Was veranlaßt jemanden, einen Menschen zu töten? Was waren die Konsequenzen der ungerechtesten Tötung in der ganzen Menschheitsgeschichte?

Von Howard Davis

Weltweit gilt das Töten unschuldiger Menschen als verachtenswert. Nur ein Verrückter oder ein absolut böser Mensch tötet seinen eigenen Bruder bzw. Freund. Solche Schandtaten werden nicht von normalen Menschen wie Ihnen und mir, sondern von Verrückten verübt.

Das Motiv Mord und Totschlag taucht immer wieder in der Literatur auf, beispielsweise in dem Mythos von Ödipus Rex, der griechischen Tragödie der Antike, in der Ödipus unwissend seinen eigenen Vater Laios, den König von Theben, tötet und seine eigene Mutter heiratet. Sie begeht Selbstmord, nachdem sie seine wahre Identität entdeckt.

Manche echten Morde sind seltsamer als Dichtung. Gajus Julius Cäsar wurde 44 v. Chr. von seinem Freund und Verbündeten Brutus auf der Treppe des römischen Senats ermordet. Jener Mord beendete eine Laufbahn, die den Verlauf der Geschichte verändert hatte. Der englische König Heinrich VIII. ließ seine zweite Frau, Anna Boleyn, enthaupten, die Mutter von Königin Elisabeth I. Die glücklose Anna wurde angeblich enthauptet, weil sie keinen männlichen Thronfolger zur Welt brachte. Aus dem gleichen Grund ließ Heinrich seine fünfte Frau, Catherine Howard, hinrichten.

Die Weigerung des Papstes, Heinrich eine weitere Scheidung zu erlauben, führte zum offenen Bruch mit Rom. Danach erklärte sich Heinrich zum Oberhaupt der Kirche von England und forderte die Anerkennung seiner Stellung durch das Ablegen eines Eides, für dessen Verweigerung er die Todesstrafe androhte. Schließlich versuchte das katholische Spanien mit seiner Armada vergeblich, England mit Gewalt wieder in die Einflußsphäre der römischen Kirche zu bringen.

Fast jeder kennt die Geschichte des ersten Mordes in der Bibel. Kain erschlug seinen Bruder Abel, anscheinend aus Eifersucht, weil Gott Abels Opfer angenommen und Kain für seine Haltung beim Opfern getadelt hatte. Es sollte freilich nicht das letzte Mal sein, daß Eifersucht zu einem Mord führte.

Ca. 4000 Jahre später wurde Jesus von Nazareth ermordet. Von dem Verrat durch den Kuß eines Vertrauten bis hin zu der Leugnung des Petrus in der Stunde der größten Not seines Herrn übersteigt die Bedeutung und die Wichtigkeit des Todes Jesu alle anderen Morde in der Menschheitsgeschichte.

Warum mußte Jesus sterben? Warum wurde er als Verbrecher verklagt? Wer trägt eigentlich die Verantwortung für seinen Tod? Was hat der Mord an ihm vor 2000 Jahren, der wie die Hinrichtung eines Verbrechers aussah, mit uns heute zu tun?

Die tragischen Folgen eines tragischen Mordes

Die Details um den Mord an Jesus sind hinlänglich bekannt. Die Festlegung der Schuld an seinem Tod offenbart die wohl größte Verderbtheit in der Menschheitsgeschichte.

Nach der Heiligen Schrift war Jesus sowohl göttlich als auch menschlich. Er war der Sohn Gottes und zugleich der Menschensohn. Seine Mutter war zwar jüdisch, aber seine Botschaft der Liebe galt allen Menschen. Jesus liebte „die Seinen“ (Johannes 1,11), die Juden, um deretwillen er auch geweint hat.

Er liebte aber auch die Heiden, mit denen er zu tun hatte, und ignorierte dabei einige der gesellschaftlichen Tabus seiner Zeit. Einem Lehrer der Juden, dem Nikodemus, sagte Jesus: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde“ (Johannes 3,17).

