Es gibt es drei Bedingungen für das prophetische Geschehen vor der Rückkehr Jesu Christi, welche schon bestätigt und geschichtlich zugeordnet werden können.

Von Scott Ashley

Anhand des Beispiels eines Feigenbaums erklärte Jesus, dass einige Zeichen über seine unmittelbar bevorstehende Rückkehr ganz eindeutig zu erkennen sein werden: „An dem Feigenbaum lernt ein Gleichnis: Wenn seine Zweige jetzt saftig werden und Blätter treiben, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Ebenso auch: Wenn ihr das alles seht, so wisst, dass er nahe vor der Tür ist“ (Matthäus 24,32-33).

Die Bibel gibt uns eine grobe Übersicht der prophetischen Ereignisse, die in der Zeit vor der Rückkehr Jesu Christi stattfinden werden. Obwohl die Details zur Zeit noch nicht offenbar sind, können wir nach den Voraussetzungen für das Eintreten dieser Ereignisse Ausschau halten.

1. Bedingung: die Fähigkeit zur Auslöschung des Lebens

Über die erste der endzeitlichen Bedingungen für seine Rückkehr sagte Jesus: „Denn es wird eine Schreckenszeit sein, wie die Welt sie noch nie erlebt hat und auch nie wieder erleben wird. Wenn diese Zeit der Not nicht abgekürzt würde, würde die gesamte Menschheit umkommen. Doch wegen der Auserwählten Gottes wird sie abgekürzt werden“ (Matthäus 24,21-22, „Neues Leben“-Übersetzung; Hervorhebung durch uns).

Jesus warnte vor einer Zeit, zu der die zerstörerische Kraft des Menschen so groß sein wird, dass alles Leben auf Erden vernichtet werden könnte. Deshalb ist diese „Schreckenszeit“ so furchtbar und ohne Beispiel in der Geschichte.

Es hat schon immer Kriege gegeben. Aber nie zuvor gab es das Potenzial, die Menschheit auszulöschen und diese Prophezeiung zu erfüllen. Diese Situation änderte sich 1945 mit der Detonation der ersten atomaren Waffen.

Mit den Tausenden zur Verfügung stehenden atomaren Sprengköpfen hat der Mensch die erschreckende Möglichkeit, das menschliche Leben auf Erden viele Male zu vernichten. Christus sagte voraus, dass der Mensch genau das tun würde, würde man ihn lassen. Bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat es solche Verhältnisse nie zuvor in der Geschichte geben. Die Errettung der Menschheit ist ein wichtiger Grund für das Eingreifen Jesu Christi.

2. Bedingung: das moderne Israel

Die zweite Bedingung für die Rückkehr Jesu Christi betrifft die Existenz des modernen Israels. Prophezeiungen in den Büchern Joel, Sacharja und anderswo weisen auf eine bedeutende jüdische Präsenz in Jerusalem hin. Daniel 12, Vers 11 deutet an, dass Opferrituale wieder eingeführt und später unterbunden werden.

Jesus selbst warnte: „Wenn ihr nun sehen werdet das Gräuelbild der Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt ist durch den Propheten Daniel, – wer das liest, der merke auf! –, alsdann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist“ (Matthäus 24,15-16).

Bei dem Gräuelbild der Verwüstung, wie es einige Male in Daniel 8-12 beschrieben wird, handelt es sich um die Schändung der Opfer und heiligen Stätte in Jerusalem. Damit solche Prophezeiungen erfüllt werden können, muss es wenigstens einen Altar an einer „heiligen Stätte“ geben.

In Esra 3 sehen wir, dass die aus Babylon nach Jerusalem zurückgekehrten Juden noch Jahrzehnte vor dem Wiederaufbau des Tempels Opfergaben an der dafür richtigen Stelle darbrachten. Ein modernes Wiederaufleben des Opfersystems wäre deshalb möglich, ohne dass ein Tempel gebaut werden müsste.

Vor dem 20. Jahrhundert schien dies unmöglich zu sein. Das jüdische Volk war seit fast 2000 Jahren zerstreut, und das Osmanische Reich kontrollierte Jerusalem. Die Juden hatten nicht die militärische Stärke, Einheit oder internationale Unterstützung, um zu ihrem früheren Land zurückzukehren.

