Im Nahost-Konflikt darf man die Wichtigkeit dieser Frage nicht unterschätzen.

Von der Redaktion

Einige behaupten, daß die Palästinenser aus ihrem Land vertrieben und sie dadurch um das betrogen wurden, was rechtmäßig ihnen gehört. Andere sagen, daß die Israelis ein Recht auf ihren Staat haben, einschließlich der in kriegerischen Handlungen eroberten Gebiete. Die gegenwärtige US-amerikanische Administration spricht in bezug auf die israelische Präsenz in palästinensischen Städten von „Besetzung“ und deutet damit an, daß die Israelis in fremdes Gebiet eingedrungen sind. Wem gehört das Land wirklich? Die Antwort wird uns vielleicht überraschen.

„Palästina“ ist ein Begriff, der sich im wesentlichen auf ein Gebiet im Südwesten Asiens am östlichen Ende des Mittelmeers bezieht. Dieselbe Region enthält den modernen Staat Israel. Seit Gründung ihrer Nation 1948 haben die Israelis eine fruchtbare, produktive und wohlhabende Nation aus einer Wüstenregion geschaffen. Sie haben sich als herausragende Verwalter ihres Heimatlandes erwiesen.

Aber ist es ihr Heimatland? Oder gehört es den Palästinensern? „Palästinenser“ ist ein allgemein gebräuchlicher Begriff für die Nachkommen von ungefähr 780 000 Arabern, die 1948 als Resultat eines Krieges zwischen fünf arabischen Ländern und dem neugegründeten Staat Israel zu Verschleppten wurden.

Am Anfang des Krieges verließen einige Araber ihre Häuser in Furcht, während andere in dem Glauben gingen, daß sie eines Tages zurückkehren würden. Natürlich haben sie nicht erwartet, daß die Israelis diesen Krieg gewinnen würden, und schon gar nicht so einen einseitigen Sieg. Seit dieser Zeit wohnen diese entwurzelten Menschen und ihre Nachkommen in „vorübergehenden“ Flüchtlingslagern, ohne ein Land, das sie ihr eigen nennen können.

Der bittere Streit über den Besitz Palästinas hält bis heute an. Kein Volk ist bereit, den Anspruch totaler territorialer Kontrolle zu akzeptieren. Wie bei jedem komplexen Streit gibt es viele Wege, die zugrundeliegenden Probleme zu präsentieren.

Wie die Israelis zu ihrem Hoheitsgebiet kamen

Die Israelis glauben, daß sie aus verschiedenen Gründen ein legitimes Recht auf eine Heimat im Nahen Osten haben. Einer der wichtigsten ist, daß sie das Land erfolgreich im 1948er Krieg und in den nachfolgenden Kriegen verteidigt haben. Gehört das Land deshalb ihnen, weil sie in der Lage waren, es zu verteidigen? Wie kamen sie überhaupt in den Besitz des Landes?

Vor der Gründung des israelischen Staates befand sich Palästina unter britischer Kontrolle. Die Briten versprachen aus politischen Gründen den Bewohnern des Landes – sowohl Arabern als auch den jüdischen Immigranten – eine „palästinensische“ Heimat. Die Araber hatten den Briten geholfen, die osmanischen Türken zu besiegen, und man versprach ihnen im Gegenzug die Kontrolle über Palästina. Somit könnten die palästinensischen Araber also mit Recht sagen, daß Palästina ihr Land sei. Aber macht dieser Umstand es wirklich zu ihrem Land?

Zur selben Zeit waren die Briten aber auch daran interessiert, die politische Unterstützung der Juden in verschiedenen Teilen des britischen Empires auszudehnen. So versprachen sie den Juden als Bewohnern Palästinas dasselbe Land!

Die Briten verstanden nicht, wie wichtig beiden Völkern das Land war, und sahen deshalb nicht voraus, daß die arabischen Palästinenser und die Juden jeweils für sich einen Anspruch auf dasselbe Land erheben würden.

Als die britisch-arabische Allianz Jerusalem 1917 von der osmanischen Herrschaft befreite, überstieg die Zahl der arabischen Palästinenser die der jüdischen Siedler um eine Vielzahl, obwohl seit den letzten 20 Jahren des 19. Jahrhunderts immer mehr jüdische Einwanderer in die Gegend gekommen waren.

Aufgrund des ansteigenden Antisemitismus hatte Theodor Herzl 1897 die zionistische Weltorganisation gegründet, die vorsah, daß europäische Juden nach Palästina auswandern konnten, um so der Verfolgung zu entkommen.

In den 1930ern, als das Naziregime seinem Höhepunkt zustrebte und die Sympathien gegenüber den Juden weltweit abnahmen, verließen immer mehr Juden ihre Heimatländer in Europa. Die Briten versuchten aus Rücksicht auf ihre arabischen Verbündeten die jüdische Emigration nach Palästina zu begrenzen. In diesem Klima versprachen sie dann sowohl den Arabern als auch den Juden das Land Palästina. Heute vergeht kaum ein Tag, an dem nicht von palästinensischen Selbstmordattentätern auf den Straßen Israels berichtet wird. In der Zeit vor dem arabisch-israelischen Krieg von 1948, der mit der Kontrolle Israels über fast ganz Palästina endete, wurde der Terrorismus von beiden Seiten praktiziert. Einer der jüdischen Terroristen, der damals Anschläge gegen die britischen Truppen plante und ausführte, wurde später zum Premierminister von Israel – Menachem Begin. Er war bekannt dafür, Palästina „Judäa“ oder „Samaria“ zu nennen, Namen aus der Zeit, als das alte Israel aus biblischer Zeit im Land wohnte.

