„So seid nun wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allem, was geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn“ (Lukas 21,36).

Von Kurt Schmitz und Paul Kieffer

In ihrer Entwicklung sind die Menschen sehr „fortschrittlich“ geworden, wobei der Begriff „Fortschritt“ definitionsbedürftig ist. Auf der einen Seite künden Meldungen in gewissen Abständen von den neuesten Errungenschaften auf den Gebieten der Naturwissenschaften und der Medizin. Andererseits zeigt sich der wachsende Abstand zwischen den Menschen und ihrem Schöpfer, dass wir immer weiter von unserem Gott „fortschreiten“ bzw. uns entfernen. Zum Teil sind beide Arten des „Fortschritts“ miteinander verknüpft. Der Mensch schwingt sich durch die Gentechnik wohl unbewusst auf, den Schöpfer zu spielen. Davon erhoffen sich manche Experten, ein Wunschkind sozusagen „auf Bestellung“ zu ermöglichen. Durch die Legalisierung der Abtreibung maßt sich der Mensch an zu entscheiden, wer leben darf. Durch die Legalisierung der Sterbehilfe entscheidet der Mensch, wer frühzeitig sterben darf. Es ist nicht auszuschließen, dass zukünftig vielleicht auch bestimmt wird, wer frühzeitig sterben muss.

Aber auch auf einem anderen Gebiet gibt es diejenigen, die über Leben und Tod entscheiden. Die Terrorszene, lange Zeit nur in Palästina und Israel beheimatet, gestaltet sich immer mehr zu einem weltweiten Phänomen. Es wird langsam klar, dass unsere Welt heute eine ganz andere ist als vor nur einigen Jahrzehnten. So kam es dann, dass sie aßen, tranken und ihren Weg gingen, bis dann plötzlich und unerwartet am 11. September 2001 in New York, am 12. Dezember 2002 in Bali und am 11. März 2004 in Madrid das Verderben auf viele Menschen hereinbrach.

Das traurige Schicksal, das die Opfer bei diesen und anderen Anschlägen erfahren haben, erinnert an eine Warnung Jesu in Bezug auf eine Zeit, in der die Menschheitsgeschichte sehr weit vorangeschritten sein wird: „Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch sein das Kommen des Menschensohns. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging; und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohns“ (Matthäus 24,37-39; alle Hervorhebungen durch uns).

Wenn wir uns die Prophezeiungen im Alten sowie im Neuen Testament ansehen, erkennen wir, dass noch sehr schlimme Zeiten auf die Erde und damit auf die Menschen zukommen. Da kann man schon leicht ins Schwitzen kommen! Nun, wir wissen nicht, wann genau die Endzeitprophezeiungen der Bibel in Erfüllung gehen werden, aber wir können vorher wissen, was kommen wird. Denn gemäß Amos 3, Vers 7 tut Gott nichts, ohne es vorher bekanntzugeben. Darüber hinaus wissen wir, dass ein Großteil der biblischen Prophezeiungen mit der Wiederkehr Jesu Christi und der Zeit unmittelbar davor zu tun hat.

Jesus gibt uns einen Hinweis, was wir tun sollen, um für die Zeit vor seiner Wiederkehr gerüstet zu sein: „So seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn“ (Lukas 21,36). Jesus sagt hier, dass wir allem, was geschehen soll, entfliehen können. Brauchen wir denn wirklich nichts für uns zu erleiden? Dann könnten wir uns ja zurücklehnen und die anderen, die dieses Wissen nicht haben, bedauern. Dürfen wir es uns aber wirklich so einfach machen?

Wie sollen wir das verstehen? Kommt nicht doch noch etwas auf uns zu?

Ungeschoren kommen Christen nicht davon

Die Vorstellung, dass Christen ungeprüft in das Reich Gottes eingehen werden, widerspricht den Aussagen der Heiligen Schrift. In einem Abschnitt, in dem der Apostel Paulus „die letzten Tage“ behandelte, schrieb er: „Alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden“ (2. Timotheus 3,1. 12).

