Wird der Traum eines vereinten Europas durch die Europäische Union wahr werden? So unglaublich es auch erscheinen mag, der Geist des Römischen Reiches ist nicht tot.

Von der Redaktion

Wie können wir wissen, dass die letzte Supermacht der Welt vor der verheißenen Wiederkunft Jesu Christi eine moderne Inkarnation des Römischen Reiches sein wird? Es gibt eine Reihe von Hinweisen in der Bibel, die in diese Richtung gehen.

Einen davon finden wir in Offenbarung 13, Verse 3 und 12, wo es heißt, dass das dort beschriebene Tier eine „tödliche Wunde“ hat, die geheilt wird. Was bedeutet das in prophetischer Hinsicht?

Nach Jahrzehnten des Niedergangs erlitt das Römische Reich 476 n. Chr. tatsächlich eine „tödliche Wunde“, als der römische Kaiser Romulus Augustulus von germanischen Stämmen unter der Führung von Odoaker abgesetzt wurde. Dies war jedoch nicht das Ende des Römischen Reiches. Wie wir sehen werden, wurde diese „Wunde“ tatsächlich geheilt. Das Imperium sollte wieder auferstehen, und zwar immer wieder im Laufe der Geschichte.

Die Beschreibung dieses Tieres in Offenbarung 17 ist mit einem mächtigen und einflussreichen Wesen verbunden, das als „die große Hure“ bezeichnet wird (Offenbarung 17,1). Diese Frau stellt eine große falsche Kirche dar, die das Volk Gottes verfolgt und auf „sieben Hügeln“ sitzt (Vers 9, Zürcher Bibel). Rom ist bekanntlich eine Stadt mit sieben Hügeln.

Wie bereits oft erwähnt, können Hügel oder Berge in der Bibel symbolisch für Regierungen oder Königreiche stehen, wie es hier der Fall ist. In Offenbarung 17, Vers 10 ist von sieben Königen die Rede, die Regierungen oder Königreiche regieren und „eine kleine Zeit bleiben“ werden. Von diesen sieben Königen heißt es: „Fünf sind gefallen, einer ist da, der andre ist noch nicht gekommen.“

Diese Formulierung deutet darauf hin, dass sie nacheinander, einer nach dem anderen, regieren werden. Der siebte bzw. letzte König wird in Offenbarung 13, Vers 4 „das Tier“ genannt. Er wird sich mit zehn anderen Herrschern verbünden, die „für eine Stunde [symbolisch für eine kurze Zeit] Macht empfangen“ und „ihre Kraft und Macht dem Tier geben“ (Offenbarung 17,12-13).

Vers 14 macht deutlich, dass der siebte König, das „Tier“, an der Macht sein wird, bis Jesus Christus wiederkommt, um es zu vernichten: „Die [die zehn verbündeten Herrscher oder Führer] werden gegen das Lamm [Jesus Christus] kämpfen und das Lamm wird sie überwinden“ (Offenbarung 17,14; alle Hervorhebungen durch uns).

Das Studium der Geschichte zeigt die Erfüllung dieser bemerkenswerten Prophezeiungen in Form von aufeinanderfolgenden neuen Führern von Erweckungen des Römischen Reiches, nachdem dessen „tödliche Wunde“ von 476 n. Chr. geheilt worden war. Diese Erweckungen geschahen in Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Schauen wir uns an, wie sich diese Prophezeiungen in der Geschichte erfüllt haben und was noch vor uns liegt.

1) Die kaiserliche Restauration unter Justinian

Nach der Absetzung des Kaisers Romulus Augustulus dauerte es weniger als ein Jahrhundert, bis Justinian, der oströmische oder byzantinische Kaiser, der von Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) aus regierte, die Wiederherstellung des Imperiums im Westen in die Wege leitete. Historisch ist dies als „kaiserliche Restauration“ bekannt.

In William Langers An Encyclopedia of World History heißt es dazu: „Justinians ganze Politik war auf die Errichtung der absoluten Macht des Kaisers und auf die Wiederherstellung eines universalen christlichen Römischen Reiches ausgerichtet“ (1960, Seite 172). Im selben Werk ist von Justinians „grandiosem Wiederaufbau des Römischen Reiches“ die Rede.

