Gehören Sie zu denen, die sich auf einen toten Glauben verlassen und es gar nicht wissen? Haben Sie einen toten Glauben – einen, der überhaupt keinen Wert hat?
Von Paul Kieffer
Manche Christen sind überzeugt, daß „der Gerechte aus dem Glauben allein leben“ wird. Aus dieser weitverbreiteten Überzeugung heraus folgern viele Menschen, daß Christen nur Vertrauen oder Glauben an Gott haben müßten und daß der Glaube allein sie erlösen würde. „Man muß nur glauben“, meinen sie.
Diese Einstellung zur christlichen Lebensführung – das „einfach nur glauben“ ohne irgendwelche Taten bzw. „Werke“ – hat viele Menschen darin bestärkt, ihre frühere Lebensweise mit ihren Sünden fortzusetzen. Das führt zu dem Trugschluß, daß es eigentlich sehr leicht ist, ein christliches Leben zu führen. Wenn man „nur glaubt“, ohne die Lebensweise zu ändern, und so in das ewige Leben eingehen kann, ist es gar nicht so schwer, Christ zu sein.
Einfach nur an Christus zu glauben oder ihm zu vertrauen, reicht aber nicht aus! Es gibt zwei Arten des Glaubens, die sich widersprechen und gegenseitig ausschließen – den lebendigen und den toten Glauben. Wußten Sie, daß Satan und seine Dämonen auch an Jesus glauben? Sie wissen, daß Jesus wirklich existiert und Macht besitzt, aber ihr Glaube wird sie niemals erlösen. In Jakobus 2, Vers 19 lesen wir: „Du glaubst, daß nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben’s auch und zittern“ (alle Hervorhebungen durch uns). Ja, der Glaube der „Teufel“ (= Dämonen) läßt sie sogar zittern, aber dieser Glaube wird sie nicht retten!
In seiner Auslegung der Bibel betonte Martin Luther das Wort „allein“ in Bibelstellen wie Römer 1, Vers 17, Galater 3, Vers 11 und Hebräer 10, Vers 38, in denen der alttestamentliche Prophet Habakuk zitiert wird. Habakuk hatte geschrieben: „Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben, der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Habakuk 2,4). Mit dem Wort „allein“ wird die Bedeutung des Satzes vollständig verändert.
Es stimmt schon, daß der Christ einen Glauben haben muß. Dieser Glaube ist ein Geschenk Gottes und nicht etwas, das man selbst zustande bringt (Epheser 2,8). Nirgends sagt die Bibel jedoch, daß eine innere Überzeugung ohne Taten ausreichend ist. Durch seine Taten – „Werke“ – zeigt der Christ seinen Glauben und beweist ja gerade dadurch, daß sein Glaube echt ist. Dazu schreibt der Apostel Jakobus: „So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber. Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken“ (Jakobus 2,17-18).
Bei dieser klaren Aussage des Apostels Jakobus ist es keine große Überraschung, daß Martin Luther den Jakobusbrief als „stroherne Epistel“ bezeichnete. Jakobus war offensichtlich nicht der Meinung, daß der Glaube allein alles ist, was Gott von Christen erwartet. Jakobus schließt seine Behandlung dieses Themas ab, indem er sagt: „Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot“ (Vers 26).
Wie werden wir gerechtfertigt?
Beim Lesen der Paulusbriefe könnte man meinen, auf gegensätzliche Aussagen zu den Ausführungen von Jakobus zu stoßen. Jakobus sagt, daß Abraham „durch Werke gerecht geworden“ ist (Jakobus 2,21). Paulus sagt, Christen sind „gerecht geworden durch den Glauben“ (Römer 5,1). Ist Paulus anderer Ansicht als Jakobus gewesen? Im gleichen Kapitel sagt Paulus uns, daß wir „durch sein [Jesu] Blut gerecht geworden sind“ (Vers 9). Warum diese Widersprüche – oder sind es überhaupt Widersprüche?
Bei unserem Bibelstudium gilt es, ein wichtiges Prinzip zu beachten, mit dessen Hilfe wir solche scheinbaren Widersprüche klären können. Das Prinzip ist ganz einfach: Will man ein Thema verstehen, das in verschiedenen Bibelstellen der Heiligen Schrift behandelt wird, sollen wir addieren statt subtrahieren.
Eine Bibelstelle steht nicht im Gegensatz zu anderen, sondern sie fügt eher etwas hinzu oder versucht das, was die anderen Stellen sagen wollen, noch klarer auszudrücken. Dieses wird deutlich, wenn wir eine weitere Feststellung des Jakobus lesen: „So sehet ihr nun, daß der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein“ (Jakobus 2,24).
