Unser himmlischer Vater, der uns als seine Kinder erschuf, schenkt Aufmerksamkeit und kommuniziert, manchmal direkt, aber in den meisten Fällen durch seine Diener.

Von Paul Kieffer

Als Gottes Prophet Elia den Propheten Baals entgegentrat, verhöhnte er sie mit der Tatsache, dass ihr Gott nicht auf ihr Flehen reagierte. Die Konfrontation Elias mit den falschen Propheten finden wir in 1. Könige 18, Verse 27-29:

„Als es nun Mittag wurde, verspottete sie Elia und sprach: Ruft laut! Denn er ist ja ein Gott; er ist in Gedanken oder hat zu schaffen oder ist über Land oder schläft vielleicht, dass er aufwache. Und sie riefen laut und ritzten sich mit Messern und Spießen nach ihrer Weise, bis das Blut herabfloss. Als aber der Mittag vergangen war, waren sie in Verzückung bis um die Zeit, zu der man das Speisopfer darbringt; aber da war keine Stimme noch Antwort noch einer, der aufmerkte“ (alle Hervorhebungen durch uns).

Baal war ein stummer Gott! Aber nicht nur Baal, sondern den Götzen allgemein fehlte die Mitteilsamkeit, wie wir in den Psalmen nachlesen können: „Ihre Götzen aber sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht. Sie haben Mäuler und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht“ (Psalm 115,4-5).

Im Gegensatz dazu ist unser himmlischer Vater ein Gott der Kommunikation. Die Fähigkeit zur Verständigung bzw. zu kommunizieren und Gedanken auszutauschen ist ein unerlässlicher Bestandteil einer familiären Beziehung. Gott wünscht sich eine familiäre Beziehung mit den Menschen! Deshalb schuf er uns „nach seinem Bild“ (1. Mose 1,26), wozu auch die Fähigkeit zum Kommunizieren gehört.

Gleich von Anfang an konnten die ersten Menschen, unsere Ureltern Adam und Eva im Garten Eden, ihren Schöpfer verstehen und mit ihm reden. Und von Anfang an hat Gott ihnen lebenswichtiges Wissen mitgeteilt.

„Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben“ (1. Mose 2,16-17).

Dieses Muster setzte sich im Laufe der Geschichte fort, auch noch heute. Mit den Kindern Israel tat Gott dies persönlich, indem er ihnen am Berg Sinai die Zehn Gebote verkündete. Danach wollten die Israeliten die Stimme Gottes nicht mehr hören, und deshalb sprach er fortan durch seine Diener, wie z. B. Mose und später die Propheten.

Schließlich sandte Gott seinen eigenen Sohn als quasi abschließenden Propheten mit einer Botschaft: „Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat“ (Hebräer 1,1-2).

Nach seiner Auferstehung hat Jesus seiner Gemeinde den Auftrag gegeben, das Evangelium in aller Welt zu predigen und auf diese Weise für Gott zu sprechen, wobei Christus immer bei seiner Gemeinde ist und sie bei diesem Auftrag leitet (Matthäus 28,18-20; Markus 16,16-20).

Unterschiedliche Epochen, unterschiedliches Vorgehen

Gott hat also schon immer mit den Menschen kommuniziert. Von denen, durch die er arbeitet, verlangt er, dass sie seine Worte reden und nicht ihre eigenen. Er gibt ihnen Weisheit, um zu wissen, was zu verschiedenen Gelegenheiten gesagt werden muss.

Und doch nehmen manche an, dass Gottes Diener immer dasselbe und in derselben Weise zu allen Zeiten sagen würden. Was zeigt uns die Bibel diesbezüglich für unsere Arbeit heute?

Nehmen wir als erstes Beispiel den Propheten Jesaja. Jesaja schrieb an das Volk Juda um das Jahr 700 v. Chr., zur Zeit, als das nördliche Königreich Israel in Gefangenschaft geführt wurde.

Er warnte vor den Konsequenzen der Sünden Judas und verkündete die Wiederherstellung des ganzen Hauses Israel. Er prophezeite auch über Israels Nachbarn.

Eine Aussage aus dem Buch Jesaja, die manchmal im Zusammenhang mit dem Predigen des Evangeliums erwähnt wird, ist: „Rufe mit voller Kehle aus, ohne an dich zu halten, lass deine Stimme laut erschallen wie eine Posaune und halte meinem Volk seine Untreue vor und dem Hause Jakobs seine Sünden!“ (Jesaja 58,1; Menge-Bibel).