Der Apostel Petrus fügte hinzu: „Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt“ (1. Petrus 4,12-13). Auch Petrus verknüpfte seine Ermahnung mit der Überzeugung, diese Anfechtung würde zur Zeit des Endes stattfinden (Vers 7).

Als seine Jünger ihn fragten, was die Zeichen seiner Wiederkehr sein würden, wies Jesus u. a. auch auf die Möglichkeit der Verfolgung hin: „Vor diesem allen werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen, und werden euch überantworten den Synagogen und Gefängnissen und euch vor Könige und Statthalter führen um meines Namens willen. Das wird euch widerfahren zu einem Zeugnis“ (Lukas 21,12-14).

Wie wir in diesen Bibelstellen erfahren, werden Christen der Endzeit einer harten Glaubensprüfung unterzogen. Die Möglichkeit der Anfechtung bezieht sich aber nicht allein auf die Endzeit. In Matthäus erfahren wir, wie Jesus seine Jünger auf ihre allererste Missionsreise vorbereitete: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe . . . Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren Synagogen. Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis . . . Es wird aber ein Bruder den andern dem Tod preisgeben und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören gegen ihre Eltern und werden sie töten helfen“ (Matthäus 10,16-18. 21).

Kommt es uns nicht unwahrscheinlich, ja unglaublich vor, wenn wir das so lesen? Das kann doch gar nicht sein, wäre unsere natürliche Reaktion. Zum jetzigen Zeitpunkt sind diese Vorhersagen wirklich nicht vorstellbar. Aber wie schnell können Ereignisse eintreten, die eine ganz andere Lage herbeiführen! Die deutsche Geschichte des vorigen Jahrhunderts bietet einen Beleg dafür.

Auf jeden Fall fordert Jesus von uns, wenn wir seine Nachfolger sein wollen, die Bereitschaft, auf das eigene Leben zu verzichten: „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten“ (Lukas 9,24). Christen werden also nicht so glimpflich davonkommen. Sogar unser Leben kann eines Tages in Gefahr sein. Die einen haben mehr, die anderen haben weniger durchzustehen, je nachdem, was nach dem Willen Gottes für einen jeden von uns im Hinblick auf das ewige Leben am besten ist.

Was aber brauchen wir nicht mitzumachen, sofern wir es noch erleben? Wovor werden wir geschützt? Wir führen uns zunächst noch einmal vor Augen, was die Hauptereignisse der Endzeit sind und wie sie sich in etwa zeitlich aneinanderreihen, gemäß unserem traditionellen Verständnis von Gottes Wort.

Die Hauptereignisse der Endzeit

In vielen Bibelstellen des Alten und Neuen Testaments wird von der Endzeit berichtet. Die Hauptereignisse sind in den sieben Siegeln des Buches der Offenbarung in einer Art Gesamtübersicht zusammengefasst. Die ersten vier Siegel sind schon seit dem ersten christlichen Jahrhundert geöffnet und haben falsche Prediger, Kriege, Hungersnöte sowie Seuchen zum Inhalt. Diese Ereignisse werden gegen Ende dieses Zeitalters immer größere Ausmaße annehmen (Offenbarung 6,1-8).

Das fünfte Siegel stellt die große Trübsal dar. Diese Zeit ist der Zorn Satans, der weiß, dass er nur noch wenig Zeit hat (Offenbarung 12,12) und sich deshalb in der Trübsal austobt und mit aller Macht bemüht ist, Verderben über die Menschen und die Erde zu bringen. In dieser Zeit finden wohl ein Märtyrertum der Heiligen und die Gefangennahme großer Teile des Volkes Israels statt. Denen, die im Laufe der Zeit den Märtyrertod erlitten haben, wird gesagt, dass sie noch warten sollen, bis ihre Brüder, also Christen der Endzeit, ebenfalls noch getötet werden. Dann erst wird die Abrechnung durch Gott kommen (Offenbarung 6,9-11). Für die Trübsal gab es schon im Jahre 70 n. Chr. einen Vorläufer durch die Römer. Dieser betraf damals die Juden.

