Jesus hatte Brüder und Schwestern. Seine anderen Verwandten spielen in den Evangelien eine wichtigte Rolle.
Von Bill Bradford
Eine sorgfältige Analyse der Evangelien offenbart Verwandtschaftsverhältnisse, die unser Verständnis bestimmter Ereignisse vertiefen. Eines der wichtigsten dieser Beziehungen finden wir in Lukas 1, Vers 36.
Dort informiert ein Engel Maria über die bevorstehende Geburt eines Sohnes, aber auch über eine Schwangerschaft in der Verwandtschaft: „Siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter.“ Dieser Sohn war Johannes der Täufer (Verse 57-60 bzw. 80).
Das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Maria und Elisabeth wird nicht näher definiert, aber anscheinend waren sie Cousinen. Demnach wären Jesus und Johannes Cousins gewesen. Die beiden kannten das Wirken des anderen, und als Johannes den Jesus zur Taufe kommen sah, rief er aus: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Johannes 1,29).
Manche Apostel waren verwandt
Wenigstens zwei der Apostel Jesu waren seine Cousins. Das geht aus einem Vergleich der Bibelstellen hervor, in denen über die Frauen, die Jesu Kreuzigung miterlebten, berichtet wird (Matthäus 27,56; Markus 15,40; Johannes 19,25).
• Maria von Magdala (Matthäus, Markus und Johannes).
• Maria, die Mutter Jesu (Johannes).
• Eine andere Maria, die Johannes „die Frau des Klopas“ nennt. Markus und Matthäus nennen sie die Mutter des Jakobus und des Joses [Josef]. Allgemein hält man diesen Jakobus für einen der zwölf Apostel, der Sohn des Alphäus (Matthäus 10,13; Markus 3,18; Lukas 6,15). „Klopas“ und „Alphäus“ scheinen Variationen des aramäischen Namens „Kalphai“ zu sein, der im Griechischen als „Klopas“ und im Lateinischen als „Alphäus“ wiedergegeben wird.
Der Historiker Hegesippus des 2. Jahrhunderts n. Chr. berichtet, dass Klopas der Bruder von Josef war, dem Stiefvater Jesu und Ehemann seiner Mutter Maria. Danach wäre dieser Apostel Jakobus Jesu Cousin gewesen.
• Salome (Markus), die Matthäus „die Mutter der Söhne des Zebedäus“ und Johannes „seiner [Jesu] Mutter Schwester“ nennt. Als Schwestern waren die Kinder von Salome und Maria – Jesus, der Sohn Marias und die Jünger Jakobus und Johannes, Söhne von Salome und Zebedäus – Cousins ersten Grades. Diese Beziehung scheint in Matthäus 20, Vers 21 eine Rolle zu spielen, als „die Mutter der Söhne des Zebedäus“ darum bat, dass ihre Söhne Jakobus und Johannes die wichtigsten Posten im Reich Gottes bekommen. Diese Bitte scheint sonst recht forsch zu sein, doch unter dem Gesichtspunkt, dass die Bittende Jesu Tante war, erkennen wir, dass ihre Bitte den beiden Cousins Jesu galt. Angesichts des engen Verwandtschaftsverhältnisses meinte sie wohl, ihr Ansuchen sei in Ordnung.
Diese familiäre Beziehung hilft uns zu verstehen, warum Jakobus und Johannes – zusammen mit Petrus – die drei Jünger zu sein scheinen, denen Jesus am nächsten war. Sie begleiteten ihn mehrmals bei bedeutenden Ereignissen (Matthäus 17,1-9; 26,36-37; Markus 5,37).
Es fällt dem Leser der Evangelien nicht schwer, sich die drei Cousins in ihrer Kindheit vorzustellen, wie sie in unmittelbarer Nähe zueinander aufgewachsen sein und zusammen gespielt haben können.
Jesu Brüder und Schwestern
Die Evangelien zeigen uns auch, dass Jesus Halbbrüder und -schwestern hatte – die Kinder seiner Eltern Josef und Maria. In Matthäus 13, Verse 55-56 wiesen die Bewohner von Nazareth auf diese Kinder hin: „Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns?“
Hier werden vier Brüder Jesu namentlich genannt, und wir erfahren, dass er mehr als eine Schwester hatte. Demnach hatte er mindestens vier Halbbrüder und zwei Halbschwestern, die aber zunächst nicht an ihn als den Messias glaubten: „Da sprachen seine Brüder zu ihm: Mach dich auf von hier und geh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du tust. Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch öffentlich etwas gelten. Willst du das, so offenbare dich vor der Welt. Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn“ (Johannes 7,3-5).
Doch nach Jesu Auferstehung war Jesu Halbbruder Jakobus als Gläubiger bekannt. In Apostelgeschichte 1, Vers 14 gehören Jakobus, seine Brüder und seine Mutter Maria zu den Jüngern Jesu, derselben Gruppe, die zu Pfingsten den heiligen Geist empfingen (Apostelgeschichte 2,1-4).
Später wirkte Jakobus beim Apostelkonzil in Jerusalem mit (Apostelgeschichte 15,13-21). Der Apostel Paulus besuchte Jakobus in Jerusalem (Apostelgeschichte 21,18). In Galater 2, Vers 9 nennt Paulus Jakobus eine „Säule“ der Gemeinde. Jakobus ist auch der Autor des Briefes im Neuen Testament, der seinen Namen trägt (Jakobus 1,1). Ein weiterer Bruder Jesu, Judas (Matthäus 13,55), schrieb den Judasbrief (Judas 1,1).
Dass diese Verwandten, darunter die Halbbrüder, die mit Jesus groß wurden, ihn als Messias und persönlichen Retter akzeptierten, ist ein überzeugendes Zeugnis der beispielhaften Lebensführung Jesu. Dass sie nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern wurden, ist eine Bestätigung der Auferstehung Jesu von den Toten.