Es wird immer Probleme in der Ehe geben. Wie gehen wir als Christen damit um?

Von der Redaktion

Der Apostel Paulus erkannte Gottes Gebot für gläubige Ehepaare an, die wegen Unversöhnlichkeit getrennt lebten, und er wiederholte es. Er schrieb, daß sie „ohne Ehe bleiben“ sollten, es sei denn, porneia sei ein entscheidender Faktor für die Trennung (1. Korinther 7,10-11; vgl. dazu Matthäus 5,32 und 19,9). Um besser zu verstehen, wie Gott den Ehebund unter Gläubigen sieht, befassen wir uns mit Gottes liebevollem und gnädigem Bund der Taufe mit uns.

Unüberwindbare Differenzen?

In unserer heutigen westlichen Gesellschaft, in der man von Scheidungsraten von bis zu 50 Prozent hört, scheint dieses Gebot überholt und altmodisch zu sein. Viele Scheidungen werden aufgrund eines zerrütteten Verhältnisses mit unüberwindbaren Differenzen ausgesprochen. Mit anderen Worten können diese Paare aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebensauffassungen nicht in Frieden leben.

Die Gründe für die Unterschiede sind vielfältig. Wir alle sind das Resultat unseres Umfeldes und unserer Erziehung. Aus diesem Grund können wir sehr unterschiedliche Perspektiven haben. Zum Beispiel kann die Reaktion eines Ehepartners, der als Kind dauernd unter Angst vor einem gewalttätigen Elternteil litt, auf Streit in seiner Ehe stark von seiner Kindheit beeinflußt werden.

Wenn zwei bekehrte Menschen heiraten, haben sie große Hoffnung auf eine dauerhaft glückliche und erfolgreiche Ehe. Oft ist die Ehe trotz des emotionalen oder psychischen „Gepäcks“, das ein oder beide Partner mit in die Ehe hineinbringen, glücklich.

Dabei müssen beide am Erfolg der Ehe arbeiten. Es gibt aber auch Fälle, in denen die beiden Ehepartner einfach nicht miteinander auskommen und sich deshalb voneinander trennen. Die Gründe, die sie für ihre Entscheidung angeben, sind unterschiedlich.

„Diese Ehe hätte eigentlich nie existieren sollen“ heißt eine oft gebrauchte Erklärung nach der Trennung. Oder „die Ehe war kaputt, als er/sie den von Gott gesetzten Maßstäben für die Ehe nicht gerecht wurde“. Oder „er/sie war durch seinen/ihren persönlichen Hintergrund vorbelastet, daher hätte er/sie nie ein guter Ehepartner werden können“.

Interessanterweise finden wir solche Aussagen nicht im Wort Gottes. Warum hat Paulus nicht geschrieben: „Gläubige müssen sich versöhnen oder ohne Ehe bleiben, es sei denn, die Probleme in der Ehe wurden verursacht durch ... [geben Sie einen beliebigen Grund an]“? Es besteht kein Zweifel, daß es einige der gleichen Probleme, die wir heute kennen, auch zu Lebzeiten des Paulus gegeben hat. Schließlich nannte er die Gesellschaft, in der er lebte, „diese gegenwärtige, böse Welt“ (Galater 1,4).

Trotzdem war die Anordnung für Gläubige, deren Eheverhältnis zerrüttet war, eindeutig: Konnten sie sich nicht versöhnen, so mußten sie unverheiratet bleiben.

Warum?

Oberflächlich gesehen scheint Gottes Urteil in dieser Sache grausam zu sein. Gott gibt nicht einmal dem Ehepartner Hoffnung, der sich um eine bessere Ehe mit einem unversöhnlichen Partner echt bemüht. Wenn sich der eine Partner Mühe gibt und der andere die Versöhnung ablehnt, bleibt das Urteil gleich: beide müssen „ohne Ehe“ bleiben. Möchte Gott, daß zwei Menschen in dieser Situation den Rest ihres Lebens alleine sind, ohne die Hoffnung auf die Wiederheirat mit einem neuen Partner? Ist dieses Urteil unseres gnädigen Vaters fair?

Was ist, wenn einer der Partner früher Opfer des Mißbrauchs war? Die Narben einer solchen Vergangenheit können eine Ehe stark belasten. Es gibt auch andere Herausforderungen für Eheleute, welche sie entmutigen und fast unüberwindbar zu sein scheinen können.

