Dank der „Finale“-Bücherreihe des evangelikalen Autors Timothy LaHaye hat der Glaube an die heimliche Entrückung vor der großen Trübsal wieder Hochkonjunktur.
Von Paul Kieffer
Wird Jesus Christus, wie von manchen populären Predigern behauptet, unsichtbar wiederkehren, um seine Kirche in den Himmel zu entrücken? Dieses Ereignis soll vor der in der Bibel angekündigten großen Trübsal geschehen.
Christen „glauben auch oder wollen glauben, dass dies geschehen wird, ehe die furchtbare Zeit der Trübsal beginnt“, schreibt der ehemalige Baptistenprediger Timothy LaHaye, dessen „Finale“-Bücher (Englisch: „Left Behind“) Bestseller sind. Für LaHaye ist die Entrückung eindeutig biblisch fundiert: „Warum sollten Gläubige es auch nicht glauben? So lehrt es eindeutig das Neue Testament, wenn man alle prophetischen Textpassagen über das zweite Kommen Christi beachtet.“
In einem Punkt hat LaHaye recht: Jesus hat im Neuen Testament eine endzeitliche Ereigniskette vorausgesagt. Dabei geht es um eine Abfolge von Ereignissen bzw. Entwicklungen, die sich vor seiner Wiederkehr zu vollziehen beginnen. Wir finden seine Vorhersage in Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21.
Diese drei Kapitel zeichnen das Nacheinander der Geschehnisse am Ende des gegenwärtigen Zeitalters menschlicher Herrschaft. Führen wir uns vor Augen, was Jesus seinen Jüngern sagte, denn das gilt auch uns heute – Ihnen und mir –, wenn wir ihm gehorsam sind.
Nach falschen Predigern, die unter christlichem Deckmantel ein falsches Evangelium verkünden, sollen Kriege kommen, Hungersnöte und Pestilenz – in dieser Reihenfolge. Und was dann? Die „unsichtbare Wiederkehr“ Christi, die „heimliche Entrückung“ der Kirche unmittelbar vor einer Trübsal? Nein! Genau das Gegenteil!
Hier Jesu Worte:
„Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei . . . und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. Das alles aber ist der Anfang der Wehen. Dann“ – direkt darauf – „werden sie euch der Bedrängnis preisgeben und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern“ (Matthäus 24,6-9).
Haben Sie es erkannt? Jesu eigene Jünger – also diejenigen, die ihm nachfolgen – werden der Bedrängnis preisgegeben und getötet werden. Sie werden einer großen Verfolgung ausgesetzt sein.
Das wäre aber nicht möglich, wenn – wie Timothy LaHaye und andere Prediger behaupten – die Jünger Jesu vor der Trübsal geheimnisvoll in den Himmel entrückt würden und nur Ungläubige auf Erden zurückblieben. Außerdem sagte Jesus, „um seines Namens willen“ würden die Völker sie hassen. Das kann sich eigentlich nur auf Gläubige beziehen, nicht auf Ungläubige.
Die gleiche Aussage Jesu bei Markus: „Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen“ (Markus 13,13). Vor der Wiederkehr Jesu gibt es also ein Martyrium für Christen! Auch im Lukasevangelium steht es (Lukas 21,12. 17).
Gibt es eine Möglichkeit, verschont zu bleiben?
Zwar prophezeite Jesus für die kommende Zeit der großen Trübsal Christenverfolgungen, doch er sagte aber gleichzeitig, für einige werde es einen übernatürlichen Schutz geben. Dieser Schutz hat jedoch nichts mit einer heimlichen Entrückung zu tun!
„So seid allezeit wach“, ermahnte Jesus seine Jünger, „und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn“ (Lukas 21,36). Demnach gibt es eine Möglichkeit, den Nöten, die bald über die Welt kommen werden, zu entfliehen, aber man muss beten und „wach sein“ – geistlich wach bleiben.
Ca. 60 Jahre später wiederholte Jesus die Verheißung an seine Kirche: „Weil du meinen Befehl befolgt hast, geduldig zu warten, werde ich dich vor der schweren Zeit der Prüfung beschützen, die über die ganze Welt kommen wird, um alle zu prüfen, die auf dieser Erde leben“ (Offenbarung 3,10).