Die Erfüllung der Prophezeiung Christi war unmöglich, während die Araber und Türken die Stadt beherrschten. Nach Gründung der Nation Israel 1948 sah es immer noch so aus, als ob die Juden nie die Hoheit über ganz Jerusalem bekommen würden. Und doch ist es passiert. Israel nahm 1967 im Sechs-Tage-Krieg die geteilte Stadt ein. Die Eroberung Ost-Jerusalems bereitete die Bühne zur Erfüllung dieser Prophezeiung vor.

Einige Voraussetzungen, die zur Erfüllung der Prophezeiungen Christi notwendig sind, liegen noch nicht vor. Um weitere religiöse Spannungen zu vermeiden, entschied die israelische Regierung, dass der Tempelberg – das Gebiet, wo Tieropfer einst gebracht wurden – unter der Kontrolle der muslimischen Autoritäten bleiben sollte.

Seit 1989 haben jedoch private jüdische Gruppen angefangen, den Bau des Tempels vorzubereiten. Zurzeit glaubt nur eine relativ kleine Minderheit der Juden, dass es ihre Aufgabe sei, den Tempel wieder aufzubauen.

Der moderne Staat Israel ist zum größten Teil säkular. Der religiöse Eifer müsste sich enorm steigern, um genügend Unterstützung für den Bau eines Tempels und die Wiederaufnahme von Opferriten zu bekommen. In dem unbeständigen politischen Klima des Nahen Ostens können sich die Dinge aber sehr schnell verändern.

3. Bedingung: der Aufstieg einer neuen Weltmacht

Die dritte Bedingung beinhaltet die letzte Auferstehung des Römischen Reiches, welche ausführlich in den Büchern Daniel und Offenbarung prophezeit wird.

Als der Prophet Daniel Nebukadnezars Traum eines riesigen menschlichen Standbildes deutete, beschrieb er eine Reihenfolge von vier „Königreichen“, die auf der Weltbühne erscheinen würden. Das erste dieser „Königreiche“ war das babylonische Reich unter Nebukadnezar selbst (Daniel 2,28-38). Dem babylonischen sollten drei weitere Reiche folgen (Vers 39-40). Diese drei Reiche waren der Reihe nach das medo-persische, griechisch-mazedonische und römische Reich.

Über das vierte und letzte Reich sagte Daniel, dass es „hart sein [wird] wie Eisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen“ (Vers 40). Rom erwies sich als noch mächtiger als seine Vorgänger und saugte all ihre Überbleibsel in ein Reich auf, das über Jahrhunderte andauerte.

Daniel offenbarte andere faszinierende prophetische Einzelheiten über dieses Reich. Die Füße und Zehen von dem Standbild aus Nebukadnezars Traum gehören zum römischen Reich. Sie bestanden „teils von Ton und teils von Eisen“. Dies bedeutet, dass „etwas von des Eisens Härte darin“ sein wird, aber auch, dass es „zum Teil . . . ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich“ sein wird. „Wie sich Eisen mit Ton nicht mengen lässt“, wird diese Vereinigung auch nicht sehr lange andauern (Verse 41-43).

„Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird . . . Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben“ (Vers 44). Dies ist eindeutig eine Prophezeiung über das Reich Gottes, das bei der Rückkehr Jesu Christi auf Erden errichtet werden wird.

Aber ist an dieser Reihenfolge nicht etwas falsch? Jesus Christus wurde nicht als der oberste Herrscher der Welt zur Zeit des alten Römischen Reiches eingesetzt (1. Johannes 5,19). Hatte Daniel sich in der Zeitfolge geirrt?

Daniels Prophezeiung richtig verstehen

Andere Prophezeiungen über dieses vierte Reich enthalten die Antwort auf unsere Frage. Wir erfahren, dass das römische Reich wieder auferstehen wird, statt für alle Zeiten niedergegangen zu sein! Wie Daniel inspirierte Gott auch Johannes, über die Ereignisse vor dem zweiten Kommen Jesus Christi zu schreiben. Offenbarung 19 beschreibt dessen herrliche Rückkehr zur Erde, die in der Ablösung und Zerstörung der „Könige auf Erden und [ihrer Heere]“, eines falschen religiösen Führers und etwas, das „das Tier“ genannt wird, gipfeln würde (Offenbarung 19,19-20).

Dieses „Tier“ entspricht dem vierten Reich, dem römischen Reich aus dem Traum Nebukadnezars. Sowohl das Tier, das von Johannes gesehen wurde, als auch das Bildnis, das der Prophet Daniel erklärt, werden existieren und von Jesus Christus bei seiner Rückkehr zerstört werden. Somit zeigt die Prophezeiung, dass das Tier und das endzeitliche römische Reich ein und dasselbe sind.

