Sollen wir als Christen jüdische Traditionen beachten, wie z. B. das Tragen von Quasten und Gebetsriemen? Einige Christen halten diese Praktiken für notwendig.

Von Rex Sexton

In den letzten ca. 30 Jahren gab es unter Christen vermehrt Interesse an jüdischen Traditionen und Bräuchen. Das führte bei einigen zum Tragen traditioneller jüdischer Kleidung wie z. B. Quasten, Tefillin und den Tallit.

Tefillin sind Gebetsriemen mit zwei Kapseln, die auf Pergament geschriebene Bibelstellen enthalten und beim Morgengebet an Kopf und Arm angelegt werden. Der Tallit ist ein viereckiges mit Quasten versehener Gebetsmantel, den die Juden bei religiösen Anlässen tragen. Manche Christen, die sich so kleiden, haben auch einen Vollbart, womit sie wie messianische Juden aussehen.

In den letzten Jahren erlebten wir diesen Trend in Einzelfällen auch in der Kirche Gottes. So hatten wir männliche Versammlungsbesucher, die unter ihrem Jackett vier weißblaue, nach unten frei hängende Quasten trugen.

Erwartet Gott von den heute Berufenen, dass sie sich so kleiden? In diesem Beitrag werden wir diese Frage beantworten.

Quasten

Quasten sind Fäden, meist zwischen 15 und 25 cm Länge, die mehrfach geknotet sind und gewöhnlich hüfthoch getragen werden. Manchmal sind sie an einem Schal oder Hosenbund befestigt, obwohl sie jedes beliebige Kleidungsstück verzieren können.

In der Thora finden wir zwei Hinweise auf Quasten. Die erste Stelle ist 4. Mose 15, Verse 37-40: „Und der Herr sprach zu Mose: Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen, dass sie und ihre Nachkommen sich Quasten machen an den Zipfeln ihrer Kleider und blaue Schnüre an die Quasten der Zipfel tun.

Und dazu sollen die Quasten euch dienen: sooft ihr sie anseht, sollt ihr an alle Gebote des Herrn denken und sie tun, damit ihr euch nicht von eurem Herzen noch von euren Augen verführen lasst und abgöttisch werdet, sondern ihr sollt an alle meine Gebote denken und sie tun, dass ihr heilig seid eurem Gott.“

Gott wusste, dass die Israeliten sein Gesetz vergessen würden. Das wusste Mose auch. Nachdem Gott ihnen die Zehn Gebote verkündet hatte, wusste er, dass es ihrem Herzen an Eifer für seinen Weg mangelte. Deshalb sagte Gott: „Ach dass sie ein solches Herz hätten, mich zu fürchten und zu halten alle meine Gebote ihr Leben lang, auf dass es ihnen und ihren Kindern wohlginge ewiglich!“ (5. Mose 5,29).

Gott sagte Mose vor seinem Tod, dass Israel sein Gesetz und seinen Bund mit Gott vergessen würde (5. Mose 31,16). Mose hatte die Israeliten auch davor gewarnt (Vers 29). Es ist daher keine große Überraschung, dass Gott den Israeliten physische Mittel zur Erinnerung an sein Gesetz gab.

Erfüllung im Neuen Bund

Paulus nannte diese Mittel einen „Zuchtmeister“ (Lutherbibel) oder einen „Aufseher“ (Gute Nachricht Bibel): „So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden“ (Galater 3,24). Der Zuchtmeister hat uns zu Christus geführt. Wir sollen nunmehr „in einem neuen Leben wandeln“ (Römer 6,4) und „den neuen Menschen“ anziehen, „der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat“ (Kolosser 3,10).

Der Galaterbrief lehrt uns auch, dass die zeremoniellen Gesetze, die 430 Jahre nach dem Bund mit Abraham gegeben wurden, den Alten Bund nicht veränderten, sondern aufgrund des Ungehorsams der Israeliten hinzugefügt wurden. Diese Gesetze sollten bis zum Erscheinen des Messias in Kraft bleiben. (Abrahams Bund mit Gott gründete sich auf seinen Gehorsam gegenüber Gottes Geboten, Weisungen, Rechten und Gesetz, vgl. dazu 1. Mose 26, Vers 5.)

