Muss der Wochentag, an dem wir den wöchentlichen Sabbat in einem Monat halten, jeden Monat nach dem Neumondtermin aufs Neue festgelegt werden?
Von Paul Kieffer
Richtet sich der Termin für den wöchentlichen Sabbat nach dem Neumond? Muss der Wochentag, an dem wir den Sabbat halten, ggf. jeden Monat neu festgelegt werden? Das behaupten einige, die an den sogenannten „Mondsabbat“ glauben. Lässt sich ihre Sichtweise aber mit der Heiligen Schrift vereinbaren?
Im Judasbrief werden wir aufgefordert, für den Glauben, der den Heiligen ein für allemal überliefert wurde, zu kämpfen (Judas 1,3). Mit Glauben ist in diesem Fall die Lehre gemeint, die für die ersten Christen maßgebend war und die Grundlage ihres Glaubens darstellte – die Lehre, die die Apostel gepredigt und vertreten haben.
Dass Judas, der Halbbruder Jesu Christi, die Christen seiner Zeit auf diese Weise ermahnte, zeigt uns, dass es schon damals – relativ kurze Zeit nach der Gründung der neutestamentlichen Gemeinde – Ideen gab, die vom ursprünglichen Glauben abwichen. Das erkennen wir auch an den Briefen des Apostels Paulus.
Worauf wies Paulus den Ältesten Titus hin, wenn es um die Einsetzung neuer Prediger ging? „Außerdem muss er sich an die zuverlässige Botschaft Gottes halten, so wie sie ihm gelehrt worden ist. Denn nur so kann er die Gemeinde im Glauben festigen und die Gegner von ihrem Irrweg abbringen“ (Titus 1,10; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).
Laut Paulus sollte ein Ältester die „Verführer [in der Gemeinde] scharf zurechtweisen, damit sie wieder zu einem gesunden Glauben zurückfinden. Sie sollen endlich mit dem Nachforschen in jüdischen Legenden aufhören und sich nicht mit den Vorschriften von Leuten abgeben, die der Wahrheit den Rücken gekehrt haben“ (Verse 13-14; ebenda).
Kurz vor dem Ende seines Lebens ermahnte Paulus seinen Kollegen Timotheus wie folgt: „Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren“ (2. Timotheus 4,2-4).
Diejenigen, die solche „Fabeln“ annehmen und verbreiten, meinen aufrichtig, etwas Wichtiges gefunden zu haben. Sie haben sich jedoch in Wirklichkeit von der Wahrheit entfernt, wie es beim Mondsabbat der Fall ist.
Was genau ist der Mondsabbat?
Diejenigen, die an den Mondsabbat glauben, sind überzeugt, dass der Wochentag, an dem wir den wöchentlichen Sabbat in einem Monat halten sollen, derselbe Wochentag wie der des Neumonds in dem betreffenden Monat sein soll. Der erste Sabbat in einem Monat wäre der Tag des Neumonds selbst und die weiteren Sabbate des Monats bis zum nächsten Neumond würden im wöchentlichen Rhythmus folgen, ausgehend vom Neumondstag.
Dieser Logik folgend würde der nachfolgende Neumond den Wochentag des Sabbats im nächsten Monat bestimmen, und so würde der wöchentliche Sabbat kontinuierlich mit jedem Neumond praktisch neu festgelegt.
Aus diesem Grund würde der Wochentag des Sabbats von Monat zu Monat variieren; in einem Monat kann es der Mittwoch sein, im nächsten Monat der Montag usw. Da die Kalendermonate unseres gregorianischen Kalenders jedoch nur selten mit dem Neumond beginnen, hätte man nach dieser Methode oft eine Woche des Monats mit zwei „wöchentlichen“ Sabbaten.
Nehmen wir das Jahr 2017 als Beispiel, wobei wir den astronomischen Neumond – den sogenannten „dunklen Mond“ – als Basis für unsere Fallbeispiele verwenden. Wir müssen aber mit dem Neumond im Dezember 2016 beginnen, damit wir wissen, an welchem Wochentag wir zu Beginn des Jahres 2017 den Sabbat zu halten hätten. Im Dezember 2016 fiel der Neumond auf Donnerstag, den 29. Dezember. Die ersten Donnerstage im Januar 2017 wären demnach der wöchentliche Sabbat gewesen.