Das sechste Siegel gemäß Offenbarung 6, Verse 12-17 umfasst verschiedene Ereignisse. Dazu gehören ein großes Erdbeben und kosmische Zeichen (Matthäus 24,29; Joel 2,31). So gewaltig wird die Kraft dieser Ereignisse sein, dass alle Berge und Inseln von ihrem Ort bewegt werden. Die Menschen werden sich in den Felshöhlen der Berge verbergen, weil sie große Furcht vor dem kommenden Zorn Gottes und des Lammes bekommen.

Danach geschieht innerhalb des sechsten Siegels (Offenbarung 7,1-17) die Versiegelung der 144 000 Getreuen Gottes an ihren Stirnen. Diese stammen aus allen zwölf Stämmen Israels. Die große Schar Menschen, die dann genannt wird, sind Menschen, die durch die große Trübsal (fünftes Siegel) sozusagen wach geworden sind und begriffen haben, dass die biblischen Voraussagen doch wahr sind. Sie haben sich deshalb zu Gott bekehrt und das Opfer Christi angenommen und müssen nun den „Tag des Herrn“ nicht durchmachen.

Jetzt kommt das siebte bzw. das letzte Siegel, das von besonderer Bedeutung ist und den kosmischen Zeichen des sechsten Siegels folgt. Das siebte Siegel erstreckt sich über mehrere Kapitel im Buch der Offenbarung. Dieses Siegel beschreibt den „Tag des Herrn“ oder den Tag des Zornes Gottes, wie dieser Tag auch genannt wird (Offenbarung 6,17; Jesaja 13,1-13; Zefanja 1,14-15). Mehr als 30 biblische Prophezeiungen sprechen von diesem Tag.

Das siebte Siegel umfasst wiederum sieben Posaunen (Offenbarung 8,1-2), wobei die letzte Posaune sieben Plagen beinhaltet, mit denen dann der Zorn Gottes abgeschlossen wird (Offenbarung 15,1). Das ganze ist also der „Tag des Herrn“ oder der große Tag des Zornes Gottes.

Das siebte Siegel

Nach dem Öffnen des siebten Siegels wird zunächst von einer Stille im Himmel gesprochen (Offenbarung 8,1). Danach werden sieben Engel mit je einer Posaune nacheinander tätig. Die ersten vier Posaunen (Offenbarung 8,6-12) bewirken eine Schädigung der Erde, des Meeres, der Flüsse und der Gestirne. Im Einzelnen geschieht Folgendes:

• Hagel und Feuer mit Blut vermischt; ein Drittel der Erde, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras verbrennt.

• Etwas wie ein großer Berg stürzt brennend ins Meer; ein Drittel des Meeres wird zu Blut und ein Drittel der Lebewesen im Meer stirbt. Darüber hinaus wird ein Drittel der Schiffe vernichtet.

• Ein großer Stern fällt brennend auf den dritten Teil der Wasserströme und auf die Wasserquellen; das Drittel der Wasser wird zu Wermut. Viele Menschen sterben an dem bitter gewordenen Wasser.

• Je ein Drittel von Sonne, Mond und Sterne werden geschlagen. Sie werden zu einem Drittel verfinstert. Sie scheinen nur an zwei Dritteln des Tages und der Nacht.

Die weiteren drei Posaunen werden „die drei Wehe“ genannt, weil diese sehr schlimme Leiden auf die Gott ungehorsamen Menschen bringen. Die fünfte Posaune oder das erste Weh (Offenbarung 9,1-11) bedeutet das Erstarken einer Macht, und zwar des wiedererstandenen Römischen Reiches (Offenbarung 17,8-14; Daniel 2 und 7), das aus dem Abgrund heraufsteigt. Es kann heraufsteigen, weil ihm ein vom Himmel herabgefallener Stern den Abgrund aufgeschlossen hat.