Im Hebräerbrief werden uns einige Gesetze genannt, damit wir erkennen können, um welches Gesetz es sich handelte: „. . . der ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit: Es werden da Gaben und Opfer dargebracht, die nicht im Gewissen vollkommen machen können den, der den Gottesdienst ausrichtet. Dies sind nur äußerliche Satzungen über Speise und Trank und verschiedene Waschungen, die bis zu der Zeit einer besseren Ordnung auferlegt sind. Christus aber ist gekommen als ein Hohepriester der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere Stiftshütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das ist: die nicht von dieser Schöpfung ist“ (Hebräer 9,9-11).

Mit ihrer Zustimmung zum Bund mit Gott in 2. Mose, Kapitel 19-23 verpflichteten sich die Israeliten zweimal, Gott zu gehorchen und sein Gesetz zu halten. Nur kurze Zeit später haben sie aber das goldene Kalb angebetet, was nur die erste in einer langen Reihe von Sünden war, womit sie gegen den Bund verstießen. Gott war es offensichtlich, dass die Israeliten den Ernst ihrer Verpflichtung gegenüber Gott nicht verstanden. Sie hatten keine wahre Gottesfurcht. Das zeremonielle Gesetz mit seinen Opferriten sollte dem Volk Israel die Wichtigkeit des Gehorsams einschärfen.

„Was soll dann das Gesetz? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Nachkomme da sei, dem die Verheißung gilt, und zwar ist es von Engeln verordnet durch die Hand eines Mittlers“ (Galater 3,19).

Heute sitzt unser Hohepriester Jesus Christus zur Rechten des Vaters. Der heilige Geist steht uns als Beistand zur Verfügung, sodass das Gesetz Gottes in unser Herz und unseren Sinn geschrieben werden kann. Das ist wohl die bedeutsamste Veränderung in der Beziehung des Menschen zu Gott, die durch das Sühneopfer Jesu Christi möglich wurde und von dem Propheten Jeremia vorhergesagt worden war (Jeremia 31,31-33). Später bestätigte der Autor des Hebräerbriefs diese Verheißung (Hebräer 8,8-10).

5. Mose 22 – Rechtsordnungen

Das zweite Kapitel, in dem Quasten behandelt werden, ist 5. Mose 22. In diesem Fall geht es um das Prinzip der Anwendung des Gesetzes. 5. Mose 22 enthält Rechtsordnungen. Rechtsordnungen sind weder Gebote noch Gesetze, sondern eine Anweisung, wie man diese Gebote und Gesetze in bestimmten Situationen anwenden soll.

Wir treffen solche Entscheidungen täglich in unserem Bemühen, uns vom Gesetz Gottes leiten zu lassen. Wenn man die ersten zwölf Verse des Kapitels liest, erkennt man, dass es sich dabei um die Anwendung des zweiten großen Gebots handelt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18).

Dieses Kapitel weist die Israeliten an, entlaufene Tiere und verlorene Kleidungsstücke dem Besitzer zurückzubringen, notwendige Hilfe zu leisten (vgl. Galater 6,10), Cross-Dressing nicht zu praktizieren, nicht zweierlei Saat zu säen, nicht mit Tieren unterschiedlicher Kraft zu pflügen oder unterschiedliche Fasern zu mischen. Sie sollten die Vogelmutter schonen und an den Flachdächern ihrer Häuser immer eine Brüstung anbringen, um Stürze zu verhindern.

Obwohl diese Anweisungen von Gott gegeben wurden und geistliche Prinzipien widerspiegeln, lassen sie sich heute nicht alle anwenden. Die meisten von uns haben keine Brüstung am Dach, weil unsere Häuser in der Regel kein Flachdach haben. Dennoch tragen wir dafür Sorge, dass unsere Häuser bzw. Wohnungen für unsere Familien und Gäste so sicher wie nur möglich sind.

