Viele Christen wissen gar nicht, was es mit dem Fasten auf sich hat. Ist unser Fasten nur eine Art Hungerstreik oder entspricht es den Vorstellungen Gottes?
Von Chris Anderson
Jesus wurde einmal gefragt, warum seine Jünger nicht so fasteten, wie es die Pharisäer und die Jünger des Johannes taten. Seine Antwort war simpel: Solange er noch bei ihnen war, gab es keinen Grund. Nach seinem Abschied von ihnen würden sie es jedoch tun.
Er fuhr fort, ein Gleichnis zu erzählen, in dem er davor warnte, mit Lappen von neuen Kleidern alte Kleider zu flicken und neuen Wein in alte Weinschläuche zu füllen: „Niemand reißt einen Lappen von einem neuen Kleid und flickt ihn auf ein altes Kleid; sonst zerreißt man das neue und der Lappen vom neuen passt nicht auf das alte. Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche und wird verschüttet und die Schläuche verderben. Sondern neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen“ (Lukas 5,36-38).
Aber was hat das Fasten mit alten Kleidern und alten Weinschläuchen zu tun? Gibt es einen Zusammenhang? Beim näheren Hinsehen können wir Gottes erstaunliches Wirken im Leben derer sehen, die er beruft.
In Psalm 39, Vers 6 lernen wir, dass alle Menschen „wie gar nichts sind“. Der Apostel Paulus sagte: „Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft . . . Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ (Römer 7,14. 18). In Jeremia 17, Vers 9 finden wir: „Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen?“ Diese kalten Fakten, zusammen mit Gottes rhetorischer Frage, erfordern unsere ernsthafte Betrachtung.
Jesus benutzte das Gleichnis von den alten und neuen Kleidern und den alten und neuen Weinschläuchen, um den neuen Lebensweg, den er lehrte, dem gegenüberzustellen, wie Menschen wirklich sind. Sein Weg, der Weg der Gerechtigkeit und der Liebe, passt einfach nicht zu unseren alten Gewohnheiten.
Es ist notwendig, dass wir zu einer neuen Schöpfung werden: „Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur“ (Galater 6,15). Der Zusammenhang zwischen dieser neuen Schöpfung, den Weinschläuchen, in die Jesus seinen neuen Wein gießen kann, und dem Fasten wird jetzt deutlich.
Fasten ist eines der wertvollsten Mittel, das wir anwenden können, um ein neues und aufnahmebereites Wesen für Jesu neuen Lebensweg zu werden.
Der Zweck des Fastens
Fasten ist sicherlich nicht eines der angenehmsten Dinge auf dieser Welt. Einige leiden dabei unter Kopfschmerzen, Übelkeit und anderen Problemen. Für solche, die an einer ernsthaften Krankheit leiden, kann Fasten eine ungemeine Herausforderung bedeuten.
Gott gibt uns jedoch keine genauen Anweisungen darüber, wie lange wir fasten sollen, außer an seinem jährlichen Fastentag, dem Versöhnungstag. Also kann auch kürzeres Fasten wirkungsvoll sein.
Fasten ist nichts Neues für das Volk Gottes. Es wurde von den Kindern Israel, ihren Königen, den Propheten und den Jüngern – sowohl damals als auch heute – praktiziert. Aber bedeutet Fasten einfach nur, die Zeit herumzubekommen, während man sich der Nahrung und Flüssigkeit enthält, oder hat es einen tieferen Sinn? Durch eine Untersuchung der Schriftstellen über dieses wichtige Thema wird sich die Antwort offenbaren.
„Warum fasten wir, und du siehst es nicht an?“ fragen sie. „Warum kasteien wir unseren Leib und du willst’s nicht wissen?“ (Jesaja 58,3). So klagte Gottes alte Nation Israel. Sie hatten alle äußeren Handlungen vollzogen. Sie hatten sich selbst kasteit, indem sie weder aßen noch tranken, aber sie erlangten offensichtlich nicht den erwünschten Erfolg. Daher fragten sie: Wo bist du, Gott? Warum antwortest du nicht?
