
Warum gibt es Leid? Warum lässt Gott es zu? Was haben die Leiden, die Jesus ertragen musste, mit uns zu tun? Und wann wird es dauerhafte Linderung geben?
Von Victor Kubik
„Gott, bist du traurig über den Zustand der Welt?“ „Warum gibt es so viel Böses auf der Welt und warum machst du dem kein Ende?“ „Warum müssen gute, gütige Menschen leiden und warum scheinen böse Menschen Erfolg zu haben?“ „Warum hast Du zugelassen, dass das Böse seit Anbeginn der Menschheit existiert und fortbesteht?“ „Wo bist Du in unserer Not und Bedrängnis?“
Diese und viele ähnliche Fragen werden uns von verletzten und verwirrten Menschen gestellt, die sich fragen, warum Gott angesichts des unendlichen menschlichen Leidens zu schweigen scheint.
Auch unser Heiland Jesus Christus hat gelitten. Als Gott in Menschengestalt musste er grausame Schläge und Schmerzen ertragen, bevor er seinen letzten Atemzug tat. Welchen Sinn hatte das? Wir hören, dass Jesus für uns gelitten hat. Was hat sein Leiden mit unserem Leiden zu tun?
Hätte Gott eine Welt ohne Böses schaffen können, indem er uns einfach die Fähigkeit genommen hätte, Böses zu tun? Es wäre ihm bestimmt ein Leichtes gewesen, einfach zu sagen: „Ich mache euch alle zu Marionetten. Ich ziehe die Fäden, und jeder tut nur das, was gut und richtig ist.“ Wäre das nicht für alle besser als das, was wir jetzt haben?
Leid und Böses betreffen jeden von uns in unterschiedlicher Intensität. Einige von Ihnen haben im vergangenen Jahr schmerzhafte körperliche und seelische Prüfungen durchgemacht. Nutzt ein liebender Gott das Böse und das Leid, um ein höheres Gut zu erreichen? Und wenn ja, wie? Wie sollen wir das verstehen? Wir brauchen eine vernünftige Erklärung mit einer tröstenden Umarmung.
Um die menschliche Erfahrung in einen größeren Zusammenhang zu stellen, beginnen wir mit dem Ende der Reise des Menschen, dem zukünftigen Höhepunkt, den der Apostel Paulus in Römer 8, Verse 18-24 beschreibt:
„Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.
Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung“ (alle Hervorhebungen durch uns).
Da Gott das Leiden zulässt, muss es Gründe geben, warum es im Leben des Menschen einen Platz hat. Soll es den Charakter formen? Ist es das Ergebnis von Ursache und Wirkung? Eine Strafe? Eine Prüfung? Eine Frage der Zeit und des Zufalls? Um Mitleid oder Einfühlungsvermögen zu lernen? Um stärker zu werden – ohne Fleiß kein Preis? Einfach Gottes Wille, aus welchen Gründen auch immer – die einen leiden mehr, die anderen weniger? Um Reue auszulösen?
Gehen wir über diese allgemeinen Ursachen des Leidens hinaus und fragen wir: Wo ist Gott in all dem Leid? Diese Frage ist für alle Religionen und Philosophen von grundlegender Bedeutung. Wo finden wir die besten Antworten auf die Frage, warum es Leid und Böses gibt? Wer hat die Wahrheit? Und was ist Wahrheit?
Während wir nach einer umfassenden Antwort für die ganze Menschheit suchen, suchen wir auch nach einer persönlichen Antwort auf unseren Schmerz, unser Leid, unsere Ungerechtigkeit, unsere Verletzungen, unsere Wut, unsere Enttäuschungen, unsere Tragödien und Katastrophen.
Zurück zum Anfang
In Römer 8 haben wir das Ende der Geschichte gesehen, aber jetzt kehren wir zum Anfang der menschlichen Erfahrung zurück. Hinweise und Antworten auf die Frage, warum es Böses und Leid gibt, tauchen kurz nach der Erschaffung des Menschen im Garten Eden auf.
