Wie sehen Engel aus, wenn sie mit den Menschen interagieren? Erscheinen sie als schaurige Gespenster, die Angst und Schrecken verbreiten? Was sagt die Bibel dazu?
Von Peter Eddington
Wie sehen Engel aus? Zuerst einmal müssen wir unterscheiden, wie sie tatsächlich aussehen und wie sie Menschen in Visionen oder als Person erschienen sind. Ihr wahres und tatsächliches Aussehen ist uns nicht völlig offenbart worden, obwohl wir einige Aspekte aus biblischen Berichten erfahren dürfen.
Allerdings werden wir in der Bibel kein typisches Bild von Engeln sehen, die auf einer Wolke sitzen, mit zwei Flügeln, Heiligenschein und einer Harfe in der Hand. Es gibt auch keine kleinen, dicken Engelbabys oder Kinder – so wie Künstler sie seit dem Mittelalter gemalt haben. Die Schrift lässt nicht erkennen, dass Engel dieser Vorstellung auch nur im Entferntesten ähneln. (Um mehr über diese Ideen zu erfahren, siehe auch „Weitverbreitete Vorstellungen von Engeln, die falsch sind“ auf Seite 10 und „Woher stammt die Vorstellung von Engeln als Babys?“ auf Seite 12).
Was sagt die Bibel dazu?
Engel erscheinen als junge Männer – und ohne Flügel
Elisa und sein Diener berichten, dass Engel geistliche Wesen sind, normalerweise für Menschen unsichtbar – es sei denn, sie erscheinen auf übernatürliche Weise. In 4. Mose, Kapitel 22 lesen wir über den falschen Propheten Bileam, der einen Engel mit gezogenem Schwert genau vor ihm auf der Straße nicht sehen konnte – obwohl sein Esel dies konnte (Vers 23). Als Gott dann den Esel sprechen ließ, öffnete er auch Bileams Augen, damit er den Engel sehen konnte (Vers 31).
Wenn Engel in der Schrift sichtbar sind, erscheinen sie normalerweise in menschlicher Form, typischerweise als Männer – erwachsene Männer, nicht als Frauen oder Kinder. Wenn auf ein scheinbares Alter hingewiesen wird, dann das von jungen Männern. Das bedeutet aber nicht, dass diese Engel wirklich männlich sind, genauso wie sie keine wirklichen Menschen in der Geistwelt sind. Und ganz sicherlich sind sie nicht wirklich jung, da es sie schon seit der Zeit vor der Erschaffung der Welt gibt.
Die Tatsache, dass Engel nicht heiraten (Matthäus 22,30), scheint darauf hinzuweisen, dass sie keine Sexualität oder Möglichkeit der Fortpflanzung haben. Für sie werden männliche Pronomen wie „er“ und „ihn“ verwendet. Sie werden auch als geschaffene „Söhne“ bezeichnet, wie schon erwähnt (Hiob 38,7).
Allerdings verwendet die biblische Sprache für Menschen im Allgemeinen auch männliche Pronomen, einschließlich der Frauen, die sich in einer Gruppe mit Männern aufhalten. Weibliche Pronomen und Begriffe werden nur dann gebraucht, wenn es sich allein um Frauen handelt. (Bezüglich der weitverbreiteten aber falschen Idee, dass Engel sich einmal mit Menschen gekreuzt haben, siehe auch den Rahmenartikel auf der gegenüberliegenden Seite, „Haben Ehen zwischen Engeln und Frauen Riesen hervorgebracht?“.)
Haben Engel Flügel? Interessanterweise haben Engel nie Flügel, wenn sie in der Bibel vor Menschen erscheinen. Es gibt ein paar Visionen, in denen Engel Flügel hatten. Allerdings waren es in diesen Fällen vier oder sechs Flügel, nicht zwei. Wir werden später mehr darüber erfahren.
Die zwei Cherubim aus massivem, vergoldeten Olivenholz, die das Allerheiligste in Salomos Tempel mit ausgestreckten Flügel umspannten, scheinen jeder zwei Flügel gehabt zu haben (siehe 1. Könige 6,23-28). Es ist allerdings möglich, dass diese Skulpturen noch andere Flügel hatten, die nicht ausgestreckt waren.
Gastfreundschaft gegenüber Engeln – Abraham und Lot
Die Bibel berichtet davon, dass Engel den Patriarchen Abraham besuchten. Diese zogen dann weiter, um das Gericht über die verdorbene Stadt Sodom zu bringen und Abrahams gerechten Neffen Lot zu treffen, der dort lebte. Abraham erkannte seine göttlichen Besucher zuerst nicht. Er wusste nicht, wer und was sie wirklich waren.
