Es gibt Bibelstellen, die auszusagen scheinen, dass sich Gott in keiner Weise ändert. Warum gibt es dann den Neuen Bund? Wie sollen wir diese Bibelverse verstehen?
Von Paul Kieffer
Ändert sich Gott nicht? Bestimmte Bibelstellen scheinen das auszusagen, doch was bedeutet das? Manche Christen lehnen die Sichtweise ab, dass Gott sich nicht ändert. Sie glauben, dass der Gott des Alten Testaments ein überaus strenger, harter Gott war, der für jede Übertretung exakt die Vollstreckung der Strafe erwartet hat, die dafür vorgesehen war. Im Gegensatz dazu offenbarte Jesus im Neuen Testament einen veränderten Gott, der nunmehr bereit ist, über Übertretungen hinwegzusehen. Wie verhält es sich wirklich? Ändert sich Gott oder ändert er sich nicht?
In diesem Zusammenhang ist eine grundlegende Erkenntnis wichtig: Die in der Bibel enthaltene Wahrheit Gottes hat sich in den fast zweitausend Jahren seit der Fertigstellung der Sammlung der biblischen Bücher (Kanon) nicht geändert. Die ursprünglichen Worte der Bibel sind stets dieselben geblieben.
Unser Verständnis dieser Wahrheit unterliegt jedoch einem Wandel. Dazu gehört auch das Wissen um die praktische Anwendung biblischer Aussagen. Wir gewinnen immer mehr Erkenntnis, die Korrekturen unserer Handlungsweise notwendig machen kann. Auf diese Weise wird Übereinstimmung mit den wegweisenden Grundsätzen des Geistes Gottes erzielt. Jesus sagte diesen Prozess sogar voraus: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen“ (Johannes 16,13; alle Hervorhebungen durch uns).
Wenn der heilige Geist uns in die Wahrheit führt, so bedeutet das nicht, dass sich die Wahrheit Gottes ändert. Im Gegenteil: Dadurch kommen wir ihr näher!
Wer sich als Christ neuen Erkenntnissen verschließt – möglicherweise auch solchen, die sich von der Sichtweise und den Traditionen des herkömmlichen Christentums deutlich unterscheiden –, behauptet unerkannterweise, er hätte Gottes Willen von Anfang an vollkommen begriffen. Doch mit einer solchen Haltung stellt man sich in Gegensatz zu den Aussagen der Bibel selbst, wie wir gerade gelesen haben.
Die Jünger Jesu lebten uns den Prozess der Veränderung vor, den wir als Christen erleben. Anfangs waren diese zwölf Männer geistlich unreif, befangen in den traditionellen Meinungen ihres jüdischen Umfelds. Doch sie ließen sich vom heiligen Geist führen und gelangten zu wahrer geistlicher Reife.
Heutige Namenschristen, in den Ansichten ihres traditionellen christlichen Umfelds ebenfalls befangen, mögen den Wandel in Erkenntnis mit der Ausrede ablehnen: „Mit der Bibel lässt sich schließlich alles beweisen.“ Sie mögen dabei entschieden auf Bibelstellen hinweisen, die ihrer Meinung nach belegen, dass Gott sich auch nicht ändert.
„Ich wandle mich nicht“
Ein Beispiel für eine solche Bibelstelle ist Maleachi 3, Vers 6: „Ich, der Herr, wandle mich nicht.“ Diese Worte, niedergeschrieben vom letzten der Propheten, Maleachi, werden manchmal aus dem Zusammenhang zitiert, um das Beharren auf traditionellen Sichtweisen zu begründen.
Wer sich auf die Verkürzung dieser prophetischen Aussage beruft und dabei meint, dass sich Gott niemals in irgendeinem Punkt ändert, muss auch logischerweise zu dem Schluss gelangen, dass die Lehren und Praktiken des Neuen Bundes identisch sind mit denen des Alten Bundes.
Sehen wir uns diesen Vers in dessen ursprünglichem Zusammenhang an. Der Prophet Maleachi bezieht sich auf den Zeitpunkt, wenn Christus wiederkommen und die „Söhne Levi reinigen und läutern“ wird (Vers 3). Maleachi verurteilt die „Zauberer, Ehebrecher, Meineidigen und . . . die, die Gewalt und Unrecht tun den Tagelöhnern, Witwen und Waisen und die den Fremdling drücken und mich [Gott] nicht fürchten“ (Vers 5).
