Trotz ihrer großen Beliebtheit wird die Bibel mitunter – und zu Recht – als das Buch beschrieben, das von allen Büchern am wenigsten verstanden wird.

Von Mario Seiglie

Vielen Menschen fehlen wichtige Erkenntnisse, die das persönliche Bibelstudium erleichtern und bereichern. In diesem Beitrag behandeln wir sieben Grundlagen zum besseren Verständnis der Heiligen Schrift.

Das wahre Evangelium

Die meisten Christen beschränken das Evangelium auf eine Nachricht über Jesus Christus. Das Evangelium ist aber nicht nur eine Nachricht über Christus, sondern auch und vor allem von dem zukünftigen Reich Gottes und den Voraussetzungen, die man erfüllen muss, um an diesem Reich teilhaben zu können. Es geht um Gottes Herrschaftsordnung, die zunächst einmal solche Menschen umfasst, die sich Gott ergeben und bereit sind, seinen Willen zu tun. In der Welt von morgen werden alle Völker hinzukommen.

Das Reich Gottes war der Mittelpunkt der Botschaft Jesu: „Das Wort ,Reich‘ kommt 55-mal bei Matthäus, 20-mal bei Markus, 46-mal bei Lukas und 5-mal bei Johannes vor. Berücksichtigt man dabei die Benutzung dieses Wortes für weltliche Königtümer und für die Parallelstellen mit gleichem Inhalt, wird der Ausdruck ,Reich Gottes‘ mit verwandten Ausdrücken wie ,Himmelreich‘, ,sein Reich‘ ca. 80-mal benutzt . . . Es kann daher kaum angezweifelt werden, dass der Ausdruck ,Reich Gottes‘ das Hauptthema seiner Lehre darstellt“ (Zondervan Pictorial Encyclopedia of the Bible, Band III, Zondervan Verlag, 1976, Seite 804).

Viele Prophezeiungen beschreiben die noch in der Zukunft liegende Errichtung eines buchstäblichen Reiches Gottes auf Erden, in dem Gott seine Herrschaft über die Menschen etablieren wird. Dazu der Prophet Daniel: „Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich . . . wird ewig bleiben“ (Daniel 2,44).

In einer Vision sah Daniel, wie Jesus die Macht über diese zukünftige Weltregierung erhält: „Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende“ (Daniel 7,13-14).

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Das Heil ist ein Schöpfungsprozess

Das Heil ist das Endziel, der Höhepunkt des göttlichen Planes, der mit der Erschaffung des ersten Menschenpaares einsetzte. Die Geschehnisse, die in 1. Mose 1 beschrieben werden, bilden erst den physischen Beginn des göttlichen Schöpfungsprozesses, der noch weit in die Zukunft hinein fortgesetzt wird.

Der Mensch wurde nicht als geistliches, sondern als physisches Wesen geschaffen. Er ist nicht unsterblich, sondern sterblich. Er hat in diesem Leben die Gelegenheit, den Geist Gottes zu empfangen, damit er mit Hilfe der Kraft Gottes geistlichen Charakter entwickeln und schließlich zu einer vollkommenen geistlichen Schöpfung verwandelt werden kann.

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Die Bibel erklärt die Bedeutung ihrer Symbole

Viele prophetische Wahrheiten in der Bibel wurden von Gott in eine Symbolsprache gekleidet. Das Buch Daniel beispielsweise ist voller Symbole – natürliche und unnatürliche Bilder und Tiere, von denen manche in der Bibel erklärt, andere hingegen nicht erklärt werden. Einzelne Symbole wurden benutzt, um die Botschaft zu verschleiern, bis Gott zur oder kurz vor der Zeit des Endes die Bedeutung offenbart (Daniel 12,8-9).

Im Laufe der Jahrhunderte haben viele Menschen versucht, die Symbole der Bibel nach eigenem Gutdünken zu entschlüsseln. Was dabei herausgekommen ist, kann man jedoch nur als Chaos und Verwirrung bezeichnen. Solche rein menschlichen Auslegungen haben gar keinen Wert.

Wir müssen nach Gottes Auslegungen suchen. Ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis biblischer Symbole ist daher, dass die Erklärung in der Bibel selbst, ob in der unmittelbaren textlichen Umgebung oder anderswo, zu finden sein muss.