Gott antwortet mit seinen eigenen Fragen: „Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der HERR Wohlgefallen hat?“ (Jesaja 58,5).
Durch den Propheten Sacharja stellt Gott eine andere Frage. „Sage allem Volk im Lande und den Priestern und sprich: Als ihr fastetet und Leid trugt im fünften und siebenten Monat diese siebzig Jahre lang, habt ihr da für mich gefastet?“ (Sacharja 7,5).
Gott sagt, dass die Israeliten nicht aus richtigen Motiven gefastet hatten. „Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein“ (Jesaja 58,3-4). Also musste Gott sie warnen: „Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr es jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll“ (Vers 4).
Etwas stimmte nicht
Das Problem war sicherlich nicht Gottes Gehör: „Siehe, des HERRN Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, sodass er nicht hören könnte“ (Jesaja 59,1). Gott besaß sehr wohl die Fähigkeit, zu hören und zu helfen. Er wollte hören. Er wollte helfen. Etwas stimmte jedoch nicht. Also begann Gott ausführlich zu erklären, wo das Problem lag.
„Eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass ihr nicht gehört werdet. Denn eure Hände sind mit Blut befleckt und eure Finger mit Verschuldung; eure Lippen reden Falsches, eure Zunge spricht Bosheit. Es ist niemand, der eine gerechte Sache vorbringt, und niemand, der redlich richtet. Man vertraut auf Nichtiges und redet Trug; mit Unheil sind sie schwanger und gebären Verderben . . . an ihren Händen ist Frevel. Ihre Füße laufen zum Bösen, und sie sind schnell dabei, unschuldig Blut zu vergießen. Ihre Gedanken sind Unheilsgedanken, auf ihren Wegen wohnt Verderben und Schaden. Sie kennen den Weg des Friedens nicht, und Unrecht ist auf ihren Pfaden. Sie gehen auf krummen Wegen; wer auf ihnen geht, der hat keinen Frieden“ (Verse 2-8).
Vergießen von unschuldigem Blut. Verderben, Lügen, Perversität, Böses und Ungerechtigkeit. Das hört sich sehr nach dem an, worüber Paulus an die Gemeinden zu Galatien schrieb. „Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und dergleichen“ (Galater 5,19-21).
Wir verstehen jetzt, warum Gott durch Jeremia sagte, dass das menschliche Herz so boshaft ist. Das war genau das, was Gott versuchte, den Kindern Israel zu erklären. Es ist interessant, dass Gott auch heute seinem geistlichen Volk, das heute aus der Welt herausberufen ist, eben dieses Phänomen zu erklären versucht. Es war nicht einfach nur eine Erklärung für die Israeliten, es war eine Warnung – genau die gleiche Warnung, die Gott heute gibt: „. . . die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben“ (Galater 5,21).
Das Reich Gottes zu ererben ist der Sinn unseres Lebens. Deshalb wurden wir geschaffen. Deswegen wurde Jesus Christus Mensch und starb für uns. Er bereitet jetzt ein Amt für uns vor. „Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr“ (Johannes 14,3-4).
Was müssen wir tun?
Wir können absolutes Vertrauen in Jesu Worte setzen. „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (Lukas 12,32). „Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ (Matthäus 25,34).
Aber was müssen wir tun, um ewiges Leben zu ererben? Als ein reicher Jüngling Jesus diese Frage stellte, antwortete er: „Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote“ (Matthäus 19,17). Auf die Bitte nach einer genaueren Antwort hin führte Jesus mehrere der Zehn Gebote an, genau die gleichen Gebote, die Gott dem alten Israel gegeben hatte.
In einem kurzen, einfachen Gespräch mit diesem jungen Mann gab Jesus Anweisungen über den Lebensweg, den alle, die Jesus folgen wollen, wählen müssen, um ewiges Leben zu erhalten – das Halten der Gebote Gottes. Gottes Gesetz regelt unsere Beziehung zu ihm und unsere Beziehungen zueinander. In Jesaja legte Gott offen, wo das Problem der Israeliten lag: in ihrem Umgang miteinander. Während sie fasteten, litten andere unter den Lasten, die ihnen von ihren eigenen Landsmännern auferlegt worden waren.
