In seinem Brief an die Galater scheint Paulus das Gesetz Gottes, das er an anderer Stelle „heilig, recht und gut“ nennt, als Gesetz der Knechtschaft zu bezeichnen. Ist das Gesetz Gottes ein Joch der Knechtschaft? Wie ist das zu verstehen?

Von Kurt Schmitz

Ein in der Bibel immer wieder behandeltes Thema ist das Gesetz Gottes. Das Gesetz zu verstehen ist gewiß nicht unwichtig, denn nicht die weltlichen Gesetze einer Diktatur oder Demokratie werden in der tausendjährigen Herrschaft Jesu gelten, sondern Gottes Gesetz. Dieses Gesetz ist vollkommen. Es ist, wie Psalm 119, Vers 172 uns sagt, ein gerechtes Gesetz, das ein wirklich friedliches Zusammenleben ermöglicht. Das erfahren wir auch in Jesaja 48, Vers 18: „O daß du auf meine Gebote gemerkt hättest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen.“

Wahre Christen sollen ja alle Lehrer in der Welt von morgen werden. Und wenn wir dies einmal in Gottes Reich sein werden, werden wir das Gesetz lehren. Das wiederum bedeutet, daß wir über alles, was mit dem Gesetz zu tun hat, genügend Kenntnisse haben müssen.

Wenn wir uns das Neue Testament anschauen, so gibt es auch hier eine Vielzahl von Aussagen zum Gesetz Gottes. Diese sind aber zum Teil nicht immer so einfach zu verstehen.

Wie ist es z. B. zu verstehen, daß der Bundesschluß vom Berg Sinai Knechtschaft bedeutet, mit der Aufforderung von Paulus in Galater 5, Vers 1: „So steht nun fest und laßt euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen?“ Oder was bedeutet es, wenn Paulus schreibt: „Ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben“ (Galater 2,19)?

Wir wollen diese Fragen und einige andere Bibelstellen in diesem Artikel zu beantworten suchen. Wir werden auch sehen, wie wunderbar es ist, daß Gott uns den Neuen Bund geschenkt hat.

Das Gesetz vor Mose und zur Zeit des Bundesschlusses

In welcher Form und wann Gott vor Sinai wirklich zum erstenmal zu den Menschen über das Gesetz gesprochen hat – z. B. über die Zehn Gebote – ist aus der Bibel nicht direkt erkennbar, obwohl klar ist, daß den Dienern Gottes, wie beispielsweise Abraham, das Gesetz bekannt war (1. Mose 26,4-5).

Den Sabbat hat Gott ja gemäß Markus 2, Vers 27 für den Menschen geschaffen. So darf man wohl annehmen, daß Gott auch schon den ersten Menschen geboten hatte, den Sabbat zu halten.

Wenn auch nicht immer im einzelnen, so liest man doch bis zum Sinai bereits viel über Gebot und Recht und auch Gesetz. So wird z. B. in 1. Mose 17, Verse 9-11 vom Bund der Beschneidung gesprochen. In 2. Mose 12, Verse 43-49 ist die Durchführung der Beschneidung auch ein Gesetz. Es sollte nämlich alles, was männlich ist, beschnitten sein, wenn sie das Passah halten wollten.

Die Beschneidung war das Zeichen der Zugehörigkeit zum physischen Volk Gottes. Selbst der Fremdling galt durch die Beschneidung als Einheimischer. Die Beschneidung war auch ein Zeichen für die Abkehr, für die Reinigung vom sündhaften Weg der Heiden hin zu dem Weg Gottes. Durch die physische Beschneidung begab man sich bzw. wurde unter das Gesetz des Alten Bundes getan mit der Verpflichtung, das ganze Gesetz zu erfüllen.

Als die Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten auf ihrer Wüstenwanderung zu dem Ort Mara kamen, so lesen wir in 2. Mose 15, Verse 23-25, gab Gott dem Volk Israel Gesetz und Recht.

