Wer die historische Zuverlässigkeit des Neuen Testaments in Frage stellt, hat bereits einen Vorwand, die Lehre und Lebensweise Jesu Christi in Frage zu stellen.
Von der Redaktion
Im Laufe der Jahrhunderte haben die meisten Menschen, die an die Bibel glauben, ihre Zuverlässigkeit nicht in Frage gestellt. Sie waren überzeugt, daß die Bibel die Lehren Jesu Christi getreu darstellte. Heute leben wir aber in einer Zeit, in der fast alle Traditionen und Überzeugungen herausgefordert werden. Es soll uns daher nicht überraschen, wenn die Frage gestellt wird, ob das Neue Testament die Worte Jesu Christi wirklich getreu darstellt.
In diesem Artikel geht es um die Überlegung, ob das Neue Testament zu Lebzeiten der Apostel geschrieben wurde und die Zeit, in der Jesus und seine Apostel gelebt haben, zutreffend widerspiegelt.
Eines der Hauptargumente, mit denen man die Richtigkeit des Neuen Testamentes bestreiten will, ist, daß es erst lange nach der Zeit Christi geschrieben wurde. Mit diesem Argument verwirft man die Apostel und andere Augenzeugen des Lebens und der Lehren Jesu Christi als Autoren des Neuen Testamentes. Die Sichtweise, daß das Neue Testament erst viele Jahre nach dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi geschrieben wurde, fördert freilich die Denkweise, daß seine Lehren und Ermahnungen der Glaubwürdigkeit ermangeln.
Die Juden gehörten zu den ersten, die diese Theorie vertraten. In seinem Buch The Jewish People and Jesus Christ (Baker Book House, Grand Rapids, Michigan, 1979, Seite 18-19) erklärt Jacob Jocz eine allgemeine jüdische Ansicht: „Eine ähnliche Sichtweise vertritt Montefiore, der erklärt: ,Matthäus vereinigt oft die Pharisäer und die Sadduzäer. Wahrscheinlich hatte er nur eine vage, historisch falsche Vorstellung von den Pharisäern und den Sadduzäern. Alles, was er wußte oder wissen wollte, war, daß sie Gegner seines Heldes waren.‘ Eine solche Theorie impliziert drei Voraussetzungen: ein spätes Datum für die Abfassung der Evangelien in einer nichtjüdischen Kultur; vollständige Unwissenheit bezüglich des jüdischen Lebens, besonders bei dem Autor Matthäus…; das Verschwinden der Partei der Sadduzäer unmittelbar nach der Vernichtung Jerusalems 70 n. Chr.“
Freilich akzeptieren die meisten Juden Jesus nicht als ihren Erlöser. Daher hatten sie ihre eigenen philosophischen Gründe für die Ablehnung der Echtheit des Neuen Testamentes. Jedoch sind die Beweise für ein Abfassungsdatum des Neuen Testamentes zur Zeit der Apostel stichhaltig. Sehen wir uns einige Beispiele an.
Interne Beweise
In den Evangelien selbst gibt es starke Beweise, daß sie von den Aposteln oder denen, die den Aposteln nahestanden, geschrieben wurden.
Zu Beginn des Lukasevangeliums heißt es: „Viele haben es schon unternommen, Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, wie uns das überliefert haben, die es von Anfang an selbst gesehen haben und Diener des Worts gewesen sind“ (Lukas 1,1-2). Lukas redete mit „Augenzeugen“ der Ereignisse, die er festhielt. Ein Augenzeuge ist jemand, der das Ereignis buchstäblich miterlebt hat.
Es gibt viele andere Stellen im Neuen Testament, wo der Autor Tatsachenberichte von Ereignissen für sich in Anspruch nimmt. Der Apostel Johannes hielt fest: „Dies ist der Jünger, der dies alles bezeugt und aufgeschrieben hat, und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist. Es sind noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn aber eins nach dem andern aufgeschrieben werden sollte, so würde, meine ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären“ (Johannes 21,24-25).