Dieser Stern kann nur Satan oder ein Dämon sein, der zusammen mit Satan vom Himmel auf die Erde geworfen worden war (Offenbarung 12,9). Dieses Reich hat über sich einen König, den Engel des Abgrundes. In Offenbarung 9, Vers 11 lautet sein Name auf Hebräisch Abaddon und auf griechisch Apollyon – Satan, der gegenwärtige König der Erde bzw. Gott dieser Welt.

Die sechste Posaune offenbart eine große Militärmacht mit einem Heer von 200 Millionen! Durch die drei Plagen Feuer, Rauch und Schwefel wird ein Drittel der Menschen getötet (Offenbarung 9,13-21). Das riesige Heer kommt aus dem Osten (Joel 2,1-11; Hesekiel 38,4). Aber die Menschen, die durch diese Plagen nicht getötet werden, lassen sich von den bösen Werken ihrer Hände nicht abbringen. Sie hören nicht auf, böse Geister und ihre selbst gemachten Götzen anzubeten. Sie bekehren sich auch nicht von ihren Morden, ihren Zaubereien, ihrer Unzucht und ihren Diebereien.

Es wird dann in Offenbarung Kapitel 10 von einem Engel mit einem Büchlein gesprochen, der mit großer Stimme schreit, wobei sieben Donner dann reden. Das Geredete von diesen Donnern darf Johannes aber nicht aufschreiben. Stattdessen soll Johannes es versiegeln.

Als Nächstes wird die siebte Posaune angekündigt, womit dann das Geheimnis Gottes, wie er es verkündet hat seinen Knechten, den Propheten, vollendet ist. Johannes soll dann das Büchlein nehmen und es essen und erneut weissagen über Völker und Nationen und Sprachen und viele Könige.

Dann lesen wir in Kapitel 11 der Offenbarung im Wesentlichen noch von zwei Ereignissen:

Vers 2: Die heilige Stadt wird von den Heiden zertreten, 42 Monate lang, entsprechend 1260 Tagen.

Vers 3: In der gleichen Zeit predigen zwei Zeugen das Wort Gottes (Offenbarung 11,3). Sie werden mit Macht ausgestattet, damit ihnen zur Zeit ihres Amtes niemand schaden kann. Wenn ihre Aufgabe beendet ist, werden sie von den Beauftragten des Römischen Reiches, das mit dem Tier in Offenbarung 13 und 17 identisch ist, getötet. Darüber freuen sich alle Menschen. Sie sind fröhlich und senden einander Geschenke. Die Menschen glauben jetzt Frieden zu haben.

Nach dreieinhalb Tagen jedoch erwachen die zwei Zeugen zum Erstaunen aller, die es sehen. Die Zeugen fahren in den Himmel auf und ein großes Erdbeben zerstört ein Zehntel der Stadt Jerusalem. 7000 Menschen werden durch das Beben getötet. Die Überlebenden werden dem Gott des Himmels die Ehre geben. Dadurch kommt offenbar eine Vielzahl von Menschen zur Besinnung.

Damit endet das zweite Weh, die sechste Posaune.

Die siebte Posaune (das dritte Weh) beinhaltet folgendes:

• die Wiederkunft Jesu (1. Korinther 15,52; 1. Thessalonicher 4,16-17), der die Herrschaft über die Welt nun übernehmen wird (Offenbarung 11,15). Das Geheimnis Gottes ist damit vollendet (Offenbarung 10,7).

• Die Völker sind zornig, sie lehnen sich gegen den auf, der aus dem Weltraum kommt, weil sie ihn für einen Feind halten (Offenbarung 11,18).

• Gott ist jedoch auch zornig (Offenbarung 11,18) und straft die Menschen nun noch mit den letzten sieben Plagen, womit der Zorn Gottes dann vollendet ist (Offenbarung 15,5-8; 16,1). Diese sieben Plagen gehören noch zum „Tag des Herrn“.

