Sind Sie sicher, daß Sie verstehen, wie Gott wirkt – wie er arbeitet? Ein richtiges Verständnis hilft uns, Bibelstellen zu verstehen, die sonst verwirrend wären.
Von Kurt Schmitz
Arbeiten Sie gerne? Man sagt, daß Arbeit das Leben süß macht. Sehen Sie das nicht auch so? Nun ja, werden Sie vielleicht sagen, ich könnte mir eigentlich etwas Besseres vorstellen, was das Leben süß macht!
Wenn wir an Arbeit denken, meinen wir wahrscheinlich unseren Job, der uns vielleicht nicht immer so gefällt, mit dem wir aber das notwendige Geld in diesem Leben verdienen. Haben Sie je darüber nachgedacht, daß Gott arbeitet?
Gott und Jesus „wirken“
Als Jesus einen Kranken am Teich Betesda in Jerusalem relativ kurz nach dem Beginn seiner Verkündigungsarbeit gesund gemacht hatte (Johannes 5), murrten die Juden, weil diese Heilung am Sabbat geschah. Etwas später sagte Jesus ihnen zu diesem Thema: „Mein Vater wirkt bist auf diesen Tag, und ich wirke auch“ (Johannes 5,17).
Ja, der himmlische Vater und auch Jesus Christus arbeiten, sie wirken und lenken ständig. Der Vater hat sich nicht zur Ruhe gesetzt. Er ist nicht in Rente gegangen, um seinem Sohn nun alles zu überlassen. Nein, er wirkt unermüdlich im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Juden verstanden nicht, was Jesus sagen wollte. Sie sahen in seinen Aussagen nur einen weiteren Grund, wofür Jesus den Tod verdient hätte. Nicht nur, daß sie der Meinung waren, Jesus würde den Sabbat gebrochen haben, sie waren auch empört darüber, daß Jesus Gott seinen Vater nannte. Dadurch, so meinten sie, würde Jesus sich selbst Gott gleich machen. Und dies war des Todes würdig.
Die Juden hatten nicht begriffen, daß Gott ein Vater war, der einen Sohn hatte. Jesus versuchte ihnen zu erklären, wie Vater und Sohn zusammen arbeiten, wie Vater und Sohn zusammen wirken – wie die Arbeitsweise zwischen dem Vater und ihm ist.
Dazu lesen wir in Johannes 5, Verse 19-20: „Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. Denn der Vater hat seinen Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, so daß ihr euch verwundern werdet.“
Jesus wiederholt dies noch einmal in Vers 30. Dennoch zeigt die Heilige Schrift, daß die Juden Jesus nicht verstanden. Sie waren verblendet – verstockt, wie Paulus es ja auch in 2. Korinther 3, Vers 14 ausdrückt. Sie trachteten Jesus wegen seiner Worte und Taten sogar nach dem Tode.
Sind Sie sicher, daß Sie verstehen, wie Gott wirkt – wie Gott arbeitet?
Widersprüche in der Bibel?
Wir verstehen auch noch nicht alles, was wir im Wort Gottes lesen. Wir werden auch noch nicht alles verstehen, bis Christus wiederkommt. Aber dennoch kann uns einiges klarer werden, wenn wir das Wirken Gottes besser verstehen.
So gibt es eine ganze Reihe von Stellen, die uns widersprüchlich erscheinen. Beispielsweise 1. Mose 32, Verse 23-32: Hier lesen wir, daß Jakob mit Gott gerungen hat. Schlagen wir aber Hosea 12, Vers 5 auf, dann wird dort gesagt, daß Jakob mit einem Engel gerungen hat. Wie ist das zu begreifen? Ist das ein Widerspruch?
Wir werden dies verstehen, wenn wir die Frage „Wie wirkt Gott?“ beantwortet haben. Wir werden dadurch auch die Bedeutung von Christus tiefer und vielleicht auch ein wenig mehr vom Wesen Gottes verstehen lernen.
Schauen wir uns nun hierzu einige Bibelstellen an, die widersprüchlich zu sein scheinen, die uns aber in Wirklichkeit zur Beantwortung unserer gestellten Frage hinführen.
