Dass die Menschen, die Gott nicht untertan sind, leiden, kann man verstehen. Doch gerechte Menschen müssen manchmal auch viel leiden. Warum ist das der Fall?
Von John Ross Schroeder
Eines der größten Rätsel für viele Menschen ist, warum Gott zulässt, dass gute Menschen leiden. Was nützt es, fragen sie, wenn man versucht, nach Gottes Anweisungen zu leben, wenn wir doch alle zu leiden haben? Ein Bestseller gibt dieses Dilemma in seinem Buchtitel wider: Wenn guten Menschen Böses widerfährt.
In seinem ersten Brief behandelt Petrus ganz besonders die Leiden von Christen. Petrus verstand die Bedeutung der Leiden von Menschen, die angesichts Jesu Christi und seiner Leiden gerecht leben. Petrus beschreibt zwei Kategorien des Leidens. Einmal das Leiden um der Gerechtigkeit willen, welches uns näher an das Reich Gottes bringt. Das andere Leiden ist zum größten Teil unsere Schuld, weil es gewöhnlich von Problemen herrührt, die wir selbst über uns bringen. Wir brauchen aber bei beiden Arten des Leidens Gottes Hilfe.
Petrus betont, dass Christen, wenn sie um der Gerechtigkeit willen leiden, dem Beispiel Jesu Christi folgen. „Wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet“ (1. Petrus 2,20-23; alle Hervorhebungen durch uns).
Christus litt nicht deshalb, weil er es verdient hatte. Er ertrug das Leiden für uns, um uns zu helfen, die von Gott für unser Leben vorgesehene Bestimmung zu erfüllen. „Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte“ (1. Petrus 3,18).
In der Zeit seines Wirkens auf der Erde wurde Jesus von den religiösen Führern seines Landes verspottet, verschmäht und verstoßen. Sie veranlassten seine unrechtmäßige Verhaftung. Seine Landsleute verlangten dann seine Hinrichtung. Zum Schluss ließen ihn sogar seine Jünger mit seinem Schicksal allein. „Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut“ (Jesaja 53,3; Elberfelder Bibel). „Er kam in sein eigenes Land, doch sein eigenes Volk wies ihn ab“ (Johannes 1,11; Gute Nachricht Bibel). Er erduldete die volle Bandbreite des menschlichen Leidens.
Nachdem er durch seine Auferstehung über den Tod triumphiert hatte, erklärte Jesus seinen Jüngern die Notwendigkeit seines Leidens (Lukas 24,46). Da er ohne Sünde war, litt er nicht für seine eigenen Sünden, sondern für unsere. Kein anderer hat je auf solche Weise das Schicksal der ganzen Menschheit auf seinen Schultern gespürt. Er nahm die Strafe für unsere Sünden auf sich. Sein Leiden und Tod waren für unsere Erlösung absolut notwendig.
Jeder Christ ist aufgerufen, sich bereitwillig mit Christi Leiden zu identifizieren und so seinen Charakter widerzuspiegeln (1. Petrus 2,21-23). Hätte Jesus nämlich nicht für uns gelitten, würden wir alle den ewigen Tod erleiden.
Versuchungen als Prüfung
Versuchungen selbst sind eine Form des Leidens und der Prüfung. Auch in dieser Hinsicht ist Jesus Christus das Vorbild für alle Christen. „Er war in der Wüste vierzig Tage und wurde versucht von dem Satan“ (Markus 1,13). Die Willenskraft, die für Jesus erforderlich war, um den Versuchungen Satans zu widerstehen, ist unbegreiflich.
Jesus Christus musste auch dem Verlangen des Fleisches widerstehen und es überwinden. Tatsächlich ist er der einzige Mensch, der jemals allen Versuchungen zur Sünde vollkommen widerstanden hat. „Wir haben nicht einen Hohepriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde“ (Hebräer 4,15).