Im Januar 2017 fiel der Neumond auf Samstag, den 28. Januar, sodass dieser Samstag der wöchentliche Sabbat gewesen wäre, mit dem ein neuer Zyklus von wöchentlichen Sabbaten begonnen hätte – bis zum nächsten Neumond. Und in der letzten Woche des Monats Januar hätte man zwei Sabbate gehabt: den Donnerstag vom vorigen Neumond (Ende Dezember) und den Samstag vom „neuen“ Neumond.
Die nachfolgenden Neumondtermine des Jahres 2017 sehen wie folgt aus:
Sonntag, 26. Februar 2017;
Dienstag, 28. März 2017;
Mittwoch, 26. April 2017;
Donnerstag, 25. Mai 2017;
Samstag, 24. Juni 2017;
Sonntag, 23. Juli 2017;
Montag, 21. August 2017;
Mittwoch, 20. September 2017;
Donnerstag, 19. Oktober 2017;
Samstag, 18. November 2017;
Montag, 18. Dezember 2017.
Anhand dieser Aufstellung erkennt man, dass nach der Mondsabbat-Methode jeder Wochentag außer Freitag mindestens einmal während des Jahres 2017 etwa vier Wochen lang der wöchentliche Sabbat wäre. In anderen Jahren wäre jeder Wochentag während des Jahres der wöchentliche Sabbat gewesen.
Stellen Sie sich den Arbeitnehmer zu Beginn des Jahres vor, der dem Chef die ständig wechselnden Wochentage mitteilt, an denen der Arbeitnehmer nicht arbeiten kann. Diese Tage sind für ihn jedoch keine Urlaubstage, sondern sein wöchentlicher Ruhetag – sozusagen sein „Wochenende“!
Wie viele Arbeitgeber könnten aus praktischen Gründen der Arbeitseinteilung diesen Wunsch erfüllen? Mehr als ein Arbeitnehmer musste die Erfahrung machen, dass das Halten des Sabbats nach den Neumondterminen kaum durchführbar ist.
Womit wird der Mondsabbat begründet?
Worauf gründet sich die Sichtweise – die eine Irrlehre ist! –, dass der wöchentliche Sabbat nach dem Neumondtermin festzulegen ist? Sie gründet sich auf eine weitere Irrlehre, wonach der Tag des Neumonds ein Ruhetag ist – ein quasi Sabbat, dem das Sabbatgebot gilt. (Es gibt auch Menschen, die den Neumond als Ruhetag halten, den Mondsabbat hingegen ablehnen und stattdessen den wahren biblischen wöchentlichen Sabbat halten.)
Was sagt uns die Bibel über den Neumond? Eine Untersuchung des Alten Testaments zeigt die rituelle Bedeutung des Neumonds als Teil des levitischen Systems unter dem Alten Bund. Es gab das tägliche Ritualopfer bei Sonnenaufgang und -untergang, und zusätzliche Opfer waren für bestimmte Tage vorgesehen. Dazu gehörten der wöchentliche Sabbat und die Jahressabbate, die Teil der biblischen Festzeiten sind.
Darüber hinaus war ein Opfer für jeden Monatsbeginn – der Neumond – vorgeschrieben: „Am ersten Tage eurer Monate sollt ihr dem Herrn ein Brandopfer opfern . . . Das ist das Brandopfer zum Neumond eines jeden Monats im Jahr. Dazu soll man einen Ziegenbock dem Herrn zum Sündopfer zurichten außer dem täglichen Brandopfer und seinem Trankopfer“ (4. Mose 28,11-15; alle Hervorhebungen durch uns).
Die Opfer waren sozusagen kumulativ: Zusätzlich zum täglichen Opfer sollten am Tag des Neumondes auch die weiteren Opfer für den Neumond dargebracht werden. Sollte der Neumond auf einen wöchentlichen Sabbat fallen, dann kamen die Opfer für den Sabbat noch dazu.
Es gibt ein biblisches Fest, das immer auf den Neumond fällt: der Posaunentag. Der Posaunentag ist der erste Tag des siebten Monats im biblischen Kalender. Für diesen Tag – wie für die anderen Jahressabbate – war ein besonderes Opfer vorgesehen (vgl. dazu 4. Mose 29, Verse 1-6).
Zusätzlich zu diesen vorgeschriebenen Opfern am Tag des Neumonds gab es auch die Vorschrift, dass Trompeten zum Monatsbeginn geblasen werden sollten: „Desgleichen, wenn ihr fröhlich seid an euren Festen und an euren Neumonden, sollt ihr mit den Trompeten blasen bei euren Brandopfern und Dankopfern, damit euer Gott an euch denke. Ich bin der Herr, euer Gott“ (4. Mose 10,10).
