Erlangen wir die Rechtfertigung vor Gott durch Gesetzestreue? Diese Frage ist das Hauptthema des Apostels Paulus in seinem Brief an die Christen in Galatien.
Von Roger Foster
Einige der Gedankengänge und Schlussfolgerungen von Paulus im dritten Kapitel des Galaterbriefs stehen in engem Zusammenhang mit einer Analogie, die er im vierten Kapitel entwirft. Ein minderjähriger Sohn eines römischen Gutsbesitzers wurde nicht als dessen Erbe anerkannt, solange der Besitzer sein Verwandtschaftsverhältnis zu dem Kind nicht später durch eine offizielle Erklärung bestätigte. Die Stellung eines minderjährigen Jungen in der Familie unterschied sich nur wenig von der eines vertrauten Familiensklaven. Der Junge wurde wahrscheinlich sehr gut behandelt, rechtlich gesehen hatte er aber nur wenige Rechte. Er wurde einem Vormund unterstellt (oft einem erwachsenen Sklaven), der ihn anzuleiten und in Selbstdisziplin zu trainieren hatte. Sein Vormund wachte auch über ihn auf dem Weg zu anderen Örtlichkeiten, wo das Kind formelleren Unterricht erhielt.
Paulus vergleicht die Stellung eines solchen minderjährigen Sohnes in der Familie mit der eines Sklaven (Galater 4,1). Sein letztendlicher Status in Bezug auf das Familienerbe würde erst zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden.
Physisch gesehen bestand das Volk Israel aus den Söhnen Abrahams. Die Israeliten waren potenzielle Erben der Verheißungen, die Gott Abraham gegeben hatte. Aber ihre Übertretungen hatten sie in einen Zustand der Knechtschaft gegenüber der Sünde versetzt. Dies brachte ihnen die Todesstrafe ein – und setzte damit ihren Anspruch auf das ewige Erbe, das Gott Abraham durch dessen gerechten Nachkommen, Jesus Christus, verheißen hatte, außer Kraft.
Dadurch wurde es für sie erforderlich, die Vergebung zu erlangen – gerechtfertigt zu werden und gerechtfertigt zu bleiben. Für eine begrenzte Zeit wurden sie vorübergehend einem „Vormund“ unterstellt, bis Jesus zur Erde kam, um sein Leben für ihre Sünden (und die Sünden aller Menschen) zu opfern. Dieser Vormund – die levitischen Rituale, Zeremonien und Opfer – versinnbildlichten Jesus Christus in vielfältiger Weise.
Damit die Israeliten oder andere Menschen das ewige Leben ererben können, müssen sie „durch den Glauben Gottes Kinder“ werden (Galater 3,26). Das wird dadurch erreicht, was die Schrift als Rechtfertigung bezeichnet – die Herstellung einer rechten Beziehung zu Gott durch eine Reinigung von einer ungerechten Vergangenheit und der Inanspruchnahme der geistlichen Hilfe, die notwendig ist, um von Herzen gehorchen zu können. Das ist das Augenmerk von Paulus im Galaterbrief.
Das befristete Gesetz als Israels schützender Vormund
Als Gott die Israeliten als Nation etablierte, hat er sie nicht sofort von der Knechtschaft der Sünde befreit. Er hat sie aber einem „Vormund“ unterstellt, der sie davor schützen sollte, die Hoffnung auf die zukünftige Erlösung, die Abraham und seinen Nachkommen verheißen worden war, völlig aufzugeben.
Paulus beginnt daher damit, das lehrreiche Gesetzeswerk des levitischen, ritualistischen, auf Opfer und den Tempel gegründeten Gesetzes (dessen Übermittlung am Berg Sinai seinen Anfang nahm und die Beschneidung mit einschloss) mit den Verheißungen, die Abraham gegeben worden waren, zu vergleichen. Dieses Gesetzessystem wurde zu ihrem schützenden Vormund, in vielerlei Weise dem oben beschriebenen Vormund vergleichbar, der den Sohn eines Gutsbesitzers schützte.
