In Matthäus Kapitel 23 warnt Jesus uns davor, dem Beispiel der Pharisäer und Schriftgelehrten zu folgen, die damals die religiösen Führer der Juden waren.
Von David Payne
In Matthäus 23 wandte sich Jesus an „das Volk“ (die Menschenmenge, die ihm gefolgt war) und an seine eigenen Jünger. Er erkannte an, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer die religiösen Führer der damaligen Zeit waren. Dennoch ging er mit den Phariäsern und Schriftgelehrten hart ins Gericht. Dabei wiederholte er siebenmal den Vorwurf: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!“
In diesem Kapitel und bei mehreren anderen Gelegenheiten benutzte Christus den Begriff „Heuchler“, um das Verhalten einiger Pharisäer zu beschreiben. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet ursprünglich „jemand, der antwortet“ oder „jemand, der auslegt“ (Thayer's Dictionary of New Testament Words).
Später wurde es für einen Schauspieler verwendet und bezeichnete im Laufe der Zeit jemanden, der nach außen hin eine Rolle vorgibt oder spielt, während er innerlich andere Gefühle oder Absichten hat.
Jesus wurde nicht als Messias anerkannt
Der erste Grund für den Zusammenstoß zwischen Christus und den Pharisäern war ihre Weigerung, Jesus als ihren Messias anzuerkennen. Mit ihrer angeblichen Kenntnis der Heiligen Schrift hätten sie in der Lage sein müssen, den Zeitpunkt seines ersten Kommens zu erkennen.
Als die Weisen kamen, um Jesus als kleines Kind zu suchen, waren die Schriftgelehrten und Hohepriester in der Lage zu erkennen, wo Christus geboren werden sollte (Matthäus 2,1-8). Herodes glaubte ganz sicher, dass er schon da sei (Verse 8-18), und auch andere erwarteten damals die Geburt des Messias (Lukas 2,25-35).
Während seines Wirkens weigerten sich die Pharisäer wiederholt, Jesus als Christus anzuerkennen. Dies war unter anderem deshalb, weil sie glaubten, er stamme aus dem armen und ungebildeten Galiläa, obwohl er in Bethlehem geboren war (Johannes 7,32. 40-52).
Nikodemus war zuvor zu Christus gekommen und hatte bekannt: „Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm“ (Johannes 3,2; alle Hervorhebungen durch uns), wobei er sich selbst und andere hochrangige Pharisäer meinte.
Aber die Pharisäer redeten weiter gegen Jesus Christus. Sie suchten seinen Tod und hinderten die Zuhörer daran, mehr zu lernen (Matthäus 23,13). Damit wiederholten sie das Versagen ihrer Vorfahren, Gottes Propheten anzuerkennen (Verse 29-39).
Menschengebote als Lehren
Die Pharisäer gerieten auch deshalb in Konflikt mit Christus, weil sie dem mündlichen Gesetz mehr Bedeutung beimaßen als dem geschriebenen Gesetz Gottes. Sie glaubten, das „mündliche Gesetz“ seien die Worte des Mose, die von Mund zu Mund weitergegeben wurden.
Mose schrieb jedoch das gesamte Gesetz in einem Buch nieder (5. Mose 31,24) und hinterließ die schriftliche Anweisung, dass Israel die Worte des Gesetzes mindestens einmal alle sieben Jahre vorlesen sollte (Verse 9-12). Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass ein mündliches Gesetz hinzugefügt werden sollte.
Im weiteren Verlauf der Geschichte Israels ging das geschriebene Gesetz verloren, vielleicht sogar für einen Zeitraum von ca. 70 Jahren während der 55 Jahre, die König Manasse regierte, und in den ersten 18 Jahren der Herrschaft von Josia. Danach wurde das Buch des Gesetzes wiederentdeckt (2. Könige 22,8; 2. Chronik 34,15). Nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft las der Priester Esra aus dem Buch des Gesetzes vor (Nehemia 8,1-8).
Es heißt, die Pharisäer kümmerten sich weniger um „das Wichtigste an seinem Gesetz, um Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue“ (Matthäus 23,23; Gute Nachricht Bibel). Das zeigt sich auch in ihrem Umgang mit dem Sabbat. In Matthäus, Kapitel 12 verurteilten die Pharisäer die Jünger, weil sie am Sabbat eine Handvoll Getreide pflückten.