Wie aber sollen Christen, die wach sind und beten, entkommen? Die Antwort finden wir im zwölften Kapitel der Offenbarung. Dort wird die wahre Kirche – die Kirche Gottes – als Frau dargestellt (ein in der Bibel häufig verwendetes Sinnbild für die Kirche, vgl. dazu 2. Korinther 11,2). Im 12. Kapitel der Offenbarung geht es um die wahre Kirche Jesu Christi, Kapitel siebzehn der Offenbarung behandelt dagegen falsche Kirchen – eine große Mutterkirche und ihre „Tochterkirchen“.
Vers 6 des zwölften Kapitels beschreibt die Verfolgungszeit des frühen bis späten Mittelalters, als „die Frau [die wahre Kirche] in die Wüste entfloh, wo sie einen Ort hatte, bereitet von Gott“. Die damalige Verfolgung war eine Art Vorläufer der kommenden großen Trübsal mit ihren katastrophalen Heimsuchungen von einem Ausmaß wie nie zuvor in der Geschichte. Nun zu Vers 13:
„Und als der Drache [Satan] sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau“ – damit ist die Verfolgung gemeint, die uns jetzt bevorsteht und Teil der großen Trübsal sein wird. Wie wird die Frau – die Kirche – entkommen? „Und es wurden der Frau gegeben die zwei Flügel des großen Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren Ort“, und zwar für dreieinhalb Jahre.
Nicht in den Himmel wird die Kirche also versetzt, sondern in die Wüste – anscheinend ein Einödgebiet hier irgendwo auf Erden: „Aber die Erde half der Frau . . .“ (Offenbarung 12,13-16).
Kann man es noch deutlicher sagen?
Was geschieht aber mit denen, die nicht für würdig gefunden werden, der kommenden Verfolgung zu entfliehen? „Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht . . .“ – gegen den Rest der Kirche, der nicht entkam. Satan hasst Gottes Kirche so sehr, dass er die Nationen aufwiegelt, die Menschen zu verfolgen, „die Gottes Gebote halten und das Zeugnis Jesu haben“ (Vers 17).
Nach dieser Beschreibung kommt ein Teil der Kirche an einen „sicheren Ort“ hier auf Erden. Hier ist aber keine Rede von „heimlicher Entrückung“! Vergessen wir nicht, was Jesus seinen Jüngern sagte: „Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat. Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird“ (Matthäus 24,20-21). Würde man „heimlich entrückt“, brauchte man sich um den rechten Zeitpunkt dazu keine Gedanken zu machen.
Ist die „große Trübsal“ die Zeit des göttlichen Zorns?
Es gibt noch einen weiteren Irrtum, den die Anhänger der Entrückungstheorie wie Hal Lindsay propagieren. Lindsays 1970 erschienenes Buch Alter Planet Erde wohin? wurde weltweit in mehreren Sprachen in einer Gesamtauflage von ca. 30 Millionen Exemplare verkauft. Was ist der Irrtum, den er und andere verbreiten? Es ist die Annahme, dass die „Trübsal“ und der „Tag des Herrn“ zeitlich zusammenfallen bzw. identisch sind. Dieser Sichtweise nach ist die große Trübsal auf den Zorn Gottes zurückzuführen.
Doch die Bibel lehrt, dass die Trübsal nicht die Zeit des Zornes Gottes, sondern des Zornes Satans ist. Satan ist ja das böse Geistwesen, das nach Auskunft des Apostels Paulus der wahre Gott der Welt in unserem Zeitalter ist: „Der Satan, der Gott dieser Welt, hat die Gedanken der Ungläubigen so verblendet, dass sie das herrliche Licht der Botschaft nicht wahrnehmen können“ (2. Korinther 4,4; „Neues Leben“-Übersetzung).
In Offenbarung 12 liest man davon, dass Satan wütend ist. Er ist derjenige, der für die Verfolgung der Christen, die übrig bleiben bzw. nicht entkommen, verantwortlich ist. Satan hasst die Wege Gottes. Es ist ja auch seine Welt! Daher ist es kein Wunder, dass auch die Welt im Allgemeinen die gute Nachricht vom Reich Gottes hasst.
