Der Umgang mit Einsamkeit ist ein uralter Kampf. Trotz der vielen Möglichkeiten der sofortigen elektronischen Kommunikation wird das Problem immer größer.

Von Becky Sweat

„Ich fühle mich so niedergeschlagen und einsam“, schluchzte meine Freundin am Telefon. Einige Monate zuvor hatte sie aus gesundheitlichen Gründen ihre Arbeit aufgeben müssen und war praktisch ans Haus gefesselt. Ihr Mann war beruflich fünf Tage die Woche unterwegs, und ihre drei erwachsenen Kinder lebten alle in anderen Bundesstaaten.

„Ich hatte seit Jahren keinen Besuch mehr“, fährt sie fort, „und kaum einer meiner Freunde hat angerufen, um zu fragen, wie es mir geht. Mein Mann kann nie lange reden, wenn er anruft, weil er beruflich so unter Druck steht. Ich habe das Gefühl, dass ich meine Probleme ganz allein bewältigen muss.“

Die Situation meiner Freundin ist leider kein Einzelfall. Vereinsamung ist ein Merkmal unserer Zeit, und viele Menschen kämpfen zumindest gelegentlich mit Einsamkeit. Wir erleben vielleicht Phasen, in denen wir uns nach Gesellschaft sehnen, aber niemand scheint Zeit für uns zu haben.

Wir haben wahrscheinlich viele Bekannte, aber niemanden, den wir wirklich als guten Freund bezeichnen oder auf den wir uns als Gesellschaft verlassen können. Einsamkeit kann eine Frage echter Isolation sein oder das Gefühl, dass wir, obwohl wir von anderen umgeben sind, keine sinnvolle Beziehung zu ihnen aufbauen können.

Wie bei meiner Freundin kann Einsamkeit oft durch Veränderungen im Privatleben ausgelöst werden. Beispiele sind der Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer Ehe oder einer engen Freundschaft, der Wegzug guter Freunde oder Verwandter, der eigene Umzug in eine andere Stadt oder ein anderes Land. Der Eintritt in eine neue Lebensphase kann auch Einsamkeit zur Folge haben – der Auszug der Kinder oder das Ende der Berufstätigkeit. Diese Art Einsamkeit ist normalerweise vorübergehend und verschwindet, wenn neue Beziehungen geknüpft werden.

Manchmal spiegelt Einsamkeit auch gesellschaftliche Trends wider. Die Arbeitsbelastung hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen und viele Menschen haben das Gefühl, keine Zeit mehr für Freunde zu haben. Wir wechseln häufig den Arbeitsplatz und ziehen deshalb öfter um als früher. Bereits vor der Covid-Pandemie arbeiteten manche Beschäftigte im „Home Office“. Damit fällt der Weg zur Arbeitsstelle weg, es verringert aber auch die Möglichkeit, Freundschaften am Arbeitsplatz zu schließen.

Viele Menschen haben nur wenig Kontakt zu ihren Nachbarn oder kennen sie gar nicht. Wir verlassen uns oft auf digitale Technologien, um in Kontakt zu bleiben, anstatt von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, was zu oberflächlicheren Beziehungen führt. Wenn man so lebt, kann Einsamkeit chronisch werden.

Einsamkeit ist nicht Gottes Absicht für die Menschen. Er hat uns als soziale Wesen geschaffen, die Beziehungen zu anderen Menschen brauchen. In 1. Mose 2, Vers 18 heißt es: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ In Prediger 4, Vers 9 heißt es: „So ist’s ja besser zu zweien als allein“ [zu sein] bzw. Kameradschaft hilft uns, Schwierigkeiten zu überwinden. Wir brauchen herzliche und fürsorgliche Beziehungen zu Freunden und Familie.

Obwohl Einsamkeit ein zunehmender Trend ist, müssen Sie kein Opfer sein. Sie können aktiv etwas tun, um Ihre Beziehungen zu anderen Menschen zu stärken und zu vertiefen und sogar einsame Momente in Wachstumschancen umzuwandeln. Nachfolgend finden Sie sieben Vorschläge zur Bekämpfung der Einsamkeit.

1. Versuchen Sie, enge Beziehungen aufzubauen

Freundschaften entstehen selten zufällig. Stattdessen müssen sie bewusst aufgebaut und gepflegt werden. Eine der besten Möglichkeiten für gläubige Menschen ist der regelmäßige Gottesdienstbesuch. In Hebräer 10, Vers 25 wird betont, wie wichtig es ist, „die Versammlungen nicht zu verlassen“.

