Seit Jahrhunderten sind solche Menschen, die die Bibel lesen, zu dem Schluß gekommen, daß das Ende bevorsteht. Was lehrt die Bibel wirklich?
Von Noel Horner
Vor fast 2000 Jahren stellten Jesu Jünger ihm eine Frage, die seither viele Menschen beschäftigt hat: „Was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“ (Matthäus 24,3).
In jeder Generation seither haben sich manche Menschen zu diesem Thema Gedanken gemacht. Wird die Welt buchstäblich zu Ende gehen? Wenn ja, wie und warum?
Religiös interessierte Menschen sind nicht die einzigen, die solche Fragen stellen. In den letzten Jahrzehnten ist wiederholt Besorgnis über die Möglichkeit geäußert worden, daß die Welt in ihrer jetzigen Form zu Ende gehen könnte. Politiker, Erzieher und Naturwissenschaftler sehen das Überleben der Welt durch verschiedene Gefahren in Frage gestellt. Dazu gehören Massenvernichtungswaffen, die Zerstörung unserer Umwelt, Überbevölkerung, Seuchen und ein Zusammenstoß der Erde mit einem Kometen oder Asteroiden.
Zerstörung vom Himmel
Manche von diesen Möglichkeiten erscheinen unwahrscheinlich, während andere eine echte Bedrohung darstellen. Von der zunehmenden Anzahl gigantischer Krater ausgehend, die in den letzten Jahren entdeckt wurden, halten manche Wissenschaftler eine Kollision zwischen der Erde und einem Asteroiden für unausweichlich.
Was würde ein katastrophaler Zusammenstoß dieser Art mit sich bringen? „Ein Asteroid mit einem Durchmesser von nur einem Kilometer würde durch einen Einschlag auf die Erde ein kosmisches Chaos auslösen“, schreibt Michio Kaku, Professor für theoretische Physik an der City College in New York.
„Die Schockwelle würde einen Großteil der Vereinigten Staaten platt wälzen. Schlägt der Asteroid im Ozean ein, könnte die daraus entstehende Flutwelle 1,6 km hoch sein, genug, um die meisten Küstenstädte unserer Erde zu überfluten“ (Visions: How Science Will Revolutionize the 21st Century, 1997, Seite 317).
1908 explodierte ein Meteor oder Komet über einem dünnbesiedelten Gebiet in Sibirien. Obwohl er mit seinem geschätzten Durchmesser von nur 50 m relativ klein war, ebnete er ca. 1600 km² Waldfläche platt und fällte so 80 Millionen Bäume. Die durch diese Weltall-Bombe freigesetzte Energie wird auf die Stärke einer großen Wasserstoffbombe geschätzt. Die davon ausgelösten Erdstöße wurden sogar in London gespürt.
Die wachsende nukleare Bedrohung
Experten stimmen allgemein darin überein, daß von allen Möglichkeiten, menschliches Leben auszulöschen, Kernwaffen die größte Bedrohung sind. Diese Büchse der Pandora läßt sich auch nicht mehr schließen. Der österreichische Theologe Ulrich Kortner meint dazu: „Die nukleare Bedrohung ... bedeutet keine vorübergehende, sondern eine unumkehrbare globale Bedrohung. Die aktuelle Möglichkeit, daß alles Leben endet, ist jetzt ein fest Bestandteil unserer Realität“ (The End of the World: A Theological Interpretation, 1995, Seite 229-230, Hervorhebung durch uns).
Manche nüchternen Wissenschaftler gehen sogar einen Schritt weiter und meinen, daß globaler nuklearer Selbstmord unausweichlich ist. Carl Sagan, der vielleicht bekannteste Wissenschaftler vor seinem Tod im Jahre 1996, schrieb, daß „die Entwicklung von Kernwaffen und ihren Trägersystemen wird, früher oder später, zum globalen Desaster führen“ (Cosmos, 1980, Seite 328).