Was soll, nach Jesu Worten, nun unmittelbar auf den Zorn Satans – die Trübsal – folgen? Nach Meinung der Befürworter der Entrückung käme dann (nach einer ersten, unsichtbaren Wiederkehr) die „zweite Phase“ der Wiederkehr Jesu. Doch Jesus sagt etwas ganz anderes voraus: „Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen“ (Matthäus 24,29).
Beim Propheten Joel heißt es: „Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des Herrn kommt“ (Joel 3,4). Dieser „Tag des Herrn“ ist dann die Zeit, wenn Gott selbst ins Weltgeschehen eingreift. Es ist der Tag seines Zorns gegen die rebellischen Nationen der Welt. In 1. Thessalonischer 5, Vers 2 beschreibt Paulus diese Zeit wie folgt: „Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht.“
Damit ist keine Entrückung gemeint, sondern eben der Zeitpunkt des göttlichen Eingreifens ins Weltgeschehen, ganz kurz vor Jesu Wiederkehr. Wie ein Dieb die Bewohner des Hauses überrascht, so werden die Menschen auf Erden von den Ereignissen der Endzeit unvorbereitet überrascht.
Vergleichen wir das mit Offenbarung 6, Verse 12-13 bzw. Verse 16-17: „Die Sonne wurde finster wie ein schwarzer Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut, und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde . . . und [die Menschen] sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn es ist gekommen der große Tag ihres Zorns und wer kann bestehen?“
Dieser Tag des göttlichen Zorns kommt überraschend – eben wie ein Dieb in der Nacht. Die „Trübsal“ ist damit nicht identisch; sie ereignet sich vorher. Beachten wir, dass während des „Tags des Herrn“ Posaunen zu ertönen beginnen: „Und die sieben Engel mit den sieben Posaunen hatten sich gerüstet zu blasen“ (Offenbarung 8,6). In der Bibel sind Posaunen ein Symbol der drohenden Gefahr bzw. des Krieges.
Sehen wir uns nun einen weiteren erstaunlichen Punkt an, den nur wenige erfasst haben.
Die siebte Posaune
Was geschieht, wenn die siebte und letzte Posaune ertönt? „Und der siebente Engel blies seine Posaune; und es erhoben sich große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit . . . Wir [die 24 Ältesten] danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der du bist und der du warst, dass du an dich genommen hast deine große Macht und herrschest!
Und die Völker sind zornig geworden; und es ist gekommen dein Zorn und die Zeit, die Toten zu richten und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und zu vernichten, die die Erde vernichten“ (Offenbarung 11,15. 17-18).
Der Zeitpunkt also, zu dem die Propheten ihren Lohn erhalten, ist die Zeit der Auferstehung! Und das geschieht bei der siebten und letzten Posaune. Vergleichen wir das nun mit 1. Korinther 15, Verse 51-52:
„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune“ – die siebte und letzte – „erschallen und die Toten“ – darunter die Propheten (vgl. Offenbarung 11,18) – „werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“
Achten Sie auf die zeitliche Reihenfolge, die sich daraus ergibt. Nach der großen Trübsal und nach den darauffolgenden himmlischen Zeichen, während des Tags des Herrn und beim Schall der siebenten Posaune werden die Toten auferweckt und die Gläubigen, deren Lebensführung sich an der Wahrheit orientiert, von Sterblichkeit zu Unsterblichkeit verwandelt.
Das ist keine heimliche Entrückung vor der Trübsal, denn die Toten werden nicht zweimal auferstehen! Die Lebenden werden nicht zweimal zur Unsterblichkeit verwandelt! Hier gibt es nicht die leiseste Andeutung einer „heimlichen Entrückung“ und einer Auferstehung der Heiligen vor der Trübsal.
Aber das ist noch nicht alles. Auch Matthäus schildert das zweite Kommen Christi beim Klang der siebten Posaune. „Und dann“ – nicht vor, sondern nach der Trübsal und nach den himmlischen Zeichen, die auf die Trübsal folgen, und während des Tags des Herrn – „wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen [mit lautem Posaunenschall], und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern“ (Matthäus 24,30-31).
Es ist die Zeit der Auferstehung und die „Auserwählten“ werden gesammelt. Um wen handelt es sich dabei?
