Ohne Jesu Auferstehung ist das Christentum nur eine von vielen Religionen.
Von Bill Bradford
Einer der zwingendsten Beweise, daß Jesus genau das ist, was er für sich in Anspruch nahm – der Sohn Gottes und derjenige, durch den das ewige Leben zugänglich wird –, ist seine Auferstehung von den Toten.
Seine Jünger waren überzeugt, daß er der Messias bzw. der Sohn Gottes war. Seine Lehre, sein sündenloses Leben und seine Wunder überzeugten sie. Es ist jedoch seine Auferstehung von den Toten, die alle seine Aussagen für alle Menschen in allen Zeiten bestätigt.
Es ist schon erstaunlich, daß Jesus mit seiner Ankündigung, er würde sterben und wieder zum Leben erweckt werden, sozusagen „alles auf eine Karte setzte“. Mehrmals sagte er seine eigene Auferstehung voraus. In Markus 8, Vers 31 lesen wir: „Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.“
Als die Pharisäer und Schriftgelehrten ein Zeichen von ihm forderten, gab er ihnen nur ein einziges: „Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein“ (Matthäus 12,40).
Es ist aberwitzig, die eigene Auferstehung von den Toten zu prophezeien. Dennoch sagte Jesus nicht nur seine Auferstehung, sondern auch deren Zeitpunkt voraus. Von diesem Ereignis hängt alles ab. Wie können wir wissen, daß Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist? Wenn er von den Toten nicht auferweckt wurde, ist das Christentum nicht „besser“ oder „gerechter“ als irgendeine andere Religion. Jesus von Nazareth wäre in dem Fall nur einer von vielen Angebern auf dem Gebiet des Glaubens.
Fand seine Auferstehung wie vorhergesagt statt, dann gibt es einen großen Unterschied zwischen Jesus und den Führern anderer Religionen: Jesu Lehre und Worte sind wahr, und er ist genau das, was er zu sein behauptete.
In seinem Buch Reasonable Faith nennt Dr. William Craig drei Beweise, auf denen die Wahrhaftigkeit der Auferstehung Jesu beruht: das leere Grab, die Erscheinungen Jesu nach seiner Auferstehung und der Ursprung des christlichen Glaubens (Seite 272). Untersuchen wir nun diese drei Beweise im Detail.
Ist Jesus wirklich gestorben?
Hinsichtlich des Todes und der Auferstehung Jesu ist die Bibel in ihren Aussagen konsequent. Immer wieder lesen wir in der Bibel, daß Jesus gestorben ist. Gegner der Bibel behaupten, daß Jesus bei seiner Grablegung nicht wirklich tot war. Der Koran sagt aus, daß Jesus nur tot zu sein schien. Manche behaupten, daß Jesus eingeschläfert wurde, nach seiner Beisetzung das Bewußtsein wiedererlangte und aus seinem Grab floh, um seine Jünger zu überzeugen, daß er von den Toten auferstanden war.
Eine Untersuchung der Fakten entlarvt jedoch die Unmöglichkeit solcher Spekulationen. Das Ausmaß der Wunden bzw. Verletzungen, die Jesus bei seiner Geißelung und anschließenden Kreuzigung zugefügt wurden, war derart lebensgefährlich, daß er drei Tage und Nächte in einem dunklen und feuchten Grab nicht überlebt hätte.
Darüber hinaus widerspricht die Behauptung, Jesus wäre nur betäubt gewesen, dem Bericht der Bibel. Jesus lehnte das Schmerzmittel ab, das Gekreuzigten üblicherweise verabreicht wurde (Markus 15,23). Später bot man ihm „einen Schwamm mit Essig“ an (Markus 15,36), wodurch die Schmerzen seines Ablebens offensichtlich nicht gemindert wurden (Vers 37).