In seiner Barmherzigkeit zeigte Gott den Israeliten, dass sie sich ändern mussten. Es war nicht der Verzicht auf Nahrung, der ihm am meisten bedeutete. Es war ihm viel wichtiger, dass sie aufhörten, sich gegenseitig schlecht zu behandeln, denn das widersprach direkt dem Gesetz, das sie von anderen Nationen unterscheiden sollte – das Gesetz der Liebe und der gegenseitigen Fürsorge.
Er beschrieb die Art von Fasten, die Ergebnisse bringt, ein Fasten, an dem er sich erfreut. „Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!
Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! . . . Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst“ (Jesaja 58,6-7. 9-10).
Gott versprach ihnen, dass er, wenn sie all dieses tun würden, sie erhören würde. „Dann wirst du rufen, und der HERR wird antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich“ (Jesaja 58,9).
Das eigentliche Problem
Noch einmal: Das Gehör Gottes war nicht das Problem. An anderer Stelle warnte er das Volk bzw. die Menschen davor, den gleichen Irrtum zu wiederholen. „Richtet recht, und ein jeder erweise seinem Bruder Güte und Barmherzigkeit, und tut nicht Unrecht den Witwen, Waisen, Fremdlingen und Armen, und denke keiner gegen seinen Bruder etwas Arges in seinem Herzen!“ (Sacharja 7,9-10).
Tragischerweise änderten sie sich nicht: „Aber sie wollten nicht aufmerken und kehrten mir den Rücken zu und verstockten ihre Ohren, um nicht zu hören“ (Vers 11). Wir beginnen jetzt also, das wahre Problem zu erkennen. Sie wollten nicht auf Gott hören. Sie wollten sich der Werke ihres boshaften und falschen Herzens, die sich in der ständigen und furchtbaren Misshandlung ihrer Landesmänner zeigten, nicht enthalten. „. . . und machten ihre Herzen hart wie Diamant, damit sie nicht hörten das Gesetz und die Worte, die der HERR Zebaoth durch seinen Geist sandte durch die früheren Propheten“ (Vers 12).
Wir wissen jetzt, was das Problem war. Aber warum? Warum entschieden sie sich, weiter ungehorsam zu sein, und weigerten sich, auf die von Gottes Geist inspirierten Diener zu hören? „Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht“ (Römer 8,7). „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden“ (1. Korinther 2,14).
Wir sehen also, dass der Geist Gottes die wesentliche Zutat ist. „Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen . . . So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, dass wir nach dem Fleisch leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben“ (Römer 8,9-10. 12-13).
Im Falle des alten Israel waren ihr physisches Leben und Wohlergehen in der Schwebe. Für uns ist es unser ewiges Leben. Wir müssen die Werke des Fleisches abtöten, uns ihrer enthalten: „Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist“ (Kolosser 3,5).
Gott hat keine Freude an Sünde bzw. an der Übertretung seines Gesetzes. Er erfreut sich vielmehr an Gerechtigkeit. „Ich weiß, mein Gott, dass du das Herz prüfst, und Aufrichtigkeit ist dir angenehm“ (1. Chronik 29,17). Es ist absolut notwendig für das Erhalten unseres Erbes, dass wir den Teil in uns, der sich gegen Gottes Gesetz der Liebe und der gegenseitigen Fürsorge wendet, erkennen und uns damit auseinandersetzen.
Unser Augenmerk beim Fasten
Hier wird Fasten Teil des Bildes. Es ist weniger ein Werkzeug, das die Befriedigung unserer eigenen Bedürfnisse ermöglichen soll, als vielmehr eine Hilfe, um uns auf die Wünsche Gottes zu konzentrieren – wie er und sein Sohn zu werden. „Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht“ (Philipper 2,5).
„Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet“ (1. Petrus 2,21-23).
Wenn wir fasten, sollten wir uns auf unsere eigenen Schwächen konzentrieren, sodass wir unsere Herzen wirklich kennenlernen. „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen?, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst“ (Matthäus 7,1-5).