Wir sollten nicht nur kommen, um die Predigt zu hören, sondern auch wegen der anschließenden Gelegenheit zur Pflege der Gemeinschaft bleiben und an sozialen Veranstaltungen der Kirche teilnehmen. Teil einer Gemeinschaft von Menschen zu sein, die dieselben Grundüberzeugungen teilen, ist ein wirksames Gegenmittel gegen Einsamkeit.

Erwägen Sie auch, einem örtlichen Freizeitteam (z. B. einer Bowlingliga), einem Fitnesskurs, einem Buchklub, einem Gartenverein oder einer anderen Interessengruppe beizutreten. Oder organisieren Sie Ihre eigenen Aktivitäten.

Im Laufe der Jahre habe ich regelmäßig verschiedene Veranstaltungen für Damen bei mir zu Hause organisiert – Nachmittagstee, Wellness-Partys, Koch- und Backkurse, Einmachkurse und Vorführungen zur Seifenherstellung. Gemeinsame Hobbys und gesellige Aktivitäten mit anderen können helfen, Kontakte zu knüpfen.

Wenn niemand anderes, den Sie kennen, solche Veranstaltungen organisiert, seien Sie bereit, sie zu initiieren und zu ermöglichen. Wenn Sie aufgrund Ihres Alters oder gesundheitlicher Probleme die meiste Zeit zu Hause verbringen müssen, können Sie, wenn Sie dazu in der Lage sind, andere zu Kaffee und Kuchen einladen.

2. Helfen Sie den Bedürftigen

Die Bibel ermutigt uns, nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere zu sorgen (Philipper 2,4). Wenn Sie jemanden kennen, der sich in einer schwierigen Situation befindet, schicken Sie ihm eine Grußkarte oder rufen Sie ihn an, um Hallo zu sagen. Fragen Sie Ihren Pastor nach den Namen von einsamen oder gebrechlichen Menschen, die einen Besuch und Ermutigung gebrauchen könnten (Jakobus 1,27). Oder arbeiten Sie ehrenamtlich in einem Obdachlosenheim, einem Pflegeheim oder einem Hospiz. Wenn wir anderen unsere Unterstützung zeigen, ermutigt uns das nicht nur, sondern hilft uns auch, uns ihnen näher zu fühlen und unsere eigene Einsamkeit zu lindern.

3. Überprüfen Sie Ihren Zeitaufwand

Wenn Sie ständig beschäftigt sind und das Gefühl haben, keine Zeit für Ihre Freunde zu haben, überdenken Sie Ihren Zeitplan, um Zeit für den Aufbau und die Pflege solcher Kontakte zu haben. Überprüfen Sie Ihren Wochenplan und fragen Sie sich: Muss ich wirklich so viel arbeiten? Kann ich meine Arbeitszeit reduzieren, um weniger beschäftigt zu sein? Gibt es Bereiche in meinem Leben, die viel Zeit in Anspruch nehmen, aber weniger Priorität haben sollten?

Natürlich müssen wir arbeiten, um unsere Rechnungen bezahlen zu können. Manchmal braucht man sogar einen zweiten Job, um finanziell über die Runden zu kommen. Wenn wir viele Überstunden machen, nur um mehr „Zeug“ kaufen zu können, müssen wir darüber nachdenken, wie viel wir arbeiten.

In Epheser 5, Vers 16 heißt es, wir sollen die Zeit „auskaufen“, d. h. die Zeit nutzen und das Beste daraus machen. Gott will nicht, dass wir so beschäftigt sind oder so viele Überstunden machen, dass wir nicht mehr in der Lage sind, ein herzliches Gespräch mit einem Familienmitglied zu führen, eine einsame Witwe zu besuchen oder mit einem Freund zu Mittag zu essen.

4. Schalten Sie Ihre digitalen Geräte ab

Eine weitere Möglichkeit, „die Zeit auszukaufen“ und Freundschaften zu schließen, besteht darin, die Nutzung von Unterhaltungstechnologien einzuschränken. Heutzutage verbringen viele Menschen übermäßig viel Zeit in einer Art „Unterhaltungsmodus“. Sie lesen Beiträge in sozialen Netzwerken, spielen Videospiele oder surfen einfach ziellos im Internet. Da wir unsere Smartphones und Unterhaltungsgeräte immer bei uns haben, lassen wir uns leicht von solchen Ablenkungen vereinnahmen.

Um ehrlich zu sein, soziale Medien können uns das Gefühl vermitteln, dass wir verbunden sind. Aber sie sind oft oberflächlich und können persönliche Kontakte oder auch Telefongespräche nicht ersetzen.

