Wie unterscheidet sich der Neue Bund von dem früheren Bund, den Gott mit dem alten Volk Israel am Berg Sinai schloss?

Von Gary Smith

Der Neue Bund ist ein besserer Bund, „der auf bessere Verheißungen gegründet ist“ (Hebräer 8,6; alle Hervorhebungen durch uns). Warum ist der Bund, der die Beziehung von Christen zu ihrem Gott regelt, besser als der Bund, den Gott mit der Nation Israel schloss? Was sind die „besseren Verheißungen“ im Neuen Bund, und wodurch sind sie besser als diejenigen, die Teil des am Berg Sinai geschlossenen Bundes waren, der in Vers 13 „veraltet“ genannt wird?

Vers 7 weist auf die Unvollkommenheit des Alten Bundes hin, ohne die es keine Notwendigkeit für einen Neuen Bund gegeben hätte. Wie war der Alte Bund „tadelig“?

Die Antwort auf diese Frage ist überaus wichtig, denn viele glauben, dass der Tadel am Alten Bund das Gesetz bzw. die Gebote Gottes waren.

Aus diesem Grund meinen viele, dass der Neue Bund, durch den der frühere Bund „veraltet“ ist (Vers 13), das Gesetz durch Gnade und Glauben ersetzte oder verdrängte. Diese Logik führt viele zum Schluss, dass das Halten des wöchentlichen Sabbats, der jährlichen Festtage, des Zehntengesetzes und die Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Speisen durch den Neuen Bund gänzlich überholt und daher für Christen nicht verbindlich sind.

Aber stimmt dies? Was ist die Wahrheit über die Bünde, die den Kern der Frage ausmachen, wann und wo Sie sich zum Gottesdienst versammeln sollen? Wenn wir alle Vorurteile beiseite legen, können wir erkennen, dass die Bibel den Tadel am Alten Bund klar identifiziert, die Änderungen vom Alten zum Neuen Bund zeigt und erklärt, warum der Neue Bund besser ist.

Was war der Tadel?

Der Alte Bund war eine Erweiterung früherer Verheißungen, die Gott den Vorfahren Israels gemacht hatte: Abraham, Isaak und Jakob (1. Mose 15,13-14; 2. Mose 2,24-25; 6,4-8). Im Lichte dieser Verheißungen beschloss Gott, Abrahams Nachkommen aus Ägypten herauszubringen und sie zu seiner Vorzeigenation zu machen (2. Mose 19,5-6). Aufgrund der Befreiung Israels erwartete Gott, dass Israel seine Lebensweise praktizieren würde (2. Mose 20,2).

Nachdem alle Bestimmungen des Gesetzes, der Gebote, Satzungen und Rechtsordnungen verkündet waren (2. Mose 19-24), gaben die Israeliten auf Gottes Verheißungen das Versprechen, Gott in allem, was er ihnen vorgelegt hatte, zu gehorchen. Der Bund wurde dann ratifiziert oder mit Blut besiegelt (2. Mose 24,7-8).

Jener Bund wurde nicht eingehalten. Freilich war Gott nicht der schuldige Partner. Schließlich beinhaltet Gottes Bund eine einseitige Verheißung, die durch seinen Eid besiegelt wurde und die er nie brechen wird. Auf der anderen Seite war Israel, obwohl es den Gehorsam gegenüber Gott versprochen hatte, nicht willens, seine Verpflichtung zu erfüllen und seiner Verantwortung nachzukommen und alles zu halten, was Gott ihnen geboten hatte. (Hebräer 6,13-18). Die Geschichte Israels zeichnet sich aufgrund der Ablehnung des Bundes durch eine Lebensweise aus, die Gottes Gesetz widersprach.

Hebräer 8, Verse 7-8 hilft uns zu verstehen, warum Israel versagte und wie der Alte Bund tadelig war. „Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen andern gesucht. Denn Gott tadelt sie“ und beschloss, einen neuen Bund zu machen. In dieser wichtigen Feststellung sagt Gott klar aus, worin der Tadel lag: Er hatte nicht mit dem Gesetz, den Zehn Geboten, den Satzungen und den Rechtsordnungen zu tun, sondern mit dem Volk selbst.