Aber eigentlich beginnt die Geschichte viel früher. Und Gott macht deutlich, dass er sich nicht von uns abgewandt hat, sondern ganz bei uns war, auch wenn er in dieser Geschichte seinen eigenen Sohn verloren hat. Er hat nicht geschwiegen. Er hat laut und oft durch sein Wort zu uns gesprochen und tut es immer noch.
Aus den ersten Versen der Bibel, in denen die Schöpfung Gottes beschrieben wird, geht hervor, dass alles, was Gott geschaffen hat, gut und sehr gut ist (siehe 1. Mose 1,3-4. 10. 17-18. 31). Gott gab Adam und Eva Zugang zu allem im Garten Eden, einschließlich des Baumes des Lebens. Der Mensch wurde ermutigt, von diesem Baum zu essen. Sein Name deutet darauf hin, dass das Leben durch das Essen seiner Früchte fortdauern würde.
Aber es gab noch einen anderen Baum im Garten, mit dem düstere Warnungen verbunden waren. Gott verkündete Adam und Eva: „Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben“ (1. Mose 2,17). Dies ist die erste Erwähnung des Todes in der Bibel.
Gott sagte, wenn sie von diesem Baum essen würden, wären sie nicht mehr dieselben. Ihre Einstellung würde sich ändern. Sie würden leiden und am Ende sterben. Tut das nicht, sagte der Herr zu ihnen. Wählt das Leben! Doch Gott würde sie nicht zwingen. Es wäre nicht einmal eine Wahl gewesen. Stattdessen warnte er sie vor den Folgen einer falschen Entscheidung.
Doch nun trat eine andere Gestalt auf den Plan – die Schlange, die Eva verführte, von der verbotenen Frucht zu essen, und ihr Mann folgte ihr. So kam das Böse in die Welt der Menschen.
Aber das war nicht der eigentliche Anfang des Bösen. Woher kam das Böse? Hat Gott es geschaffen? Nein! Das Böse ist alles, was Gott und seinem Weg widerspricht. Es entstand nicht durch Gott, sondern durch die falsche Entscheidung eines Geistwesens – eines mächtigen Erzengels.
Gott berichtet in Hesekiel 28, was damals geschah, und erklärt diesem Geistwesen: „Du warst das Abbild der Vollkommenheit, voller Weisheit und über die Maßen schön. In Eden warst du, im Garten Gottes ... Du warst ein glänzender, schirmender Cherub [ein Engel, der mit seinen ausgestreckten Flügeln den Thron Gottes bedeckt] ...
Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wurde ... Du wurdest innerlich von Gewalttätigkeit erfüllt und hast gesündigt … Weil sich dein Herz erhob, dass du so schön warst, und du deine Weisheit verdorben hast in all deinem Glanz“ (Hesekiel 28,12-15. 17).
„Da verstieß ich dich vom Berge Gottes und tilgte dich, du schirmender Cherub“, sagte Gott (Hesekiel 28,16).
In Jesaja 14 erfahren wir mehr über dieses Wesen: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie wurdest du zu Boden geschlagen, der du alle Völker niederschlugst! Du aber gedachtest in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten“ (Jesaja 14,12-14).
Dieses Wesen, das in der lateinischen Übersetzung Luzifer genannt wird, war ein verbitterter Engel, der die Stellung Gottes beneidete und begehrte und in seiner Rebellion so viel Kollateralschaden wie möglich anrichtete. Er wurde zum Satan, dem hebräischen Wort für „Widersacher“. Zusammen mit einem Drittel der Engel, die sich seiner Rebellion angeschlossen hatten, wurde er auf die Erde geworfen (Lukas 10,18; Offenbarung 12,4). Satans Weg, der Weg des Bösen, war der Weg der Selbsterhöhung, im Gegensatz zu Gottes Weg der überströmenden Liebe und Fürsorge.
