In unserem Kampf, nicht zu sündigen und zu überwinden, ist es unbedingt notwendig zu verstehen, was Sünde ist. Sehen wir, wie die Bibel Sünde definiert.

Von Scott Ashley

Was ist Sünde genau genommen? Verstehen Sie, wie die Bibel Sünde erklärt? Als Christen müssen wir Sünde meiden – aber wie können wir der Sünde aus dem Weg gehen, wenn wir nicht vollkommen verstehen, was Sünde ist?

Die Bibel erklärt Sünde in verschiedenen Schriftstellen. Jede von ihnen gibt uns ein besseres Verständnis darüber, was Sünde ist. Bevor wir uns alle diese Schriftstellen, die Sünde definieren, anschauen, sollten wir zuerst verstehen, was das Wort „Sünde“ bedeutet.

Zwei klare Begriffe

Das hebräische und griechische Wort, das mit „Sünde“ übersetzt wurde, zieht sich in zwei Hauptbegriffen durch die ganze Bibel hindurch. Der erste bedeutet „Übertretung“. Übertreten bedeutet „überzutreten“ oder „sich über eine festgesetzte Grenze hinwegzusetzen“. Dieser Begriff kann mit einem Sportplatz verglichen werden, auf dem Linien die Grenzen darstellen, in welchen das Spiel gespielt werden soll. Wenn ein Spieler solche Grenzen übertritt, hat er eine „Übertretung“ begangen und bewegt sich außerhalb der Grenzen. Grenzen bestehen also, die das Spielfeld festlegen, und die Spieler müssen sich an diese Grenzen halten.

Die meisten der anderen Wörter in der Bibel, mit „Sünde“ übersetzt, beinhalten einen zweiten Begriff, „das Ziel verfehlen“. Hier nochmals eine Sportanalogie: Wenn ein Spieler auf ein Tor zielt und es verfehlt, wie viele Punkte bekommt er? Keine. Er schießt am Tor vorbei, verfehlt das Ziel, auf das er zielte.

Diese Ansicht über Sünde beinhaltet den Begriff unseres Strebens in eine Richtung, aber wir weichen vom Kurs ab auf Seitenpfade und verfolgen die beabsichtigte Richtung nicht weiter, mit dem Ergebnis, daß wir das angestrebte Ziel nicht erreichen. Wir verfehlen.

Dieser Begriff enthält den Gedanken, den Ansprüchen einer Anforderung nicht zu entsprechen. Zum Beispiel werden die meisten akademischen Kurse und Tests nach einer Minimalanforderung bewertet oder beurteilt. Wenn wir dieser Norm nicht entsprechen, bestehen wir den Test oder Kurs nicht. Ein Mindestniveau der Erfüllung wird erwartet und alles, was diese Anforderung nicht erreicht, ist ein Mißerfolg. Indem wir den Anforderungen nicht entsprechen, „verfehlen wir das Ziel“ und fallen durch. Wir können das Ziel verfehlen, entweder indem wir am Ziel vorbeitreffen oder diesem Ziel nicht entsprechen. In jedem Fall erreichen wir das Ziel, das für uns bestimmt ist, nicht.

Beide Begriffe, das Übertreten und das Verfehlen des Zieles, umfassen eine grundlegende Bedingung. Wenn wir übertreten, bedeutet es, eine gesetzte Grenze oder einen Grenzwert zu überschreiten, somit müssen wir eine Begrenzung oder einen Grenzwert haben, um sie zu überschreiten. Wenn wir das Ziel verfehlen, müssen wir ein Ziel oder eine Anforderung haben, um verfehlen zu können. Sünde ist also, solche Begrenzungen, die Gott uns gesetzt hat, zu übertreten, oder das Ziel, welches er für uns gesteckt hat, zu verfehlen.