Mit dem Ende des Kalten Krieges ist der Ausbruch eines nuklearen Kriegs geringer geworden, doch die Verbreitung von Kernwaffen unter immer mehr Ländern läßt sie langsam wieder steigen. Wenn es stimmt, daß Nordkorea Kernwaffen produziert hat – wie das Land angedeutet hat –, wäre damit die Zahl der Mitglieder in dem „nuklearen Klub“ auf zehn angewachsen. Es gibt zur Zeit mehr als 50 000 Kernwaffen in der Welt, von denen einige nicht an sicheren Orten gelagert werden. Keiner verneint die Gefahr, daß Terroristen bei der Verfolgung ihrer Ziele in den Besitz von Kernwaffen gelangen und sie dann zünden könnten.
Auf der anderen Seite gibt es optimistische Stimmen, die in immer mehr Neuentdeckungen auf den Gebieten Naturwissenschaft und Technik eine Art zwingende Vernunft sehen, die die Nationen zur Zusammenarbeit und zum Frieden bewegen wird. Dazu räumt Dr. Kaku ein, daß „im Hintergrund die Gefahr eines nuklearen Kriegs, des Ausbruchs einer tödlichen Pandemie oder der Zusammenbruch der Umwelt lauert“ (Kaku, Visions, Seite 19).
Läuft die Uhr aus?
Unter denen, die ihre Sorge über die Zukunft unseres Planeten ausdrücken, sind auch Politiker. Der amerikanische Verteidigungsminister zur Zeit Ronald Reagans, Casper Weinberger, meinte diesbezüglich: „Ich glaube, daß die Welt enden wird – hoffentlich durch das Handeln Gottes. Jeden Tag denke ich daran, wie uns die Zeit davonläuft“ (The End of the World, 1997, Seite viii).
Der ehemalige französische Staatspräsident Valery Giscard d’Estaing kommentierte den Zustand der Menschheit wie folgt: „Die Welt ist unglücklich, weil sie nicht weiß, wie ihre Zukunft aussehen wird, und wenn sie es wüßte, würde sie entdecken, daß ihr das Desaster bevorsteht“ (ebenda).
Al Gore, Vizepräsident der USA zur Zeit Bill Clintons, spekulierte über die Zukunft der Welt: „Zwei Weltkriege, der Holocaust, die Erfindung von Kernwaffen und nun die weltweite Umweltkrise lassen viele von uns die Frage stellen, ob das Überleben ... möglich ist“ (Earth in the Balance, 1992, Seite 366).
In der Tat teilen viele Experten auf diversen Gebieten die Sorge, daß uns das Ende der Zivilisation in der uns heute bekannten Form bevorstehen könnte. Diese Sorge hat im Denken einiger zu einer Ängstlichkeit geführt, besonders in einer Welt, wo kaum noch etwas sicher zu sein scheint.
Andere hingegen teilen nicht diese Sorge um die Zukunft der Welt. Als Beispiel weisen sie auf Epidemien in vergangenen Zeiten hin, die zwar viele Menschenleben gefordert haben, jedoch keineswegs das Überleben der Menschheit bedrohten. Außerdem erwähnen sie gerne die vielen falschen Vorhersagen in der Vergangenheit über das bevorstehende „Ende der Welt“.
Kritik dieser Art ist zum Teil gerechtfertigt. Zukunftspessimisten hat es seit Jahrhunderten gegeben, und diejenigen, die ein bestimmtes Datum als Termin für das Ende der Welt im Visier hatten, sind ohne Ausnahme enttäuscht worden. Das Problem mit vielen dieser Vorhersagen war, daß deren chronologische Details auf den Vorstellungen von Menschen beruhten, die die Bibel falsch interpretiert haben. Aus diesem Grund lehnen viele auch die Bibel ab.