Ein Schandfleck in der Geschichtsschreibung ist die Rechtfertigung, die die Nationalsozialisten Deutschlands für ihre Behandlung der Juden anführten. Die eifrigen Anhänger Adolf Hitlers, die die Lehren Jesu Christi eigentlich gar nicht respektierten, gaben den Juden in allen ihren Generationen die Kollektivschuld für den Tod des Sohnes Gottes. Damit, so die Sichtweise jener Nazis, hätten die Juden die Verfolgung und ihr damit verbundenes Leiden verdient.

Die Vorstellung, daß nur die Juden den Tod Jesu verantworten müssen, läßt sich durch die Bibel nicht beweisen. Interessanterweise waren die Nationalsozialisten nicht die ersten, die diese Sichtweise vertraten. Jahrhundertelang hat das etablierte Christentum, zunächst römisch-katholischer Prägung und anschießend auch evangelischer, die Juden wegen ihrer angeblichen Schuld an dem Tod Jesu angeprangert.

Die Verantwortung der Religion

Der römisch-katholische Gelehrte Thomas Lederer stellte 1998 fest, „daß ganz gleich, ob Hitlers unbeschreiblich unmenschliche Taten gegen die Juden durch völkischen Haß, religiöse Vorurteile oder ein abscheuliches Wirtschaftssystem inspiriert wurden, ruft Papst Johannes Paul II. heute Katholiken weltweit dazu auf, wenigstens einen Teil der Verantwortung für den religiösen Vorwand zu übernehmen, dessen sich die nationalsozialistischen Apostel des Hasses bedienten.

Dem Papst zufolge konnten sich Christen leichter von der Realität der Gaskammern und der Todeslager mit den vorgefaßten Meinungen einer jüdischen Schuld am Tod Christi abwenden. Solche Meinungen flossen in den Adern jener, die im frühen Kindesalter eine Infusion an christlicher Bildung erhalten hatten. ,In der christlichen Welt ... zirkulierten zu lange falsche und ungerechte Interpretationen des Neuen Testamentes in bezug auf das jüdische Volk und seine angebliche Schuld‘, stellte Johannes Paul II. im Oktober 1997 in einer Ansprache vor Theologen fest, die an einem Symposium des Vatikans über die Wurzeln des Antisemitismus in der christlichen Lehre teilnahmen.

Diese Lehren ,trugen derart zur Beschwichtigung von Gewissen bei, daß der geistliche Widerstand mancher nicht das war, was die Menschlichkeit verlangt hätte, als eine vom heidnischen Antisemitismus genährte Verfolgungswelle über Europa hinwegfegte‘ “ („2000 Years: Relations Between Catholics and Jews Before and After Vatican II“).

Rassismus, Haß und Gewalt gegen Juden oder irgendeine andere ethnische Gruppe widerspricht der Lehre Jesu und seiner Apostel. Jesus war kein Antisemit, lehrte er doch: „Das Heil kommt von den Juden“ (Johannes 4,22). Jesus und seine Jünger lehrten die Liebe zu allen Menschen, ganz gleich welcher Herkunft sie sind.

Jesu Jünger waren Augenzeugen der schrecklichen Gewalt an ihrem Herrn. Sie hatten gesehen, wie er mißhandelt und getötet wurde. Vor Pontius Pilatus hatte Jesus gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt“ (Johannes 18,36).

Tödliche Vorurteile schlagen Wurzeln

Nur ca. 50 Jahre nach dem Tod der letzten der ersten Apostel nistete sich der Antisemitismus in dem römischen Christentum ein. Viele Traditionen und Lehren römischer Christen waren anders als die Jesu, seiner Apostel und der ersten Christen. Eine große Veränderung war im Gange. Frühe Theologen der nachbiblischen Kirchengeschichte legten die Grundsteine für die Rechtfertigung der Gewalt gegen Juden.