Man könnte dabei den Eindruck gewinnen, daß beide Partner in der belasteten Ehe einen Vorteil durch die Trennung hätten, wenn einer der Partner einfach das Handtuch werfen und mit einem neuen Partner neu anfangen würde.

Gott möchte jedoch nicht, daß wir aufgeben. Er verläßt uns nicht in unserem Kampf als Teil unseres Taufbundes mit ihm, unsere persönliche Vergangenheit zu überwinden. Und deshalb möchte er nicht, daß wir unsere Ehen mit einem gläubigen Partner quittieren.

Um Gottes Urteil zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, daß die Versöhnung zwischen zwei Gläubigen nicht unmöglich ist! Nirgends in der Bibel benutzt Gott Begriffe wie „zerrüttetes Verhältnis“ oder „unüberwindbare Differenzen“, wenn es um die Ehe zweier Gläubiger geht. Wenn man bei Gottes Urteil davon ausgehen könnte, daß schwerwiegende Differenzen zwischen gläubigen Ehepartnern wirklich nicht zu überwinden wären, könnte man seine Weisheit und Gnade in Frage stellen. In Gottes Augen haben Gläubige in der Ehe einen enormen Vorteil gegenüber ungläubigen Ehepaaren.

Die Grundlage des Urteils Gottes ist die Tatsache, daß alle Gläubigen eine wunderbare Verwandlung erleben. Wir nennen sie Bekehrung.

Bevor wir uns mit dieser Verwandlung befassen, sollten wir uns Gottes Sichtweise über unseren Zustand vor unserer Bekehrung vor Augen führen. Diese Überlegung ist wichtig, denn manche Menschen meinen, daß der persönliche Hintergrund – besonders bei Mißbrauch – eine Rechtfertigung für die Auflösung einer gescheiterten Ehe liefern kann. Ist diese Sichtweise jedoch stichhaltig?

Unser persönlicher Bund mit Gott

Wie sieht es bei unserer persönlichen Beziehung mit Gott aus? Ist ein persönlicher Hintergrund des „Mißbrauchs“ gegenüber Gott ein Grund für ihn, den Taufbund mit uns aufzukündigen? Wird Christus bei seiner Rückkehr die Ehe mit den Christen ablehnen, die nicht all ihre Probleme überwunden haben? Wird er uns dann den Rücken zukehren, weil wir nicht alle gewohnheitsmäßigen Reaktionen aus der Zeit vor unserer Bekehrung abgelegt haben?

Wir können zutiefst dankbar sein, daß Gott so nicht mit uns verfährt. In seiner Liebe und Gnade gibt er uns immer wieder die Gelegenheit, die Vergebung für unsere Verfehlungen zu erlangen. Wir sind dankbar, daß Gott uns jede Chance einräumt, unseren Bund mit ihm zu halten. Er hält uns die Treue bis zu unserem Tode. Wir kennen unsere Vergangenheit. Wir wissen, daß wir Zeit brauchen, um unsere Sünden zu überwinden.

Obwohl unsere persönlichen Hintergründe uns als schwieriger oder leichter erscheinen können, urteilt Gott anders über uns. In Epheser 2, Verse 1-6 beschreibt Gott unsere Vergangenheit. Er sagt, daß jeder Einzelne von uns tot in unseren Übertretungen war und von Satan beeinflußt wurde. Er sagt, daß wir damals „Kinder des Zorns von Natur“ waren. Da gibt es keine Ausnahmen.

Gottes Beschreibung ist klar. Jeder Mann und jede Frau, die die Ehe eingehen, sind früher in der Zeit vor der Bekehrung „Kinder des Zorns“ gewesen. Es ist interessant, daß das griechische Wort für „Zorn“ orge ist, mit der Definition „Zorn, Rache“.

In Römer 3, Verse 9-19 stellt Paulus klar, daß Israeliten und Heiden beide in Gottes Augen böse sind. Wir alle erlebten ein Umfeld in dieser Gesellschaft, das Jeremias Beschreibung unseres Herzens in der Zeit vor der Bekehrung bestätigt: „Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding“ (Jeremia 17,9).