In Johannes 1, Vers 18 lesen wir: „Niemand hat Gott je gesehen.“ Das gleiche lesen wir auch in Johannes 5, Vers 37: „Und der Vater, der mich gesandt hat, hat von mir Zeugnis gegeben. Ihr habt niemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen“ (alle Hervorhebungen durch uns).
Daraus kann man doch folgern, daß niemand Gott je gesehen, noch jemand seine Stimme gehört hat. In Kolosser 1, Vers 15 wird bestätigt, daß man Gott nicht sehen kann: „Er (Christus) ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.“
Dann heißt es aber in 4. Mose 12, Verse 7-8: „Aber so steht es nicht mit meinem Knecht Mose; ihm ist mein ganzes Haus anvertraut. Von Mund zu Mund rede ich mit ihm, nicht durch dunkle Worte oder Gleichnisse, und er sieht den Herrn in seiner Gestalt.“
Einerseits heißt es, daß niemand Gott je gesehen hat. Dann heißt es andererseits, daß Mose des Herrn Gestalt sah. Wie ist das zu verstehen?
Wer spricht bzw. handelt?
Zunächst muß man wissen, daß mit dem Wort Gott im Neuen Testament fast immer Gott, der Vater, gemeint ist, obwohl Christus auch Gott ist. Der Sohn von Gott ist auch Gott. In Hebräer 1, Verse 8-9 wird Christus Gott genannt.
Wenn es also heißt, daß niemand Gott gesehen oder gehört hat, dann kann hier nur Gott, der Vater, gemeint sein. Mose konnte demnach Gott, den Vater, nicht gesehen haben, weil Gott, der Vater, ja unsichtbar ist. Mose hat laut 2. Mose 33, Verse 20-23 auch nur den Herrn von hinten gesehen, weil niemand das Angesicht des Herrn sehen konnte, ohne sterben zu müssen.
Dennoch kann man sagen, daß Mose sogar Gott gesehen hat. Einmal, weil der Sohn auch Gott war, und zum anderen, weil Gott in Christus und Christus in Gott war. Christus war das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. In Johannes 14, Vers 9 sagte Jesus selbst: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“
Es gibt freilich andere Bibelstellen, die ebenfalls widersprüchlich erscheinen, wie zum Beispiel Apostelgeschichte 7, Verse 30-32 und Vers 34: „Und nach vierzig Jahren erschien ihm (Mose) in der Wüste am Berg Sinai ein Engel in einer Feuerflamme im Dornbusch ... Als er aber hinzuging, zu schauen, geschah die Stimme des Herrn zu ihm: Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und Isaak und Jakob ... Ich habe gesehen das Leiden meines Volkes, das in Ägypten ist, und habe sein Seufzen gehört und bin herabgekommen, es zu erretten ... Und nun komm her, ich will dich nach Ägypten senden.“
In Vers 35 lesen wir jedoch: „Diesen Mose ... sandte Gott als Anführer und Retter durch den Engel, der ihm im Dornbusch erschienen ist.“ Hier hat offenbar ein Engel Mose angewiesen und nicht der Herr, wie es in 2. Mose 3, Vers 5 zu lesen ist. Ist das ein Widerspruch?
In den Bibelstellen, die wir zuletzt gelesen haben, wird deutlich, daß derjenige, auf den die Botschaft zurückgeht, nicht immer derjenige ist, der spricht, obwohl man dies meinen könnte. In solchen Fällen läßt der Autor der Botschaft sie durch einen Beauftragten sprechen. Wir sehen hier ein wichtiges Prinzip, nämlich, daß es offenbar nicht unbedingt darauf ankommt, wer etwas sagt, sondern darauf, wer der Auftraggeber ist. Statt des Sprechers wird der Auftraggeber genannt. Wer der Sprecher ist, ist eigentlich nur nebensächlich.
Wenn wir die Geschichte vom Hauptmann, der einen kranken Knecht zu Hause hatte, in Matthäus 8, Verse 1-13 mit Lukas 7, Verse 6 bis 10 vergleichen, können wir ähnliches feststellen.
