„Niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will“ (Matthäus 11,27).
Von John Ross Schroeder
Wer ist unser himmlischer Vater? Gott, der Vater, ist der oberste allmächtige Herrscher des gesamten Universums. Alles in den Himmeln und auf der Erde untersteht seiner Autorität (1. Korinther 15,27-28). Er ist Geist (Johannes 4,24) und besitzt Unsterblichkeit (1. Timotheus 6,16). Das Leben ist ihm eigen.
Gott, der Vater, hat vollkommen gerechten Charakter, und Jesus ermahnt uns, ihm ähnlich zu werden: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matthäus 5,48).
Darüber hinaus ist unser himmlischer Vater die Quelle aller Segnungen. Der Abschnitt in Epheser 1, Verse 3-10 drückt diese Wahrheit klar aus. Diese Verse handeln von dem Vater und sie zeigen, wie er sein ewiges Vorhaben für die Menschen in gnädiger Weise vollbringt. Dabei hat er uns „seinen geheimen Ratschluss“ offenbart, der „von Ewigkeit her verborgen war in ihm, der alles geschaffen hat“ (Vers 9). Das Lesen dieser Verse empfiehlt sich in einer modernen Übersetzung wie die Gute Nachricht Bibel.
Das hervorstechendste Merkmal Gottes
Welches Wort beschreibt den Charakter des Vaters vielleicht besser als irgendein anderes Wort? „Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“(1. Johannes 4,16; alle Hervorhebungen durch uns; vgl. dazu 4,8).
Liebe ist die Grundlage der Wesensart Gottes, die sich in dem Gesetz Gottes ausdrückt. Alles, was Gott der Menschheit in der Heiligen Schrift offenbart hat, gründet sich auf die Liebe (Matthäus 22,35-40). Durch seine Macht wird Gott schließlich das Böse aus der neuen heiligen Stadt auf ewig verbannen (Offenbarung 21,27). Nur die Liebe wird bleiben.
Paulus hob die Liebe als die größte christliche Eigenschaft hervor (1. Korinther 13,13). Bei der Beschreibung der Frucht des heiligen Geistes nennt Paulus die Liebe an erster Stelle (Galater 5,22). Es ist das Band der Vollkommenheit, das alles miteinander in vollkommener Harmonie verbindet (Kolosser 3,14). Die Liebe erfüllt das Gesetz Gottes (Römer 13,10).
In der Bibel fasst dieses Wort den wunderbaren Charakter des Vaters zusammen: Gott ist die Liebe.
Um alle Missverständnisse auszuschließen müssen wir jedoch das Wort Liebe definieren. Die deutsche Sprache ist bei diesem Wort nicht immer so präzise wie die griechische. Unser Wort Liebe kann daher eine Reihe von Gefühlen und Beziehungen beinhalten.
Die griechische Sprache unterscheidet und benutzt hingegen vier verschiedene Wörter für Liebe, obwohl nur zwei davon in der Schrift verwendet werden.
Eros umfasst die geschlechtliche Liebe, die ein Mann und eine Frau in der ehelichen Beziehung genießen sollen. Storge beschränkt sich in seiner Bedeutung auf die Liebe von Eltern für ihre Kinder (und umgekehrt) und die natürliche, familiäre Liebe von Geschwistern untereinander. Philia kommt in der Bibel vor und beschreibt ein herzliches zwischenmenschliches Verhältnis. Es kann auch den Ausdruck von Zuneigung auf physische Weise mit einschließen, welche angebracht und nicht anrüchig ist. Keines dieser drei Wörter wird jedoch in der Bibel als Ausdruck für die Liebe des Vaters benutzt.
Agape ist das griechische Wort, das die Bibel für die Liebe Gottes benutzt. Agape bedeutet eine aus sich herausgehende Anteilnahme und Fürsorge für andere Menschen. Es stellt unerschütterliche Güte dar, selbst für die eigenen Feinde.
Gottes Wesensart und Charakter werden durch diese Liebe dargestellt. Wir können diese agape-Liebe nur von Gott und seinem Sohn Jesus Christus empfangen. Die Abkehr von unserem früheren Lebenswandel öffnet dem heiligen Geist in uns eine Tür, diese Liebe auszudrücken. Das Muster für christliche Liebe ist agape, für die Matthäus 5, Verse 43-48 ein Beispiel enthält. In diesem Abschnitt erfahren wir, dass der Vater auch gegenüber den Bösen gütig ist, indem er auch ihnen den Regen und die Sonne schenkt.
Wir müssen lernen zu denken, wie Gott denkt, und zu handeln, wie er handelt – zu lieben, wie der Vater liebt. Indem wir diese Liebe praktizieren, werden wir geistlich nach dem Bilde Gottes geformt, obwohl diese Liebe keine menschliche ist; sie wird uns von Gott durch seinen heiligen Geist geschenkt (Römer 5,5).
Gottes Liebe für die Menschen
Wie hat der Vater seine Liebe (agape) für alle Menschen gezeigt? „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16).
Die Verwirklichung seines Vorhabens, die Menschheit zu retten, leitete der Vater ein, indem er seinen Sohn zur Erde sandte. Jesus sagte selbst: „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen“ (Johannes 12,32).
Die Bibel beschreibt das Verhältnis zwischen Gott und Jesus Christus als eine enge familiäre Beziehung: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will“ (Matthäus 11,27). Jesus äußerte sich wie folgt dazu: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9; vgl. auch Johannes 10,15).
Es ist keine Überraschung, dass sich das Verhältnis zwischen dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus auf Liebe gründet: „Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, dass ich’s wiedernehme . . . Dies Gebot habe ich empfangen von meinem Vater“ (Johannes 10,17-18). „Die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und tue, wie mir der Vater geboten hat“ (Johannes 14,31).