Was Gott ihnen da alles gab, was er ihnen mitteilte, wurde nicht niedergeschrieben. Vom Sabbat hatte Gott aufgrund der nachfolgenden Bibelverse höchst wahrscheinlich gesprochen, so daß man vielleicht auch annehmen kann, daß von ihm die Zehn Gebote insgesamt erwähnt worden waren. Wenn er ihnen, wie wir in 2. Mose 15 erfahren, auch Recht – also eine Belehrung über das Recht – gegeben hatte, war von ihm zusätzlich zu den Zehn Geboten vermutlich noch viel mehr mitgeteilt worden.

Etwa sechs Wochen später kamen die Israeliten dann zum Berg Sinai. Dort wurde ihnen in einer dramatischen Szene eine Vielzahl von Gesetzen, Rechtsordnungen und Ausführungsbestimmungen zu halten auferlegt. Wir erinnern uns, daß Gott dem Volk auch schon am Ort Mara Gesetz und das Recht gegeben hatte. Vielleicht war ja einiges davon am Sinai eine Wiederholung.

Jedenfalls war am Sinai das Vorgehen bei der Gesetzgebung so, daß zunächst Gott selber die Zehn Gebote dem Volk verkündete.

Danach waren die Israeliten aber so verschreckt und ängstlich, daß sie baten, Mose solle weiterhin zu ihnen sprechen und nicht Gott selbst. Dies geschah dann auch. So wurde Mose für alle weiteren Gesetze und Verordnungen der Mittler, der Verbindungsmann, zwischen Gott und dem Volk Israel.

Welches Gesetz ist gemeint?

Die Gesetzgebung am Sinai wird ja z. B. im Galaterbrief angesprochen. Es wird in Galater 3 von einem Gesetz gesprochen, das hinzugekommen ist. In Galater 3, Vers 19 erklärt Paulus, was es mit diesem speziellen Gesetz für eine Bewandtnis hatte, warum dieses Gesetz überhaupt zusätzlich gegeben wurde. In diesem Vers heißt es nämlich: „Was soll dann das Gesetz? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Nachkomme da sei, dem die Verheißung gilt, und zwar ist es [nämlich das Gesetz, das hinzugekommen ist] von Engeln verordnet durch die Hand eines Mittlers.“

Aus dieser Schriftstelle erkennen wir nun verschiedenes:

  • Das Gesetz, das hinzugekommen ist, wurde durch einen Mittler, einen „Verbindungsmann“ zwischen Gott und den Menschen, nämlich Mose, an das Volk weitergegeben. Die Zehn Gebote können also mit diesem Gesetz nicht gemeint sein, da sie ja von Gott selbst, also ohne den Mittler Mose, dem Volk verkündet worden waren.
  • Da dieses Gesetz hinzugekommen ist, hat es dieses Gesetz vorher nicht gegeben, sonst hätte Paulus ja nicht von hinzufügen sprechen dürfen. Es kam aber zu etwas hinzu, zu etwas, das vorher schon da gewesen sein muß.
  • Dieses spezielle Gesetz ist „um der Sünden willen“ hinzugekommen. Das bedeutet jetzt wiederum:
    1. Es muß bereits Sünden gegeben haben, bevor dieses Gesetz hinzukam.
    2. Wenn es aber bereits Sünden gab, bevor dieses Gesetz kam, muß es auch schon ein Gesetz gegeben haben, sonst hätte es ja keine Sünden geben können, denn „wo kein Gesetz, da sind auch keine Sünden“ (Römer 4,15).
    3. Das hinzugekommene Gesetz muß mit der Behandlung der Sünden zu tun haben, denn speziell um der Sünden willen ist es ja hinzugekommen.
  • Das Gesetz, das um der Sünden willen kam, hatte nur solange Gültigkeit bis der Verheißene kommen sollte, nämlich Christus.

Also: Das hinzugefügte Gesetz muß demnach ausschließlich mit der Sündenbehandlung zu tun gehabt haben und sollte außerdem nur begrenzte Zeit gültig sein.

Sündenvergebung im Alten Bund

Wie wurden die Sünden nun im Alten Bund behandelt?