Sie betrachteten dies als „Ernten“, was als Arbeit angesehen wurde (Verse 1-8). Später am selben Tag wurden sie wütend auf Christus, weil er einen Mann mit einer verdorrten Hand geheilt hatte, und schmiedeten einen Plan, ihn zu töten (Matthäus 12,9-14).
Das Sabbatgebot verbietet zwar die Arbeit zum Erwerb des Lebensunterhalts, aber es schützt auch grundlegende menschliche (oder tierische) Bedürfnisse und Annehmlichkeiten (Lukas 13,10-17). Jesus sagte: „Der Sabbat wurde doch für den Menschen geschaffen und nicht der Mensch für den Sabbat“ (Markus 2,27; „Hoffnung für alle“-Bibel). Er sollte eine Freude und keine Last sein (Jesaja 58,13-14).
So hatten die pharisäischen Traditionen und Zusätze zum Gesetz Gottes oft den Effekt, dass sie genau das Gesetz untergruben, das sie zu ehren und zu befolgen vorgaben. Kein Wunder, dass Christus über sie sagte: „Das Gebot Gottes schiebt ihr zur Seite und haltet euch stattdessen an Vorschriften, die von Menschen stammen“ (Markus 7,8-9; Gute Nachricht Bibel).
Die Anerkennng der Menschen war ihnen wichtig
Der dritte Konflikt bestand darin, dass die Pharisäer in den Augen der anderen gerecht erscheinen wollten und auf jene herabsahen, die sie für weniger fromm hielten. Ihre Religion war oft eine Quelle des Stolzes, und sie konnten hartherzig sein und die von Gott geforderte Demut vermissen lassen (Micha 6,8).
In seiner Ermahnung wies Jesus auf diese Neigung der Pharisäer hin, die Ehre der Menschen und nicht die Ehre Gottes zu suchen (Matthäus 23,5-12. 24-28). Anstatt die Menschen zu Gott zu führen, beeinflussten sie die wenigen, die ihnen tatsächlich folgten, so, dass sie wie sie selbst zu Pharisäern wurden (Matthäus 23,13. 15).
Demut und Wahrheit anstatt Heuchelei
Als Christus in Matthäus, Kapitel 15, Verse 8-9 zu den Schriftgelehrten und Pharisäern sprach, zitierte er den Propheten Jesaja in Kapitel 29, Vers 13: „Dieses Volk da behauptet, mich zu ehren. Aber sie ehren mich nur mit Worten, mit dem Herzen sind sie weit weg von mir. Ihr ganzer Gottesdienst ist sinnlos, denn er besteht nur in der Befolgung von Vorschriften, die Menschen sich ausgedacht haben“ (Gute Nachricht Bibel).
Mit anderen Worten: Sie lehrten nicht die ganze Wahrheit der Bibel, sondern hatten stattdessen Irrtum, Aberglauben und menschliche Traditionen in ihr religiöses Leben und ihre Lehre aufgenommen.
Wenn wir vorgeben, gerecht zu sein, obwohl wir es nicht sind, zeigt das, dass wir Gottes Plan für die Menschen nicht verstehen und nicht schätzen, was er uns für unsere Erlösung gekostet hat. Wir müssen reumütig und demütig vor Christus und unserem himmlischen Vater erscheinen.
Um zu vermeiden, dass wir die Fehler so vieler Pharisäer wiederholen, müssen wir die Hilfe unseres himmlischen Vaters suchen, um zu erkennen, wo es uns in unserem Leben an Demut, Mitgefühl und Ehrlichkeit mangelt. Es gilt sicherzustellen, dass wir, wiederum mit seiner Hilfe, unser Leben mit dem Beispiel Jesu in Einklang bringen, wie man seine Gesetze richtig befolgt und handhabt.
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Die Herkunft der Pharisäer
Aus der Bibel geht hervor, dass das jüdische Volk nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft unter der Führung von Esra, Nehemia und Maleachi die von Gott angeordnete Form der Anbetung befolgte.