Während er fastete, erfuhr David tiefe Reue für seine Sünden des Ehebruchs und des Mordes. Er erkannte, dass seine Taten Sünde waren, dass sie falsch waren. Er versuchte nicht, es zu verleugnen. Er flehte zu Gott, ihn von seinen Sünden zu reinigen, seine Verfehlungen auszulöschen. David wollte ein reines Herz und einen ehrlichen Geist. Er wusste, dass er ohne sie seine Beziehung zu Gott verlieren könnte. David bat Gott, seinen heiligen Geist nicht von ihm zu nehmen. Er war sich der Ernsthaftigkeit von Sünde bewusst. Gott erhörte ihn. Gott vergab ihm. Ein ernsthaftes Fasten kann beeindruckende Ergebnisse bringen.
Wenn wir fasten, müssen wir uns auf die Dinge in unserem Leben konzentrieren, die nicht in Harmonie mit den Gesetzen Gottes und dem Lebensweg Jesu stehen, zu dem wir berufen worden sind. Paulus ermahnte die Epheser, nicht so zu leben, wie der Rest der Welt es tat, „in der Nichtigkeit ihres Sinnes“ (Epheser 4,17).
Sie hatten einen besseren Weg kennengelernt. „Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt; ihr habt doch von ihm gehört und seid in ihm unterwiesen, wie es Wahrheit in Jesus ist. Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, und gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung.
Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.
Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung. Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes“ (Epheser 4,20 bis Epheser 5,5).
Die Frucht der Gerechtigkeit
Im Gegensatz zu den Werken des Fleisches, die der menschlichen Natur entsprechen, sollten sich alle unsere Energien und Anstrengungen darauf konzentrieren, die Frucht eines gerechten Lebens zu tragen. „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht. Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden. Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln“ (Galater 5,22-25).
Wurde in diesem Zitat irgendetwas ausgelassen? Ja. In Vers 23, nach der Auflistung der Frucht des Geistes, fügte Paulus einen scheinbar unbedeutenden Satz hinzu, und genau dieser Satz kann unser gesamtes Leben verändern. Er sagte: „Gegen all dies ist das Gesetz nicht.“ Lassen Sie das auf sich wirken. Um es noch einmal zu wiederholen: Unserem Wachsen in den Früchten des Geistes sind einfach keine Grenzen gesetzt. Überhaupt keine.
Einige werden sogar hundertmal so viel tragen, wie sie am Anfang hatten. Genau das hatte Gott im Sinn, als er die Samen seines heiligen Geistes in jeden von uns einpflanzte. „Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger“ (Johannes 15,8). Ein wenig später wiederholt Jesus dieses Ziel und fügt hinzu, dass er uns erwählt und eingesetzt hat, damit wir viel Frucht bringen und unsere Frucht bleibt: „Ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt“ (Vers 16).
Glücklicherweise haben wir noch Zeit, um Frucht zu tragen oder um damit zu beginnen. Wenn jemand gerade erst damit beginnt, wird das etwas gewöhnungsbedürftig sein, denn dieser Prozess ist unseren natürlichen Tendenzen völlig zuwider. Jesus erkannte dies, als er sagte: „Und niemand, der von altem Wein trinkt, will neuen; denn er spricht: Der alte ist milder“ (Lukas 5,39). Aber wir müssen wachsen, denn es wird die Zeit kommen, da Gott diesem Teil seines Planes ein Ende setzen wird, um den nächsten wundervollen Abschnitt zu beginnen.
Fasten gibt uns die Möglichkeit, uns vor dem lebendigen Gott zu demütigen, ihn uns reinigen und vervollkommnen zu lassen, wenn wir es zulassen. Es ist nicht nur eine äußere Demonstration, sondern ein sehr persönlicher, nach innen gerichteter Blick auf uns selbst, den wir mit Gott alleine erfahren (Matthäus 6,16-18). Fasten mit der richtigen Einstellung und aus den richtigen Gründen zahlt sich durch extrem hohen Gewinn aus. Es ist ein Investitionsplan, an dem wir alle gewillt sein sollen, teilzuhaben (Verse 19-21).