Sollte dies nun ein Hinweis auf unsere allgemeine Vorgehensweise sein? Im Zusammenhang bezieht es sich auf eine Mitteilung für das „Haus Jakobs“. Hat Jesaja nur im Brüllton mit seinen Landsleuten gesprochen? Zu bedenken ist, dass Gott ihm Kapitel 58 zu einem ziemlich späten Zeitpunkt in seinem Prophetenamt eingegeben hat, wenn diese Verse die Grundlage für seine Arbeitsweise gewesen sein sollen.

Bedeutet das, dass wir heute, wenn wir „für Gott“ kommunizieren, indem wir das Evangelium predigen, die Zustände niemals scharf anprangern sollen? Nein, denn manchmal muss man „die Stimme laut erschallen lassen“. Christus hat dies bei einigen Gelegenheiten getan, aber weder er noch Paulus haben ständig auf diese Weise geredet.

Das Leben ist manchmal komplexer, als wir das gern hätten. Das müssen wir in Betracht ziehen, wenn wir unsere Botschaft öffentlich predigen. Es ist nicht immer der Fall, dass eine Situation „schwarz oder weiß“ ist. Es gibt immer wieder „Nuancen“, damit wir lernen, mit Hilfe göttlicher Inspiration weise Entscheidungen zu treffen. Wenn alles immer gleich wäre, wo bliebe der Glaube? Unser Auftrag ist oftmals nicht einfach „schwarz und weiß“.

Ungefähr einhundert Jahre nach Jesaja prophezeite Jeremia. Er sagte die babylonische Gefangenschaft Judas als Strafe für die Sünden des Volkes voraus. Seine Aufgabe war es, zu warnen und die königliche Linie Judas zu bewahren.

Gott trug ihm auch ein Werk unter den Nationen auf. „Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, dass du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen“ (Jeremia 1,10). Jeremias Auftrag und Botschaft waren anders als die Jesajas. Er wäre nicht zu diesen anderen Nationen gegangen, wenn Gott ihm dies nicht aufgetragen hätte.

Der Prophet Hesekiel war ein jüngerer Zeitgenosse Jeremias. Er gehörte anscheinend zu den ersten Gefangenen Judas und schrieb aus Babylon. „Da geschah das Wort des Herrn zu Hesekiel, dem Sohn des Busi, dem Priester, im Lande der Chaldäer am Fluss Kebar. Dort kam die Hand des Herrn über ihn“ (Hesekiel 1,3).

Als Hesekiel zu prophezeien begann, war die Stadt Jerusalem noch nicht vollständig erobert worden. Hesekiel behandelte die bevorstehende Zerstörung Jerusalems, doch das Buch Hesekiel ist hauptsächlich an das „Haus Israel“ gerichtet, das mehr als hundert Jahre zuvor in Gefangenschaft geführt worden war. Einige seiner Prophezeiungen beziehen sich auf einen viel späteren Zeitraum und beschreiben eine vollständige Wiederherstellung beider Häuser Israels – wenn Juda und Israel wieder zusammenkommen.

Hesekiel als Wächter

Eines der Prinzipien, die wir von Hesekiel lernen, ist die Verpflichtung, den Sünder furchtlos zu warnen. Die Passagen über den „Wächter“` sind eindeutig.

„Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht und nicht die Posaune bläst und sein Volk nicht warnt und das Schwert kommt und nimmt einen von ihnen weg, so wird der wohl um seiner Sünde willen weggenommen; aber sein Blut will ich von der Hand des Wächters fordern. Und nun, du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel. Wenn du etwas aus meinem Munde hörst, sollst du sie in meinem Namen warnen“ (Hesekiel 33,6-7).

Über den Auftrag Hesekiels ist oft diskutiert worden. Manche fragen: „Was tut ihr in Bezug auf den Auftrag des Wächters?“ Gewiss finden wir hier ein Prinzip – vor den Konsequenzen der Sünde zu warnen.

Herbert W. Armstrong hatte die Wächterrolle jedoch nicht immer klar vor Augen. Im Mai 1941 sagte er, dass er nun zu einem „neuen Bewusstsein über den Auftrag“ gekommen sei. Es bezog sich auf den Inhalt der Botschaft im Rundfunk und in den Druckmedien.