Der Prophet zählt die kollektiven Sünden des Volkes Israel auf und nennt die Sünden von Juda und Jerusalem beim Namen (Vers 4). Er wendet sich damit an die Leviten bzw. Priester, die ihrer Pflicht der religiösen Betreuung des Volkes nicht gerecht werden. Und dann zitiert Maleachi Gott mit den Worten: „Ich, der Herr, wandle mich nicht; aber ihr habt nicht aufgehört, Jakobs Söhne zu sein“ (Maleachi 3,6).
In diesem Vers geht es um Gottes Gnade und nicht um das Festhalten an einer traditionellen Sichtweise! Durch Maleachi gibt Gott hier zu verstehen, dass seine Gnade unwandelbar ist und er deshalb sein Volk nicht vernichten wird, obwohl es schwer gesündigt hatte. Von Gottes grundlegenden Eigenschaften ist hier die Rede. Er ist gnädig und barmherzig, und daran wird sich nichts ändern. Diesen Vers als Beweis dafür zu verwenden, dass man in Erkenntnis nicht wachsen muss, ist fehl am Platz.
„Gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“
Eine weitere Bibelstelle, die manche anführen, um ihre starre Haltung in Fragen der Erkenntnis zu rechtfertigen, ist Hebräer 13, Vers 6: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“ Dieser Vers hat mit Maleachi 3, Vers 6 gemeinsam, dass darin von den grundlegenden Eigenschaften Jesu die Rede ist. Wenn wir die Bedeutung dieses Verses richtig verstehen wollen, gilt es, den Vers in seinem ursprünglichen Zusammenhang zu sehen und im Hebräerbrief nach anderen Aussagen in dieser Richtung zu suchen.
Um den übergeordneten Zusammenhang zu erkennen, haben wir in der Einleitung zum Hebräerbrief diesen wichtigen Anhaltspunkt: „Du, Herr, hast am Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie werden alle veralten wie ein Gewand; und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand werden sie gewechselt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören“ (Hebräer 1,10-12).
Hier weist der Autor des Hebräerbriefes, indem er aus dem achten Psalm zitiert, auf den Gegensatz zwischen der Vergänglichkeit des geschaffenen Universums einerseits und der Unveränderbarkeit und Zeitlosigkeit unseres Schöpfers hin. Er betont, dass Gott ewig lebt. Er ist unendlich, unvergänglich und unsterblich. Darin ist Gott „derselbe“!
Der Brief an die Hebräer wurde vor allem aus dem Grund geschrieben, um den Unterschied zwischen dem höheren Stand des Priestertums Christi und dem der levitischen Priesterschaft zu unterstreichen. Die Überlegenheit Jesu wird schon durch seine Unsterblichkeit bewiesen: „Auch sind es viele, die Priester wurden, weil der Tod keinen bleiben ließ; dieser [Christus] aber hat, weil er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum. Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Hebräer 7,23-25).
Die Aussage ist hier sogar noch deutlicher. Da Christus ewig lebt, ist sein Priestertum dem Priesteramt der sterblichen Menschen weit überlegen, die Aarons Nachkommen aus dem Stamm Levi waren. Jesus ist ständig bereit, einzutreten für diejenigen Menschen in allen Zeiten, die zu Gott kommen. Er ist ein treuer, verlässlicher und beständiger Hohepriester. Darin ist Jesus immer „derselbe“!
Was ist der Zusammenhang?
Zum Zeitpunkt der Abfassung des Hebräerbriefs machten Judenchristen eine schwere Zeit durch. Sie litten unter Verfolgung von Seiten ihrer jüdischen Landsleute, die Christus nicht anerkannten. An mehreren Stellen im Brief finden wir Hinweise auf Nachlässigkeit hinsichtlich der Erfüllung ihrer christlichen Pflichten.
Der Hebräerbrief sollte vor allem eine Ermutigung für diese Judenchristen sein. Deshalb ermahnte sie der Autor wie folgt: „Bleibt fest in der brüderlichen Liebe . . . Lasst euch genügen an dem, was da ist. Denn der Herr hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen. So können auch wir getrost sagen: Der Herr ist mein Helfer“ (Hebräer 13,1. 5-6). Manche Judenchristen hatten anscheinend vergessen, dass Christus als ewiger Hohepriester über seine Kirche wacht.
Nachdem der Autor die Judenchristen ermahnt hat, sich wieder am Beispiel ihrer Leiter zu orientieren (Vers 7), schreibt er: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“ Damit sollte endgültig klar sein, was mit diesem Vers wirklich gemeint ist. Wir sollen in unserem Bemühen nicht nachlassen, Christi Nachfolger zu sein, denn Christus lebt als unser gnadenvoller Hohepriester! Er ist unsterblich im Himmel in dieser Funktion! Wir sollen uns im Glauben nicht beirren, denn Christus ist unverändert derselbe. Er ist und bleibt auf seinem Thron im Himmel, er lebt, und er kümmert sich um uns. Wir sollen nicht in Unmoral und einen falschen Glauben verfallen (Vers 9).