Gilt nun dieses Prinzip, daß jemand für einen anderen etwas tut, nur für die Übermittlung von Botschaften? In Johannes 1, Verse 1-3 finden wir eine Antwort auf unsere Frage. Dort lesen wir: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“
Zwei „Personen“ handeln gemeinsam
Daraus wird deutlich, daß 1. das Wort und der Vater zwei Personen sind und daß 2. das Wort auch Gott war, also nicht nur der Vater. Und dann sehen wir, daß alles durch das Wort gemacht wurde. Das ist für uns wahrscheinlich nichts Neues bzw. nichts Besonderes.
Hebräer 1, Verse 1-2 bestätigt unser Verständnis: „Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erbe über alles, durch den (also den Sohn, Jesus Christus) er (Gott, der Vater) auch die Welt gemacht hat.“
Durch Jesus, den Sohn, wurde alles gemacht: Durch den Sohn hat Gott, der Vater, alles geschaffen. Was ist hier so bedeutsam an dem Wort durch? Warum heißt es hier nicht: „Es wurde alles von dem Wort oder von dem Sohn gemacht?“
Nun, das Wort von hätte hier eher die Bedeutung, daß das Wort alles aus sich heraus, aus sich selbst heraus gemacht haben würde. Dem ist aber nicht so. Wenn wir Hebräer 1, Vers 2 genau ansehen, bedeutet diese Stelle, daß Gott, der Vater, die Welt gemacht hat, indem er es seinen Sohn machen ließ. Der Sohn war der Ausführende. Der eigentliche Schöpfer jedoch war Gott, der Vater.
Durch einen anderen zu sprechen bzw. durch einen anderen zu vollbringen sind wichtige Prinzipien für die Beantwortung unserer Frage: Wie wirkt Gott? Biblisch gesehen vollbringt jemand sowohl Worte als auch Taten, die er von einem anderen ausführen läßt. Das heißt mit anderen Worten: Die Person 2 spricht das aus, was Person 1 ihr eingibt zu sagen. Die Person 2 ist das Sprachrohr, sie ist diejenige, die exakt das wiedergibt, was sie die Person 1 von sich selbst sagen hört. Dies geschieht dann so, als ob die Person 1 selber sprechen würde.
Für diese Art des Wirkens gibt es in unserem Erfahrungsbereich ein praktisches Beispiel. Beim Laubhüttenfest gibt es immer Übersetzungen. Die Worte eines englischsprachigen Gastpredigers hört man in deutscher Übersetzung. Niemand hat bisher auch nur im entferntesten daran gedacht, daß der Übersetzer die Predigt hält, obwohl er doch auch in der Ichform spricht, wie es der von ihm gedolmetschte englischsprachige Prediger gerade sagt.
Gott wirkt auch durch Menschen
Ein weiteres Beispiel dafür, wie Gott arbeitet, sehen wir bei der Berufung des Mose. Hier ging es darum, daß Mose die Israeliten aus der Hand des Pharao herausführen sollte. Dazu mußte er zunächst das Volk von sich überzeugen, daß er der von Gott dazu bestimmte Mann war, aber Mose zögerte: „Mose aber sprach zu dem Herrn: Ach, mein Herr, ich bin von jeher nicht beredt gewesen, auch jetzt nicht, seit du mit deinem Knecht redest; denn ich habe eine schwere Sprache und eine schwere Zunge“ (2. Mose 4,10).
Wie reagierte Gott? „Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Mose, und er sprach: Ist nicht dein Bruder Aaron da, der Levit? Ich weiß, daß er reden kann ... Dann sollst du zu ihm reden und die Worte in seinen Mund legen, und ich will mit deinem Mund und mit seinem Mund sein und will euch unterweisen, was ihr tun sollt. Er aber soll für dich zum Volk reden. Und es wird geschehen, er wird für dich zum Mund sein, und du wirst für ihn zum Gott sein“ (Verse 14-16; Elberfelder Bibel).
Mose sollte in der gleichen Art zu seinem Bruder reden wie Gott es mit Mose tat. Ähnliches lesen wir auch in 2. Mose 7, Verse 1-2: „Da sagte der Herr zu Mose: siehe ich mache dich für den Pharao zum Gott, und Aaron, dein Bruder, soll dein Prophet sein. Du sollst alles reden, was ich dir gebieten werde, und Aaron, dein Bruder soll zum Pharao sprechen.“
Das bedeutet, daß in den Schriftstellen, die wir eben gelesen haben, Gott denen, die etwas zu verkünden haben, es zwar eingibt, letztlich es aber selber dem Adressaten der jeweiligen Verkündigung nicht mitteilt, sondern über einen Mittelsmann. Diese Wirkungskette der Weitergabe von Informationen und Anweisungen zeigt die Art und Weise von Gottes Wirken.