Mit dieser Feststellung zeigt uns Jakobus, daß wir beides brauchen: Glauben und Werke. Interessant ist auch, daß dieser Vers im genauen Gegensatz zu der irreführenden Sichtweise vieler Protestanten steht. Liest man diesen Vers in Verbindung mit dem Brief an die Römer, Kapitel 5, Vers 9, dann wird klar, daß noch ein dritter Bestandteil für die Rechtfertigung erforderlich ist: das Blut Jesu (sein Opfertod für unsere Sünden).
So wird ein Mensch nicht durch den Glauben allein gerecht, wie er auch nicht durch Werke allein gerecht wird oder durch das Blut Christi allein. Alle drei sind wichtig und notwendig.
So erkennen wir, wie diese drei Aussagen zusammenpassen: Ein Mensch, den Gott beruft, muß den Glauben an Gott besitzen und um Vergebung seiner sündhaften Vergangenheit bitten, damit der Glaube Christi in ihm wirksam wird. Dann muß er seine Werke dadurch zeigen, daß er bereut – sich von seinen Sünden abwendet – und sich taufen läßt. Gott nimmt dann das Opfer Jesu (das Blut Jesu), um die Sünden der Menschen zu tilgen oder zuzudecken. So wird ein Mensch gerechtfertigt – gerecht gemacht – bzw. von der Schuld seiner vergangenen Sünden befreit.
Keine Werke notwendig?
Ist damit alles für Christen getan? Ganz sicher nicht! Rechtfertigung ist erst der Anfang unseres christlichen Wandels mit Gott. Wir müssen im Glauben bleiben, weiterhin gute Werke tun und unsere Sünden durch das Blut Christi zudecken lassen.
Derjenige, der nur auf Glauben allein vertraut, ohne gute Werke zu tun, hat keinen lebendigen bzw. erlösenden, sondern einen toten Glauben. Durch unsere guten Werke beweisen wir gerade, daß wir einen lebendigen Glauben besitzen. Wenn Gott uns durch sein Wort aufträgt, eine bestimmte Sache zu tun oder uns einer bestimmten Sache zu enthalten, zeigen wir durch unsere Taten, daß wir ihm glauben oder nicht glauben.
Aus vielen Bibelstellen geht unverkennbar hervor, daß Gott von Christen gute Werke erwartet. Jesus sagte: „So laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Matthäus 5,16). Diese klare Aussage macht deutlich, daß Jesus von seinen Nachfolgern gute Werke erwartet, die von der Welt – von ungläubigen Menschen – gesehen werden können. Solche Werke sind nicht nur nette Gedanken oder Gefühle, die ein Mensch in seinem Herzen oder in seinem Verstand hegt.
Wußten Sie, daß jeder Mensch – ja, auch ungläubige Menschen! – auf irgendeine Art und Weise Werke vollbringt? Ein treuer Knecht Christi wird gute Werke tun, die der Belastung durch Feuer standhalten können. Dazu lesen wir im ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther folgendes: „So wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird’s klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden“ (1. Korinther 3,13-15).
Ein schlechter Mensch hingegen bringt „Werke des Fleisches“ hervor, die Paulus in seinem Brief an die Galater erläutert. In Galater 5, Verse 19-21 zählt er 17 schlimme „Werke“ der Sünde auf.
Wußten Sie, daß es für bekennende Christen – ja, auch für einen Geistlichen! – sogar möglich ist, Christus, den sie zu verehren vorgeben, durch ihre Werke zu verleugnen? Diesbezüglich schrieb Paulus in Titus 1, Vers 16: „Sie sagen, sie kennen Gott, aber mit den Werken verleugnen sie ihn; ein Greuel sind sie und gehorchen nicht und sind zu allem guten Werk untüchtig.“ Mit anderen Worten: Sie „glauben an Christus“, d. h., sie glauben daran, daß er existiert, aber sie glauben Christus nicht – sie glauben nicht, was er sagt, lehrt oder gebietet.
Titus befaßt sich mit diesen üblen Werken in den Versen 10-15. Dazu gehören Verführung, falsche Glaubenslehren, Lügen und das Lehren von Menschengeboten. Der wahre Nachfolger Jesu Christi soll aber gerade das Gegenteil sein, er soll „eifrig [sein] zu guten Werken“ (Titus 2,14).
Was sind gute Werke?
Was sind die „guten Werke“, die Christen tun sollen? Jakobus gibt uns dafür drei Beispiele. Wir wollen sie kurz untersuchen, damit wir leichter verstehen können, was Jakobus damit meint, wenn er von den Werken des Glaubens spricht.
