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Unsere Antworten auf Fragen von Abonnenten der Zeitschrift Gute Nachrichten
Frage: Ich gewinne den Eindruck, daß Sie den jüdischen Sabbat und die nationalen Feiertage Israels im Alten Testament für verbindlich halten. Sagt nicht der Apostel Paulus in Römer 14, daß man alle Tage gleich halten darf?
Antwort der Redaktion: Sie meinten, in bezug auf den „jüdischen“ Sabbat und die biblischen Festtage lehrte der Apostel Paulus in Römer 14, daß alle Tage jetzt gleich sind. Als erstes weisen wir darauf hin, daß der Sabbat nach der Bibel nicht der „jüdische“, sondern Gottes Sabbat ist! In 2. Mose 31, Vers 13 lesen wir dazu: „Du aber, rede zu den Söhnen Israel und sage ihnen: Haltet nur ja meine Sabbate! Denn sie sind ein Zeichen zwischen mir und euch für all eure Generationen, damit man erkenne, daß ich, der Herr, es bin, der euch heiligt“ (Hervorhebung durch uns).
In Römer 14, Verse 5-6 schrieb Paulus: „Der eine hält einen Tag für höher als den andern; der andere aber hält alle Tage für gleich. Ein jeder sei in seiner Meinung gewiß. Wer auf den Tag achtet, der tut’s im Blick auf den Herrn; wer ißt, der ißt im Blick auf den Herrn, denn er dankt Gott; und wer nicht ißt, der ißt im Blick auf den Herrn nicht und dankt Gott auch.“
Nach dieser Aussage könnte es manchen so erscheinen, als ob Paulus sagen würde, daß der Wochentag, den man zur Ruhe und Anbetung auswählt, unwichtig ist. Damit wäre es unerheblich, welchen Tag man wählt, solange man „in seiner Meinung gewiß“ ist und den Tag „im Blick auf den Herrn“ achtet. Bedeutet dies, daß der Sabbat nicht anders ist als jeder andere Tag oder daß wir frei sind, den Tag selbst zu bestimmen, den wir halten wollen?
Um zu diesem Schluß zu gelangen, muß man den Sabbat in den Vers hineinlesen, denn er wird hier nirgends erwähnt. In der Tat kommt das Wort Sabbat in dieser Epistel gar nicht vor, noch wird das Sabbathalten erwähnt. In diesen Versen werden einfach Tage erwähnt, nicht der Sabbat oder irgendein anderer von Gott verordneter Tag der Ruhe und der Anbetung.
Beachten wir, daß Paulus an einer früheren Stelle in diesem Brief gesagt hatte, daß das Gesetz „heilig“ und das Gebot „heilig, gerecht und gut“ ist (Römer 7,12); daß die, „die das Gesetz tun“, gerecht sein werden (Römer 2,13) und daß er „Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen“ hatte (Römer 7,22). Wenn er nun in diesen fraglichen Versen in Römer 14 sagen würde, daß die Sabbatheiligung unwichtig wäre, so wären diese Aussagen gegenüber seinen anderen Aussagen in diesem Brief widersprüchlich.
Welche Tage behandelte Paulus? Was sind diese Tage, die Paulus hier anspricht? Um dies herauszufinden, müssen wir den Zusammenhang ansehen.
Paulus schrieb an eine gemischte Gemeinde von jüdischen und heidnischen Christen in Rom. In den Versen 2-3 behandelte Paulus den Vegetarismus („wer aber schwach ist, der ißt kein Fleisch“) und setzte dieses Thema in Vers 6 fort („wer ißt ... und wer nicht ißt“). Der fragliche Abschnitt bezüglich bestimmter Tage findet sich in den Versen 5 und 6, unmittelbar zwischen der Behandlung der Themen Fleischessen und Vegetarismus in den Versen 2, 3 und 6. Es gibt keine biblische Verbindung zwischen dem Halten des Sabbats und dem Vegetarismus. Will man daher annehmen, daß sich Paulus hier auf den Sabbat bezog, müßten diese Verse aus dem Zusammenhang gerissen werden.