Den emotionalen Zwiespalt, den Jesus im Garten Gethsemane kurz vor seiner Festnahme erlebte, können wir uns nur schwer vorstellen. Jesus betete dort dreimal zum Vater für zusätzliche geistliche Kraft, um seine prophezeiten Leiden und seine Kreuzigung durchzustehen. Er betete dort so sehr, dass „sein Schweiß wie Blutstropfen [wurde], die auf die Erde fielen“ (Lukas 22,44).
Er flehte den Vater an, ob es irgendeinen Weg gäbe, sein prophezeites Leiden zu vermeiden. „Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt“ (Hebräer 5,7). Doch im nächsten Atemzug beugte er sich demütig dem Willen des Vaters und gab uns damit ein Beispiel (Matthäus 26,36. 39-42).
Unser Leiden in der Welt
Die Bibel enthält viele Aussagen zu der Frage, warum die Gerechten in diesem bösen Zeitalter leiden. Das meiste Elend wird durch Satans überall vorhandenen Einfluss auf die Menschen und ihr Denken ausgelöst. Satan ist „der Gott dieser Welt“ (2. Korinther 4,4), der Verursacher eines Großteils des Elends der Menschheit. Er herrscht zurzeit über die Menschheit als der „[Fürst] der Macht der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt“ (Epheser 2,2; Elberfelder Bibel).
Kurz vor seiner Kreuzigung erklärte Jesus seinen Jüngern: „Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. Gedenkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten“ (Johannes 15,19-20).
Paulus ermahnt uns:„Alle aber auch, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2. Timotheus 3,12; Elberfelder Bibel; vgl. auch 1. Petrus 3,14; Matthäus 5,11-12).
Ein Großteil der Verfolgungen, die Christen erleiden, ist in Wirklichkeit gegen Christus selbst gerichtet. Seine Lebensweise ist die wahre Zielscheibe. Petrus erklärte dies deutlich: „Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt“ (1. Petrus 4,12-13).
Das Leiden der Propheten
Mit ihrem Leiden folgen Christen auch dem Beispiel der Diener Gottes früherer Zeiten. Gerechte Menschen haben schon immer für ihren treuen Gottesdienst gelitten. „Nehmt, liebe Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die geredet haben in dem Namen des Herrn“ (Jakobus 5,10; vgl. auch Hebräer 11,24-26).
Alle Propheten Gottes litten für ihre Treue gegenüber Gott. Einige haben überlebt, andere mussten sterben. Daniel wurde aufgrund seines Glaubens und seiner Praktiken in eine Löwengrube geworfen, aber Gott errettete ihn (Daniel 6,15-23). Seine drei Freunde – Shadrach, Meshach und Abed-Nego – wurden zum Tode in einem „glühenden Ofen“ verurteilt, weil sie sich nicht vor einem Götzen verbeugen wollten. Gott rettete ihr Leben jedoch auf wunderbare Weise (Daniel 3,8-29).
David schrie immer wieder laut zu Gott um Errettung vor seinen Feinden (Psalm 7,1-2; 18,17-19). Ganz besonders beachtenswert ist aber sein Vertrauen in Gott: „Siehe, des Herrn Auge achtet auf alle, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen, dass er sie errette vom Tode und sie am Leben erhalte in Hungersnot“ (Psalm 33,18-19).
Einige der Diener Gottes sind allerdings zu Märtyrern für das Reich Gottes geworden. Der Märtyrertod steht noch anderen bevor. Über Jesaja berichtet die Tradition, dass er „zersägt“ wurde (Hebräer 11,37). Außerdem erfahren wir, dass „andere aber gemartert worden [sind] und haben die Freilassung nicht angenommen, damit sie die Auferstehung, die besser ist, erlangten“ (Vers 35).