• Die sieben letzten Plagen (die sieben Schalen des Zornes Gottes; Offenbarung 16 und 17). Sie werden von je einem Engel ausgeschüttet:

1. böse Geschwüre an den Menschen, die das Bild des Tiers anbeten.

2. Das Meer wird zu Blut. Alles Lebende im Meer stirbt.

3. Alle Wasserquellen werden zu Blut.

4. Menschen werden durch die Sonne versengt. Trotzdem bekehren sie sich nicht.

5. Das Reich des Tieres wird verfinstert und die Menschen zerbeißen ihre Zungen vor Schmerzen. Sie bereuen aber nicht.

6. Der Euphrat trocknet aus. Der Weg für die Könige vom Aufgang der Sonne ist dadurch bereitet. Satan versammelt die Könige zum Kampf am großen Tag Gottes. Und sie versammeln sich am Ort Harmagedon.

7. Ein sehr großes Erdbeben. Aus der großen Stadt werden drei Teile, und die Städte der Heiden stürzen ein. Das neuzeitliche Babylon wird zerstört. Alle Inseln und Berge verschwinden. Zentnerschwerer Hagel fällt auf die Menschen. Diese bereuen nicht, sondern lästern Gott wegen dieser schrecklichen Plage.

In Offenbarung 19 wird die Wiederkunft Christi beschrieben, womit dann auch die Auferstehung der in Christus Gestorbenen und die Verwandlung der noch lebenden Christen einhergehen wird. Das sind die Ereignisse, die auf die Menschheit und die Erde zukommen.

Der zeitliche Rahmen der Prophezeiung

Wir wollen nun näher betrachten, wie sich in etwa der zeitliche Rahmen für diese Ereignisse ergibt und welchem allen wir entfliehen können. Entfliehen können bedeutet genau das, was es besagt. Wir können entfliehen, aber nur dann, wenn die Voraussetzung dafür vorhanden ist: in Gottes Augen würdig zu sein, unter seinen Schutz genommen zu werden (Lukas 21,36).

Wir haben eben von der Trübsal und von dem „Tag des Herrn“ oder Tag des Zorns Gottes gelesen. Fragen wir uns als Nächstes: Wie lange wird nun der Tag des Zornes Gottes, also das siebte Siegel dauern? Durch den Propheten Jesaja erfahren wir, dass der „Tag des Herrn“ ein Jahr dauern wird: „Denn es kommt der Tag der Rache des Herrn und das Jahr der Vergeltung, um Zion zu rächen“ (Jesaja 34,8). In Jesaja 63, Vers 4 lesen wir: „Denn ich hatte einen Tag der Vergeltung mir vorgenommen; das Jahr, die Meinen zu erlösen, war gekommen.“

In diesen (und anderen) Bibelstellen wird von einem Tag und auch von einem Jahr der Vergeltung gesprochen. Darin bestätigt sich das Prinzip, das wir in 4. Mose 14, Vers 34 finden, wonach ein Tag in den Prophezeiungen ein Jahr bedeuten kann. Da die sieben letzten Plagen den Abschluss vom „Tag des Herrn“ bilden, kann gefolgert werden, dass in diesem einen Jahr – dem „Tag des Herrn“ – die Ereignisse des siebten Siegels bis zum Ende des Zornes Gottes fallen, also bis zum Ende der sieben letzten Plagen, die ja noch zu den Ereignissen der siebten Posaune gehören. Der „Tag des Herrn“ wird also einschließlich der sieben letzten Plagen ein Jahr dauern.

Wie lange dauert nun die große Trübsal? Die große Trübsal, die durch das fünfte Siegel dargestellt wird (Offenbarung 6,9), findet vor dem „Tag des Herrn“ statt. Einen Hinweis auf die Zeitdauer der großen Trübsal finden wir in einer Prophezeiung über Gottes Schutz für seine Kirche in der Endzeit, die vor dem Zorn Satans bewahrt wird: „Und es wurden der Frau [der Kirche] gegeben die zwei Flügel des großen Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren Ort, wo sie ernährt werden sollte eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit fern von dem Angesicht der Schlange [dem Teufel]. Und die Schlange stieß aus ihrem Rachen Wasser aus wie einen Strom hinter der Frau her, um sie zu ersäufen. Aber die Erde half der Frau und tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache [der Teufel] ausstieß aus seinem Rachen“ (Offenbarung 12,14-16).