Mit dieser kurzen Beschreibung haben wir alle alttestamentlichen Vorschriften in Bezug auf den Neumond behandelt. Diese Vorschriften stehen im Zusammenhang mit den levitischen Ritualopfern, die alle auf das Opfer Jesu Christi hindeuteten und in seinem Tod ihre Erfüllung fanden. Da diese Riten für Christen nicht verbindlich sind (vgl. dazu Hebräer 9,8-10), erübrigt sich für uns heute die Notwendigkeit, am Neumond ein Opfer darzubringen.
Gab es zum Neumond einen Gottesdienst?
Die einzigen Vorschriften im Alten Testament in Bezug auf den Neumond haben ausschließlich mit Ritualopfern zu tun. Alle anderen Neumond-„Praktiken“ zur Zeit des Alten Bundes sind impliziert, doch sie beruhen nicht auf den Anordnungen Gottes.
Am auffälligsten ist, dass der Neumond dort fehlt, wo Gott seine Sabbate nennt und für diese Tage einen Gottesdienst – eine „heilige Versammlung“ – vorschreibt. Kapitel 23 vom Buch 3. Mose enthält alle Sabbate einschließlich des wöchentlichen Sabbats. Hier sehen wir, dass am wöchentlichen Sabbat und an den sieben Jahressabbaten die Arbeit ruhen sollte und die Israeliten sich zur Anbetung Gottes versammeln sollten. Doch in diesem Kapitel wird der Neumond überhaupt nicht erwähnt.
Auch sonst im Alten Testament stellen wir mit Ausnahme des Posaunentags nirgends fest, dass der Neumond als „heilige Zeit“ eingesetzt wird, in der die Israeliten – oder wir – von der Arbeit ruhen sollten. Nirgends gebietet Gott den Israeliten, sich am Tag des Neumondes vor ihm zu versammeln, den Neumond als Sabbat zu halten oder ein Fest zu feiern.
Andererseits ist es offensichtlich, dass der Tag des Neumondes für die Israeliten ein besonderer Tag war. Da Gott jedoch für diesen Tag außer Ritualopfern nichts geboten hatte, beruhten die Neumond-„Praktiken“ der Israeliten auf ihren eigenen Traditionen.
In 1. Samuel 20 finden wir die Geschichte von David und Jonatan und ihrem Plan, Sauls wahre Absichten gegenüber David herauszufinden. Ihr Plan sollte an einem Neumond durchgeführt werden, doch der Kontext der Erzählung liefert uns keine Informationen über die Jahreszeit.
„David sprach zu Jonatan: Siehe, morgen ist Neumond; da sollte ich mit dem König zu Tisch sitzen; aber lass mich, dass ich mich auf dem Felde verberge bis zum Abend des dritten Tages. Wird dein Vater nach mir fragen, so sprich: David bat mich, dass er nach Bethlehem, seiner Stadt, gehen dürfe; denn dort ist das jährliche Opferfest für das ganze Geschlecht“ (Verse 5-6).
Diese Geschichte impliziert, dass ein Festessen am Neumond im alten Israel eine Tradition war. Ein Festessen war an sich nichts Böses. Keine Stelle deutet an, dass Gott daran Missfallen hatte. Da er aber kein Festessen angeordnet hatte, war diese Tradition kein biblisches Gebot, sondern ein gesellschaftlicher Brauch der Israeliten.
Vielleicht war ein jährliches Opferfest an einem Neumond (Vers 6) der Ursprung der Tradition eines Festessens an jedem Neumond. Nach Meinung einiger Kommentatoren war dieses jährliche Opfer wohl ein Dankopfer. Stimmt diese Meinung, dann hätte die Familie Davids ein Festessen gegessen, nachdem Gottes Portion des geopferten Tieres am Brandopferaltar verbrannt worden wäre. Da der Tag des Neumondes im Gegensatz zum wöchentlichen Sabbat mit keinen Einschränkungen verknüpft war, hätte er sich für diese Praktik gut geeignet.
Jesu Christi Beispiel in Bezug auf den Neumond
Die einzigen detaillierten Anweisungen, die wir in Bezug auf viele antike Bräuche haben, finden wir im Talmud. Die nachfolgenden Zitate basieren auf dem Talmud und können in der Encyclopedia Judaica nachgelesen werden.
