Gottes ermutigende Worte für Jeremia und Hesekiel können uns als Leitfaden für unser Predigen des Evangeliums in der heutigen Zeit dienen.

Von der Redaktion

Eintausend Jahre lang war Konstantinopel die byzantinische Hauptstadt des östlichen römischen Reiches mit dem Christentum als Staatsreligion vom 4. Jahrhundert an. 1453 veränderte sich das alles, als Muhammed II. die Stadt belagerte, um sie als Hauptstadt des Osmanischen Reiches zu gewinnen, das sich auf seinem Höhepunkt von der Donau bis zum Euphrat erstreckte. Dieses Reich dauerte bis zum Ersten Weltkrieg an.

Der Höhepunkt der Belagerung kam, als er seine riesigen Seekanonen über Land transportierte, um die Sperren am Eingang des Hafens zu umgehen. Vom inneren Hafen aus bombardierte er die Stadt. Am 29. Mai 1453 gelang den osmanischen Angreifern der Durchbruch durch die Stadtmauer, und sie drangen in Konstantinopel ein und unterjochten die christlichen und jüdischen Bewohner der Stadt.

Einer Geschichte aus jener Zeit zufolge befaßten sich die christlichen Gelehrten in der belagerten Stadt in den Tagen unmittelbar vor ihrer Einnahme – wodurch sie für die nächsten 500 Jahre zu einer muslimischen Stadt wurde – mit theologischen Fragen wie diesen:

• Welche Farbe hatten die Augen der Jungfrau Maria?

• Wenn eine Fliege auf Weihwasser landet, wird das Wasser entweiht, oder wird die Fliege geheiligt?

Ob wahr oder nicht, weist dieser Bericht eine beunruhigende Parallele zu unserer Zeit auf. Vor dem Hintergrund einer Welt voller Probleme scheinen sich heute viele an ähnlich wichtigen Debatten zu beteiligen. Wir brauchen jedoch nicht darauf hereinzufallen. Die zunehmend gefährliche Zeit, in der wir leben, kann uns als Ansporn für die Arbeit dienen, die Jesus seiner Gemeinde übertragen hat: das Predigen des Evangeliums.

Wir sind bemüht, unserer Berufung treu zu sein und die Arbeit an dem historischen Auftrag der Kirche fortzusetzen. Dabei gibt es Parallelen mit Jeremia und Hesekiel. Wir können viel über die Herausforderungen unserer Öffentlichkeitsarbeit lernen, indem wir uns mit den Anweisungen Gottes an diese beiden Propheten befassen.

Die Probleme Jeremias und Hesekiels

Jeremia war berufen, Gottes Botschaft in Jerusalem zu verkündigen, während Hesekiel im 1000 km entfernten Babylon die Worte Gottes predigen sollte. Gott machte Jeremia auf die Probleme aufmerksam, die er erleben sollte, und wies ihn an, daß er trotzdem seinen Auftrag durchzuführen hatte. Jeremias erste Reaktion war nicht sehr enthusiastisch. Wie Mose betonte er seine Unzulänglichkeit und wies damit auf sein junges Alter hin (Jeremia 1,6). Vielleicht meinte er, er sei als Priester immer noch zu jung, oder vielleicht meinte er, er habe aufgrund seiner Unerfahrenheit nicht das notwendige Zeug dazu.

Wir können Gottes Antwort auf Jeremias Einwand paraphrasieren und auf uns in der heutigen Zeit beziehen: „Meinst du nicht, daß ich genau weiß, was ich tue, indem ich dich rufe? Habe keine Angst vor der finsteren Miene deiner Zuhörer, denn ich werde dir die richtigen Worte eingeben“ (Verse 7-8).

Auch wir können uns von dem Ruf Gottes überwältigt fühlen und meinen, wir schaffen die Aufgabe nicht. Gott hat die negativen Reaktionen der Berufenen auf die Aufgabe, seine Wahrheit zu predigen, vorausgesehen. Er sagte Jeremia, er solle sich nicht entmutigen lassen. Wir können heute entmutigt werden, wenn unsere Mitmenschen unsere Botschaft nicht ernst nehmen.

Gott gab Jeremia auch eine persönliche Warnung für den Fall, daß er sich durch die negative Reaktion auf seine Worte von dem Predigen abbringen ließ. Gott würde ihn dann vor seinen Kritikern erschrecken lassen (Vers 17). Gott wußte, daß Jeremia auf Widerstand stoßen würde, aber er versprach ihm, daß die Widersacher keinen Erfolg haben würden, denn Gott war mit ihm (Vers 19).