Um eine glückliche, erfolgreiche Ehe zu führen, brauchen wir eine neue Grundlage – einen neuen Hintergrund. Sonst werden die Probleme, die aus unserer Vergangenheit resultieren können, unlösbare Eheprobleme hervorrufen.

Vor Gott ist die Vergangenheit aller Gläubigen gleich. Keiner wird getauft, der von Natur aus eine größere Chance hätte als andere, die Frucht des heiligen Geistes in seinem Leben zu zeigen. Durch unsere Sünden haben wir uns alle des Todes schuldig gemacht. Keiner von uns war gut.

Durch Reue, Taufe und Gottes heiligen Geist wird jeder Gläubige verwandelt. Und das ohne Ausnahme! Ehemalige Sexsünder, Alkoholiker, Mißbrauchte, Gottverächter – alle werden im Laufe der Zeit mit der Hilfe des Geistes Gottes verwandelt (bekehrt).

Die nachfolgenden Bibelstellen zeigen uns, was mit dem Gläubigen geschieht:

Gott hat uns „errettet von der Macht der Finsternis und ... uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes“ (Kolosser 1,13).

Wir sind eine neue Kreatur in Christus, „das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Korinther 5,17). „Neues“ ist nicht eine „Reparatur bereits existierender Schäden“, sondern eine „neue Kreatur“.

Wir sind mit Christus gestorben, aber nun lebt Christus in uns, und wir leben „im Glauben an den Sohn Gottes“ (Galater 2,20). Das Geheimnis der Zeitalter offenbart sich in uns – „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kolosser 1,26-27).

Christus wird in den Gläubigen verherrlicht (Philipper 1,20). Das Leben Christi soll an uns offenbar werden (2. Korinther 4,11), „bis Christus in euch Gestalt gewonnen hat“ (Galater 4,19; Elberfelder Bibel).

In einem neuen Leben wandeln

Begreifen wir die große Bedeutung und Hoffnung, die uns durch diese Bibelstellen vermittelt werden? In Wirklichkeit gewährt Gott allen Gläubigen einen Neuanfang. Unser früheres Leben des Betrugs und des Zorns ist begraben worden. Wir dürfen „in einem neuen Leben wandeln“ (Römer 6,4).

All das ist möglich, weil Gott uns einen Geist geschenkt hat, nicht „der Furcht“ oder irgendeiner anderen dysfunktionalen Emotion, sondern „der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7). Diesen Geist der Liebe durch Gebet, Bibelstudium, Fasten und Meditation zu erwecken läßt die Frucht des Geistes – Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut in uns Keuschheit – entstehen (Galater 5,22-23).

Gott zeigt uns den Weg und schenkt uns die Kraft, um Eheprobleme lösen zu können. Er ermahnt uns, „den alten Menschen mit seinen Werken“ auszuziehen und den neuen Menschen anzuziehen, „der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat“ (Kolosser 3,9-10).

Wenn wir durch die Taufe mit Christus „auferweckt“ sind (Römer 6,4), sollen wir das suchen, „was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes“ (Kolosser 3,1). Das, „was droben ist“, kann alle Probleme in den Ehen gläubiger Menschen lösen: „Die Weisheit aber von oben her ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, läßt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch, ohne Heuchelei“ (Jakobus 3,17).

„Die Frucht der Gerechtigkeit“ in einer Ehe zweier Gläubiger „wird gesät in Frieden für die, die Frieden stiften“ (Vers 18). Jeder Gläubige hat die Verantwortung, die Gesinnung Christi in sich wohnen zu lassen (Philipper 2,5). Als eine neue Kreatur in Christus sind wir bemüht, „alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede“ abzulegen (1. Petrus 2,1-2).

In Epheser 5, Vers 33 faßt Paulus seine Belehrung über die Ehe mit folgenden Worten zusammen: „Darum auch ihr: ein jeder habe lieb seine Frau wie sich selbst; die Frau aber ehre den Mann.“ Liebe und Respekt sind zwei einfache, aber wichtige Prinzipien, die Ehemann und Ehefrau anwenden können, um eine solide, stabile und glückliche Ehe zu bauen.

Manche halten Liebe für eine unkontrollierte und unkontrollierbare Emotion, die Menschen unversehens und ohne erkennbare Ursache befällt. In der landläufigen Vorstellung kennt die Liebe nur Spaß und Freude.