„Am Neumond war ein Arbeiten erlaubt (Shab. 24a; Hag. 18a; Ar. 10b), obwohl es Brauch war, dass die Frauen an diesem Tag nicht arbeiteten (TJ, Ta’an. 1:6, 64c). Es war ihnen gestattet, dieses zusätzliche Halbfest zu begehen, weil sie ihren Schmuck nicht für die Schaffung des goldenen Kalbs hergegeben hatten (Tos. To RH 23a, s.v. Mishum). Später wurde es ihr Brauch, keine schwierigen Arbeiten wie das Weben zu verrichten, aber doch leichte Arbeit wie das Nähen“ (Encyclopedia Judaica, Band 12, Stichwort „New Moon“, 1971, Seite 1040).
Das erklärt vielleicht, warum es zur Zeit Jesu keine Hinweise auf das Halten des Neumondes gibt. Die Feierlichkeiten anlässlich des Neumondes waren gegen Ende der Zeit des zweiten Tempels praktisch abgeschafft worden. Das hatte nichts mit den Opfern zu tun, die unter dem levitischen System vorgeschrieben waren und durchgeführt wurden, solange der Tempel bestand.
Jesus Christus ist für Christen das perfekte Beispiel der Lebensführung, die Gott von seinen Kindern erwartet. Es gibt aber absolut keinen Hinweis darauf, dass Jesus jemals den Neumond als Ruhetag hielt oder in irgendeiner besonderen Weise beging. Wer heute meint, dass Christen den Neumond als Ruhetag halten sollen, kann sich also nicht auf das Beispiel Jesu oder seiner Apostel berufen.
Als Christen sollen wir uns gewissenhaft darum bemühen, alle von Gott eingesetzten und gebotenen Anweisungen und Bräuche zu befolgen. Wir haben jedoch kein biblisches Gebot, den Neumond als Ruhetag zu halten, noch können wir auf ein diesbezügliches Beispiel Jesu hinweisen.
Kein Mensch kann einen Tag für heilig erklären, den Gott nicht geheiligt hat, noch kann ein Mensch einen Tag entheiligen, den Gott geheiligt hat. Aus diesem Grund kann der Neumond kein heiliger Tag bzw. kein Sabbat sein, weil wir keine ausdrückliche Anweisung von Gott haben, die ihn für heilig erklärt.
Nirgends in der Bibel finden wir ein Gebot, an diesem Tag einen Gottesdienst abzuhalten oder uns auch nur zu versammeln. Wir finden in der Bibel keine Grundlage dafür, den Neumond zu einem heiligen Festtag oder zu einem Sabbat zu erklären, an dem eine besondere Zeremonie stattfinden sollte.
In 5. Mose 13, Vers 1 finden wir eine ernste Warnung, weder etwas zu Gottes Geboten hinzuzufügen, noch etwas davon zu entfernen: „Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr halten und danach tun. Ihr sollt nichts dazutun und nichts davontun.“ Jesus wies die Pharisäer scharf zurecht, weil sie den Juden seiner Zeit menschliche Traditionen, die Gott nicht angeordnet hatte, als verbindliche Verhaltensweisen auferlegten.
Der Mond und die Sonne sollen „Tage geben“
Hat der Mond denn überhaupt keinen Einfluss auf die Bestimmung von Tagen? Das kann man so nicht sagen, wobei nicht allein der Mond, sondern auch die Sonne mitwirkt, um „Tage zu geben“. In 1. Mose 1, Verse 14-15 heißt es dazu: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so.“
Sonne und Mond dienen also verschiedenen Zwecken: Sie können als himmlische Zeichen eingesetzt werden (was in der Bibel für die Endzeit prophezeit ist) und sie bestimmen Merkmale des Kalenders: Tage und Jahre. Auf das hebräische Wort für „Zeiten“ gehen wir etwas später ein. Das heißt, dass das „Zusammenwirken“ von Sonne und Mond den Tag und das Jahr bestimmt.
In den nächsten Versen erfahren wir, wie Sonne und Mond den Tag bestimmen: „Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war“ (1. Mose 1,16-18).
Da Sonne und Mond „Tage geben“ bzw. den Kalendertag bestimmen sollen (Vers 14), erfahren wir als Nächstes, dass der Tag zwei Teile hat: einen Teil, wenn das Licht (die Sonne) herrscht, und einen Teil, wenn die Finsternis (der Mond) herrscht. Die zwei Tagesteile, die einen „Tag geben“, werden hier Tag und Nacht genannt.