Sünden wurden im Alten Bund durch die Darbringung von bestimmten Tieropfern behandelt. Hierdurch wurde der Sünder dann äußerlich gereinigt. Eine wirkliche Sündenvergebung fand jedoch durch diese Opfer, durch diese Sündopfer, nicht statt. Das wird deutlich im Hebräerbrief, nämlich in Hebräer 10, Vers 4 gesagt.

Was bedeutet es aber, daß die Sünden nicht vergeben wurden?

Nun, jeder, der das Gesetz Gottes auch nur in einem einzigen Gebot nicht hielt – und das ist heute ja auch immer noch so – beging eine Sünde. Diese Sünde konnte er aber nicht mehr los werden. Es gab keine Vergebung. Von dieser Sünde konnte der Sünder durch noch so viele Sündopfer nicht mehr loskommen. Er war ein Gefangener der Sünde, er war ein Sklave der Sünde, denn ein Sklave ist jemand, der von seinem Herrn nicht loskommt. Er ist ein Gefangener, er ist nicht frei, er ist in Knechtschaft. Es muß zuerst jemand kommen, der ihn loskauft aus dieser Gefangenschaft bzw. aus dieser Sklaverei. Der Sklave, oder hier der Sünder, kann durch eigene Werke des Gesetzes z. B. durch Sündopfer oder auch dadurch, daß er künftig das Gesetz insgesamt tadellos hält, nicht von dieser bereits vollbrachten Sünde loskommen. Er kann davon nicht mehr freikommen, nicht befreit werden. Es gibt nichts, womit er sich selbst gerecht machen kann (Galater 2,16). Er bleibt der Knecht, der Sklave, der Gefangene der Sünde und damit ein zum Tode Verurteilter, denn Sünde bringt den Tod (Römer 6,23). Und ein Gesetz, das lebendig machen könnte, sagt Paulus in Galater 3, Vers 21, gibt es nicht.

Am Sinai wurden die Sündopfer zur Behandlung von Sünde zunächst nicht verbindlich angeordnet, was aus Jeremia 7, Verse 21-23 gefolgert werden kann. Dies geschah aber dann doch, nachdem das Volk durch den Vorfall mit dem goldenen Kalb seine Untreue gegenüber Gott gezeigt und damit Gott im höchsten Maße erzürnt hatte.

Diese Sündenbehandlung war aber keine Befreiung von Sünde, sondern nur eine Erinnerung an Sünde und ein Hinweis auf das von damals aus gesehen zukünftige Opfer Jesu Christi. Und genau dieses Opfergesetz war es, das Paulus in Galater 3, Vers 19 meinte. Es hatte nur Bestand bis zu dem Opfer Christi. Dieses Opfergesetz wurde durch das viel bessere Opfer Christi abgelöst und damit überflüssig. Mit dem Opfer Christi wurden auch alle sonstigen Opferriten für die heutige Zeit abgeschafft. Dies wird ganz deutlich in Hebräer 10 gezeigt.

Die „Knechtschaft“ des Gesetzes

Außer Jesus Christus gibt es keinen Menschen, der ohne Sünde gelebt hat: „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Römer 3,23). Daher führte der Alte Bund mit seiner fehlenden Sündenvergebung in die Knechtschaft, in die Gefangenschaft der Sünde und damit zum Tode, weil es ja keine Vergebung der Sünde gab. Damit war der Sünder verflucht. Er stand unter dem Fluch der Sünde (Galater 3,10). Und der Fluch der Sünde war die Strafe für die Sünde, nämlich der ewige Tod. Der Fluch war nicht das Gesetz. Der Fluch war die Strafe für die Sünde, für die Übertretung des Gesetzes.

Nicht in Knechtschaft der Sünde, nicht ein Sklave der Sünde, nicht ein Gefangener der Sünde, nicht unter dem Fluch wäre also nur derjenige gewesen, der während seines ganzen Lebens alle Gebote des Gesetzes gehalten hätte und somit auch kein Sündopfer hätte darbringen müssen. Dieser wäre dann frei gewesen von der Knechtschaft der Sünde. Hier würde dann die Bibelstelle in Galater 3, Vers 12 zutreffen, wo es heißt: „Der Mensch, der es tut, wird dadurch leben.“ Derjenige hätte dann zu den Freien gezählt und hätte nicht losgekauft werden müssen.