Einige „haben Spott und Geißelung erlitten, dazu Fesseln und Gefängnis“ (Vers 36). Stephanus fragte kurz vor seinem Märtyrertod diejenigen, die ihn gleich danach steinigten: „Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten [Jesus Christus], dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid“ (Apostelgeschichte 7,52).
So ist es schon immer gewesen. Es begann mit Kain und Abel: „Denn das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang an, dass wir uns untereinander lieben sollen, nicht wie Kain, der von dem Bösen [Satan] stammte und seinen Bruder umbrachte. Und warum brachte er ihn um? Weil seine Werke böse waren und die seines Bruders gerecht“ (1. Johannes 3,11-12).
Die Heilige Schrift erklärt: „Wer den Herrn fürchtet, der wandelt auf rechter Bahn; wer ihn aber verachtet, der geht auf Abwegen“ (Sprüche 14,2). Menschen, die nicht Gottes Wege gehen, drücken indirekt ihre Feindschaft ihm gegenüber aus, indem sie ihre Verachtung und ihren Ärger an seinen Dienern auslassen. Petrus beschreibt ihre Einstellung sehr gut: „Das befremdet sie, dass ihr euch nicht mehr mit ihnen stürzt in dasselbe wüste, unordentliche Treiben, und sie lästern“ (1. Petrus 4,4).
Das Leiden des Paulus
Als Gott Paulus zum Apostelamt berief und bekehrte, erfuhr Paulus, dass Leiden zu seinem Dienst an Christus gehören würde. „Ich will ihm [Paulus] zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen“ (Apostelgeschichte 9,16; siehe auch 2. Timotheus 1,11-12).
Seine Leiden waren eng mit dem großen Zweck seiner Berufung verbunden. Er wurde von dem wiederauferstandenen Jesus Christus beauftragt, zu den Heiden zu gehen, „um ihnen die Augen aufzutun, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott“ (Apostelgeschichte 26,18).
Seine Aufgabe zog viel Opposition und Verfolgung nach sich. Im 2. Korinther, Kapitel 11 können wir Paulus’ Beschreibung der vielen Demütigungen, Gefahren und Verletzungen nachlesen, die er als Apostel beim Predigen des Evangeliums ertrug.
„Ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer . . ., in Gefahr unter Räubern, in Gefahr unter Juden, in Gefahr unter Heiden . . ., in Gefahr unter falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße; und außer all dem noch das, was täglich auf mich einstürmt, und die Sorge für alle Gemeinden“ (2. Korinther 11,25-28).
Das Weiden der Herde Gottes – die Kirche Gottes zu betreuen – war ein wichtiger Bestandteil seiner Aufgabe, und seine liebevolle Fürsorge für die Gemeinden wog schwer auf Paulus’ Schultern. Paulus sagt uns: „Folgt meinem Beispiel, wie ich dem Beispiel Christi!“ (1. Korinther 11,1).
Auch wir werden erkennen, dass es nicht möglich ist, das Evangelium in dieser chaotischen und sündhaften Welt zu verkünden, ohne Opposition und Verfolgung zu erfahren. Nicht jeder wird den Widerstand auf dieselbe Weise und mit derselben Härte erleben. Christus kennt unsere Belastbarkeit; er weiß um die Talente und Grenzen eines jeden Christen. Das Los aller wahren Christen ist aber, um der Verkündigung des Evangeliums willen zu leiden. Dies war ein fester Bestandteil in dem Leben von Paulus und seinen Begleitern (1. Korinther 4,11-12).
Paulus arbeitete unter einer Wolke von Verdächtigungen und falschen Anschuldigungen. „Für welches [das Evangelium] ich leide bis dahin, dass ich gebunden bin wie ein Übeltäter; aber Gottes Wort ist nicht gebunden“ (2. Timotheus 2,9). Die meisten jüdischen Führer sahen in ihm einen Verräter. Die Römer waren sich oft nicht sicher, ob sie ihn wie einen irregeführten römischen Staatsbürger, einen Aufwiegler oder wie einen Kriminellen behandeln sollten. Am Ende starb er für seinen Glauben.