Eine wichtige Einheit des Kalenders wird aber in Vers 14 nicht erwähnt: die Kalenderwoche. In 1. Mose, Kapitel 1-2 wird die Woche von Gott bestimmt als eine Folge von sieben Tagen, wobei der siebte Tag der Woche der Sabbat ist – ein Ruhetag (1. Mose 2,1-3). Die Woche enthält folglich immer sieben Tage, und es ist nicht der Mond, der den Wochentag des Sabbats bestimmt, sondern immer der siebte Tag im wöchentlichen Zyklus.
Der Neumond und der biblische Kalender
Der Neumond ist zwar nicht als Ruhetag „geheiligt“ wie der Sabbat, doch in einem Sinne ist er ein besonderer Tag. Gott selbst hob diesen Tag hervor, indem er an ihm bestimmte Ritualopfer vorschrieb.
Warum verdient der Neumond besondere Aufmerksamkeit? In 1. Mose 1, Vers 14 lasen wir bereits die Antwort auf diese Frage: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre.“ Das hebräische Wort für „Zeiten“, moadim, hat mit den Terminen der biblischen Festtage zu tun.
In 3. Mose 23, Vers 4 wurde moadim mit „an ihren Tagen“ übersetzt. Das Licht „an der Feste des Himmels“, mit dessen Hilfe man diese Tage festlegen kann, ist der Mond. Im biblischen Kalender markiert der Neumond den Anfang des Monats, und die Termine für die Jahresfeste Gottes orientieren sich daher am Neumond.
Die Israeliten hatten zu Hause keinen Kalender. Die Neumonde wiesen sie daher auf das Vergehen wichtiger Zeitabschnitte hin, und dieses Wissen half ihnen wiederum bei ihren Vorbereitungen auf die Reise nach Jerusalem zu den Jahresfesten. Im alten Israel war die „ Ausrufung“ des Kalenders der levitischen Priesterschaft anvertraut worden. Es war deren Verantwortung, den jeweiligen Monatsanfang festzulegen und ihn der Gemeinde der Israeliten zu verkünden. Die Bekanntgabe der Neumonde war in Israel ein entscheidender Faktor bei der Festlegung der Termine für die Festtage.
Die Verantwortlichen in Jerusalem verkündeten die Neumonde sogar noch nach der Babylonischen Gefangenschaft. Heute ist der jüdische Kalender durch Berechnung der Neumondtermine festgelegt. Es besteht daher keine Notwendigkeit mehr, Ausschau nach dem Neumond zu halten und den Tag des Neumondes offiziell zu verkünden.
Interessanterweise sehen wir aber in 3. Mose 23, dass der Sabbat, der auch ein Fest Gottes ist, nicht an einem bestimmten Tag des Monats stattfindet, sondern immer am siebten Tag der Woche:
„Und der Herr redete mit Mose und sprach: Sage den Israeliten und sprich zu ihnen: Dies sind die Feste des Herrn, die ihr ausrufen sollt als heilige Versammlungen; dies sind meine Feste: Sechs Tage sollst du arbeiten; der siebente Tag aber ist ein feierlicher Sabbat, heilige Versammlung. Keine Arbeit sollt ihr an ihm tun; denn es ist ein Sabbat für den Herrn, überall, wo ihr wohnt“ (3. Mose 23,1-3).
Die neuartige Mondsucht unter Gläubigen meiden
Wie in diesem Beitrag dargelegt, gibt es für die Sichtweise, dass sich der Termin für den wöchentlichen Sabbat nach dem Termin des Neumonds bestimmt wird, überhaupt keine biblischen Belege. Diese Sichtweise widerspricht dem Wochenzyklus mit dem Sabbat als siebtem Tag der Woche, den Gott bei der Schöpfung eingesetzt hat.
Diejenigen, die auf diese Irrlehre hereingefallen sind, sind einer neuartigen „geistlichen Mondsucht“ verfallen. Sie wandeln geistlich im Schlaf und missachten Gottes Gebot, den Sabbat als Ruhetag immer am siebten Tag der Woche zu halten.
Im Gegensatz dazu wollen „wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi, damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen“ (Epheser 4,13-14).
Ist der Wochentag des Sabbats unverändert geblieben?