Ein Verzeichnis von Veränderungen
Interessanterweise ist es gerade der Hebräerbrief, der – mehr als irgendein anderes Buch des Neuen Testaments – ein Verzeichnis von Veränderungen ist. Hebräer 13, Vers 8 als Beweis dafür heranzuziehen, dass Gott nie etwas ändert, weist auf ein mangelhaftes Verständnis dieses Buches hin.
Ein geändertes Gesetz, ein Wechsel im Priestertum und ein neuer Bund werden alle erwähnt. In Hebräer 7, Vers 12 lesen wir beispielsweise: „Denn wenn das Priestertum verändert wird, dann muss auch das Gesetz verändert werden.“ Wer war es, der das Gesetz und das Priestertum veränderte? Gott selbst! Gott nahm Änderungen vor.
Gott hat auch den Neuen Bund vorgesehen, der als der bessere bezeichnet wird. Er gründet sich auf „bessere Verheißungen“ (Hebräer 8,6-7). Aber wurde der Alte Bund, den der Neue Bund ablöst, nicht auch von Gott geschlossen? Ja, gewiss! Aber Gott hat trotzdem den Neuen Bund vorgesehen.
Gott änderte im Laufe der Jahrhunderte auch gelegentlich seine Meinung. Gott ist nicht starr, unbeweglich, unnachgiebig – nicht wie einige seiner menschlichen Geschöpfe!
Aber Gott ist auch nicht wankelmütig und unbeständig. Er ist zeitlos, ewig und beständig in seiner Wesensart und Zielsetzung. Er ist heute so voll unendlicher Barmherzigkeit wie zu allen Zeiten.
Der Hebräerbrief enthält auch einen Hinweis auf Gottes Vorhaben mit den Menschen: „Weil Gott wollte, dass viele Kinder Gottes in sein herrliches Reich aufgenommen werden, hat er den, der sie zur Rettung führen sollte, durch Leiden zur Vollendung gebracht. Das war der angemessene Weg für Gott, den Ursprung und das Ziel von allem“ (Hebräer 2,10; Gute Nachricht Bibel). Jesu Leiden für uns, damit wir das Ziel der menschlichen Bestimmung erreichen können, ist „zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen“ (1. Petrus 1,20).
Gottes grundsätzliche Wesensart ändert sich nicht. Um allen Menschen die Gelegenheit zu geben, in sein Reich einzugehen, kann Gott neue Entscheidungen treffen, und zwar je nachdem, wie sich die Menschen verhalten. So kann es vorkommen, dass Gott eine Strafe, die er für Ungehorsam vorgesehen hat, nicht vollzieht, wenn die Menschen entsprechend bereuen (Jeremia 18,1-10).
Menschliche Mitbestimmung
Dass Gott sein Verhalten uns gegenüber unserem Verhalten ihm gegenüber sozusagen „anpasst“, offenbart ein wichtiges Merkmal unserer Beziehung zu Gott: Wir bestimmen zum Teil mit, wie Gott mit uns umgeht. Der Apostel Paulus erklärte es folgendermaßen: „Wenn wir uns selbst zur Rechenschaft ziehen würden, müsste der Herr uns nicht auf diese Weise richten. Wenn er es aber tut, dann geschieht es, um uns zurechtzuweisen, damit wir nicht im letzten Gericht zusammen mit der ungläubigen Welt verurteilt werden“ (1. Korinther 11,31-32; Gute Nachricht Bibel).
Von seinen menschlichen Geschöpfen erwartet Gott Reue bzw. Umkehr (Apostelgeschichte 2,38; 3,19). Das ist nichts anderes als Änderung. Er fordert, dass wir uns von dem scharfen Schwert seines Wortes zurechtweisen lassen (Hebräer 4,12-13; 12,7-11). Wer sich nicht ändern bzw. keine Veränderung akzeptieren will – wie es das Wort Gottes fordert –, widersetzt sich dem heiligen Geist Gottes genauso wie einst die Pharisäer.
Die religiösen Führer zur Zeit Jesu galten nicht gerade als besonders aufgeschlossen. Jesus kam und brachte Licht und Wahrheit (Johannes 12,46; 14,26), doch seine Landsleute standen dem Licht ablehnend gegenüber: „Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Johannes 1,11).