Was war die ursprüngliche Absicht der Quasten an den Zipfeln der israelitischen Kleidung? Sie sollten das Volk an Gottes Gebote erinnern. Ohne den heiligen Geist waren sie Sklaven der Sünde. Ihre menschliche Natur und der Einfluss Satans führten zur Auflehnung gegen gerechtes Handeln. Gott wollte, dass die Israeliten als Modellnation ihren Nachbarn den Weg Gottes vorlebten, aber das schafften sie nur kurze Zeit. Sie gaben ihrer menschlichen Natur nach, deren Auswirkungen uns allen nur zu gut bekannt sind.

Doch heute ist die Beherrschung unserer menschlichen Natur möglich, denn uns steht der heilige Geist zur Verfügung. Wir können von ganzem Herzen gehorchen. In diesem Sinn schrieb der Apostel Paulus: „Gott sei aber gedankt, dass ihr Knechte der Sünde gewesen seid, aber nun von Herzen gehorsam geworden der Gestalt der Lehre, der ihr ergeben seid. Denn indem ihr nun frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Knechte geworden der Gerechtigkeit“ (Römer 6,17-18).

Die Anweisung bezüglich Quasten, damit die Israeliten das Gesetz Gottes nicht vergessen, wird heute angewandt, indem wir Gott nicht dem äußerlichen Schein nach, sondern im Geist und in der Wahrheit anbeten. Jesus sagte der samaritischen Frau an Jakobs Brunnen: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Johannes 4,24).

Geistliche Hinweise ersetzen physische Mahnungen

Der heilige Geist, den Gott heute wahren Christen sendet, ermöglicht uns das Töten der Sünde (Römer 8,13) und erinnert uns ständig an unseren Bund mit Gott und die Verpflichtung zur gerechten Lebensführung, die sich in erster Linie auf das geschriebene Wort Gottes gründet.

Petrus schrieb, dass seine Briefe der Erinnerung dienten (2. Petrus 1,15; 3,1-2). Der Gottesdienst am Sabbat, Bibelstudien und unsere Gespräche in christlicher Gemeinschaft dienen ebenfalls der Erinnerung. Der Apostel Paulus wusste, dass sich die Gläubigen gegenseitig ermahnen sollten. Er erinnerte sie wiederholt an ihre Berufung, ihre herrliche Zukunft und die Notwendigkeit des Gehorsams. An die Römer schrieb er: „Ich weiß aber selbst sehr wohl von euch, liebe Brüder, dass auch ihr selber voll Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, sodass ihr euch untereinander ermahnen könnt“ (Römer 15,14).

Der heilige Geist erinnert uns an die Worte Jesu Christi. Nur ein paar Stunden vor seiner Verhaftung versprach Jesus seinen Jüngern: „Der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Johannes 14,26; Hervorhebung durch uns).

Jesus und die Pharisäer, Quasten und Tefillin

Manche Leute glauben, dass Jesus Quasten an seiner Kleidung trug. Der biblische Bericht scheint zu bestätigen, dass er dies während seines menschlichen Lebens tat. In Matthäus 14, Vers 36 lesen wir, dass die Kranken Jesus baten, „dass sie nur den Saum seines Gewandes berühren dürften. Und alle, die ihn berührten, wurden gesund.“ Das griechische Wort, das mit „Saum“ übersetzt wurde – kraspedon –, kann Saum, Umrandung oder Franse bedeuten.

Dasselbe Wort kommt auch in Jesu scharfer Zurechtweisung der Schriftgelehrten und Pharisäer vor: „Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten [kraspedon] an ihren Kleidern groß“ (Matthäus 23,5).

Das, was Jesus hier verurteilt, ist die Zurschaustellung von Dingen, um damit vor den Leuten als fromm zu erscheinen. Jesus wies die Pharisäer mehrmals wegen ihrer Heuchelei zurecht (Lukas 12,1). Er sagte ihnen, dass Satan ihr geistlicher Vater war (Johannes 8,44) und sie das Gesetz Gottes durch ihre eigenen Traditionen nichtig machten (Markus 7,7-8). Ihre Anbetung war vergeblich, weil ihre Motive verkehrt waren.

In der Bergpredigt betonte Jesus die Wichtigkeit unserer Motive: „Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel“ (Matthäus 6,1).

