragen. Es dauerte aber nicht lange, bis viele sich vom wahren Evangelium abkehrten (Galater 1,6).
Frucht tragen für die Ernte
Die Botschaft des Reiches Gottes, die Jesus Christus verkündete, bleibt von den meisten Menschen noch heute unverstanden. Und doch ist sie in den Seiten der Bibel klar erkennbar. Sie trägt Frucht im Leben der Menschen, die von Gott berufen und auserwählt wurden. Sie wird in dieser Zeitschrift und in unserer Literatur erklärt.
Auch in Ihrem Leben kann der Samen des Evangeliums gepflanzt werden und Frucht tragen. Es liegt an Ihnen. Wenn Sie einmal die „himmlische Gabe“ und „das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt“ geschmeckt haben (Hebräer 6,4-5), wird das Leben für Sie ganz anders werden als jemals zuvor.
Wenn Sie den heiligen Geist empfangen, bekommen sie eine Kraft, die zunächst einmal mit einem Senfkorn oder einer Hefespore vergleichbar ist. Diese Kraft kann wachsen und jeden Aspekt Ihres Lebens verwandeln, wie es sonst keine andere Kraft kann. Der heilige Geist ist die mächtigste Kraft im ganzen Universum.
Wenn Jesus Christus in seiner Herrlichkeit erscheint, wird der heilige Geist das Mittel sein, mit dem Gott Ihren Leib zu einem Geistleib verwandeln wird, zu einem Geistleib, der an seiner Herrlichkeit teilnimmt (vgl. dazu Römer 8,11; Philipper 3,21). Eine schönere Aussicht kann es nicht geben. Das ist die Botschaft der Bibel und die Hoffnung, die uns über die Schwierigkeiten dieses Lebens erhebt.
Gott möchte in Ihrem Leben bescheiden anfangen, aber Sie nach und nach über Ihre Vorstellungen hinaus nach seinem Bild verwandeln. Werden Sie es ihm erlauben?