Leser fragen, wir antworten
Frage: Für Sie scheint der wöchentliche Ruhetag nicht der Sonntag, sondern der Samstag zu sein. Warum weichen Sie von dem siebten Tag der Woche ab, den unsere Konfessionen in Deutschland als Ruhetag ansehen?
Antwort der Redaktion: Als Erstes weisen wir darauf hin, dass im Wortlaut der Zehn Gebote, wie sie in der Bibel wiedergegeben wird, das Wort „Sabbat“ und nicht das Wort „Ruhetag“ erscheint. Dazu heißt es beispielsweise in 2. Mose 20, Verse 8-11:
„Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den Herrn, deinen Gott . . . Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn“ (Elberfelder Bibel; alle Hervorhebungen durch uns).
Gott hat also geboten, den siebten Wochentag als seinen Sabbat zu halten. Dass der Samstag und nicht der Sonntag der siebte Tag der Woche ist, zeigt Ihnen nahezu jedes Lexikon oder jede Enzyklopädie. Dagegen ist der Sonntag der erste Tag der Woche. In Gottes Kalender ist der siebte Tag der Sabbattag, heute genauso wie die ganze bisherige Geschichte hindurch. Der siebentägige wöchentliche Zyklus ist seit der Schöpfungswoche erhalten geblieben, obwohl die Menschen den Kalender wiederholt verändert haben.
Die Wochentage sind immer in ihrer richtigen Reihenfolge geblieben, mit dem Sonntag als erstem und dem Samstag als dem siebten Tag jeder Woche. Die Bezeichnung des Tages „Mittwoch“ [Mitte der Woche] gibt auch einen sprachlichen Hinweis aus der Antike, welcher Tag der siebte ist, trotz der Entscheidung des deutschen Normenausschusses (DIN 1355), wonach ab Januar 1976 nach menschlichen Maßstäben eine künstliche Festlegung des Wochenbeginns mit Montag beschlossen wurde.
Es war das jüdische Volk, das das Wissen um den Sabbat als dem siebten Wochentag aus der Zeit lange vor Christi Geburt bis heute treu bewahrt hat. Ihm war anvertraut, „was Gott geredet hat“, seine göttlichen Worte und Anordnungen (Römer 3,1-2).
Wie aber kam es, dass der Sonntag zum Haupttag von Ruhe und Anbetung wurde? Heutzutage ist die Ruhe aus dem Sonntag nahezu ganz verschwunden. Jedoch halten die meisten Konfessionen ihre Gottesdienste immer noch am Sonntag ab. Sie können die ganze Bibel durchlesen, vom ersten Buch Mose bis zum letzten Kapitel der Offenbarung, doch Sie werden keine Stelle finden, die eine Verlegung von Gottes Sabbat auf den Sonntag rechtfertigt. Diese Änderung, die sich im abgewandelten Christentum unserer Zeit längst eingebürgert hat, fand also ohne biblische Rechtfertigung statt.
Ein katholischer Pädagoge, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auch Erzbischof von Baltimore war, Kardinal James Gibbons, sprach dieses Thema sehr direkt und unverblümt an:
„Ihr möget die Bibel lesen von der Genesis bis zur geheimen Offenbarung und ihr werdet nicht ein einziges Wort finden, welches die Heilighaltung des Sonntags anordnet. Die Schriften fordern die religiöse Beobachtung des Sabbats, eines Tages, den wir nicht mehr heiligen. Die katholische Kirche lehrt deutlich, dass unser Herr und seine Apostel gewisse wichtige Religionspflichten einschärften, welche durch die inspirierten Schriftsteller nicht aufgezeichnet worden sind . . . Wir müssen daraus schließen, dass die hl. Schriften allein nicht ein hinreichender Führer und eine genügende Regel des Glaubens sind“ (Der Glaube unserer Väter, Verlag Denziger Brothers, New York, 1879, Seite 70).
Unglaublich, aber wahr! Der Autor gibt zu, dass die Bibel nirgendwo das Halten des Sonntags autorisiert und dass der siebte Tag der einzige Tag ist, der in der Schrift geheiligt wird.
Die Änderung von Samstag auf Sonntag wurde erst sehr spät, nach der Abfassung der Schriften des Neuen Testamentes, eingeführt. Erst als das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, längst geschrieben war, wurde die Heiligung des Sonntags statt die des Sabbats zur Regel. Bis zu den Schriften von Barnabas und Justinian (135 bzw. 150 n. Chr.) wurden keine eindeutigen Hinweise auf den Sonntag als einen Tag christlicher Anbetung gefunden.
Unter der Regierung des Kaisers Hadrian (117-135 n. Chr.) scheint sich der Sonntag als Tag der Anbetung verfestigt zu haben. Er hat die Juden im gesamten römischen Reich verfolgen lassen und ihre Praktiken verboten. Das Verbot betraf ganz besonders auch das Halten des Sabbats.
So kam es offenbar dazu, dass auch viele Christen den siebten Tag aufgaben und sich dem Sonntag zuwendeten, einem Tag, den die Römer als Tag der Sonnenverehrung hielten. Schon nach wenigen Jahrhunderten gab es praktisch keine Christen im Römischen Reich mehr, die den Sabbat hielten. Sie hielten nun den Sonntag.
Trotz einiger doktrinärer und administrativer Änderungen haben auch die zur Zeit der Reformation entstandenen protestantischen Kirchen am Sonntag als Tag der Ruhe und Anbetung festgehalten. Die römisch-katholische Kirche beanspruchte für sich stets das Recht, Zeiten der Anbetung selbst zu bestimmen.
Die Protestanten rechtfertigten ihre Sonntagsheiligung mit der Feststellung, der Sabbat des siebten Tages sei im Neuen Testament durch die Anbetung zu Ehren der Auferstehung Christi am ersten Tag der Woche ersetzt worden. (Diese Sichtweise würde nach DIN 1355 – zumindest für alle deutschen Protestanten – bedeuten, dass man Jesu Auferstehung jetzt am Montag – dem ersten Tag der Woche – feiern müsste.)
Es gibt absolut keine biblischen Belege dafür, dass der Tag der Ruhe und Anbetung Gottes vom siebten auf den ersten Tag der Woche verlegt werden kann. Dies hat, wie wir soeben gesehen haben, sogar der katholische Kardinal Gibbons bestätigt.
Das Neue Testament zeigt klar und deutlich, dass Jesus, die Apostel, die Mitglieder jüdischer und heidnischer Herkunft der frühen Kirche gleichermaßen den Sabbat weiterhin am siebten Tag der Woche gehalten haben. Dieses ist der einzige biblisch belegbare Tag.