Beachten Sie nochmals, daß der Autor behauptet, „Jünger“ Christi gewesen zu sein, der Augenzeuge der von ihm festgehaltenen Ereignisse war. Der Kontext unterstützt außerdem die Behauptung des Autors, daß er selbst die Ereignisse erlebte, die er festhielt.
Im zweiten Petrusbrief finden wir einen weiteren Beweis, daß das Neue Testament ein Augenzeugenbericht der Leiden Christi ist: „Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen“ (2. Petrus 1,16). Wieder sehen wir starke interne Beweise, daß dieses neutestamentliche Buch von jemandem geschrieben wurde, der selbst die Ereignisse gesehen hatte. Der Apostel Petrus wußte, daß es nach seinem Tod etliche geben würde, die an den Wundern, die zu Christi Lebzeiten auf Erden stattgefunden hatten, zweifeln würden.
Archäologische Beweise
Es gibt auch gute archäologische Beweise, daß das Johannesevangelium im ersten Jahrhundert geschrieben wurde. Die Zeitschrift Bible Review veröffentlichte einen sehr hilfreichen Artikel über das Johannesevangelium. Der Artikel behandelt den in Johannes 5, Vers 2 erwähnten Teich: „Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen.“
Dieser Teich wird von keinem anderen Autor der Antike erwähnt. Aus diesem Grund haben manche Gelehrte die Existenz dieses Teichs in Frage gestellt. Weil die Bibel aber seine Existenz behauptete, „beschlossen Archäologen…, genau dort zu graben, wo der Autor des Johannesevangeliums die Existenz eines Heilungsteichs erwähnt hatte. Ihre Ausgrabungen legten einen alten Teich mit Säulenhallen und Heiligtümern frei, die dem griechischen Gott der Heilung, Asclepius, geweiht waren“ (James H. Charlesworth, „Reinterpreting John“, Bible Review, Februar 1993, Seite 20).
Wenn der Autor des Johannesevangeliums im ersten Jahrhundert nicht selbst dort gewesen wäre, wie hätte er von einem Teich wissen können, den kein anderer Autor der Antike beschrieben hat? Hier ist ein zwingender Beweis, daß das Johannesevangelium im ersten Jahrhundert geschrieben wurde.
Ein anderes Detail der neutestamentlichen Geschichte ist die Regentschaft von Pontius Pilatus in Judäa von ca. 26-36 n. Chr. Das Anchor Bible Dictionary zeigt ein Foto einer Inschrift von Pontius Pilatus; sie wurde 1961 in Cäsarea entdeckt. Damit beweist eine weitere archäologische Entdeckung ein in den Evangelien enthaltenes geschichtliches Detail.
Beweise aus Manuskripten
Einer der Faktoren, die den Gelehrten Schwierigkeiten bereiten, die versuchen, das Neue Testament von den Ereignissen, die das Buch beschreiben will, zu distanzieren, ist die Existenz von Pergament- und Papyrusfragmenten. Diese liegen für mindestens zwei der Evangelien vor, und zwar sind sie bis auf Jahrzehnte des Abfassungsdatums der Evangelien datiert worden.
Die John Rylands University in Manchester, England, besitzt ein Fragment des Johannesevangeliums, das auf das Jahr 120 n. Chr. datiert wurde. Das würde bedeuten, daß dieses Fragment des Johannesevangeliums 30 bis 40 Jahre älter ist als sein angebliches Abfassungsdatum in den Jahren 80-90 n. Chr. Die Datierung dieses Fragmentes wird allgemein als zuverlässig akzeptiert, selbst von liberalen Gelehrten.
