Was meinte Jesus, als er sagte, er wolle seine Gemeinde bauen und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen? Kann man heute die wahre Kirche Jesu finden?
Von Peter Eddington
Für viele Menschen heute spielt die Kirche keine bedeutende Rolle mehr. Manchen kommt das Konzept Kirche altmodisch vor; für sie hat das Wort Kirche oft einen schlechten Beigeschmack.
Bei diesem Wort denken andere an einen großartigen Bau auf einem bekannten Platz mitten in der Stadt, wie z. B. der Dom in Köln oder die Frauenkirche in München. Für sie bedeutet Kirche ein Gebäude, in dem man sich zum Gottesdienst versammelt.
Ein weiteres Beispiel dieser Art ist die Kathedrale Notre-Dame de Paris. Mit dem Bau dieser Kirche begann man 1163, abgeschlossen wurde er 1345, 182 Jahre später. Das Lexikon Encyclopedia Britannica führt dazu aus, dass der Standort der Kathedrale „an einer Stelle ist, die die Pariser schon immer der Ausübung religiöser Riten vorbehalten haben“, und dass die Kathedrale „auf den Ruinen zweier früherer Kirchen aufgebaut wurde, deren Vorläufer ein gallisch-römischer Tempel gewesen ist, der dem Jupiter geweiht war“ (Stichwort „Paris“ bzw. „Notre-Dame de Paris“).
Dieser Bericht ist nicht ungewöhnlich, denn in der Geschichte des Menschen schrieb man Plätzen und Gebäuden, wo man heidnische Götter anbetete und sich deshalb diesen Göttern dort besonders nahe wähnte, eine heilige Bedeutung zu. Kirchengebäude, Kathedralen, Tempel und Altäre standen von alters her im Mittelpunkt der religiösen Anbetung.
Wie die Konfession, die sie vertritt, hat die Kathedrale Notre-Dame in den vergangenen Jahrhunderten Rückschläge erlitten. Dazu die Encyclopedia Britannica: „Während der Französischen Revolution beschädigt, wurde die Kirche anschließend an einen Kaufmann versteigert, der mit Baumaterialien handelte. Napoleon kam noch rechtzeitig an die Macht, um den Verkauf zu annullieren, und er ordnete an, den staatlichen Bau für seine Krönung zum Kaiser 1804 zu renovieren“ (Stichwort „Notre-Dame de Paris“).
Der zunehmende Unglaube der Neuzeit ist ein weiteres Beispiel für den Schaden, den Kirchengebäude vielerorts in Europa „erlitten“ haben. Schrumpfende Besucherzahlen bei Gottesdiensten haben in einigen Fällen sogar zur Schließung von Kirchengebäuden geführt.
Was macht man mit einer Kirche, die von so wenig Menschen aufgesucht wird, dass sich die Wartungskosten nicht mehr rechtfertigen lassen? Ist eine Kirche, die nicht mehr für die Anbetung Gottes benutzt wird, immer noch eine Kirche? Wichtiger noch: Was bedeutet das Wort Kirche im biblischen Sprachgebrauch?
Die Kirche ist kein Gebäude
Im Neuen Testament ist die Kirche eine Versammlung von Menschen. Das zugrunde liegende griechische Wort ist ekklesia mit der Bedeutung „herausberufen“ bzw. „die Herausberufenen“. (Lesen Sie bitte dazu den Artikel „Gottes ekklesia: die ,Herausberufenen‘ “.)
Mit ekklesia ist niemals ein Gebäude gemeint, sondern Menschen – diejenigen, die Gott aus der weltlichen Gesellschaft zu seinem Dienst „herausberuft“. Die Kirche in der Bibel ist kein kaltes, steinernes Gebäude, sondern eine Gruppe herzlicher und liebevoller Menschen, die Gott durch seine Berufung zusammengeführt hat.
Ekklesia kann sich auf die Gläubigen als Gruppe in einer Stadt oder Region beziehen. Im übergeordneten Sinne können damit auch alle Gläubigen gemeint sein, die Gott berufen hat. Nach dem neutestamentlichen Gebrauch ist also ein Gebäude, in dem sich keine Gläubigen aufhalten, keine Kirche – die Kirche ist kein Gebäude im biblischen Sinne.