Bedeutet das, daß die Bibel keine zuverlässige Informationsquelle ist? Keineswegs! Die Bibel ist absolut zuverlässig, wenn man weiß, was sie wirklich sagt. Manche Menschen haben die Vorstellung, daß die Bibel auch einiges über das Ende der Welt zu sagen hat. Und darin täuschen sie sich nicht!
Das Ende eines Zeitalters
Obwohl die Bibel uns den genauen Zeitpunkt nicht nennt, offenbaren die Prophezeiungen der Bibel das Ende der Welt in der Form, wie wir sie kennen. Wie sollen wir das verstehen?
Als Jesu Jünger ihn nach dem „Ende der Welt“ fragten, meinten sie damit nicht das Ende unseres Planeten im materiellen Sinn. Das griechische Wort, das in der Lutherbibel mit „Welt“ übersetzt wurde (Matthäus 24,3), ist aion und hat die Bedeutung Zeitalter, Epoche oder Ära.
Jesu Jünger wußten sehr wohl, daß viele Prophezeiungen des Alten Testamentes das kommende messianische Zeitalter voraussagen. Unsere jetzige Zeit, die Ära menschlicher Herrschaft auf der Erde unter dem verführerischen Einfluß Satans (1. Johannes 5,19), wird von dem Apostel Paulus als „diese gegenwärtige, böse Welt“ bezeichnet (Galater 1,4).
Ein anderes griechisches Wort, das im Neuen Testament ebenfalls mit „Welt“ übersetzt wird, ist kosmos, womit auch nicht unser Planet, sondern die geordnete Welt, in der wir leben, gemeint ist – die menschliche Gesellschaft und die nationale Herrschaftsordnung. Das alles wird zu Ende gehen.
Paulus und die anderen Apostel verstanden, daß zum Schluß dieser „gegenwärtigen, bösen Welt“ die korrupte Zivilisation des Menschen abgeschafft und mit der Wiederkehr Jesu ein neues Zeitalter beginnen wird. Petrus nannte diese Veränderung „die Zeit der Erquickung“, die Gott durch seinen Sohn Jesus senden wird, der in den Himmel gefahren ist „bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn“ (Apostelgeschichte 3,20-21).
Dieser Übergang von der verkehrten Herrschaft des Menschen, die in Wirklichkeit die unerkannte Herrschaft Satans ist, zur göttlichen Herrschaft Jesu im Reich Gottes ist der Mittelpunkt der Botschaft der Propheten und des Evangeliums, das Jesus predigte. Die Heilige Schrift kündigt an, daß unsere heutige Zivilisation in der Spirale der Gewalt und Zerstörung, die in der Wiederkehr Jesu gipfelt, zu Ende gehen wird. Mehr als 300 Verse allein im Neuen Testament erwähnen diese Ereignisse.
Zeichen der Endzeit
Als Jesu Jünger nach dem „Ende der Welt“ fragten, gab Jesus in seiner Antwort mehrere Warnzeichen. Das erste dieser Zeichen ist religiöse Verführung im großen Stil, ausgelöst von religiösen Lehrern, die Jesus nachzufolgen behaupten, in Wirklichkeit aber seine Lehren nicht befolgen, sondern die Masse mit einem gefälschten Christentum verführen.
Außerdem sagte Jesus viele Kriege und andere Auseinandersetzungen zwischen Nationen und Völkern voraus. Er sagte auch Hungersnöte und Erdbeben voraus: „Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muß so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort“ (Matthäus 24,6-7).
Will man das Ende anhand dieser Zeichen voraussagen, so hat man das Problem, daß es seit dem ersten Jahrhundert nach Christus diese Zeichen immer wieder gegeben hat. So kann man die immer wieder aufflammende Endzeiterwartung vieler Menschen in vergangenen Zeiten verstehen.