Für das, was wir über Mose und seinen Bruder Aaron gelesen haben, gibt es in Apostelgeschichte 3, Vers 22 eine Analogie: „Mose hat gesagt, einen Propheten wie mich, wird der Herr, euer Gott, erwecken aus eueren Brüdern, den sollt ihr hören in allem, was er zu euch sagen wird.“ Dieser Prophet war Jesus Christus.
Im Neuen Testament hat Jesus gesagt, daß er nur das tat und sagte, was der Vater tat und sagte (vgl. dazu Johannes 5,19 und 5,30). Da Jesus in Johannes 1, Vers 1 das Wort, griechisch logos, also der Sprecher, genannt wird, sprach Jesus nur das, was der Vater uns sagen will. Er tat auch nur das, was der Vater will. Wenn wir also auf das hören, was Jesus sagt, dann hören wir auf den Vater. Jesus gab jedoch nur das weiter, was er den Vater sagen hörte, und er vollbrachte auch nur, was der Vater ihm auftrug.
Damit hätten wir die gleiche Wirkungskette, wie wir sie in 2. Mose 4 bzw. 7 gelesen haben. Gott spricht und agiert indirekt durch einen Mittelsmann, nämlich durch seinen Sohn, so, wie Mose durch Aaron sprach.
Wer sendet den heiligen Geist?
Sehen wir uns nun diese Wirkungsweise näher an. In Johannes 15, Vers 26 lesen wir folgendes: „Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir“ (vgl. dazu auch Johannes 16,7). In Johannes 14, Vers 26 sagte Jesus: „Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
Wir sehen einmal, daß Jesus Christus uns den Geist der Wahrheit sendet und zum anderen, daß der Vater den Tröster, den heiligen Geist, den Geist der Wahrheit schickt. Ist das nicht ein Widerspruch?
Beachten wir, daß in Johannes 14, Vers 26 die drei Worte stehen, in meinem Namen. Was bedeuten diese Worte in meinem Namen, also im Namen Jesu Christi?
Die Antwort finden wir u. a. in Johannes 5, Vers 19, wo wir lesen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ Wenn der Vater den Tröster sendet, dann sendet der Sohn diesen auch, und zwar „leitet“ er ihn „weiter“ zu den Gläubigen.
So wirkt Gott, der Vater, durch seinen Geist in seinen Sohn Jesus hinein und durch seinen Sohn dann wieder in andere Menschen hinein. Im konkreten Fall heißt das, daß Christus als Mittler zwischen Gott und den Menschen (1. Timotheus 2,5 ) den Geist, der vom Vater zu Christus ausgeht (Johannes 15,26), weiter zu anderen Menschen sendet (Johannes 20,22; Apostelgeschichte 16,7; Galater 4,6).
Der heilige Geist, der Tröster, kommt demnach also vom Vater über Christus zu uns. Somit ist zwischen Johannes 15, Vers 26 und Johannes 14, Vers 26 kein Widerspruch, denn der Vater sendet den Tröster und der Sohn sendet ihn auch, nämlich weiter zu den Gläubigen.
Wer „wohnt“ in uns?
Dadurch, daß wir den heiligen Geist direkt von Christus bekommen, sind wir auch Christi, gehören also zu Christus, während Christus, der den Geist direkt vom Vater bekommt, Gottes ist. So verstehen wir dann auch 1. Korinther 3, Vers 23, wo es heißt: „Ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.“
Wenn wir sagen „im Namen Jesu Christi“, dann bedeutet das also soviel wie durch Jesus Christus. Weil nun der Geist, der vom Vater ausgeht, identisch ist mit dem Geist, der in Christus ist und auch von ihm ausgeht, sind Gott, der Vater, und Christus auch eins. Der Vater und der Sohn sind zwar zwei Personen, aber sie wirken in völliger Übereinstimmung durch den gleichen Geist wie eine Person und sind auch in diesem Sinne eins. Durch diesen Geist können und sollen auch wir, die wir an Christus und Gott glauben, untereinander eins sein.
