„Doch auch jetzt noch, spricht der Herr, bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen mit Fasten“ (Joel 2,12). Was lehrt uns das Fasten? Wie nutzt man dieses Werkzeug?
Von Don Hooser
Dass Fasten eine Möglichkeit zum Abnehmen sein kann, ist das Einzige, was die meisten Menschen über dieses Thema wissen. Unser Verständnis soll jedoch über diesen Teilaspekt weit hinausgehen.
Die Bibel hat über den sehr wichtigen, doch oftmals vernachlässigten geistlichen Schlüssel „Fasten“ viel zu sagen. Gott erwartet von seinen Nachfolgern, dass sie fasten. Jesus Christus wurde einmal gefragt, warum seine Jünger im Gegensatz zu den anderen religiösen Menschen nicht fasteten.
Er antwortete mit einem kurzen Gleichnis, in welchem er erklärte, dass dies der Fall war, weil er physisch noch bei ihnen war. Er sagte, dass sie „fasten werden“, wenn er nicht länger unter ihnen sei, womit er Bezug auf seine bevorstehende Rückkehr in den Himmel nahm (Matthäus 9,14-15).
Damit meinte er, dass jeder Einzelne seiner zukünftigen Jünger fasten werde. Warum? Weil wir dies sowie das Gebet nötig haben, um eine enge Beziehung zu Gott, dem Vater, und Jesus Christus aufrechtzuerhalten. Wie wir sehen werden, hat das Fasten in geistlicher Hinsicht auch noch weitere wesentliche Vorteile.
Als Jesus mit seinen Jüngern darüber sprach, wie sie fasten sollen, erwartete er eindeutig, dass sie fasten werden (Matthäus 6,16-18). Er sagte nicht „falls ihr fastet“, sondern „wenn ihr fastet“. Beachten Sie auch, dass Jesus in diesem Kapitel das Fasten im gleichen Maße betont wie das Gebet und gute Werke.
Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament wird das Fasten auf markante Art und Weise erwähnt. Die Angaben der Bibel zu denjenigen, die fasteten, lesen sich wie ein Katalog der biblischen Charaktere.
In ihnen werden Mose, David, Elija, Esra, Nehemia, Ester, Daniel, Hanna und Jesus Christus genannt. Auch der Apostel Paulus fastete oft (2. Korinther 11,27).
Was ist das Fasten?
Genau genommen fastet jeder, denn während wir schlafen, essen und trinken wir nicht, und das ist es, was „Fasten“ bedeutet. Daher lautet das englische Wort für Frühstück auch breakfast, denn dies ist der Zeitpunkt, an dem das Fasten gebrochen wird.
Wenn jemand jedoch vom Fasten spricht, meint diese Person normalerweise einen längeren Zeitraum, in dem man sich absichtlich vornimmt, weder zu essen noch zu trinken. Dieser Zeitraum kann einen Teil eines Tages, den ganzen Tag oder mehr als einen Tag umfassen.
Bei einem gesundheitlichen Fasten handelt es sich um eine eingeschränkte Diät, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken soll. Uns geht es jedoch um das Fasten für die geistliche Gesundheit, welches einerseits den Verzicht auf Speisen und Getränke, andererseits viel zusätzliche Zeit für Gebet, Meditation und Bibelstudium beinhaltet (2. Mose 34,28; Esra 10,6; Ester 4,16; Apostelgeschichte 9,9).
Idealerweise sollten wir den größten Teil unserer Zeit während unseres Fastens damit verbringen, zu beten, die Bibel zu studieren und zu reflektieren. Falls uns dies nicht möglich ist, sollten wir zumindest die Zeit, die wir gewöhnlich für die Mahlzeiten brauchen, für diese Dinge nutzen.
Missverständnisse bezüglich des Fastens
Wer gesund ist und nicht durch übermäßiges Schwitzen zu viel Flüssigkeit verliert, kann etwa drei Tage ohne Essen und Trinken auskommen, bevor es den Körper anstrengt. Des Weiteren kann ein gesunder Mensch mehrere Tage ohne Essen auskommen, sofern er währenddessen Wasser zu sich nimmt.
Daher waren die erstaunlich langen 40-tägigen Fastenzeiten Moses, Elias und Jesu Christi (5. Mose 9,9; 1. Könige 19,8 und Lukas 4,2) nur durch das übernatürliche Eingreifen Gottes möglich. Es hängt von unserer individuellen Gesundheit ab, wie lange wir unbedenklich fasten können.
Falls Sie sich über Ihre gesundheitlichen Grenzen im Unklaren sind, empfehlen wir Ihnen dringend, sich einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen. Fangen Sie danach damit an, ein oder zwei Mahlzeiten auszulassen und sich schrittweise zu einem ganzen Tag des Fastens hochzuarbeiten, wobei Sie jedoch immer auf widrige Auswirkungen Acht geben sollten.
