Die Versöhnung ist ein wesentliches Thema in der Botschaft Christi. Welche Rolle spielt die Versöhnung in Gottes Plan für Sie und für mich?

Von der Redaktion

Jesus Christus trat seinen Dienst als Bote Gottes an, indem er den Menschen in Galiläa das Evangelium vom Reich Gottes verkündete. Was er in den nächsten dreieinhalb Jahren sagte und tat, war so unglaublich, daß man es schwer ignorieren konnte. Jesus rief Menschen zur Reue auf und gab ihnen Hoffnung. Er ermutigte sie und heilte ihre Krankheiten. Er besaß sogar die Macht, ihre Sünden zu vergeben.

Die Landsleute Christi waren erstaunt, daß er mit solch einer Autorität sprach, und es kamen überall, wo er hinging, viele begeisterte Menschen zusammen, um seine Worte zu hören. Die öffentlichen Reaktionen auf seine Botschaft waren erstaunlich.

Seine Lehren wurden aber nicht überall willkommen geheißen. Manchmal stießen sie mit alten Traditionen und menschlichen Ideen zusammen.

Ein Teil seiner Botschaft beinhaltete, daß die ganze Menschheit mit Gott versöhnt werden konnte. Christi eigene Jünger waren schockiert darüber, daß er mit einer Samariterin sprach (Johannes 4,27). Jesus hatte der Frau bestätigt, daß er tatsächlich der Messias sei und daß durch ihn alle ewiges Leben erhalten konnten (Verse 10-14, 25-26). Er erklärte, daß nicht nur den Juden Erlösung angeboten wurde; sie stand auch den Heiden zur Verfügung.

Einige empfanden dies als eine großartige Nachricht, andere fühlten sich aber bedroht. Manche waren bei ihrer Anbetung Gottes exklusiv geworden und wollten nicht unbedingt mit jedermann teilen, was sie als ihr gottgegebenes Recht empfanden, und ganz besonders nicht mit den Heiden.

Diejenigen, die hörten, wie Jesus das Evangelium in der Synagoge von Nazareth predigte, wurden sehr böse, als er das Thema von Gottes Verhältnis zu den Heiden ansprach, so daß sie sogar versuchten ihn zu töten (Lukas 4,24-29).

Christi öffentliches Wirken, als er die Gründung seiner Kirche vorbereitete, war eine turbulente Zeit. Die Jünger begriffen letztendlich, daß Gott allen, Juden sowie Heiden, die Erlösung anbot, und dies wurde auch in ihren Lehren nach dem Tod Christ sichtbar. Mit ihrem wachsenden Einfluß verbreitete sich auch die Feindschaft und Abwehr gegenüber diesem Teil ihrer Botschaft.

Trennung zwischen Juden und Heiden

Der Apostel Paulus sprach in Epheser 2 den Bruch an, der zwischen den Juden und Heiden herrschte. Die Juden waren so weit gegangen, daß sie eine Wand im Tempelhof gezogen hatten, um die Heiden während ihres Gottesdienstes von ihnen fernzuhalten.

Paulus schrieb über diese Trennungsmauer: „Denn Er [Christus] ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war ... damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz“ (Verse 17-18).

Gott versöhnt durch das höchste Opfer seines Sohnes nicht nur uns mit sich selbst; er versöhnt uns auch mit anderen. Diese zwei Vorgänge sind unzertrennlich. „Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, daß dein Bruder etwas gegen dich hat“, sagte Jesus, „so laß dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe“ (Matthäus 5,23-24).

Zuerst Versöhnung mit Gott

Ein Teil der Evangeliumsbotschaft Jesu beinhaltete, daß wir alle mit Gott versöhnt werden können. Es ist wichtig zu verstehen, wie dieser Prozeß abläuft und was uns überhaupt von Gott trennt.

Gott erklärt durch den Propheten Jesaja, was die Hauptursache für die Trennung von Gott ist: „Siehe, des Herrn Arm ist nicht zu kurz, daß er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, so daß er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, daß ihr nicht gehört werdet“ (Jesaja 59,1-2; alle Hervorhebungen durch uns).

Die Trennung des Menschen von Gott ist nicht Gottes Schuld. Unsere eigenen Sünden stehen zwischen uns und Gott, und wir können die Strafe, die Sünde mit sich bringt, nicht beseitigen. Die einzige Lösung besteht in dem göttlichen Akt der Gnade. Christus lebte sein Leben, ohne auch nur eine Sünde begangen zu haben und wurde dann an unserer Statt geopfert, damit wir mit Gott versöhnt werden können.

Der Apostel Johannes erklärt dies so: „Hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat ... als eine Sühnung für unsere Sünden“ (1. Johannes 4,9-10).

Das Wort Sühnung weist darauf hin, daß Sünde überdeckt und vergeben wird (Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words, Thomas Nelson Publishers, Nashville, 1985, „Propitiation“). Einige Übersetzungen benutzen auch das Wort Versöhnung. In der Gute Nachricht Bibel heißt es in Vers 10: „Er hat seinen Sohn gesandt, damit er durch seinen Tod Sühne leiste für unsere Schuld.“

Durch das Opfer Christi wird die Strafe für unsere Sünden bezahlt, wir haben aber auch unseren eigenen Teil zu tun. Wir müssen Gottes Ruf zur Reue folgen, damit Vergebung und Versöhnung eintreten können. Nur wenn wir uns Gott untergeordnet haben, wie es durch die Taufe symbolisiert wird, werden unsere Sünden ausgelöscht werden. Wir sind dann gerechtfertigt (gerecht gemacht) durch das Blut Jesu Christi und versöhnt mit Gott, damit wir gerettet werden können:

„Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus ... Gott ... erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um wieviel mehr werden wir nun durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind! Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wieviel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind“ (Römer 5,1. 8-10).