Die Welt in die Irre geführt
Satan erschien im Garten Eden, um die Menschen in die Irre zu führen. Und Eva und Adam entschieden sich, ihm und seinen Irrwegen zu folgen.
Gott hatte Adam und Eva vor die Wahl gestellt, Gehorsam oder Ungehorsam, und ihnen die Konsequenzen ihrer Entscheidung deutlich vor Augen geführt. Doch sie trafen die falsche Entscheidung. Eva wurde von Satan (in Gestalt der Schlange) verführt, den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu begehren und davon zu essen.
Adam und Eva waren beide ungehorsam und entschieden sich aus freien Stücken, von diesem verbotenen Baum zu essen. Als Folge ihrer Ablehnung der Herrschaft Gottes über ihr Leben wurden sie aus dem Garten Eden vertrieben und in ein gegnerisches Reich, das Reich Satans, gestoßen. Das Reich Satans ist Gott gegenüber nicht neutral, sondern auf Widerstand angelegt.
Und Satan ist der „Fürst dieser Welt“ und der „Gott dieser Welt“ geblieben (Johannes 12,31; Johannes 14,30; Johannes 16,11; 2. Korinther 4,4). Dies ist seine Welt, die seine Gewalt und Instabilität widerspiegelt. Aus biblischer Sicht ist dies nicht Gottes Welt.
Satan der Teufel ist der Urheber von Zerstörung, Betrug und Völkermord. Er hasst die Menschheit. Er hasst Sie und mich. Es ärgert ihn, dass wir leben! Unsere täglichen Gebete sollten die Bitte enthalten, uns von dem Bösen zu erlösen (Matthäus 6,13). Und es ist unsere Pflicht als Christen, dem Teufel und seinen Ideen, die die Welt und unser Umfeld durchdringen, zu widerstehen (vgl. Jakobus 4,7; 1. Petrus 5,9).
Der Apostel Paulus beschreibt mit folgenden Worten, wie Gott uns aus der weltlichen Lebensweise herausführt:
„Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, in denen ihr früher gelebt habt nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams. Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne und waren Kinder des Zorns von Natur wie auch die andern“ (Epheser 2,1-3).
In 1. Johannes 2, Vers 15 wird uns gesagt: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist.“ Damit bezieht sich Johannes auf ihre selbstsüchtigen Wünsche und Verhaltensweisen (1. Johannes 2,16; vgl. Jakobus 4,4). Die Welt liebt gewiss nicht die, die Gott nachfolgen (Johannes 15,18-19). „Die ganze Welt liegt im Argen“ (1. Johannes 5,19).
Dieser traurige Zustand ist auf die Sünde von Adam und Eva zurückzuführen. Aber Gott war nicht überrascht von ihrem großen Fehler, dem Satan zu folgen. Sein Plan war nicht durchkreuzt worden. Vielmehr hatte Gott schon lange vor der Erschaffung des Menschen die Möglichkeit vorgesehen, ihn von der Sünde und ihren Folgen zu erlösen, „mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen“ (1. Petrus 1,18-20). Das war von Anfang an vorgesehen.
Aber warum lässt Gott das alles zu?
Die Notwendigkeit des freien Willens
Einer der häufigsten Einwände gegen den christlichen Glauben lautet: Wie kann es einen liebenden Gott geben, der so viel Schmerz, Leid und Böses in der Welt zulässt?
Viele Menschen glauben, dass Gott allmächtig ist und deshalb alles tun kann, was er will. Aber die Bibel sagt ganz klar, dass es Dinge gibt, die Gott nicht tun kann und nicht tun wird.
Beispielsweise ist es unmöglich, dass Gott lügt oder ein Versprechen bricht (Titus 1,2; Hebräer 6,18; Psalm 89,34). Das liegt in seiner Natur, denn Gott ist Liebe (1. Johannes 4,8; 1. Johannes 4,16). Diese Eigenschaft der überströmenden Fürsorge definiert seine Identität. Gott kann nicht böse oder hasserfüllt sein.