Vers 6 von Offenbarung 12 zeigt eine erste bzw. frühere Erfüllung der Prophezeiung über die Gemeinde der Endzeit, die schon einmal 1260 Tage lang vor der Verfolgung fliehen musste. Die 1260 Tage wären nach dem in 4. Mose 14, Vers 34 enthaltenen Prinzip 1260 Jahre gewesen. Die „eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ bei der endzeitlichen Erfüllung haben die Bedeutung von 3,5 Jahren, was 42 Monaten zu je 30 Tagen bzw. 1260 Tagen entspricht.

Wenn also der Schutz der Gemeinde in der Endzeit insgesamt 3,5 Jahre dauert und die Gemeinde sowohl während der einjährigen Zeitdauer vom „Tag des Herrn“ als auch während der großen Trübsal geschützt wird, dann wäre die Dauer der Trübsal etwa 2,5 Jahre. Die 3,5 Jahre bzw. 1260 Tage der Endzeit umfassen somit die Siegel 5 bis 7 in der Offenbarung. Alles, was nun vor dem Beginn der großen Trübsal liegt, also die vier ersten Siegel (falsche Christusse und Propheten, Kriege, Erdbeben, Hungersnot, Seuchen), wird auch die Kirche Gottes berühren.

Was geschieht noch vor der Trübsal?

Der allerletzte Teil des Buches Daniel handelt von der Endzeit, die in der Auferstehung der Gerechten bei Jesu Wiederkehr gipfelt (Daniel 11,40; 12,9; 12,1-4). Über die Zeit unmittelbar vor der Wiederkehr Jesu schreibt Daniel: „Viele werden gereinigt, geläutert und geprüft werden, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; alle Gottlosen werden’s nicht verstehen, aber die Verständigen werden's verstehen. Und von der Zeit an, da das tägliche Opfer abgeschafft und das Gräuelbild der Verwüstung aufgestellt wird, sind tausendzweihundertneunzig Tage“ (Daniel 12,10-11).

Einen Vorläufer dieser endzeitlichen Prophezeiung gab es bereits vor Jesu Geburt, als das Heer von Antiochus Epiphanes 168 v. Chr. in Jerusalem eindrang, viele Einwohner der Stadt tötete, das tägliche Opfer verbot und stattdessen Schweine auf dem Altar des Tempels opferte (Daniel 11,31). Für die Endzeit ist wieder ein Abschaffen des täglichen Opfers vorhergesagt. Da derzeit die Darbringung von Tieropfern in Jerusalem nicht erfolgt, müssen die Ritualopfer erst wieder eingeführt werden, bevor das tägliche Opfer dann auch wieder abgeschafft werden kann.

Von dem Zeitpunkt der Abschaffung des täglichen Opfers dauert es bis zur Wiederkehr Christi „tausendzweihundertneunzig Tage“. Diese Zeitspanne ist 30 Tage länger als die, in der die Gemeinde geschützt wird. Das bedeutet, 30 Tage bevor Gott seiner Gemeinde besonderen Schutz gewährt, wird das Opfer abgeschafft. 30 Tage nach der Abschaffung des Opfers fände dann die Flucht der Gemeinde gemäß Offenbarung 12, Vers 14 statt.

