Von Jerold Aust
Das Laubhüttenfest war ein fröhliches Landwirtschaftsfest, das die Israeliten am Ende der Ernte feierten. Einige Rabbiner sagen über diese Zeit: „Wer Jerusalem nicht während des Laubhüttenfestes gesehen hat, weiß nicht, was Freude bedeutet“ (The Expositor’s Bible Commentary, Band 4, Seite 727).
Für die Uneingeweihten mag es seltsam klingen, daß Gott seinem Volk gebietet, sich zu freuen, besonders über eine achttägige Zeitspanne. Dennoch tat er es. In 5. Mose 14 lesen wir, daß Gott seinem Volk damals gebot, genauso wie es uns heute als geistlichen Israeliten geboten ist, unseren Zehnten für die Feste anzusparen. Er gebietet uns dann, vor ihn zu kommen, um zu essen, zu trinken und uns zu freuen: „Gib das Geld für alles, woran dein Herz Lust hat, es sei für Rinder, Schafe, Wein, starkes Getränk oder für alles, was dein Herz wünscht, und iß dort vor dem Herrn, deinem Gott, und sei fröhlich, du und dein Haus“ (5. Mose 14,26).
Dieses Jahr haben wir wieder die Gelegenheit, das zu genießen, was Gott uns gegeben hat. Gott erwartet von uns, daß wir uns wirklich mit ihm freuen, wenn er uns gesegnet hat. Und jetzt sind wir besonders gesegnet, daß wir die ganze Bedeutung des Laubhüttenfestes genießen können.
Die Rückkehr der Juden aus dem Exil nach Jerusalem ist schon ein Beispiel dafür, genügend Grund zur Freude zu haben. Viele unserer Leser kennen die Geschichte der Rückkehr der Juden von Babylon nach Jerusalem. Mit ihrer Geschichte können wir uns alle identifizieren, obwohl die Zeit und die physischen Bedingungen etwas anders sind. Dennoch können uns die geistlichen Bedingungen einige Ähnlichkeiten bieten, die wir auf die kommende Festsaison beziehen können. Lassen Sie uns einige dieser Wechselbeziehungen erkunden, aus deren Beispiel wir Kraft schöpfen können.
Die Geschichte beginnt mit Nehemia in Susa, dem Palast in Babylon (Nehemia 1,1). Nehemia traf Hanani und einige Männer aus Juda und fragte nach den Brüdern in Jerusalem, die der babylonischen Verschleppung um ca. 587 v. Chr. entflohen waren. Er fragte, wie es ihnen seit dieser schrecklichen Zeit vor ca. 15 Jahrzehnten ergangen war. Sie antworteten, daß die Übriggebliebenen großes Leiden und Verfolgung erlitten. Ein Beweis dafür war der Zusammenbruch der Mauer von Jerusalem und die Zerstörung der Tore durch Feuer (Vers 3). Dies bedeutete, daß die Juden im wesentlichen verteidigungsunfähig waren.
Die nächste aufgezeichnete Tat Nehemias ist ein gutes Beispiel für uns alle. Er erinnerte Gott an seinen Wesenszug, Versprechen einzuhalten. Dann bekannte Nehemia Judas Sünden, seine eigenen und die seiner Vorfahren und gab sie gegenüber Gott offen zu. Er weckte auch Gottes Erinnerung, indem er seine Bedingungen des Bundes mit seinem auserwählten Volk wiederholte.
Dann informierte Nehemia, der des Königs Mundschenk war, Gott darüber, daß er den König um seine Hilfe für die Juden in Jerusalem bitten würde. Er bat Gott, ihm (Nehemia) die Gunst zu geben, die er brauchte, um Juda zu helfen (Verse 4-11). Dies war keine einfache Aufgabe. Heidnische Könige waren nicht bekannt dafür, auf nicht vorgeladene Bittsteller sanft zu reagieren. Nehemia brauchte wirklich Gottes Gunst und Hilfe. Es ist auch wichtig festzustellen, daß seine Bitte anderen galt, seinen jüdischen Brüdern in und um Jerusalem. Dies ist eine weitere inspirierende Lehre guter Führung.