Das ist der Punkt, wo die biblische Erklärung der Sünde wichtig wird, weil diese Schriftstellen die Grenzen und die Anforderung, die Gott für uns festgelegt hat, erklären. Sie bestimmen das Spielfeld, in dem wir unser Leben leben müssen. Sie legen auch das Ziel fest, auf das wir uns richten sollen, und die Mindestanforderung, die wir erreichen sollen. Mit anderen Worten zeigen uns die biblischen Erklärungen der Sünde die Anforderungen, die Gott uns gegeben hat, welche festlegen, was für ihn akzeptabel und nicht akzeptabel ist. Sie zeigen uns, was seinen Erwartungen entspricht und was seine Anforderungen nicht erfüllt –die grundlegenden Prinzipien, die Gott uns zum Leben gegeben hat.

Die Bestimmungen der Sünde in der Bibel sind nicht einfach nur willkürliche Erlaubnisse und Verbote. Im Gegenteil, sie zeigen uns, wie Gott lebt. Sie zeigen uns die geistlichen Prinzipien, nach denen er lebt, das gleiche Maß an Verhalten erwartet er von den Menschen, die er geschaffen hat.

Gottes Gesetz übertreten

Was sind dann die Grenzen und die Regeln, die Gott für uns festgesetzt hat und die die Sünde näher bestimmen? Die grundlegendste Bezeichnung von Sünde ist in 1. Johannes 3, Vers 4: „Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“ (Elberfelder Bibel). Gott bestimmt hier Grenzen für die Menschheit. Er sagt, daß Sünde der Verstoß gegen sein heiliges, geistliches Gesetz ist (Römer 7,12-14). Das Gesetz zu brechen – diese Grenze zu überschreiten, die Gott für uns bestimmt hat – ist Sünde.

Das Wort, das in 1. Johannes 3, Vers 4 mit „Gesetzlosigkeit“ übersetzt ist, ist das griechische Wort anomia, das bedeutet ohne Gesetz oder gegen das Gesetz. Die Auffassung, die hier vermittelt wird, ist, daß Sünde die handelnde oder tätige Verletzung von Gottes Gesetzen und den grundlegenden moralischen Prinzipien ist. Das verweist auf Handlungen, die nicht nur außerhalb von Gottes Gesetzen liegen, sondern Handlungen, die bewußte Auflehnung gegen solche Gesetze sind – beabsichtigtes Zertrampeln und Zurückweisen dieser Grenzen. Wenn wir sündigen, verletzen oder verstoßen wir gegen diese Trennungslinie und brechen Gottes Gesetz.

Gott gab der Menschheit seine Gesetze, um uns seinen Weg der Liebe zu zeigen. Solche Gesetze bestimmen, wie wir Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen zeigen (5. Mose 30,15-16; Matthäus 22,35-40; 1. Johannes 5,3). Sünde ist die Zuwiderhandlung dieses Gesetzes der Liebe. Gott zeigte uns einen Weg, in Frieden und Harmonie mit ihm und der Menschheit zu leben, und erklärte diesen Lebensweg näher durch sein Gesetz.

Umfassendere Definition der Sünde

Wir haben einen Maßstab gesehen, den Gott für die Menschheit gesetzt hat: Er erwartet Gehorsam gegenüber seinem Gesetz. Gottes Gesetz bestimmt angenehmes Benehmen und Taten, und wenn wir die Norm von Gottes Gesetz brechen, gehen wir über die Grenzen, die er gesetzt hat. Hat Gott weitere Grenzen für uns gesetzt, andere Wege, in denen er Sünde bestimmt? Was ist mit den Handlungen und dem Betragen, die nicht genau festgelegte Grenzen umfassen? In 1. Johannes 5, Vers 17 finden wir eine viel umfassendere Beschreibung der Sünde: „Jede Ungerechtigkeit ist Sünde.“

Die grundlegende Bedeutung dieser Schriftstelle ist, daß es Sünde ist, wenn irgendeine Handlung oder irgendein Verhalten verkehrt ist. Das Wort, übersetzt mit „Ungerechtigkeit“, ist das griechische Wort adikia. Das Expository Dictionary of Bible Words erklärt dieses Wort als „Handeln, das offensichtlichen Schaden gegenüber anderen Personen bewirkt in Verletzung des göttlichen Willens“ (Lawrence O. Richards, Zondervan, Grand Rapids, 1985, Stichwort „Sin“).

