Wie können wir den Weg der Versöhnung gehen? Es gibt ein biblisches Beispiel einer harmonischen Beziehung zu unserem Schöpfer und den Mitmenschen.

Von John Ross Schroeder

Als menschliche Wesen sind wir geschaffen worden, um tiefe, lang anhaltende Beziehungen zu einander zu entwickeln und zu pflegen. Wenn diese Bande durch Mißverständnisse oder vielleicht auch Mißbrauch zerrissen werden, fühlen wir uns unvollständig, isoliert und ohne Ziel.

Wie beginnt man den Heilungsprozeß? Menschliches Einfühlungsvermögen kann sehr hilfreich sein und ist für einen positiven Fortschritt oft sehr wichtig. Derjenige, der das Einfühlungsvermögen zur Verfügung stellt, ist oft sehr eingeschränkt in seiner Fähigkeit, die Verletzung völlig zu verstehen bzw. zu identifizieren. König Salomo schrieb: „Eines Mannes Geist erträgt seine Krankheit; aber einen niedergeschlagenen Geist, wer richtet den auf?“ (Sprüche 18,14; Elberfelder Bibel).

Wer wird uns helfen?

Wer sollte also unser Tröster und Helfer sein? Wer kann den begrenzten Rahmen menschlicher Hilfe übersteigen? Wer kann uns aus unserer Niedergeschlagenheit herausholen und uns zur Heilung und Erlösung führen, die wir uns wünschen?

Der wahrhaftigste Trost kommt von einer Person, die immer bereit ist zu helfen – jemand, der selbst einmal schmerzhafte Zurückweisung und sogar Betrug erfahren hat. Die Heilige Schrift zeigt, daß er „verachtet und von den Menschen verlassen“ wurde und „ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut“ war (Jesaja 53,3; Elberfelder Bibel). Er wußte sogar, wie es ist, vom eigenen Volk zurückgewiesen zu werden: „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt“ (Johannes 1,11; Elberfelder Bibel).

Ein besseres Verständnis dieses „Mannes der Schmerzen“ kann uns der Heilung, nach der wir suchen, näher bringen. Jesus war ja unter denen, die je gelebt haben, einzigartig. Er hatte die brutalste Art der Zurückweisung und des Betrugs erfahren und dies erfolgreich überwunden. Wie können wir aber zerrissene Bande wieder zusammensetzen und richtige Beziehungen aufbauen? Wie können wir zuerst mit Gott und dann mit unseren Mitmenschen versöhnt werden?

Die Bibel weist uns darauf hin, daß Gott sich eine positive Beziehung zu uns wünscht, sagt aber auch: „Eure Verschuldungen [Sünden] scheiden euch von eurem Gott“ (Jesaja 59,2; alle Hervorhebungen durch uns). Um seinen großen Plan zu erfüllen und die Menschen mit ihrem Schöpfer zu versöhnen, mußte die Strafe für die Übertretung von Gottes Gesetz bezahlt werden. Jemand mußte die Menschheit erlösen und uns mit Gott, dem Vater, versöhnen.

Das Erscheinen Jesu Christi auf Erden

Die Erfahrungen, die Jesus Christus gemacht hat, haben ihm entscheidend dabei geholfen, die Schwierigkeiten zu verstehen, die wir als Menschen in unserem Leben durchmachen. Im Hebräerbrief Kapitel 4, Vers 15 erfahren wir: „Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.“

Ironischerweise schrie Jesus im dramatischsten Moment in der Menschheitsgeschichte – seiner Kreuzigung – zu seinem Vater: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46). Er zitierte Psalm 22, Vers 1 zur selben Zeit, als der riesige Graben zwischen Gott und dem Menschen überbrückt werden sollte. In diesem Augenblick war Jesus Christus für Gott der Sündenträger der gesamten Menschheit: „Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht“ (2. Korinther 5,21).