König Artaxerxes antwortete freundlich auf Nehemias Bitte. Wohlwollend half er ihm und seinem Volk auf ehrenhafte Weise: Er sandte Kapitäne mit ihren Armeen aus, Baumaterial zu sammeln, damit die Juden die Mauern von Jerusalem wiederaufbauen konnten. Wir können uns die Aufregung und Hoffnung in Nehemias Herzen nur vorstellen. Er wußte, daß nur Gott ihm solch eine Gunst in den Augen des großen Heidenkönigs geben konnte.
Doch Schwierigkeiten waren schon in Sicht, ähnlich den Schwierigkeiten, die wir in unserem Leben erleben. In Jerusalem widersetzten sich Sanballat und Tobija, zwei wohlhabende und eifrige Politiker, Nehemia. Sie versuchten jede Intrige, jede List, jeden Betrug, die den Menschen bekannt waren. Trotzdem versagten sie, weil es Gottes Plan war, Nehemia und den Juden den Wiederaufbau ihrer Mauer zu erlauben, indem er die Juden beschützte (Nehemia 6,15-16).
Nehemia, Esra, das Gesetz und die Feste Gottes
Kapitel 7 von Nehemia zeigt uns, daß alle Leute mit Namen registriert wurden, um ordnungsgemäß ihrem Geschlecht zugeschrieben zu werden. Die Priester und Leviten und andere wurden identifiziert, damit die religiöse Ordnung für die Juden in Jerusalem wiederhergestellt werden konnte. Wir lesen dann in Nehemia 8 über eine sehr wichtige und aufregende Zeit, als am Posaunenfest das Buch des Gesetzes durch Esra der Gemeinde vorgelesen wurde. Zum ersten Mal geschah dies auf diese Weise seit der Zeit noch vor der babylonischen Gefangenschaft, ca. 150 Jahre früher (The Expositor’s Bible Commentary, Band 4).
Am Posaunenfest wurde das Gesetz den Übriggebliebenen von Juda vorgelesen (Nehemia 8,2). Das Gesetz, das in Vers 1 „das Buch des Gesetzes des Mose“ genannt wird, war die Thora oder der Pentateuch, welcher 1. Mose, 2. Mose, 3. Mose, 4. Mose und 5. Mose einschließt (ebenda, Band 4). Esra hatte vielleicht das Kapitel der Segnungen und Flüche vorgelesen (3. Mose 26 und 5. Mose 28). Anhand der in Nehemia 8, Vers 8 enthaltenen Sprache kann man annehmen, daß Esra wahrscheinlich die Gründe erläuterte, warum der Stamm Juda solche Demütigungen, Ängste und Verfolgungen erlitten hatte. Dieselbe Bedeutung kann aus 5. Mose 8 abgeleitet werden. In diesem Kapitel stellt Mose die Segnungen des Gehorsams den Flüchen des Ungehorsams gegenüber. Gott gibt seinem Volk diese besonderen Erinnerungen während seiner Festtage. Dennoch ist der Schwerpunkt Gottes bei den Festtagen hauptsächlich auf die positiven Vorteile der Erfüllung seiner Festsaison gerichtet. Esra war wahrscheinlich mit genau dieser Art von Predigt beschäftigt. „Und sie legten das Buch des Gesetzes Gottes klar und verständlich aus, so daß man verstand, was gelesen worden war“ (Nehemia 8,8). Zu diesem Zeitpunkt, irgendwann während der „Vormittagsversammlung“, begannen die Menschen zu weinen oder zu jammern. Mit ihrem neuen und erneuerten Verständnis kam die Annahme der Verantwortung für ihre Taten. Dies führt uns zu dem springenden Punkt, dem Hauptpunkt dieses Festartikels – daß Gott hauptsächlich an unserer Freude an diesem besonderen Fest interessiert ist. Wie es damals mit seinem Mustervolk war, so ist es auch mit uns heute.
