Woran erkennen wir, dass Gott die Liebe ist? Wie können wir in unserem eigenen Leben erkennen, dass Gott uns liebt? Wie drückt er seine Liebe aus?
Von Paul Kieffer
Das Wort, das mehr als alle anderen Wörter die Wesensmerkmale Gottes in einem Wort zusammenfasst, ist Liebe. „Gott ist die Liebe“, lesen wir in 1. Johannes 4, Vers 8.
Woran erkennen wir, dass Gott die Liebe ist? Woher können wir das wissen? Wie können wir in unserem persönlichen Leben erkennen, dass Gott uns liebt?
Das Frühlingsfest ist eine jährliche Erinnerung an Gottes Liebe zu uns, durch die wir ihn kennenlernen durften und eine Beziehung zu ihm haben können. Gott drückt seine Liebe zu uns u. a. folgendermaßen aus:
• Gott sandte seinen Sohn in die Welt, um für unsere Sünden zu sterben, damit wir das ewige Leben haben können: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16; alle Hervorhebungen durch uns). Bereits vor der Erschaffung des ersten Menschen hatte Gott die Gabe seines Sohns als Ausdruck seiner Liebe zu uns vorgesehen: „Er [Jesus als Passahlamm] ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen“ (1. Petrus 1,20).
• Gott machte es in unserem Leben möglich, dass wir einen grundlegenden Richtungswechsel vornehmen konnten – der Wechsel von unserem eigenen Weg zum Weg Gottes. Wir nennen die Einsicht, die diesen Richtungswechsel auslöst, die Reue. Auch diese Umkehr ist Gottes Gabe an die Menschen: „Als sie das hörten, schwiegen sie still und lobten Gott und sprachen: So hat Gott auch den Heiden die Umkehr gegeben, die zum Leben führt“ (Apostelgeschichte 11,18).
• Durch den heiligen Geist erhalten wir die Kraft, Gott treu zu sein und bis zu unserem Lebensende auf seinem Weg zu wandeln. Auch dieser Geist ist Gottes Gabe an uns: „Und wir sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns der heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen“ (Apostelgeschichte 5,32). Der Apostel Paulus schrieb diesbezüglich: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7).
• Gott verspricht, uns ewiges Leben zu geben. Es ist seine Gabe an uns: „Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“ (Römer 6,23). Mit dem ewigen Leben ist auch unser Eingehen in das Reich Gottes verknüpft, das Gott uns ebenfalls geben wird: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (Lukas 12,32).
Die genannten Beispiele der Liebe Gottes haben alle mit etwas zu tun, das Gott uns gibt. Gott drückt seine Liebe zu uns durch die Dinge aus, die er uns gibt. In Jakobus 1, Vers 17 lesen wir: „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.“
Woran erkennen wir, dass Gott uns liebt? An all den Dingen, die er uns gibt. Seine Liebe drückt sich im Geben aus. So ist Gott in einem Sinne nicht nur die Liebe, sondern auch das Geben. Gottes Gebefreudigkeit ist Ausdruck seiner Wesensart, eine wichtige Eigenschaft seines Wesens. Gott gibt, und das tut er gerne.
In seiner Bergpredigt wies Jesus seine Jünger auf ein wesentliches Ziel ihrer Nachfolge hin: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matthäus 5,48). Wir sollen Gott immer ähnlicher werden und seinen Geist in uns wirken lassen, um die zweite Stufe der Schöpfung zu vollbringen – die Entstehung seines göttlichen Charakters in uns, damit wir auch geistlich „nach seinem Bilde“ geschaffen sind.
„Gebt, so wird euch gegeben“
Wenn dieser Prozess in unserem Leben stattfindet, werden wir, wie Gott, gerne geben. In der Wiedergabe der Bergpredigt im Lukasevangelium finden wir eine klare Aufforderung Jesu zum Geben: „Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen“ (Lukas 6,38).
Der Kontext der Aufforderung Jesu zeigt, dass unsere Motivation beim Geben nicht die sein soll, etwas als Gegenleistung zu erhalten. Wir sollen nicht immer leihen in der Erwartung, etwas zu bekommen (Vers 34). Wir sollen nicht nur unseren Wohltätern wohltun (Vers 33) und nicht nur diejenigen lieben, die uns lieben (Vers 32).