Stattdessen betont die Bibel die Gemeinschaft der Gläubigen, in die sie durch Gottes Berufung hineingelangen. Daher spielt es eigentlich keine Rolle, wo sich diese Gläubigen versammeln – sie sind Gottes Gemeinde. Paulus grüßte z. B. die Gemeinde (= ekklesia), die sich in dem Haus von Priska und Aquila in Rom traf (Römer 16,3-5).
Was zeichnet die Menschen aus, die Gott beruft? Wie setzt Gott die Kirche ein, um sein Vorhaben zu verfolgen? Welche Verantwortung haben diejenigen, die Teil der Kirche sind? Wie wird man zum Teil der Kirche?
Als Jesus sagte, er wolle seine Gemeinde bauen und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen (Matthäus 16,18), meinte er damit, dass die Kirche niemals aussterben wird. Wie kann man heute bei den vielen Konfessionen und Glaubensgemeinschaften die Gemeinde, die Jesus gründete, erkennen bzw. finden? In diesem Beitrag befassen wir uns mit der Lehre der Bibel über die Kirche und ihrer Bedeutung für uns heute.
Ein auserwähltes Volk
Gott berief vor dem Auftreten Christi nur wenige Menschen aus ihrer Gesellschaft heraus, die ihm geistlich dienen und sein Werk tun sollten. Viele von diesen Menschen werden namentlich in Hebräer, Kapitel 11 erwähnt, in dem das Thema Glaube behandelt wird.
Gott etablierte als Teil seines Gesamtvorhabens mit den Menschen die physische Nation Israel, den Nachkommen Abrahams und seines Enkels Jakob. Die Nation Israel wird im Neuen Testament Gottes „Gemeinde in der Wüste“ genannt (Apostelgeschichte 7,38).
Abraham wurde zum Vater vieler Völker, und sein Beispiel des Glaubens ließ Gott ihn den Vater „aller, die glauben“, nennen. Gott erweiterte seine Verheißungen an Abraham, damit diese nicht nur den leiblichen Nachkommen Abrahams (1. Mose 13,16; 15,5; 17,3-6) galten, sondern auch – durch den verheißenen Nachkommen, Jesus Christus – der ganzen Welt.
Alle Menschen des Glaubens, ganz gleich, welcher Herkunft sie sind, die zu einer Beziehung mit Gott berufen werden – ob in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft –, sind Abrahams geistliche Nachkommen und Miterben der Verheißungen, die Gott ihm gemacht hat:
„Ihr [Christen] seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben“ (Galater 3,26-29).
Viele der leiblichen Nachkommen Abrahams sind vorübergehend geistlich blind, und in dieser Zeit beruft Gott Menschen aus anderen Nationen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Gott Israel seinen Rücken zugekehrt hat. Im Gegenteil: Paulus schreibt, dass eine Zeit kommt, wenn Gott ganz Israel berufen wird (Römer 11,25-27).
Christi Opfer macht es möglich, dass der heilige Geist allen Menschen aus allen Völkern und Nationen zur Verfügung stehen wird. Gottes endgültiges Ziel ist die Rettung aller Menschen, Israeliten sowie Nichtisraeliten.
Heute gilt diese Verheißung Gottes aber nur den Menschen, die Gott zu seinem auserwählten geistlichen Volk beruft. Die Berufung dieses Volkes war der nächste Schritt in Gottes Plan, die Gründung der Kirche.
Die neutestamentliche Kirche wird gegründet
Mit dem Kommen des verheißenen Messias, Jesus von Nazareth, ging der Vorhang für eine neue Entwicklung in Gottes Heilsplan auf. Nun arbeitet Gott mit einer Gruppe von Menschen – die Kirche –, die durch den heiligen Geist verwandelt werden. Gott erwählt sie nicht nur, dass sie die Rettung für sich selbst erlangen, sondern auch, um später anderen Menschen zur Zeit ihrer Berufung zur Seite zu stehen.
Welche Grundlage hat die neutestamentliche Kirche? „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn werdet auch ihr miterbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist“ (Epheser 2,19-22).
Jesus bildete seine Jünger – seine Schüler – dreieinhalb Jahre lang aus, damit sie seine Boten (= Apostel) sein konnten. So sind Jesu Apostel Teil der Grundlage der Kirche. Die apostolischen Bücher des Neuen Testamentes sind nach wie vor eine Quelle der Lehre für die Kirche, ebenso die Schriften der alttestamentlichen Propheten, die ebenfalls zur Grundlage der Kirche gehören (vgl. dazu 2. Petrus 3,2).