„Die Freude am Herrn ist unsere Stärke“
Während dieser Festsaison hören wir positive Botschaften, mit dem Posaunentag beginnend, welcher die Rückkehr Jesu Christi ankündigt; dann der Versöhnungstag, welcher die Gefangenschaft Satans und der Dämonen versinnbildlicht; dann das Laubhüttenfest, welches noch nie dagewesenen Frieden und Wohlstand beschreibt; und zum Schluß die Bedeutung des Letzten Großen Tages, welcher die Auferstehung und Errettung von Milliarden von Menschen symbolisiert. Diese Lehre ist in Esras und Nehemias Botschaft von Nehemia 8 nicht verlorengegangen: „Dieser Tag ist heilig dem Herrn, eurem Gott; darum seid nicht traurig und weinet nicht! Denn alles Volk weinte, als sie die Worte des Gesetzes hörten“ (Nehemia 8,9).
Dann erklärte entweder Esra oder Nehemia den Zweck der Herbstfeste, indem er mit dem Posaunentag begann: „Geht hin und eßt fette Speise (d. h. das beste oder feinste Essen) und trinkt süße Getränke (dies kann Wein einschließen, vergleichen Sie bitte dazu 5. Mose 14,26) und sendet davon auch denen, die nichts für sich bereitet haben; denn dieser Tag ist heilig unserm Herrn. Und seid nicht bekümmert; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke“ (Nehemia 8,10).
Dies ist der Hauptpunkt des Festes, die Freude an der Einbringung der physischen Ernte und der letzten Einbringung von Gottes geistlicher Ernte der Menschen. Gott inspiriert uns mit dem Wort, daß unsere Freude an Gott – besonders in dieser Zeit – gleichbedeutend ist mit unserer geistlichen Kraft.
Was genau bedeutet dieser Satz: „Die Freude am Herrn ist eure Stärke“? Eine einfache Auslegung dieses Gedankens könnte sein: „Glück und Schutz kommen durch Gottvertrauen.“ Nach der Gefangenschaft wäre dieser Gedanke den Juden, die gedemütigt und verfolgt wurden und sich ungefähr fünfzehn Jahrzehnte in ständiger Furcht in und um Jerusalem befanden, verständlich gewesen. Das erklärte Gesetz Gottes mußte notwendigerweise verschiedene Flüche für Ungehorsam einschließen. Sie mochten vielleicht noch überlegt haben, wie sie Gott mißfallen hatten, und nun, da sie jene Wahrheit wieder hatten, mußte ihnen die Lage um so hoffnungsloser vorgekommen sein.
Nehemia und Esra ermutigten die Übriggebliebenen von Juda, die negativen Gefühle und die Trauer, die von ihrem Ungehorsam kamen, zu überwinden. Sie führten die Juden wieder dahin, sich auf Gott und seine rettende Macht zu konzentrieren – sich in ihm zu freuen. „Und alles Volk ging hin, um zu essen, zu trinken und davon auszuteilen und ein großes Freudenfest zu machen; denn sie hatten die [ermutigenden] Worte verstanden, die man ihnen kundgetan hatte“ (Nehemia 8,12).
Darauf sollten wir uns besonders während des Laubhüttenfestes und des Letzten Großen Tages konzentrieren. Obwohl wir die physischen Segnungen, die Gott uns gibt, genießen sollten, dürfen wir seine geistlichen Segnungen nicht vergessen. In der Tat sollten unsere physischen Segnungen uns auf Gottes viel größere geistliche Segnungen hinweisen. Gott ist unsere Stärke. Gott ist unser Versorger. Gott ist unser Beschützer. Diese Beschreibungen und viele andere sprechen für die Größe unseres Gottes! Er ist bereit und möchte uns helfen, uns von all unseren Schwierigkeiten zu retten.
Wie können wir uns an Gottes geistlichen Segnungen erfreuen? Eine Art, wie wir uns freuen können, ist in unseren Gebeten. Wir können täglich vor Gott kommen und ihm für seine physischen und geistlichen Segnungen danken. Wir können den Sinn seiner Feste anerkennen, indem wir die Freude teilen, mit unseren Geschwistern einig zu sein, während wir ihn bei dieser besonderen Gelegenheit anbeten.
