Unter den Gefühlen, die wir Menschen empfinden können, findet sich auch der Zorn. Der Apostel Paulus gibt uns in Bezug auf Zorn eine wichtige Ermahnung.

Von Gary Antion

Eine wichtige biblische Ermahnung für alle, die in den Fußtapfen Jesu Christi nachfolgen wollen, lautet: „Zürnt ihr, so sündigt nicht“ (Epheser 4,26). Damit weist uns der Apostel Paulus auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Zorn und Sünde hin. Zorn ist ein Gefühl, das uns alle beeinflussen kann und uns in der Tat oft beeinflusst. Wie wir damit umgehen, hat viel mit unserer Funktionsfähigkeit und – damit verbunden – unserem Glücklichsein zu tun.

Manchmal sitzt der Zorn fest in uns. Statt ihn auszudrücken, unterdrücken wir ihn. Wenn wir gegenüber einer Person oder einer Gruppe zornig sind, sprechen wir in der Regel mit den betroffenen Personen nicht darüber. Er bleibt fest verschlossen in uns.

Oft richten wir unseren Zorn gegen diejenigen, mit denen wir uns am verbundensten fühlen. Sie reagieren schockiert auf unser Verhalten ihnen gegenüber und sind verwirrt bzw. wissen nicht, womit sie wohl unseren Zorn verdient haben. Wir mögen entschieden haben, unserem Zorn Platz zu machen, aber gegenüber der falschen Person!

Andere von uns drücken ihren Zorn gegen sich selbst aus. Bei einem Gefühl des Selbstekels mögen wir uns selbst bestrafen, indem wir uns verdorben wähnen oder Suchtmittel wie Alkohol oder Rauschgift einnehmen. Andere handeln in einer Weise, die womöglich physische Schäden hervorruft. Anormale Essgewohnheiten oder zügelloses Benehmen können Anzeichen davon sein, dass eine Person ihren Zorn nach innen richtet.

Wie können wir mit diesem anscheinend weitverbreiteten Gefühl fertig werden? Nachfolgend gehen wir auf einige Vorschläge ein, wie wir unseren Zorn loswerden können.

Zunächst sollten wir erkennen, dass Zorn ein „zulässiges“ Gefühl ist, aber unser Umgang mit diesem Gefühl ist das, was andere Menschen abschrecken kann. Zorn wird gezeigt, wenn ein Mensch verletzt wird oder sich verletzt fühlt und keine Möglichkeit hat, die Verletzung zu „erwidern“. Es ist oft hilfreich, wenn wir gegenüber uns selbst unseren Zorn zugeben, denn damit erkennen wir unsere Gefühle an.

Als Nächstes sollten wir mit anderen über unseren Zorn reden. Gewöhnlich werden Freunde oder Verwandte aufmerksam zuhören. Besser ist es, mit demjenigen oder denjenigen zu sprechen, die unseren Zorn ausgelöst haben. Teilen Sie ihnen mit, wie Sie sich fühlen. In der Regel ist eine „ich“-Feststellung besser als eine „Sie“-Feststellung, denn damit ist keine Beschuldigung verbunden. Zum Beispiel: „Ich fühlte mich zornig, als wir unsere Überstunden nicht ausbezahlt bekamen, obwohl von uns erwartet wurde, dass wir die Überstunden machen.“

Beachten Sie: Bei dieser Vorgehensweise fühlt sich niemand beschuldigt. Der Chef oder Abteilungsleiter mag dann selbst zu der Erkenntnis kommen, dass er den Zorn verursachte und zu verantworten hat. Wenn wir jedoch sagen: „Sie haben mich so zornig gemacht, weil Sie mir meine Überstunden nicht ausbezahlt haben“, wäre der Chef damit in die Defensive gedrängt, und das Ergebnis wäre wahrscheinlich eine Auseinandersetzung. Jeder von uns hat es nötig, unsere Gefühle in der richtigen Weise auszudrücken.

Drittens ist Sport beim Loswerden des Zornes nützlich. Er ermöglicht uns, den Dampf buchstäblich durch Schwitzen abzulassen. Ein paar Kilometer durch den Wald zu laufen, ein Faustschlag gegen den Sandsack, das Schlagen der Scheibe mit dem Stock und des Tennisballs mit dem Schläger können ein Ventil für unsere Aggressionen schaffen, die wir aufgrund unseres Zorns empfinden.

Eine vierte Methode ist das Briefeschreiben an diejenige Person, die wir für die Ursache unseres Zorns halten. Uns hinzusetzen und bewusst einen Brief zu schreiben, kann oft unsere Gefühle erleichtern.

Vielleicht schreiben wir einer Person, mit der ein persönliches Gespräch nicht möglich ist oder mit der wir kein persönliches Gespräch führen möchten. Vielleicht entscheiden wir uns, den Brief nicht abzuschicken, aber das Ausdrücken unserer Gefühle durch zu Papier gebrachte Worte kann uns gelegentlich Linderung unseres Schmerzes verschaffen.

Eine fünfte Methode wäre das Nachdenken über das, worüber wir zornig sind. Die frustrierende Situation oder Begebenheit in die richtige Perspektive zu setzen, kann bei dem Fertigwerden mit unserem Zorn wirksam sein. Es kann verhindern, dass wir den sprichwörtlichen Elefanten aus einer Mücke machen.

Rat bei einem Seelsorger, einem zuverlässigen Freund oder einem Therapeuten zu suchen, wäre wertvoll, wenn unser Zorn tief festsitzt. Diese Personen können uns oft auf eine Dimension des Verständnisses hinweisen, die wir noch nicht überlegt haben. Dadurch mag uns geholfen werden, einen wirksameren Umgang beim Fertigwerden mit unserem Zorn zu finden.

Als Letztes – aber vielleicht am wichtigsten – ist unser an Gott gerichtetes Gebet für seine Hilfe beim Fertigwerden mit unserem Zorn. Besprechen Sie es mit dem „Wunder-Rat“ (Jesaja 9,5). Bei meiner letztmaligen Untersuchung von Galater 5 habe ich Zorn nicht unter den Eigenschaften des heiligen Geistes gefunden!

Bitten Sie Gott, Sie zu führen und Ihnen bei der Entwicklung der Frucht seines Geistes – wovon ein Aspekt die Freude ist – zu helfen. Er wird unseren Geist erheben, denn er sorgt für uns: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch“ (1. Petrus 5,7). Wir können unsere schweren Lasten bei Christus abladen! „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Matthäus 11,28-30).

Zornig zu sein, ist an sich keine Sünde. Im Zorn zu verbleiben, wird uns aber die Qualität des Lebens, nach der wir als Christen alle suchen, vorenthalten. Lernen wir, unseren aufkommenden Zorn loszuwerden, und führen wir ein freudiges, mit Liebe erfülltes Leben.