Ein durch römische Peiniger und Vollstrecker herbeigeführter Tod konnte mehrere Ursachen haben. Der Journalist Lee Strobel beschrieb in einem Interview mit Dr. Alexander Metherell den Tod Jesu aus medizinischer Sicht (The Case for Christ, 1998, Seite 193-200). Vor seiner Kreuzigung wurde Jesus nach römischer Art gegeißelt (Matthäus 27,26). Der Lederriemen, womit Jesus gegeißelt wurde – eine Art Peitsche –, war so konzipiert, um dem Opfer die größtmögliche Körperverletzung beizubringen. An den Enden der einzelnen Stränge des Riemens gab es Knochen- und Metallstücke, die mit jedem Hieb die Haut aufrissen und schließlich auch die darunter liegenden Muskeln verletzten und zuckende, blutende Fleischwunden hinterließen.
Eusebius, ein Historiker des dritten Jahrhunderts n. Chr., berichtete, daß bei einer Geißelung „die Venen des Opfers offengelegt und die Muskeln, Sehnen und das Eingeweide des Opfers ungeschützt waren“ (vgl. Strobel, Seite 193). Manche Opfer starben an den Folgen der Geißelung, bevor sie gekreuzigt werden konnten.
Die durch die Geißelung ausgelösten starken Schmerzen und der Blutverlust versetzten das Opfer in Schock. Der Blutdruck sackte ab und löste großen Durst und Bewußtlosigkeit aus. Die Evangelien berichten uns, daß Jesus auf dem Weg nach Golgatha diese Symptome erlebte. Geschwächt und dem Zusammenbruch nahe, konnte er das Kreuz nicht tragen. Simon von Kyrene, der zufällig vom Feld kam (Markus 15,21), wurde gezwungen, das Kreuz für Jesus zu tragen. Am Kreuz sagte Jesus: „Mich dürstet“ (Johannes 19,28).
Vor seiner Geißelung war Jesus schwer mißhandelt worden. Beim Verhör vor dem Hohen Rat „spien sie ihm [Jesus] ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Einige aber schlugen ihn ins Angesicht und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist’s, der dich schlug?“ (Matthäus 26,67-68). Als Jesus den Römern übergeben wurde, schlug man ihm mit der Faust ins Gesicht bzw. über den Kopf mit einem Rohr, und man drückte ihm eine Krone aus Dornen auf das Haupt (Matthäus 27,29-30; Markus 15,16-19; Johannes 19,3).
Der Prophet Jesaja beschrieb die grausame Mißhandlung Jesu durch seine Peiniger: „Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel“ (Jesaja 50,6). Jesajas Schilderung in Kapitel 52, Vers 14 ist noch graphischer: „Viele haben sich entsetzt von ihm abgewandt, so entstellt war er. Er hatte keine Ähnlichkeit mehr mit einem Menschen“ (Gute Nachricht Bibel). Die brutale Folter, die Jesus erleiden mußte, führte dazu, daß man ihn als Mensch kaum noch erkennen konnte.
Pilatus scheint darauf spekuliert zu haben, daß Jesu Aussehen nach der Geißelung das Verlangen der Menge nach Blut befriedigen würde (Johannes 19,1. 4-6). Statt dessen forderten die Juden die Kreuzigung Jesu.
Die Qual der Kreuzigung
Bereits vor der Kreuzigung war Jesu Gesundheitszustand nach der Geißelung und Folter aus medizinischer Sicht ernst bis hin zu kritisch (nach Dr. Alexander Metherell, zitiert von Strobel, Seite 96). Für eine Kreuzigung verwendeten die Römer 1 cm dicke Eisennägel mit einer Länge von 13 bis 17 cm. Damit nagelten sie die Handgelenke und Füße ihrer Opfer an die Holzbalken. Die Bibel berichtet, daß Jesu Hände durchbohrt wurden, aber damals meinte man mit dem Wort „Hand“ auch das Handgelenk. Da die Hände das Gewicht des Körpers nicht tragen konnten, wurden Nägel zwischen die Armknochen des Vorarms ins Handgelenk geschlagen.
1968 fand man die Knochen eines Mannes in Jerusalem, der im ersten Jahrhundert n. Chr. gekreuzigt und in ein Grab gelegt wurde. In seinem rechten Fersenbein war immer noch der große Eisennagel seiner Kreuzigung, und einer seiner Armknochen des rechten Vorarms wies eine Rille und Abnutzungsmerkmale auf, die auf das Durchbohren des Handgelenks hinwiesen.