Christen sind dazu berufen, ein „Licht der Welt“ (Matthäus 5,14) zu sein. Sie sollen den Charakter ihres himmlischen Vaters jederzeit widerspiegeln, der alles Lebensnotwendige zur Verfügung stellt, selbst für die Ungerechten. Christen sollen unter schwierigen Umständen ein Beispiel sein.
„Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im heiligen Geist, so dass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja“ (1. Thessalonicher 1,6-7).
Jesus erklärte seinen Jüngern, warum sie auf Misshandlungen mit Liebe, Güte und guten Werken reagieren sollten. „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matthäus 5,44-48).
Unnötiges Leiden vermeiden
Wie eingangs erwähnt, leiden wir als Christen auch manchmal aufgrund unserer eigenen Fehler. Da Sünde die Hauptursache für Leiden ist, könnte viel unnötiges Leiden durch treuen Gehorsam gegenüber Gott bzw. durch das Halten seiner Gebote im Buchstaben und im Geist vermieden werden.
Leiden zu vermeiden kann auch beinhalten, vernünftige Prinzipien der mentalen, emotionalen und physischen Gesundheit zu befolgen. Diese Prinzipien basieren auf den Zehn Geboten und können in der ganzen Bibel gefunden werden.
Die Bibel berichtet von vielen Beispielen des Leidens, welches wir über uns bringen können, indem wir einfach die grundlegende Weisheit in Gottes Wort ignorieren. Zum Beispiel: „Wer im Jähzorn handelt, soll dafür Strafe zahlen; wenn du sie ihm erlässt, wird es nur noch schlimmer mit ihm“ (Sprüche 19,19; Gute Nachricht Bibel). Auch: „Faulheit macht schläfrig, und ein Lässiger wird Hunger leiden“ (Vers 15; ebenda).
Finanzielle Probleme sind häufig das Resultat, wenn man eine gesetzliche Verpflichtung für die Schulden anderer übernimmt: „Wer für einen andern bürgt, der wird Schaden haben; wer aber sich hütet, Bürge zu sein, geht sicher“ (Sprüche 11,15).
Unfälle und Unvorsichtigkeit tragen sehr zum Leiden anderer Menschen bei. Einige Berufe und Aktivitäten sind von Natur aus schon gefährlicher als andere. „Wer Steine bricht, der kann sich dabei wehe tun, und wer Holz spaltet, der kann dabei verletzt werden“ (Prediger 10,9).
Natürlich ist auch Krankheit eine Hauptursache für Leiden. Die Gründe für Krankheiten sind zu zahlreich, um sie alle aufzuzählen. Gott versprach dem alten Israel aber, keine Krankheiten über sie zu bringen, wie er sie über die Ägypter gebracht hatte, wenn sie aufrichtig seine Anweisungen befolgten, einschließlich der Ernährungs-, Agrar- und Hygienegesetze (2. Mose 15,26). Er warnte sie davor, seine Anweisung zu ignorieren, da dies zu Krankheiten führen würde (5. Mose 28,58-61). Die Vermeidung von Krankheiten hängt u. a. davon ab, ob wir Gottes Rat annehmen und befolgen.
Durch das Befolgen von einfachen Prinzipien wie Vorbeugung, allgemeine Vorsichtsmaßnahmen, gute Ernährung und Hygiene kann man als Einzelner viele Leiden vermeiden, die durch Krankheiten entstehen. Der Umweltschutz und die Förderung einer robusten Volksgesundheit setzen jedoch voraus, dass ganze Gemeinden – sogar Nationen – zusammenarbeiten, um vernünftige Prinzipien für Landwirtschaft, Luftreinhaltung, Lebensmittelverarbeitung und andere gesundheitsbezogene Bereiche anzuwenden. Viele dieser notwendigen Schritte können erst dann eingeleitet werden, wenn Christus bei seiner Rückkehr eine neue Weltordnung etabliert.