„Und der Herr erschien ihm [Abraham] im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde und sprach: Herr, hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber. Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und lasst euch nieder unter dem Baum. Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, dass ihr euer Herz labt; danach mögt ihr weiterziehen. Denn darum seid ihr bei eurem Knecht vorübergekommen. Sie sprachen: Tu, wie du gesagt hast . . .
Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und blieb stehen vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen . . . Und die Männer wandten ihr Angesicht und gingen nach Sodom. Aber Abraham blieb stehen vor dem Herrn . . .
Die zwei Engel kamen nach Sodom am Abend; Lot aber saß zu Sodom unter dem Tor. Und als er sie sah, stand er auf, ging ihnen entgegen und neigte sich bis zur Erde . . . und sie kehrten zu ihm ein und kamen in sein Haus. Und er machte ihnen ein Mahl und backte ungesäuerte Brote, und sie aßen“ (1. Mose 18,1-8. 22; 19,1-3; alle Hervorhebungen durch uns).
Beachten Sie, dass beide Engel hier wie Männer aussahen. (Das dritte Wesen sah auch aus wie ein Mann. Es handelte sich um den Herrn, der später als Jesus Christus im Fleisch geboren werden sollte.) Sie aßen sogar die Mahlzeiten, die Abraham und Lot ihnen zubereitet hatten. Das beweist, dass sie sich in physischer Form gezeigt hatten. Engel müssen nicht essen, aber ganz eindeutig können sie es.
Vielleicht haben auch Sie Engel getroffen und es gar nicht gewusst – vielleicht war es ein Fremder, der Ihnen geholfen hat –, besonders da sie wie normale Leute aussehen können. Die Heilige Schrift sagt uns: „Vergesst nicht, Gastfreundschaft zu üben, denn auf diese Weise haben einige, ohne es zu wissen, Engel bei sich aufgenommen“ (Hebräer 13,2; Gute Nachricht Bibel). Dies bezieht sich wahrscheinlich auf die Erzählung in 1. Buch Mose. In diesem Fall hat man schnell erkannt, dass es Engel waren, aber das ist nicht immer der Fall.
Natürlich sollte man auch vorsichtig gegenüber Fremden sein und uns selbst und unsere Familie nicht in Gefahr bringen. Auf der anderen Seite sollte man aber auch hilfreich und freundlich gegenüber anderen Leuten sein.
Der wichtige Punkt hier ist, dass die Gegenwart von Engeln nicht immer offensichtlich ist. Sie sehen wie normale Männer aus, und deshalb übersehen wir leicht, wer oder was sie sind.
Weiße Männer bei Jesu Auferstehung und Himmelfahrt
Auf ähnliche Weise sind Engel, die wie Männer aussahen, an Jesu Christi Grab erschienen, um sein Verschwinden zu erklären:
„Maria [Magdalena] aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist“ (Johannes 20,11-14).
Der Evangelist Markus berichtet, dass die Engel an Christi Grab wie junge Männer aussahen: „Sie [die Frauen, die Jesu Leichnam einsalben wollten] gingen in die Grabkammer hinein und sahen dort auf der rechten Seite einen jungen Mann in einem weißen Gewand sitzen. Sie erschraken sehr. Er aber sagte zu ihnen: Habt keine Angst! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der ans Kreuz genagelt wurde. Er ist nicht hier; Gott hat ihn vom Tod auferweckt!“ (Markus 16,5-6; Gute Nachricht Bibel).
Die weiße Kleidung schien besonders hell gewesen zu sein. Dies deutet vielleicht auf ihre Herrlichkeit hin, die sonst unsichtbar war. Lukas schreibt: „Während sie [dieselben Frauen] noch ratlos dastanden [ratlos über den Stein, der vor dem Grabeingang weggerollt worden war], traten plötzlich zwei Männer in strahlend hellem Gewand zu ihnen“ (Lukas 24,4; Gute Nachricht Bibel). Zweifelsohne symbolisierten diese weißen Kleider auch ihre Gerechtigkeit und Heiligkeit (vgl. Offenbarung 19,8).
Vierzig Tage später stieg Jesus in den Himmel auf. Zwei Engel erklärten seinen Jüngern, dass er wiederkommen würde:
„Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apostelgeschichte 1,9-11).
Zu beachten ist, wie wenig die beiden Engel sagten – nur eine kurze Mitteilung, und dann waren sie fort. Zum großen Teil scheint das überall in der Bibel das Verhaltensmuster der gerechten Engel zu sein. Im Gegensatz dazu berichten einige Leute, die mit bösen Geistern bzw. Dämonen zu tun hatten, davon, dass diese manchmal endlos reden. (Mehr darüber erfahren Sie in der Fortsetzung dieser Artikelreihe in unserem Rahmenartikel „Was ist der Ursprung von Satan und den Dämonen?“.)