Die römische Kirchenhierarchie spielte bei dieser Wiederbelebung eine Schlüsselrolle. Der Historiker Will Durant weist darauf hin: „Im Jahr 554 erließ Justinian ein Dekret, das verlangte, dass ,fähige und geeignete Personen, die in der Lage waren, die örtliche Regierung zu führen, von den Bischöfen und Oberhäuptern jeder Provinz als Gouverneure gewählt werden sollten‘ “ (The Story of Civilization, Band 4: „The Age of Faith“, 1950, Seite 519-520, Hervorhebung des Originals).

Das Römische Reich lebte wieder auf und erlebte seine erste von vielen Wiederbelebungen im Bündnis mit der Kirche. Diese kaiserliche Wiederbelebung wurde jedoch mit der Zeit schwächer und zerfiel allmählich. Nach der Restauration Justinians folgten sechs weitere Wiederbelebungen.

2) Karl der Große, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches

Die zweite dieser prophezeiten Wiederbelebungen oder Auferstehungen des Römischen Reiches fand zur Zeit Karls des Großen statt, der im Jahre 800 von Papst Leo III. in der Peterskirche in Rom gekrönt wurde. Dieser Akt war ein Hinweis auf die Macht und den Einfluss, den die römische Kirche in den kommenden Jahren auf das Reich ausüben würde, wenn die Kaiser den Titel „Heiliger Römischer Kaiser“ erhielten.

Langers An Encyclopedia of World History bezeichnet diese Epoche als die „Wiedergeburt des Römischen Reiches im Westen“ (Seite 155) und fügt hinzu: „Die Herrschaft Karls des Großen war eine Theokratie.“

Es besteht kein Zweifel daran, dass Karl der Große das Römische Reich zu neuem Leben wiedererweckte: „Karl, strahlendster Augustus, von Gott gekrönter, großer, Frieden bringender Imperator, der das Römische Reich regiert.“

3) Otto I., „Der große Kaiser“

Nach dem Tod Karls des Großen wurde sein Reich unter seinen Enkeln aufgeteilt, und obwohl der Kaisertitel erhalten blieb, zerfiel das Reich und blieb bis zur Zeit Ottos des Großen schwach und geteilt. Der neue Kaiser deutscher Nation vereinte das Reich vor allem durch Eroberungen. Den Titel eines römischen Kaisers erhielt er 962 n. Chr., als er von Papst Johannes XII. gekrönt wurde. Dies war die dritte der sieben prophezeiten Wiederbelebungen oder Auferstehungen des antiken Römischen Reiches.

Nach Langers An Encyclopedia of World History markierte die „Krönung Ottos zum römischen Kaiser durch den Papst die Wiedergeburt des Römischen Reiches“ (Seite 216). Sein Siegel trug die lateinische Inschrift Otto Imperator Augustus – „Otto der große Kaiser“.

Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel schrieb 2007 in einer Sonderausgabe zum Thema Geschichte über den deutschen Kaiser: „Otto nannte sich ... Herrscher des Römischen Reiches, obwohl dieses Jahrhunderte zuvor untergegangen war. Schon Karl der Große hatte sich so genannt.

Ein weitverbreiteter Glaube der Christen war, dass das Römische Reich bis zum Ende der Welt bestehen würde. Der alttestamentliche Prophet Daniel hatte vier Weltreiche vorausgesagt; dann würde der Antichrist kommen. Das Römische Reich war nach damaliger Vorstellung das vierte. Nach dieser Deutung rettete Otto das Volk und unterstrich damit seinen Anspruch, über allen anderen Herrschern in Europa zu stehen“ (Seite 28).

Auch wenn die mittelalterliche Vorstellung von prophetischen Ereignissen, wie sie hier geschildert wird, etwas verwirrend ist, zeigt sie doch, dass die Vorstellung vom Römischen Reich als einer zeitgenössischen Macht, die auch am Ende dieses Zeitalters noch bestehen würde, fest verankert war.

4) In dessen Reich ging die Sonne nie unter: Karl V.