Paulus war nicht gegen das Gesetz

Im Gegensatz zu den Vorstellungen und Lehren vieler Menschen glaubte und lehrte der Apostel Paulus mehr als 25 Jahre nach dem Tode Jesu Christi, dass „das Gesetz heilig, und das Gebot . . . heilig, gerecht und gut [ist]“ (Römer 7,12). Das Gesetz ist Ausdruck von Gottes Charakter, der heilig, gerecht und gut ist. In Vers 22 schrieb er: „Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen.“

Viele nehmen an, dass der Neue Bund, wenn wir an Jesus Christus glauben, die Aufhebung der Notwendigkeit bedeutet, das Gesetz zu halten. Paulus behandelte diese Vorstellung in Römer 3, Vers 31: „Wie? Heben wir denn das Gesetz auf [Griechisch katargeo mit der Bedeutung ,vernichten‘ oder ,abschaffen‘] durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf [Griechisch histemi mit der Bedeutung ,aufstellen‘ oder ,stehend machen‘].“ Der Glauben schafft nicht das Gesetz ab, sondern Paulus sagte, dass er das Gesetz aufrichtet. Es ist kein Wunder, dass Abraham der Vater der Gläubigen genannt wird. Er wurde für sein Beispiel des Gehorsams gegenüber Gottes Gesetz, Geboten und Weisungen (1. Mose 26,5) zu einem hervorragenden Beispiel des Glaubens.

Etwa 25 bis 30 Jahre nach dem Tode und der Auferstehung Jesu Christi sagte Paulus, dass er allem glaubte, „was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten“ (Begriffe, mit denen das gesamte Alte Testament gemeint ist), und dass er nichts gegen das Gesetz getan hatte (Apostelgeschichte 24,14; 25,8)!

Der Hebräerbrief zeigt uns, dass Gott das Volk Israel tadelte. Paulus jedoch erkannte, dass das Problem nicht allein mit der Nation Israel zu tun hatte, sondern ein universelles Problem der gesamten Menschheit war. Juden und Griechen stehen alle unter der Sünde (Römer 3,9; Galater 3,22).

In Römer 7, Vers 7 sagt uns Paulus, dass wir ohne das Gesetz die Sünde nicht erkennen können. Ist der Fehler beim Gesetz zu suchen? „Das sei ferne!“, antwortet er.

Paulus wusste, wo das Problem lag. Er erklärt, dass unsere menschliche Natur gegen Gottes Maßstäbe zu rebellieren beginnt wenn wir mit dem Gesetz, das göttliches Verhalten beschreibt, konfrontiert werden (Verse 8-11). Gottes Gesetz zeigt dem Menschen seine Sündhaftigkeit (Römer 5,20) und führt zu unserer dringend benötigten Vergebung und Versöhnung mit Gott durch Jesus Christus (Verse 6-12).

Der Tadel hat nichts mit dem Gesetz, sondern mit der menschlichen Natur zu tun. Obwohl wir das Richtige und Gute erkennen mögen, sind wir aus eigener Kraft heraus nicht in der Lage, das Erkannte umzusetzen. Wir können wissen, was wir tun sollen, aber wir geben nur allzu leicht der selbstsüchtigen Versuchung nach, unsere fleischlichen Gelüste zu befriedigen.

Dies war Israels Dilemma unter dem Alten Bund, und es ist auch das Dilemma aller Menschen. Die Sünde ist einfach. Es ist die Lebensweise, die uns natürlich zu sein scheint (Römer 7, 12-13). Paulus stellt die universelle Frage: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“ (Vers 24).

Die Lösung des Problems Sünde

Als der Prophet Jeremia die Verantwortung erhielt, der Nation Juda die nationale Reue nahezulegen, wurde er wegen seines Aufrufs verachtet. Wiederum lag das Problem beim Volk.