In der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen, deren Einsatz eine Bedrohung für das Überleben der Menschheit wäre, sehen manche ein sicheres Zeichen der Endzeit. In der Tat prophezeite Jesus, daß „kein Fleisch gerettet werden“ würde, wenn die „Tage“, die Gegenstand seiner Prophezeiung waren, „nicht verkürzt würden“ (Matthäus 24,22, Elberfelder Bibel; Hervorhebung durch uns).
Die erstaunlichen technologischen Fortschritte bei der Entwicklung neuer Waffen bescheren uns und den nachfolgenden Generationen eine Gefahr, die wie das sprichwörtliche Damoklesschwert unsere Zukunft in Frage stellt. Ohne das verheißene Eingreifen Gottes haben wir angesichts dieser Lage keine Garantie des Überlebens.
Auf der anderen Seite gilt es zu verstehen, daß ganz gleich, wann die Zeit kommt, die Jesus in seiner Prophezeiung vorhersagte, es auch dann Menschen geben wird, die „das Ende der Welt“ in Frage stellen werden. Dazu meinte der Apostel Petrus:
„Ihr sollt vor allem wissen, daß in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist“ (2. Petrus 3,3-4).
Ganz gleich, wie schlimm es dann aussehen wird, werden einige Menschen behaupten, daß man alles unter Kontrolle hat. Solche Aussagen können eine falsche Sicherheit vermitteln und die Zuhörer dazu verführen, ihr Vertrauen auf die technischen Fähigkeiten und das Können des Menschen statt auf Gott zu setzen.
Und wenn das Ende naht
Der Apostel Paulus behandelte ein Thema, das Christen in allen Generationen betrifft: „Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden“ (Römer 13,11). Seine Ermahnung gilt besonders der Generation, „auf die das Ende der Zeiten gekommen ist“ (1. Korinther 10,11).
Das Ende der Welt, die wir kennen, bedeutet Katastrophen für die Menschheit in einem Ausmaß, wie man es in der bisherigen Geschichte nicht erlebt hat, enthält aber auch eine gute Nachricht für alle Menschen. Gott wird eingreifen, bevor es zu spät ist (Matthäus 24,21-22)! Die Alternative wäre nicht nur die Zerstörung der menschlichen Zivilisation, sondern auch die Ausrottung der Menschheit.
Derjenige, der die Realität dieser Zukunft versteht, handelt weise, wenn er sich in Reue und Gehorsam Gott zuwendet (Apostelgeschichte 3,19). Tatsächlich „gebietet [Gott] den Menschen, daß alle an allen Enden Buße tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann [Jesus Christus], den er dazu bestimmt hat“ (Apostelgeschichte 17,30-31).
Wenn Jesus mit Macht und Herrlichkeit wiederkehrt, wird er die Welt wegen ihrer Sünden zurechtweisen. Die Notwendigkeit, den Weg der Sünde zu verlassen, ist ein wesentlicher Aspekt der Botschaft, die die wahre Kirche Gottes von Anfang an gepredigt hat. Am Gründungstag der neutestamentlichen Kirche verkündigte Petrus seinen Zuhörern: „Laßt euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht!“ (Apostelgeschichte 2,40).
Die Kirche hat nach wie vor den Auftrag, diese Botschaft zu predigen. Wie sollten die Menschen damals sich erretten lassen? Petrus schärfte ihnen die Notwendigkeit der Reue ein – die Abkehr von ihren eigenen sündhaften Wegen, um die Wege Gottes zu suchen und sich dann taufen zu lassen (Apostelgeschichte 2,38). Christus wird diejenigen, die so handeln, bei seiner Wiederkehr belohnen.
Vorbereitet zu sein ist am wichtigsten
Es geht also nicht um die Frage, ob die Welt – die menschliche Zivilisation unter dem Einfluß Satans – zu Ende gehen wird oder nicht. Gottes Wort sagt klar aus, daß sie zu Ende geht. Unsere Aufmerksamkeit sollte jedoch nicht der Frage gewidmet werden, wann sie zu Ende geht. Jesus sagte nämlich, daß es nicht möglich ist, den genauen Zeitpunkt für dieses Ereignis im voraus zu wissen (Matthäus 24,36. 42. 44).