Die Nägel, die man durch das Handgelenk durchschlug, hätten den mittleren Nerv zerdrückt – den größten mit der Hand verbundenen Nerv – und unbeschreibbare Schmerzen ausgelöst. „Die Schmerzen waren absolut unerträglich“, schreibt Dr. Metherell. „In der Tat gab es kein Wort, mit dem man die Schmerzen beschreiben konnte; man erfand daher ein neues Wort: excruciatus, mit der Bedeutung ‚aus dem Kreuz heraus‘. [Das Wort excruciating in der englischen Sprache, mit der Bedeutung ,qualvoll‘, leitet sich von diesem lateinischen Wort ab.] Man stelle sich das vor: Sie mußten ein neues Wort schöpfen, weil es in ihrer Sprache nichts gab, womit man die heftige Qual der Kreuzigung beschreiben konnte“ (vgl. Strobel, Seite 197-198). Die Nägel, die man durch die Füße schlug, haben ähnliche Schmerzen verursacht.
Die Kreuzigung hätte auch eine große Belastung für den Körper bedeutet, an den Armen aufgehängt zu werden. Es ist wahrscheinlich, daß Jesu Arme um mehrere Zentimeter gestreckt und seine Schulter ausgerenkt wurden. Die Prophezeiung in Psalm 22, Vers 15 beschreibt Jesu Zustand am Kreuz: „Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.“
Dr. Metherell fährt mit seiner Beschreibung des Leidens bei der Kreuzigung fort: „Hängt das Opfer in aufrechter Stellung, ist die Kreuzigung im Grunde genommen ein grausames, langsames Sterben durch Ersticken. Die Belastung auf den Muskeln und dem Zwerchfell versetzen die Brust in die Haltung des Einatmens. Um ausatmen zu können, muß sich das Opfer gegen seine Füße hochstemmen, damit die Belastung der Muskeln kurzzeitig gemindert wird. Dadurch zersetzt der Nagel den Fuß und stößt letztendlich gegen den Fußwurzelknochen.
Um wieder einzuatmen, läßt sich das Opfer nach dem Ausatmen wieder herunter. Danach muß er sich wieder hochstemmen, um ausatmen zu können, sein blutiger Rücken gegen das rohe Holz des Kreuzes scheuernd. Dies setzt sich so lange fort, bis die totale Erschöpfung einsetzt und der Gekreuzigte sich nicht mehr hochstemmen kann, um einzuatmen“ (Strobel, Seite 265-266).
Woran ist Jesus gestorben?
Manche meinen, daß Jesus am Kreuz erstickte, die gewöhnliche Todesursache bei der Kreuzigung. Die Mediziner, die sich mit der Kreuzigung eingehend befaßt haben, stimmen in der Einschätzung dieser Todesursache überein. Einige Theologen behaupten, Jesus sei an „einem gebrochenen Herzen“ gestorben.
In Sacharja 12, Vers 10 finden wir eine Prophezeiung über Jesu Kreuzigung. Dort heißt es in bezug auf die Einwohner Jerusalems: „Und sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben.“ Die Heilige Schrift betont mehrmals die Wichtigkeit von Jesu vergossenem Blut (Apostelgeschichte 20,28; Epheser 2,13; Hebräer 9,11-14; 1. Petrus 1,18-19). Jesus selbst hatte gesagt, daß sein Blut das „Blut des Bundes“ ist, „das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“ (Matthäus 26,28).
Zu bedenken ist auch, daß sämtliche levitische Ritualopfer im Sühnetod Jesu als Lamm Gottes ihre symbolische Erfüllungen fanden (Hebräer 7,27 bzw. 9,12; Johannes 1,29). Die Todesursache bei einem jeden dieser Tiere, die in einem Zeitraum von mehr als 1500 Jahren geopfert wurden, war das Verbluten.
