Es gibt kaum etwas, das mehr zu einem glücklichen Leben beiträgt als ein positives Familienleben. Welche biblischen Prinzipien fördern ein harmonisches Verhältnis?

Von Scott Ashley

Was kann denn schöner sein, als wenn man sich freut, nach Hause zu kommen zu Ehefrau und Kindern? Selbst wenn man eine gute Arbeit hat, kann es eine große Leere geben, wenn das Familienleben nicht stimmt.

Familie, was ist das? Im weitesten Sinne umfasst die Familie nicht nur den Ehepartner und die Kinder, sondern auch Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Neffen, Nichten und viele weitere Verwandte. Wenn man zu allen Mitgliedern der Großfamilie gute Beziehungen hat, ist das ein wunderbarer Segen. Um festzustellen, wie man gute Familienbeziehungen erreicht, wollen wir uns zunächst einmal ansehen, wie die Einrichtung „Familie“ entstanden ist.

Kurz nachdem Gott den ersten Menschen, Adam, geschaffen hatte, sagte er: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei“ (1. Mose 2,18). Adam allein war unvollständig. Also hat Gott ihm Eva als Partnerin geschaffen. Es war nicht Gottes Absicht, dass Mann und Frau miteinander konkurrieren, sondern dass sie sich ergänzen. Sie sollten als Eheleute zusammenarbeiten, Kinder zeugen und die Erde bevölkern.

Schlüssel zum Glück

Gott ist der Urheber der Familie. Er hat uns nicht im Ungewissen darüber gelassen, wie man Familienglück findet. Die Schlüssel zu diesem Glück gibt uns die Heilige Schrift. Wenn wir den biblischen Anweisungen folgen, gibt es weit weniger Familienstreit als sonst.

Ein uns von Gott gegebener Grundsatz ist, dass es sich bei der Ehe um einen lebenslangen Bund handelt. Jesus Christus hat auf eine Frage über Ehescheidung so geantwortet: „Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach:

Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein?“ (Matthäus 19,4-5). Jesus machte damit klar, dass Gott in der Ehe einen heiligen Bund zwischen einem Mann und einer Frau sieht (Maleachi 2,14), der nicht verletzt werden soll.

Glück stellt sich meistens dann ein, wenn wir etwas tun, wovon wir glauben, dass es wichtig ist. Das gilt auch im Familienleben. Gott hat die Familie geschaffen, damit wir vieles lernen und unser volles Potenzial als Mitglieder seiner Familie erreichen können (2. Korinther 6,18; Hebräer 2,10-11; 1. Johannes 3,2).

Zu Gottes Anweisungen für das Familienleben gehört das fünfte Gebot: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird“ (2. Mose 20,12).

Wir sollen unsere Eltern immer ehren. In unserer Jugend ist es angebracht, dass wir ihnen respektvollen Gehorsam entgegenbringen. Wenn die Eltern alt werden, ehren wir sie mit Besuchen, regelmäßiger Kommunikation, Respekt und dadurch, dass wir uns um ihre materiellen und seelischen Bedürfnisse kümmern.

Gott verheißt denen, die dieses Gebot halten, einen besonderen Segen: „. . . auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.“ Der Apostel Paulus nennt diese Anweisung „das . . . erste Gebot, das eine Verheißung hat“ (Epheser 6,2).

Ein weiterer Segen des Familienlebens sind Kinder: „Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk. Wie Pfeile in der Hand eines Starken, so sind die Söhne der Jugendzeit. Wohl dem, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat“ (Psalm 127,3-5).

Eltern, die nach der Geburt des ersten Kindes vor dem Wunder des Lebens Ehrfurcht empfinden; die Großmutter, die ihr erstes Enkelkind in den Armen hält; der Großvater, der im Garten mit seinem Enkel Ball spielt: Sie alle stellen fest, dass Kinder eine Freudenquelle sind, die uns von Gott geschenkt wird.

Es ist leicht zu vergessen, dass Kinder ein Segen von Gott sind. Allzu oft bilden wir uns ein, dass Freude nur dann zu haben ist, wenn wir an einem exotischen Platz Urlaub machen, besonders interessante Leute kennenlernen oder einem spektakulären Ereignis beiwohnen. Aber irgendwann wird uns klar, dass das Leben weitaus erfüllter ist, wenn wir die einfachen Dinge in unserem persönlichen Umfeld wahrnehmen und schätzen lernen.