Andere Bedeutungen dieses Wortes und seiner Verbform sind „Übeltäter“, „Betrüger“, „Ungerechte“, „Schlechtigkeit“, „ungerecht sein“, „Schaden zufügen“, „mißhandeln“, „verletzen“ und „einer anderen Person Unrecht zufügen“ (ebenda).

Diese Ausdrücke gehen über physische Taten und Handlungen hinaus und gehen über in Einstellungen und Absichten für unsere Handlungen und das, was in unserem Sinn vorgeht. Sie schließen unsere Gedanken mit ein. Wir sehen den Beginn eines anderen Maßstabes, eines solchen, der nicht nur das enthält, was wir tun, sondern was wir sind.

Christus offenbart ein hervorgehobenes Prinzip

Jesus Christus machte diesen göttlichen Standard klar in Matthäus 5, Verse 21-22: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt; Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig.“

Eine allgemeine Norm der Verhaltensweise war es, keinen anderen Menschen zu töten. Wenn jemand einen Mord begangen hatte, wurde er selbst zum Tode verurteilt. Hier lenkt Jesus die Aufmerksamkeit auf das unterstrichene Prinzip des Gesetzes: Wenn man von anderen Menschen denkt, sie seien wertlos, und man sieht sie so an, daß sie das Leben oder ihre Existenz nicht verdient haben, dann ist man in Gefahr, den ewigen Tod zu sterben statt nur die physische Steinigung zu erleben. Jesus Christus zeigte, daß Sünde nicht nur physische Handlungen umfaßt, sondern auch unsere Gedanken und Einstellungen.

Er erklärt das noch in den Versen 27-28: „Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren,der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“ Christus sagte, daß diese Sünde nicht nur eine physische Handlung ist; sondern wenn wir nur solch einen Gedanken haben, ist die Sünde schon vollbracht. Wir haben geistlich diese Grenze überschritten und die Linie niedergetreten, die Gott uns gegeben hat.

Wir sollten bedenken, daß Sünde in Gedanken beginnt. Wenn wir erlauben, daß böse Gedanken in unseren Sinn eingehen und dort bleiben, können diese in Taten übergehen und uns zur Sünde führen. Wir sind, was wir denken (Sprüche 23,7). Jesus erklärte den Menschen seiner Zeit, die sich mit physischer Reinigung und ritualen Waschungen quälten, daß es nicht das ist, was in unseren Körper hineingeht, das uns beschmutzt, sondern daß das Böse, das bereits schon in unserem Sinn ist, uns unwürdig macht (Matthäus 15,17-20).

Von uns aus sehen wir nicht, daß es verkehrt ist, falsche Gedanken zu haben. Oft sind sie sehr angenehm und unterhaltsam, doch schließlich führen uns solche Gedanken zur Sünde. Das Resultat ist das Niedertreten von Gottes Gesetz. Jesus Christus weist uns an, diesen Prozess zu unterbrechen, bevor er beginnt, indem wir erst gar nicht falsche Gedanken in unseren Verstand einlassen.

Verletzen Sie nicht Ihr Gewissen

In Römer 14 zeigt uns Gott noch andere Wege, in denen wir versagen können, seinem Willen gerecht zu werden. In diesem Kapitel schrieb Paulus zu einer Gemeinde, die aus Juden und Heiden zusammengesetzt war. Er erörterte ihnen, wie ihre verschiedenen Vorgeschichten sie beeinflußt hatten.

Im Römischen Reich wurden damals buchstäblich dutzendweise Feiertage gehalten, einschließlich Festtage und Fastentage, in denen besondere Nahrung gegessen oder vermieden wurde.