Das erste Beispiel handelt von einem Christen, der einen seiner Brüder ohne ausreichende Nahrung oder Kleidung sieht: „Wenn ein Bruder oder eine Schwester Mangel hätte an Kleidung und an der täglichen Nahrung und jemand unter euch spräche zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gäbet ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was könnte ihnen das helfen?“ (Jakobus 2,15-16).
Wenn unser Bedarf gedeckt ist und wir uns dann weigern, mit einem Bruder oder einer Schwester, denen es am Lebensnotwendigsten mangelt, zu teilen, dann haben wir nicht die richtigen Werke, die unseren Glauben ausdrücken. Dann haben wir keinen lebendigen, sondern nur einen toten Glauben.
Das zweite Beispiel, das uns Jakobus gibt, handelt von Abraham, als er bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern (Verse 21-23). Es gibt auch andere Beispiele im Leben Abrahams, die alle vom gleichen Charakterzug zeugen, aber diese besondere Prüfung war zweifellos die schwerste in seinem Leben. Was immer auch Gott Abraham befahl zu tun, er tat es. Es gibt keine Berichte über irgendwelche Unstimmigkeiten – keine Auseinandersetzung, keine Widerrede. Er gehorchte immer allen Geboten und Gesetzen Gottes (1. Mose 26,5).
Heute ist es selten geworden, selbst für einige Glieder der wahren Kirche Gottes, einfach das zu tun, was Gott ihnen aufträgt – ohne Widersetzen, Beschweren oder besserwisserisches Argumentieren. Abrahams Reaktion war eine andere. Er erledigte einfach und schnell das, was Gott ihm zu tun auftrug.
Im Klartext ausgedrückt: Abraham gehorchte Gott. Damit stellte er seinen lebendigen Glauben unter Beweis. Sein Beispiel zeigt uns, daß der Gehorsam gegenüber Gott und seinen Gesetzen „Werke“ sind, die eine notwendige Begleiterscheinung wahren Glaubens sind.
Das dritte Beispiel von Jakobus beschreibt Rahab und die Aufnahme und den Schutz, den sie israelitischen Spähern bot, als Israel im Begriff war, den Jordan nach Kanaan zu überqueren. „Desgleichen die Hure Rahab, ist sie nicht durch Werke gerecht geworden, als sie die Boten aufnahm und ließ sie auf einem andern Weg hinaus?“ (Jakobus 2,25).
Achten Sie auf die Punkte, die Jakobus erwähnt. Erstens empfängt sie die Boten, und dann läßt sie sie auf einen anderen Weg wieder hinaus. Jakobus erwähnt weder die sündige Vergangenheit von Rahab noch die Lüge, die sie aussprach, was Gottes Gebot verletzte. Sie bereute ganz sicher diese Taten, und sie wurden ihr nicht angerechnet. Jakobus betont die wirklichen Taten, die sie für die Diener Gottes an jenem Tage, sogar unter eigener Lebensgefahr, ausführte.
Sie beschützte die Boten, die Gottes Diener Josua auf eine wichtige Mission ausgesandt hatte. Sie empfing sie mit Hochachtung und bot ihnen Schutz vor Aufdeckung bzw. Verhaftung. Dann gab sie ihnen die Anweisungen, wie sie auf ihrem Heimweg am besten dem Feind ausweichen bzw. dem Tod entkommen konnten.
Dank den Werken Rahabs blieben sie und ihre Familie vor dem physischen Tod bewahrt, und sie konnten die Verheißung Gottes an Israel, im Lande Kanaan zu leben, genießen. Rahab ist ein Sinnbild der Errettung und das Eingehen in das Reich Gottes aufgrund echten Glaubens und entsprechender Werke.
Damit haben wir ein Beispiel eines Menschen, der die Gesandten Gottes, die einen „physischen“ Auftrag hatten, unterstützte. Heute haben die von Gott Ausgesandten einen viel wichtigeren, geistlichen Auftrag im Dienst des Evangeliums. Als Christen benötigen wir unbedingt einen lebendigen Glauben! Rahabs Beispiel und die zwei anderen sollen uns zeigen, welche Werke wir neben unserem Glauben haben sollen. Unser Glaube lebt durch Werke!
Wir werden erlöst durch das Leben Christi (Römer 5,10) – nicht durch unsere Werke – und erhalten das ewige Leben als Geschenk Gottes. Aber wir werden belohnt bzw. es wird uns unsere spezielle Verantwortung im Reich Gottes entsprechend unseren „Werken“ zuteil. „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie seine Werke sind“ (Offenbarung 22,12).
Jeder hat entweder gute oder schlechte Werke. Als Christen müssen wir uns vergewissern, daß unsere Werke gut sind. Glaube zusammen mit guten Werken ist ein lebendiger Glaube, und das ist die Art Glauben, mit dem wir in das Reich Gottes eingehen werden.