In den letzten zwei Jahren ist eine große Debatte in akademischen Kreisen bezüglich der Datierung des Matthäusevangeliums entstanden. Diese gründet sich auf einige Papyrusfragmente des Matthäusevangeliums, die an dem Magdalen College in Oxford, England, aufbewahrt werden. Kürzlich wurden diese Fragmente von dem bekanntesten Papyrologen in der ganzen Welt, Carsten Thiede aus Deutschland, untersucht, der sie auf Mitte der 50er Jahre des ersten Jahrhunderts datiert hat – wieder innerhalb von ein oder zwei Jahrzehnten nach dem ursprünglichen Abfassungsdatum des Matthäusevangeliums. Dieses Ergebnis ist freilich nicht ohne seine Kritiker, denn das Resultat der Datierung erhöht die ganze Glaubwürdigkeit der biblischen Berichte.
Wenn man zu der Datierung dieser Fragmente die geschichtliche und kulturelle Richtigkeit der neutestamentlichen Berichte hinzufügt, ergibt sich eine genaue Beschreibung des Lebens im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung.
Nach der Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer in den späten 1940er Jahren interessierten sich jüdische Gelehrte für neutestamentliche Studien. Das Ergebnis ist, daß sie das Neue Testament als Beschreibung einer jüdischen, nicht einer „christlichen“ Gesellschaft sehen. Jahrhundertelang haben Gelehrte das Johannesevangelium als ein Werk Platos betrachtet. Im Lichte der Schriftrollen vom Toten Meer ist das Johannesevangelium aufs neue untersucht worden und wird von vielen für das jüdischste der Evangelien gehalten.
Andere Beweise
Auch andere Quellen der Antike bestätigen die Richtigkeit des Neuen Testamentes. Pilatus ist eine der Hauptfiguren, die an dem Tod Jesu Christi beteiligt waren. Auf die archäologische Bestätigung seiner Amtszeit im ersten Jahrhundert in Palästina haben wir bereits hingewiesen. Lesen wir jetzt Matthäus 27, Vers 2: „Sie banden ihn, führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus.“
Auch Josephus bestätigt, daß Pilatus in der Zeit Christi ein römischer Herrscher in Palästina war: „Nun aber verlegte Pilatus, der Statthalter Judäas, das Heer von Cäsarea nach Jerusalem, um es dort für den Winter einzuquartieren und um die jüdischen Gesetze abzuschaffen“ (Josephus, Jüdische Altertümer, 18:3,1). Wenn man den Bericht des Josephus über Pilatus liest, findet man eine ähnliche Beschreibung wie die in den Evangelien bezüglich der Beziehung zwischen Pilatus und den Juden. Seine Beziehung zu ihnen war von Streit gekennzeichnet. Sie hatten nicht die besten Beziehungen zueinander und hatten oft Streit.
Philo, ein anderer jüdischer Autor, schrieb über Pilatus’ „Verdorbenheit und seine beleidigenden Taten, seine Plünderung, seine Gewohnheit, das Volk zu beleidigen, seine Grausamkeit, seine unaufhörlichen Morde an Menschen ohne Gerichtsverhandlung und Verurteilung und seine endlose, grundlose und schreckliche Unmenschlichkeit“ (The Works of Philo, übersetzt von C. D. Yonge, Hendrickson Publishers, Peabody, Massachusetts, 1993, Seite 784).
Die Beschreibung von Pilatus’ Taten durch Philo ähnelt den Berichten in den Evangelien über seine Vorgehensweise Christus gegenüber, beispielsweise in Matthäus 27, Vers 26: „Da gab er ihnen Barabbas los, aber Jesus ließ er geißeln und überantwortete ihn, daß er gekreuzigt werde.“ Pilatus hätte Christus Gnade erweisen können! Er wußte, daß die Juden ihn aus Eifersucht überantwortet hatten, um ihn hinrichten zu lassen. Pilatus vermutete, daß Christus unschuldig war und war geneigt, ihn freizulassen. Jedoch aufgrund politischen Drucks ließ er ihn kreuzigen, nachdem er ihn hatte geißeln lassen. In der Tat zeigen Philo und die Evangelien, daß Pilatus ein grausamer Herrscher war.