Aber der Mensch kann gut oder böse denken und handeln. Mit der moralischen Freiheit, die uns gegeben ist, besteht die Möglichkeit, dass viel Gutes geschieht, aber auch viel Böses. Dies gilt insbesondere unter dem Einfluss eines mächtigen bösen Geistes, wie es seit dem Garten Eden der Fall war.
Da Gott den Menschen die Macht der freien Entscheidung gegeben hat, kann er erkennen, was sie tun werden, aber er kann sie nicht zwingen, das zu tun, was sie tun werden. Sonst haben sie keine Entscheidungsfreiheit. Das Böse kam in die Welt, als die Menschen sich freiwillig entschieden, nicht das Richtige, sondern das Falsche zu tun.
Gott wollte, dass diejenigen, die nach seinem Bild geschaffen wurden, sich frei entscheiden, ihn und andere zu lieben. Man kann niemanden lieben, wenn man nicht die Wahl hat, ihn nicht zu lieben. Liebe ist eine Wahl, eine Funktion des freien Willens.
Die Art der Liebe, die die Menschen zu Gott und zueinander haben können, hängt davon ab, ob sie sie freiwillig und aus tiefstem Herzen haben können, ohne dazu gezwungen zu sein. Sobald sie erzwungen wird, ist sie keine Liebe mehr.
Wir sehen also, dass Gott auch hier nicht anders handeln kann. Er kann nicht sofort liebende Wesen erschaffen, Wesen mit freiem Willen, die die Wahl haben zu lieben, das Richtige zu tun und dabei zu bleiben. Wahre Liebe und ein rechtschaffener Charakter können sich nur im Laufe der Zeit entwickeln – und nur, indem man ihnen immer wieder die Wahl lässt.
Natürlich führt das unweigerlich zu folgenschweren Fehlentscheidungen und all dem Bösen, das es in unserer Welt gibt. Aber was Gott für uns wollte, war es wert. Es war gut, dass Gott die Menschen mit einem freien Willen erschaffen hat, damit andere nicht nur Gott, sondern auch einander in den engsten menschlichen Beziehungen aufrichtig lieben können.
Science-Fiction-Utopien im Kontrast
Die Science Fiction erzählt von futuristischen, utopischen Gesellschaften, die das Leiden durch Technologie ausgerottet, Krankheiten geheilt, Krieg und Armut beendet, Unfälle unter Kontrolle gebracht und manchmal sogar den Tod durch künstliche Unsterblichkeit besiegt haben. Aber die Gesellschaften in diesen Geschichten entpuppen sich als kolossale Täuschungen – scheinbar glücklich und menschlich, aber zutiefst gescheitert und in Wirklichkeit herzlos.
Die Beseitigung des Leidens entpuppt sich als Beseitigung der Menschlichkeit. Diese utopischen Gesellschaften werden dystopisch und stellen einen imaginären Staat oder eine imaginäre Gesellschaft dar, in der großes Leid oder Ungerechtigkeit herrschen.
(Verstehen Sie mich nicht falsch. Es wird eine wirklich vollkommene Gesellschaft geben, aber keine von Menschen geschaffene. Stattdessen wird Gott am Ende sein Reich über alle Nationen errichten und der Welt endlich wahren Frieden und wahre Freude bringen. Das wird anders sein als jede Science-Fiction-Vision.)
Eine der bekanntesten Science-Fiction-Utopien ist das Buch Schöne neue Welt von Aldous Huxley aus dem Jahr 1931, das auf der Liste der 100 besten englischsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts den fünften Platz belegt.
Die Handlung spielt im London des Jahres 2540, das der Verlag als „stromlinienförmiges, seelenloses Eden“ beschreibt, in dem es kein Leid gibt. Oberflächlich betrachtet sind alle Menschen glücklich, dank endloser Kombinationen von sinnlosen Spielen, der Wunderdroge Soma und freiem Sex. Grundlegende menschliche Beziehungen wie Familie und Mutterschaft sind Relikte der Vergangenheit. Alle Quellen des Leidens sind beseitigt.