Alles, was also vor dem Beginn der großen Trübsal geschieht, trifft auch die Gemeinde. In dieser Zeit wird es auch die letzte Wiederbelebung des Römischen Reiches geben. Der Prophet Daniel beschrieb dieses Reich als ein sehr hartes und starkes Reich, dessen letzte Wiederbelebung gegen Jesus Christus bei seiner Wiederkehr kämpfen wird. In Daniel 2, Verse 41-44 wird prophezeit, dass diese letzte Wiederbelebung – aufgrund der zehn Zehen des Bildnisses – ein Staatenbund von zehn Staaten sein wird. Welche Staaten dieses endzeitliche Römische Reich bilden werden, muss abgewartet werden. In Offenbarung 17 wird ein Tier symbolisch dargestellt, dessen zehn Hörner ebenfalls zehn Könige sind, die zeitgleich herrschen und gegen Jesus kämpfen werden. Diese zehn Hörner entsprechen wiederum den zehn Zehen vom Standbild in Daniel 2.

Ein zweites Tier und das Bild des Tieres

Daniels Vision in Daniel 7 und das Tier in Offenbarung 13 sind auch mit dem Römischen Reich verknüpft. Die Aufeinanderfolge von Reichen, die in diesen Prophezeiungen vorausgesagt wurde, ist in der Geschichte erkennbar. In Offenbarung 13 finden wir aber ein weiteres Tier (Vers 11). Es hatte zwei Hörner wie ein Lamm, redete jedoch wie ein Drache. Auch dieses Tier ist ein Staatsgebilde, ein doppeltes, zweiseitiges Herrschaftssystem geworden – ein kirchliches Reich und ein weltliches Reich als Kirchenstaat. Es beherrschte aber auch indirekt noch das große weltliche Imperium mit Namen „Heiliges Römisches Reich“. Denn in den gesamten 1260 Jahren dieses Reiches erkannten dessen Kaiser die Oberhoheit der Religion an.

Dieses zweite Tier, ein Kirchenstaat, erhielt von der Regierung des römischen Reiches, des ersten Tieres, seine Macht (Offenbarung 13,7). Das zweite Tier, das in Verbindung mit dem falschen Propheten zu sehen ist, wird sich Christus gleichstellen und eine falsche Religion vertreten (Offenbarung 13,1), aber seine Reden sind satanisch.

Der falsche Prophet verursacht, dass die Menschen das Römische Reich vergöttern und anbeten werden (Offenbarung 13,15). Auch wirkt dieser Prophet Wunder vor den Menschen, die die Menschen in seinen Bann ziehen, wodurch sie veranlasst werden, ein Bild bzw. ein Abbild des ersten Tieres, also vom Römischen Reich, zu machen (Offenbarung 13,14).

Worum handelt es sich bei diesem Bild? Im Lexikon wird ein Bild definiert als Ebenbild, Abbild, Ähnlichkeit bzw. Modell. Dieser „Kirchenstaat“ orientiert sich in seiner Struktur an dem ersten Tier, dem Römischen Reich. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die römische Staatskirche nach dem Vorbild des Römischen Reiches organisiert wurde.

Für Papst Leo I. (440-461 n. Chr.) war gemäß der Cyclopedia of Biblical, Theological and Ecclesiastical Literature (John McClintock und James Strong, Baker Book House, Grand Rapids, 1981, Band 7, Seite 629) die Staatsform des Römischen Reiches ein großartiges Vorbild. Er übernahm dessen Prinzipien für die Kirche und organisierte sie als Staat nach diesem Muster. „Unter Leo I. errichtete die Kirche innerhalb des Römischen Reiches einen Kirchenstaat, der sich in seiner Verfassung und Verwaltung am kaiserlichen Modell ausrichtete“ (Ancient History, Philip Van Ness Myers, Ginn & Company, London, 1904). So gesehen ist dieses kirchliche Gebilde ein Ebenbild des Imperium Romanum.

Das Zeichen des Tieres

Jeder, der dieses zweite Tier nicht anbetet, wird getötet. Alle müssen sich das Zeichen des Tieres an ihrer Hand oder an ihre Stirn machen, sonst sind sie weder in der Lage, etwas zu kaufen noch etwas zu verkaufen. Wer das Zeichen ablehnt, ist sozusagen vom Wirtschaftsleben abgeschnitten und folglich aus der Gesellschaft ausgestoßen (Offenbarung 13,16-17).