Das Glück beginnt zu Hause

Leider tendiert unsere moderne Lebensweise dahin, Familienmitglieder voneinander zu trennen. So leben die Enkelkinder manchmal weit von ihren Großeltern entfernt. Kinder und Jugendliche sind von Tanten, Onkeln, Vettern und Cousinen getrennt. Häufige Besuche und Anrufe können die Entfernungen überbrücken, doch das ist nicht immer genug.

Eine glückliche, stabile Großfamilie zu bauen erfordert viel Arbeit. Galater 6, Vers 7 erklärt uns, dass wir nur dann ernten, wenn wir vorher säen. Wenn man ein gutes Familienleben haben will, muss man sich anstrengen. Aber das muss man ja auch, wenn man Karriere machen, ein Haus bauen oder einen Acker pflügen will.

Will man reichlich ernten, muss man reichlich säen. Wenn wir bei der Errichtung eines Hauses schlampig arbeiten und minderwertiges Baumaterial verwenden, wird das Haus zum Schluss einen geringen Wert haben. Beim Familienleben ist es nicht anders. Wenn wir Sorgfalt und Mühe investieren, können wir den Segen guter Beziehungen ernten.

Bringen wir aber nur wenig Zeit und Mühe für unser Familienleben auf, liegt es auf der Hand, dass wir nicht allzu viel als Belohnung erwarten dürfen. Wie können wir nun unser Familienleben optimal gestalten?

Zeit: ein kostbares Gut

Menschen können eine gute Beziehung nur dann herstellen, wenn sie Zeit miteinander verbringen. Leider ist es aber oft so, dass viele Aufgaben und Verpflichtungen unsere Familien auseinanderreißen. Manche Eltern finden kaum mehr als ein paar Minuten am Tag Zeit für ihre Ehepartner und Kinder.

Viele klagen über diesen Mangel an Zeit. Doch irgendwie finden wir alle immer genug Zeit für das, was wir selbst am liebsten machen.

Wie wichtig ist Ihnen Ihre Familie? Welchen Stellenwert nimmt sie ein? Das hängt von der Zeit ab, die Sie ihr widmen. Vielleicht müssen Sie Ihre Prioritäten anders ordnen. Es kann sein, dass Sie für Ihre Familie einfach Zeit vormerken müssen.

Wenn Familienmitglieder in derselben Gegend wohnen und sich gleichermaßen verpflichtet haben, Gottes Gebote zu halten, haben sie eine besondere Gelegenheit, miteinander Gemeinschaft zu pflegen und Gott anzubeten. Im vierten Gebot heißt es: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest“ (2. Mose 20,8). Das Einhalten des Sabbatgebotes, das wie kaum ein anderes der Gebote Gottes missachtet wird, verschafft einer Familie reichlich Gelegenheit, zusammenzukommen.

(Wenn Ihnen Zeit für das Nachdenken über göttliche Belange fehlt, sollten Sie mehr über Gottes Sabbat erfahren. Bestellen Sie dazu unsere kostenlose Broschüre Der biblische Ruhetag – Samstag oder Sonntag?.)

Das Sabbatgebot ist heute wichtiger als jemals zuvor, weil wir von so vielen Aufgaben in Beschlag genommen werden. Der Sabbat sollte ein Tag sein, an dem die Mitglieder einer Familie gemeinsam essen, vielleicht spazieren gehen und vor allem Gott anbeten und verehren sollten.

Wenn Sie Zeit mit Ihren nächsten Verwandten am Sabbat verbringen, können sich die Beziehungen innerhalb der Familie vertiefen. Sie können Ihren Angehörigen die Werte Gottes nahebringen und den Zusammenhalt Ihrer Familie durch unvergängliche geistliche Prinzipien stärken.

Neben dem Sabbat gibt es andere Anlässe, bei denen die Familienmitglieder miteinander Zeit verbringen können, wie Ausflüge, Urlaubsreisen und Ferienaktivitäten. Solche Anlässe bieten den Eltern Gelegenheit, sich mit ihren Kindern über Gott und die Welt zu unterhalten und etwas von ihren Ansichten über das Leben, von ihren Hoffnungen, Träumen und Enttäuschungen zu erfahren.