Nur selten setzt die Welt die Liebe dem Gehorsam gleich. Doch Jesus erzeigte seine Liebe zum Vater durch die Bereitschaft zum Gehorsam. Jesus erwartet die gleiche Liebe von seinen Jüngern – von Christen: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe“ (Johannes 15,10). Der Apostel Johannes fügt hinzu: „Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (1. Johannes 5,3).
Gott, der Vater, drückte seine Liebe zu seinem Sohn Jesus auf wunderbare Weise aus, indem er ihn von den Toten wieder zum Leben erweckte. „Und als sie alles vollendet hatten, was von ihm [Jesus Christus] geschrieben steht, nahmen sie ihn von dem Holz und legten ihn in ein Grab. Aber Gott hat ihn auferweckt von den Toten“ (Apostelgeschichte 13,29-30; vgl. dazu Römer 8,11; 10,9). „Ihr . . . glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten“ (1. Petrus 1,21; vgl. dazu Epheser 1,20; 1. Korinther 6,14).
Paulus war ein Apostel „nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat von den Toten“ (Galater 1,1; vgl. dazu Kolosser 2,12; 1. Korinther 6,14; 15,15-17; 1. Thessalonicher 1,10).
Wie viele Bibelstellen zeigen, erweckte Gott, der Vater, seinen Sohn Jesus Christus von den Toten wieder zum Leben. Wir werden wiederum mit dem Vater durch das Blut Christi versöhnt, und durch sein Leben werden wir gerettet. „Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind“ (Römer 5,10). Der Hebräerbrief offenbart, dass Jesus als unser Hohepriester regelmäßig Fürsprache beim Vater für uns einlegt.
Wer offenbart den Vater?
Das Neue Testament lehrt eindeutig, dass Jesus zur Erde gekommen ist, um der Menschheit den Vater zu offenbaren: „Niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will“ (Matthäus 11,27; vgl. dazu Lukas 10,21-22). Einer der wesentlichen Gründe für das Kommen Jesus Christus in Menschengestalt war, den Vater den Berufenen zu offenbaren (vgl. dazu Apostelgeschichte 2,38-39).
In diesem Zusammenhang erfahren wir auch, wer die Quelle aller biblischen Wahrheit ist. „Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kann dieser die Schrift verstehen, wenn er es doch nicht gelernt hat? Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat“ (Johannes 7,15-16).
Jesus betonte mehrmals, dass er seine Botschaft vom Vater empfangen hatte: „. . . dass ich . . . nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich“ (Johannes 8,28; vgl. dazu Vers 26 und Johannes 14,10).
Jesus hat auch bestätigt, dass der Vater den Heilsprozess im Leben der Berufenen einleitet: „Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage“ (Johannes 6,44).
Obwohl wir nur durch den Namen Jesus Christus gerettet werden können (Apostelgeschichte 4,12), leitet unser himmlischer Vater durch die Berufung den Prozess ein, durch den wir den Namen Jesus Christus anrufen. Auch die ersten Jünger Jesu wurden vom Vater selbst berufen (Johannes 17,6. 11).
Anhand der Worte Jesu erkennen wir, dass die die Welt den Vater vor dem Auftreten Jesu eigentlich nicht kannte. „Da fragten sie ihn: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennt weder mich noch meinen Vater; wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater“ (Johannes 8,19). „Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast“ (Johannes 17,25).
Es sollte uns daher nicht überraschen, dass der Apostel Paulus die menschliche Zivilisation „diese gegenwärtige, böse Welt“ nannte (Galater 1,4). Der Apostel Johannes fügte hinzu, dass „die ganze Welt . . . im Argen“ liegt (1. Johannes 5,19). Die Erkenntnis Gottes muss uns Menschen offenbart werden, denn ohne dieses Wissen kann keiner die Bestimmung des menschlichen Lebens wirklich verstehen.
Die Bibel enthält jedoch viele Prophezeiungen über die wunderbare Welt von morgen, wenn „das Land . . . voll Erkenntnis des Herrn sein [wird], wie Wasser das Meer bedeckt“ (Jesaja 11,9; Habakuk 2,14).
In dem sogenannten „Vaterunser“ wies Jesus seine Jünger an, den Vater im Gebet anzurufen. „Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt“ (Matthäus 6,9). „Er aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme“ (Lukas 11,2).
Obwohl es nicht verkehrt ist, das Vaterunser im Gebet zu zitieren, soll uns dieser Text als Muster für die Dinge dienen, die wir mit unserem himmlischen Vater besprechen sollen (vgl. dazu Matthäus 6,9-13; Lukas 11,2-4). Schließlich warnte Jesus selbst vor sinnlosen Wiederholungen im Gebet: „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen“ (Matthäus 6,7). Leider gibt es viele bekennende Christen, die diese Ermahnung nicht beachten.
Das 17. Kapitel des Johannesevangeliums enthält ein Gebet Jesu Christi. Jesus ging mit gutem Beispiel voran, indem er selbst zum Vater betete: „So redete Jesus, und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche“ (Johannes 17,1). In diesem Gebet spricht Jesus wiederholt seinen Vater an (Johannes 17,5. 11. 21. 24-25).
Jesus lässt uns wissen, dass sein himmlischer Vater nicht nur sein Vater ist. „Spricht Jesus zu ihr [Maria Magdalena]: Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott“ (Johannes 20,17).
Zum Schluss seines Gebets in Johannes 17 stellte Jesus fest: „Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht“ (Vers 25). Dass wir unseren himmlischen Vater kennen, ist der Schlüssel zum Zugang der Erkenntnis über die Bestimmung des menschlichen Lebens. Deshalb wünschte der Apostel Paulus den Christen seiner Zeit, „dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen“ (Epheser 1,17).