Der Apostel Paulus aber sah es anders: „Die Liebe ist langmütig“, schrieb er. Mit anderen Worten, wenn man einen anderen Menschen liebt, ist man bereit, für ihn und mit ihm zu leiden. Die wahre Liebe, wie sie hier in der Bibel definiert wird, setzt die Bereitschaft voraus, für und mit jemandem notfalls ein Leben lang zu leiden. Eine solche Liebe ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer bewußten Entscheidung. Sie bedeutet ein selbstloses Interesse am Wohl des anderen, das auch dann besteht, wenn es die Umstände schwierig machen.

„Die Liebe ist langmütig und freundlich“, schreibt Paulus, „die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf“ (1. Korinther 13,4-8).

Diese Art Liebe erhält eine Beziehung auch in schlechten Zeiten, durch die jede Ehe irgendwann mal gehen muß. Ob wir jemand wegen seiner Vorzüge ehren oder wegen seiner Schwächen mißachten, ist das Ergebnis einer Entscheidung, die wir treffen. In einer Ehe kann diese Entscheidung die Beziehung aufbauen oder niederreißen.

Gläubige mit Eheproblemen haben nur zwei Optionen: „Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, daß die Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll – hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen – und daß der Mann seine Frau nicht verstoßen soll“ (1. Korinther 7,10-11). Paulus hätte den Geist Gottes geleugnet, wenn er Ausnahmen außer der von Christus festgelegten Ausnahme (porneia) zugelassen hätte. Er verstand, daß die Vergangenheit einer Person in der Zeit vor der Taufe keinen Einfluß auf die Entscheidung haben sollte, ob die Ehe gläubiger Menschen bindend sei.

Gläubige sind eine neue Kreatur in Christus. Sie sind erleuchtet worden, haben die himmlische Gabe geschmeckt und den heiligen Geist erhalten und wurden durch das Wort Gottes genährt und sahen die Vision der zukünftigen Welt (Hebräer 6,4-6). Es ist von großer Wichtigkeit, daß wir das Wirken dieser Kraft in unserem Leben nicht willentlich leugnen, womit wir „das Blut des Bundes für unrein“ halten und „den Geist der Gnade“ schmähen (Hebräer 10,29).

Es wird immer Probleme in der Ehe geben. Davon werden manche schwer sein und unsere ganze Kraft fordern. Für weltliche Beobachter wären diese Probleme ein berechtigter Grund für das Aufgeben. Es wird immer „Gründe“ geben, die Gläubige für ihr Unvermögen anführen, ihren Ehepartner zu ertragen, und damit versuchen sie eine Trennung zu rechtfertigen. Doch es hat noch keine Ehe gegeben, der irreparablen Schaden durch Taten der Liebe, Freude und des Friedens – der Sinn Christi in uns – zugefügt wurde. Konflikte entstehen, wenn wir darin versagen, böse Wege und dysfunktionale Reaktionen aus unserer Vergangenheit abzulegen und statt dessen die gerechte Kleidung der Braut Christi anzuziehen.

Ausnahmen zuzulassen, indem man Erlebnisse aus der Zeit vor der Bekehrung bei der Beurteilung von Ehekrisen heranzieht, würde die sprichwörtliche Büchse der Pandora öffnen. Es gäbe dann immer die Möglichkeit, daß eine Ehe nicht bindend wäre.

Wenn Gläubige, die sich getrennt haben oder sogar geschieden sind, fragen, ob ihre Ehe bindend ist, darf sich die Antwort nur auf die Heilige Schrift gründen. Dabei sind folgende Fragen zu stellen:

• Gab es porneia – sexuelles Fehlverhalten (Matthäus 5 und 19)?

• Gab es Betrug? (Betrug geschieht immer mit Absicht.)

• Sind beide Ehepartner wirklich Gläubige?

Sind Sie und Ihr Ehepartner wirklich bekehrt? Haben Sie wirklich den Geist Gottes? Seien Sie dann bemüht, „zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens“ (Epheser 4,3). Gott ist fair und gerecht in seinem Urteil. Die menschliche Ehe ist heilig und spiegelt die Ehe zwischen Christus und der Gemeinde wider (Epheser 5,32). Die Ehe zwischen Christus und seiner Braut wird ewig andauern; ebenso ist eine Ehe zwischen Gläubigen, die bis zum Schluß im Glauben ausharren, unaufkündbar.