Ca. 150 n. Chr. schrieb der Kirchenvater Justin der Märtyrer (ca. 100-165 n. Chr.) in bezug auf die Juden: „Die Trübsale wurden euch gerechterweise auferlegt, denn ihr habt den Gerechten ermordet“ („Dialog mit dem Juden Tryphon“, XVI, 3-4).

In dem Buch Israel, mein Volk schreibt M. Basilea Schlink, daß „christliche Theologen des 3. Jahrhunderts, darunter Hippolytus und Origenes ... diese Theorie“ einer einzigartigen Schuld der Juden an der Kreuzigung Christi entwickelten. Bis zum 4. Jahrhundert „herrschte sie im christlichen Denken vor“ (Verlag Evangelische Marienschwesternschaft, Darmstadt, Seite 46).

Die Anklage der Tötung Jesu wurde nicht nur gegen die Juden erhoben, die zeitgleich mit Jesus lebten, sondern gegen das jüdische Volk in allen Zeiten. M. Basilea Schlink nennt den Theologen Chrysostomus (344-407 n. Chr.) als Autor der verwerflichsten Rechtfertigung für den Völkermord.

Für ihre Tötung des Sohnes Gottes war das Schicksal der Juden, hingeschlachtet zu werden, in aller Ewigkeit gerechtfertigt. Für dieses Verbrechen ist „keine Sühne, kein Ablaß, keine Vergebung möglich“; mit ihrem „abscheulichen Attentat auf Christus“ hätten sich die Juden dieses Los eingehandelt (zitiert bei Schlink, Seite 51).

Der Theologe Lederer beschreibt die Beschuldigung, die zur gedanklichen Grundlage der Anklage gegen die Juden wurde: „Es scheint der Vorwurf des Gottesmordes zu sein, die die Kluft zwischen den Juden des ersten Jahrhunderts und Christen unüberbrückbar weit aufriß: Indem sich die Juden bei der Kreuzigung Jesu mit den Römern verschworen, haben sie den prophezeiten Messias nicht angenommen, sondern Gott auf der Erde getötet“ (Lederer).

Dem späteren Christentum gelang es nicht, den ansteckungsfähigen Antisemitismus auszumerzen. Die These der alleinigen Schuld der Juden blieb haften. Manche Protestanten waren genauso antisemitisch wie ihre katholischen Vorgänger. „In der katholischen antijüdischen Gesetzgebung des Mittelalters fanden Hitler und die Nazis ein Muster für ihre eigenen Gesetze. Sie lasen und druckten Martin Luthers antisemitischen Schriften nach.

Es ist lehrreich, daß der Holocaust in dem einzigen großen Land Europas ausgelöst wurde, in dem die Zahl der Katholiken und Protestanten in etwa gleich ist. Beide Traditionen waren mit Judenhaß durchsetzt“ (Michael L. Brown, Our Hands Are Stained with Blood: The Tragic Story of the Church and the Jewish People, Destiny Image Publishers, 1992, Seite 7).

Die wahre Kirche und die Juden

Im Neuen Testament finden wir keinen Hinweis auf Antisemitismus in der frühen Kirche. Im Gegenteil: Das geistliche Wohlergehen der Juden lag den Aposteln sehr am Herzen, wie beispielsweise dem Apostel Paulus: „Ich [habe] große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlaß in meinem Herzen. Ich selber wünschte, verflucht und von Christus getrennt zu sein für meine Brüder, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch, die Israeliten sind, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und der Bund und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen“ (Römer 9,2-4).

Wäre es möglich gewesen, zugunsten der Bekehrung seiner Landsleute selbst auf das ewige Leben und den Eintritt in das Reich Gottes zu verzichten, hätte Paulus es getan. Antisemitische Gedanken waren Paulus fremd – das Gegenteil seines Glaubens und seiner Lehre.

Jesus sagte, daß das Gesetz nicht vergehen wird, „bis Himmel und Erde vergehen“ (Matthäus 5,18). Ein antisemitischer Haß gegen „jüdische“ Aspekte im Gesetz Gottes entstand erst, als ein abgewandeltes Christentum in Rom sich von den Vorgaben der Bibel distanzierte.

