Amerikas Schulden haben eine schwindelerregende Höhe erreicht. Wie konnte die einstige größte Gläubigernation der Welt in nur wenigen Jahrzehnten zum größten Schuldner der Welt werden?
Von Mike Kelley
In unserer Zeit bringt der Computer die Welt buchstäblich an unsere Türschwelle. Ein paar Klicks mit der Computermaus und schon kann man eine Echtzeituhr im Internet sehen, die das Anwachsen der US-Staatsverschuldung anzeigt. Diese Zahl nimmt auf alarmierende Weise zu – 48 000 Dollar pro Sekunde, 4,1 Milliarden am Tag.
Anfang 2011 stieg die Staatsverschuldung der USA auf über 14 Billionen Dollar, eine Geldmenge, die für den Durchschnittsmenschen kaum vorstellbar ist. Sie entspricht in etwa dem geschätzten Bruttoinlandsprodukt der USA – also dem Wert von allem, was in den Vereinigten Staaten innerhalb eines Jahres produziert wird.
Pro Kopf bedeutet das mehr als 45 000 Dollar für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in den USA. Oder realistischer ausgedrückt: Der durchschnittliche US-amerikanische Steuerzahler schuldet 127 000 Dollar, was ungefähr dem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von zweieinhalb Jahren entspricht.
Die Staatsverschuldung jedes Landes entspricht, einfach gesagt, der Gesamtsumme seines Haushaltsdefizits, der Differenz zwischen dem, was die Regierung ausgibt, und dem, was sie einnimmt. Im Jahr 2000 hatten die USA zum letzten Mal einen Haushaltsüberschuss. Der ausgewiesene Überschuss von 230 Milliarden Dollar für das Jahr 2000 verblasst allerdings, wenn man bedenkt, dass die US-Regierung diesen Überschuss nur dadurch erzielen konnte, dass sie Milliarden von anderen Einnahmequellen als Kredit abzweigte.
Seit jener Zeit hat eine Verkettung unglücklicher wirtschaftlicher Faktoren zur gegenwärtigen Situation geführt. Sinkende Einnahmen während der Rezessionen von 2001 und 2008-2009, in Verbindung mit den Kriegen im Irak und in Afghanistan, sowie erhöhte Ausgaben für den Heimatschutz haben die Regierung schnell wieder ins Defizit geraten lassen. Im Haushaltsjahr 2008 hatte das Defizit 455 Milliarden Dollar betragen, das bis zum Haushaltsjahr 2010 auf gewaltige 1,7 Billionen Dollar angestiegen ist. Damals entschied sich die Obama-Regierung für eine erhöhte öffentliche Verschuldung zur Ankurbelung der Wirtschaft, während sie gleichzeitig die Ausgabenhöhe bei bestehenden Programmen aufrechterhielt.
Was die meisten Beobachter verblüfft, ist die Geschwindigkeit, mit der die Schulden im letzten Jahrzehnt angewachsen sind. Historisch gesehen dauerte es von der Gründung der USA im Jahr 1776 bis zum Jahr 2004, bis ein Schuldenberg von 7,6 Billionen Dollar angehäuft wurde.
Die Schulden nahmen etwa in Kriegszeiten zu und wurden dann in Friedenszeiten wieder teilweise abgebaut. Trotzdem war die einzige Zeit, zu der sich die Schulden dem gesamten Bruttoinlandsprodukt annäherten, das Jahr 1944, das den Höhepunkt des US-Engagements im Zweiten Weltkrieg darstellte. Sie gingen aber nach dem Krieg wieder weit zurück.
Bis zum Januar 2009 waren die Schulden aber auf 10,6 Billionen Dollar angewachsen. Bei der gegenwärtigen Wachstumsrate von 4,1 Milliarden pro Tag wird die Schuldenlast bis zum Ende des Jahres 15,4 Billionen Dollar erreichen. Das bedeutet, dass die USA in weit weniger als einem Jahrzehnt die in den früheren 228 Jahren insgesamt angehäufte Schuldenlast mehr als verdoppelt haben werden!
Schwindelerregende Jahreszinsen
Natürlich müssen die USA für das von ihnen geliehene Geld Zinsen zahlen. Im Haushaltsjahr 2008 betrugen diese Zinsen etwa 220 Milliarden Dollar. 2009 stiegen sie auf mehr als 383 Milliarden Dollar an. Das sind mehr als 1200 Dollar für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in den USA – und, noch einmal, nur für Zinsen und das auch nur für ein einziges Jahr!