Die Bibel zeigt aber, daß kein Mensch in der Lage ist, völlig ohne Sünde zu leben. So war der Zwang im Alten Bund, sündenfrei zu leben, ein Joch der Knechtschaft. Nicht, weil das Gesetz nicht gut gewesen wäre. Nein, weil jeder, bei dem Versuch, nach dem Gesetz zu leben, scheitern mußte und dann ohne Ausweg in der Knechtschaft, in der Sklaverei der Sünde landen mußte.

Weil nach dem Alten Bund eine tadellose Lebensführung einfach nicht zu schaffen war, warnte Paulus in Galater 5, Vers 1 und auch Petrus in Apostelgeschichte 15, Vers 10 davor, dieses Joch der Knechtschaft wieder auf sich nehmen zu wollen. Das war einfach zu schwer. Es sollte keinem auferlegt werden. Die Apostel wollten klar machen, daß jeder, der durch die Sündopfer, also durch eigene Werke, von Sünden frei werden zu können glaubte, im Irrtum sei, und daß nur durch das Opfer Jesu Christi die Vergebung der Sünden möglich war. Daran sollten die Jünger glauben.

Da wir uns durch keinerlei eigene Anstrengungen selbst von der Sünde befreien können, ist die Vergebung durch das Opfer Christi eine Gnade, ein wunderbares Geschenk Gottes.

Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Bund

An dieser Stelle ist die Frage erlaubt: Was ist ein ganz entscheidender Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Bund?

Nun, im Alten und auch im Neuen Bund war bzw. ist man aufgerufen, gesetzeskonform zu leben. Im Alten Bund gab es jedoch keine Möglichkeit zur Vergebung einer Sünde, einer Verfehlung gegenüber dem Gesetz. Man war verflucht, wenn man nicht alle Worte des Gesetzes erfüllte (5. Mose 27,26), man war zum Tode verurteilt.

Im Neuen Bund hat aber jeder durch das Opfer Jesu Christi die Möglichkeit, Sündenvergebung zu erlangen und dadurch frei zu werden von der Todesstrafe für die Sünde, so daß einem danach wieder das ewige Leben offen steht.

Das ist ein wesentlicher Unterschied der beiden Bünde.

Nicht das ganze Gesetz vom Alten Bund wurde abgeschafft, was so manche meinen, sondern die Unfähigkeit des Alten Bundes, eine wirkliche Sündenvergebung zu vermitteln. Das wurde abgeschafft.

Diese Tatsache ermöglicht es doch überhaupt erst, daß wir im Neuen Bund und auch alle Menschen, die im Alten Bund gelebt haben (Hebräer 9,15), das ewige Leben erreichen können. Das ist eine alles übersteigende Gnade, für die wir äußerst dankbar sein sollten.

Im Alten Bund war es zudem den Menschen durch das Fehlen des heiligen Geistes gar nicht möglich, dem Gesetz Gottes untertan zu sein (Römer 8,7)

Nun könnte man meinen, daß niemand dieses Joch, das absolute Muß eines sündenfreien Lebens im Alten Bund, wieder auf sich nehmen wollte. Aber viele wollten sich dennoch beschneiden lassen. Und die Pharisäer forderten sogar viele auf, sich bescheiden zu lassen, wie man z. B. in Apostelgeschichte 15 nachlesen kann. Jeder aber, der sich um des Heils willen physisch beschneiden ließ, dokumentierte damit, daß er das Heil nur durch das Halten des Gesetzes gemäß dem Alten Bund erlangen zu können glaubte. Alle, die sich deshalb beschneiden ließen, lehnten damit Christus als den Erlöser von Sünden ab. Sie hatten noch nicht erkannt, daß nur durch Christi Opfer die Vergebung möglich war und nicht durch das Gesetz der Sündopfer bzw. nicht durch des Gesetzes Werke.