Versöhnung mit anderen

Wir sollten uns aber daran erinnern, daß unsere Beziehung zu Gott unsere Beziehung zu anderen Menschen genauso beeinflussen sollte. „Ihr Lieben“, schrieb Johannes, „hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben“ (1. Johannes 4,11). Unsere Versöhnung untereinander ist nichts weniger als ein notwendiger Teil unserer Berufung.

Paulus nannte die Versöhnung unser Amt oder unseren Dienst. Wir dienen als Botschafter des Reiches Gottes. Wenn wir an unsere Aufgabe als Botschafter Gottes denken, fällt uns dabei vielleicht die Verantwortung ein, eine vorbildliche, gottgefällige Lebensweise zu praktizieren. Die Verantwortung des Vorbildseins spielt dabei ganz bestimmt eine Rolle, aber im engeren Zusammenhang weist Paulus eigentlich nur auf die Versöhnung hin!

„Aber das alles von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!“ (2. Korinther 5,18-20).

Als Christi Botschafter für die Versöhnung der Welt mit Gott zeigen wir durch unser persönliches Beispiel, daß auch andere Menschen mit Gott und ihren Mitmenschen versöhnt werden können.

Heilung der Brüche

Wenn unsere Versöhnung mit Gott für uns als Repräsentanten Jesu Christi nicht zu funktionieren scheint, welchen positiven Effekt kann unser Beispiel dann haben? Wir müssen uns mit unseren Mitmenschen versöhnen, wenn wir anderen beweisen wollen, daß Gottes Weg wirklich funktioniert.

Der Prozeß der Versöhnung soll zuerst in der eigenen Familie beginnen. Ehemänner und Ehefrauen müssen sich versöhnen sowie Eltern und Kinder. Wir müssen den Generationskonflikt in unseren Familien überbrücken oder ihn gar nicht erst aufkommen lassen.

Gott hat sich verpflichtet, uns bei der Heilung unserer verletzten Beziehungen zu helfen, aber wir müssen uns genauso dazu verpflichten, sie heilen zu wollen. Dies erfordert, daß wir ständig in einer engen Beziehung zu Gott stehen; das ist notwendig, wenn wir wirklich von seiner Kraft profitieren wollen.

Fasten ist ein Mittel, durch das Gott uns hilft, ihm nahe zu bleiben. Wir lernen eine wichtige Lektion, wenn wir auf Nahrung und Getränke verzichten. Es ist jedoch unsere daraus entstehende Einstellung der Demut, die wirklich wichtig für Gott ist.

(Wenn Sie noch nie gefastet haben, schlagen wir vor, daß Sie damit anfangen, nur ein paar Mahlzeiten wegzulassen – vielleicht daß Sie nur einen Tag oder ein paar Stunden nichts essen. Wenn Sie ernsthafte gesundheitliche Probleme haben, wäre es gut, zuerst medizinischen Rat einzuholen.)

Fasten sollte uns Gott und einander näher bringen. Gott beschreibt das Fasten mit einer richtigen Geisteshaltung wie folgt:

„Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden läßt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und der Herr wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt“ (Jesaja 58,9-11).

Gott verbindet unsere Beziehung zu ihm ganz deutlich damit, wie wir miteinander umgehen. Wir sollten mit anderen Menschen Frieden haben (Römer 12,18). Manchmal müssen wir einfach nur diplomatischer sein. Die Sprüche Salomos, im gleichnamigen Buch des Alten Testamentes zu finden, sind in dieser Hinsicht eine unschätzbare Hilfe.

Versöhnung bringt Frieden. Brüche können geheilt werden, und wir müssen vergeben. Wir können dies aber nicht allein bewerkstelligen. Gott tritt für uns ein und hilft uns dabei, seinen Willen zu erfüllen. Er gibt uns wieder eine richtige Beziehung zu ihm und zu anderen. Er bereitet uns auf eine Ewigkeit mit ihm und anderen Mitgliedern seiner Familie vor.

Das ist es, worum es letztendlich beim Reich Gottes geht: mit Gott und den Mitmenschen versöhnt zu sein. Im Reich Gottes wird jeder Mensch in eine richtige Beziehung zu Gott eintreten – eine Beziehung, die durch unsere Sünden verhindert wurde. Während jeder lernt, Gottes Gesetz der Liebe zu praktizieren, werden sich gesunde Beziehungen zwischen den Menschen bilden und wachsen: „Seid niemand etwas schuldig, außer, daß ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung“ (Römer 13,8-10).

Dies ist ein wichtiger Teil der Botschaft, die Jesus den Menschen in Galiläa und dann in Judäa predigte. Und dies ist die Botschaft, die die Jünger in die ganze Welt trugen.

Es ist nach wie vor eine zeitlose Botschaft, die auch heute noch gilt: Wir brauchen die Versöhnung. Wir können dankbar dafür sein, daß Gott uns nicht nur erlaubt, sie zu erfahren, sondern sie mit anderen zu teilen, während er seinen Plan fortsetzt, der ganzen Menschheit die Erlösung anzubieten.