Dualität in der Bibel

In der ganzen Heiligen Schrift wird das Prinzip der Dualität wiederholt sichtbar. So führt die materielle Schöpfung in 1. Mose 1 zur geistlichen Schöpfung, die in Offenbarung 21 und 22 beschrieben wird. Der erste Adam, der aus Materie bzw. Erde bestand, war ein Schatten des zweiten Adam, der aus Geist besteht – Jesus Christus (1. Korinther 15,47-49).

In einem weiteren Beispiel der Dualität nannte Paulus die physische Beschneidung ein Zeichen des göttlichen Bundes mit den Nachkommen Abrahams, während mit der geistlichen Beschneidung ein bekehrtes Herz gemeint ist, das den Schlüssel zu einer Beziehung mit Gott darstellt (Römer 2,28-29). Paulus beschrieb die geistlich Beschnittenen – die Gemeinde statt einer physischen Nation – als „das Israel Gottes“ (Galater 6,16).

Auch in den Prophezeiungen der Bibel ist das Prinzip der Dualität wirksam. Manchmal wird eine Prophezeiung zweimal erfüllt, wobei sich die zweite Erfüllung meistens in der Endzeit ereignet. Ein Beispiel einer Prophezeiung mit einer dualen Anwendung ist Jesu „Ölbergprophezeiung“ (Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21). Sie wird deshalb so genannt, weil Jesus diese prophetischen Worte während eines Aufenthalts auf dem Ölberg mit Blick auf Jerusalem sprach.

Viele der in dieser Prophezeiung beschriebenen Umstände erfüllten sich in der Zeit unmittelbar vor der römischen Belagerung und der anschließenden Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. Jesus machte aber deutlich, dass es kurz vor seiner Rückkehr ähnliche Umstände geben wird.

In dieser Prophezeiung erwähnte Jesus ein „Gräuelbild der Verwüstung“ (Matthäus 24,15), das auch der alttestamentliche Prophet Daniel voraussagte. Daniels Prophezeiung wurde 167 v. Chr. durch Antiochus Epiphanes erfüllt, doch sagte Jesus ein ähnliches Ereignis für die Zukunft voraus.

Die wahren biblischen Feste

Gott führte sieben jährliche Feste als Erinnerungen an seinen Heilsplan ein (siehe 3. Mose 23). Jedes Fest weist auf eine Stufe in dem Heilsprozess hin, an dem zunächst wenige Menschen teilnehmen, der aber eines Tages allen Menschen offenstehen wird.

Das Passah erinnert uns an den Tod Christi für unsere Sünden und die Vergebung, die Gott uns schenkt, wenn wir unsere Sünden bereuen.

Das Fest der Ungesäuerten Brote weist uns darauf hin, dass Menschen, die schon bereut und aufgrund des Sühneopfers Christi Vergebung bekommen haben, ein geistlich reines Leben führen sollen. Als Braut Christi müssen Christen die Sünde (symbolisch durch Sauerteig dargestellt) aus ihrem Leben entfernen und fortan in Wahrheit und Aufrichtigkeit wandeln.

Das Pfingstfest erinnert an den Empfang des Geistes Gottes, durch den Gottes Volk zu einer Kirche, zum Leib Christi wird. Dieses Fest, das auch Fest der Erstlinge genannt wird, ist ferner ein Sinnbild für die erste Ernte derjenigen, die nach Gottes Plan das ewige Leben erhalten werden.

Der Posaunentag ist ein Symbol für die triumphale Wiederkehr Jesu Christi zur Errichtung des Reiches Gottes auf Erden. Bei seinem Erscheinen findet die erste Auferstehung statt, und Christen werden dann ewiges Leben erhalten.

Der Versöhnungstag erinnert uns daran, dass Satan durch Gott nach der Wiederkehr Christi tausend Jahre lang in Ketten gelegt wird. Dadurch werden die Voraussetzungen für eine Versöhnung der ganzen Menschheit mit Gott geschaffen.