Andauernde und zwanghafte Schuld ist oft eine Haupt-, aber vermeidbare Ursache für emotionale Qual. Freilich sind angemessene Schuldgefühle bei falschem Verhalten natürlich und angebracht. Solche Schuldgefühle sollten aber zur Umkehr führen, die in Verbindung mit Gottes Vergebung das Heilmittel für Schuld ist (2. Korinther 7,10). Gott ist gnädig. Die Lösung ist, in einer reumütigen Einstellung zu Gott zu gehen und um die Gnade und Vergebung zu bitten, die er verspricht.
Selbst „ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf“ (Sprüche 24,16). Wir müssen Gottes Gnade regelmäßig suchen, auch wenn wir leiden. Gott hat uns versprochen: „Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden“ (Jesaja 1,18-19).
Diese Beispiele kratzen nur an der Oberfläche der vermeidbaren und unnötigen Leiden, die wir über uns selbst bringen können. Sie zeigen auch, wie wir ein ausgewogenes Verständnis der Leidensursachen erlangen können. Ein Großteil des menschlichen Leidens könnte leicht durch das richtige Wissen und Verständnis bzw. durch Weisheit und Gehorsam vermieden werden.
Historische Einsichten in menschliches Leiden
In Londons Westminster Abbey, wo die Großen und Berühmten Englands ihre letzte Ruhestätte fanden, sind auf zwei riesigen Armleuchtern aus Eisen biblische Figuren dargestellt. Unter den dargestellten Figuren des Alten Testamentes stechen zwei ganz besonders hervor.
An einem Ende des Armleuchters ist König Salomo, porträtiert auf seinem Thron mit majestätischen Kleidern als Herrscher eines vereinigten und wohlhabenden Volkes, dessen göttliche Segnungen das ganze Land durchzogen. Seine Weisheit wurde von der geheimnisvollen Königin von Saba treffend zusammengefasst:
„Du hast mehr Weisheit und Güter, als die Kunde sagte, die ich vernommen habe. Glücklich sind deine Männer und deine Großen, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören. Gelobt sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen hat, so dass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat“ (1. Könige 10,7-9).
Salomo erreichte dank Gottes Freigebigkeit den Höhepunkt temporärer Leistungen.
Am anderen Ende des Armleuchters steht der Patriarch Hiob, der die Tiefen des Elends und der Verzweiflung erleidet. Sein Thron – um sein Leiden zu lindern – ist ein Bett aus Asche. Drei seiner Freunde besuchen ihn von weit her, aber nicht, um seine Leistungen zu preisen, sondern um ihn der Ungerechtigkeit zu bezichtigen.
Die menschliche Existenz schließt sowohl Leiden als auch die Erhebung des Lebens ein. Leiden ist genauso ein menschlicher Erfahrungswert wie das Erreichen von Größe. Der Gott Israels war genauso ein Teil von Hiobs Leben, wie er es bei Salomo war, wenn nicht sogar noch mehr.
Hinter unserem Leiden liegt ein großer Sinn. Das Leben gibt uns die Gelegenheit, wichtige Fragen zu stellen: Wer bin ich? Warum lebe ich? Welchen Anteil habe ich in Gottes Plan?
Leiden ist ein natürlicher Teil unserer Existenz. Niemand kann ihm entfliehen. Leiden kann uns dazu bringen, die Bedeutung des Lebens neu zu überdenken. Es zwingt uns dazu, uns die Zeit zu nehmen, die wichtigen Fragen zu unserer Existenz zu überlegen.
Gott ist sehr viel mehr daran interessiert, seinen gerechten Charakter in uns zu entwickeln, als daran, dass uns ein leidenfreies Leben beschert ist. Christus selbst lernte Gehorsam durch Leiden (Hebräer 5,8).