„Der enge Zusammenhang mit dem Essen deutet an, daß Paulus einen besonderen Tag im Sinn hat, der dem Fasten oder einem festlichen Essen gewidmet ist“ (Everett F. Harrison, The Expositor’s Bible Commentary, Band 10, Seite 146). Es ist offensichtlich, daß Paulus römische oder andere besondere Tage meinte, an denen das festliche Essen, das Fasten oder das sich Enthalten bestimmter Speisen praktiziert wurde.
Der Zusammenhang zeigt uns, daß einige Mitglieder der dortigen Gemeinde Fleisch aßen, während sich andere des Fleischessens enthielten. Die Vegetarier waren wahrscheinlich Mitglieder, die sich davor fürchteten, Fleisch zu essen, das Götzen geopfert worden war: „Weil aber immer die Möglichkeit bestand, daß das Fleisch aus dem Tempel kam, also Götzenopfern diente ..., konnten manche sich zur Sicherheit mit Gemüse begnügen“ (Dieter Zeller, „Der Brief an die Römer“, Regensburger Neues Testament, 1985, Seite 224).
In 1. Korinther 8 behandelte Paulus die Frage des Essens von Fleisch, das wahrscheinlich Götzen geopfert worden war und deshalb von einigen Mitgliedern als für den Verzehr ungeeignet betrachtet wurde. In jenem Kapitel war der Standpunkt des Paulus der, daß jegliche Verbindung von Nahrung mit Götzendienst keinen Einfluß darauf hatte, ob man diese Nahrung essen durfte.
Es scheint wahrscheinlich, daß Paulus dasselbe Thema in beiden Gemeinden behandelte, nämlich ob Mitglieder Fleisch meiden sollten, das mit Götzendienst in Verbindung gebracht worden war. Dies mag durch Paulus’ Erwähnung von „unreinem“ Fleisch in Römer 14, Vers 14 gemeint sein. Statt das griechische Wort zu benutzen, mit dem die nach dem Alten Testament unreinen bzw. verbotenen Speisen beschrieben wurden, benutzte Paulus ein Wort, das „gemein“ oder „entheiligt“ bedeutete, das für die Beschreibung von Fleisch, das Götzen geopfert worden war, angebracht wäre. Der Rat des Paulus in 1. Korinther 8 war derselbe wie sein Schluß in Römer 14, Vers 15: Seid besonders vorsichtig, kein Mitglied zu kränken, da es sonst wegen der Frage des Fleisches stolpern oder den Glauben gar verleugnen könnte. Klar ist, daß die Mitglieder zu Rom aus dem Grund kein Fleisch aßen, weil sie bestimmte Tage hielten. In keiner Weise bezieht sich dieser Abschnitt auf das Halten des Sabbats, denn Gottes Sabbat ist ein „Fest“ (3. Mose 23,1-3) und nicht ein Tag, an dem man sich des Fleisches enthalten muß.
An keiner Stelle erwähnt Paulus den Sabbat in seinem Brief an die Römer; davon handelt dieser Brief nicht. Außerdem erwähnt er Gottes heilige Festtage nicht. Römer 14 sagt nicht aus, daß „der Tag“ (Vers 5) ein wiederkehrender Wochentag (sprich: wöchentlicher Sabbat oder ein anderer Wochentag) war. Es heißt nicht, daß „der Tag“ (Vers 5) ein wiederkehrender Jahrestag (sprich: Festtag Gottes oder ein anderer Jahrestag) war oder daß der „eine Tag“ öfter als ein einziges Mal vorgekommen ist. Es wird nicht gesagt, daß der „eine Tag“ überhaupt zum Zweck der Anbetung Gottes benutzt wurde.
Die hier erwähnten Tage haben also offensichtlich mit der Enthaltsamkeit von Fleisch zu tun, womit auf römische oder sonstige Bräuche und nicht auf von Gott verordnete Tage der Anbetung hingewiesen wird.