Statt dessen soll unsere Aufmerksamkeit auf die Frage gerichtet sein, ob wir selbst auf die kommenden Ereignisse geistlich vorbereitet sind: „So seid allezeit wach und betet, daß ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn“ (Lukas 21,36).
Nach der Bibel sollen gläubige Menschen in einer gewissen Erwartungshaltung leben, da sie sozusagen zwischen zwei Welten leben. Wir leben zwar in der gegenwärtigen Welt, sehen unsere wahre „Heimat“ aber in der Welt von morgen. Das Kommen dieser neuen Welt ist mit der Wiederkehr Jesu unzertrennlich verknüpft: „Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint“ (Matthäus 24,44).
Wie damals zu Pfingsten vor fast 2000 Jahren, als die Kirche Jesu Christi gegründet wurde, haben die Menschen heute es immer noch nötig, Gott mit aufrichtigem Herzen, in Demut und mit reumütiger Geisteshaltung ernsthaft zu suchen. Das Resultat dieser Geisteshaltung ist die Taufe, durchgeführt von einem wahren Diener Gottes, damit man den heiligen Geist Gottes empfangen kann (Apostelgeschichte 2,37-39).
Wer diesen Weg einschlägt, ist aufgerufen, bis zum Ende treu zu bleiben und der Rückkehr Jesu mit Geduld zu harren: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden“ (Matthäus 24,13; Elberfelder Bibel)
Jesus hat niemals behauptet, daß das christliche Leben einfach wäre. Im Gegenteil: Er beschrieb seine wahre Nachfolge als große Herausforderung, als den „schmalen Weg“ (Matthäus 7,13-14). Groß ist die Belohnung – viel größer als alles, was wir uns vorstellen können.
Noah und unsere Zeit – eine ernüchternde Parallele
Jesus Christus benutzte das Beispiel von Noah, um die vorherrschende Geisteshaltung der Endzeit zu beschreiben: „Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch sein das Kommen des Menschensohns. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging; und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohns“ (Matthäus 24,37-39).
Hier wird eine Prophezeiung über die Zukunft mit der Vergangenheit verglichen. Die Bedeutung ist klar: Die Denkweise der Menschen in Noahs Generation wird dieselbe sein wie in der Zeit unmittelbar vor der Wiederkehr Jesu. Noahs Zeitgenossen schien Gott nicht wirklich zu sein, und das Leben setzte sich fort, wie es schon immer der Fall war. So werden auch die Menschen der Endzeit denken (2. Petrus 3,3-6), ohne ihren wahren geistlichen Zustand zu hinterfragen und das unmittelbar bevorstehende Gericht Gottes zu erkennen. Der Schlüssel zum Verständnis des Beispiels aus der Zeit Noahs ist, daß man sich mit den Sorgen des Alltags derart beschäftigen kann, daß man den Schöpfer vergißt (Matthäus 6,33; Lukas 21,34-35). Es ist in der Vergangenheit passiert, und es wird wieder passieren.
Gegenüber Timotheus beschrieb Paulus andere Aspekte der gottlosen Gesinnung, die in der Endzeit dominieren wird: „Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!“ (2. Timotheus 3,1-5).
Diese Eigenschaften sind leider eine mehr als zutreffende Beschreibung unseres Zeitalters. Solch eine Gesinnung verhindert den Glauben an Gott und macht es unwahrscheinlich, daß man die biblischen Warnzeichen über die bevorstehende Krise in der Endzeit ernst nehmen wird. Auch Noahs Zeitgenossen nahmen seine Arbeit und seine Botschaft nicht ernst (2. Petrus 2,5). Wie damals wird in der Zeit unmittelbar vor der Rückkehr Jesu die überwiegende Mehrheit der Menschen gänzlich unvorbereitet sein und darunter zu leiden haben.