Wer sind die „Auserwählten“
In Lukas 18, Vers 7 lesen wir: „Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen?“ Diese „Auserwählten“ sind nicht die Juden! Als Volk werden die Juden erst dann bekehrt werden, wenn Christus zurückkehrt. Heute ist die überwiegende Mehrheit der Juden nicht berufen (Römer 11,28). Diverse Bibelstellen belegen, dass wahre Christen heute die „Auserwählten“ sind, die beim Schall der „hellen Posaunen“ gesammelt werden (1. Petrus 1,1-2; Kolosser 3,12; Römer 8,33 usw.).
Auch Paulus erwähnt Posaunenklang als Begleiterscheinung der Wiederkehr Christi. „Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen . . .“ (1. Thessalonicher 4,16-17).
Wieder sehen wir die Verbindung zwischen Posaunenschall und Auferstehung. Nach 1. Korinther 15, Vers 52 handelt es sich hier um die Zeit der letzten Posaune. Und in Offenbarung 11, Verse 15, 17 und 18 fällt die letzte bzw. siebte Posaune ebenfalls mit der Auferstehung zusammen.
Jesu Ölbergprophezeiung und das Buch der Offenbarung lassen übereinstimmend das Ertönen der siebten Posaune und die Auferstehung zeitlich nach der Trübsal geschehen – auf dem Höhepunkt vom „Tag des Herrn“! Es handelt sich hier beide Male um dieselbe Posaune, nicht um zwei verschiedene. Für eine „heimliche Entrückung“ bleibt da gar kein Platz mehr.
Eine bekannte Stelle, die man gern als Gegenbeweis zu den angeführten, doch sehr deutlichen Aussagen heranzieht, ist Vers 14 aus dem ersten Brief an die Gemeinde zu Thessalonich, Kapitel 4. „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind“ – die Entschlafenen, laut Paulus, ruhen im Grab und sind keineswegs im Himmel – „durch Jesus mit ihm einherführen.“
Aus diesem Vers glaubt man ableiten zu können, dass dreieinhalb oder sieben Jahre (je nachdem) vor Jesu Wiederkehr eine „heimliche Entrückung“ stattfinden werde, das heißt ein geheimnisvolles Versetzen der Toten und der lebenden Christen in den Himmel. Von dort aus werden sie Jesus später bei seiner Wiederkehr zur Erde begleiten.
Kann man Vers 14 so deuten? Wie soll Jesus die in den Gräbern Ruhenden plötzlich mit sich „einherführen“? Die nächsten Verse widerlegen diese Idee schon. „Zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen“ (Vers 16).
Mit anderen Worten: Jesus kommt mit der Stimme des Erzengels vom Himmel herab auf die Erde, nicht abermit den Heiligen, sondern um die Heiligen erst aufzuerwecken! „Der Herr wird . . . herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen“ (Vers 16).
Bei Jesu Herabkommen werden zuerst die Toten auferweckt. Sie erheben sich in die Luft, Christus entgegen. Die Begegnung mit Christus spielt sich eigentlich „in der Luft“ ab – also in der Atmosphärenhülle unserer Erde.
„Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen . . .“ Auch wir werden in die Luft auffahren, zusammen mit den Auferstandenen, denen, die Jesus dann zur Erde „einherführen“ wird. Dies alles vollzieht sich nach der Trübsal beim Ertönen der letzten Posaune, wenn Jesus sichtbar wiederkehrt, in Macht und Herrlichkeit.
Nehmen wir an, Sie hätten einen Freund, der heute von einer Reise wiederkommt und den Sie vom Bahnhof (oder wo er sonst ankommt) abholen und nach Hause begleiten. Ebenso ist es nur natürlich, dass wir Jesus gewissermaßen „entgegengehen“, ihn sozusagen „abholen“ und dann gemeinsam mit ihm zur Erde zurückkehren, zum Ölberg bei Jerusalem.
Käme Ihr Freund heute nach Hause, Sie würden doch sicher nicht mit ihm noch einmal an den Ort zurückfahren, wo er herkam, und dann die ganze Heimreise noch einmal zusammen machen, oder? Das wäre lächerlich!
Doch genauso stellt man sich die „heimliche Entrückung“ vor – Jesus kommt, nimmt einen noch einmal mit zurück an den Ausgangspunkt (Himmel), um dann die „Heimreise“ erneut anzutreten.