Sünde wird biblisch definiert als die Übertretung von Gottes Gesetz: „Ein jeder, der Sünde tut, übertritt das Gesetz, und die Sünde ist die Gesetzesübertretung“ (1. Johannes 3,4; Schlachter-Bibel; vgl. auch Psalm 51,1-3). Sünde ist ein großes Hindernis auf dem Weg zur Versöhnung und zum Wiederaufbau einer Beziehung zu Gott und anderen Menschen. Deshalb nahm Jesus die Sünden der Menschheit auf seine Schulter.

Wir haben einen gnädigen Fürsprecher in unserem Erlöser: „Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt“ (Hebräer 5,2).

Versöhnung erfordert echte Reue und Vergebung von unserer Seite. Doch nur Gott kann unsere Sünden vergeben und die Schuld und das Leiden entfernen. Dies ist nur durch den Opfertod seines Sohnes Jesus Christus möglich. Der Apostel Paulus schrieb: „Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber“ (2. Korinther 5,19).

Symbole der Versöhnung mit Gott

Diese Vergebung und Versöhnung wird für uns in der letzten Stunde Jesu Christi mit seinen Jüngern beschrieben. Er hielt in der Nacht vor seinem Tod das Passah mit ihnen.

Paulus berichtet über dieses Ereignis: „Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’ss und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1. Korinther 11,23-26).

Jesus sagte, der Wein symbolisiert sein Blut, „das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“ (Matthäus 26,28). Gott vergibt unsere Sünden durch Christi kostbares Blut, das uns reinigt, damit wir mit Gott versöhnt werden können (1. Johannes 1,7), denn „ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung“ (Hebräer 9,22).

Das Brot repräsentiert einen neuen Lebensweg, der auf einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus basiert. „Ich bin das Brot des Lebens … Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon ißt, nicht sterbe … Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt“ (Johannes 6,48-51).

Vom Ärger mit anderen zur Versöhnung

Die Bibel zeigt, das erste und größte Gebot ist die Liebe zu Gott. Gleich darauf folgt das zweite, unsere Mitmenschen zu lieben wie uns selbst (Matthäus 22,36-40). Die Versöhnung mit Gott geht einher mit der Versöhnung gegenüber anderen (Matthäus 6,15).

Aber manchmal loben wir Gott und verfluchen gleichzeitig Männer und Frauen, die nach seinem Bildnis geschaffen sind (Jakobus 3,9-10). Wir scheinen die Vergangenheit in Bezug auf andere nicht vergessen zu können.

Nur Gott durch Jesus Christus kann uns helfen, unglückliche Ereignisse in der Vergangenheit zu verarbeiten. Gottes Eingreifen in unserem Leben ist der einzige Weg zur wirklichen Versöhnung mit unseren Mitmenschen, was so wichtig für unsere emotionale und mentale Gesundheit ist. Unsere Gemeinschaft untereinander sollte aber fest auf einer richtigen Beziehung zu Gott und Christus basieren (siehe 1. Johannes 1,3-7).

Paulus schrieb: „Denn durch ihn [Jesus Christus] haben wir ... in einem Geist den Zugang zum Vater“ (Epheser 2,18). Gottes heiliger Geist hilft, tiefe Verletzungen zwischen Menschen zu heilen. Es ist der Geist der Beruhigung und Versöhnung. Es ist der Geist der Toleranz und der Zusammenarbeit.

Es ist der Geist der gegenseitigen Akzeptanz, der Geist der Liebe – immer ernsthaft das Beste für andere zu wollen. Wir erhalten den heiligen Geist von Gott, nachdem wir unsere vergangenen Sünden bereut haben, Vergebung von ihm erhalten haben und im Wasser getauft wurden (Apostelgeschichte 2,37-41).