Wenn nun der Geist Gottes durch Jesus anderen Menschen zuteil wird, weil Gott diese Menschen beruft, dieser Geist dann also bei diesen Menschen ist, so werden diese von dem Geist umfangen.
Reagieren diese Menschen dann positiv, d. h., sind sie gewillt, das Geschenk der Reue anzunehmen und sich dem Sohn und damit dem Vater unterzuordnen, dann kommt der Geist, der von Gott durch Christus gesandt wird, zusätzlich zu ihnen hinein. Sie werden sich so in Richtung Gott umwenden, umwenden zu dem Mittler Christus und damit auch zu Gott hin (Galater 4,6). Zu Gott kann man nämlich nur über den Mittler Jesus Christus kommen. Christen können also niemals sagen, was interessiert mich Jesus, ich will nur etwas mit dem Vater zu tun haben. So funktioniert das nicht.
Jesus sagte ja in Johannes 14, Vers 6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Christus ist gleichsam die Schaltstelle zwischen uns und Gott, dem Vater (vgl. dazu Johannes 10,9 und Johannes 6,40).
So leben wir praktisch in dem Geist Gottes, denn er ist um uns und in uns, so daß wir mit Paulus in Apostelgeschichte 17, Vers 28 sagen können: „In ihm leben, weben und sind wir.“ Damit leben sowohl Christus als auch Gott in uns, denn es ist ja der gleiche heilige Geist (Galater 2,20; Johannes 14,23), der von Gott und Jesus ausgeht. Damit haben wir dann sowohl den Geist Gottes als auch den Geist Christi bei und in uns, wie wir auch in Römer 8, Verse 9-11 lesen können.
Von Gottvater und Jesus Christus geht also der heilige Geist aus zu den Gläubigen. Diese wiederum wenden sich dann über Christus als Mittler zu Gott hin. So kann Jesus auch in Johannes 14, Verse 10-11 sagen, daß er im Vater und der Vater (durch den Geist) in ihm ist. Die Gläubigen, also wir, können wiederum sagen, daß Gott und Christus durch den Geist in uns sind und wir in beiden durch den empfangenen Geist. Das wird bestätigt in Johannes 17, Vers 21: „... damit sie alle eins seien. Wie du, Vater in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast.“
Weil es nun Gott ist, der alles wirkt, alles aber durch seinen Sohn als Mittler zwischen dem Vater und den Menschen, ist Gott, der Vater, der Urheber allen Wirkens. So heißt es ja auch in 1. Korinther 12, Vers 6: „Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der wirkt alles in allen.“
Wenn wir dann in Römer 11, Vers 36 lesen, daß „von ihm und durch ihn und zu ihm ... alle Dinge“ sind, dann können wir das so verstehen, daß von Gott, dem Vater, alles ausgeht, somit also die Wirkungskette von ihm ausgeht, und daß er durch seinen Geist alles bewirkt und daß – abgesehen von der sonstigen Schöpfung – die vom heiligen Geist erfüllten Menschen sich zu ihm umwenden und sich ihm unterordnen.
Auch wenn es hier nicht erwähnt ist, ist der Mittler Jesus Christus in dieser Wirkungskette von Gott zu den Gläubigen und von diesen dann wieder zu Gott hin das von Gott gewollte und für uns heilsnotwendige Zwischenglied.
Wer wird uns auferwecken?
Wenn wir das Wirken Gottes nicht verstehen, entsteht ein Widerspruch auch in bezug auf die Auferstehung. In 1. Korinther 6, Vers 14 lesen wir: „Gott hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.“
In Johannes 6, Verse 39 lesen wir hingegen: „Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich es auferwecke am Jüngsten Tage.“
Wer weckt hier auf, Gott, der Vater, oder Jesus Christus? Nachdem wir die Wirkungskette von Gott näher kennengelernt haben, ist die Lösung einfach: Der Vater erweckt durch seinen Sohn die Toten auf. Beide sind so an der Auferweckung beteiligt. Somit gibt es keinen Widerspruch.