Die geistlichen Führer in jener Zeit waren unfähig, die neue Wahrheit zu begreifen, die Jesus von Gott, dem Vater, überbrachte. Sie hatten einen Kodex aus Dutzenden von Geboten und Verboten zusammengestellt, den sie für zufriedenstellend hielten. Sie saßen auf des Mose Stuhl (Matthäus 23,2) recht bequem. Wie die rivalisierende Sekte der Sadduzäer genossen auch die Pharisäer die Vorzüge ihrer unantastbaren Machtstellung als religiöse Autorität für Tausende ihrer Landsleute.
Jesus aber brachte ihr Boot zum Schwanken. Die Pharisäer waren nicht imstande, die Weisheit seiner Worte zu widerlegen. Ihr Widerstand gegen ihn wurde dann derart emotional, dass sie ihn schließlich umbringen ließen!
Das Gleichnis von den Weinschläuchen
Als Jesus den Steuereintreiber Levi zu seinem Jünger berief, veranstaltete dieser zur Feier des Ereignisses ein Fest in seinem Hause. Er lud Jesus, die Jünger Jesu und viele Steuereinnehmer (Zöllner) zum Festmahl ein.
Das missfiel den Pharisäern und Schriftgelehrten natürlich. Sie zogen daraus den willkürlichen Schluss, dass er aufgrund seines Umgangs mit bestimmten Personen irgendwie schuldig sei. „Die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten und sprachen zu seinen Jüngern: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?“ (Lukas 5,30).
Jesus wies sie darauf hin, dass er gekommen war, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten. Als die Pharisäer schließlich merkten, dass in dieser Sache kein Erfolg zu erzielen war, versuchten sie es in einer anderen Richtung, und zwar mit einer Frage in Bezug auf das Fasten. „Sie aber sprachen zu ihm: Die Jünger des Johannes fasten oft und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; aber deine Jünger essen und trinken“ (Vers 33).
Die Pharisäer maßen die Gerechtigkeit nach quantitativen Gesichtspunkten. Für sie war es wichtig, wie viel jemand betete, wie oft er fastete, wie viel er opferte. Dieser Art von Gerechtigkeit erteilt Jesus in Lukas 18, Verse 1-14 eine Absage. Er lässt erkennen, dass vor Gott nicht die Menge und der Umfang der Gebete zählen. Die Qualität eines Gebetes und die Einstellung des Betenden sind wichtig! Gott hört lieber ein kurzes, aber in Demut gesprochenes Gebet als die lange, scheinbar frömmlerische Rede eines Selbstgerechten!
Leider vermochten die Pharisäer und ihre Anhänger den von Christus aufgezeigten Weg zum wahren Heil nicht zu begreifen. Für sie war dieser Weg zu neu bzw. zu „liberal“ und daher zu schwer. Jesus heilte Kranke am Sabbat und setzte sich damit über judäische Bestimmungen hinweg. Er und seine Jünger rauften Ähren am Sabbat, was von den judäischen Frömmlern als Ernten ausgelegt wurde. Sie aßen und tranken mit Appetit. Mit einer solchen Haltung konnten sich die Pharisäer nicht anfreunden. Zähneknirschend und voll Empörung über die ärgerlichen Lehren Christi suchten sie schließlich nach einer Gelegenheit, ihn zu töten.
Mit zwei kurzen Gleichnissen wies Jesus sie auf ihr Unvermögen hin, sich mit seiner neuen Lehre unvoreingenommen auseinanderzusetzen. Das erste Gleichnis war: „Und er sagte zu ihnen ein Gleichnis: Niemand reißt einen Lappen von einem neuen Kleid und flickt ihn auf ein altes Kleid; sonst zerreißt man das neue und der Lappen vom neuen passt nicht auf das alte“ (Lukas 5,36).
Die Lehren Jesu waren wie das Stück eines wundervollen neuen Kleides, das dem einengenden Gewand der alten traditionellen judäischen Bestimmungen aufgeheftet wird. Es mussten dadurch zwangsläufig Spannungen entstehen, die zu Rissen im Gewande der alten Tradition führten.
Mit einem weiteren Gleichnis wollte Christus diesen Punkt noch deutlicher unterstreichen: „Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche und wird verschüttet und die Schläuche verderben. Sondern neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen“ (Verse 37-38).
Jesus vergleicht seine Lehren mit einem „Gefäß“, das anpassungsfähig ist und Flüssigkeit aufnimmt, ohne daran zu zerbrechen. Die Pharisäer hingegen waren wie alte Weinschläuche – brüchig, durchlässig und verhärtet. Bildlich ausgedrückt „zerbarsten“ sie unter dem Druck des neuen Weins der Lehre Jesu. Sie waren durch das Festhalten an ihren Traditionen unbeweglich, durch die das Wort Gottes eigentlich „aufgehoben“ wurde (Markus 7,8. 9. 13).