Diejenigen, die schon längere Zeit Mitglieder der Kirche waren, wußten bereits, daß solche Praktiken keine Bedeutung für Christen hatten, darum aßen sie, was und wann sie es wollten. Aber andere wurden aus römischer Herkunft in die Kirche berufen und nahmen Anstoß am Verzehr solcher Nahrung. Das erzeugte Konflikte in der Gemeinde, weil die neuen Mitglieder ihr Leben lang dachten, daß bestimmte Nahrung an bestimmten Tagen des Kalenders falsch wäre.

Paul sprach dieses Problem in den Versen 19-22 an und ermahnte die Christen, vorsichtig zu sein, daß sie diejenigen im Glauben unerfahrener und schwächer nicht verletzten. Beachten Sie, was Paulus in Vers 23 sagte: „Wer aber zweifelt und dennoch ißt, der ist gerichtet, denn es kommt nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde.“

Hier sehen wir einen dritten Maßstab, der für uns Sünde definiert: „Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde.“ Was sagt uns Gott nun in diesem Absatz? Im Zusammenhang wurde uns gezeigt, daß wir sündigen, wenn wir unserem Gewissen zuwiderhandeln. Wenn Sie etwas tun und Sie fühlen, Sie sollten das nicht tun, so sündigen Sie.

Warum ist das Sünde? Verstandesmäßig und geistlich gehen wir einen Kompromiß ein, wenn wir etwas tun, das wir für falsch halten. Wenn wir einen Kompromiß eingehen, zerstören wir unseren Charakter.

Charakter ist sehr wichtig

Gott erwartet von uns, geistliche Reife und göttlichen Charakter in diesem Leben zu bilden und immer mehr so zu werden, wie er ist (Matthäus 5,48). Wir bilden ewigen, göttlichen Charakter, indem wir fortlaufend dem treu bleiben, was richtig ist, anstatt uns zum Gegenteil verführen zu lassen. Wir widerstehen der Versuchung, Dinge zu tun, die wir nicht für richtig halten. Wir leben im Glauben, daß Gott uns die Kraft geben wird, auszuharren in jeder Versuchung, der wir in diesem Leben ausgesetzt sind. Aber wenn wir Kompromisse eingehen, ziehen wir diesen Charakter herunter. Wir geben nach. Jedes Mal wenn wir nachgeben, finden wir es viel schwerer, bei der nächsten Versuchung zu widerstehen.

Eines der hinterhältigsten Dinge des Kompromisses ist, daß er sich ausbreitet. Wenn wir einmal mit etwas zum Ziele kommen, finden wir es beim nächsten Mal viel einfacher, es zu probieren. Der Kompromiß wächst wie Krebs. Er kommt langsam voran, dann verbreitet er sich. Bevor man es weiß, befindet man sich in einem Kampf um das geistliche Leben. Darum sagt Gott, wenn unsere Handlungen nicht im Glauben oder entsprechend unseres Glaubens geschehen, sondern gegen unser Gewissen verstoßen, dann sündigen wir.

Wir müssen sicher sein, daß das, was wir tun, aus Glauben und im Vertrauen darauf geschieht, daß es vor Gott richtig und aktzeptabel ist, oder wir tun es nicht. Wir müssen sicher sein, daß unsere Motive richtig sind und unser Gewissen in allem, was wir tun, rein bleibt. Aus diesem Grund ist es lebenswichtig, daß wir unser Gewissen richtig ausbilden, damit es in Übereinstimmung mit Gottes Wort, der Bibel, ist. Es liegt nicht in unserer natürlichen Fähigkeit, klar richtig und falsch zu erkennen (Jeremia 10,23). Wir müssen Gottes Wege lernen, die richtig und falsch für uns festsetzen (Hebräer 5,14).