Ein zentraler Aspekt des Opfers Jesu war also sein Blut, das zur Vergebung der Sünden der ganzen Menschheit vergossen wurde. Die Geißelung, die Jesus vor seiner Kreuzigung erleiden mußte, hatte bereits einen hohen Blutverlust zur Folge. Die körperliche Anstrengung der Kreuzigung, in Verbindung mit den offenen Wunden am Rücken, die Jesus bereits vor seiner Kreuzigung erlitten hatte, führte zu einem weiteren beachtlichen Blutverlust.
Berücksichtigt man darüber hinaus auch ältere Manuskripte des Matthäusevangeliums, so war die unmittelbare Todesursache bei Jesus eine tödliche Wunde, die ihm ein römischer Soldat zufügte. Das „Twentieth Century New Testament“ folgt beispielsweise dem Wortlaut dieser Manuskripte und liest sich wie folgt: „Und gegen drei [Uhr nachmittags] schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? damit ist gesagt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige, die dabei standen, hörten dies und sagten [irrtümlicherweise]: Er ruft nach Elia. Einer von ihnen lief sofort und nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig und reichte ihn Jesus zum Trinken auf einem Rohr. Die anderen sagten aber: Warte, laß uns sehen, ob Elia kommt und ihm hilft. Ein anderer nahm jedoch einen Speer und stach ihn [damit] in die Seite, und Wasser und Blut flossen heraus. Jesus schrie abermals laut und gab seinen Geist auf“ (Matthäus 27,46-50).
Die fehlenden Worte, im obigen Zitat in Kursivschrift hervorgehoben, geben den Hergang des Ablebens Jesu wie folgt wieder: Jesus erfuhr eine tödliche Stichwunde, schrie laut und verstarb. Andere Übersetzungen, in denen der in der Lutherbibel fehlende Text zu finden ist, sind die englische Moffat-Bibel und die „Rotherham Emphasized Bible“. Darüber hinaus weisen einige andere Bibelübersetzungen in einer Fußnote auf den fehlenden Text hin.
Widerspricht der ergänzte Bericht bei Matthäus dem Johannesevangelium (vgl. Johannes 19,30-34)? Nein, denn beide Berichte sind eine Beschreibung desselben Ereignisses.
Matthäus beschreibt als nächstes Ereignis, nach dem Tod Jesu, das Zerreißen des Vorhangs im Tempel, während sich Johannes auf die Tatsache konzentriert, daß Jesus – im Gegensatz zu den beiden Verbrechern, die mit ihm gekreuzigt waren – die Beine nicht gebrochen wurden, weil er bereits tot war. In Verbindung mit dem fehlenden Text aus den älteren Manuskripten des Matthäusevangeliums scheint die Erwähnung des Speers bei Johannes ein gedanklicher Einschub zu sein, mit dem Johannes erklären will, warum Jesus die Beine nicht gebrochen werden mußten: Er war aufgrund einer tödlichen Stichwunde bereits gestorben.
Daß Jesus die Beine nicht gebrochen wurden, ist für Johannes die Erfüllung der Prophezeiung in Psalm 37, Vers 21, aber auch die Erfüllung der Symbolik des Passahlamms, von dem kein Knochen gebrochen werden durfte (2. Mose 12,6. 46; 4. Mose 9,12). Das Blut des Passahlamms mußte vergossen werden, um die Erstgeborenen der Israeliten vor dem Verderben zu retten (2. Mose 12,6-7. 13). Das Passahlamm war ein Sinnbild für Jesus, „Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (Johannes 1,29).
Ein tödlicher Speerstoß
In Johannes 19, Vers 37 erklärt Johannes, daß die Wunde, die der römische Soldat Jesus mit dem Speerstoß beibrachte, die Erfüllung der bereits zitierten Prophezeiung in Sacharja 12, Vers 10 ist. Es sei hier an die Frage erinnert, um die es uns in diesem Beitrag geht: Ist Jesus wirklich gestorben? Hätte Jesus diese Verwundung überlebt?