Obwohl Otto von der Bildfläche verschwand, überdauerte sein Reich fast drei Jahrhunderte, bevor es von rivalisierenden Fraktionen aufgeteilt wurde. Nach fast zwei Jahrzehnten ohne Kaiser wurde Rudolf I. aus der Familie der Habsburger 1273 zum „König der Römer“ ernannt. Diese Bezeichnung galt denen, die den Kaiserthron ohne offizielle Krönung durch den Papst in Rom bestiegen, da die Umstände dies oft nicht sofort oder gar nicht zuließen.

Dieser Titel wurde 1508 durch den Titel „Erwählter Kaiser der Römer“ ersetzt, und die Kaiser reisten nicht mehr nach Rom. Nur ein einziger wurde 1530 vom Papst gekrönt: Karl V. aus dem Hause Habsburg (alle gewählten Kaiser zwischen 1438 und 1740 stammten aus diesem Königshaus).

Von seinem Vater erbte Karl die ausgedehnten habsburgischen Besitzungen in Mitteleuropa, Deutschland und Italien. Von seiner Mutter, der Tochter der berühmten spanischen Könige Ferdinand und Isabella, erbte er Spanien und die amerikanischen Besitzungen. Er herrschte über ein Reich, in dem die Sonne nie unterging – ein Reich, das größer war als das alte Rom. Karl war seinerzeit der mächtigste Mann der Welt.

Die Herrschaft Karls V., der entschlossen war, den uralten Traum eines geeinten Europas zu verwirklichen, war der Höhepunkt der prophezeiten vierten Wiederbelebung des Römischen Reiches. „Einer der größten spanischen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war vielleicht der letzte Kaiser, der versuchte, die mittelalterliche Idee eines geeinten Reiches, das die gesamte christliche Welt umfasste, zu verwirklichen“ (The Encyclopaedia Britannica, 15. Ausgabe, Band 2, „Charles V“).

Seine Vision wurde jedoch von großen Herausforderungen durchkreuzt. Während seiner Herrschaft kämpfte er gegen Frankreich, das Osmanische Reich von Suleiman dem Prächtigen, die Protestanten und sogar gegen die Truppen des Papstes. Schließlich dankte er 1556 ab und überließ seinem Sohn Philipp II. die spanischen und seinem Bruder Ferdinand die mitteleuropäischen Besitztümer.

5) Napoleon, Rivale von Karl dem Großen und Alexander

Eine der berühmtesten Persönlichkeiten der Geschichte, Napoleon Bonaparte, sollte den prophezeiten fünften Versuch anführen, das Römische Reich mit Unterstützung der römischen Kirche wiederzubeleben.

Wie der Historiker Will Durant bemerkte, „träumte Napoleon davon, es mit Karl dem Großen aufzunehmen und Westeuropa zu vereinen ... und dann Konstantin zu folgen ... und Konstantinopel zu erobern ... und beabsichtigte, durch die Eroberung Indiens mit Alexander zu konkurrieren“ (The Story of Civilization, Band 11, „The Age of Napoleon“, 1975, Seite 242-243). Auf dem Höhepunkt seiner Macht herrschte er über 70 Millionen Untertanen auf dem gesamten europäischen Kontinent.

Der auf der Mittelmeerinsel Korsika geborene Napoleon machte sich nach der Französischen Revolution einen Namen. Nach seiner militärischen Ausbildung in Frankreich erwies er sich in einem Feldzug nach dem anderen als militärisches Genie.

Doch die militärische Macht reichte nicht aus, um seine Ambitionen zu befriedigen. Im Jahr 1799 manövrierte sich Napoleon in die höchste politische Position Frankreichs. Im Jahr 1804 krönte er sich selbst zum Kaiser von Frankreich und wurde noch im selben Jahr von Papst Pius II. in der Kathedrale Notre Dame in Paris zum Kaiser Napoleon I. gekrönt. Durch seine militärischen Eroberungen beherrschte er bald Europa von der Elbe im Osten Deutschlands bis zum Atlantik sowie die spanischen und französischen Gebiete in der Neuen Welt – den größten Teil Amerikas.