Zum Nutzen eines ernsthaften Fastens gehört, dass wir uns selbst so sehen, wie wir wirklich sind – am Anfang eine sehr unangenehme Aufgabe. Wir entwickeln und stärken dadurch unsere Abhängigkeit von Gott und Jesus Christus, während wir immer mehr so werden wie Kinder.
Wir erhalten dadurch die Kraft, uns von dem, was wir sind, zu dem, was wir sein sollten, zu verändern – neue Weinschläuche für Gottes neuen Wein zu werden. Wir wachsen in der Kraft, Versuchungen und Sünde zu widerstehen, so wie Christus es tat (Matthäus 4,1-11), und wir entwickeln die Kraft und die Fähigkeit, Gottes Willen zu tun – so wie Jesus es tat, als er einen Dämonen zurechtwies und ein epileptisches Kind heilte (Matthäus 17,14-21).
Petrus ermahnte uns zu einem Verhalten, das unsere Berufung und Erwählung sichern sollte (2. Petrus 1,10). Paulus warnte uns, uns mit Furcht und Zittern um unser Heil zu bemühen (Philipper 2,12).
Warum? Weil eines Tages, wenn Gott mit seinen heiligen Engeln kommen wird, um seine Ernte einzubringen, eine Teilung stattfinden wird. Jene, die ihre Herzen geprüft und ihr Verhalten geändert haben, um Gottes Liebe im Umgang mit anderen widerzuspiegeln, werden von denen getrennt werden, die das nicht getan haben. Die erste Gruppe wird ewiges Leben im Reich Gottes ererben – das Ziel, für welches wir erschaffen wurden. Die andere Gruppe wird dieses Ziel verfehlen (Matthäus 25,31-46).
Eine neue Schöpfung
Der größte Gewinn kommt, nachdem wir Gottes Worte akzeptiert und die Herausforderung, in ein neues Geschöpf verwandelt und ein Teil der göttlichen Familie zu werden, angenommen haben. Das ist es, was die Kinder Israel haben wollten, aber nicht haben konnten. Gott wird uns hören, wenn wir beten – aber nur, wenn wir es wirklich wollen. Wir brauchen sein Erhören unserer Gebete und seine Leitung in der uns verbleibenden Zeit auf Erden jetzt mehr als jemals zuvor. Ein ernsthaftes Fasten macht dies möglich.
„Dann wirst du rufen, und der HERR wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe hier bin ich . . . Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen: Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne“ (Jesaja 58,9. 11-12).
Also, wenn wir fasten, erinnern wir uns daran, ein neuer Weinschlauch zu werden, in den Gott seinen neuen Wein füllen kann – eine neue Schöpfung bis zum Überlaufen gefüllt mit den Früchten des Geistes Gottes.
Der jährliche gebotene Fastentag
In 3. Mose 23 erfahren wir, dass es einen Tag im Jahr gibt, an dem wir fasten sollen: „Am zehnten Tage in diesem siebenten Monat ist der Versöhnungstag. Da sollt ihr eine heilige Versammlung halten und fasten“ (Vers 27). Warum ordnet Gott ein Fasten an diesem Tag an?
Das Fasten drückt unseren demütigen Wunsch aus, Gott näherzukommen. Der Versöhnungstag versinnbildlicht eine zukünftige Zeit der Versöhnung nach der Entfernung Satans, wenn eine durch die schrecklichen Ereignisse der Endzeit gedemütigte Menschheit endlich mit Gott vollständig versöhnt wird.
Nur die wenigsten Menschen verstehen den richtigen Zweck des Fastens. Das Fasten dient nicht dazu, Gott unseren Willen aufzuzwingen. Wir fasten nicht deshalb, um irgendetwas von Gott zu erhalten außer seiner großen Gnade und Vergebung für alle unsere menschlichen Schwachheiten. Fasten erinnert uns an unsere vorübergehende physische Existenz. Ohne Nahrung und Flüssigkeit würden wir bald sterben. Fasten hilft uns zu erkennen, wie dringend wir Gott brauchen als Lebensspender und Lebenserhalter.