Status-Updates über den Urlaub oder besuchte Restaurants zu posten und dafür ein paar „Likes“ zu bekommen, kann kaum als sinnvolle soziale Interaktion betrachtet werden. Manchmal kann es auch dazu führen, dass man sich ausgeschlossen fühlt, wenn man die Social-Media-Posts anderer Leute über ihre Partys sieht (zu denen man nicht eingeladen war), was das Gefühl der Einsamkeit verstärkt.

Was passiert, wenn man sich nicht mit sozialen Medien beschäftigt, sondern stattdessen Online-Spiele spielt? Das Problem dabei ist, dass es sich um passive Unterhaltung handelt, d. h., man „beschäftigt“ sich mit einem digitalen Gerät und interagiert nicht mit einer anderen Person (wie es z. B. bei einem Brettspiel der Fall wäre). Auf die Weise wird man, wohl unerkannterweise, von der tatsächlichen Interaktion mit Familie und Freunden abgehalten.

Das bedeutet nicht, dass wir uns völlig von der Technologie abkoppeln müssen. Aber wenn wir das Gefühl haben, dass wir zu niemandem eine „reale“ Verbindung haben, oder wenn wir mehr Zeit mit Online-Geselligkeit als mit persönlichen Kontakten verbringen, dann ist es definitiv an der Zeit, unsere Nutzung von Unterhaltungstechnologien einzuschränken.

Ich habe mehrmals gepostete Fotos von Familien gesehen, die zusammen im Restaurant sitzen, und jeder starrt auf sein Handy, anstatt sich miteinander zu unterhalten. Das ist kein gesundes soziales Verhalten!

5. Planen Sie „Telefontermine“

Ich habe in fünf verschiedenen Bundesstaaten der USA gelebt. Das bedeutet, dass viele Menschen, die mir wichtig sind, weit weg wohnen und wir uns nur selten sehen. Und obwohl der persönliche Kontakt für mich immer der beste Weg war, mein „Bedürfnis nach Menschen“ zu stillen, kann ein Telefongespräch immer noch die Einsamkeit lindern.

Ich empfehle, solche Telefonate im Voraus zu planen, damit beide Seiten genügend Zeit zum Reden haben. Fast jede Woche habe ich mindestens ein Telefongespräch mit einem Freund, der weit entfernt wohnt.

Diese Telefonate stärken unsere Bindungen, weil wir nicht nur Neuigkeiten über unsere Aktivitäten austauschen, sondern auch Themen wie „Eisen schärft Eisen“ (Sprüche 27,17; „Neues Leben“-Bibel) besprechen. Wir fragen den anderen nach seiner Meinung zu Themen, die wir in unseren Bibelarbeiten behandelt haben, nach Informationen, die wir aus Büchern und Artikeln erhalten haben, nach persönlichen Kämpfen und Sorgen und nach Lektionen, die wir fürs Leben gelernt haben.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein ausführliches Gespräch alle paar Monate ausreicht, um die Beziehung zu einem engen Freund zu pflegen.

6. Kontakte mit Menschen, die älter oder jünger sind als Sie

Die meisten von uns fühlen sich von Natur aus zu Menschen der gleichen Altersgruppe und Lebensphase hingezogen. Mütter von Kindern im Vorschulalter verbringen am liebsten Zeit mit Frauen, die ebenfalls kleine Kinder haben. Jugendliche verbringen gerne Zeit mit anderen Jugendlichen. Rentner sind oft mit anderen Rentnern zusammen.

Das ist normal. Aber wir sollten unsere Freundschaften nicht auf Menschen beschränken, die uns im Alter oder in der Lebenssituation nahe stehen, besonders wenn wir mit Einsamkeit zu kämpfen haben. Vielleicht sind wir überrascht, wie sehr das Zusammensein mit jemandem, der viel älter oder jünger ist, unser Bedürfnis nach Gesellschaft stillen kann.

Wir alle können von Freundschaften zwischen den Generationen profitieren. Die Bibel weist darauf hin, dass jüngere Menschen von der Weisheit, der Erfahrung und den Fähigkeiten älterer Menschen profitieren können (Hiob 12,12; 1. Timotheus 4,12; 5,1-2; Titus 2,3-5).

Und ältere Menschen können sicherlich von den Ansichten junger Menschen profitieren. Und wenn junge Menschen sich Zeit für sie nehmen, fühlen sie sich geliebt und geschätzt. In der Tat kann jede Seite eine Quelle der Ermutigung für die andere sein.