Dem frischen jungen Wein der neuen Offenbarung Gottes zogen sie ihre von Bodensatz getrübten traditionellen Dogmen vor! Sie sprachen: „Der alte [Wein] ist milder“ (Lukas 5,39).
Später erläuterte der erste christliche Märtyrer Stephanus diese Sache folgendermaßen: „Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr“ (Apostelgeschichte 7,51).
„Ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geist“ – damit sind wir beim Kern des Problems! Wer gegen die Lehre Jesu Christi ist, der ist auch gegen den heiligen Geist Gottes.
Wirkt der Geist der Pharisäer heute immer noch?
Kann es sein, dass der Geist der Pharisäer von einst heute immer noch aktiv ist? Bedenken wir Folgendes: Jesus nannte die Schar seiner Nachfolger die „kleine Herde“ (Lukas 12,48), der Teufel hat die ganze Welt verführt (Offenbarung 12,9) und verführte Menschen werden Jesus bei seiner Wiederkehr bekämpfen (Offenbarung 19,19).
Ja, die Geisteshaltung der traditionsbewussten Pharisäer lebt auch heute noch in Menschen christlichen Bekenntnisses fort, die sich neuen Erkenntnissen verschließen. Während der heilige Geist die wahrhaft Berufenen ständig im Verständnis von Gottes Wort wachsen lässt, gibt es auch solche, die vor einem besseren Verständnis des Wortes Gottes zurückschrecken und damit eine mögliche Berufung nicht erkennen wollen. In Wirklichkeit widersetzen sie sich damit dem göttlichen Geist und tun nicht anders, als es die Pharisäer vor ca. zweitausend Jahren taten.
Jesus erklärte seinen Jüngern den Geist Gottes und sein Wirken, das sie immer näher an die Wahrheit heranführen will, so: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit [der heilige Geist], kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten“ (Johannes 16,13).
Es handelt sich dabei um einen fortlaufenden Prozess. Jede Generation von wahren Christen zählte deshalb zu den Nachfolgern Jesu, weil sie bereit war, sich neuen Einsichten und Erkenntnissen zu öffnen. Der Apostel Petrus mahnt uns: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus“ (2. Petrus 3,18).
Paulus sagte zu dem Evangelisten Timotheus: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt“ (2. Timotheus 2,15). Wer sich nicht „bemüht“, das Wort Gottes zu studieren, gerät häufig in die Verlegenheit, eine „schwierige Frage“ nicht beantworten zu können. Wie die Pharisäer, deren Geist in solchen Menschen lebendig ist, irren sie, da sie die Schrift nicht kennen (Matthäus 22,29).
Salomo schrieb: „Erwirb Weisheit, erwirb Einsicht; vergiss sie nicht und weiche nicht von der Rede meines Mundes; verlass sie nicht, so wird sie dich bewahren; liebe sie, so wird sie dich behüten. Denn der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit und erwirb Einsicht mit allem, was du hast“ (Sprüche 4,5-7).
Wir sagen ganz deutlich: Gottes Wort ist das Fundament allen Wissens. Das Ziel der Vereinten Kirche Gottes ist es, ständig in der Erkenntnis zu wachsen und sich von Gottes Wort leiten und bessern zu lassen. Für manche, die fest in der Tradition wurzeln, ist dieser Prozess des Lernens und Wachsens oft sehr schmerzhaft. Er kann zur Folge haben, dass wir uns von beliebten, aber leider nicht biblischen Traditionen verabschieden müssen, um den Weg Gottes zu gehen.
Was wollen wir sein? Ein geistlicher Starrkopf wie die Pharisäer von einst? Oder sind wir aufgeschlossen genug, um uns ehrlich und aufrichtig mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen und notwendige Korrekturen in unserem Denken und Handeln zu erkennen und umzusetzen?
Ändert sich Gott oder ändert er sich nicht? Das war die Frage, die als Einleitung zu diesem Beitrag diente. Die wichtigere Frage ist, ob wir bereit sind, uns zu ändern! Veränderung bedeutet Bewegung, auf den anderen zugehen, sich ihm nähern. Von Seiten unseres himmlischen Vaters gehört die Bereitschaft zu dieser Art Veränderung zu seinem großen Plan für einen jeden von uns. Gott ist bereit, sich uns zu nähern – also sich zu ändern! Die Voraussetzung dafür ist, dass wir dazu ebenfalls bereit sind: „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch“ (Jakobus 4,8).