Dieses Prinzip der göttlichen Liebe leben uns unser himmlischer Vater und sein Sohn Jesus Christus vor, wie der Apostel Paulus bestätigt: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Römer 5,8). Gott wartete nicht, bis wir ihn liebten, um uns zu lieben. Er gewährte uns sozusagen einen Vorschuss an Liebe.
Was war das Resultat? Was war unsere Reaktion auf die Liebe Gottes? Wir lieben Gott! „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Johannes 4,19; Elberfelder Bibel). Schließlich gilt die Liebe bzw. Gebefreudigkeit Gottes auch den Menschen, die das Opfer seines Sohnes nicht in Anspruch nehmen werden. Auch für diese Menschen ist Jesus gestorben, auch diese Menschen liebt Gott.
In der gleichen Weise, wie Liebe Liebe als Reaktion hervorbringt, führt Geben zu mehr Geben. Es ist diese göttliche Gesetzmäßigkeit, die Jesus in Lukas 6, Vers 38 betont, anstatt das Geben um des Erhaltens willen. Unser Geben soll also uneigennützig sein. Diese Art des Gebens beschreibt Paulus in Römer 12, Vers 8: „Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn.“ Heute würden wir sagen, dass wir ohne Hintergedanken geben sollen.
Lade nicht immer nur deine Freunde ein
In seinem Evangelium berichtet Lukas von einer Einladung zum Essen, die Jesus von „einem Oberen der Pharisäer“ erhalten hat (Lukas 14,1). Anwesend waren anscheinend hauptsächlich Pharisäer und Schriftgelehrte (Vers 3).
Jesus nutzte diese Gelegenheit, um seinen Gastgeber über das göttliche Geben zu informieren: „Er sprach aber auch zu dem, der ihn eingeladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten“ (Lukas 14,12-14).
Warum belehrte Jesus diesen Pharisäer? Schließlich war Jesus ein Gast, und sein Verhalten könnte man, würde es sich nur um einen normalen Menschen handeln, als mangelnde Dankbarkeit auffassen. Kann es sein, dass der Pharisäer Jesus aus genau diesem Grund eingeladen hatte – er versprach sich eine „Gegenleistung“ Jesu als Erwiderung seiner Einladung?
Der Ausgeglichenheit halber sollte erwähnt werden, dass Jesus in Vers 12 kein Verbot verkündet. Er sagte dem Pharisäer nicht, dass er seine eigenen Angehörigen bzw. Freunde nie einladen durfte. Jesus ging es um dasselbe Prinzip, das er in der Bergpredigt behandelt hatte: das uneigennützige Geben.
Jesu Wortwahl in Vers 13 ist interessant, denn im übertragenen Sinne verwendet Gott ähnliche Vokabel, um Menschen zu beschreiben, die geistlich krank sind und einer Heilung durch die Berufung und die Annahme des Sühneopfers Jesu bedürfen. Mit anderen Worten lebt Gott uns vor, wie wir unser Geben praktizieren sollen. Schließlich tut er es uns gegenüber: Er lädt die geistlich Armen, Blinden und Verkrüppelten ein, von dem ewigen Leben zu kosten. Welche „Gegenleistung“ können wir Gott gegenüber erbringen, die seine Einladung ausgleichen oder wettmachen könnte?
Diese Frage ist vor dem Hintergrund einer modernen Sichtweise über Gott interessant, die Gott sozusagen menschliche Züge und Gedankengänge zuschreibt. In etwa: Gott möchte, dass wir ihm dienen, weil er daran Wohlgefallen hat. Wenn wir ihm aber nicht dienen würden, wäre er weniger glücklich. Das Problem mit dieser Sichtweise ist, dass sie Gott als unvollständig bzw. unvollkommen erscheinen lässt.
Es gibt nichts, was wir für Gott tun können, weil er es braucht und es ihm sonst „fehlen“ würde. Vor den Athenern drückte Paulus diese Wahrheit mit folgenden Worten aus: „Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen, wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt“ (Apostelgeschichte 17,25).