Umgekehrt bieten sie auch den Kindern Gelegenheit, Fragen über das Leben an ihre Eltern zu richten. Eine mehrstündige Autofahrt kann eine Familie näher zusammenbringen, wenn man die Zeit zum Gespräch nutzt.

Gegenseitiger Halt

Jeder Mensch erlebt einmal Zeiten, in denen alles schiefgeht. Wenn das passiert, kann die Familie für Halt sorgen. „[Wenn] zwei beieinander liegen, wärmen sie sich; wie kann ein Einzelner warm werden? Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei“ (Prediger 4,11-12). Wer kann bessere materielle, seelische und auch geistliche Unterstützung bieten als eine liebevolle Familie, die sich um einen Angehörigen in Nöten kümmert?

An die Gemeinde zu Thessalonich gewandt schrieb Paulus: „[Tröstet] die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann“ (1. Thessalonicher 5,14). Wenn Probleme aufkommen, ist die eigene Familie die erste Anlaufstelle. Wenn ein Familienmitglied krank oder arbeitslos wird, kann die Familie zumindest mit Ermutigung zur Seite stehen.

Als Jesus auf Erden predigte, ging er mit Leuten ins Gericht, die nichts für ihre eigenen Angehörigen taten. So hat er die Pharisäer gescholten, weil sie oft ihre bedürftigen Eltern vernachlässigten: „Wie fein hebt ihr Gottes Gebot auf, damit ihr eure Satzungen aufrichtet! Denn Mose hat gesagt, Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, und: Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben. Ihr aber lehrt: Wenn einer zu Vater oder Mutter sagt: Korban – das heißt: Opfergabe soll sein, was dir von mir zusteht –, so lasst ihr ihn nichts mehr tun für seinen Vater oder seine Mutter“ (Markus 7,9-12). Er ließ keinen Zweifel daran, dass man sich um seine alternden Eltern kümmern soll.

Man kann Eltern beispielsweise dadurch unterstützen, dass man ihnen schreibt oder sie regelmäßig anruft. So kann man auch erfahren, ob Hilfe benötigt wird. Auf diese Weise kann man auch anderen Angehörigen helfen, wenn sie Hilfe brauchen.

Familientraditionen

Traditionen helfen Familien, zusammenzuwachsen und zusammenzuhalten. Wir haben bereits erwähnt, dass die Einhaltung des vierten Gebotes (in dem es um die Heiligung des Sabbats geht) zur Stärkung des Familienzusammenhalts beitragen kann. Neben dem Sabbat und den biblischen Festtagen können auch andere Anlässe, an denen man sich traditionsgemäß trifft – zum Beispiel Hochzeitstage –, Gelegenheit zur Vertiefung von Beziehungen bieten. (Wenn Sie die Bedeutung der biblischen Festtage verstehen möchten, bestellen Sie bitte unsere Broschüre mit dem Titel Gottes Festtage – der Plan Gottes für die Menschen.)

Jesus Christus ermuntert uns auch, außerhalb unserer eigenen Familie Gastfreundschaft zu zeigen: „Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten“ (Lukas 14,12-14).

Regeln sind notwendig

Unsere heutige Gesellschaft hat viele Maßstäbe und Traditionen abgeschafft, die ihr Zusammenleben einmal regelten. Doch zu welchem Ergebnis hat das geführt? Jungen Leuten fehlen die Richtlinien, die ihnen helfen könnten, reife und verantwortungsbewusste Erwachsene zu werden.

Junge Menschen brauchen Grenzen und Regeln. Sie müssen wissen, was von ihnen erwartet wird. Denn „Rute und Tadel gibt Weisheit; aber ein Knabe, sich selbst überlassen, macht seiner Mutter Schande“ (Sprüche 29,15). Kinder und Jugendliche mögen nicht immer begeistert sein, wenn man sie mit Vorschriften und Zurechtweisungen belegt. Wenn sie aber älter sind, werden sie für die Weisheit der Eltern dankbar sein, die sie in die richtigen Bahnen lenkten.

Der Arzt Ross Campbell versteht die Wichtigkeit von Regeln im Leben von Jugendlichen. In seinem Buch Teenager brauchen mehr Liebe schreibt er: „Alle Teenager erkennen irgendwie in ihrem Bewusstsein, dass sie die Führung und Kontrolle ihrer Eltern brauchen. Sie wünschen sie. Ich habe so viele Teenager sagen hören, ihre Eltern liebten sie nicht, weil sie nicht streng oder fest genug seien. Und so viele Jugendliche drücken ihren Eltern ihre Dankbarkeit und Liebe aus, die ihre Fürsorge und ihr Interesse durch Führung und Kontrolle bewiesen haben“ (1981, Seite 73).