Die Figuren des Buches sind glücklich, weil sie nicht wirklich menschlich sind. Die einzige wirklich menschliche Figur in der Geschichte kann ihre Menschlichkeit nur durch Leiden aufrechterhalten. Aber da Leiden in der neuen Gesellschaft, in der sie sich unerwartet wiederfindet, nicht mehr möglich ist, nimmt sie sich schließlich das Leben.
Was in diesen imaginären Gesellschaften fehlt, ist nicht nur das Leiden, sondern auch die Entscheidungsfreiheit jedes Einzelnen, die zu Leiden führen kann – oder auch zu wirklich positiven Ergebnissen. Der freie Wille ist sowohl die Quelle als auch die Lösung des menschlichen Leidens.
Gott wurde Mensch, um viele zur Herrlichkeit zu führen
Wir sollten uns auch darüber im Klaren sein, dass alles Leid, das Gott zugelassen hat, nach seinem Plan zu einem guten Ende für diejenigen führen wird, die sich letztlich dafür entscheiden, Gott nachzufolgen (vgl. Römer 8,28).
Und der höchste Beweis dafür, dass Gott das Leid und das Böse zum Guten gebraucht, ist das Leben, der Tod und die Auferstehung Jesu Christi.
Das unbegreiflichste Ereignis in der Geschichte war, als das zeitlose, ewige Wort des Lebens die geistliche Welt verließ, um Mensch zu werden. Er kam in die Welt, in die Adam und Eva verbannt worden waren, in das Reich Satans, um seinen Auftrag zu erfüllen.
In Johannes 1 lesen wir dazu einige der aussagekräftigsten Worte der Heiligen Schrift: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort ... Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen ... Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,1. 3-4. 14).
Dieses Wesen, das mit dem Vater Gott und das „Ich bin“ war, das im Alten Testament sprach (Johannes 8,58; 2. Mose 3,14), kam als Mensch auf die Erde, um zu sterben (Philipper 2,5-8).
Für die Juden seiner Zeit und sogar für seine eigenen Jünger war das schwer zu verstehen. Selbst der Teufel musste sich fragen, warum Jesus sich als Mensch angreifbar machte und in die Welt seines Reiches, die Welt des Todes, eintrat.
Christus erlebte die größte Schmach einer römischen Hinrichtung. Die Kreuzigung, einige Jahrhunderte vor Jesus erfunden, war so grausam, dass römische Bürger nicht gekreuzigt werden durften.
Das Schlimmste, was in der Geschichte geschehen ist, war das Leiden und Sterben Gottes. Hätte Gott, der Vater, das verhindern können? Natürlich. Aber er ließ zu, dass der Teufel Judas Iskariot, Kaiphas, Herodes Antipas, Pontius Pilatus und andere dazu brachte, das schlimmste Ereignis der Weltgeschichte herbeizuführen. Es war von Anfang an Gottes Plan.
Jesus Christus ertrug große emotionale und geistliche Qualen, als er die Folgen der realen Sünde der Welt erlebte und Verrat, Ungerechtigkeit, Isolation und unvorstellbare Qualen empfand.
Aber das schreckliche Leid, das ihm zugefügt wurde, wurde von einem allweisen, allwissenden, allliebenden und allmächtigen Gott gesühnt. Es wurde für die größte Güte verwendet, die man sich vorstellen kann – Versöhnung und Rechtfertigung, die zur Erlösung der Menschheit führen!
Das Leiden und Sterben Jesu war nicht das Ende. Er ist aus dem Grab auferstanden, um den Tod zu besiegen, zum Vater zurückzukehren und dann in uns zu leben, um uns zu einer neuen Schöpfung zu machen und uns schließlich zur Auferstehung und zum ewigen Leben zu führen. Jesus hat das alles durchgemacht, weil „er viele Söhne und Töchter in die Herrlichkeit führen wollte“ (Hebräer 2,10; Zürcher Bibel). Deshalb haben wir Hoffnung!