Wenn Gott uns einlädt und uns das ewige Leben geben will, dann sind wir wie die Lahmen, Blinden und Verkrüppelten, die Jesus in Lukas 14, Vers 13 erwähnte. Wir „haben nichts, um es [ihm] zu vergelten“ (Vers 14). Gott weiß sehr wohl, dass es uns, wenn wir seine Einladung – die Berufung – annehmen, besser gehen wird. Dadurch werden wir gesegnet. Das dient aber uns, nicht ihm! Vergessen wir niemals, dass Gott ohne die Menschen immer noch Gott ist, aber ohne ihn sind wir nichts.
Gerade diese Tatsache scheinen diejenigen Christen zu übersehen, die meinen, keiner Verpflichtung zum Geben zu unterliegen. Ihrer Meinung nach brauchen sie keine diesbezügliche Aufforderung bzw. Anweisung Gottes, denn aus der Güte ihres Herzens heraus sind sie schon zum Geben bereit. Damit kehren sie aber die Beziehung Gottes zu den Menschen um. Gott ist es, der uns sozusagen aus der Güte seines Herzens heraus liebt. Er hat uns zuerst geliebt (1. Johannes 4,19) bzw. er war der zuerst Gebende. Seine Liebe zu uns macht es uns überhaupt möglich, seine Liebe zu erwidern.
Ahmen wir Gottes Gebefreudigkeit nach?
In der Bibel finden wir viele Beispiele für die Gebefreudigkeit Gottes, die Ausdruck seiner Liebe zu uns Menschen ist. Jesus fordert uns auf, die Eigenschaften des göttlichen Charakters nachzuahmen (Matthäus 5,48). Es sollte uns daher nicht überraschen, wenn die Bibel uns zur Gebefreudigkeit ermahnt.
Jesus betonte die Wichtigkeit der Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen, die finanzielle Hilfe brauchen: „Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück. Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch . . . Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, welchen Dank habt ihr davon? Auch die Sünder leihen den Sündern, damit sie das Gleiche bekommen. Vielmehr liebt eure Feinde; tut Gutes und leiht, wo ihr nichts dafür zu bekommen hofft. So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen“ (Lukas 6,30-31. 34-35).
Wie der Apostel Paulus zeigte, ist unsere Einstellung der Dienstbereitschaft und Gebefreudigkeit gegenüber unseren Mitmenschen für Gott sehr wichtig. Bei einer Lebensmittelsammlung für notleidende Christen in Judäa schrieb Paulus an die Gemeinde zu Korinth: „Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk“ (2. Korinther 9,7-8).
In diesem Zusammenhang lobte Paulus die Gläubigen in Mazedonien, die sich an der Sammlung für die Christen in Judäa beteiligten:
„Liebe Freunde, möchte ich euch berichten, was Gottes Gnade in den Gemeinden Mazedoniens bewirkt hat. Obwohl sie schwere Zeiten durchgemacht haben, sind sie voll Freude und haben trotz ihrer Armut viel gegeben. Denn ich kann bezeugen, dass sie nicht nur gegeben haben, was sie ohne Not entbehren konnten, sondern weit darüber hinaus, und dies aus freien Stücken. Immer wieder baten sie inständig um das große Vorrecht, sich an der Sammlung für die Gemeinde in Jerusalem beteiligen zu dürfen. Ja, sie übertrafen unsere Hoffnungen sogar noch, denn ihre erste Reaktion bestand darin, sich dem Herrn und uns vorbehaltlos zur Verfügung zu stellen, um Gottes Willen zu tun, ganz gleich, was von ihnen verlangt wurde“ (2. Korinther 8,1-5; „Neues Leben“-Übersetzung).
Gott freut sich, wenn er sieht, dass wir, nachdem wir für unsere eigenen Grundbedürfnisse gesorgt haben, unseren Überschuss oder zusätzliche Segnungen einsetzen, um anderen Menschen zu helfen. Für ihn ist dies ein wichtiger Hinweis auf unsere Annahme und Umsetzung seiner Denk- und Lebensweise.