Napoleon ließ sich von Rom und Karl dem Großen inspirieren und war entschlossen, Europa unter seiner Herrschaft zu vereinen. Seine großen Ambitionen wurden ihm jedoch zum Verhängnis. Pläne für eine Invasion Großbritanniens scheiterten, nachdem seine Flotte 1805 bei Trafalgar von Admiral Lord Nelson geschlagen worden war. 1812 war seine Invasion in Russland katastrophal, als er mehr als eine halbe Million Männer verlor. Er musste auf den Thron verzichten und wurde 1814 verbannt.

Damit endete die fünfte Wiederbelebung des Römischen Reiches. Doch damit waren die imperialistischen Versuche, Europa zu vereinigen, nicht zu Ende.

6) Die Achse Berlin-Rom

Deutschland, wie wir es heute kennen, ist eine relativ moderne Schöpfung. Vor Napoleon gab es buchstäblich Hunderte von deutschen Kleinstaaten, die jeweils von einem eigenen Fürsten, Herzog oder König regiert wurden. Österreich und Preußen waren die dominierenden Staaten. Im 19. Jahrhundert gelang es Otto von Bismarck, die meisten deutschen Territorien unter der preußischen Dynastie der Hohenzollern zu vereinen, während andere mit Österreich verbündet waren.

1870 kämpften die beiden deutschen Staatengruppen gemeinsam gegen Frankreich, und 1871 wurde der preußische König Wilhelm im französischen Schloss Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen. Sein Kaisertitel war eine Anspielung auf den römischen Titel Cäsar. Das erste deutsche Großreich, das Erste Reich, hatte Otto der Große Jahrhunderte zuvor gegründet. Nun hatte Deutschland sein Zweites Reich.

1914 brach der Erste Weltkrieg aus, ein Flächenbrand, der Millionen Menschen das Leben kostete und das Gesicht Europas veränderte. Doch als er vier Jahre später zu Ende ging, blieben große Probleme zurück.

In den folgenden Jahren tauchten zwei neue starke Männer mit neuen Träumen auf, Europa zu vereinen und darüber hinaus zu erweitern: Benito Mussolini in Italien und Adolf Hitler in Deutschland. Beide unterzeichneten Verträge mit der römischen Kirche, die ihren faschistischen Regimen Legitimität verliehen.

Mussolini, der 1922 die Wiederauferstehung des Römischen Reiches proklamierte, ging ein Bündnis mit Hitler ein, aus dem die Achse Berlin-Rom hervorging. Adolf Hitler rief stolz das Dritte Reich aus und stellte sich ein neues Deutsches Reich vor, das mit dem von Otto dem Großen gegründeten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation rivalisieren sollte. Die sechste der sieben in Offenbarung 17 vorhergesagten Wiederbelebungen war im Gange.

Von 1939 bis 1945 kämpften die Achsenmächte gegen die Alliierten in Europa, Afrika, Asien, im Atlantik und im Pazifik in einem brutalen Krieg. Wie im Ersten Weltkrieg starben Millionen Menschen und Europa lag zum Schluss des Krieges in Trümmern. Der Traum von einem geeinten Europa unter einem neuen Reich wäre beinahe in Erfüllung gegangen, aber um einen hohen Preis.

Die EU: Vorläufer einer siebten Wiederbelebung?

In den Trümmern des Zweiten Weltkrieges schien es unvorstellbar, dass Europa wieder auferstehen könnte. Viele altehrwürdige Städte waren in Schutt und Asche gebombt worden. Die Zahl der Toten ging in die Millionen. Alte Institutionen und Organisationen hatten aufgehört zu existieren.

Doch was folgte, war ein Wirtschaftswunder: Westeuropa baute seine Industrie wieder auf und modernisierte sie.

Von Grund auf modernisiert, begannen viele der besiegten deutschen Fabriken in den 1950er und 1960er Jahren die Fabriken ihres früheren Kriegsgegners, der Vereinigten Staaten von Amerika, zu übertreffen. Der alte Traum von einer friedlichen europäischen Union führte zu einer Organisation, die als Europäischer Gemeinsamer Markt bekannt wurde.

In der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde aus dem Gemeinsamen Markt die Europäische Union, ein mächtiges Bündnis mit den alten Feinden Frankreich und Deutschland als Kern. Der Grad der internationalen Integration, den die Europäische Union erreicht hat, ist erstaunlich. Der Stand ihrer Entwicklung entspricht aber nicht der Form der letzten Wiederbelebung des Römischen Reiches, das zur Zeit der Wiederkunft Jesu Christi existieren wird.