„Die Überzeugung wuchs. Wenn Gott Türen öffnete für eine Verkündigung seines Evangeliums an die Massen und diese Warnung an die ganze Nation, dann würde ich vertrauensvoll durch diese Türen gehen und die Botschaft Gottes verkünden, solange mir Gott die Führung, Kraft und die Mittel geben würde.

Ich bildete mir nicht ein, dass ich zu einem ,modernen Hesekiel‘ berufen wäre, um diese Botschaft zu verkündigen. Aber ich wusste, dass niemand diesen Alarm ausrief. Ich sah ganz klar das Schwert der Zerstörung und der Strafe kommen . . . Und ich sah sehr deutlich, dass Gott gesagt hatte: ,Wenn der Wächter das Schwert kommen sieht und die Posaune nicht zur Warnung bläst.‘ Gott würde das Blut der Menschen – und nun ganze Nationen – von der Hand des Wächters fordern!

Gott erfüllt seinen Willen nach seinem Zeitplan. Diese Vision von Dringlichkeit, die ganze Nation zu warnen, und dieses neue Bewusstsein des Auftrages kam gerade zu einem Zeitpunkt, als Gott bereit war, die Türen im ganzen Land zu öffnen“ (Autobiografie von Herbert W. Armstrong, Band 2, Seite 38-39).

Daran erkennen wir, dass es in Gottes Hand liegt, wann sein Wille getan wird. Es liegt nicht an uns Menschen zu entscheiden, wann gewisse Dinge in welcher Weise getan werden sollten – das ist nutzlos.

Die Vorgehensweise im Neuen Testament

Was war die Vorgehensweise der Apostel Jesu Christi beim Predigen des Evangeliums? Worauf konzentrierten sie sich? Die Botschaft war eindeutig das kommende Reich Gottes. Sie beinhaltete auch die Funktion Christi als Retter der Menschheit. In Apostelgeschichte 15, zu einem frühen Zeitpunkt in der Entwicklung der Kirche, fasste Jakobus zusammen, was er Gott tun sah:

„Ihr Männer, liebe Brüder, hört mir zu! Simon hat erzählt, wie Gott zum ersten Mal die Heiden gnädig heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk für seinen Namen zu gewinnen. Und dazu stimmen die Worte der Propheten, wie geschrieben steht: [Und dann zitiert er einen der sogenannten kleinen Propheten.] Danach will ich mich wieder zu ihnen wenden und will die zerfallene Hütte Davids wieder bauen, und ihre Trümmer will ich wieder aufbauen und will sie aufrichten, damit die Menschen, die übrig geblieben sind, nach dem Herrn fragen“ (Apostelgeschichte 15,13-17).

Nicht länger würde Gott nur mit einer Gruppe von Menschen arbeiten, mit nur einer Nation. „Dazu alle Heiden, über die mein Name genannt ist, spricht der Herr, der tut, was von alters her bekannt ist“ (Verse 17-18). Es war die Zeit, die Gott bestimmt hatte, dass seine Botschaft an die ganze Welt gehen sollte.

Einige in der frühen Kirche in Judäa hatten ein Problem damit. Aber Gott war dabei, der Kirche des Neuen Testaments beizubringen, dass er nun mit der gesamten Menschheit arbeiten würde. Er erweiterte die Reichweite der Botschaft zu einer Zeit, als die frühe Kirche dies noch nicht getan hätte. Gott kannte seinen Zeitplan – und so hat sich seine Art der Kommunikation geändert.

Das Reich Gottes und Christus

Die Botschaft der Apostel war das Reich Gottes, in dessen Mittelpunkt Jesus Christus steht. Paulus hat diese Botschaft klar kommuniziert, wie in der zusammenfassenden Aussage gezeigt wird: „Paulus aber blieb zwei volle Jahre in seiner eigenen Wohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen, predigte das Reich Gottes und lehrte [zwei verschiedene Verben] von dem Herrn Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert“ (Apostelgeschichte 28,30-31).

„Das Reich Gottes predigen“ bedeutet, das Reich Gottes anzukündigen. Das „Lehren von dem Herrn Jesus Christus“ betrifft diejenigen, die auf die Botschaft vom Reich Gottes reagiert haben und schon von Gott berufen worden sind. Es hat keinen Sinn, Leute über Jesus Christus vorzeitig zu belehren, denn sie werden es nicht annehmen, wenn sie nicht berufen sind.