Jesus hat uns also den Weg gezeigt. Und damit nähern wir uns der Antwort auf die eingangs gestellten Fragen, warum wir leiden müssen und wo wir Frieden und Linderung finden können.
Gott versteht es vollkommen
Aber wir wollen mehr als nur eine intellektuelle, mechanische, klinische Erklärung. Wir wollen Trost. Und „der Gott allen Trostes“ (2. Korinther 1,3) gibt uns diesen und noch viel mehr.
In Johannes Kapitel 14, 15 und 16 bezieht sich Jesus auf den von Gott gesandten heiligen Geist mit einem Begriff, den Johannes im Griechischen mit parakletos wiedergibt. Dasselbe Wort wird in 1. Johannes 2, Vers 1 für Jesus selbst verwendet.
Es bedeutet Fürsprecher, jemand, der unsere Sache vertritt, Tröster, Helfer, Ermutiger. Es ist der Trost, der es einem Menschen ermöglicht, über die Bruchstelle hinwegzugehen und nicht zusammenzubrechen. Er ermahnt uns zu edlen Taten und erhabenen Gedanken.
Die Hilfe, unser Leiden zu verstehen und zu überwinden, liegt in dem ein für allemal katastrophalen Geschehen des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Gott ist in unseren Raum, in unsere Zeit und in unsere Wunden eingetreten. Wir brauchten mehr als tröstende Worte. Der Vater sandte seinen Gefährten aus der Ewigkeit, seinen eingeborenen Sohn. Das göttliche Wort gab sich selbst. Er kam in Liebe und suchte eine Beziehung zu uns.
Gott hat unsere Sünden und Leiden nicht beschönigt. Er kam wie ein Chirurg, um alles herauszuschneiden. Wie ein Müllmann nimmt er unseren Abfall mit, der Sünde ist. Er konnte unseren Schmerz wirklich fühlen, sei es Krankheit, Verlassenheit oder Verletzung.
Am Vorabend seines Opfers ermutigte Jesus seine Jünger: „Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33). Jesus hat die Welt besiegt!
Jesus erkennt an, dass wir Schmerz und Leid erfahren, weil die Menschheit dem Bösen in dieser Welt Tür und Tor geöffnet hat. Es ist ein unvermeidlicher Teil des Lebens geworden, und doch sagt er uns, dass er die Welt überwunden und besiegt hat. Und denken wir daran, dass Gottes Antwort auf das Problem des Leidens nicht nur in der Kreuzigung Christi bestand, sondern betifft auch heute noch unser Leben.
Christus hat Mitleid mit uns, weil er selbst durchgegangen ist und gelitten hat. Auch wir können mit anderen mitfühlen.
Weinen wir vor seelischem und körperlichem Schmerz? Christus war ein Mann des Schmerzes und kannte Trauer. Werden wir ausgestoßen? Christus wurde von den Menschen verachtet und abgelehnt. Werden wir missverstanden, verraten, zerbrochen? Christus hat all das erlebt.
Im Reich Satans war Christus in Ruanda, Auschwitz, Syrien, Stalingrad, Abtreibungskliniken und an unzähligen anderen Orten der Krise und der Tragödie in der Geschichte der Menschheit auf diesem Planeten. Aber er wird diese schmerzliche Geschichte in einen Sieg verwandeln! Das war Gottes Plan schon vor der Erschaffung des Menschen.
Indem Gott Mensch wurde, versteht er die Gesamtheit des menschlichen Daseins. Steigt er hinab in die Tiefen unserer Höllen? Ja, das tut er. Corrie ten Boom aus den Niederlanden erinnerte sich an die Worte ihrer Schwester Betsie in den Tiefen eines Nazi-Todeslagers: „Es gibt keine Grube, die so tief wäre, dass Gottes Liebe nicht noch tiefer wäre“ (The Hiding Place, 1974, Seite 118).
