Manche Christen haben entweder ein wackliges oder gar kein Fundament für ihren Glauben. Wie kann man das Fundament des eigenen Glaubens überprüfen?
Von Paul Kieffer
Beruht Ihr Glaube lediglich auf unbegründeten Vermutungen? Was nützt es uns, wenn wir aufrichtig an etwas glauben, das falsch bzw. trügerisch ist?
Vor Jahren las ich die traurige Geschichte von einem Hotelgast, der in der Annahme, vor dem wandgroßen Fenster seines Hotelzimmers befände sich ein Balkon, das Fenster öffnete und auf den vermeintlichen Balkon treten wollte. Er stürzte mehrere Stockwerke in den Tod. Vielleicht hatte er gesehen, dass viele Zimmer des Hotels doch einen Balkon hatten. Hat der „Glaube“ des Mannes, dass er auf einen Balkon treten würde, ihn gerettet?
Wie oft ist es in der Geschichte vorgekommen, dass Millionen von Menschen den Versprechungen eines Demagogen glaubten und ihm in den Abgrund folgten? Solche Menschen vertrauten darauf, dass ihr „Held“ ihnen Frieden, Wohlergehen und Zufriedenheit bringen würde. Doch ihr Vertrauen in einen Mann und seine Worte erwies sich als falsch, auch wenn sie aufrichtig daran glaubten.
Aufrichtigkeit ist eine sehr positive Eigenschaft, aber Aufrichtigkeit in Verbindung mit falschen Ideen bzw. bloßen Vermutungen bedeutet nicht Glauben. Glaube bedeutet Zuversicht und Vertrauen zu Gott. Glaube ist die absolute Gewissheit, dass etwas geschehen wird entsprechend unserer unerschütterlichen Überzeugung. Diese Überzeugung beruht auf einem soliden Fundament: Gottes Verheißungen und der Kenntnis seines Willens.
Glaube orientiert sich an Gott und seinen Verheißungen. Glaube ist keine unbegründete Vermutung. Glauben ist die Gewissheit, dass das, „was Gott verheißt, das kann er auch tun“ (Römer 4,21). Glaube ist „eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“ (Hebräer 11,1).
Gott wird niemals sein Wort brechen. Er ist vollkommen vertrauenswürdig. Wenn er ein Versprechen gibt, können wir uns darauf verlassen. Es ist ganz und gar unmöglich, dass Gott lügt (Hebräer 6,18).
Der Autor des Hebräerbriefs ermahnt uns: „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat“ (Hebräer 10,23; alle Hervorhebungen durch uns). Was immer auch Gott verspricht, was immer sein Wille ist, er wird es vollbringen.
Das Fundament überprüfen
Die Bibel warnt uns vor einem Glauben, der „tot“ bzw. „vergeblich“ ist (Jakobus 2,17; 1. Korinther 15,14-17). Wie können wir sicher sein, dass unser Glaube mehr ist als nur eine falsche Annahme – wie bei dem Mann im Hotel – oder die Aufrichtigkeit einer trügerischen Idee gegenüber?
Aufrichtigkeit allein genügt nicht. Es ist möglich, noch so aufrichtig zu sein, und doch im Unrecht zu sein, weil wir unser Vertrauen an die falsche Stelle gesetzt haben.
Ein erster Hinweis auf ein festes Fundament unseres Glaubens ist, wenn wir gelernt haben, auf Gott und nicht auf Menschen zu vertrauen. Die Bibel warnt uns davor, zu großes Vertrauen in die Menschen zu setzen: „So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm und weicht mit seinem Herzen vom Herrn“ (Jeremia 17,5). Uns wird auch gesagt: „Verlasset euch nicht auf Fürsten; sie sind Menschen, die können ja nicht helfen“ (Psalm 146,3).
Selbst wenn die Menschen gute Vorsätze haben, wissen wir niemals genau, ob sie ihre Versprechungen halten können. Krankheit und Tod, aber auch andere Umstände können sie daran hindern. Genau das ist der Punkt, auf den der Apostel Jakobus hinweist: „Und nun ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen –, und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet. Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun“ (Jakobus 4,13-15).
Menschen sind in ihrer Fähigkeit, Wort zu halten, Schranken gesetzt. Gott hingegen ist immer hundert Prozent glaubwürdig (1. Korinther 1,9; 10,13; 1. Petrus 4,19). Deshalb befiehlt Jesus uns: „Habt Glauben an Gott!“ (Markus 11,22).
Ein weiterer wichtiger Hinweis auf ein festes Fundament unseres Glaubens ist, wenn wir die Quelle unserer Errettung vor Gott verstehen. Keiner von uns kann sich selbst durch Werke retten. Keiner von uns hat von sich selbst aus den Glauben, der erforderlich ist, um gerettet zu werden. Dieser Glaube kann nur von Gott und Jesus Christus kommen, dem „Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebräer 12,2). Jesus ist die Quelle des lebendigen Glaubens, den wir für unsere Rechtfertigung vor Gott brauchen.