Das Laubhüttenfest symbolisiert die ersten tausend Jahre der Herrschaft Christi auf Erden. Nachdem der böse Einfluss Satans beseitigt ist, werden die Menschen endlich Gottes Wege und Wahrheit kennenlernen. Sie werden eine harmonische Beziehung mit Gott haben können. In dieser Zeit werden viele weitere Menschen das göttliche Geschenk des Heils empfangen.

Das letzte Fest, der Letzte Große Tag, weist auf die Zeit nach dem Millennium hin. Dann werden die Toten auferstehen, die noch nicht die Gelegenheit hatten, den Geist Gottes zu erhalten und somit nicht an der ersten Auferstehung teilnehmen konnten. Sie werden dann die Möglichkeit erhalten, Gott kennenzulernen, seine Wahrheiten zu verstehen, ihre Sünden zu bereuen und Gottes Geist zu empfangen. Das wird ihre Chance sein, sich für das ewige Leben im Reich Gottes zu entscheiden, das heißt, das Heil zu erlangen.

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Die wahre Identität Israels

Die meisten Menschen verbinden den Namen Israel mit dem heutigen gleichnamigen jüdischen Staat. Doch die Juden sind die Nachkommen von nur zwei der zwölf Stämme, die das antike Volk Israel waren – Juda und Benjamin, mit einem beträchtlichen Anteil des Priesterstammes Levi.

Vielen Menschen ist unbekannt, dass das alte Israel nach dem Tode des Königs Salomo in zwei getrennte Hoheitsgebiete geteilt wurde. Das Reich Israel, wie der nördliche Teil dann hieß, bestand aus zehn der zwölf Stämme. Nachdem es vom assyrischen Reich in die Verbannung geführt wurde, verschwand es vollends von der Bühne der Geschichte. Fortan sprach man von den „zehn verlorenen Stämmen“.

Das Reich Juda, wie der südliche Teil hieß, bestand aus den übrigen zwei Stämmen. Sie wurden auch in die Verbannung geführt, konnten ihre Identität aber zum größten Teil bewahren. Später kamen einige in ihre Heimat zurück. Heute sind ihre Nachkommen, die Juden, in alle Welt verstreut sowie im Staat Israel angesiedelt.

Was ist aber aus den zehn verlorenen Stämmen geworden? Was ist mit ihnen passiert und was haben sie mit dem heutigen Staat Israel zu tun? Es gibt sie heute noch, nur kennen sie ihre biblische Identität nicht mehr. Die Bedeutung vieler Prophezeiungen wird ungleich klarer, wenn man diesen wichtigen Schlüssel besitzt.

Der göttliche Ruhetag

Das vierte der Zehn Gebote gilt als Testgebot, und das aus gutem Grunde. Denn diejenigen, die sich nur äußerlich zum Christentum bekennen, weigern sich in der Regel, dieses Gebot zu halten, obwohl sie an den anderen neun Geboten kaum etwas auszusetzen haben. Viele Menschen betrachten den Sabbat als biblischen Ruhetag am siebten Tag der Woche als ein Überbleibsel aus der jüdischen Geschichte, das keine Geltung für Nichtjuden hat.

Freilich muss man gelegentlich starke Glaubensproben bestehen, wenn man Gottes Ruhetag halten will, und dabei muss man sich voll und ganz auf Gott verlassen. Aber dieses Gebot zu beachten bringt auch großen Segen. Es ist ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis des Wortes Gottes, denn „klug sind alle, die danach tun [seine Gebote halten]“ (Psalm 111,10).

Durch den Sabbat haben viele Juden, Nachkommen der Bürger des Reiches Juda, ihre Identität bewahren können. Die „zehn verlorenen Stämme“ dagegen verloren ihre Identität hauptsächlich aufgrund ihrer Weigerung, dem göttlichen Sabbat Beachtung zu schenken. Wenn Sie mehr zu diesem wichtigen Gebot wissen möchten, bestellen Sie bitte ein kostenloses Exemplar unserer Broschüre Der biblische Ruhetag – Samstag oder Sonntag?.

Das wären also einige Grundlagen zum Verständnis des Wortes Gottes. Das traditionelle Christentum hat viele davon aus den Augen verloren und eine eigene Sicht über die biblische Botschaft entwickelt. Doch sein Verständnis der Bibel ist durch das Fehlen dieser Schlüssel mangelhaft.