Es ist eine Art Verbindung zu wissen, dass Gott unseren Schmerz „vollkommen versteht“. Er hat ihn selbst erfahren. Er hat ihn nicht nur logisch und klinisch verstanden. Er hat die Erfahrungen der Menschheit persönlich durchlebt und weiß wirklich, wie wir uns fühlen. Er versteht uns wirklich. Und er zeigt uns den Weg.
Das Problem des Leidens lösen
Zusammenfassend kann man sagen, dass Jesus menschliche Gestalt angenommen hat. Er hat mit uns gelitten. Durch das, was er erlitten hat, hat er gezeigt, wie schwer die Sünde der Menschheit wiegt – denn Sünde bringt nicht nur Tod, sondern auch Elend. So hat er durch sein Leiden und Sterben den Preis für die Sünde bezahlt.
Und damit hat er auch die unglaubliche Liebe Gottes durch das gezeigt, was Gott bereit war durchzumachen, um uns zu retten. Er ermutigt uns, ihm zu vertrauen und all unsere Sorgen auf ihn zu werfen.
Außerdem ist Jesus nach seinem Leiden und Sterben auferstanden. So hat er uns das ewige Leben geschenkt und den Tod von einem Ende in einen Anfang verwandelt – die Wehen des Todes in die Wehen der Geburt.
Indem Jesus als einer von uns Fleisch wurde, machte er unser Leiden zu einem Teil seines Werkes unserer Erlösung und Rettung. Und wieder werden unsere Prüfungen und Todesqualen zu Geburtswehen für die Ewigkeit. Wir werden auf eine neue Natur vorbereitet.
Dieser erstaunliche Opfertod wird in einer der am häufigsten zitierten Heiligen Schriften zusammengefasst: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16).
Um Bestand zu haben, müssen wir diese Zukunft fest im Gedächtnis behalten, so wie Jesus es tat (Hebräer 12,2).
Die christliche Antwort auf das Problem des Bösen und des Leidens wurde vielleicht am besten vom Apostel Paulus in 2 Korinther 4, Verse 8-10 und 16-17 zusammengefasst: „Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde ...
Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist [im Vergleich zu dem, was kommt], schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit.“
Das Wort Gottes hilft uns als Nachfolger Christi, dieses Problem des Bösen und des Leidens zu verstehen – und zu erkennen, dass Gott all diese Dinge in unserem Leben zum Guten wenden kann.
Wenn wir auf unsere eigenen Prüfungen und das daraus resultierende Leid zurückblicken, sogar auf schwere Krisen in der Familie, im Beruf und in der Gesundheit, können wir sagen, dass wir Lektionen gelernt haben, die uns eine wertvolle Perspektive auf uns selbst und unsere Beziehungen zu den Menschen um uns herum gegeben haben. Wir werden zu anderen Menschen, als wir es wären, wenn wir diese Erfahrungen nicht gemacht hätten. Diese vorübergehenden, leichten Leiden bringen uns die ewige Last der Herrlichkeit.
Die Geschichte, die im Garten Eden begann, endet mit der Errichtung des Neuen Jerusalem in den letzten beiden Kapiteln der Bibel, Offenbarung 21-22, und führt zurück nach Eden und zum Baum des Lebens.
Und hier, in Offenbarung 21, Verse 3-4, sehen wir schließlich das Ende allen Leidens, verkündet durch eine laute Stimme vom Himmel:
„Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
Durch die finsteren Täler des Lebens gehen
In Psalm 23 schrieb David vom „finstern Tal“, wahrscheinlich eine Metapher für die Prüfungen des Lebens im Allgemeinen. Es trifft aber auch auf eine Person zu, die ihrem eigenen Tod oder dem Tod eines geliebten Menschen gegenübersteht.
In diesem Leben werden wir mit Prüfungen konfrontiert. Wir sind ständig einer Reihe von Belastungen ausgesetzt. Wir können jedoch auf verschiedene Strategien zurückgreifen, um die Belastung zu mindern. Hier sind ein paar hilfreiche Methoden:
• Lernen Sie aus Prüfungen und Leiden. Sie können uns helfen, neue Fertigkeiten zu entwickeln. Jesus Christus lernte durch seine schwierigen Umstände und Erfahrungen (Hebräer 5,8), und das können auch wir.