Die Gesellschaft, in der wir leben, entfernt sich immer mehr von Gott. Können wir uns da einfach bequem zurücklehnen und uns von der Finsternis einholen lassen? Nein, wir müssen mutig sein und Gottes Evangelium beherzt predigen! Wir müssen uns am Säen der Saat beteiligen!

Nun, Hesekiels Persönlichkeit scheint anders als die von Jeremia gewesen zu sein, aber er erlebte die gleichen Probleme. Mit markanten Worten beschrieb Gott die Zuhörerschaft Hesekiels als „Haus des Widerspruchs“, dessen Angehörige „harte Köpfe und verstockte Herzen“ hatten (Hesekiel 2,4-5). Ihre Bereitschaft zum Zuhören sollte keinen Einfluß auf Hesekiels Predigen haben: Er sollte predigen, ganz gleich, ob sie seine Worte annahmen oder nicht (Vers 5).

Dabei verfolgt Gott den Zweck, den Menschen ein Zeugnis zu geben, damit in Zukunft klar ist, daß ein Prophet Gottes gewirkt hat. Die wohl ergiebigste Frucht unserer Arbeit wird sich daher erst in der Zukunft zeigen.

Gott weiß, daß seine menschlichen Werkzeuge entmutigt werden können. Gott hatte die gleichen Worte für Hesekiel, die er für Jeremia fand: Obwohl der Widerstand der Zuhörer uns schmerzen und ihre Worte und Blicke uns ängstlich machen können, dürfen wir uns nicht von unserer Aufgabe abbringen lassen. Die Reaktion der Zuhörer wird wie „widerspenstige und stachlige Dornen“ sein, und man wird sich vorkommen, „unter Skorpionen“ zu wohnen (Vers 6). Dornen durchstechen unsere Haut und lassen uns bluten, und der Stich eines Skorpions ist sehr schmerzhaft. In ähnlicher Weise kann die abweisende Reaktion unserer Zuhörer uns psychologisch demoralisieren und unsere Entschlossenheit schwächen.

Gott betont, daß wir unsere Arbeit trotzdem durchführen sollen, um nicht rebellisch zu sein wie sie (Hesekiel 2,6-8). Gott tröstete Hesekiel mit dem Gedanken, daß seine Zuhörer deshalb nicht auf ihn hörten, weil sie auch nicht auf Gott hören wollten. Bei unserem Predigen dürfen wir nicht vergessen, daß das gleiche Prinzip noch heute gilt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer jemanden aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat“ (Johannes 13,20).

Wir sollen die an Jeremia und Hesekiel gerichteten Worte beherzigen; die Nichtakzeptanz unserer Botschaft soll uns nicht verzagen lassen. Ein Blick der Ablehnung und verletzende Worte sind die natürliche Reaktion eines rebellischen Volkes auf das Evangelium vom Reich Gottes.

Verwandte und Freunde können uns entmutigen

Interessanterweise kann es die eigene Familie sein, die unser Predigen des Evangeliums behindert. Jeremias nächste Verwandte, denen sein Predigen wahrscheinlich peinlich war, benutzten andere Menschen, um sein Predigen zu behindern. Jeremia lief Gefahr, von der eigenen Familie verraten zu werden (Jeremia 12,6).

Heute ergeht es uns in einigen Fällen nicht viel anders. Dabei erleben wir sogar Widerstand innerhalb der „Familie“ der Gemeinde. Es kann sein, daß wir da einen Fehler machen, indem wir es allen recht zu machen versuchen, statt im Glauben voranzuschreiten und für die Wahrheit Gottes einzutreten, zu der auch die Verpflichtung gehört, das Evangelium zu predigen.

Trotz alledem gibt es Hoffnung! Gott erklärte Hesekiel, daß er, obwohl seine Zuhörer grundsätzlich keine sehenden Augen und keine hörenden Ohren hatten, seine Botschaft trotzdem predigen sollte, denn „vielleicht merken sie es ... sie sind ein Haus des Widerspruchs“ (Hesekiel 12,2-3). Die Worte sind sehr tröstlich; unsere Arbeit lohnt sich, wenn nur eine Person dem Ruf Gottes folgt. Außerdem sollte Hesekiel seinen Landsleuten ein Zeugnis sein, denn später werden sie erkennen, daß seine Voraussagen wahr wurden, und daran werden sie erkennen, daß er in der Tat ein Prophet Gottes war.