Paulus’ Anweisungen an die vorwiegend heidenchristliche Gemeinde in Rom liefen der späteren antisemitischen Haltung dem Gesetz Gottes gegenüber zuwider, das Gott durch Israel gegeben hatte. Haßerfüllte römische Bischöfe versahen all diejenigen mit dem Etikett jüdisch, die die Haltung des Paulus zum Gesetz Gottes einnahmen. Paulus betonte die Notwendigkeit, das Gesetz zu halten, um die Gabe der Rechtfertigung von Gott zu erlangen (Römer 2,13). Paulus nannte das Gebot Gottes „heilig, gerecht und gut“ (Römer 7,12).

Hinsichtlich der Verantwortung für den Tod Jesu konzentrierte sich die frühe Kirche nicht allein auf die Juden. Nachdem der Hohe Rat Petrus und Johannes bedroht hatte, versammelte sich die Gemeinde zum Gebet: „Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen Christus. Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, zu tun, was deine Hand und dein Ratschluß zuvor bestimmt hatten, daß es geschehen solle“ (Apostelgeschichte 4,26-28).

Zu denen, die sich „wider den Herrn“ versammelt hatten, gehörten König Herodes (der kein Jude war), der römische Statthalter Pontius Pilatus als Vertreter der größten Macht jener Zeit, die Heiden und die Israeliten. Die frühe Kirche machte nicht ausschließlich die Juden für Jesu Tod verantwortlich – auch die Heiden waren daran beteiligt.

Paulus räumte schon ein, daß seine Landsleute „den Herrn Jesus getötet“ hatten (1. Thessalonicher 2,14-15). Er hielt jedoch auch andere für Jesu Tod verantwortlich: „Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt“ (1. Korinther 2,7-8).

Paulus wies auf die geistliche Unkenntnis und Blindheit der Herrscher hin, die die Verantwortung für die Kreuzigung trugen. Damit meinte er in erster Linie die heidnische und jüdische Obrigkeit einschließlich der Hohenpriester in Jerusalem. Paulus wußte, daß nicht allein die Juden die Schuld für den Mord an Jesus auf sich geladen hatten.

Die biblische Geschichte

Wenige Wochen vor dem Passah des Jahres 31 n. Chr. hat Jesus seinen Freund Lazarus in Bethanien, nur wenige Kilometer von Jerusalem entfernt, wieder zum Leben erweckt. Die Nachricht über die Auferstehung von Lazarus erreichte bald die religiösen Führer des Judentums in Jerusalem. Für sie stellte Jesus eine Bedrohung dar. Er hatte sie wegen ihrer Heuchelei oft kritisiert, und er hatte viele Anhänger, von denen einige ihn für den verheißenen Messias hielten, der Israel retten sollte.

„Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer den Hohen Rat und sprachen: Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen. Lassen wir ihn so, dann werden sie alle an ihn glauben, und dann kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute ... Von dem Tage an war es für sie beschlossen, daß sie ihn töteten“ (Johannes 11,47-48. 53).

Einer der Jünger Jesu, Judas Ischariot, verriet ihn gegen Mitternacht im Garten Gethsemane. Dort wurde Jesus von dem Pöbel, das die Hohenpriester dazu angestiftet hatte, festgenommen.

In einem Verhör vor dem Hohenpriester bestätigte Jesus, daß er der Sohn Gottes ist. Daraufhin wurde Jesus wegen Gotteslästerung angeklagt. Die Führer der Juden übergaben Jesus dem römischen Statthalter Pilatus, der ihn, nachdem er ihn zu Herodes gesandt hatte, freilassen wollte. Pilatus konnte keinen berechtigten Grund für eine Anklage erkennen.

Die religiösen Führer der Juden ließen jedoch nicht nach. Sie manipulierten eine andere Ansammlung von Menschen, Pilatus dahingebend zu bedrängen, Jesus nicht freizulassen. Jedes Jahr zum Passah war es nämlich die Gewohnheit von Pilatus, einen Gefangenen zu befreien.