• Zählen Sie Ihre Segnungen. Wenn wir uns nur auf den Schmerz konzentrieren, vergessen wir oft, wie gut das Leben zu uns gewesen ist. Paulus sagte, wir sollten immer dankbar sein (Philipper 4,6), denn das Ergebnis der Dankbarkeit ist der „Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft“ (Philipper 4,7).
• Seien Sie nicht ein Gefangener Ihres Leidens. Schwere Prüfungen können eine emotionale Lähmung auslösen. Wir müssen aktiv bleiben, denn Untätigkeit zerstört die Moral zusätzlich. Der Schmerzspezialist Dr. Paul Brand stellt dazu fest:
„Wenn ich mit starken Schmerzen konfrontiert bin, beschäftige ich mich mit Dingen, die mich voll auslasten, entweder mental oder körperlich. Ich habe festgestellt, dass bewusste Ablenkung und die Disziplin einer Beschäftigung hilfreiche Werkzeuge im Kampf gegen den Schmerz sein können“ (Paul Brand und Philip Yancey, The Gift Nobody Wants, 1993, Seite 254).
• Finden Sie jemanden, mit dem Sie Ihre Last teilen können. Viele Menschen, die schwere Prüfungen durchmachen, machen den Fehler, sie allein bewältigen zu wollen. Es steht außer Frage, dass diejenigen, die sich in Zeiten der Not an andere wenden, davon profitieren. Wir brauchen den menschlichen Kontakt. „Zwei sind besser als einer allein ... Doch wehe dem, der allein ist, wenn er hinfällt, ohne dass einer bei ihm ist, der ihn aufrichtet“ (Prediger 4,9-10; Einheitsübersetzung).
• Teilen Sie die Prüfung in kleinere Teile auf. Wenn Ihre Schwierigkeit oder Arbeitsbelastung einschüchternd ist, teilen Sie sie in überschaubare einzelne Aufgaben auf.
• Nehmen Sie das Leben einen Tag nach dem anderen. Menschen, die mit Depressionen, emotionalen Problemen und Schwierigkeiten im Allgemeinen zu kämpfen haben, leiden oft an einer selbstzerstörerischen Denkweise. Sie meinen, dass ihre Prüfung niemals enden wird. Wir sollen hingegen erkennen, dass auch diese Prüfung vorübergehen wird – wie es bei den meisten Schwierigkeiten im Leben der Fall ist. Machen Sie sich die Perspektive des Psalmisten trotz Ihrer Schwierigkeiten zu eigen: „Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein“ (Psalm 118,24).
• Lassen Sie sich nicht von Kleinigkeiten irritieren. Lernen Sie, kleinere Probleme hinter sich zu lassen und Entscheidungen von geringerer Bedeutung mit einem Minimum an Stress und Sorgen zu treffen.
• Ernähren Sie sich mit einem ausgewogenen, gesunden Speiseplan. Unser Körper und Geist sind viel weniger in der Lage, mit Stress und anderen Schwierigkeiten umzugehen, wenn wir sie nicht mit gesunder Nahrung versorgen.
• Bewegen Sie sich regelmäßig. Bewegung baut Stress ab und hilft uns, besser zu schlafen. Das fördert Zufriedenheit und mentale Stabilität.
• Gönnen Sie sich regelmäßig Ruhe und Entspannung. Gott ordnete uns einen wöchentlichen Ruhetag am Sabbat an (2. Mose 20,8-11). Darüber hinaus brauchen wir auch täglich Zeit zur Entspannung.
• Ändern Sie etwas. Wenn Sie einer Prüfung entgehen können, ohne unverantwortlich zu sein, tun Sie die notwendigen Schritte, um sich von der Belastung zu befreien (siehe Sprüche 22,3).