In Offenbarung 17 lesen wir, dass Johannes über die Vision, die er von der Frau und dem Tier gesehen hatte, sich sehr wunderte (Offenbarung 17,6). Ein Engel erklärte Johannes dann:

„Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund.“ Wenn die Menschen „das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird“, werden sie sich wundern (Offenbarung 17,8).

Was bedeutet diese ungewöhnliche Formulierung?

Nachdem wir diesen historischen Hintergrund berücksichtigt haben, können wir nun verstehen, wie ein Reich einmal existieren, dann verschwinden und in etwas anderer Form wieder auftauchen konnte. Dass dieses Tier als Symbol eines Imperiums „gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird“, zeigt uns, dass das Römische Reich, das zu dieser Zeit nicht mehr als solches existiert, in naher Zukunft wiedererstehen wird.

Sie „ist gewesen“, d. h., sie existierte in der Vergangenheit, sie „ist jetzt nicht“, d. h., sie existiert gegenwärtig nicht, und sie „wieder sein wird“, denn sie bleibt eine Unterströmung in der europäischen Politik und „wird aus dem Abgrund aufsteigen“, d. h., sie wird wieder auferstehen.

In Offenbarung 17, Vers 10 wird prophezeit, dass es sieben Könige oder Herrscher geben wird, die in Zusammenarbeit mit der römischen Kirche Auferstehungen des Römischen Reiches leiten werden. Wie wir gesehen haben, waren es bisher sechs. Eine siebte Auferstehung, die „das Tier“ genannt wird und in der Prophezeiung mit dem Eingreifen Gottes in die menschlichen Angelegenheiten bei der Wiederkunft Christi in Verbindung gebracht wird, steht noch aus.

1957 schlossen sich sechs westeuropäische Staaten – die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Luxemburg und Belgien – in den Römischen Verträge zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zusammen. Dieser bahnbrechende Schritt zur europäischen Einigung wurde in der antiken Hauptstadt des Römischen Reiches und der Heimat einer der ältesten und bedeutendsten Religionen der Welt vollzogen.

Ein Stabsmitarbeiter von Paul-Henri Spaak, dem belgischen Außenminister, erinnert sich daran, wie sein Chef sagte: ,Glauben Sie, dass wir den ersten Stein zu einem neuen Römischen Reich gelegt haben?‘ Der Mitarbeiter erinnert sich: ,Wir hatten an dem Tag das starke Gefühl, Römer zu sein‘ “ (Newsweek, 29. Januar 1996).

Der lang gehegte Traum von der Einheit Europas beschäftigt die europäischen Staats- und Regierungschefs nach wie vor. Auch wenn die Europäische Union nur langsam zusammenwächst und sicherlich noch nicht ihre endgültige Gestalt angenommen hat, wird sie sich zu einer globalen Supermacht entwickeln, die die Welt in Erstaunen versetzen und schockieren wird.

Die Europäische Union ist heute die größte Wirtschaftsmacht der Welt und erwirtschaftet etwa ein Viertel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. Sie ist nach China der zweitgrößte Exporteur der Welt. Der Euro, die gemeinsame Währung der EU, ist nach dem US-Dollar zur zweiten Reservewährung der Welt geworden.

Einige Staats- und Regierungschefs der EU sind der Meinung, dass sich die Union nicht schnell genug entwickelt und nicht genug Druck auf der Weltbühne ausübt. Einige sind sogar der Ansicht, dass die Bildung einer Koalition innerhalb der Europäischen Union unter der Führung Frankreichs und Deutschlands die politische Einigung voranbringen könnte.

Was die militärische Macht betrifft, so begrüßen nicht alle Europäer das Konzept einer EU-Militärstreitmacht. Die gemeinsame amerikanisch-europäische Intervention im Kosovo Ende der 1990er Jahre hat die generelle Abneigung vieler europäischer Staaten gegen den Einsatz militärischer Gewalt deutlich gemacht. Die EU-Mitglieder entsandten zusammen nur 50 000 Soldaten auf den Balkan, obwohl sie damals fast zwei Millionen Mann unter Waffen hatten. Der russische Einmarsch in die Ukraine hat jedoch manche veranlasst, ihre zögerliche Haltung zu überdenken.