Dass Samstag der siebte Tag der Woche ist, lässt sich durch das Leben Jesu Christi leicht beweisen. Wenn Jesus den falschen Tag als Ruhetag gehalten hätte, hätte er damit gesündigt und folglich nicht unser Erlöser sein können. Kurz vor seinem Tod stellte er fest: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe“ (Johannes 15,10).
Jesus hielt den gleichen Tag der Woche als Sabbat wie seine Landsleute, die Juden. Er hatte zwar Meinungsverschiedenheiten mit den Juden in Bezug auf das richtige Halten des Sabbats, doch er wurde nie beschuldigt, den falschen Wochentag als Sabbat zu halten. Daraus können wir den Schluss ziehen, dass Jesus vor 2000 Jahren den Sabbat am gleichen Wochentag hielt, den Gott in 1. Mose 2 als Ruhetag eingesetzt hatte.
Kein Kalenderexperte behauptet, dass die Reihenfolge der Wochentage in den letzten 2000 Jahren geändert wurde. Das bedeutet, dass die Juden heute den gleichen Wochentag als Sabbat halten, den sie auch vor 2000 Jahren als Sabbat gehalten haben: Samstag. Nur dieser Tag – von Freitagabend bei Sonnenuntergang bis Samstagabend bei Sonnenuntergang – ist der richtige „biblische siebte Tag“. Folglich würde Jesus, wenn er heute auf der Erde leben würde, Samstag wieder als den siebten Tag der Woche halten.
Der siebentägige wöchentliche Zyklus ist seit der Schöpfungswoche stets erhalten geblieben, obwohl die Menschen den Kalender wiederholt verändert haben. Die Wochentage sind immer in ihrer richtigen Reihenfolge geblieben, mit dem Sonntag als erstem und dem Samstag als dem siebten Tag jeder Woche. Die Bezeichnung des Tages „Mittwoch“ [Mitte der Woche] gibt auch einen sprachlichen Hinweis aus der Antike, welcher Tag der siebte ist, ebenso die Bezeichnung für Samstag in Sprachen wie Italienisch und Spanisch [sabato bzw. sábado].
Die Entscheidung des deutschen Normenausschusses (DIN 1355) vor 40 Jahren, den Sonntag als siebten Tag der Woche festzulegen, hat indirekt die Autorität der römisch-katholischen Kirche bestätigt. In Bezug auf den Sonntag drückte sich Kardinal James Gibbons, katholischer Erzieher und Erzbischof von Baltimore (USA) zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in seinem für katholische Schulen verfasste Lehrbuch Der Glaube unserer Väter unverblümt aus:
„Ihr möget die Bibel lesen von der Genesis bis zur geheimen Offenbarung und Ihr werdet nicht ein einziges Wort finden, welches die Heilighaltung des Sonntags anordnet. Die Schriften fordern die religiöse Beobachtung des Sabbats, eines Tages, den wir nicht mehr heiligen“ (Benziger Brothers Verlag, 1879, New York; übersetzt vom Bistum Basel, Seite 70).
Doch die weltliche Akzeptanz der kirchlichen Autorität Roms gab es nicht erst 1976 in Deutschland. In dem Bemühen, das Römische Reich durch eine Vereinheitlichung von religiösen Praktiken zu stärken, erließ der römische Kaiser Konstantin die ersten Gesetze, die den Sonntag zum offiziellen Ruhetag erhoben. Sein im Jahr 321 n. Chr. verkündetes Gesetz lautete: „Alle Richter und Einwohner der Städte, auch die Arbeiter aller Künste, sollen am ehrwürdigen Tag der Sonne ruhen“ (Corpus juris Civills, II Codex Justinianus, III, 12, 2).
365 n. Chr. verkündete das Konzil von Laodizea Folgendes in Bezug auf den Sabbat: „Die Christen dürfen nicht nach Judenart am Sabbat müßig sein, sondern sollen an diesem Tage arbeiten. Sie mögen dem Herrentag [Sonntag] den Vorzug geben und als Christen ruhen, falls sie es können. Werden sie aber als Judaisierende erfunden, so seien sie von Christus ausgeschlossen“ (Konzil von Laodizea, Kanones, 29).
Damit wurden diejenigen im Römischen Reich, die den wahren biblischen Sabbat am siebten Tag halten wollten, in den Untergrund getrieben. Die allermeisten, die sich zum Christentum bekannten, hielten nunmehr den Sonntag als Ruhetag – einen Tag, den Gott niemals als wöchentlichen Ruhetag vorgesehen hatte.