Regeln und Richtlinien sind gut für Kinder und Jugendliche. Sie zeigen ihnen klar, was von ihnen erwartet wird, und definieren richtiges Verhalten.

Verantwortungsbewusste Eltern werden sorgfältig überlegen, welche Vorschriften und Regeln sie für ihren Nachwuchs erlassen wollen. Campbell fragt: „Sollten Sie die Grenzen in einem fairen, breiten und vernünftigen Rahmen abstecken? Oder sollten Sie eher streng sein? Es ist wichtig, daran zu erkennen, dass der normale Jugendliche Ihre Grenzen oder Regeln testet . . ., ganz gleich, wo Sie sie angesetzt haben . . . Die Vernunft sagt einem also, dass man, da es in der Natur der meisten Jugendlichen liegt, Regeln in Frage zu stellen und/oder zu brechen, gleichgültig wie streng oder breit sie angelegt sind, am vernünftigsten handelt, wenn man die Regeln anfänglich ganz streng und restriktiv festlegt“ (ebenda, Seite 71).

Mit der Zeit wird man die Zügel immer mehr lockern können, je nachdem, wie viel Reife und Verantwortungsbewusstsein die Jugendlichen zeigen.

Nach Aussage der Bibel haben auch die Kinder eine Aufgabe. Paulus schreibt: „Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht“ (Epheser 6,1). Im Idealfall werden die Jugendlichen von Eltern lernen, die ihnen Gottes Anweisungen beibringen.

Kinder und Jugendliche neigen natürlich dazu, feststellen zu wollen, was passiert, wenn sie die Regeln missachten. Es wird auch Zeiten geben, zu denen sie sich einbilden, klüger zu sein als ihre Eltern. Dann sollten ihnen die Eltern erklären, warum es bestimmte Regeln gibt. Nehmen wir an, Ihr Sohn schnallt sich im Auto nicht an. Dann wäre es angebracht, ihm zu erklären, wozu der Sicherheitsgurt da ist: dass er im Falle eines Unfalls das Leben retten und schwere Verletzungen verhindern kann. Wenn man kleine Kinder an den Gebrauch des Gurtes gewöhnt, ist damit zu rechnen, dass sie sich freiwillig anschnallen, auch wenn sie älter sind.

Disziplin: Gottes Beispiel beachten

Gott züchtigt Christen aus Liebe. So heißt es im Hebräerbrief: „Ihr . . . habt bereits den Trost vergessen, der zu euch redet wie zu seinen Kindern: Mein Sohn, achte nicht gering die Erziehung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst. Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt. Es dient zu eurer Erziehung, wenn ihr dulden müsst. Wie mit seinen Kindern geht Gott mit euch um; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?

Seid ihr aber ohne Züchtigung, die doch alle erfahren haben, so seid ihr Ausgestoßene und nicht Kinder. Wenn unsre leiblichen Väter uns gezüchtigt haben und wir sie doch geachtet haben, sollten wir uns dann nicht viel mehr unterordnen dem geistlichen Vater, damit wir leben? Denn jene haben uns gezüchtigt für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, dieser aber tut es zu unserm Besten, damit wir an seiner Heiligkeit Anteil erlangen. Jede Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint uns nicht Freude, sondern Leid zu sein; danach aber bringt sie als Frucht denen, die dadurch geübt sind, Frieden und Gerechtigkeit“ (Hebräer 12,5-11).

In diesem Abschnitt des Hebräerbriefs wird Sprüche 3, Verse 11-12 zitiert. Darin wird die Bestrafung, die wir als Gottes Kinder erfahren, mit der aus Liebe motivierten Kindererziehung auf menschlicher Ebene verglichen. Daraus können wir wichtige Prinzipien der Kindererziehung ableiten, zum Beispiel:

• Gott straft uns aus Liebe;

• Strafe bedeutet keine Ablehnung des Kindes, sondern fördert den Reifeprozess;

• Strafe bewirkt Respekt;

• Strafe bringt Gerechtigkeit und gute Früchte hervor.