Dr. John Lyle Cameron führt dazu aus: „Es handelte sich um einen römischen Soldaten. Er war gut ausgebildet, tüchtig und kannte seinen Dienst. Er wußte genau, welche Stelle des Körpers er treffen mußte, um einen schnellen Tod herbeizuführen oder den bereits eingetretenen Tod zu bestätigen ...
Der Soldat stand unter unserem gekreuzigten Herrn, als er am Pfahl hing, und stach nach oben unter die linken Rippen. Die breite, doppelseitige Speerspitze drang in die linke Seite des oberen Darmbereichs ein, öffnete den Bauch, durchstach das Zwerchfell, schnitt das Herz und die großen Adern, Arterien und Blutgefäße weit auf und zerschnitt die Lunge.
Die Wunde war so groß, daß man die offene Hand in sie einführen konnte [vgl. dazu Johannes 20,24-27]. Zusammen mit Wasser vom Bauch wäre reichlich Blut geflossen. Das ganze Ereignis, so wie Johannes es beschreibt, muß stattgefunden haben, denn kein Schreiber hätte es mit solch zusammenhängenden Details beschreiben können, es sei denn, er wäre Augenzeuge des Geschehens gewesen“ (zitiert von R.V.G. Tasker in Tyndale New Testament Commentaries, 2000, Seite 212-213).
Die Vorstellung, daß Jesus nicht wirklich gestorben ist – daß er ohnmächtig wurde oder mit Drogen betäubt und später wiederbelebt wurde, entbehrt gegenüber den Berichten der biblischen Autoren jeglicher Grundlage. Der Apostel Johannes war z. B. Augenzeuge der Kreuzigung Jesu (Johannes 19,25-27. 35).
Die römischen Soldaten wußten auch, daß Jesus tot war. Sie waren zwar keine medizinischen Experten, aber sie waren bei Hinrichtungen oft dabei gewesen und konnten erkennen, daß jemand gestorben war. Bevor er den Leichnam Jesu an Joseph von Arimathea übergab, ließ Pilatus vom Hauptmann, der die Hinrichtung Jesu und der beiden Verbrecher beaufsichtigte, den Tod Jesu bestätigen (Markus 15,43-45).
Selbst wenn man glauben will, daß Jesus die Kreuzigung überlebt hätte: Wie hätte er ohne medizinische Betreuung drei Tage und Nächte in einem verschlossenen Grab weiterleben können? Wir sollen auch eine weitere Überlegung anstellen. Wenn Jesus die Geißelung und Kreuzigung wirklich überlebt hätte, wäre er für den Rest seines Lebens ein gebrochener Mann gewesen – psychisch vernarbt und körperlich behindert. Er wäre sicherlich nicht in der Lage gewesen, seinen Jüngern mit Zuversicht und positiver Ausstrahlung gegenüberzutreten, um sie zur Verkündigung der Botschaft zu inspirieren, er sei von den Toten zu einem verherrlichten Zustand auferweckt worden.
Alle Theorien, die ein Überleben Jesu zum Inhalt haben, müssen vor den klaren Aussagen der biblischen Zeugen abgelehnt werden.
Die römische Kreuzigung
Die Kreuzigung nach römischer Art wurde nicht immer in der Weise durchgeführt, wie sie gewöhnlich in Gemälden und Zeichnungen gezeigt wird. Wie in diesem Artikel erläutert, wurden die Hände des Opfers höchstwahrscheinlich nicht ans Kreuz genagelt, denn so hätte das Gewicht des Gekreuzigten nicht gestützt werden können. Statt dessen wurde ein Opfer an seinen Handgelenken festgenagelt, oder seine Arme wurden am Kreuz festgebunden.
Hinzu kommt, daß die Form des Kreuzes nicht immer die war, die man in vielen bildlichen Darstellungen der Kreuzigung Jesu sieht. Dazu lesen wir in dem Anchor Bible Dictionary folgendes: „Gelegentlich war das Kreuz ein einziger aufrechter Pfahl. Oft wurde jedoch ein Querbalken daran befestigt, entweder ganz oben, womit die Form eines T entstand (crux commissa), oder direkt unterhalb der Spitze – die als christliches Symbol bekannte Form (crux immissa). Die Opfer trugen das Kreuz selbst oder zumindest den Querbalken (patibulum) an die Stätte der Hinrichtung. Dort zog man ihnen die Kleider aus, nagelte bzw. band sie an den Balken, stellte sie dann aufrecht, wo sie auf dem sedile saßen, das heißt auf einem kleinen Pflock an dem aufrechten Pfahl ...