Nachdem sie nicht in der Lage waren, eine befriedigende Lösung für beide Seiten zu finden, wandten sich die Briten auf der Suche nach Hilfe an die Vereinten Nationen.

1947 schlug die UNO die Aufteilung des Landes unter beiden Völkern vor. Der Mufti von Jerusalem, Sprecher der palästinensischen Araber, wies diese Lösung zurück. Die damaligen jüdischen Immigranten akzeptierten den Vorschlag. Unter der Führung von David Ben Gurion rief sich Israel selbst am 14. Mai 1948 zum Staat aus. Obwohl sie zahlenmäßig überlegen waren, flohen die palästinensischen Araber aus Israel und zählten auf ihre arabischen Brüder, diesen neuen jüdischen Staat im Keim zu ersticken und Palästina wieder in ihre Hände zu geben.

Freilich ist dies nicht eingetreten.

Wer ist zuerst da gewesen?

Wenn man versucht, die palästinensische Frage dadurch zu lösen, „wer zuerst da war“, stößt man unweigerlich auf Schwierigkeiten. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert waren es die Araber, die zuerst in Palästina waren. Gehört das Land damit rechtmäßig ihnen? Nicht so schnell. Gehen wir noch ein bißchen weiter zurück – eintausend Jahre weiter.

Historiker meinen, daß das Land zuerst von den Kanaanitern bewohnt wurde. Demnach gehörten ihnen und ihren Nachkommen das Land. Aber ein militärisch mächtiges Volk, bekannt als die Philister, eroberte das kanaanitische Land. Wenn die Nachfahren der Philister immer noch das dominierende Volk in Palästina wären, könnten sie deshalb einen rechtmäßigen Anspruch auf das Land erheben, weil ihre Vorfahren zuerst „da“ waren?

So einfach ist es nun auch wieder nicht.

Ein anderes Volk kam in das Land Kanaan – sie waren die Nachfahren eines Mannes namens „Eber“, dessen Name „die andere Seite“ bedeutet. Das Volk wurde als die „Hebräer“ bekannt, welche von „der anderen Seite“ des Euphrats nach Kanaan kamen. Ihr berühmter Patriarch war Abraham.

Das erste Buch Mose, Kapitel 12 berichtet von seiner Immigration nach Kanaan. Als er und seine Familie in diesem Land ankamen, geschah etwas Erstaunliches. Der Schöpfergott erschien Abram, wie er damals hieß, und gab ein unglaubliches Versprechen: „Deinen Nachkommen will ich dies Land geben“ (Vers 7). Eine höhere Autorität als diese kann es nicht geben – größer noch als die militärischen Philister, höher als das große britische Empire, den Vereinten Nationen überlegen – der allmächtige Gott verschenkte das Land. Besitz bestimmt also nicht das Recht auf Besitz. Das Land wurde den Kanaanitern weggenommen.

Da die Juden aber Abrahams Kinder sind, gehört ihnen dann nicht doch das Land? Nein, so einfach ist es nicht. Zwei große Völker stammten von Abrahams Söhnen Isaak und Ismael ab. Von Isaak stammte Jakob ab, später auch Israel genannt, und von diesem 12 Stämme (oder 13, je nachdem, wie man sie zählt). Die Juden sind die Nachfahren nur eines dieser Stämme, nämlich Juda.

Weiterhin sind die Araber die Nachfahren Ismaels! Wer hat also das Recht auf das Land Palästina?

Gottes Versprechen an Abraham wurde gegenüber Isaak und Jakob (Israel) wiederholt, um Gottes Absicht deutlich zu machen, daß die Linie Isaaks das Land erben sollte.

Religiöser Anspruch der Juden und Muslime

Die Geschichte ging nicht gerade zimperlich mit dem alten Israel um, denn es mußte darum kämpfen, das Land einzunehmen und zu behalten. Ein Bürgerkrieg teilte das Land in zwei Nationen, bekannt als Judäa und Samaria. Als Menachem Begin das moderne Palästina mit diesen Namen bezeichnete, bezog er sich auf diese stürmische Zeit in der Geschichte Palästinas. Er wollte damit betonen, daß die Juden einen religiösen Anspruch auf das Land hätten.

Religion spielt auch aus palästinensischer Sicht eine Rolle. Nach Aussage des CIA World Factbook sind 75 Prozent der Palästinenser Muslime. Im 7. Jahrhundert n. Chr. begann die 1300jährige Herrschaft der Muslime über das Gebiet, welches ursprünglich als „Filastin“, ein Vorläufer von „Palästina“, bekannt war. (Eine sprachliche Verbindung zu der Bezeichnung der alten Philister scheint offensichtlich zu sein.)