Mehrere öffentliche und private Quellen erstellten die Prognose, dass der Jahreszins bis zum Haushaltsjahr 2019 auf über 700 Milliarden Dollar anwachsen wird. Der gesamte US-Verteidigungshaushalt für das jetzige Haushaltsjahr beträgt im Vergleich dazu 664 Milliarden Dollar.
Amerika wird also, in einfachen Worten, bald mehr ausgeben, um nur seine Zinsen zu bezahlen, als es zurzeit für die Landesverteidigung aufwendet! Die US-Regierung ist zur Zahlung dieser Zinsen verpflichtet. Jegliche Zahlungseinstellung oder auch nur ein Verzug bei den Schuldenzahlungen würde die Kreditwürdigkeit der Regierung auf den Weltfinanzmärkten schwer beschädigen.
Mitte Januar 2011 bereitete sich der US-Kongress auf einen harten Kampf um die Schuldenobergrenze vor, die bei 14,3 Billionen Dollar lag, ein Betrag, der im März überschritten wurde. Eine Nichtrückzahlung dieser Schulden würde, mit den Worten von US-Finanzminister Timothy Geithner, „ein noch nie da gewesenes Ereignis in der amerikanischen Geschichte“ bedeuten.
Eine Zahlungseinstellung würde die US-Regierung dazu zwingen, die Zinsraten, die sie denjenigen zahlt, die ihr die Schulden in Form von Schatzanweisungen, Schatzwechseln und Schuldverschreibungen abkaufen, drastisch zu erhöhen, um Käufer zu gewinnen. Das würde aber die jährlichen Zinsen, die bezahlt werden müssen, drastisch erhöhen – sofern die Regierung überhaupt noch in der Lage wäre, Staatsanleihen zu verkaufen.
Im Juli 2010 beschrieb ein Bericht der Finanzaufsicht des US-Abgeordnetenhauses die schwerwiegenden Folgen einer solchen Finanzkrise. Höhere Zinsraten, die nötig wären, Käufer für Staatsanleihen zu gewinnen, würden das Wirtschaftswachstum abwürgen und gleichzeitig das US-Schatzamt dazu zwingen, zusätzliche Hunderte von Milliarden an jährlichen Zinsen zu zahlen.
Die US-Notenbank würde wahrscheinlich als Reaktion darauf mehr Geld drucken und damit die Inflation anheizen, was die Zinsraten noch mehr unter Druck setzen würde. Der Finanzcrash von 2008-2009 würde sich wiederholen, wenn wichtige Finanzinstitute aufgrund einer wegbrechenden finanziellen Basis kollabieren würden.
Im Laufe der amerikanischen Geschichte hat das US-Schatzamt immer willige Käufer für seine Schulden gefunden. Aber seit 2008 hat China, der größte ausländische Inhaber von US-Schulden, damit begonnen, wachsende Besorgnis über das Ausmaß der Schulden, die es besitzt, zu signalisieren.
Ein am 14. Januar 2011 erschienener Artikel des Wall Street Journal legte offen, dass viele in der Finanzwelt, ausländische Regierungen eingeschlossen, sich allmählich Sorgen zu machen beginnen. Die Ratingagentur Moody’s sagte in einem Bericht Mitte Januar, dass die USA die gegenwärtige Ausweitung ihrer Schuldenlast umkehren müssten, wenn sie ihr gegenwärtiges Aaa-Rating behalten wollen.
Der Moody’s-Analyst Sarah Carlson meint dazu: „Uns ist die Tatsache zunehmend klar geworden, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer negativen Prognose, wenn es keine ausgleichenden Maßnahmen gibt, um die Verschlechterung in den negativen Fundamentalwerten in den USA umzukehren, im Laufe der nächsten zwei Jahre erhöhen wird.“ Der gleiche Artikel zitiert auch Carol Sirou, Chefin der französischen Zweigstelle der Ratingagentur Standard & Poor’s. Auf einer Pariser Konferenz sagte auch sie, dass ihre Firma eine Senkung für das US-Rating in der nahen Zukunft nicht ausschließen könne.
Amerika in der Zwickmühle
Angefeuert von einer boomenden Wirtschaft ist China jetzt, wie bereits erwähnt, der weltweit führende Inhaber US-amerikanischer Staatsanleihen bzw. Schuldverschreibungen und hat Japan in dieser Hinsicht im September 2008 überholt. Ein Artikel in der Washington Post vom November 2008 berichtete über Pekings wachsenden Einfluss auf die amerikanische Wirtschaft. Demzufolge könnte eine Entscheidung Chinas, sich aufgrund wirtschaftlicher oder politischer Überlegungen aus US-Staatsanleihen zurückzuziehen, dazu führen, dass eine ganze Investoren-Herde diesem Beispiel folgt. Eine solche Entwicklung würde die Kosten für die Finanzierung der Neuverschuldung der USA enorm in die Höhe treiben.