In Hebräer 10, Vers 1 ist zum Beispiel von „dem Gesetz“ die Rede, das nicht länger erforderlich ist: „Denn das Gesetz enthält nur einen Schatten der künftigen Güter, nicht die Gestalt der Dinge selbst; darum kann es durch die immer gleichen, alljährlich dargebrachten Opfer die, die vor Gott treten, niemals für immer zur Vollendung führen“ (Hebräer 10,1; Einheitsübersetzung).
Während in diesem Vers der allgemeine Begriff „das Gesetz“ benutzt wird, zeigt der Kontext doch deutlich, dass der Bezug hier die spezielle Kategorie des Opfergesetzes ist.
Der Hauptzweck des Galaterbriefes ist es zu erklären, dass die Rechtfertigung, die Erzielung einer Beziehung zu Gott, nicht durch menschliche Bemühungen allein bewirkt werden kann. Werke des Gesetzes – jeglichen Gesetzes, ob es von Menschen oder von Gott stammt – können uns nicht retten. Nur das Opfer Jesu Christi kann Sünden vergeben und uns rechtfertigen. Und nur Christus, der durch den heiligen Geist in uns lebt, kann uns dazu befähigen, diese rechte Beziehung zu Gott aufrechtzuerhalten.
Im Hebräerbrief finden wir die gleiche Erklärung: „Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt, sodass sie äußerlich rein sind, um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott! Und darum ist er auch der Mittler des neuen Bundes, damit durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen“ (Hebräer 9,13-15).
Die dargebrachten Opfer konnten nur eine Reinigung in einem physischen oder gemeinschaftlichen Sinn bewirken. Sie konnten keine Sünden im geistlichen Sinn vergeben. Wahre geistliche Erlösung und Sündenvergebung kommen nur durch das Sündopfer Jesu Christi. Die Tatsache, dass die Tieropfer nicht mehr länger nötig sind, hat aber keine Auswirkungen auf die zugrunde liegenden geistlichen Gesetze Gottes, die weiterhin erforderlich und verbindlich sind.
In Hebräer 8, Verse 7-10 lesen wir: „Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen andern gesucht. Denn Gott tadelt sie und sagt: Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tage, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen. Denn sie sind nicht geblieben in meinem Bund; darum habe ich auch nicht mehr auf sie geachtet, spricht der Herr. Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.“
Unter dem früheren Bund hat Gott die Strafen für Ungehorsam deutlich ausgesprochen. Und er gab ihnen symbolische Mahnungen, die sie daran erinnerten, dass sie ein Opfer (Jesus Christus) für die Vergebung ihrer Sünden benötigen würden.
Was gehört zum Gesetz Gottes?
Paulus spricht in Galater 5, Vers 3 vom „ganzen Gesetz“. Damit waren nicht nur die geistlichen Prinzipien gemeint, die die Sünde definieren.
In diesem Gesetzeswerk sind drei Hauptkategorien an Gesetzen enthalten, die für Israel am Berg Sinai festgeschrieben wurden. Jede Kategorie dient unterschiedlichen Zwecken.
Erstens enthält das Gesetz die Zehn Gebote und viele andere Befehle, Ordnungen, Satzungen und Rechte, die dauerhaft die Gerechtigkeit von der Sünde unterscheiden. Diese Gesetze spiegeln Gottes Natur der fürsorglichen Liebe wider (vgl. dazu 2. Petrus 1,4; Matthäus 22,37-40). Die grundlegenden Prinzipien waren Gottes Dienern lange vor Mose bekannt.
Diese Gesetzeskategorie hatte nicht nur vorübergehenden Charakter. Diese Gesetze hatten ihren Ursprung nicht erst am Berg Sinai, und ihre Gültigkeit wurde auch nicht mit dem Opfer Jesu Christi aufgehoben. Die Gesetze in dieser Kategorie, die Zehn Gebote und andere Regelungen für das tägliche geistliche Leben eingeschlossen, sind „heilig, gerecht und gut“. Der Apostel Paulus sagte, dass er ihnen mit seinem Herzen „diente“ (Römer 7,12. 14. 25).