Paulus sagte deshalb auch in Galater 5, Vers 2: „Wenn ihr euch beschneiden laßt, so wird euch Christus nichts nützen.“ Dann sagt Paulus in Galater 5, Verse 3-4: „Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden läßt, daß er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen.“

Paulus bekräftigt deshalb auch in Galater 5, Vers 6, daß weder die physische Bescheidung noch das physische Unbeschnittensein eine Bedeutung habe, sondern allein die Beschneidung des Herzens. Somit ist die Beschneidung nicht völlig weggefallen, sondern von der physischen in die geistliche Beschneidung übergegangen, ebenso wie auch die Opferriten durch das Opfer Christi abgelöst wurden.

Durch den Wegfall der physischen Beschneidung war nun auch ein äußeres Erkennen, wer zum Volk Gottes gehörte, nicht mehr gegeben. Die äußere Trennung zwischen dem Volk Gottes und den Heiden gab es nun nicht mehr, denn durch die Beschneidung des Herzens können nun alle Menschen zum Volk Gottes gehören (Epheser 2,11-16).

Der einzige, der das Gesetz des Alten Bundes vollkommen hielt, war Jesus Christus. Er wurde, als er kam, unter das Gesetz getan (Galater 4,4). Er konnte dieses Gesetz des Alten Bundes vollkommen halten.

Was wäre eigentlich gewesen, wenn Christus auch nur eine Sünde begangen hätte? Er hätte dann auch ein Sündopfer darbringen müssen. Aber das wäre vergebens gewesen, wie bei den anderen Menschen auch. Er hätte keine Vergebung gehabt. Er hätte unter dem Fluch der Sünde gestanden und für seine eigene Sünde den Tod erleiden müssen. Seine und die Erlösung der Menschen wäre nicht möglich gewesen, da es ja das besondere Opfer Christi nicht gegeben hätte.

Das ewige Leben wäre der Menschheit und auch Christus nicht möglich gewesen. Alle wären verloren gewesen. Der Aufbau einer Familie Gottes wäre unmöglich gewesen – es sei denn, Gott hätte einen neuen Plan entwickelt.

Bibelverse nun klar verständlich

Wir wollen uns noch einige Bibelstellen ansehen, die mit dem Gesetz zu tun haben und auf den ersten Blick vielleicht etwas schwierig zu verstehen sind, mit dem bisher Gesagten aber verständlicher geworden sein dürften.

Galater 4, Verse 21-26: „Sagt mir, die ihr unter dem Gesetz sein wollt: Hört ihr das Gesetz nicht? Denn es steht geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte, den einen von der Magd, den andern von der Freien. Aber der von der Magd ist nach dem Fleisch gezeugt worden, der von der Freien aber kraft der Verheißung. Diese Worte haben tiefere Bedeutung. Denn die beiden Frauen bedeuten zwei Bundesschlüsse: einen vom Berg Sinai, der zur Knechtschaft gebiert, das ist Hagar; denn Hagar bedeutet den Berg Sinai in Arabien und ist ein Gleichnis für das jetzige Jerusalem, das mit seinen Kindern in der Knechtschaft lebt. Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; das ist unsre Mutter.“

Wieso kann Paulus sagen, daß der Bund am Sinai zur Knechtschaft gebiert? Wieso lebte das damalige Jerusalem in der Knechtschaft?

Zunächst mag man denken, das kann doch wohl nicht sein, denn Gott hat doch den Bund mit dem Volk Israel geschlossen. Wie kann das, was Gott einsetzt, zur Knechtschaft führen?

Nun, wir haben eingangs gesehen, daß im Alten Bund Sünden nicht vergeben wurden.

Jeder, der sündigte – und das waren damals wie heute alle Menschen –, geriet in die Knechtschaft der Sünde. Alle wurden Sklaven der Sünde. Es bedeutete nicht, daß sie jetzt verdonnert waren zu sündigen. Nein, wenn sie einmal gesündigt hatten, blieben sie Sünder, denn eine Vergebung gab es ja nicht. Sie kamen aus diesem Zustand nicht mehr heraus. Deshalb konnte Paulus hier sagen, daß der Bund am Sinai zur Knechtschaft gebiert.