Art und Weise der Wiederkehr
Wie hat Jesus die Erde verlassen? Die Antwort auf die Frage ist wichtig, weil sie einiges über die Wiederkehr Jesu offenbart. „Als er [Jesus] das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der heißt Ölberg“ (Apostelgeschichte 1,9-12).
Vollzog sich die Himmelfahrt in zwei Phasen, einer unsichtbaren und einer sichtbaren? Keineswegs! Dann wird sich auch seine Wiederkehr nicht in zwei Phasen vollziehen, denn Jesus wird das zweite Mal so kommen, wie er beim ersten Mal gegangen ist.
Dass sich diese Verheißung genauso erfüllt, ist bereits im Alten Testament vorausgesagt: „Siehe, es kommt für den Herrn die Zeit . . . Und seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg“ (Sacharja 14,1. 4). Jesus ist also sichtbar vom Ölberg aufgefahren. Sichtbar wird er darauf zurückkehren – diesmal aber mit der Allmacht und Herrlichkeit Gottes als König der Könige.
Wichtig ist auch, dass er noch am Tage seiner Wiederkehr den Fuß auf den Ölberg setzen wird: „Und es wird ein einziger Tag sein . . . es wird nicht Tag und Nacht sein, und auch um den Abend wird es licht sein“ (Vers 7). Das ist der Höhepunkt des in der Bibel als „Tag des Herrn“ bezeichneten Zeitraumes. Dieser eine Vierundzwanzigstundentag wird für die babylonische Zivilisation unserer Welt das Ende bedeuten.
Beachten Sie auch, dass Jesus noch am selben Tage, da er vom Himmel herabkommt, seinen Fuß auf die Erde setzt – nicht dreieinhalb, sieben oder tausend Jahre später. So steht es in der Bibel!
Weder vor der Trübsal noch irgendwann sonst gibt es eine heimliche Entrückung. Die Auferstehung erfolgt am Tag des göttlichen Zorns, nach der Trübsal, beim mächtigen Schall der siebten Posaune. Die Trübsal selbst ist nicht identisch mit dem Tag des Herrn, denn beides sind verschiedene, voneinander abgegrenzte Phasen des prophezeiten Geschehens in der Endzeit. Christus fuhr sichtbar zum Himmel auf. Sichtbar wird er auch von dort herabkommen.
Manche berufen sich auf nebensächliche, aus dem Zusammenhang gerissene Schriftstellen, die sie umdeuten, um ihre Theorie zu stützen. Offenbarung 4, Verse 1-2 ist ein solches Beispiel.
In diesen Versen soll angeblich die Entrückung dargestellt sein. Doch die beiden Verse sagen das nicht aus! „Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich mit mir hatte reden hören wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll. Alsbald wurde ich vom Geist ergriffen. Und siehe, ein Thron stand im Himmel und auf dem Thron saß einer.“ Johannes sieht die Prophezeiung im Buch der Offenbarung sich im Himmel entfalten, weil das der augenblickliche Wohnsitz Jesu ist und nicht, weil eine Entrückung stattgefunden hätte oder stattfinden wird.
Ein Verfechter der Entrückungstheorie meinte vor einigen Jahren, die Bibelstelle in 2. Thessalonicher 2, Verse 7-8 würde sich auf die Entrückung beziehen. Als Begründung führte er an, dass sich die in diesen Versen enthaltene Prophezeiung noch nicht zu erfüllen begonnen habe. Erst müsse Christus kommen und „die Kirche vor der Trübsal entrücken“. Dagegen spricht aber schon der Anfang des siebenten Verses: „Denn es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit“ – „schon“, das heißt schon damals, zu Lebzeiten des Apostels Paulus.
Die Reihenfolge beachten
Mit anderen Worten: Die Prophezeiung in 2. Thessalonicher, Kapitel 2 war bereits dabei, erfüllt zu werden. Wichtig auch hier ist wieder das zeitliche Nacheinander. Die Thessalonicher hatten an Paulus die Frage gerichtet, wie lange sie bis zur Wiederkehr Christi und der Auferstehung noch warten müssten. Paulus antwortete, der Tag Christi käme erst, nachdem zwei Ereignisse stattgefunden haben: „Denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden, der Sohn des Verderbens“ (Vers 3).