Ein wiederauferstandenes Römisches Reich

Offenbarung 17 gibt uns weitere Details, die uns helfen zu verstehen, wie das Reich sowohl vor langer Zeit als auch bei der Rückkehr Christi existieren kann. Dieses Kapitel beschreibt ein „[scharlachrotes] Tier . . . [mit] sieben Häupter[n] und zehn Hörner[n]“ (Vers 3). Von ihm ist gesagt, dass es einmal existiert hat, dann nicht mehr existierte und dann doch wieder existieren wird (Verse 8-11).

Dies ist der Schlüssel zu den manchmal verwirrenden Prophezeiungen der Bibel. Das römische Reich gab es in der Vergangenheit, heute existiert es nicht mehr, aber es wird zu einer erneuten Existenz auferstehen.

Das Bildnis, welches von Daniel interpretiert wurde, hatte Füße und Zehen aus Eisen, vermischt mit Ton. Offenbarung 17 zeigt uns, was die zehn Zehen aus Eisen und Ton bedeuten. Die zehn Zehen entsprechen den zehn Hörnern des Tieres, das Johannes gesehen hatte.

„Und die zehn Hörner . . ., das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier. Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier. Die werden gegen das Lamm kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige“ (Verse 12-14).

Jetzt wird das Bild klarer. Kurz vor der Rückkehr Christi werden sich zehn „Könige“ – im griechischen Urtext können Herrscher und nicht unbedingt Könige gemeint sein – zu einer politischen, wirtschaftlichen und militärischen Allianz zusammenschließen. Einige werden stärker als andere sein, so wie auch Eisen stärker ist als Ton.

Aufgrund ihrer verschiedenen Nationalitäten und Kulturen werden sie kein starkes Bündnis sein wie ihr Vorgänger, das römische Reich. Die Macht und Autorität, die aus ihrem Zusammenschluss entspringt, wird nur eine kurze Zeit anhalten, bevor sie den wiederkehrenden Christus bekämpfen und von ihm besiegt und zerstört werden.

Einige fragen sich, ob die Europäische Union die Erfüllung dieser prophezeiten Macht sein wird. Es ist interessant, sich die Wurzeln der heutigen EU bewusst vor Augen zu führen. Wie Michael Elliot von der amerikanischen Zeitschrift Newsweek berichtete:

„Im Januar 1957 unterschrieben sechs Länder ein Abkommen am alten römischen Kapitol und gründeten die Europäische Gemeinschaft . . . Ein Assistent von Paul-Henri Spaak, der damalige belgische Außenminister, erinnert sich, dass sein Chef sagte: ,Meinen Sie, wir haben den Grundstein für ein neues römisches Reich gelegt?’ ,Wir waren an diesem Tag sehr davon überzeugt, dass wir Römer waren’, meinte der Assistent“ („Don’t Spoil a Success“, Newsweek, 29. Januar 1996, Seite 40).

Zumindest war die Idee, ein neues römisches Reich zu gründen, in den Köpfen der Gründer der Gemeinschaft. Seit 1957 sind viele Hürden auf dem Weg zur Integration beseitigt worden. Für die meisten Menschen heute ist das Römische Reich nur geschichtlich relevant und ohne direkten Bezug zum modernen Leben. Das politische und religiöse System Roms zieht sich hingegen wie ein roter Faden durch die Bibel, in der die Existenz dieses Systems in unserer Zeit vorausgesagt wurde. Die Zeit wird zeigen, wohin die Entwicklung in der EU führen wird – und wie schnell.

Wir fassen zusammen: Drei wichtige Bedingungen für die Rückkehr Christi lassen sich erkennen oder geschichtlich bestätigen. Der Mensch besitzt heute die Fähigkeit, alles menschliche Leben auf vielerlei Weise zu zerstören. Der Staat Israel besitzt die Hoheit über Jerusalem, und einige Israelis wünschen sich den Neubau eines Tempels und die Wiedereinführung von Opferriten. Dort, wo einst das römische Reich herrschte, engagiert man sich für die europäische Einigung.

Was ist unsere Verantwortung bei all dem? Wir sind gut beraten, die Warnungen der biblischen Prophezeiung zu beachten und Ausschau nach ihrer Erfüllung im Weltgeschehen zu halten. Eines ist ganz sicher: Jesus wird wie verheißen zurückkehren!