Im Alten Testament erfahren wir, dass der Gehorsam gegenüber Gott – im konkreten Fall geht es um die Bereitschaft, das Fest der Ungesäuerten Brote zu halten – ein Zeichen an der Hand und „zwischen den Augen“ ist: „Darum soll es dir wie ein Zeichen sein auf deiner Hand und wie ein Merkzeichen zwischen deinen Augen, damit des Herrn Gesetz in deinem Munde sei“ (2. Mose 13,9). Das Zeichen des Tieres bedeutet also Ungehorsam Gott gegenüber, denn die, die die Gebote halten, werden verfolgt (Offenbarung 12,17; 14,12)

Das eine Gebot Gottes, das den Menschen Probleme bereitet, ist das Sabbatgebot. Interessanterweise setzte der römische Kaiser Konstantin I. im Jahre 321 n. Chr. den Sonntag als staatlichen Feiertag bzw. christlichen Ruhetag ein. Damit wollte er einen Disput unter den Christen in seinem Reich beenden. Mit der Zeit wurde von der römischen Staatskirche erwartet, dass jeder Christ diesen Tag hält, obwohl die Bibel eindeutig den Sabbat (Freitagabend bei Sonnenuntergang bis Samstagabend bei Sonnenuntergang) als Ruhetag identifiziert.

Das Zeichen des Tieres in der Endzeit steht im Zusammenhang mit kaufen und verkaufen, also mit verdienen des Lebensunterhaltes bzw. mit der Berufsausbildung. Es ist vorauszusehen, dass alle, die Gott treu dienen wollen, Probleme bekommen werden, denn wer Gott gehorchen will, darf am Sabbat nicht kaufen bzw. verkaufen. Es sind also keine Geschäfte zu machen, noch ist einem Beruf nachzugehen. Alle also, die Gott gehorchen wollen und nicht in Sicherheit sind – die nicht von Gott besonders beschützt werden – werden verfolgt und getötet.

Quo vadis, Europa?

Wie wird das Europa der Zukunft aussehen? Der Mittelpunkt der letzten Wiederbelebung des Römischen Reiches wird, wie es beim ursprünglichen Reich und seinen späteren Wiederbelebungen der Fall war, in Europa sein. Die heutige Europäische Union kann als Vorläufer dieser letzten Wiederbelebung gesehen werden.

Die Beschreibung in der Offenbarung zeigt jedoch, dass sich die endgültige Gestalt des wiederbelebten Römischen Reiches von der heutigen Europäischen Union klar unterscheiden wird. Zum einen ist es schwer vorstellbar, wie die EU mit ihren 27 Mitgliedsländern „zehn Könige“ oder politische Führer stellen soll. Das Zahlenverhältnis scheint nicht zu stimmen.

Seit Jahren wird ein „zweigleisiges Europa“ vorgeschlagen, beispielsweise von Helmut Schmidt und Frankreichs Giscard d’Estaing. Auf ähnliche Weise wie die Währungsunion gehandhabt wird (nur diejenigen EU-Länder, die zur Währungsunion gehören, müssen die Kriterien für den Euro erfüllen), würden die Länder, die sich eine politische Föderation innerhalb der EU wünschen, mit diesem Vorhaben voranschreiten.

Auch wenn die zukünftige Entwicklung derzeit nicht absehbar ist, werden zum Schluss zehn Führer, die zehn Staaten – oder Staatengemeinschaften – vorstehen, ihre gemeinsame Hoheit einer zentralen Macht übertragen – dem „Tier“: „Die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier. Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier“ (Offenbarung 17,12-13).

Es ist wichtig, über die Zukunft Bescheid zu wissen. Wenn wir allzeit wach sind, um das zu erkennen, was sich in der Welt im Hinblick auf die Prophezeiungen ereignet, wach aber auch im Hinblick auf unseren Charakter und unsere Treue zu Gott, wenn wir beten, um stark zu werden – fest im Glauben und in der Ausübung von Gottes Willen –, dann werden uns die prophezeiten Ereignisse der Zukunft nicht überraschen.