Erst muss eine Apostasie – ein Abfall – kommen und der Mensch der Sünde in Erscheinung treten. Bis das geschieht, wird der Tag Christi, wie es wörtlich heißt, „aufgehalten“. Christus kommt nicht eher und die Auferstehung findet nicht eher statt, als bis die Apostasie begonnen und der Mensch der Sünde sich in den Tempel Gottes gesetzt hat „und vorgibt, er sei Gott“ (Vers 4).
Halten wir fest, dass all dies vor der Auferstehung stattfinden muss, wenn Christus kommt, um „Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus“ (2. Thessalonicher 1,8-9).
Christus kann erst zurückkehren und seine Heiligen auferstehen lassen, wenn der „Mensch der Sünde“, der eine große Apostasie anführt, sein Hauptquartier nach Jerusalem verlegt (siehe Daniel 11,44-45 und Offenbarung 11). Der „Mensch der Sünde“ vertritt eine Irrlehre, die in ihrem Ursprung auf das „große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Gräuel auf Erden“, zurückzuführen ist (Offenbarung 17,5).
Satan wird also in der Endzeit einen mächtigen falschen Propheten erwecken, dessen Einfluss nicht von politischen Barrieren eingeschränkt sein wird. Satan wird das endzeitliche babylonische religiöse System mit seinem Zentrum in Rom lenken und seinen Propheten dazu benutzen, eine leichtgläubige Welt zu verführen, die nicht sorgfältig in der Bibel überprüfen wird, ob das, was er behauptet, wirklich von Gott kommt (2. Thessalonicher 2,9-12; Offenbarung 19,20).
Wir dürfen niemals die Geschicklichkeit unterschätzen, die Satan bei seiner Verführung der Menschheit an den Tag legt. Das Buch der Offenbarung sagt unverblümt: Er ist „der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt“ (Offenbarung 12,9).
Wie viele Menschen werden von Satan verführt und als Resultat ahnungslos in die grauenhafteste Zeit der Verfolgung und Qual hineingehen, die es je in der Geschichte gegeben hat? Nur eine Möglichkeit gibt es, ihr zu entkommen, und das ist nicht die „heimliche Entrückung“, sondern die Beherzigung der Ermahnung Jesu. „So seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn“ (Lukas 21,36).
Die Bibel offenbart mehr als eine Auferstehung
Christus hat ganz klar gesagt: „Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will“ (Johannes 5,21). Beide, sowohl der Vater als auch der Sohn, haben die Autorität und die Macht, Tote aufzuerwecken. Dann fährt Jesus fort: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben . . . Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen“ (Verse 25, 29-30).
Während mehrere Abschnitte der Bibel verdeutlichen, dass es eine zukünftige Auferstehung sowohl der gerechten als auch der ungerechten Menschen geben wird (Johannes 5,29; Daniel 12,2; Apostelgeschichte 24,15), wird der lange Zeitunterschied bei diesen beiden unterschiedlichen Gruppen von dem Apostel Johannes erst in Offenbarung 20 klargelegt: „Und ich sah Throne und sie setzten sich darauf . . . diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre“ (Vers 4).
Der erste Satz des nächsten Verses weist uns dann auf eine viel später erfolgende zweite Auferstehung hin: „Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden“ (Vers 5).
Der letzte Satz von Vers 5 bezieht sich dann erneut auf die bereits in Vers 4 begonnene Beschreibung der Auferstehung der gerechten Heiligen: „Dies ist die erste Auferstehung.“ Diese erste Auferstehung umfasst diejenigen, die Gott treu geblieben sind und die gemeinsam mit Christus seine tausendjährige Herrschaft ausüben werden.
Vers 6 fährt dann damit fort, die Bedingungen für die erste Auferstehung zu definieren: „Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.“
Doktrinär gesehen ist Offenbarung 20 eines der wichtigsten Kapitel der Bibel. Es das einzige Kapitel in der ganzen Bibel, das den Zeitunterschied zwischen diesen Auferstehungen aufzeigt, sowie wer jeweils daran Anteil haben wird. Beide Auferstehungen spielen eine entscheidende Rolle in Gottes Plan bei seinem Vorhaben für die Menschheit.