Im Laufe der Zeit bildete sich eine Gruppe von Priestern und Leviten, die diesen Weg fortsetzten. Sie wurden als „Große Versammlung“ bekannt. Diese Situation war nicht von Dauer, und schließlich wurde ein großer Teil Judas unter griechischer Herrschaft hellenisiert. Während dieser Zeit gab es keine offizielle Linie von Lehrern, und ganze Generationen kamen und gingen und nahmen neue Lehren, heidnische Ideen und Fabeln an.
196 v. Chr. wurde der Sanhedrin gegründet. Diesem neuen Gremium gehörten Priester aus dem Stamm der Leviten und Laien an, die als weise Lehrer galten. Das war eine Neuerung, denn bis dahin galt, dass nur die Leviten befugt waren, das Volk in der Religion zu unterrichten (Maleachi 2,7-8). Diese Laienlehrer organisierten sich in der Partei der Pharisäer, während die Priester als Sadduzäer bekannt wurden.
Trotz der Übernahme außerbiblischer Ideen und Praktiken erklärten diese Laienprediger dem Volk oft, dass diese Bräuche „jüdisch“ seien und daher von Mose gelehrt worden sein müssten. Sie gaben aber auch zu, dass es sich um „Überlieferungen der Ältesten“ handelte, ohne dass es einen direkten Hinweis darauf gab, dass sie von Mose stammten (Matthäus 15,2).
Diese neuen Überlieferungen, sowohl gute als auch schlechte, wurden als mündliches Gesetz bekannt und allmählich akzeptiert, außer von den Sadduzäern, die behaupteten, der Pentateuch (die ersten fünf Bücher der Bibel) enthalte den einzigen notwendigen Gesetzeskodex, der befolgt werden müsse (The New Bible Dictionary, Stichwort „Sadducees“).
Die Sadduzäer begannen, sowohl die Auferstehung als auch die Engel abzulehnen, da sie behaupteten, in ihren Schriften keine Beweise dafür zu finden. Jesus musste diese Ansichten widerlegen (Matthäus 22,23-33).
Die hellenistische Indoktrination der Juden verschärfte sich während der Herrschaft des Antiochus Epiphanes (175 v. Chr.), als das Amt des Hohepriesters für Geld gekauft wurde. Nach einem Kampf zwischen zwei Protagonisten um das Amt fühlte sich Antiochus in seiner Autorität bedroht und marschierte in Jerusalem ein.
Er verunreinigte den Tempel durch das Verbrennen von Schweinefleisch auf dem Altar, verbot die Anbetung Gottes und errichtete an heiliger Stätte eine Statue des Jupiter Olympus, den prophezeiten „Gräuel der Verwüstung“ (Daniel 11,29-31).
Es folgte der Makkabäeraufstand. Der jüdische Historiker Josephus berichtet: In dem kleinen Dorf Modi'in erhoben sich das Oberhaupt einer Priesterfamilie, Mattathias, und seine fünf Söhne, um sich Antiochus und seinem Erlass zu widersetzen:
„Jeder, der noch für die Gebräuche unserer Väter und die Verehrung Gottes eifert, folge mir nach!“, verkündete Mattathias (Jüdische Altertümer, Buch XII, Kapitel VI). Er machte seinen dritten Sohn, Juda, genannt Makkabäer, zum General der Armee. Der siegte über die Syrer und zog 165 v. Chr. in Jerusalem ein und reinigte den Tempel.
Der letzte überlebende Sohn des Mattathias, Simon, erklärte Juda zur unabhängigen Nation und ernannte sich selbst zum Hohepriester. Obwohl sie für kurze Zeit von der Fremdherrschaft befreit waren, blieben die vom Volk übernommenen Praktiken, die den Anweisungen der Götter widersprachen, bestehen.
Der britische Gelehrte Travers Herford fügt hinzu: „In Ermangelung einer autoritativen Führung war das Volk seinen eigenen Weg gegangen; neue Bräuche hatten ihren Platz unter den alten religiösen Sitten gefunden ... Neue Ideen waren unter dem Einfluss des Hellenismus entstanden, der das Land mehr als ein Jahrhundert lang durchdrungen hatte, und niemand war da, um auf die Gefahr hinzuweisen, die dem religiösen Leben des Volkes dadurch drohte“ (Talmud and Apocrypha, Seite 64-65).
Das war der Stand der Dinge, als Jesus zu predigen begann. Der Konflikt mit den Pharisäern war vorprogrammiert.