Diejenigen, die Quasten tragen, sind in den meisten Fällen von dem Wunsch motiviert, Gott zu dienen. Leider hat es aber einige gegeben, die dieses Thema (oder ein anderes dieser Art) zum Streitpunkt in der Gemeinde gemacht haben. Jesus verurteilte die Schriftgelehrten und Pharisäer, weil sie hinsichtlich der physischen Einhaltung des Gesetzes kleinlich waren, aber „das Wichtigste im Gesetz“ – das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben – ignorierten (Matthäus 23,23-24).

Wir sollen niemals ein physisches Gebot, von dem wir persönlich überzeugt sind, zur Quelle der Zwietracht werden lassen. Paulus behandelte ähnliche Themen in Römer 14 und 1. Korinther 8, als er betonte, dass jeder bei unterschiedlichen Meinungen hinsichtlich der Einhaltung physischer Dinge „in seiner Meinung gewiss“ sein sollte (Römer 14,5). Wir sollen dafür Sorge tragen, dass unsere Meinung für unseren Bruder „nicht zum Anstoß wird“ (1. Korinther 8,9). Stattdessen sollen wir uns auf die Dinge konzentrieren, die dem Frieden und der gegenseitigen Erbauung dienen (Römer 14,19).

Wir sind berufen, um nach den Dingen droben zu trachten, wo der Messias seiner Gemeinde vorsteht (Kolosser 2,20 – 3,1). Wir haben heute einen besseren Bund – den Neuen Bund –, „der auf bessere Verheißungen gegründet ist“ (Hebräer 8,6).

Ahmen wir nicht die vergebliche Anbetung der Pharisäer nach, bei der man die Anerkennung von Menschen sucht. Lasst uns stattdessen nach den Dingen streben, die unsere Gemeinschaft erbauen, „wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe“ (Epheser 4,16).

Tefillin

Manche orthodoxen Juden tragen Tefillin bzw. Gebetsriemen mit zwei Kapseln, die alttestamentliche Zitate enthalten. Diese Tradition gründet sich auf Bibelstellen in den Büchern 5. Mose und 2. Mose. In 5. Mose 6, Vers 8, nachdem die Zehn Gebote wiederholt wurden, lesen wir: „Und du sollst sie [die Worte Gottes] binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein“ (Hervorhebung durch uns).

5. Mose 11, Vers 18 wird auch als Begründung für das Tragen von Tefillin angeführt: „Und ihr sollt diese meine Worte auf euer Herz und auf eure Seele legen und sie als Zeichen auf eure Hand binden, und sie sollen als Merkzeichen zwischen euren Augen sein“ (Elberfelder Bibel).

Wie sollen wir diese Bibelabschnitte in 5. Mose heute anwenden? Sollen wir dem Beispiel der Juden zur Zeit Christi oder dem Beispiel heutiger Juden folgen und Tefillin tragen? Als Erstes tragen die Juden heute ihre Gebetsriemen gewöhnlich oben am Arm und an der Stirn, nicht an der Hand oder auf der Nase vor den Augen. Da ihre Praktik den Bibelstellen, die als Grundlage dieser Praktik angeführt werden, nicht genau folgt, ist es offensichtlich, dass ihre Praktik mehr mit Tradition als mit der genauen Einhaltung biblischer Vorschriften zu tun hat.

5. Mose 11, Vers 18 sagt uns auch, dass wir Gottes Gesetz „auf unser Herz“ schreiben sollen (Einheitsübersetzung). Wollten wir diese Aufforderung wortwörtlich befolgen – wie beim Zeichen an unserer Hand und zwischen unseren Augen –, dann müssten wir Bibelverse in unsere Herzen setzen. Das ist offensichtlich nicht die Bedeutung dieser Bibelstelle!

Mit dieser Anweisung ermahnt uns Gott, immer an sein Gesetz zu denken und stets auf unsere Gedanken und Taten zu achten, damit sie im Einklang mit seinem Gesetz sind. Interessant ist die Verwendung dieser symbolischen Sprache in Offenbarung 13 in Bezug auf das Malzeichen des Tieres. Diejenigen, die das Malzeichen des Tieres erhalten, „machen sich ein Zeichen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn“ (Vers 16).