Die Lösung des Problems Sünde, die Gott Jeremia offenbarte, war die gleiche, die Hunderte von Jahren später im Hebräerbrief verkündet wurde. „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr“ (Jeremia 31,31-32).

Jeremia bestätigt, dass das Problem beim Alten Bund weder die Gesetze, noch die Gebote noch dessen Bedingungen, sondern die Nichteinhaltung des Bundes durch das Volk war.

Gott inspirierte Jeremia zu verkünden, dass ein neuer Bund eingerichtet wird, der besser sein wird als der Bund, der am Berg Sinai geschlossen wurde: „Das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: Erkenne den Herrn, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, klein und groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken“ (Verse 33-34). Dieser neue Bund beinhaltet eine zusätzliche Dimension, den heiligen Geist, der den Unterschied zum Alten Bund schafft.

Der Neue Bund ist eine Fortsetzung der früher gegenüber Abraham gemachten Verheißungen (Galater 3,7. 14-16). Weil Israel Gottes Bund verachtete, richtet Gott den Bund auf bzw. erneuert ihn (Hesekiel 16,59-60). Es ist ein besserer Bund, weil er das Problem des Alten Bundes löst und sich auf bessere Verheißungen gründet.

Wir stellen fest, dass Gottes Gesetz nicht als das Problem des Alten Bundes, sondern als Kernstück des Neuen Bundes beschrieben wird. Gottes Gesetz wird eigentlich zum Bestandteil des Menschen. Das Schreiben des Gesetzes Gottes in den Sinn und ins Herz des Menschen macht es möglich, dass er die Sünde überwinden kann.

Wie wird das Gesetz Gottes in unsere Herzen und in unseren Sinn geschrieben? Ganz bestimmt nicht durch menschliche Bemühungen – Israel hat bereits zur Genüge bewiesen, dass der Mensch Gottes Gesetz nicht halten kann. In Römer 7, Vers 25 gibt uns Paulus die Antwort auf die Frage, wie der Mensch trotz der Schwachheit des Fleisches Gott gefallen und einen Bund mit ihm halten kann: „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“

Der Erfolg des Neuen Bundes hängt vom Werk Jesu Christi ab. Das siebte Kapitel des Hebräerbriefs berichtet uns, dass seine Priesterschaft nach der Ordnung Melchisedeks besser ist als die levitische Priesterschaft (Vers 7).

Wie arbeitet Jesus Christus mit seinem Volk in dem Bemühen, ihm Gottes Gesetz ins Herz zu schreiben? Wir wissen, dass Christus mittels des heiligen Geistes in uns lebt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben“ (Galater 2,20).

Die Wichtigkeit von Gottes Geist darf nicht unterschätzt werden. Er verleiht uns die Kraft, Gottes Gesetz zu halten, und lässt Christus in uns wirken. Paulus beschreibt, wie Christus in uns wirkt: „Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unsern Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen“ (2. Korinther 3,3). Durch Gottes Geist wird Christen sein Gesetz ins Herz geschrieben.

In Vers 6 wird der Kontrast zwischen den Bünden, der durch Gottes Geist möglich wird, weiter erklärt: „. . . der [Gott] uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“ Das Neue am Bund ist eine viel bessere und herrlichere Anwendung des gleichen Gesetzes Gottes (Verse 8-9).

Die Buchstaben von Gottes Gesetz wurden auf steinerne Tafeln am Berg Sinai geschrieben, als der erste Bund geschlossen wurde. Leider verblieb das Gesetz, das Gottes Wesensart widerspiegelt, auf den steinernen Tafeln und wurde nicht Bestandteil der Lebensweise Israels. Das Gleiche findet heute statt, wenn die Bibel zum Staubfänger im Regal wird und wir sie unser Leben nicht verändern lassen.

Wenn wir jedoch Gottes Geist in unserem Sinn wirken lassen, wird Gottes Gesetz – das gleiche Gesetz, das auf die Steintafeln geschrieben wurde – zu einem permanenten Teil unseres Lebens als Christen. Es drückt sich in unseren Gedanken, Worten, Handlungen und in unserem Charakter aus, der Gottes Natur widerspiegeln sollte.