Die Kirche wurde zu Pfingsten durch die Ausgießung des heiligen Geistes ins Leben gerufen:
„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie [Jesu Jünger] alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen“ (Apostelgeschichte 2,1-4).
Wunder und Zeichen kennzeichneten die Gründung der neutestamentlichen Kirche. Dadurch verschaffte Gott diesem Ereignis große Aufmerksamkeit, womit er viele Menschen an einem Tag berufen und so eine stabile Grundlage für die Arbeit der Kirche schaffen konnte.
Durch den heiligen Geist, den Jesu Jünger und die zu Pfingsten getauften dreitausend Menschen erhielten, wurden sie zu Gliedern des Leibes Christi, der Kirche: „Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“ (Römer 8,8-9).
Ohne Gottes Geist gehören wir nicht zu Christus. Doch die Kirche gehört Christus – sie ist seine anvertraute Braut, ein geistlich verwandeltes Volk
Die Apostelgeschichte beschreibt in den späteren Jahren die Entstehung weiterer Gemeinden überall dort im Römischen Reich, wo die Apostel das Evangelium predigten, und die Verfolgung, die mit der Zeit einsetzte.
Verfolgung und Verfälschung
Trotz des schnellen Wachstums in den ersten Jahren ihrer Existenz sollte die wahre Kirche Jesu keine große, einflussreiche Organisation sein. Schließlich hatte Jesus selbst gesagt, dass es nur wenige sind, die in der heutigen Zeit den Weg finden werden. „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden“ (Matthäus 7,13-14).
Jesus nannte seine Jünger die „kleine Herde“ (Lukas 12,32). Darüber hinaus warnte er sie vor Verfolgung durch die religiöse „Mehrheit“: „Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt . . .
Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit. Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen“ (Johannes 15,18-19; 16,2-3).
Jesus sagte also voraus, dass seine Gemeinde klein bleiben sollte in einer Welt, deren Haltung gegenüber der Gemeinde gelegentlich sogar voller Hass sein wird. Er warnte seine Jünger auch vor dem Einfluss falscher Prediger, die in seinem Namen auftreten werden: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen . . . Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen“ (Matthäus 7,13-16; 24,4-5).
Nur ca. 25 Jahre nach der Gründung der Kirche bestätigte Paulus die Erfüllung der Vorhersage Jesu. Dort, wo Paulus predigte, waren die Irrlehrer tätig: „Solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter und verstellen sich als Apostel Christi. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. Darum ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit; deren Ende wird sein nach ihren Werken“ (2. Korinther 11,13-15; Hervorhebung durch uns).
Der Apostel Petrus wies ebenfalls auf das Wirken der Irrlehrer seiner Zeit hin: „Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat; die werden über sich selbst herbeiführen ein schnelles Verderben. Und viele werden ihnen folgen in ihren Ausschweifungen; um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden“ (2. Petrus 2,1-2).
Auch die weltliche Geschichte zeigt, dass Jesu Prophezeiungen in Erfüllung gegangen sind. Unter dem Einfluss falscher Prediger wurde eine Reihe gegensätzlicher Lehren und Praktiken in die Kirche eingeführt. Die Bibel zeigt, dass Satan, der eigentlich hinter diesem abgewandelten Christentum steht, die ganze Welt verführt hat (Offenbarung 12,9). Apostelgeschichte 8 gibt ein Beispiel eines falschen Lehrers, der die Bekehrung vortäuschte und sich den Einfluss der Apostel zum eigenen Vorteil zunutze machen wollte (Verse 9-23). Christus hatte recht: Heute sind es in der Tat die vielen, die verführt wurden.
Satans Einfluss in der Kirche war kurz vor dem Ende des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung so groß geworden, dass der Apostel Johannes und andere wahre Christen aus der Gemeinde ausgestoßen wurden:
„Ich habe der Gemeinde kurz geschrieben; aber Diotrephes, der unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht auf. Darum will ich ihn, wenn ich komme, erinnern an seine Werke, die er tut; denn er macht uns schlecht mit bösen Worten und begnügt sich noch nicht damit: er selbst nimmt die Brüder nicht auf und hindert auch die, die es tun wollen, und stößt sie aus der Gemeinde“ (3. Johannes 1,9-10).