Gott möchte, daß wir in seinen Grenzen und Normen, die er uns gesetzt hat, leben und unsere Werte, Einstellungen, Gedanken und unser Leben ändern, so daß sie im Einklang sind mit seinen Gesetzen und nicht mit unseren. Der Prozeß der Bekehrung kann einfach erklärt werden, daß unsere Maßstäbe, Werte und Gedanken mit Gottes Maßstäben, Werten und Gedanken ersetzt werden.

Sünde kann das sein, was wir nicht tun

Wir haben gesehen, daß wir sündigen können durch das, was wir tun und auch denken. Falls Sie es nicht bemerkt haben, der Maßstab, den Gott von uns erwartet, wird immer höher und mühsamer für uns erreichbar. Diese letzte Definition von Sünde könnte die schwierigste für uns sein.

Haben Sie bemerkt, daß wir durch das Leben gehen können, ohne jemals zu stehlen, lügen, hassen oder auch nur ein einziges Gebot Gottes zu brechen und jeden Augenblick unsere Gedanken perfekt kontrollieren können, und trotzdem jeden Tag unseres Leben sündigen? Wir könnten alle solche Dinge vermeiden, aber wir könnten dennoch sündigen gemäß dieser letzten Definition der Sünde. Die meisten von uns sehen wahrscheinlich gar nicht ein, daß wir hineinverwickelt sind in die letzte Art von Sünde und bemerken überhaupt nicht, daß es Sünde ist. Wir haben gesehen, daß wir sündigen können durch die Dinge, die wir tun. Aber wir können auch sündigen durch die Dinge, die wir nicht tun.

Jakobus 4, Vers 17 zeigt uns, „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut’s nicht, dem ist’s Sünde.“ Vielleicht haben Sie von der Begehungssünde gehört, zu sündigen durch unsere Handlungen, die wir unternehmen: stehlen, lügen, ehebrechen usw. Aber dieser Vers zeigt uns, daß manche Übertretungen die Unterlassungssünde beinhalten, das Sündigen durch Dinge, die wir versäumen, zu tun.

Jakobus erklärt uns, daß wir sündigen, wenn wir wissen, Gutes zu tun, und erkennen, bestimmte Dinge zu tun, die Tat aber unterlassen. Wir treffen nicht den Maßstab, den Gott für uns gesetzt hat. Wir verfehlen das Ziel.

Die vier Evangelien sind gefüllt mit Beispielen dieser Art Sünde. Jesus geriet oft mit denjenigen aneinander, die im wortgetreuen Gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen fleißig waren, aber niemals erkannten, daß Gott mehr von uns erwartet. In Christi Zeit befaßten sich die Pharisäer mit genauen Listen, was am Sabbat gesetzesmäßig getan werden konnte und was nicht; sie waren gründlich im Zahlen des Zehnten bis zum letzten Samen- oder Gewürzkorn; sie verbrachten Stunden, das Gesetz zu studieren, zu fasten und zu beten. Dennoch nannte sie Christus „blinde Führer“, „Heuchler“ und „Otternbrut“.

Diese Menschen begriffen einfach nicht die Absicht des Gesetzes Gottes. Sie verwandten große Mühe darauf, nicht zu sündigen, konzentrierten sich jedoch so sehr auf diesen Kampf, daß sie kläglich darin versagten, was sie hätten tun sollen.

Betrachten wir die Konflikte, die sie mit Christus hatten. Sie hatten gegensätzliche Meinungen bezüglich der Einhaltung des Sabbats.

Sie waren aufgebracht, daß Christus am Sabbat heilte. Nach ihrer Lehre konnte man am Sabbat nur medizinische Hilfe oder Behandlung geben, wenn es sich um eine lebensbedrohliche Situation handelte. Deshalb waren die Pharisäer wütend, als Jesus großartige Wunder am Sabbat vollbrachte – diejenigen heilte, die seit Jahren verkrüppelt und krank waren. Anstatt sich für die Geheilten zu freuen, waren sie entrüstet. Sie wollten Jesus töten, weil er in ihrer verdrehten Ansicht das Sabbatgebot gebrochen hatte. Sie waren blind gegenüber der Tatsache, daß Jesus Gutes tat, daß er die Not und die Schmerzen der Leute linderte, die seit Jahren gelitten hatten. Wegen ihrer halsstarrigen geistlichen Blindheit und Feindseligkeit nannte Christus sie Heuchler und Schlangen.