Vergebung im Neuen Bund

Römer 8, Verse 1-4 fasst unseren Stand vor Gott unter dem Neuen Bund zusammen: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist.“

Durch Jesus Christus erhalten wir die Sündenvergebung. Unsere Sünden werden durch ihn gesühnt. Wir werden gerechtfertigt (gerecht gemacht bzw. uns wird vergeben) von der Gnade durch Glauben. Christi Werk in uns hört aber nicht an dieser Stelle auf. Durch die uns innewohnende Kraft des heiligen Geistes kann unsere Gesinnung geändert werden, sodass wir nunmehr Gottes Gesetz untertan sein und es erfüllen können. Durch den heiligen Geist wirkt Jesus in uns, um die Sünde zu besiegen. Sein Werk des Neuen Bundes schafft einen „neuen Menschen“ in uns und ermöglicht uns das Ablegen des „alten Menschen“, unsere ehemalige nach innen gerichtete Lebensweise (Kolosser 3,5-10).

Viele bekennende Christen sind leider der falschen Vorstellung verfallen, dass Jesus Christus alles für uns tut. Können wir uns auf unserem bequemen „geistlichen Sessel“ zurücklehnen, unsere Füße hoch legen und ihn alles für uns tun lassen? Kolosser 3 macht klar, dass wir in einer Partnerschaft mit Jesus Christus stehen. In diesem Kapitel lesen wir Aufforderungen in der Befehlsform wie „Trachtet nach dem, was droben ist . . . So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind . . . Nun aber legt alles ab von euch . . . belügt einander nicht“ (Verse 2-9).

Das ist eine große Aufgabe! Es wäre aussichtslos, uns dabei nur auf unser geistiges und physisches Vermögen zu verlassen. Es ist sicher richtig, dass wir durch unsere eigene Gerechtigkeit und unsere eigenen Bemühungen nichts verdienen können, dennoch müssen wir mit unserem Partner, unserem Erlöser Jesus Christus, zusammenarbeiten, und bei dieser Partnerschaft ist er der Tonangebende. Indem wir uns dem Wirken Christi in uns fügen, wird „die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt“ (Römer 8,4).

Das ängstliche Harren

Der Neue Bund ist ein besserer Bund, weil Gottes Lebensweise, durch die Zehn Gebote dargestellt, zu einem Teil unserer Selbst wird. Den Menschen, in deren Leben sich das Schreiben des Gesetzes ins Herz vollendet, gibt Gott eine Verheißung, die nicht nur materiellen Segen wie im Alten Testament, sondern ewiges Leben beinhaltet. In diesem ewigen Leben werden sie Gottes Lebensweise, die durch das Wort Liebe zusammengefasst wird, in allem, was sie denken, sagen und tun, widerspiegeln.

Paulus stellt fest: „Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden“ (Römer 8,19). Mit dieser Stellung offenbart Paulus das endgültige Resultat des Neuen Bundes. Zahlreiche Söhne und Töchter werden sich durch den heiligen Geist dem Wirken Christi in ihrem Leben fügen und werden bei Christi Rückkehr als Gottes Kinder offenbar werden.

Die Zehn Gebote, die in der Antike auf zwei steinerne Tafeln geschrieben wurden, werden zu einem beständigen Teil ihres Charakters geworden sein, und sie werden ewiges Leben erhalten. Sie werden nicht gegen Gott, einander oder irgendeinen Aspekt seiner Schöpfung sündigen. Viele Söhne und Töchter werden so zur Herrlichkeit geführt werden (Hebräer 2,10).

Der Neue Bund mit seiner besseren Priesterschaft (Hebräer 7,7), seinen besseren Verheißungen (Hebräer 8,6) und einer besseren Hoffnung – die des ewigen Lebens (Hebräer 7,19) – ist wirklich der bessere Bund.