Jesus sagte den Fortbestand seiner Kirche trotz der Verfolgung und der falschen Lehren voraus: „Ich [will] meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle [des Grabes] sollen sie nicht überwältigen“ (Matthäus 16,18). „Und siehe, ich [Jesus] bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Matthäus 28,20; Elberfelder Bibel).
Trotz der wiederholten Versuche Satans, die Kirche zu vernichten, ist sie immer am Leben geblieben. Obwohl die Details in der weltlichen Geschichte nicht immer leicht zu finden sind, überlebte Gottes Kirche die schlimmsten Verfolgungen des Römischen Reiches und des frühen Mittelalters sowie die der neueren Zeit. (Mehr Informationen über die Geschichte der Kirche finden Sie in unserer Broschüre Die Kirche Jesu Christi – Wahrheit und Fälschung.)
Jesus hat eine wichtige Aufgabe für seine Kirche vorgesehen. Wir können heute Anteil an dem wichtigsten Auftrag unserer Zeit haben!
Gottes ekklesia: die „Herausberufenen“
Das griechische Wort ekklesia, das im Neuen Testament die von Gott Berufenen kennzeichnet, wird in deutschen Bibelübersetzungen entweder mit „Kirche“ oder „Gemeinde“ wiedergegeben (Matthäus 16,18; vgl. dazu die Lutherbibel, die Einheitsübersetzung, die Zürcher Bibel und die Gute Nachricht Bibel).
Bereits vor der Entstehung der christlichen Gemeinde war der Begriff ekklesia geläufig, und seine vorchristliche Verwendung vermittelt Einsichten in seine Bedeutung in Bezug auf die Kirche des Neuen Testamentes.
Ekklesia mit seiner Bedeutung „die Herausberufenen“ bzw. „die Zusammenberufenen“ wurde gewöhnlich benutzt, um eine einberufene Bürgerversammlung einer griechischen Stadt zu kennzeichnen. In diesem Sinne kommt ekklesia in Apostelgeschichte 19, Vers 32 bzw. 39 vor. Solchen Bürgern war ihr Sonderstatus gegenüber Sklaven und anderen, die kein Bürgerrecht besaßen, sehr wohl bewusst.
Ihre Versammlungen dienten der Klärung von Angelegenheiten des allgemeinen Interesses und wurden gewöhnlich durch einen Herold angekündigt. Mit der Bezeichnung ekklesia verstanden sich die ersten Christen als die von Gott „Herausberufenen“, die in Jesus Christus einen besonderen Status genossen und zu einem besonderen Zweck berufen waren (Epheser 2,19).
Darüber hinaus kommt das Wort ekklesia in der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes mehr als 100-mal vor. Die ersten Christen waren in der Mehrheit Juden, die diese griechische Übersetzung kannten. Ihre Selbstbezeichnung mit einem Wort, mit dem das Volk Gottes im griechischen Alten Testament gemeint war, zeugt von ihrem Verständnis der Kontinuität zwischen dem Alten und Neuen Testament.
Die ersten Christen sahen sich also als das Volk des Gottes, der sich im Alten Testament offenbart hatte (Hebräer 1,1-2). Sie sahen sich auch als die wahren Kinder Israels (Römer 2,28-29) mit Abraham als ihrem Vater (Römer 4,1-25) und als das Volk des Neuen Bundes, das die Propheten des Alten Testamentes vorausgesagt hatten (Hebräer 8,1-13).
Vor dem Hintergrund seiner gewöhnlichen Bedeutung in der griechischen Welt des 1. Jahrhunderts wird das Wort ekklesia im Neuen Testament in Bezug auf eine Ortsgemeinde herausberufener Christen benutzt: „die Gemeinde [ekklesia] Gottes in Korinth“ bzw. „die Gemeinde [ekklesia] in Thessalonich“ (1. Korinther 1,2 bzw. 1. Thessalonicher 1,1). Darüber hinaus kann mit ekklesia das gesamte Volk Gottes gemeint sein, dessen Haupt Jesus Christus ist: „Christus [ist] das Haupt der Gemeinde [ekklesia], die er als seinen Leib erlöst hat“ (Epheser 5,23).