Eine andere im Neuen Testament oft erwähnte Gruppe sind die Pharisäer. Auch in diesem Fall finden wir eine Bestätigung der neutestamentlichen Aussagen über sie durch Josephus: „Jedoch erfüllte dieser günstige Stand der Dinge die Juden mit Neid gegenüber Hyrcanus; aber die Gruppe, die ihm am übelsten gesinnt war, waren die Pharisäer, eine der Sekten der Juden, wie wir Sie bereits informiert haben. Diese haben einen so großen Einfluß auf das Volk, daß, wenn sie etwas gegen den König oder den Hohenpriester sagen, man ihnen sofort Glauben schenkt“ (Josephus, Jüdische Altertümer, 13:10,5).
Die Pharisäer hatten großen Einfluß auf das gewöhnliche Volk zur Zeit Christi. Auch die Evangelien deuten an, daß die Pharisäer eine mächtige Sekte zur Zeit Christi waren: „Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern und sprach: Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer“ (Matthäus 23,1-2). Wieder bestätigt eine unabhängige Quelle eine Aussage der Evangelien – die Pharisäer waren einflußreiche Führer zur Zeit Christi.
Vor der Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer behaupteten einige, daß gewisse im Johannesevangelium befindliche Ideen die für das dritte Jahrhundert typische neuplatonische philosophische Sichtweise widerspiegelten. Die Schriftrollen vom Toten Meer haben jedoch diese Vorstellung geändert.
In Johannes 3, Verse 19-21 lesen wir: „Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, daß seine Werke in Gott getan sind.“
Es wurde argumentiert, daß dies keine „jüdische“ Vorstellung sein könnte – sie wäre viel später aufgekommen. Jetzt gibt es stichhaltige Beweise, daß diese Ideen in der Tat „jüdisch“ waren und im ersten Jahrhundert anzutreffen waren, als die Apostel lebten.
Die Einführung zu dem bereits zitierten Artikel in Bible Review stellt fest: „Das Johannesevangelium ist jetzt Gegenstand neuer, gründlicher Untersuchungen. Dank der Entdeckung neuer Manuskripte – vornehmlich darunter sind die Schriftrollen vom Toten Meer – unterzieht sich das Studium des Johannes einer Revolution. James Charlesworth … erklärt, warum man jetzt meint, das Johannesevangelium sei fast ein Jahrhundert früher geschrieben worden als bisher angenommen und das jüdischste aller Evangelien sei“ (Seite 20). Neue Beweise haben also erneut gezeigt, daß das Johannesevangelium eine im ersten Jahrhundert entstandene Niederschrift ist und tatsächlich jüdisch ist. Es spiegelt das jüdische Denken jener Zeit wider und ist nicht erst später entstanden.
Wir können zuversichtlich sein, daß die Evangelien im ersten Jahrhundert geschrieben wurden und die Lehren der Apostel getreu darstellen. Für diese Behauptung gibt es archäologische, interne und andere Beweise.
Es gibt noch viel mehr archäologische Beweise, daß die Evangelien und die anderen neutestamentlichen Bücher akkurat sind, aber ihre Behandlung würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Weitere Beweise finden Sie in den Büchern Die Fakten des Glaubens (Josh McDowell, Hänssler-Verlag, 2002) und The New Testament Documents – Are They Reliable? (F. F. Bruce, Erdman’s Publishing Company, 1943). Wir können uns darauf verlassen, daß es ausreichende Beweise für die Entstehung der Evangelien im ersten Jahrhundert gibt und daß sie die Worte und Taten Jesu wahrheitsgetreu wiedergegeben!
Die Überlieferung des biblischen Textes
Wie zuverlässig wurde der Text der Bibel überliefert? Kein anderes Werk des Altertums vermag mit einer ähnlichen Menge von Textmanuskripten aufzuwarten. Das gilt für das Alte ebenso wie für das Neue Testament. Wenige alte Bücher sind, was Handschriften anbelangt, die bis dicht an die Entstehungszeit des Originals heranreichen, besser bezeugt als die beiden Teile der Bibel.