Den Wörtern „Erziehung“ und „Züchtigung“ in diesem Abschnitt liegt gleichermaßen das griechische Hauptwort paideia und dem Verb „züchtigen“ das verwandte Zeitwort paideuo zugrunde, von denen sich das deutsche Wort Pädagogik ableitet. Diese Begriffe umfassen alles, was zur Erziehung gehört, so auch unterweisen, bilden, zurechtweisen und strafen. Zur guten Kindererziehung gehören alle diese Elemente.

Bei der Wahl der Erziehungsmittel ist es für Eltern ratsam, die Gesetze des Landes zu berücksichtigen: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet“ (Römer 13,1). Man muss sich darüber im Klaren sein, dass in der Heiligen Schrift gutgeheißene Erziehungsmaßnahmen nach den jeweiligen Landesgesetzen verboten sein können.

Liebe: wichtigster Baustein der Familie

Der wichtigste Aspekt des Familienlebens ist die Liebe. Liebe bringt Toleranz und Versöhnungsbereitschaft mit sich und sorgt auch dafür, dass den schwächeren Angehörigen unter die Arme gegriffen wird.

Paulus beschreibt die Merkmale wahrer Liebe, des uneigennützigen Interesses am Wohl anderer, so: „Liebe verletzt nicht den Anstand und sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend. Sie freut sich nicht am Unrecht, sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Liebe ist immer bereit zu verzeihen, stets vertraut sie, sie verliert nie die Hoffnung und hält durch bis zum Ende“ (1. Korinther 13,5-7; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).

Die Liebe ist innerhalb der Familie besonders wichtig. Sie weist uns die Richtung, wenn wir nicht wissen, wie wir mit einem Angehörigen umgehen sollen. Sie verlangt auch Disziplin. Dazu gehören elterlicher Mut und Selbstdisziplin, Eigenschaften, die wir auch bei unseren Kindern sehen möchten. Gesellschaftliche Umbrüche rütteln an den Grundfesten der Familie. Manche Beobachter fragen sich, ob sie überhaupt Bestand haben wird. Dieser Grundbaustein der Gesellschaft wird von vielen Seiten bedroht und angegriffen.

Sie können etwas tun, um zu verhindern, dass Ihre Familie den gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen zum Opfer fällt. Sie können sie sogar zu einer Zufluchtsstätte vor den Stürmen des Lebens machen. Sie müssen nur die biblischen Prinzipien des Familienlebens anwenden, von denen wir in diesem Beitrag eine Auswahl vorgestellt haben.

Die Liebe als Lebensprinzip

Ein Leben ohne Liebe ist ein Leben ohne Sinn. Die Liebe ist eine unabdingbare Voraussetzung menschlicher Lebensfähigkeit. Im Jahre 1945 stellte der Psychologe René Spitz in einer bahnbrechenden Studie fest, dass Säuglinge aus Liebesmangel sterben können.

Die Studie wurde in einem Krankenhaus durchgeführt, wo „eine Gruppe von Kindern unter drei Jahren ausreichend ernährt und gekleidet wurde, aber aus Personalmangel kaum Zuwendung erhielt. Niemand sprach mit den Kindern, niemand trug sie herum, niemand war zärtlich zu ihnen. Die Folgen waren katastrophal: Binnen zwei Jahren war jedes dritte Kind verstorben und der Rest war geistig behindert . . . Das Fazit lag auf der Hand: Zuwendung ist für den menschlichen Säugling ebenso lebensnotwendig wie Nahrung“ (James B. McKee, Sociology: The Study Of Society, 1981, Seite 79).

Dass der Mensch Liebe braucht, gilt vielen Experten als selbstverständlich. In einem Artikel mit dem Titel „Can’t Do Without Love“ berichtete die amerikanische Wochenzeitschrift U.S. News & World Report von Biologen, die „wissen, dass die Liebe eine zentrale Rolle im menschlichen Dasein spielt . . . Die Fähigkeit, Liebe zu empfinden, ist in unserer Biochemie angelegt und für das Wachsen und Gedeihen unserer Kinder von wesentlicher Bedeutung“ (17. Februar 1997, Seite 58).

Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass sogar die Intelligenz von Kindern – und somit ihre Fähigkeit, sich bei vielen Aufgaben auszuzeichnen – in gewissem Maße von Zuwendung und Kommunikation abhängt.