Ein leuchtendes Beispiel für jemanden, der diese Art von Beziehung sucht, ist eine junge Studentin in unserer Kirchengemeinde. Außer ihren eigenen Geschwistern gibt es keine anderen jungen Erwachsenen in der Gemeinde. Aber sie hat die Initiative ergriffen und Kontakt zu den Frauen in der Gemeinde aufgenommen, die alt genug sind, um ihre Mütter zu sein (mich eingeschlossen).

Sie begleitete uns zum Mittagessen und zum Einkaufen, half einer der Frauen regelmäßig beim Basteln, kam zu mir nach Hause, um Häkelunterricht zu nehmen, und verbrachte Wochenenden bei uns, um Kontakte zu knüpfen. Seit einiger Zeit sind meine Kinder alle erwachsen und haben ihre eigene Wohnung. Ich vermisse sie sehr! Ich habe es daher sehr genossen, diese „adoptierte Nichte“ kennenzulernen.

7. Nutzen Sie Ihre Zeit allein, um Gott näherzukommen

Die sechs oben genannten Vorschläge sind in der Regel sehr hilfreich, um Einsamkeit zu lindern. Manchmal scheint es jedoch, dass wir alles tun, was wir können, und uns trotzdem einsam fühlen. Machen Sie sich bewusst, dass es noch eine weitere sehr wichtige Strategie gibt, die wir anwenden müssen, und zwar die wichtigste von allen.

Machen Sie aus Ihrer Zeit der Einsamkeit einen Gewinn, indem Sie sich Gott nähern. Bringen Sie Ihre Sorgen im Gebet vor Gott, meditieren Sie über die Heilige Schrift, studieren Sie die Bibel gründlich und nehmen Sie auf diese Weise wieder Kontakt mit Gott auf. Das ist die Strategie, die meine Freundin, die ich am Anfang des Artikels erwähnt habe, verwendet hat und die ihr sehr geholfen hat.

Der Apostel Paulus hat deutlich gemacht, dass wir mit Gott stark sein können, auch wenn wir uns schwach fühlen: „Da ich weiß, dass es für Christus geschieht, bin ich mit meinen Schwächen, Entbehrungen, Schwierigkeiten, Verfolgungen und Beschimpfungen versöhnt. Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark“ (2. Korinther 12,10; „Neues Leben“-Bibel).

Wenn wir Gott wirklich nahe sind, werden wir nicht mehr das Gefühl haben, dem Leben allein gegenüber zu stehen. Traurigkeit und Mutlosigkeit werden verschwinden. Einsamkeit ist oft eine Leere, die nur Gott füllen kann.

Auch wenn uns Familienmitglieder und Freundschaften am Herzen liegen, ziehen Menschen weg, sterben oder entfremden sich von uns. Manchmal streiten wir uns mit Freunden und die andere Seite hat kein Interesse daran, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Das kann dazu führen, dass wir uns sehr isoliert fühlen. Wir müssen uns daran erinnern, dass wir nie ganz allein sind, solange wir eine Beziehung zu Gott haben.

Selbst Jesus Christus wurde von denen, die ihm am nächsten standen, missverstanden, aber er wusste, dass der Vater immer bei ihm war (Johannes 8,29; 16,32). Und selbst wenn er von Menschenmassen umgeben war, die ihm zuhörten, zog er sich oft an „einsame Orte“ zurück, um zu seinem Vater zu beten (Lukas 5,16).

Auch wir sollten lernen, unsere Einsamkeit anzunehmen. Es kann uns allen gut tun, jeden Tag wenigstens etwas Zeit für uns allein zu haben, um nachzudenken und neue Kraft zu schöpfen.

Es kann Zeiten geben, in denen wir längere Phasen der Einsamkeit ertragen müssen, als uns lieb ist, aber es kann auch etwas Gutes dabei herauskommen. Wenn wir uns sonst nicht genug Zeit für Gott nehmen, kann die Einsamkeit eine Gelegenheit sein, unsere Beziehung zu ihm zu stärken.

Die Wahrheit ist, dass wir oft motiviert werden, ehrlich über uns selbst nachzudenken, wenn unser Leben sich leer anfühlt, wenn wir niemanden haben, mit dem wir uns treffen können, wenn nichts los ist. Dann haben wir die Gelegenheit, unsere Gedanken und Prioritäten zu ordnen. Durch die engere Beziehung zu Gott werden wir gestärkt und ermutigt!