Die Zeit des Endes – aber das Ende wovon?
„Das Ende der Welt“ ist eindeutig ein biblisches Thema. Aber was ist es genau, das zu Ende gehen wird? Jesus Christus stellte „dieses Zeitalter“ – unsere heutige Gesellschaft – „einem zukünftigen“ Zeitalter gegenüber (Matthäus 12,32; Elberfelder Bibel). In diesem Vers ist das Wort, das im Deutschen mit „Zeitalter“ übersetzt wurde, das griechische Wort aion, von dem das deutsche Wort Äon abgeleitet ist. Es bedeutet „eine Zeitspanne unbestimmter Länge, von geistlichen oder moralischen Merkmalen gekennzeichnet“ (Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words, 1985, Stichwort „Age“).
Auch Paulus stellte die „zukünftige“ Welt (Epheser 1,21) der heutigen Welt gegenüber, die er „diese gegenwärtige, böse Welt“ nannte (Galater 1,4). Geistlich und moralisch gesehen sind unsere heutige Welt und die Welt von morgen Gegensätze.
Um diese beiden „Welten“ richtig zu verstehen, gilt es zu erkennen, daß die heutige Welt nicht die Welt Gottes ist. Gott ist nicht der Urheber zerrütteter Ehen und Familienverhältnisse oder der Initiator von Gewalt, Rassismus und Haß gegen Minderheiten, Habgier und korrupten Regierungen, Umweltverschmutzung und all den anderen Leiden, die wir in unserer Welt erleben. Paulus identifiziert den wahren Urheber all dieser Übel: den „Gott dieser Welt“ (2. Korinther 4,4), der kein anderer als Satan der Teufel ist.
Wie groß ist der Einfluß dieses Wesens? Der Apostel Johannes berichtet uns: „Wir wissen, daß wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen“ (1. Johannes 5,19; Elberfelder Bibel). Die ganze Menschheit wird von den Gedanken, der inneren Geisteshaltung und den Taten dieses bösen Wesens und seiner Gehilfen, der Dämonen, beeinflußt. Satans Einfluß ist so groß, daß er „die ganze Welt verführt“ (Offenbarung 12,9).
Satans Wirken durchdringt alle Bereiche der Gesellschaft. So seltsam es auf den ersten Blick erscheinen mag, ist die Religion eine der allergrößten Einflußsphären Satans. Hier dominieren seine und nicht Gottes Vorstellungen. Paulus warnt Christen vor der verführerischen Macht Satans, auch im Christentum. Satan „verstellt sich als Engel des Lichts. Darum ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit“ (2. Korinther 11,14-15).
Paulus weist alle, die ein göttliches Leben führen möchten, auf ihren kontinuierlichen Kampf gegen unsichtbare geistliche Mächte hin: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Epheser 6,12).
Unter Satans Einfluß hat die Welt ihre eigene „Weisheit“ (1. Korinther 1,20-29), eine Denkweise, bei der der Gott der Bibel und seine Lebensweise für „Torheit“ gehalten werden (1. Korinther 2,14). Mit welchem Resultat? Im allgemeinen erkennen die Menschen nicht, daß ihre Ablehnung von Gott und seinen Wegen zu dem Leiden führt, das unsere heutige Welt kennzeichnet.
Wenn in der Heiligen Schrift das „Ende der Welt“ erwähnt wird, ist damit das Ende unseres gegenwärtigen, bösen Zeitalters gemeint. Dieses Zeitalter, das in Wirklichkeit die Zeit Satans ist, wird zu Ende gehen und von der Herrschaft Gottes ersetzt werden. Diese zukünftige Welt, in der, wie die Bibel erklärt, das Reich Gottes auf Erden etabliert wird, leitet Jesus Christus bei seiner Wiederkehr ein.