Zweitens enthält das „ganze Gesetz“ symbolische Vorschriften, die auf Christi Funktion bei der Lösung des Problems Sünde hinwiesen. Diese physischen Schlachtopfer, dargebrachten Gaben und Zeremonien erfüllten eine vorübergehende Notwendigkeit. Und sie taten das sehr gut! Es ist aber nicht mehr länger notwendig, sie einzuhalten. In Hebräer 9, Verse 9-10 wird das sehr deutlich erklärt. Jesus wurde zu dem Sündopfer, das sie repräsentierten.
Drittens enthielt das Gesetz Vorschriften, die eine Art Strafgesetzbuch für die zivile Regierung im alten Israel waren. Verordnungen, die Strafen für bestimmte Übertretungen festlegen, fallen in diese Kategorie. Solche nationalen Verordnungen – obwohl sie einem Volk gegeben wurden, das den heiligen Geist noch nicht erhalten hatte – stellen weiterhin gute Beispiele für gute, vernünftige und gottgefällige Urteile dar.
Wie Paulus Timotheus erklärte: „Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“ (2. Timotheus 3,16-17). Diese alten Schriften sind voller Prinzipien und Beispiele, die gerechtes Verhalten erläutern und veranschaulichen. Das ist auch ein Grund, warum Jesus sagte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Matthäus 4,4).
Der Grund für den Sinai-Bund
Paulus wollte, dass die Galater einen wichtigen Grund für den Sinai-Bund verstanden, vor allem für das gesamte Gesetzeswerk aus befristeten Gesetzen, die mit ihm einhergingen. Der Zweck dieses Bundes war es, das Volk Israel auf echte Reue und die Rechtfertigung, die zu einem späteren Zeitpunkt durch Jesus Christus kommen würde, vorzubereiten.
Daher wurden ihnen durch Mose viele zeitlich befristete Maßnahmen übermittelt. Diese symbolischen Maßnahmen dienten als „Erinnerung“ an die Schuld und die Notwendigkeit der Erlösung. Sie konnten jedoch keine „Sünde wegnehmen“ (Hebräer 10,1-4).
Sie hielten bei den Israeliten aber dauerhaft ein Bewusstsein dafür wach, dass sie einen Erlöser brauchten. In den Schriften später auftretender Propheten offenbarte Gott viel mehr Informationen über diesen zukünftigen Erlöser.
Diese symbolischen und temporären Aspekte des Gesetzes waren für die Zeitdauer des Sinai-Bundes notwendig. Aber seit dem Kommen des Erlösers, der für alle, die erlöst sind, sowohl Heiland als auch Hohepriester ist, sind sie nicht länger notwendig. „Wenn das Priestertum verändert wird, dann muss auch das Gesetz verändert werden“ (Hebräer 7,12).
Diese Teiländerung am Gesetz (nicht eine Aufhebung der ewigen Aspekte des Gesetzes selbst) umfasste nur begrenzte Maßnahmen innerhalb der Gesamtheit dessen, was am Berg Sinai verkündet wurde.
Das Hauptaugenmerk des Neuen Bundes liegt auf der Einführung der Sündenvergebung (so wie sie der Sinai-Bund hat vorausahnen lassen) und auf der Schaffung von gerechtem Denken und dem inneren Wollen, dementsprechend zu handeln. Dies wird dadurch erreicht, dass die gleichen Grundlagen des geistlichen und gleichbleibenden „Gesetzes“, das Mose gegeben wurde, in die Herzen und den Verstand geschrieben werden, statt lediglich in äußere Objekte, wie Steintafeln.
Der Neue Bund vermittelt auch die Gabe des heiligen Geistes, damit „das Wort der Wahrheit richtig erklärt“ wird (2. Timotheus 2,15; „Neues Leben“-Übersetzung). Der heilige Geist bewirkt die innere Motivation und den notwendigen Antrieb, die notwendig sind, um denjenigen Gesetzen Gottes gehorsam sein zu können, die zwischen Gut und Böse unterscheiden (Römer 8,7-9).