Paulus erfüllte zu seiner Zeit seinen Teil von Matthäus 24, Vers 14: „Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ Paulus ging zu den Völkern, so wie es ihm möglich war.

Zu Pfingsten des Jahres 31 n. Chr. hörten Menschen aus ungefähr fünfzehn verschiedenen Nationalitäten die Predigt des Apostels Petrus. Sie kamen aus Ländern des Mittelmeerraumes bis hin zu Ländern am Persischen Golf. Schon zu Beginn der Kirche des Neuen Testaments fing Gott an, mit allen Völkern zu arbeiten.

Der einzige Tag des Heils?

Da unser mitteilsamer himmlischer Vater jetzt durch die Kirche die Botschaft vom Reich Gottes kommuniziert, stellt sich die Frage: Zu welcher Art Kommunikation inspirierte Gott seine Diener in der Anfangsphase der Kirche? Sind die ersten Nachfolger Jesu Christi auf „Mitgliederfang“ gegangen?

Wenn gefragt wird: „Was ist der Zweck einer Kirche?“, antworten manche (besonders in sogenannten evangelikalen Kreisen): „Kirchen gehen hinaus und evangelisieren. Sie pflanzen zusätzliche Kirchen.“ Warum tun sie dies? Weil für sie heute „der einzige Tag des Heils“ ist.

Stellen Sie sich aber eine Pressekonferenz vor, auf der Jesus den Theologen und Reportern Rede und Antwort stehen würde. Die Pressekonferenz fände vor dem Hintergrund der Bibelstelle in Johannes 3, Vers 17 statt: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“

Dabei würde ein Reporter Jesus fragen: „Können Sie uns Ihre Bemühungen um die Errettung unserer heutigen Welt näher erläutern?“ Jesu Antwort würde alle Anwesenden ins Staunen versetzen: „Ich versuche gar nicht, die Welt heute zu retten!“

So unglaublich es auch erscheinen mag: So würde er heute tatsächlich antworten! Jesus Christus von Nazareth war gestern, ist heute und bleibt in Ewigkeit immer derselbe (Hebräer 13,8). Vor mehr als 1900 Jahren wurde ihm schon eine ähnliche Frage gestellt.

Damals redete Jesus häufig in Gleichnissen. Er bediente sich diverser Sinnbilder, die zumeist auf die landwirtschaftliche Tätigkeit seiner jüdischen Mitbürger zugeschnitten waren. Dennoch begriffen die Juden ebenso wenig wie seine Jünger, was er mit seinen Gleichnissen sagen wollte.

Die Jünger fragten ihn deshalb, warum er in Gleichnissen redete. Lesen wir, was Jesu Jünger Matthäus in diesem Zusammenhang schreibt: „Euch [den Jüngern und späteren Aposteln] ist’s gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs [bei Markus, Lukas und Johannes heißt es ,Reich Gottes‘] zu verstehen, diesen aber [den übrigen Menschen] ist’s nicht gegeben“ (Matthäus 13,10-11).

Klingt das, als hätte Jesus Christus von Nazareth eine große Kampagne gestartet, um möglichst viele „Seelen zu retten“? Keineswegs! An anderer Stelle hat er die Anzahl derjenigen, die berufen werden sollten, wie folgt beschrieben: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (Lukas 12,32).

Wir predigen das Reich Gottes zum Zeugnis als positive Perspektive für die Zukunft der Menschheit. Diese Vorgehensweise ist immer unsere normale Praxis gewesen: „Wir predigen nicht, weil wir die Menschen zum Kirchenübertritt bewegen wollen . . ., sondern [wir sollen] die gute Nachricht vom bald kommenden Reich Gottes verkünden. Jetzt ist nicht die Zeit, wenn Gott versucht, die Welt geistlich zu retten. Wir bereiten die Zeit vor, wenn er dies tun wird. Wenn Gott versucht hätte, die Welt geistlich zu retten, dann hätte er sie gerettet“ (Mitarbeiterbrief von Herbert W. Armstrong, 28. März 1974).

Wenn Jesus wiederkehrt, wird „von Zion . . . Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem“ (Jesaja 2,3). Durch Jesu Herrschaft auf Erden wird unser mitteilsamer Vater mit allen Menschen kommunizieren und ihnen die Errettung anbieten. Unsere Arbeit heute bei der Verkündigung der Botschaft dient als Vorbereitung auf die Zeit, wenn alle Menschen berufen sein werden.