Die Form der Hinrichtung konnte von den Ausführenden variiert werden, wie Seneca der Jüngere [römischer Historiker] berichtet: ,Ich sehe dort die Kreuze, nicht einer einzigen Art, sondern vielfältiger Art. Manche [Kreuze] haben ihre Opfer mit dem Kopf direkt über dem Boden; bei einigen sind die Genitalien aufgespießt, bei anderen sind die Arme auf dem Querbalken ausgebreitet.‘
In seinem Bericht über das Schicksal der jüdischen Flüchtlinge aus Jerusalem [beim ersten jüdischen Krieg in den Jahren 67-70 n. Chr.] kann man bei Josephus [jüdischer Historiker des 1. Jahrhunderts] erkennen, daß es kein festgelegtes Muster für die Kreuzigung gab. Viel hing von dem augenblicklichen sadistischen Einfall ab“ (David Noel Freedman, 1992, Band 1, Seite 1208-1209).
Die Form des Kreuzes wird in der Bibel nicht genau beschrieben
Das Wort, das im Neuen Testament mit „Kreuz“ übersetzt wurde, ist das griechische Wort stauros, womit „in erster Linie ein aufrechter Pfahl oder Balken gemeint ist ... Sowohl das Hauptwort [stauros] als auch das Verb stauroo mit der Bedeutung ,an einem Pfahl oder Balken befestigen‘ sind in ihrem Ursprung von der religiösen Form eines Kreuzes aus zwei Balken zu unterscheiden“ (Vine’s Expository Dictionary of Old and New Testament Words, 1985, Stichwort „Cross, Crucify“).
Die Bibel enthält keine genaue Beschreibung des stauros, an dem Jesus starb. In nichtbiblischen griechischen Schriften des 1. Jahrhunderts wurde das Wort stauros in bezug auf Holzstücke diverser Art verwendet, sowohl mit als auch ohne einen Querbalken. Wäre es wichtig, daß wir die genaue Form des Kreuzes wissen, hätten die Autoren der Evangelien diese Details niederschreiben können. Doch keiner von ihnen tat es. Wichtig ist unser Verständnis des Opfers, das Jesus mit seinem Leben für uns zu bringen bereit war.
Wenn wir nicht genau wissen, ob Jesus an einem aufrechten Pfahl oder einem Kreuz gekreuzigt wurde, wie kam es dazu, daß das t-förmige Kreuz zum beliebtesten Symbol des Christentums wurde?
Das bereits zitierte Nachschlagewerk Vine’s Expository Dictionary schreibt dazu: „Die Form [des Kreuzes mit Querbalken] hatte ihren Ursprung im alten Chaldäa und wurde als Symbol des Gottes Tammuz verwendet (in der Gestalt des mystischen Tau, des Anfangsbuchstaben seines Namens) in jenem Land und in den angrenzenden Ländern, Ägypten eingeschlossen. Bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. hatten sich die Kirchen von gewissen Lehren des christlichen Glaubens distanziert bzw. sie travestiert.
Um das Ansehen des abtrünnigen religiösen Systems zu fördern, wurden Heiden in die Kirchen aufgenommen ... [sie] durften weitgehend ihre heidnischen Zeichen und Symbole behalten. So wurde das Tau bzw. das T in seiner häufigsten Form, mit einem von oben versetzten Querbalken, als Symbol für das Kreuz Christi adoptiert“ (ebenda).
Daran erkennen wir, daß das gewöhnlichste Symbol für Jesus und das Christentum in Wirklichkeit lange vor Jesu Geburt und der Entstehung des wahren biblischen Christentums verwendet wurde.