Unser Fasten am Versöhnungstag soll immer in einer reumütigen Geisteshaltung gehalten werden. Daniels Gesinnung beim Fasten war vorbildlich: „Und ich kehrte mich zu Gott, dem Herrn, um zu beten und zu flehen unter Fasten und in Sack und Asche“ (Daniel 9,3). In seinem Gebet bekannte Daniel seine Sünden und die seines Volkes.
Die Urgemeinde hielt den Versöhnungstag. Mehr als 30 Jahre nach dem Tod Christi bezog sich Lukas immer noch auf diesen Tag, um die Jahreszeit zu identifizieren. Er erwähnt, dass eine Schiffsreise des Paulus gefährlich war, „weil auch die Fastenzeit schon vorüber war“ (Apostelgeschichte 27,9). Fast alle biblischen Nachschlagewerke erkennen dieses hier erwähnte Fasten als den Versöhnungstag an.
Der Versöhnungstag lehrt uns eine weitere wichtige Lektion. Die Symbolik des Opferrituals an diesem Tag lehrt uns, dass der Ziegenbock, der am Versöhnungstag geopfert wurde, Jesus Christus darstellte. Er nahm die Todesstrafe auf sich, die wir für unsere Sünden verdient haben. Aber Jesus Christus blieb nicht tot; er wurde wieder zum Leben erweckt. Was lehrt uns der Versöhnungstag über die Rolle Christi nach seiner Auferstehung?
3. Mose 16, Verse 15-19 beschreibt eine feierlich ernste Zeremonie, die nur einmal jährlich am Versöhnungstag stattfand. Der Hohepriester brachte das Blut des geopferten Ziegenbocks zum Gnadenthron im Allerheiligsten – dem heiligsten Ort in der Stiftshütte. Der Gnadenthron war eine Darstellung des Thrones des allmächtigen Gottes.
Der Hohepriester erfüllte sinnbildlich die spätere Funktion Christi für reumütige Christen. Durch das Blut seines Opfers zum Thron Gottes aufgestiegen, legt Christus seit seiner Auferstehung als unser Hohepriester Fürsprache für uns ein.
Der Hebräerbrief macht diese Symbolik klar: „Christus aber ist gekommen als ein Hohepriester der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere Stiftshütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das ist: die nicht von dieser Schöpfung ist. Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben“ (Hebräer 9,11-12).
Durch Christi Opfer haben wir Zugang zum wahren Gnadenthron – dem Thron unseres gnädigen, liebevollen Schöpfers. Zum Zeitpunkt des Ablebens Jesu wurde die Öffnung dieses Zugangs auf dramatische und wunderbare Weise gezeigt, als „der Vorhang im Tempel“, der den Eingang zum Allerheiligsten zudeckte, „in zwei Stücke von oben an bis unten aus [zerriss]“ (Matthäus 27,51; Markus 15,38).
Viele Verse im Hebräerbrief beschreiben Christi Funktion als unseren Hohepriester und Fürsprecher. Durch sein Sühneopfer können wir „hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben“ (Hebräer 4,16).
Der Versöhnungstag versinnbildlicht also einerseits unsere liebevolle Versöhnung mit Gott, die durch Christi Opfer möglich ist. Der Versöhnungstag versinnbildlicht andererseits auch die bemerkenswerte Wahrheit, dass Satan, der Urheber der Sünde, eines Tages entfernt wird, damit die Menschheit endlich die vollständige Versöhnung mit Gott erlangen kann. Alles, was zwischen uns und Gott stand, wird entfernt – unsere eigenen Sünden und die zugrundeliegende Ursache, Satan, der Widersacher. Dadurch ist die Grundlage für eine vollkommene Versöhnung gegeben. Die persönliche Versöhnung, symbolisiert durch das Passah, wird durch die Beseitigung der Ursache vervollkommnet. So ist dieser gebotene Fastentag ein „Tag der vollkommenen Versöhnung“.