Im Neuen Bund ist das anders. Auch dort sündigen die Menschen, indem sie das Gesetz übertreten. Aber durch das Opfer Christi kann man Vergebung erlangen, kann man von der Sünde befreit werden und somit eine Knechtschaft der Sünde vermeiden.

Galater 3, Vers 10: „Denn die aus den Werken des Gesetzes leben, die sind unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben: Verflucht sei jeder, der nicht bleibt bei alledem, was geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, daß er’s tue!“

Wer nach dem Alten Bund lebt, ist unter dem Fluch, weil es niemand schafft, ohne Sünden zu leben und weil diese ihm unter dem Alten Bund ja nicht vergeben werden können. Und Sünde bringt den Tod (Römer 6,23). Dies wäre alles nicht der Fall, wenn der Mensch das Gesetz tadellos halten würde. Da er das aber nicht kann, lastet auf ihm der Fluch des Todes durch die Sünde.

Galater 3, Vers 11: „Daß aber durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar; denn der Gerechte wird aus Glauben leben.“

In diesem Vers wird der Gegensatz Alter Bund – Neuer Bund angesprochen. Das Gesetz des Alten Bundes brachte keine Vergebung und damit auch keine Gerechtigkeit. Erst nach dem Opfer Christi konnten Sünden durch den Glauben an dieses Opfer vergeben und die Menschen gerecht gemacht werden.

Galater 3, Vers 13: „Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.“

Christus hat uns erkauft aus der Sklaverei, aus der Knechtschaft der Sünde. Wir waren vorher Sklaven der Sünde. Indem Christus uns durch sein Opfer loskaufte aus dieser Knechtschaft, sind wir frei geworden von der Sünde. Christus hat uns frei gemacht von dem Fluch der Sünde. Das war die Strafe für die Sünde, nämlich der Tod. Nun sind wir Freie in der Knechtschaft Christi.

Christus hat den Fluch der Sünde von uns weggenommen und ist, beladen mit dem Fluch unserer Sünden, für uns am Kreuz geschlachtet worden. Die Strafe für unsere Sünden ist dadurch mit Christus ans Kreuz geschlagen worden. Nicht das Gesetz, sondern die Strafe für unsere Sünden ist ans Kreuz genagelt worden. Wir sind dadurch frei geworden von der Sünde und deren Strafe.

Wer aber am Holz hing – Jesus –, wurde automatisch zu den Gesetzesübertretern, also den Verfluchten gerechnet, obwohl er ohne eigene Sünden war. Wie bereits erwähnt, war er mit dem Fluch unserer Sünden beladen.

Galater 2, Vers 19: „Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe.“

Paulus will hier sagen, daß für ihn das Gesetz des Glaubens (Römer 3,27), des Glaubens an das Opfer Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, jetzt gilt und daß für ihn nicht mehr das Gesetz der Werke, nämlich das Gesetz der Sündopfer zur Vergebung der Sünden, maßgebend ist.

Paulus verwirft hier keineswegs das Gesetz des Alten Bundes. Er richtet es sogar noch auf, wie wir ja in Römer 3, Vers 1 nachlesen können. Er will nur deutlich machen, daß er die Gnade im Neuen Bund zur Sündenvergebung ergriffen hat.

Durch das Gesetz des Glaubens ist das Gesetz der Werke (Opfer = Darbringung zur Sündenvergebung) aufgehoben. Er wußte sich frei von dem Gesetz der Werke. Er war durch den Glauben an das Opfer Jesu Christi nicht mehr unter dem Gesetz der Werke.

Römer 10, Vers 4: „Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.“ In der Konkordante Wiedergabe heißt diese Stelle: „Denn die Vollendung des Gesetzes ist Christus, zur Gerechtigkeit jedem, der da glaubt.“

Letztere Übersetzung ist wohl die bessere, weil nicht jeder, der glaubt, automatisch gerecht ist. Es sollte ja besser heißen, daß jeder, der glaubt, gerecht werden kann.