Das ermöglicht den Chinesen ein bedeutendes Druckmittel gegenüber der US-Wirtschaft im Falle, dass sie dies nutzen wollen. Die New York Times berichtete Anfang 2009, dass China über Obamas Gesundheitsreform und die wachsende US-Schuldenlast besorgt sei, weil China beides so stark finanziert.
Andere Beobachter haben auf den wachsenden Einfluss Chinas auf die US-Hypothekenmärkte hingewiesen. Die zunehmende chinesische Zurückhaltung bei Investitionen in private Hypothekenpfandbriefe könnte langfristige Auswirkungen auf die Hypothekenzinsen haben, wenn die Kreditgeber gezwungen sind, selbst höhere Zinsen für Hypothekenkapital zu zahlen.
„Das ist ein Zeichen für die zunehmende gegenseitige Abhängigkeit der chinesischen und US-amerikanischen Wirtschaft, aber auch ein Zeichen für eine Beziehung, die auf lange Sicht nicht gesund ist“, sagt Eswar Prasad, Wirtschaftsprofessor an der Cornell University und ein Berater der Brookings Institution, einer Denkfabrik in Washington, D. C.
Vom größten Gläubiger zum größten Schuldner
Immer mehr Amerikanern wird allmählich bewusst, dass die anwachsende Staatsverschuldung Amerikas Realität ist – und zudem die bei Weitem höchste der Welt ist. Viele fragen sich, wie die größte Wirtschaftsmacht der Welt in diese Lage geraten konnte, denn vor nicht allzu langer Zeit war Amerika noch der größte Kreditgeber der Welt.
In der Folgezeit des Zweiten Weltkriegs waren die USA, wie sich Millionen von Menschen sicher noch erinnern können, diejenige Nation, die das weltweite Finanzsystem bei der Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank führend geleitet hat. Diese Institutionen, die gegründet wurden, um einer Welt dabei zu helfen, sich von dem Alptraum des Zweiten Weltkriegs zu erholen, trugen zum Wohlstand in Regionen bei, die durch den Krieg gedemütigt und verarmt waren.
Aber in nur etwas über zwei Jahrzehnten haben sich die Amerikaner vom „Bankier der Welt“ zur größten Schuldnernation auf Erden gewandelt. Die Finanzwelt fängt an, ihre Besorgnis zu äußern. Es wird Sie aber vielleicht erstaunen zu erfahren, dass genau diese Situation vor mehr als 3000 Jahren prophezeit worden ist!
Ob Sie es glauben oder nicht, die Bibel hat einiges über die Schuldenlage Amerikas zu sagen. 3. Mose 26 und 5. Mose 28 sind als die „Segen und Fluch“-Kapitel bekannt. Gott selbst warnt hier, dass fremde Mächte allmählich die Vorherrschaft über das Volk Israel gewinnen werden, wenn sie seine Gesetze ablehnen und ihm den Rücken kehren würden.
Das scheint auf ominöse Art im Hinblick auf die heutige Situation prophetisch zu sein, wo Amerika sich vom führenden Kreditgeber der Welt zu ihrem größten Schuldner gewandelt hat. Beachten Sie hier die Warnung: „Der Fremdling . . . wird dir leihen, du aber wirst ihm nicht leihen können“ (5. Mose 28,43-44). Es ist kein Wunder, dass sich das sehr wie die heutigen Schlagzeilen anhört, wenn man die überraschende Wahrheit entdeckt, dass die Mehrheit der Amerikaner Nachkommen der gleichen Israeliten sind, denen Gott diese Warnung gegeben hat!
Leider sind diese nationalen Probleme, wie 3. Mose 26 und 5. Mose 28 zeigen, Symptome eines noch größeren Problems – einer tiefgehenden geistlichen Krankheit. Sie plagt eine Nation, die dem Gott, der sie in früheren Jahren so sehr gesegnet hat, zunehmend den Rücken kehrt und ihn verleugnet. Die Frage, die uns alle angeht, ist: Wird die Nation rechtzeitig aufwachen und die Korrekturen vornehmen, die erforderlich sind?
Weitere Informationen über die Herkunft bzw. Zukunft der Amerikaner finden Sie in der kostenlosen Broschüre Amerika und Großbritannien: Was sagt die Bibel über ihre Zukunft?, die Sie bei uns bestellen oder im Internet als PDF-Datei herunterladen können.