Hebräer 4, Vers 9 liefert den Beweis, dass das
Neue Testament das Sabbatgebot für Christen bestätigt.
Von Scott Ashley
Der Hebräerbrief bedient sich schöpferischer Vergleiche, um seinen jüdischen Lesern einzuschärfen, dass der wöchentliche Sabbat mehr ist als eine Erinnerung an Israels Schöpfer und seinen Befreier von der Knechtschaft in Ägypten (2. Mose 20,8-11; 5. Mose 5,12-15).
Die Treue von Mose und Christus wird in den ersten sechs Versen des dritten Kapitels des Hebräerbriefes erwähnt. Angefangen in Vers 7 wird Psalm 95 zitiert, um das Versagen der ersten Generation Israels als Lehre für Gottes Volk heute zu betonen. Der Unglaube verhinderte ihren Einzug in die ihnen verheißene Ruhe (Vers 19).
Das vierte Kapitel beginnt mit einer Ermahnung zum Glauben und zum Gehorsam als Voraussetzung für das Zur-Ruhe-Kommen, das dem Volk Gottes immer noch zugänglich ist. Keiner ist zu dieser Ruhe bereits gekommen, aber nicht etwa deshalb, weil Gott sie nicht bereitet hätte. In der Tat war die Ruhe von Anfang an verfügbar (Hebräer 4,3). Gottes Ruhen von all seinen Werken am siebenten Tag weist darauf hin (Vers 4).
Ruhe für das Volk Gottes
In Psalm 95 sprach David von der Verheißung einer Ruhe, nachdem Josua die zweite Generation Israels bereits schon lange zur Ruhe ins Gelobte Land geführt hatte. Das beweist, dass die Erfüllung der Ruhe zur Zeit Josuas lediglich der Vorläufer einer größeren, noch bevorstehenden Ruhe war (Hebräer 4,6-8).
Nun sind wir an der kontroversen Aussage angelangt: „Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes“ (Vers 9). Das mit „Ruhe“ übersetzte griechische Wort in allen anderen Versen in Hebräer 3 bzw. 4 ist katapausis. Das Wort für „Ruhe“ in Hebräer 4, Vers 9 ist sabbatismos. Nur in diesem Vers kommt das Wort im Neuen Testament vor, und seine Bedeutung ist für das Verständnis dieses gewichtigen Verses grundlegend. Schließlich ist dieser Vers der Schluss von allem bisher über „Ruhe“ Gesagte, angefangen mit Hebräer 3, Vers 7.
Das Anchor Bible Dictionary stellt zur Bedeutung von sabbatismos fest: „Das Wort ,Sabbatruhe‘ [vgl. dazu den Wortlaut der Einheitsübersetzung] ist die Übersetzung des [griechischen] Wortes ,sabbatismos‘, eines einzigartigen Wortes im Neuen Testament. Dieses Wort kommt auch bei Plutarch vor im Sinne des Haltens des Sabbats, und in vier nachbiblischen christlichen Schriften, die sich nicht auf Hebräer 4, Vers 9 stützen, und bedeutet die ,Sabbatfeier‘ am siebenten Tag.“
In dem Anchor Bible Dictionary heißt es bezüglich des Zusammenhangs weiter: „Durch die Kombination von Zitaten aus 1. Mose 2, Vers 2 und Psalm 95, Vers 7 bestätigt der Verfasser des Hebräerbriefes (Hebräer 4,3-11), dass die verheißene ,Sabbatruhe‘ einer endgültigen Erfüllung ,für das Volk Gottes‘ in der Endzeit harrt, die mit dem Erscheinen Jesu eingeleitet wurde (Hebräer 1,1-3) . . . Die Erfahrung der ,Sabbatruhe‘ weist auf die Tatsache einer gegenwärtigen ,Ruhe‘ (katapausis) hin, in die ,wir, die wir glauben, [eingehen]‘ (Hebräer 4,3), und sie weist auf die Gewissheit einer zukünftigen ,Ruhe‘ hin (4,11). Das physische Halten des Sabbats durch den Gläubigen des Neuen Bundes, das durch die ,Sabbatruhe‘ bestätigt wird, versinnbildlicht die Ruhe von ,Werken‘ (4,10) zum Gedenken an Gottes Ruhe bei der Schöpfung (Hebräer 4,4 = 1. Mose 2,2) und drückt Glauben an das durch Christus zu erlangende Heil aus.
Hebräer 4, Verse 3-11 bestätigt, dass die physische ,Sabbatruhe‘ (sabbatismos) der wöchentliche äußere Ausdruck der innerlichen Erfahrung der geistlichen Ruhe (katapausis) ist, in der die endgültige Ruhe bereits ,heute‘ erlebt wird (4,7). Daher verbindet die ,Sabbatruhe‘ in sich selbst das Gedenken an die Schöpfung, das Erlangen des Heils und die eschaton [endzeitliche] Erwartung, indem sich die Gemeinschaft der Gläubigen auf die endgültige Erfüllung der totalen Wiederherstellung und Ruhe hinbewegt.“
Zusammenfassend kommt das Anchor Bible Dictionary zu dem richtigen Schluss, dass sabbatismos das Halten des Sabbats bedeutet. Daher betont Hebräer 4, Vers 9 die Notwendigkeit, das Halten des Sabbats im Neuen Bund fortzusetzen, obwohl der Tag auch unter dem Alten Bund seine volle Bedeutung hatte.
Erhöhung des Sabbats
Der Hebräerbrief ist an bekehrte Juden gerichtet, um den Übergang vom Alten zum Neuen Bund zu erklären. Der Sabbat und die Beschneidung waren zwei Schlüsselinhalte des Judentums, wodurch die Juden als „das Volk Gottes“ identifiziert werden. Zur Zeit Jesu Christi hatte man den Sabbat mit erdrückenden kleinlichen Vorschriften versehen. Jesus verurteilte diese Traditionen und gab uns ein Beispiel, wie der Sabbat als Gottes Geschenk an die Menschheit zu halten ist (Markus 2,27-28).
Was könnte zu dem Hebräerbrief besser passen als die Erhöhung des Sabbats zu seiner vollen Bedeutung im Plan Gottes? Der Sabbat und seine Bedeutung vom Alten Bund her als Kennzeichen des besonderen, geheiligten Volkes Gottes („das Volk Gottes“) weisen auf Gott als Schöpfer hin. Hinzu kommt die Bedeutung des Neuen Bundes, das Eingehen in eine andere Ruhe durch Christus.
Diese geistliche Ruhe beginnt in diesem Leben und gipfelt in der Auferstehung zum ewigen Leben bei der Rückkehr Jesu (Offenbarung 20,6). Unser Erbe, das die völlige Ruhe durch ewiges Leben mit einschließt, erhalten wir erst bei der Rückkehr Jesu, die auch den Anfang der Ruhe im Millennium einleitet, die im Alten Testament vorausgesagt wurde.
Im Hebräerbrief werden die drei Motive der Ruhe in geschickter Weise ineinander verwoben: die verheißene Ruhe für Israel vor seinen Feinden, der wöchentliche Sabbat und die geistliche Ruhe durch Christus. Der Schluss ist, dass der Sabbat vom heutigen Volk Gottes – der neutestamentlichen Kirche – immer noch zu halten ist. Nach Hebräer 4, Vers 10 müssen wir alle bemüht sein, zu dieser vollen geistlichen Ruhe zu kommen und den wöchentlichen Sabbat aufgrund seiner Bedeutung in Gottes großem Plan weiterhin zu halten.
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