Wenn wir davon sprechen, daß Gott dies oder jenes tut, sind im allgemeinen jeweils beide Gottpersonen eingeschlossen, weil sie ja gemeinsam wirken, gemeinsam wie eine Person. Ebenso, wenn wir Gott um etwas bitten oder wenn wir ihm danken, dann sagen wir dies ja immer im Namen Jesus Christi, so daß dann auch hier immer beide Gottpersonen angesprochen sind.
Wir erfahren auch in Matthäus 4, Vers 10 wiederum die Wirkungskette zwischen Gott und den Menschen: „Da sprach Jesus zu ihm (Satan): Weg mit dir, Satan! denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten den Herrn deinen Gott, und ihm allein dienen. Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.“
Wir wissen, daß Jesus uns angehalten hat, den Vater anzubeten, z. B. im sogenannten „Vaterunser“ in Matthäus 6. Da die Engel nun Jesus dienten, könnte man jetzt folgern, daß Jesus der Gott wäre, dem man allein dienen sollte.
Hier muß man zunächst anmerken, daß Jesus ja auch Gott war, wenn auch nicht Gott der Höchste. Insofern ist es nicht falsch, ihn anzubeten. Außerdem sind Gott, der Vater, und Jesus, wie wir gesehen haben, auch eins. Wenn wir dann z. B. in Johannes 5, Vers 23 lesen, „Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht“, dann erkennen wir auch hier die Wirkungskette wieder, so daß man umgekehrt folgern kann, daß wer den Sohn ehrt, der ehrt auch den Vater.
Wir können den Vater und den Sohn einfach nicht losgelöst voneinander betrachten. Es ist nicht möglich, den Vater zu ehren und den Sohn nicht, oder den Sohn zu ehren und den Vater nicht. Unser Weg zu Gott, dem Vater, führt in allem über den Sohn Jesus Christus. Das ist eindeutig. Wer dem Sohn also dient, der dient dadurch auch dem Vater.
Gott, der Vater, wird durch den Sohn geehrt, wenn wir diesen als Mittler zwischen uns und Gott, dem Vater, ehren und dienen. So war es völlig in Ordnung, daß die Engel Jesus dienten.
Es ist sehr wichtig, daß wir uns stärker bewußt werden, welch bedeutende Stellung der Sohn Jesus Christus in unserer Beziehung zu Gott, dem Vater, einnimmt. Er allein ist der Zugang zu Gott, wie wir in Johannes 14, Vers 6 bereits gesehen haben. Wir können nur durch Christus zu Gott, nur durch Christus zum ewigen Leben kommen.
Alles „im Namen Jesu“ tun
Das ist auch der Grund, weswegen wir alles im Namen Jesu tun sollen, wie wir in Kolosser 3, Vers 17 lesen können: „Und alles, was ihr tut mit Worten oder Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn“ (also durch Christus, siehe auch Johannes 14,13-14).
Wir erkennen auch hier wieder, daß alles über den Sohn zum Vater führt. Etwas salopp ausgedrückt kann man sagen, ohne Christus läuft nichts. Er ist der Verbindungsmann zu Gott, dem Vater. Ohne ihn ist die Verbindung zu Gott nicht möglich.
Vielleicht haben wir gemeint, daß es genügt, wenn wir an den Vater glauben und ihn anbeten, wie uns Christus in dem sogenannten „Vaterunser“ auch gelehrt hat. Wir haben sicher auch, dem Wort Gottes gehorchend, unsere Gebete „im Namen Jesu Christi“ gesprochen. Waren wir uns aber wirklich darüber im klaren, wie die Wirkungszusammenhänge sind? Waren wir uns bewußt, welch wichtige Bedeutung die Worte „im Namen Jesus Christi“ wirklich haben?
Dadurch, daß wir den Vater im Namen Jesu Christi anbeten, wie Jesus es uns ja gelehrt hat, beten wir durch Christus dann den Vater an. Nur durch Christus kommen wir zum Vater. Nur durch Christus können wir das Heil erlangen.