Die Zukunft Europas in der biblischen Prophetie

Die Ereignisse in Europa folgen einem historischen Muster – dem Versuch, Spanier und Italiener, Deutsche und Slawen, Franzosen und Skandinavier in einem Reich zu vereinen.

Die gegenwärtigen Bestrebungen zur Erweiterung und Festigung der Europäischen Union scheinen die Voraussetzungen für das Entstehen jener endzeitlichen Macht zu schaffen, von der Daniel prophezeite, sie werde teils aus Eisen und teils aus Ton sein. Angesichts dessen, was die biblische Prophetie vorhersagt, ist es faszinierend, die Wurzeln der europäischen Einigungsbewegung zu erkennen.

Die Idee eines erneuerten Römischen Reiches war in den Köpfen derer, deren Bemühungen zur heutigen Union der europäischen Nationen geführt haben. Diese Union hat sich durch verstärkte Zusammenarbeit und Integration in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht gefestigt.

Die zehn Könige, die ihre Macht und Autorität an das Tier abgeben werden, werden nicht begreifen, wie ungeheuerlich böse ihre Schöpfung sein wird, die schließlich die Welt in die Katastrophe stürzen wird.

In Offenbarung 17, Vers 14 wird der zeitliche Rahmen dieser Prophezeiung klar umrissen: "Sie werden gegen das Lamm kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden.“ Mit dem Lamm ist natürlich Jesus Christus gemeint.

Er wird nicht wiederkommen, bevor diese Prophezeiung durch die zehn Herrscher, die eine endzeitliche Supermacht bilden, erfüllt worden ist. Aber alles deutet darauf hin, dass seine Wiederkunft näher rückt, und das Erscheinen dieses Reiches wird deshalb noch früher sein.

Wie die Geschichte zeigt, ist das Römische Reich in der Vergangenheit mehrmals gefallen, wieder auferstanden und wieder untergegangen. Es wird wieder auferstehen, aber schon bald wieder zerstört und durch die letzte Supermacht ersetzt werden – das Reich Gottes, das von Jesus Christus regiert und niemals zerstört werden wird!

Der endgültige Untergang

Die Träume von Julius Cäsar, Justinian, Karl dem Großen, Napoleon und Mussolini sind nie gestorben. Sie werden noch einmal wieder lebendig – und doch in einer totalen Katastrophe enden. In Offenbarung 19 erfahren wir, wer dieses letzte Reich zerstören wird. Hier beschreibt der Apostel Johannes eine Vision, die er von der Zukunft hatte:

„Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß: Treu und Wahrhaftig, und er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit. Und seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen; und er trug einen Namen geschrieben, den niemand kannte als er selbst. Und er war angetan mit einem Gewand, das mit Blut getränkt war, und sein Name ist: Das Wort Gottes“ (Verse 11-13). Diese Verse beschreiben Jesus Christus bei seiner Wiederkunft.

Johannes fährt fort: „Und ihm folgte das Heer des Himmels auf weißen Pferden, angetan mit weißem, reinem Leinen. Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Völker schlage; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und er tritt die Kelter, voll vom Wein des grimmigen Zornes Gottes, des Allmächtigen, und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren“ (Verse 14-16; vgl. auch Verse 17-21).

Die letzte menschliche Supermacht, wie sie in der biblischen Prophetie beschrieben wird, wird durch die ultimative Supermacht abgelöst werden – das Reich Gottes, das von Jesus Christus geführt wird und die ganze Welt beherrschen wird. Das offenbart die biblische Endzeitprophetie. Das Fundament ist gelegt, das Gebäude wird errichtet, und die Zeit der siebten Wiedergeburt des Römischen Reiches – des Tieres – rückt näher.

Die Prophetie wurde von Gott gegeben, um uns durch die sich verändernden Bedingungen in der Welt zu führen, unseren Glauben zu stärken und uns Hoffnung für die Zukunft zu geben. Unser Glaube muss in ihm sein und unser Leben muss der Erfüllung seines Willens gewidmet sein, damit wir schließlich Teil seines Reiches werden können.