Können wir Gott geben?
Die Aussagen der Bibel in Bezug auf Hilfsbereitschaft bzw. Gebefreudigkeit unserem Nachbarn gegenüber sind eindeutig. Wussten Sie aber, dass die Bibel in Bezug auf unsere Gebefreudigkeit gegenüber Gott genauso klare Aussagen macht?
Ein Beispiel ist die Fangfrage der Pharisäer, die in Matthäus 22, Verse 15-17 beschrieben wird: „Da gingen die Pharisäer hin und hielten Rat, wie sie ihn in seinen Worten fangen könnten; und sandten zu ihm ihre Jünger samt den Anhängern des Herodes. Die sprachen: Meister, wir wissen, dass du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen. Darum sage uns, was meinst du: Ist’s recht, dass man dem Kaiser Steuern zahlt, oder nicht?“
Die Pharisäer hatten die Frage mit Bedacht gewählt. Hätte Jesus nämlich geantwortet, dass man dem römischen Kaiser keine Steuern zu zahlen brauchte, dann hätte man ihn der Aufwiegelung gegen die römische Autorität bezichtigen können. Das hätte zu seiner Verhaftung und Aburteilung geführt und auch das vorzeitige Ende seines Auftrags bedeutet, bevor er diesen zu Ende geführt hätte. Genau das wünschten sich die Pharisäer, denn sie fühlten sich von Jesus bedroht.
Jesus merkte sofort, welche wahre Absicht hinter der scheinbar ungefährlichen Frage steckte. „Als nun Jesus ihre Bosheit merkte, sprach er: Ihr Heuchler, was versucht ihr mich? Zeigt mir die Steuermünze! Und sie reichten ihm einen Silbergroschen. Und er sprach zu ihnen: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ (Verse 18-21).
In einem Gleichnis verurteilte Jesus die Menschen, die hauptsächlich an sich selbst denken und „nicht reich für Gott“ sind (Lukas 12,21; Menge-Übersetzung). Damit ist gemeint, dass sie ihren „Reichtum“ nicht in den Dienst Gottes stellen.
Im Gegensatz dazu gibt uns die Bibel von der Zeit Abrahams an Beispiele von Gottes treuen Dienern, die den wahren Eigentümer von allem – Gott – anerkannten und ihm „das Seine“ gaben. Abraham zahlte z. B. den Zehnten an Melchisedek, den Priester Gottes des Höchsten (1. Mose 14,20).
Abrahams Lebensweise wird als leuchtendes Vorbild für alle Christen hervorgehoben (Jakobus 2,21-23; Römer 4,11-12). Abraham erkannte ein wichtiges Prinzip des Gebens gegenüber Gott: Gott ist der eigentliche „Eigentümer“ von Himmel und Erde. Immer wieder erinnert uns Gott in der Bibel daran, dass ihm alles gehört (2. Mose 19,5; Hiob 41,11; Psalm 24,1; 50,12; Haggai 2,8).
Später gebot Gott Abrahams Nachkommen, dem Volk Israel – der alttestamentlichen „Gemeinde in der Wüste“ (Apostelgeschichte 7,38) –, ihm auf verschiedene Weise das zu geben, „was Gottes ist“. Dazu gehörten das Zahlen des Zehnten und die Abgabe von Erstfrüchten und besonderen Opfern zu den drei jährlichen Festzeiten.
Dieses Geben sollte die Anbetung Gottes in Israel aufrechterhalten, die wiederum die Israeliten in die Lage versetzen sollte, als Gottes Vorbildnation den Nachbarvölkern zu dienen (5. Mose 4,1-2. 6-8). Das Beispiel Israels sollte andere Nationen inspirieren, den Gott Israels kennenzulernen und seine Lebensweise praktizieren zu wollen. Auf diese Weise sollte Israel ein Evangelium, eine „gute Nachricht“ über den Gott verbreiten, der es aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hatte.