„In letzter Zeit haben Wissenschaftler festgestellt, dass die Neuronenverbindungen, von denen die spätere Kreativität und Intelligenz abhängen, in den ersten drei Lebensjahren hergestellt werden . . . Welche Verknüpfungen entstehen, entscheidet in erster Linie der Umgang mit einem aufmerksamen Erwachsenen. Vom Sehen, Hören, Betasten und Riechen des Erwachsenen, und vor allem von seiner Sprache, die von Augenkontakt begleitet wird, hängt die Vielfalt der Verbindungen im Gehirn des Kindes ab . . . Wer bis zum zweiten Lebensjahr das Spiel mit der Sprache verpasst, wird seine Altersgenossen vielleicht niemals einholen können“ (U.S. News & World Report, 18. August 1997, Seite 92).

Was können wir daraus folgern? Nicht nur die seelische, sondern auch die geistige Entwicklung des Kindes hängt von liebevoller Zuwendung und Kommunikation ab. „Wenn sich liebevolle Erwachsene um Kleinkinder kümmern, werden diese zu lernfähigen und lernwilligen Kindern und Erwachsenen, die den Anforderungen des Lebens gewachsen sind“ (ebenda).

Kindern, denen Zuwendung versagt bleibt, haben es später schwer, sich in der Gesellschaft zu behaupten. Eine Voraussetzung des Lebenserfolges ist nämlich die Liebe der Eltern. „In allem, was für sie wichtig ist, sind Säuglinge auf ihre Eltern angewiesen: Nahrung, Nestwärme, Liebe, Vorbilder an Reife und Erfolg“ (Betty Hart und Todd R. Risely, Meaningful Differences in the Everyday Experience of Young American Children, 1995, Seite 181-182).

Es sind aber nicht nur Kinder, deren Wohl von der Liebe abhängt. Auch Erwachsene leiden, wenn sie zu wenig Liebe bekommen, obwohl sie vielleicht nicht ganz so verletzlich sind wie Kinder: „Das Fehlen von Liebe kann vernichtend sein: Häufig führt der Verlust des Ehepartners den vorzeitigen Tod eines älteren Menschen herbei“ (U.S. News & World Report, 17. Februar 1997, Seite 58).

„Abgebrochene und gestörte Bindungen zu anderen Personen können einen Menschen für Krankheiten anfälliger machen. Bei Alleinstehenden, getrennt Lebenden, Geschiedenen und Verwitweten ist die Todesrate zwei- bis dreimal so hoch wie bei Verheirateten – unter sonst gleichen Bedingungen. Wenn es um Einweisungen in psychiatrische Kliniken geht, sind fünf- bis zehnmal so viel alleinstehende wie verheiratete Patienten dabei“ (Robert Ornstein und David Sobel, The Healing Brain, 1987, Seite 119).

Auch das Immunsystem wird durch das soziale Netz gestärkt. Eine neunjährige Studie an 7000 Einwohnern des Landkreises Alameda in Kalifornien ergab, dass Bindungen zu anderen Menschen vor Krankheit und Tod schützen können: „Man fragte die Leute, ob sie verheiratet seien, wie viele Verwandte und enge Freunde sie hätten, und wie intensiv der Kontakt zu diesen Personen sei . . .

Bei denen, die noch nie verheiratet waren oder einen Ehepartner durch Tod oder Scheidung verloren hatten, oder nur wenige Verwandte und enge Freunde zählten und ein isoliertes Leben führten, war die Todesrate zwei- bis fünfmal höher als bei Menschen mit einem intakten sozialen Umfeld. Diese Feststellung galt gleichermaßen für Männer und Frauen, für Jung und Alt, für Arm und Reich, für jede Rassen- und Volkszugehörigkeit“ (ebenda, Seite 122-123).

Mit der Unterstützung von Freunden kann man die Herausforderungen des Lebens leichter bewältigen, wie die Bibel schon seit über 3000 Jahren erklärt: „So ist’s ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre Mühe. Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft“ (Prediger 4,9-10).

Die Bibel und viele Experten stimmen darin überein, dass Bindungslosigkeit das Leben beschwerlich macht. Im Gegensatz dazu wird das Leben durch das gegenseitige Geben und Nehmen in einer persönlichen Beziehung bereichert. Persönliche Beziehungen ermöglichen Sinn und Erfüllung im Leben.