„Antike Handschriften in Palästina entdeckt“, so hieß die Überschrift einer scheinbar nicht so wichtigen Meldung am 12. April 1948 in der Londoner Times. Gemeint waren die Schriftrollen vom Toten Meer, die man in einer Höhle bei Qumran nahe des Toten Meeres entdeckte. Darunter war eine vollständige Schriftrolle des Buches Jesaja aus dem Alten Testament sowie andere Teile der hebräischen Bibel. Die Jesajarolle, im 2. Jahrhundert vor Jesu Geburt angefertigt, bestätigte die Genauigkeit der jüdischen Bibelüberlieferung. Ein Vergleich dieser Schriftrolle mit mittelalterlichen Handschriften, die mehr als 1000 Jahre älter waren, ergab, daß es nur einige unbedeutende Textschwankungen gab.
Beim Neuen Testament ist die Fülle der Textzeugnisse überwältigend. Es existieren nämlich mehr als 5000 Manuskripte, die das Neue Testament ganz oder teilweise enthalten. Darunter befinden sich bedeutende Teile des Neuen Testaments aus der Zeit um 200 n. Chr. und das ganze Neue Testament innerhalb von 200 Jahren nach seiner Entstehungszeit. Darunter ist ein kleines Stück von einem Papyrusbogen, das in der „John Rylands“-Bibliothek in Manchester (England) aufbewahrt wird, eines der interessantesten Schriftzeugnisse überhaupt. Das Bruchstück enthält Teile des Johannesevangeliums und wurde nach Meinung der Experten vor 150 n. Chr. geschrieben.
Geht man davon aus, daß der letzte Teil des Neuen Testaments Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. geschrieben wurde, dann ist das Textstück aus Johannes keine fünfzig Jahre vom Original entfernt! Dazu schrieb Sir Frederic Kenyon, Direktor des Britischen Museums: „Die Zeitspanne zwischen der Datierung der ursprünglichen Texte und der frühesten erhaltenen Belege ist so klein, daß sie vernachlässigt werden kann, womit uns die letzte Grundlage für jeden Zweifel daran entzogen ist, daß der Text der Heiligen Schrift im wesentlichen genauso überliefert wurde, wie er ursprünglich lautete. Damit können sowohl die Authentizität als auch die weitgehende Unverfälschtheit der Schriften des Neuen Testaments als endgültig erwiesen gelten“ (F. Kenyon, The Bible and Archaeology, 1940, Seite 288-289).
Wer sich mit Altertumskunde und der Literatur der Antike befaßt, könnte in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen, hätte er auch nur einen kleinen Teil dessen vor Augen, was Theologen bereits an altertümlichen Zeugnissen und Belegmaterial wichtiger Dokumente zutage gefördert haben. Die einflußreichsten nichtbiblischen Werke des Altertums waren die umfangreichen epischen Dichtungen Homers, die Ilias und die Odyssee. Die Ilias soll um 700 v. Chr. entstanden sein, die Odyssee ein halbes Jahrhundert später. Die ältesten Papyrusfragmente dieser Werke stammen jedoch aus dem 3. Jahrhundert nach Christus, also fast 1000 Jahre später. Das älteste Manuskript gar, das die ganze Ilias enthält, datiert aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. Mit der Odyssee verhält es sich ähnlich. Herodot, der „Vater der Geschichtsschreibung“, verfaßte seine Werke im 5. Jahrhundert vor Christus, doch die beiden besten Manuskripte stammen aus dem Mittelalter (10. und 11. Jahrhundert).
F. F. Bruce, Professor für Bibelkritik und Exegese an der Universität von Manchester, schrieb über die textliche Bezeugung des NT im Vergleich zu anderen klassischen Werken: „Wir haben viel mehr Unterlagen für die neutestamentlichen Schriften als für die meisten Schriften klassischer Autoren, deren Echtheit anzuzweifeln niemandem einfallen würde. Wäre das Neue Testament eine Sammlung von weltlichen Schriften, so wäre seine Echtheit im allgemeinen über alle Zweifel hoch erhaben.“