„Stirn“ ist eine Metapher für die Gedanken der Menschen und das Malzeichen repräsentiert die Ablehnung der Gebote Gottes. Ungehorsam erfolgt gedanklich „an der Stirn“ und durch Handlungen „an der rechten Hand“.

Das Wort „als“ in 5. Mose 11, Vers 18 ist wichtig hinsichtlich unseres Verständnisses der Anwendung von Gottes Gesetz in unseren Gedanken, Worten und Taten. Wir finden solch symbolische Sprache auch in anderen Bibelstellen: „Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen. Hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens“ (Sprüche 3,3). „Binde sie dir aufs Herz allezeit und hänge sie um deinen Hals“ (Sprüche 6,21; vgl. dazu Sprüche 6,20. 22-24 und Sprüche 6,27-29). Sprüche 7, Vers 3 fügt hinzu: „Binde sie an deine Finger, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens.“

Unser Herz hat freilich keine physische, sondern eine geistliche Tafel. So wird Gott eines Tages sein Gesetz in das Herz der Menschen schreiben, wie er es heute bei denen tut, die nach den Bestimmungen des Neuen Bundes berufen sind.

In der Bibel unerwähnt

Im Alten Testament finden wir keine Berichte über Leute, die Tefillin getragen haben. Das ist an sich sehr aufschlussreich. Was historische Berichte anbelangt, lesen wir in der International Standard Bible Encyclopedia Folgendes: „Der Ursprung des Tragens von Tefillin ist unbekannt. Dieser Brauch war unter den Samaritanern unbekannt, daher muss er nach dem jüdisch-samaritanischen Schisma des 3. Jahrhunderts v. Chr. entstanden sein“ (1986, Band 3, Seite 3, Stichwort „Phylactery“).

Derselbe Artikel berichtet, dass die ältesten Überreste von Tefillin bei den Ausgrabungen in Qumran und Murabba’at am Toten Meer entdeckt wurden, dort, wo die Schriftrollen vom Toten Meer gefunden wurden, die aus dem frühen ersten Jahrhundert n. Chr. stammen. In der Jewish Encyclopedia kann man nachlesen, dass Frauen, Sklaven und Kinder Tefillin nicht tragen mussten, und Männern war es untersagt, sie am Sabbat zu tragen (1906, Band 10, 25, Stichwort „Phylacteries“). Der historische Bericht lässt also den Schluss zu, dass das Tragen von Tefillin auf das pharisäische Judentum zurückzuführen ist, das seinen Ursprung unter den in Babylon im Exil lebenden Juden hatte. Wäre Gott der Urheber von Tefillin, würde er wollen, dass nur die Männer sein „Gesetz“ halten und dies am Sabbat nicht tun müssten?

Der Tallit

Der Tallit, ein viereckiges mit Quasten versehener Gebetsmantel, den viele orthodoxe Juden beim Beten in der Synagoge tragen, findet zunehmend Verwendung in der messianischen und „Hebrews Roots“ [„hebräische Wurzeln“] Bewegung. Den Tallit findet man heute aber auch in christlichen Kreisen. Der Tallit bedeckt den Kopf, und dessen Zipfel werden manchmal „Flügel“ genannt, weil man Quasten an ihnen befestigt.

Dieser Brauch widerspricht den Aussagen des Neuen Testaments. Paulus schrieb: „Ein jeder Mann, der betet oder prophetisch redet und hat etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt“ (1. Korinther 11,4). Er fügte hinzu: „Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken“ (Vers 7). In der Kirche Gottes folgen wir der Lehre des Paulus, denn unsere Männer tragen beim Beten und Predigen keine Kopfbedeckung.

Fazit

Tefillin und der Tallit sind Traditionen, die nicht biblischen Ursprungs und daher für Christen nicht verbindlich sind. Anstelle von Quasten haben wir heute den heiligen Geist, den Jesus verheißen hat und uns an die Worte Gottes erinnert.