Die Wichtigkeit guter Freundschaft

Freundschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der göttlichen Lebensweise, und Gottes Wort hat uns darüber viel zu sagen. Gott selbst hebt das Verlangen nach Freundschaft und Beziehungen stark hervor. Jesus Christus, der eines Sinnes mit dem Vater ist, wird in der Bibel als Bräutigam bezeichnet, der mit der Braut, der Kirche Gottes, eine eheähnliche Verbindung eingeht. Das setzt natürlich ein inniges Verhältnis, eine tiefe Freundschaft voraus. Gottes Plan sieht die Gründung einer Familie vor, die sich durch gesunde, starke, enge Beziehungen auszeichnen wird.

Die Heilige Schrift bezeichnet Abraham und Mose als Freunde Gottes (2. Mose 33,11; Jakobus 2,23). Auch Jesus hatte enge Freunde. Die Jünger waren zwar seine engsten Gefährten, doch pflegte er auch Freundschaft mit anderen, zum Beispiel mit Zöllnern. Matthäus, einer der Zöllner, wurde sogar zum Jünger Christi (Matthäus 9,9-13).

Diese Beispiele zeigen, dass es in Gottes Augen in Ordnung ist, Freunde zu haben, die keine Christen sind. Johannes, ein weiterer Jünger und ein enger Freund von Jesus, weist aber auf eine Gefahr hin, deren wir uns dabei bewusst bleiben müssen: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit“ (1. Johannes 2,15-17).

Wir müssen ausgeglichen bleiben. Wir sollen Menschen in der Welt – das heißt in der Gesellschaft – helfen, ohne selbst an ihrer Lebensweise teilzunehmen.

Da Gott die Liebe ist und der Sohn Gottes seinem Vater ähnlich ist (Hebräer 1,3), könnte das der Grund für die Seelenverwandtschaft von Jesus und Johannes gewesen sein. Christi enge Freundschaft mit Johannes hat ihn freilich nicht daran gehindert, anderen zu helfen und auch mit ihnen gute Beziehungen zu pflegen.

Die Erfahrung lehrt, dass man leistungsfähiger, ausgeglichener und vernünftiger sein kann, wenn man gute Freundschaften pflegt. Dies wird auch vom Wort Gottes bestätigt. Das Buch der Sprüche enthält beispielsweise viele Beobachtungen und Ratschläge zu diesem Thema. Dabei wird betont, Freundschaften aus richtigen Beweggründen aufrechtzuerhalten. So heißt es in Sprüche 19, Verse 4-6: „Reichtum macht viele Freunde; aber der Arme wird von seinem Freunde verlassen ... Viele schmeicheln dem Vornehmen; und wer Geschenke gibt, hat alle zu Freunden.“

Damit stellte König Salomo fest, dass viele Leute Freundschaften aus eigennützigen Beweggründen eingehen. Sie wollen jemanden gewinnen, der etwas für sie tut. Doch ein wahrer Freund wird den anderen nicht ausnutzen, sondern sogar Opfer für ihn bringen. Er wird auch kein Schönwetterfreund sein, sondern stets zum anderen halten, selbst wenn es diesem schlecht geht (Sprüche 17,17).

Ein wahrer Freund fühlt sich an die Beziehung gebunden. Wie Jesus Christus sagt: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde“ (Johannes 15,13). Jesus hat das nicht nur gesagt, sondern auch vorgelebt. Seinem Vorbild zu folgen ist keine leichte Aufgabe.

Manche meinen, Freundschaft bedeute, den Mund zu halten, wenn man anderer Meinung ist oder wenn der andere etwas macht, was man selbst für bedenklich hält. Doch es kann durchaus sein, dass man einem Freund Vorhaltungen machen muss: „Die Schläge des Freundes meinen es gut; aber die Küsse des Hassers sind trügerisch“ (Sprüche 27,6).

Zur Freundschaft gehört, dass man sich gegenseitig erbaut (Sprüche 27,17). Durch Zusammenarbeit kann man viel mehr erreichen als durch Eigenbrötlerei. In diesem Sinn sind zwei besser als einer (Prediger 4,9-12).

Bei der göttlichen Lebensweise geht es nicht darum, von anderen unabhängig zu werden, sondern darum, sich gegenseitig zu helfen. Es geht um enge Beziehungen und eingespielte Zusammenarbeit mit dem Ziel, die Aufgaben zu erfüllen, die Gott uns gibt.

Wir täten alle gut daran, aus gottgefälligen Beweggründen heraus Freundschaften zu suchen, zu entwickeln und zu pflegen. Solche Beziehungen können uns helfen, bessere Menschen zu werden.