Werden Sie für diese Ereignisse bereit sein, die die Welt verändern werden?

 

Warum Europa und nicht die Vereinigen Staaten von Amerika?

Eine Lehre der Weltgeschichte ist, dass Großmächte kommen und gehen. Seit dem Zweiten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind die Vereinigten Staaten von Amerika unangefochten die führende Supermacht der Welt. Doch das wird nicht immer so bleiben. Die biblische Prophetie zeigt, dass kurz vor der Wiederkunft Jesu eine andere Supermacht existieren wird. Es wird ein großes religiöses und kommerzielles System sein, dessen Handel, Kultur und mächtiges Militär die Welt beherrschen werden.

Der britische Historiker Paul Kennedy, heute Dozent an der amerikanischen Universität Yale, schrieb 1987 sein monumentales Buch The Rise and Fall of the Great Powers, in dem er im Rückblick auf das Jahr 1500 nachwies, dass die Merkmale, die zum Aufstieg von Nationen führten, und die Gründe für ihren Niedergang gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen: Verschuldung und imperiale Überdehnung.

So wie das britische Empire an seinen Schulden und einem überforderten Militär zerbrach, stehen die USA heute vor den gleichen Problemen. Sie sind überfordert, genügend Truppen aufzustellen, um all ihre militärischen Verpflichtungen zu erfüllen. Die astronomische Verschuldung ist ein großes wachsendes Problem.

Noch vor einer Generation waren die USA finanziell so gut aufgestellt, dass sie der größte Kreditgeber der Welt waren. Das ist nicht mehr der Fall. Heute sind sie eine der am höchsten verschuldeten Nationen der Geschichte.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum wir wissen können, dass die Vereinigten Staaten nicht die dominierende Supermacht der Welt kurz vor der Wiederkunft Jesu Christi sein werden. Die biblische Prophetie enthält zu viele Einzelheiten über die Macht des Tieres, die einfach nicht mit dem Verhalten der Vereinigten Staaten übereinstimmen.

In erster Linie besagt die Beschreibung des Tieres in Daniel 7, Vers 7, dass es „furchtbar und schrecklich [war] und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen“. Dieses Tier wurde im Traum Nebukadnezars mit eisernen Füßen und in Daniel 7 als ein Tier mit eisernen Zähnen dargestellt. Auf das historische Römische Reich trifft diese Beschreibung insofern zu, als es seine Feinde erbarmungslos zermalmte und mit eiserner Faust regierte.

Im Gegensatz dazu haben sich die USA nach ihrem Sieg im Zweiten Weltkrieg anders verhalten. Anstatt ihre ehemaligen Feinde Deutschland und Japan in einer Siegeserklärung zu vernichten, haben die Vereinigten Staaten Maßnahmen ergriffen und beträchtliche Summen ausgegeben, um diesen Nationen nach ihrer Niederlage beim Wiederaufbau zu helfen.

Das bedeutet freilich nicht, dass die USA dabei immer reine Motive gehabt oder in jedem Fall das Richtige getan hätten. Als Beispiele sei ihr Umgang mit den amerikanischen Ureinwohnern oder die Mitschuld der US-Regierung an der Legalisierung und Kommerzialisierung von Abtreibung und Pornografie genannt. Dennoch galt die Freiheitsstatue in New Yorker Hafen als Sinnbild der USA in einer Welt, in der Kommunismus und Diktatur Millionen von Menschen rund um den Globus bedrohten.

 

Warum nicht Asien?

Viele warnen davor, dass China oder ein anderer asiatischer Staat oder Staatenbund die Vereinigten Staaten von Amerika als dominierende Weltmacht ablösen wird. Und tatsächlich prophezeit die Bibel den Aufstieg einer Großmacht im Fernen Osten. Aber es ist eine Macht, die mit eigenem Militär gegen das Tier kämpft (Offenbarung 9,14-16; 16,12). Dazu könnte durchaus China gehören, vielleicht im Bündnis mit anderen regionalen Mächten in Asien.

China ist eine Großmacht und wird noch mächtiger werden. Es ist jedoch klar, dass die Macht, die China ausüben wird, nicht mit der Macht des Tieres, das entstehen wird, gleichzusetzen sein wird.