Abrahams Beispiel des Glaubens
In beiden Bünden definiert Gottes Gesetz die Sünde und stellt den Kontrast zwischen ihr und der Gerechtigkeit heraus. Aber ein Gesetz vergibt keine Sünde und kann es auch nicht. Um diesen Punkt zu verdeutlichen, erteilt Paulus den Galatern Geschichtsunterricht.
Gnade und Gesetz: Warum sind sie untrennbar?
Der Begriff Gnade wird von manchen religiösen Menschen regelmäßig in einer Weise benutzt, die den Eindruck erweckt, dass dadurch jegliche Notwendigkeit, Gottes Gesetz zu gehorchen, aufgehoben worden wäre. Eine solche Schlussfolgerung ist aber nicht nur falsch, sie ist geradezu teuflisch!
Der Grund dafür ist folgender: Ohne das Gesetz gibt es keine Notwendigkeit für Gnade. Das Wort Gnade, wie das griechische Wort charis im Neuen Testament übersetzt wird, bedeutet freigiebig erwiesene „Gunst“ – ein Geschenk. In einem religiösen Zusammenhang wird der Begriff Gnade am häufigsten für das Geschenk der Vergebung gebraucht. Er bezieht sich darauf, dass Gott seine Gunst reumütigen Sündern zuteil werden lässt, indem er ihnen ihren früheren Ungehorsam gegenüber seinem Gesetz vergibt – ihre Sünden, „die früher begangen wurden“ (Römer 3,25).
Diese Vergebung ist notwendig: „Jeder, der Sünde tut, handelt gesetzwidrig; denn Sünde ist Gesetzwidrigkeit“ (1. Johannes 3,4; Einheitsübersetzung). Wenn es kein Gesetz gibt, gegen das man durch Gesetzeswidrigkeit verstoßen kann, dann gibt es auch keine Sünde. Und wenn es keine Sünde gibt, dann ist Gottes Vergebung als Gnade völlig gegenstandslos.
Gott tut unsere Sünden, unsere gesetzwidrige Taten, nicht einfach so ab. Und er ignoriert sie auch nicht einfach. Stattdessen ist „Christus gestorben . . . für unsere Sünden“ (1. Korinther 15,3), damit er „durch Gottes Gnade . . . für alle den Tod schmecken [sollte]“ (Hebräer 2,9).
Mit anderen Worten, um Gottes Gunst – seine Gnade – allen, die bereuen (indem sie sich von der Sünde abwenden), zugänglich zu machen, hat Jesus „sich selbst für uns dahingegeben . . ., um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und sich ein reines Volk zum Eigentum zu schaffen, das eifrig auf gute Werke bedacht ist“ (Titus 2,14; Menge-Bibel).
Gnade umfasst daher mehr als nur die Vergebung vergangener Sünden. Sie schließt auch die Gabe des heiligen Geistes mit ein, der uns dabei hilft, Gottes Gesetzen gehorsam zu sein. Sie bezieht sich in der Tat auf alle freigiebigen und unverdienten Geschenke Gottes. Darin eingeschlossen ist auch seine Hilfe, die es uns ermöglicht, uns von der Sünde abzuwenden. Gottes Hilfe leitet uns zu seiner Wahrheit und Lebensweise, zur Vergebung unserer vergangenen Sünden und am Ende zum größten all seiner Geschenke – das ewige Leben in seinem Reich.
Ohne das Gesetz wäre die Gnade aber bedeutungslos, weil es ja keine Möglichkeit gäbe, die Sünde überhaupt zu definieren. Ohne Gnade hätten wir wiederum keinen Zugang zur Vergebung der Sünden, die die Übertretung von Gottes Gesetz sind.
Deshalb ist Jesus gestorben und wieder auferstanden, um jedem, der bereit und eifrig gewillt ist, „hinfort nicht mehr“ zu sündigen (Johannes 8,11), den Zugang zur Gnade zu eröffnen. Durch die Gnade kann uns zuerst die Übertretung des Gesetzes vergeben werden. Wir können dann durch den heiligen Geist dazu in die Lage versetzt werden, Gottes Gesetz von Herzen zu halten – mit dem letztendlichen Ziel und der Verheißung, dass wir für alle Ewigkeit in vollkommenem Gehorsam werden leben können.