Auch die neutestamentliche Gemeinde, die „das Israel Gottes“ genannt wird (Galater 6,16), wurde von Gott aus der Knechtschaft Satans, der Sünde, befreit. Auch sie hat die Verantwortung, die Erkenntnis Gottes in der heutigen Welt zu verbreiten und ihren Nachbarn zu helfen, Jünger Christi zu werden. Kurz nach seiner Auferstehung von den Toten schärfte Jesus seinen Jüngern die Wichtigkeit dieser Aufgabe ein: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,18-20; Markus 16,15-16; Hervorhebungen sind Zitate aus dem Markusevangelium).
Als Jesus seine Jünger zum ersten Mal aussandte, um das Evangelium zu predigen, wies er sie an, die Botschaft unentgeltlich zur Verfügung zu stellen: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige gesund und treibt Dämonen aus! Tut alles, ohne etwas dafür zu verlangen, denn ihr habt auch die Kraft dazu ohne Gegenleistung bekommen“ (Matthäus 10,8; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).
Freilich kostet es etwas, das Evangelium zu predigen. Doch diejenigen, die das Evangelium erstmalig hören, sollen die Botschaft kostenlos empfangen können. Wenn sie aber später von der Botschaft überzeugt sind, werden auch sie, wie die Jünger Jesu damals, die Wichtigkeit von der Verbreitung des Evangeliums erkennen und ihren Beitrag dazu leisten wollen. Das Neue Testament zeigt mit seinen Beispielen, dass die neuzeitliche Verbreitung des Evangeliums auch von dem „Israel Gottes“ – der Gemeinde – finanziert wurde.
In diesem Sinn schrieb der Apostel Paulus an die Gemeinde zu Korinth: „Wer zieht denn in den Krieg und zahlt sich selbst den Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und isst nicht von seiner Frucht? Oder wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde? Rede ich das nach menschlichem Gutdünken? Sagt das nicht auch das Gesetz? Denn im Gesetz des Mose steht geschrieben: Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden. Sorgt sich Gott etwa um die Ochsen? Oder redet er nicht überall um unsertwillen?
Ja, um unsertwillen ist es geschrieben: Wer pflügt, soll auf Hoffnung pflügen; und wer drischt, soll in der Hoffnung dreschen, dass er seinen Teil empfangen wird. Wenn wir euch zugut Geistliches säen, ist es dann zu viel, wenn wir Leibliches von euch ernten? Wenn andere dieses Recht an euch haben, warum nicht viel mehr wir? Aber wir haben von diesem Recht nicht Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen alles, damit wir nicht dem Evangelium von Christus ein Hindernis bereiten. Wisst ihr nicht, dass, die im Tempel dienen, vom Tempel leben, und die am Altar dienen, vom Altar ihren Anteil bekommen? So hat auch der Herr befohlen, dass, die das Evangelium verkündigen, sich vom Evangelium nähren sollen“ (1. Korinther 9,7-14).
Die Gemeinde in Philippi beteiligte sich beispielhaft am Predigen des Evangeliums, indem sie Paulus unterstützte: „Ihr Philipper wisst, dass am Anfang meiner Predigt des Evangeliums, als ich auszog aus Mazedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein. Denn auch nach Thessalonich habt ihr etwas gesandt für meinen Bedarf, einmal und danach noch einmal“ (Philipper 4,15-16). Wer an das Evangelium vom Reich Gottes glaubt, wird zu dessen Verbreitung beitragen wollen.
Bei der Erschaffung des Menschen hatte unser Schöpfer das große Ziel für uns Menschen vor Augen. Er will viele Kinder „zur Herrlichkeit“ führen (Hebräer 2,10). Er will seine Existenz als Geistwesen in aller Ewigkeit mit uns teilen. Um diesen großartigen Plan zu verwirklichen, gibt uns Gott alles, was wir brauchen: seinen Sohn Jesus Christus, unsere Berufung, die Umkehr, den heiligen Geist und den ständigen Beistand seines Sohnes als unser Hohepriester. Wie drückt sich seine Liebe zu uns aus? Durch all die Dinge, die er uns gibt.
Was erwartet er von uns? Wir sollen so werden, wie er ist. Daher: „Gebt, so wird euch gegeben“ (Lukas 6,38).