Zum Teil hängt die Ablehnung unserer Botschaft von der Denkweise von Menschen ab, die meinen, unsere Vorhersagen werden sich nicht so schnell erfüllen: „Mit den Gesichten, die dieser schaut, dauert’s noch lange, und er weissagt auf Zeiten, die noch ferne sind“ (Hesekiel 12,27). Trifft diese Beschreibung nicht auch auf unsere Geschichte als Kirche? Die Ereignisse, die wir für die Zukunft voraussagen, sind noch nicht eingetreten; deshalb fühlen sich einige berechtigt, sich von der Gemeinde und ihrer Arbeit zurückzuziehen. Die Propheten Gottes sollten jedoch predigen, ob das Volk zuhörte oder nicht. Später wird das Volk doch erkennen, daß ein Prophet Gottes unter ihnen gewirkt hat (Hesekiel 33,31-33).

Wir können zwar das alles verstehen, aber das Ausbleiben einer positiven Reaktion auf unsere Arbeit kann uns das Gefühl vermitteln, wir schaffen nicht sehr viel. Elia empfand das gleiche, also sind wir in guter Gesellschaft! Heute mag es uns komisch vorkommen, daß Elia nach dem Triumph am Berg Karmel und der Tötung der Priester Baals meinte, er müsse wegen einer Drohung von Isabel um sein Leben fürchten. Sie war schon seit Jahren bemüht, ihn zu töten, aber Streß kann der Tropfen sein, der das emotionale Faß zum Überlaufen bringt; Elia floh um sein Leben.

Gott nährte Elia eine Zeitlang, bevor er ihn von einer wichtigen Tatsache in Kenntnis setzte. Es gab 7000 Menschen in Israel, die sich vor den Baal-Götzen nicht verneigt noch diese „geküßt“ [verehrt] hatten. Wahrscheinlich kannte Elia diese Menschen nicht. Als die heidnische Religion Ahabs und Isabels vorherrschte, hatten sich viele gottesfürchtige Menschen leise zurückgezogen. Später benutzte Paulus dieses Beispiel von Menschen, die dem Bund Gottes treu bleiben, um Gottes Arbeit mit Israel zu erläutern: „Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erwählt hat. Oder wißt ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er vor Gott tritt gegen Israel und spricht: Herr, sie haben deine Propheten getötet und haben deine Altäre zerbrochen, und ich bin allein übriggeblieben ... Aber was sagt ihm die göttliche Antwort?: Ich habe mir übriggelassen siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal. So geht es auch jetzt zu dieser Zeit, daß einige übriggeblieben sind nach der Wahl der Gnade“ (Römer 12,2-5).

Wie war es im Neuen Testament?

Obwohl einige Menschen durch das Predigen von Paulus in seinen ersten Wochen in Korinth bekehrt wurden, wollte Paulus weiterziehen (Apostelgeschichte 18,6-11). Anscheinend meinte er, seine Arbeit dort sei beendet. Gott wußte es aber besser. Er zeigte Paulus eine Vision, um ihn in Korinth zu halten: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt“ (Verse 10-11). Paulus blieb 18 Monate in der Stadt, und viele Menschen wurden gerufen; sein erster Eindruck über den Wirkungsgrad seiner Arbeit hat also nicht gestimmt.

Wir sind verpflichtet, das Evangelium zu predigen. Paulus drückte seine Sichtweise über die ihm übertragene Verantwortung mit den folgenden Worten aus: „Denn wenn ich das Evangelium verkündige, so habe ich keinen Ruhm, denn ein Zwang liegt auf mir. Denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte! Wenn ich dies nämlich freiwillig tue, so habe ich Lohn zu erwarten, wenn aber unfreiwillig, so bin ich nur mit einer Verwaltung betraut“ (1. Korinther 9,16-17; Elberfelder Bibel).

Wie können die Menschen die Wahrheit erfahren, wenn sie ihnen nicht gepredigt wird (Römer 10,14-17)? Christi oberste Priorität war es, den Willen seines Vaters zu tun. Er sagte: „Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann“ (Johannes 9,4).

Die Gesellschaft, in der wir leben, entfernt sich immer mehr von Gott. Können wir uns da einfach bequem zurücklehnen und uns von der Finsternis einholen lassen? Nein, wir müssen mutig sein und Gottes Evangelium beherzt predigen! Wir müssen uns am Säen der Saat beteiligen!