In verschiedenen Bibelstellen am Anfang dieses Artikels haben wir gesehen, daß von Gott gesprochen wurde, aber zumeist Engel tätig waren. Da Gott, der Vater, und Jesus Christus in den Ausführenden durch den heiligen Geist aber jeweils zugegen waren und wirkten, ist dies kein Widerspruch, wenn wir das Wirken Gottes richtig verstehen. So war es ja wohl auch bei Jakob in 1. Mose 32, Verse 23-32. Jakob glaubte, er hätte mit Gott gerungen.
Das war aber gemäß Hosea 12, Vers 5 nicht eine Gottperson, sondern ein Engel. Gott war aber in dem Engel durch seinen Geist zugegen, so daß Gott auch da war, indem er in diesem Engel wirkte. Insofern ist das dann doch kein Widerspruch.
Wenn wir im Neuen Testament verschiedentlich lesen, daß eine Stimme vom Himmel kam, während Jesus noch auf Erden war, ist davon auszugehen, daß es Engel waren, die das sprachen, weil die Stimme von Gott Vater niemand gehört hat. Die Engel sprachen das aus, was der Vater ihnen sagte.
Jesus und sein Vater sind eins
Wenn jemand behauptet, daß Gott sich zurückgezogen und die Schöpfung sich selbst überlassen hätte, so haben wir genau das Gegenteil gesehen, daß nämlich Gott, der Vater, und Jesus Christus ständig tätig sind. „Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch“, sagt Jesus uns in Johannes 5, Vers 17.
Ja, der Vater und der Sohn, Jesus Christus, arbeiten zusammen, und alles Wirken geht vom Vater aus. Da der Geist Gottes in dem Sohn Gottes stets zugegen ist, wirken Vater und Sohn wie eine Person.
Der Vater ist der Beginn und das Ende der Wirkungskette, die jedoch in beide Richtungen über den Mittler Jesus Christus führt. Gott, der Vater, ist der eigentliche Urheber von allem. Aber ausführen läßt er mit Hilfe seines Geistes alles durch seinen Sohn, als Mittler zwischen ihm und den Menschen. Damit können wir dann auch mit Paulus über Christus sagen: „Es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen“ (Kolosser 1,16). Und wenn es in Richtung auf Christus geschaffen ist, dann auch zu Gott, dem Vater, hin.
Wenn wir in den verschiedenen Bibelstellen, die wir uns am Anfang des Artikels angeschaut haben, lesen, daß Gott gesprochen hat, aber letztlich ein anderer der Ausführende war, dann war Gott durch seinen Geist immer in den Ausführenden gegenwärtig. Dadurch war es dann doch Gott, der in den Ausführenden wirkte. Insofern ist es dann kein Widerspruch, wenn es z. B. heißt: Gott sprach, und tatsächlich war es dann ein Engel.
Zur Zeit des Alten Testamentes war Jesus das Wort Gottes, der Sprecher Gottes. Er sprach die Worte von Gott, dem Vater, durch die Propheten zu uns. Als Mensch war Jesus das personifizierte Wort Gottes und redete das, was er vom Vater hörte, direkt zu uns. Nach seinem Tode wirkt er durch den Geist seines Vaters in Verbindung mit dem geschriebenen Wort Gottes auf uns ein.
Gottes Wirken vollzieht sich immer in Verbindung mit seinem Sohn. Der Sohn öffnet uns den Weg zum Vater. Christus ist daher die einzige „Tür“, durch die wir zum Vater kommen können (Johannes 10,9). Geöffnet hat er die Tür durch sein Opfer am Kreuz.
Deshalb ist ohne Jesus nichts möglich: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5). Ist uns wirklich bewußt, wie wichtig der Ausspruch „im Namen Jesu Christi“ ist? Er spiegelt die Arbeitsweise Gottes wider, die Zusammenarbeit von Vater und seinem Sohn, das gemeinsame, völlige übereinstimmende Wirken der beiden. Dieser Ausspruch hat mit dem Weg zum ewigen Leben zu tun. Er läßt uns erkennen, wie der Weg ist vom Vater und zum Vater.
Und wenn wir zukünftig am Ende unserer Gebete, wie Jesus es uns nahelegt, „im Namen Jesu Christi“ sagen, dann wissen wir jetzt noch deutlicher, welch große Bedeutung diese Worte haben!