Ändern, was wir sind

Wir sollten eine wichtige Lektion hieraus lernen. Absoluter Gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen ändert nicht, was wir sind. Es ist gewiß ein Beginn. Wie wir gesehen haben, ist Gehorsam seinen Gesetzen gegenüber ein Maßstab, den Gott von uns sehen möchte. Aber es gehört mehr dazu als nur das.

Manchesmal machen wir die gleichen Fehler wie die Pharisäer. Wir können uns so sehr darauf konzentrieren, Gottes Gesetz nicht zu brechen, aber dabei den Zweck des Gesetzes aus den Augen verlieren: unser Blickfeld vom egoistischen Denken in ein Interesse und die Liebe für anderen Menschen umzuwandeln.

Wir könnten denken, es sei gut genug, niemals Gottes Gebot zu brechen. Aber was sagte Jesus Christus? Nur ein paar Tage vor seiner Hinrichtung zeigte Jesus denjenigen, die ihm folgen wollten, ganz klar eine Verpflichtung: „Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit ... und alle Völker werden vor ihm versammelt werden ... Da wird der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht angekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen, und ihr habt mich nicht besucht ... Und sie [diejenigen, die keine dieser Dinge getan haben] werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben“ (Matthäus 25,31-43. 46).

Jesus veranschaulichte diesen Punkt durch andere Beispiele. Das Gleichnis von Lazarus und dem reichen Mann (Lukas 16,19-31) liefert ein bedeutendes Beispiel der Unterlassungssünde. Der reiche Mann nahm keine Notiz von einem armen Bettler, einem Mann, der absolut keine Bedeutung in dem geschäftigen Leben des wohlhabenden Mannes hatte, aber bei Gott sehr geschätzt war.

Ein anderer wohlhabender Mann füllte seine Scheunen mit beeindruckenden Vorräten, während er versäumte, eine helfende Hand den Notleidenden auszustrecken (Lukas 12,16-21). Dieser Mann lagerte Schätze für sich selbst, füllte seine Lagerhäuser bis zum Überfluß mit weit mehr, als er selber verbrauchen konnte, während er zur gleichen Zeit keine Aufmerksamkeit für andere zeigte – eine weitere Unterlassungssünde.

Wessen Wille ist am wichtigsten?

Christus lehrt uns zu verstehen, warum es Sünde ist, nicht das zu tun, von dem wir wissen, wir sollten es tun. Er zeigt uns, wessen Wille in unserem Leben am wichtigsten ist: Ist es unser Wille, was wir tun möchten? Oder ist es Gottes Wille, tun wir, was er für das Wichtigste hält? Das nach unserem Wissen Richtige zu unterlassen bedeutet, wir setzen unseren Willen vor Gottes Willen. Es demonstriert Gott, daß wir nicht den Wunsch oder den Charakter haben, seinen Willen über unseren zu stellen. Es zeigt, daß wir nicht bereit sind, uns ihm vollständig zu übergeben. Dies ist der Grund, warum es Sünde ist: Wir stellen uns vor Gott, unseren Willen vor seinen Willen.

Jakobus erläuterte die Vorschrift näher, gute Taten zu tun. Er stellte mehrere grundlegende Fragen über unseren Glauben: „Was hilft’s, liebe Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann der Glaube ihn selig machen? Wenn ein Bruder oder eine Schwester Mangel hätte an Kleidung und an der täglichen Nahrung und jemand unter euch spräche zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gäbet ihnen aber nicht was der Leib nötig hat – was könnte ihnen das helfen? So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber“ (Jakobus 2,14-17).