Der Apostel Paulus stellte dazu fest: „Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht“ (Galater 2,16).
Paulus fährt im gleichen Kapitel fort: „Denn was ich jetzt lebe [als Christ] im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben“ (Vers 20). Merken wir uns die Quelle des Glaubens, der für Rechtfertigung, unsere christliche Charakterentwicklung und Erlösung notwendig ist. „Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es“ (Epheser 2,8).
Woher kommt Glaube?
Der Glaube ist ein Teil der Frucht des heiligen Geistes Gottes. So gesehen wird uns Glaube durch den uns innewohnenden heiligen Geist gespendet (Galater 5,22; 1. Korinther 12,9). Was können wir von uns aus tun, damit dieser Geist uns zur Verfügung steht?
Wir dürfen auf keinen Fall die Wichtigkeit des Bittens unterschätzen. Jesus zeigt uns durch einen Vergleich, dass unser himmlischer Vater gerne bereit ist, uns seinen Geist zur Verfügung zu stellen: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ (Lukas 11,13).
Darüber hinaus ist unsere Bereitschaft, Gott zu gehorchen, eine Voraussetzung für das Wirken des heiligen Geistes in uns: „Und wir sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns der heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen“ (Apostelgeschichte 5,32).
Unser Entschluss, einen gemeinsamen Weg mit Gott zu gehen, gründet sich auf unsere Umkehr – die Abkehr vom Weg des Ungehorsams – und die Taufe (Apostelgeschichte 2,38). In den Jahren nach diesem Entschluss setzen wir dann diesen neuen Weg konsequent fort.
Glaube kommt von Glauben
Am wichtigsten mag jedoch unsere Erkenntnis sein, dass Glaube nur von Glauben kommen kann. Die Berufung von Menschen oder die Stärkung des Glaubens in Menschen, die von klein auf die Kirche Gottes gekannt haben, geschieht durch das Wort des Glaubens. Niemand kommt zum Glauben, indem er auf die Worte von Menschen hört, die Gott ablehnen bzw. die Bibel und Gottes Verheißungen in Frage stellen. Glaube entsteht bzw. wächst in uns, wenn wir durch die Worte von gläubigen Menschen gestärkt werden.
Der Apostel Paulus beschrieb diesen Kreislauf des Glaubens wie folgt: „Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? . . . So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort #Christi“ (Römer 10,14. 17).
Mit dem „Wort Christi“ sind alle Worte Gottes gemeint, die uns in der Bibel überliefert werden. Jesus war das Wort Gottes (Johannes 1,1-3) und inspirierte die Menschen, die im Auftrag Gottes die Bibel geschrieben haben. So gründet sich der Glaube auf die Worte Gottes, ob geschrieben oder gesprochen.
Durch sein Beispiel wurde Abraham zum „Vater . . . aller, die glauben“ (Römer 4,11-12), denn sein Glaube orientierte sich an den Verheißungen Gottes, die er persönlich von Gott gehört hatte. Abraham „zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wusste aufs Allergewisseste: was Gott verheißt, das kann er auch tun“ (Römer 4,20-21).
Da sich der Glaube an dem Wort Gottes orientiert, ist es keine große Überraschung, wenn Christen, die sich mit dem Wort Gottes nicht regelmäßig befassen, keinen starken Glauben haben. Umfragen bestätigen immer wieder die allgemeine Unkenntnis der Bibel bei vielen Konfessionschristen. Es ist daher kein Wunder, wenn die gleichen Umfragen einen ähnlich hohen Prozentsatz von Konfessionschristen belegen, die die klaren Verheißungen der Bibel – wie beispielsweise die Rückkehr Jesu Christi zur Erde – nicht ernst nehmen.
Das fehlende Fundament des Glaubens – die regelmäßige Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes – führt außerdem dazu, dass ein wesentlicher Teil der „Waffenrüstung Gottes“ fehlt: der Schild des Glaubens. In seiner Beschreibung der Waffenrüstung Gottes fordert Paulus uns auf: „Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen“ (Epheser 6,16).
Zu den beliebtesten feurigen Pfeilen Satans gehören Zweifel an der Treue Gottes und seinem Wirken in unserem Leben. Wer das Studium des Wortes Gottes vernachlässigt, wird im Glauben nicht wachsen können, sondern wird von einer zuversichtlichen Beziehung zu Gott immer weiter abdriften.
Ist das Fundament des Glaubens in unserem Leben richtig fest? Das wird es sein, wenn wir nicht auf Menschen und ihre Ideen, sondern auf Gott und sein Wort bauen und in unserem Bemühen, ihm treu zu dienen, konsequent sind.