„Palästina war den Muslimen heilig, weil der Prophet Mohammed Jerusalem zur ersten qibla (die Gebetsrichtungen der Muslime) bestimmt hatte. Man glaubt auch, daß er während einer nächtlichen Reise von Salomos Tempel aus in den Himmel aufgefahren ist, von der Stelle, wo später der Felsendom gebaut wurde. Jerusalem wurde zur drittheiligsten Stadt des Islams“ (Encarta Online Encyclopedia, 2002, Stichwort „Palestine“, Seite 4).

Professor Moshe Sharon, Professor für mittelalterliche islamische Geschichte, sprach in einem Vortrag im letzten Herbst über den Zusammenhang zwischen dem „Islam und dem Territorium“, nach den strengsten Regeln des Islams: „Diese Kultur schuf eine sehr wichtige, fundamentale Regel bezüglich des Territoriums. Alle Gebiete unter islamischer Herrschaft können nicht wieder ,entislamisiert‘ werden. Selbst wenn zu irgendeinem Zeitpunkt ein [nicht-muslimischer] Feind ein Gebiet unter islamischer Herrschaft erobert, wird es doch für immer als islamisch angesehen. Deshalb geht es bei arabisch-israelischen Konflikten immer um die Gebiete, das Territorium. Es gibt andere Aspekte, doch das Territorium ist sehr wichtig“ (www.mjaa.org).

Deshalb glauben viele palästinensische Muslime, daß auch sie ein religiöses Recht auf das Land Palästina haben. Deshalb kämpfen sie so grimmig entschlossen dafür.

Also, wem gehört das Land? Niemand geringeres als der Schöpfergott erhob Anspruch auf das Land und das Recht, den Erben zu nennen. Wem gab er das Land?

Das Land geht an das Volk des Bundes

Von Anfang an verknüpfte Gott sein Versprechen, das er Abraham und später Isaak, Israel und seinen Kindern machte, mit einem Bund. Es handelt sich hierbei nicht um einen Bund, der unter gleichrangigen Verhandlungspartnern ausgehandelt wird, sondern eher um ein Abkommen, das ein Souverän einem Volk aufgibt, das er erobert hat. Kurz gefaßt teilte Gott diesem Volk mit, daß er es zu einem bestimmten Zweck ausgewählt hatte. Sinngemäß sagte er: „Ich, für meinen Teil, verspreche euch das Land Kanaan [Palästina] zu geben. Euer Teil ist es, nach den Regeln oder dem heiligen Gesetz zu leben, das ich euch gebe. Wenn ihr euren Teil des Bundes brecht, bin ich nicht mehr länger an mein Wort gebunden.“

Psalm 105 ist eine der vielen Stellen in der Bibel, die sich auf diesen Bund beziehen, der das Land Palästina als Teil des göttlichen Segens ernannte: „Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat, seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes, du Geschlecht Abrahams, seines Knechts, ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten! ... Er gedenkt ewiglich an seinen Bund, an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter, an den Bund, den er geschlossen hat mit Abraham, und an den Eid, den er Isaak geschworen hat. Er stellte ihn auf für Jakob als Satzung und für Israel als ewigen Bund und sprach: Dir will ich das Land Kanaan geben, das Los eures Erbteils“ (Verse 5-11).

Von den Angehörigen des Volkes wurde aber erwartet, daß sie „seine Gebote hielten und seine Gesetze bewahrten“(Vers 45). Mit der Zeit entfernte das alte Volk Israel sich von seinen Verpflichtungen. Großzügig und gnädig arbeitete Gott viel länger mit ihm, als er es hätte müssen. Es kam aber die Zeit, in der er den Bund für gebrochen erklärte: „Die Erde ist entweiht von ihren Bewohnern; denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und brechen den ewigen Bund“ (Jesaja 24,5).

Welchen Nachkommen Abrahams gehört nun das Land Palästina? Diejenigen, denen Gott es zuerst gab, brachen den Bund und sind nie zu ihren Bundesverpflichtungen zurückgekehrt.

Schaut man deshalb auf denjenigen, der als Einziger das Recht besitzt, das Land zu vergeben, so haben die Nachkommen Jakobs heute – ob Jude oder Nichtjude – keinen Anspruch auf das Land vor irgendeiner anderen ethnischen Gruppe. (Man darf nicht vergessen, daß die Juden in Israel eine Minderheit der Juden weltweit sind und daß die Juden insgesamt nur einen kleinen Teil der Nachkommen Israels ausmachen.)

Wenn Abraham aber keine Nachkommen im Sinne des Bundes hat, den Gott am Berg Sinai mit dem Volk Israel schloß, wer gehört dann heute zum „Volk des Bundes“, wer wird dieses blutgetränkte Land erben? Nun, es gibt immer noch Nachkommen Abrahams! Gott dehnte sein Versprechen auf die ganze Erde aus (Römer 4,13).

Diejenigen, die Teil von Gottes Neuem Bund sind, werden Miterben mit Abraham sein: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben“ (Galater 3,26-29; Hervorhebung durch uns).

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