Jakobus sagt, solcher Glaube – Glaube ohne göttliche Werke – ist nicht zu gebrauchen, wertlos. Solcher Glaube ist von keinem bleibenden Wert, weil er die Person nicht ändert und es dem anderen nicht hilft, nur die Wörter zu hören „wärmt euch und sättigt euch“, wenn er friert und hungrig ist.

Es geschieht durch Taten – durch Werke, das Gute zu tun, von welchem wir wissen, wir sollten es tun –, daß Gott sein Wesen und seinen Charakter in uns baut. Wenn wir unsere selbstsüchtige, sündige Natur loswerden wollen, müssen wir sie mit etwas anderem ersetzen. Wir werden sie nicht einfach magisch, augenblicklich los; wir müssen sie mit Gottes Natur ersetzen, mit seinen Gedanken und Wegen.

Paulus zeigt uns in Galater 5, Vers 16: „Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen.“ Gottes Geist, der in uns arbeitet, wird uns helfen, Sünde zu erkennen und zu vermeiden, so daß wir nicht mehr länger „die Begierden des Fleisches vollbringen“. Dieser Geist wird uns helfen zu erkennen, zu verstehen und zu wachsen in seinen Wegen und macht uns stark, unseren Glauben durch Werke zu zeigen, auf deren Notwendigkeit Jakobus hinwies.

Es gibt für uns reichliche Gelegenheiten, Gutes zu tun, von dem wir wissen, daß wir es tun sollten. Wir können sofort in unserer eigenen Familie beginnen, um sie gesund zu machen und allen Familienmitgliedern einen warmen, liebevollen, unterstützenden, ermutigenden Platz zu geben. Wir haben ebenso in unserer geistlichen Familie reichlich Gelegenheit dazu. Gottes Wort zeigt uns in Jakobus 1, Vers 27, daß wahre Religion darin besteht, „die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal [zu] besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt [zu] halten“.

Gott möchte, daß wir mitfühlendere, mehr Interesse zeigende und aufrichtiger liebende Menschen werden, die seinen Lebensweg widerspiegeln. Er möchte, daß wir Jesus Christus ähnlicher werden, der sein Leben gab als ein lebendiges Opfer für die gesamte Menschheit. Es gibt viele Gelegenheiten für uns, Gutes zu tun: zu ermutigen, stärken, helfen, geben, Liebe zu zeigen für diejenigen, die in Not sind. Wir tun gute Werke, wenn wir solche Dinge tun – unsere Zeit und Energie opfern für das Wohlergehen und die Unterstützung anderer.

Die grundlegende Definition der Sünde

Gott setzt für uns einen hohen Standard im Festlegen und Besiegen der Sünden, die auf uns einwirken. Am Ende zeigen uns diese Definitionen, daß alles Sünde ist, was gegen Gottes Willen steht oder nicht den heiligen Charakter Gottes ausdrückt. Das ist der Maßstab, den Gott für uns gesetzt hat, wie wir durch diese Definitionen gesehen haben.

Unsere Anstrengungen, Sünde zu kennzeichnen und zu beseitigen, kann mit der Geschichte vom Bildhauer verglichen werden, der Späne von einem gewaltigen Steinblock schlägt. Ein anderer Mann fragt ihn, was er meißelt, und der Bildhauer erwidert, „einen Elefanten“. Der andere Mann fragt: „Wie können Sie einen Elefanten modellieren?“ Der Bildhauer überlegt die Frage, dann sagt er: „Es ist wirklich einfach. Sie hauen alles ab, was nicht aussieht wie ein Elefant.“

Wir tun dasselbe wenn wir anfangen, Sünden von unserem Leben abzuhauen. Unser Ziel ist, mit Gottes Hilfe alles abzuhauen, was nicht wie Gott ist. Wir beseitigen die Sünde – alles, was gegen oder nicht Gottes heiligen Charakter ausdrückt – mit dem Zweck, mehr Gottes Willen und seinen Lebensweg vollständig und zur Reife gebracht zu reflektieren.