Der Dienst der Versöhnung

Gott wird uns dann helfen, am „Dienst der Versöhnung“ (2. Korinther 5,18; Elberfelder Bibel) teilzuhaben, durch den „das Wort von der Versöhnung“ (Vers 19) verbreitet wird. Christen werden deshalb „Botschafter an Christi Statt“ genannt (Vers 20).

Dieser großartige Dienst hat ein persönliches Element. Er bezieht sich sehr stark auf andere Menschen als auch auf unseren Schöpfer. Wirkliche Diplomatie, wahre Ermutigung, Vergebung und Freundschaft – ermöglicht durch den heiligen Geist, Teil seiner eigenen göttlichen Natur, die in uns wohnt – sind alles wichtige Aspekte der Versöhnung.

Der Lohn für Versöhnung ist unendlich groß! Kein menschliches Leben ist ohne sie vollständig.

Die Familie Gottes

Von Anfang an ist es das Vorhaben von Gott und seinem Sohn Jesus Christus gewesen, ihre Art zu vermehren. In 1. Mose 1 sehen wir immer wieder, wie Gott alles Leben so konzipiert hat, daß es sich „nach seiner Art“ fortpflanzt.

Der Mensch wurde nach der „Art“ Gottes geschaffen. Bei der Erschaffung des Menschen sagten Gott und Jesus: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ (1. Mose 1,26). Gott ist eine Familie! Ihr Oberhaupt ist Gottvater (1. Korinther 11,3), und zur Zeit setzt sie sich aus ihm und seinem Sohn Jesus Christus zusammen.

Gott und Jesus haben schon immer existiert, und werden es auch in Zukunft tun. Der Vater will viele Kinder in seine Familie bringen: „Weil Gott wollte, daß viele Kinder Gottes in sein herrliches Reich aufgenommen werden, hat er den, der sie zur Rettung führen sollte, durch Leiden zur Vollendung gebracht“ (Hebräer 2,10; Gute Nachricht Bibel, alle Hervorhebungen durch uns).

Dieses Vorhaben vollzieht sich in zwei Stufen. Zunächst schuf Gott die Menschen als materielle Wesen, aus dem Staub der Erde. Durch die Bekehrung, Glauben an Christus und Gehorsam gegenüber dem geistlichen Gesetz der Liebe erhalten die Menschen neues Leben: „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Korinther 5,17; vgl. auch Epheser 4,24).

Der Abschluß dieses Prozesses ist letztendlich die Geburt neuer Kinder in die göttliche Familie. Diese in Geist verwandelten Kinder sind dann Christus „gleich“, dem erstgeborenen Sohn Gottes: „Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, daß sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Römer 8,29). Der Apostel Johannes schrieb dazu: „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Johannes 3,2).

In der gleichen Weise, wie menschliche Kinder die gleiche Art Wesen sind wie ihre menschlichen Eltern, werden Gottes Kinder die gleiche Art Wesen sein wie Gott und Jesus Christus – Wesen aus Geist. Das ist die großartige Bestimmung des Menschen. Die Familie Gottes wird sich vermehren, wie es in Gottes wunderbarem Plan offenbart wird, den wir in der Bibel finden.

Alle Kinder dieser Familie werden dem Vater und, ihm untergeordnet, Jesus Christus willentlich in aller Ewigkeit untertan sein. „Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören; danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. Denn er muß herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße legt. Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Denn alles hat er unter seine Füße getan. Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, daß der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem“ (1. Korinther 15,23-28).

Angeführt vom Vater und Jesus werden die Angehörigen dieser göttlichen Familie eine herrliche und gerechte Zukunft in aller Ewigkeit teilen. In diesem Sinne ist Gott eine Familie – eine wachsende Familie. Zu dieser Familie gehören derzeit zwei Wesen: der Vater und Jesus Christus. Zu ihnen werden sich in der Zukunft Millionen von Menschen gesellen, die nach einem Leben in Treue ihrer Berufung gegenüber für würdig befunden werden, ewiges Leben zu erhalten und in das Reich Gottes einzugehen.