Eine andere Art ist, über den Sinn dieser Feste zu lesen und darüber zu studieren, daß ihre Erfüllung ewiges Leben für die Milliarden von Menschen bedeutet, die während der gesamten Menschheitsgeschichte gelebt haben. Solche Studien inspirieren uns dazu, Gottes Denkweise besser zu verstehen und seinen Plan zur Errettung der Menschheit mehr zu schätzen.
Wir erfahren eine weitere Segnung, wenn wir diese wunderbaren Wahrheiten mit unseren Geschwistern besprechen. Gottes Volk wird darüber sprechen, sich austauschen, durch Gemeinschaft teilen und sich miteinander freuen wie noch nie zuvor. In der Gemeinschaft mit unseren Geschwistern und dem Teilen ihrer Nöte liegt eine wachsende Kraft.
Zum Schluß sollten wir am Laubhüttenfest teilnehmen, um zu lernen, wie wir anderen besser dienen können. Die vielen Botschaften, die wir während dieser kommenden Festtage hören werden, werden Gottes große Errettung und unseren Teil daran erläutern.
Nehemia berichtet für uns über die große Freude zu seiner Zeit, die die Juden während des Herbstfestes erfuhren: „Und es war eine sehr große Freude. Und es wurde jeden Tag aus dem Buch des Gesetzes Gottes vorgelesen, vom ersten Tag an bis zum letzten. Und sie hielten das Fest sieben Tage und am achten Tage die Versammlung, wie sich’s gebührt“ (Nehemia 8,17-18).
So wie es zu Nehemias Zeit geschah, so ist es mit uns heute. Wir können uns am Gesetz Gottes erfreuen, welches den wöchentlichen Sabbat und die jährlichen Sabbate einschließt (3. Mose 23). Die Erklärung dieser Sabbate, wie Nehemia und Esra sie Gottes übriggebliebenem Volk erklärt hatten, sollte uns Mut und Glauben geben, voranzuschreiten und unseren Geschwistern sowie anderen Menschen zu helfen (Nehemia 8,8. 10. 12; Johannes 15,13).
Auch das Beispiel Jesu bei seinem letzten Laubhüttenfest kann uns inspirieren und zu unserer Freude am Fest beitragen. Der Apostel Johannes hielt diese Geschichte für uns im 7. Kapitel seines Evangeliums fest. Jesus wußte, daß die jüdische Obrigkeit ihn festnehmen wollte; deshalb reiste er nicht öffentlich, sondern heimlich zum Festort nach Jerusalem hin (Johannes 7,2. 8-10).
Nach den ersten Tagen des Festes (Vers 14) fing Jesus an, öffentlich zu predigen. Seine Botschaften am Fest gipfelten in den bewegenden Worten, die er am Letzten Großen Tag sprach und die die Ausgießung des heiligen Geistes auf alle Menschen in der Welt von morgen darstellen: „Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Johannes 7,37-38).
Wir freuen uns auf eine Zukunft, in der alle Menschen Gottes Wahrheit verstehen und Zugang zur Kraft Gottes, dem heiligen Geist, haben werden. Unsere Freude am Fest gilt also nicht nur uns, sondern den vielen, vielen Menschen, denen eine freudige Zukunft bevorsteht und denen wir beim Erreichen des großen Potentials, das Gott auch für sie bereithält, zur Seite stehen können.
Das Laubhüttenfest ist eine jährliche Gelegenheit, unsere Vision über diese herrliche Zukunft nochmals klar zu sehen und uns durch diese klare Zukunftsvision stärken zu lassen. Wir dürfen nie zulassen, daß uns diese Vision genommen wird, indem wir das Fest nicht mehr halten, oder daß uns diese Vision getrübt wird, indem wir uns von zweitrangigen Fragen wie einer Überbetonung des organisatiorischen Ablaufs beim Fest ablenken lassen.
Lassen Sie uns die Gelegenheit, die Gott uns gegeben hat, wahrnehmen, und freuen wir uns vor Gott beim Fest. Und vergessen Sie bitte niemals, daß „die Freude am Herrn eure Stärke ist“.