Unannehmlichkeiten wie beispielsweise Hunger- und Durstgefühle sowie ein leichter Energieschwund sind jedoch nicht als widrige Auswirkungen zu bezeichnen. Bei den meisten Menschen sind Kopfschmerzen lediglich ein Symptom, das durch Koffeinentzug ausgelöst wird. Aus diesem Grund sollte man, bevor man fastet, das Trinken von koffeinhaltigen Getränken langsam einstellen.
Eine weitere Möglichkeit stellt das teilweise Fasten dar, wie wir es in Daniel 10, Vers 3 finden. In diesem Fall isst und trinkt man nur so viel, wie es absolut nötig ist, und verbringt besonders viel Zeit mit Gebet, Bibelstudium und Meditation. Auch das kann in geistlicher Hinsicht sehr ertragreich sein.
In einer Zeit der sofortigen Selbsterfüllung ist das Fasten nicht allzu beliebt. Die Menschen neigen zu der Auffassung, dass sie drei große Mahlzeiten inklusive Zwischenmahlzeiten am Tag brauchen. In einer solchen Schlemmkultur scheint folglich kein Platz für Fasten zu sein! Schon allein von diesem Standpunkt aus gesehen ist das Fasten für die Charakterentwicklung hilfreich – man entwickelt Selbstdisziplin, Hingabe, Mäßigkeit und bessere Essgewohnheiten.
Warum sollen wir fasten?
Fasten ist ein wichtiger Teil der Gründung und Erhaltung einer richtigen und starken Beziehung zu Gott (Lukas 2,36-37; Apostelgeschichte 13,2). Göttliches Fasten ist meilenweit von politisch motivierten Hungerstreiks oder der Suche nach Aufmerksamkeit für eine persönliche Sache entfernt. Wenn wir fasten, üben wir uns in Selbstdisziplin über unsere fleischlichen Begierden, während wir Gott an erste Stelle in unseren Gedanken setzen. Wir werden von unserem Sklavenstand gegenüber unserem Appetit befreit, während wir uns auf das wahre „Brot des Lebens“, Jesus Christus, konzentrieren (Johannes 6,48-51. 53). Wenn wir fasten, bringen wir ein kleines Opfer, um uns auf das große Opfer und den Plan unseres Erlösers für uns zu konzentrieren.
Von Natur aus sind wir egozentrisch und müssen daran arbeiten, unseren Blick auf Gott zu lenken. Einer der wichtigsten Zwecke des Fastens ist es, Demut zu lernen – wir verstehen besser, wie groß Gott ist und wie schwach, sündhaft und bedürftig wir sind. König David verstand dies: Er schrieb:„Ich beugte meine Seele mit Fasten“ (Psalm 35,13; Schlachter-Bibel).
Gott freut sich über ein demütiges Herz: „Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort“ (Jesaja 66,2). In der Bergpredigt sagte Jesus: „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich“ (Matthäus 5,3). Damit meinte er Menschen, die demütig sind und ihre Abhängigkeit von Gott erkennen.
Jesus stellte jedoch auch klar, dass wir Heuchler sind, wenn wir nur fasten, um damit anzugeben und unser Fasten vor den Menschen zu zeigen. Auf diese Weise wird unser Fasten von Gott nicht anerkannt (Matthäus 6,16-18). Jesus meinte damit aber nicht, dass es grundsätzlich falsch ist, anderen zu erzählen, dass wir fasten. Manchmal ist dies sogar nötig – aus praktischen Gründen sollten wir beispielsweise unseren Ehepartner nicht in Unkenntnis darüber lassen. Jesus sprach von der Notwendigkeit der richtigen Motive und der richtigen Einstellung.
Er erzählte auch ein Gleichnis von einem stolzen Pharisäer, welcher damit angab, zweimal in der Woche zu fasten (Lukas 18,9-12). Der Pharisäer hielt sich für demütig und war stolz darauf! Mit einer solch arroganten Einstellung ist das Fasten wertlos.
Gott will, dass wir nach Gerechtigkeit hungern und dürsten (Matthäus 5,6). Wenn wir fasten, werden wir immer hungriger und körperlich schwächer. Einerseits wird damit die Tatsache untermauert, dass Gott derjenige ist, der uns erhält und unsere Bedürfnisse erfüllt, und andererseits wird uns gezeigt, dass wir geistlich immer schwächer werden, wenn wir die geistliche Ernährung durch Gebet, Bibelstudium und sämtliche andere Mühen, geistlich umgewandelte Söhne und Töchter Gottes zu sein, vernachlässigen.