Wenn man sich den Kontext dieser Schriftstelle anschaut, wird auch hier deutlich, daß wiederum eine Gegenüberstellung gemeint ist, und zwar durch das Gesetz im Alten Bund, mit dem man durch Werke gerecht zu werden suchte, und durch das Gesetz des Neuen Bundes, das als wesentlichen Bestandteil den Glauben an Jesus Christus und an sein Opfer zur Vergebung der Sünden hat. Dies wird wohl auch aus Römer 10, Vers 5 deutlich, wo es heißt: „Mose nämlich schreibt von der Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt: Der Mensch, der das tut, wird dadurch leben.“

Die Tieropfer im Alten Bund wiesen auf das Opfer Christi hin. Als Christus kam, erfüllte er das Gesetz und machte es groß, indem er unter anderem die Tieropfer durch sein viel besseres Opfer ablöste und damit das Gesetz erst zur Vollendung brachte. Denn das Gesetz im Alten Bund war ja der Zuchtmeister auf Christus hin (Galater 3,24). Christus hat das Gesetz, so könnte man sagen, in Verbindung mit dem heiligen Geist und dem Glauben – beides war im Alten Bund nicht vorhanden – erst vervollständigt bzw. vollendet.

Gewiß sollen wir durch das Verständnis über das Gesetz und das Bemühen, es zu halten, so werden wie Christus ist, so daß das Ziel, wohin uns das Gesetz bringen soll, Christus ist. Auch in diesem Sinne ist Christus die Vollendung des Gesetzes.

Zusammenfassung

Das Gesetz und die Bedeutung dessen, was z. B. Paulus über das Gesetz schreibt, ist Gegenstand vieler Diskussionen gewesen und ist es auch heute noch. Nicht immer sind die Aussagen über das Gesetz im Wort Gottes leicht verständlich. Und Aussagen zum Gesetz gibt es auch im Neuen Testament viele.

Wir können uns glücklich schätzen, daß Gott uns den heiligen Geist zugänglich gemacht hat, der uns zum Verständnis von Gottes Wort führt, damit wir begreifen dürfen, daß das Gesetz des Alten Bundes nicht abgeschafft ist, sondern u. a. die wesentliche Änderung erfahren hat, daß nämlich die Unfähigkeit der Sündenvergebung im Alten Bund durch das Opfer Christi beseitigt wurde. Dadurch wurde das Gesetz groß und herrlich und zur Vollendung gebracht. Damit wurden auch die Opferriten für die heutige Zeit abgeschafft.

Im Millennium wird es zwar wieder einen Opferdienst geben, aber das Opfer Christi wird denen, die zum Glauben kommen, gewiß auch zur Verfügung stehen.

Wir und auch die, die unter dem ersten Bund gelebt haben, können durch den Glauben an das Opfer Christi jetzt wirkliche Vergebung haben. Wir brauchen nicht in Knechtschaft der Sünde zu leben. Wir gehören nicht zu dem physischen Jerusalem, das hier auf dieser Erde ist, sondern jetzt schon zu dem Jerusalem, das droben ist. So wie wir es in Galater 4, Verse 25-26 lesen.

Christus hat uns aus der Gefangenschaft der Sünde durch sein Blut losgekauft. Er hat uns frei gemacht von der Sünde, von der Sündenlast durch sein Opfer, und er hat uns befreit von dem, was die Sünde nach sich zieht, nämlich den Tod. Und dieses Opfer können wir immer wieder zur Vergebung unserer Sünden in Anspruch nehmen.

Dies ist eine wunderbare Wahrheit! Seien wir froh und dankbar darüber, denn das ewige Leben ist dadurch immer greifbar. Wir müssen nicht wie die Israeliten ein Leben lang Tieropfer bringen, die das Gewissen doch nicht reinigen können (Hebräer 9,13-14).

Nutzen wir die Zeit, die Gott uns in diesem Leben schenkt, um tiefer in sein Wort zu schauen und ein größeres Verständnis für sein Gesetz und sein Vorhaben mit den Menschen zu gewinnen. Das wird uns immer näher zu Gott und zu seinem herrlichen Reich führen.