Schließlich willigte Pilatus ein. Er ließ Jesus zunächst geißeln, eine Bestrafung, die im Normalfall für zum Tode durch Kreuzigung Verurteilte nicht verhängt wurde. Die Kreuzigung selbst war für gemeine Verbrecher und die Feinde Roms vorgesehen.

Gegen 9.00 Uhr nagelten die römischen Soldaten Jesus an einen Pfahl und stellten ihn aufrecht. Manche waren geschockt, andere verspotteten Jesus, als er hilflos am Kreuz hing: „Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz herab. Dann wollen wir an ihn glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn“ (Matthäus 27,42-43).

Als „um die neunte Stunde“ (gegen 15.00 Uhr) der Hohepriester mit dem Schlachten der Lämmer für das Passah begann, schrie Jesus laut: „Eli, Eli, lama asabtani? das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46).

Jesu Schmerzen waren fast zu Ende. Sein Puls verlangsamte sich und hörte dann vollständig auf. Ein eindrückliches Naturschauspiel begleitete das Ableben Jesu, als sich der Himmel verdunkelte und ein Erdbeben veranlaßte, daß im Tempel nur wenige hundert Meter von der Kreuzigungsstätte entfernt der Vorhang, der den Eingang zum Allerheiligsten abriegelte, von oben nach unten zerriß. Der Mord an dem Sohn Gottes war das größte Verbrechen gegen die Menschheit, das von Menschen verübt wurde und doch allen Menschen dient.

Warum mußte er sterben?

Die Bedeutung des Todes Jesu Christi wird in anderen Bibelstellen erläutert. Wir alle, ganz gleich welcher Herkunft wir sind, haben unseren Anteil an dem Tod des vollkommen gerechten Sohnes Gottes, der den Tod nicht verdient hatte.

Die ganze Menschheit trägt die Schuld an Jesu Tod. Aus diesem Grund ist Antisemitismus als Ausdruck der Schuldzuweisung absolut ungerechtfertigt. Das Schöne an seinem Opfer ist, daß damit die Schuld für alle Verbrechen und Sünden der Menschheit durch diesen spektakulären Akt der Selbstlosigkeit getilgt wird.

Der einzige Mann, der jemals ein vollkommenes Leben geführt hat, gab dieses Leben für Pontius Pilatus, Herodes, die Heiden und alle Israeliten, einschließlich der Juden, her. Er starb auch für Judas, der ihn verriet, für Petrus, der ihn leugnete, für die falschen Zeugen, die gegen ihn aussagten, für die Priester, die ihn verurteilten, und für die Römer, die ihn quälten und hinrichteten. Er starb für alle Gewalt, Lügen und Haß der Kinder Israels und der Heiden.

Als Jesus verhaftet wurde, verließen ihn alle seine Jünger. Als er gekreuzigt wurde, waren von denen, die ihm nachgefolgt waren, fast keine mehr bei ihm. Heute lehnen ihn immer noch die meisten Menschen ab. Obwohl die Welt ungläubig ist, soll das Wissen um sein Opfer uns zum Verständnis und zum Glauben bewegen.

Wer tötete Jesus Christus?

In einer der bewegendsten Prophezeiungen der Bibel sagte der Prophet Jesaja voraus, wer die Verantwortung für den Mord an Jesus trägt und was diese Erkenntnis für einen jeden Menschen bedeutet.

„Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen.

Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn ... Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war. Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist ...

Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden ... dafür daß er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten“ (Jesaja 53,3-6. 8-9. 11-12; Hervorhebung durch uns).

Wer tötete Jesus Christus? Sie und ich. Wir alle töteten ihn. Wenn wir diese Tatsache akzeptieren, öffnet sich uns nach dem Willen Gottes der Weg in sein ewiges Reich, das Reich Gottes. Wie wollen Sie sich nun zu der Anklage bekennen? Erkennen Sie Ihre Schuld? Der Apostel Petrus fordert Sie auf: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden!“ (Apostelgeschichte 2,38).