In der Bibel wird uns nur für einen Tag ausdrücklich geboten, zu fasten: Das Volk Gottes soll am Versöhnungstag 24 Stunden lang fasten – von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang (3. Mose 23, 27-32). Dieser Fastentag wird zusammen mit all den anderen von Gott bestimmten Zeiten, die auch als die geistlichen Festtage bekannt sind, aufgelistet.
Neben den gewöhnlichen persönlichen Nutzen des Fastens hat der Versöhnungstag prophetische Bedeutung. Um die Bedeutung des Versöhnungstages inklusive des dazugehörigen Fastens zu erfahren, sollten Sie unsere kostenlose Broschüre Gottes Festtage – der Plan Gottes für die Menschen lesen.
Andere Gründe für das Fasten
Neben den primären Zwecken, nämlich Gott anzubeten, sich ihm zu nähern, uns selbst zu verleugnen und zu demütigen, und geistlich zu wachsen, ist es auch angemessen, zweitrangige Absichten beim Fasten zu verfolgen: Wir können beispielsweise Gott im Gebet um Hilfe für ernsthafte Bedürfnisse unsererseits oder die Bedürfnisse von anderen bitten.
Wenn Gott die Gebete für eine bestimmte Sache nicht beantwortet hat, sollten Sie es mit Gebeten in Verbindung mit Fasten versuchen. Als die Jünger Jesu Christi einmal einen bösen Geist nicht austreiben konnten, erklärte Jesus ihnen, dass es Arten gibt, die nur durch Fasten und Gebet ausfahren (Matthäus 17,14-21).
Durch richtiges Fasten können wir oft bemerkenswerte geistliche Durchbrüche erreichen. Während wir uns auf die geistlichen Werkzeuge Gebet, Bibelstudium und Meditation täglich verlassen, brauchen wir gelegentlich das kraftvolle Werkzeug Fasten.
Es kann mehrere Gründe für das Fasten geben: persönliche Probleme, schwierig zu überwindende Sünden, das bevorstehende Treffen einer wichtigen Entscheidung, eine Krise in der Kirche, Gefahren, die Notwendigkeit, jemandes Einstellung zu ändern, Dank auszudrücken und noch viel mehr. Für ein erleuchtendes Bibelstudium sollten Sie eine Bibelkonkordanz benutzen und alle Stellen, die mit Fasten zu tun haben, nachschlagen. Lesen Sie, warum jemand gefastet hat, worum diese Person gebetet hat und was Gott aufgrund dieses Fastens getan hat.
Wir dürfen das Fasten jedoch nie als Mittel sehen, Gott unter Druck zu setzen (Jesaja 58,3). Gott will, dass wir über unsere Probleme im Gebet sprechen, doch er will nicht, dass wir versuchen, ihm die Lösung vorzuschreiben. Stattdessen sollten wir die Einstellung Jesu Christi haben, als er betete: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lukas 22,42).
Es ist auch in Ordnung, wenn eine Gruppe wie zum Beispiel eine Kirchengemeinde oder ein Freundeskreis beschließt, gemeinsam im Hinblick auf eine dringende Sache zu fasten. König Joschafat ließ „in ganz Juda ein Fasten ausrufen“ (2. Chronik 20,3), als sein Land überfallen wurde. Nach der Predigt des Jona „glaubten die Leute von Ninive an Gott und ließen ein Fasten ausrufen“ (Jona 3,5).
Um Gott um seinen Schutz zu bitten, ließ Esra für die aus dem Exil zurückkehrenden Verschleppten ein Fasten ausrufen (Esra 8,21-23). Ester verlangte, dass alle Juden in der persischen Hauptstadt fasten, um dem bevorstehenden Massenmord zu entgehen (Ester 4,16).
Jesaja 58, Verse 1-12 ist eine tiefgründige Stelle, in welcher richtige Einstellungen von falschen unterschieden werden. Sie zeigt eindeutig, dass das Fasten kein bloßes Ritual sein darf. Stattdessen sollte es uns lehren, gewillt zu sein, in vielfältiger Weise zu verzichten, um anderen zu dienen. Wie sehr sind wir gewillt, die mit Unrecht Gebundenen freizulassen, das Joch von ihnen zu nehmen, mit dem Hungrigen unser Brot zu brechen, die Elenden in unser Haus zu führen und die Nackten zu bekleiden (Jesaja 58,6-7)?
Gottes Wort ermahnt uns, fest im Herrn zu stehen (Philipper 4,1). Anhand dessen, was die Bibel uns über das Fasten lehrt, erkennen wir, dass diejenigen, die regelmäßig und aufrichtig fasten und zu Gott beten, sehr wahrscheinlich fest im Herrn stehen werden.