Daher sind das Gesetz und die Gnade völlig untrennbar. Das Gesetz ist als Definition der Sünde und ihrer Folgen notwendig. Die Gnade ist notwendig, damit Sünder Vergebung erlangen und durch die Kraft des heiligen Geistes und die Hilfe Jesu Christi, der unser Erlöser und Hohepriester ist, zum Gehorsam gegenüber Gott geleitet werden können.
Handelte Paulus im Widerspruch zu seinen Worten an die Galater?
Eine übliche Interpretation des Galaterbriefes ist, dass Paulus die Galater wegen ihres Haltens des biblischen Sabbats und der biblischen Festtage kritisierte. Viele Theologen glauben, dass dies die Tage wären, auf die sich Paulus bezog, als er schrieb: „Wie aber könnt ihr jetzt, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr von Gott erkannt worden seid, wieder zu den schwachen und armseligen Elementarmächten zurückkehren? Warum wollt ihr von neuem ihre Sklaven werden? Warum achtet ihr so ängstlich auf Tage, Monate, bestimmte Zeiten und Jahre?“ (Galater 4,9-10; Einheitsübersetzung).
Kritisiert Paulus hier das Halten des Sabbats und der Festtage? Die Apostelgeschichte bietet dazu wichtige Fakten, die klar zeigen, dass das nicht der Fall war.
Paulus hat während seiner ersten Reise um 46-48 n. Chr. mehrere Städte in der Provinz Galatien (in der heutigen Zentraltürkei) besucht. Irgendwann während dieser Reise schrieb er seinen Brief an die Galater.
Aber sehen Sie hier, was Lukas in Apostelgeschichte 13 über das Verhalten von Paulus während seines Besuchs in Antiochia in Pisidien, einer Gegend in der Provinz Galatien, berichtet:
• Paulus nahm an der Sabbatversammlung in der örtlichen Synagoge teil (Vers 14).
• Paulus lehrte als Gast und Gelehrter in der Synagoge (Verse 15-41).
• Am Ende der Versammlung „baten die Leute, dass sie am nächsten Sabbat noch einmal von diesen Dingen redeten“ (Vers 42).
• An diesem nächsten Sabbat „kam fast die ganze Stadt zusammen, das Wort Gottes zu hören“, das Paulus und Barnabas predigten (Vers 44).
Wenn man davon ausgeht, dass Galater 4, Verse 9-10 das Sabbathalten verurteilt, dann ergibt sich die offensichtliche Frage, warum Paulus während seines Besuchs bei den galatischen Gemeinden die Heiden und Juden am Sabbat unterrichtete, nur um dann nach seiner Abreise einen Brief zu schreiben, in dem er sie für das Halten des Sabbattages zurechtwies.
Wir sollten uns auch fragen, warum Paulus, wenn er wirklich glaubte, dass das Halten des Sabbats und der biblischen Festtage der Situation eines „Sklaven“ entspräche, dann nicht die günstige Gelegenheit ergriffen hat, dies den Juden und Heiden mitzuteilen, die den Sabbat hielten.
Warum hat Paulus, als sie ihn baten, „dass sie am nächsten Sabbat noch einmal von diesen Dingen redeten“, ihnen nicht gesagt, dass er sie direkt am nächsten Tag – dem Sonntag – oder an irgendeinem anderen Tag unterrichten würde? Stattdessen kam eine Woche später „fast die ganze Stadt zusammen“, um Paulus und Barnabas zu hören – am Sabbat!
Wenn Paulus in Galater 4, Verse 9-10 versucht hat, das Halten des Sabbats als Sklaventum zu verurteilen, dann zeigen seine in der Apostelgeschichte aufgezeichneten Handlungen, dass er entweder sehr verwirrt oder ein großer Heuchler war. Wenn wir dagegen die wahre Absicht der Worte von Paulus verstehen, dann stehen seine Handlungen und Worte völlig im Einklang miteinander und ergeben auf perfekte Weise Sinn.