Ein flüchtiger Blick in die engelhafte Herrlichkeit
Obwohl Engel wie normale Männer erscheinen, sind sie alles andere als „normal“. In Wirklichkeit sind Engel mächtige und herrliche Wesen.
Beachten wir, was der Apostel Johannes in einer Vision sah: „Und ich sah einen andern starken Engel vom Himmel herabkommen, mit einer Wolke bekleidet, und der Regenbogen auf seinem Haupt und sein Antlitz wie die Sonne und seine Füße wie Feuersäulen . . . Und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde, und er schrie mit großer Stimme, wie ein Löwe brüllt“ (Offenbarung 10,1-3).
Diese Vision ähnelt der Vision des Propheten Daniel: „Und ich hob meine Augen auf und schaute und siehe, da stand ein Mann, in Leinwand gekleidet und die Lenden mit Gold von Uphas [eine Region, die feines Gold produziert] umgürtet. Und sein Leib war wie ein Topas, und sein Angesicht strahlte wie der Blitz und seine Augen wie Feuerfackeln; seine Arme aber und seine Füße sahen aus wie leuchtendes Erz, und der Klang seiner Worte war wie das Tosen einer Volksmenge“ (Daniel 10,5-6; Schlachter-Bibel).
Daniel war von dem, was er sah, völlig überwältigt: „Nur ich allein sah diese Erscheinung; meine Begleiter sahen nichts. Doch packte sie ein großer Schrecken, sie liefen davon und versteckten sich. Ich blieb allein zurück. Beim Anblick der gewaltigen Erscheinung verließ mich alle Kraft und das Blut wich aus meinem Gesicht. Der Mann begann zu sprechen und kaum waren die ersten Worte an mein Ohr gedrungen, da stürzte ich ohnmächtig zu Boden und blieb mit dem Gesicht zur Erde liegen“ (Daniel 10,7-9; Gute Nachricht Bibel). Die Erfahrung war so beeindruckend, dass Daniel ohnmächtig wurde!
Er wurde dann berührt, wiederbelebt und es wurde ihm eine wunderbare Botschaft gegeben, über die wir mehr im nächsten Kapitel erfahren werden. Diese Begegnung machte ihn völlig sprachlos, bis er wieder sprechen konnte. Daniel schreibt darüber: „Als er das sagte, schlug ich die Augen zu Boden und konnte kein Wort herausbringen. Da berührte er, der aussah wie ein Mensch, meine Lippen und ich konnte wieder reden. Ich sagte zu ihm: Mein Herr! Als ich dich in meiner Vision erblickte, überfielen mich heftige Schmerzen und nahmen mir alle Kraft. Wie kann ich kleiner Mensch mit einem so mächtigen Engel sprechen? Der Atem stockt mir und alle Kraft hat mich verlassen.
Da berührte er, der aussah wie ein Mensch, mich noch einmal und stärkte mich. Dann sagte er zu mir: Hab keine Angst! Gott liebt dich. Frieden sei mit dir! Sei stark und mutig! Ich fühlte mich so gestärkt . . .“ (Verse 15-19; ebenda).
Daniel konnte nur einen kleinen Einblick in die wunderbare Herrlichkeit der Engel erhaschen. Beachtenswert ist, dass Daniel zuerst von einem Mann sprach (Vers 5). Dies bezog sich auf die allgemeine Erscheinung, denn später sagt er: „der aussah wie ein Mensch“ (Verse 16, 18). Hier handelte es sich nicht um einen wirklichen Mann. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es eine übernatürliche Vision war, die die Genauigkeit der tatsächlichen Erscheinung nicht unbedingt wiedergibt. Solange wir noch im Fleisch sind, übersteigt die komplexe natürliche Form der Engel in der geistlichen Welt wohl unsere menschliche Vorstellungskraft.
Daniels Beschreibung ähnelt der Erscheinung des verherrlichten Jesus Christus, den Johannes auch in einer Vision sah:
„Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße wie Golderz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht“ (Offenbarung 1,12-16).
Als Daniel seine Vision erlebte, wurde er ohnmächtig. Wie reagierte Johannes auf die Vision, die er sehen durfte?
„Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle“ (Offenbarung 1,17-18).
Es scheint auch so zu sein, dass Engel bei ihren Erscheinungen genauso groß sind wie Menschen. Woher wissen wir das? Offenbarung, Kapitel 21, Vers 17 erwähnt eine bestimmte Zahl von „Ellen“ [der Abstand vom Ellenbogen bis zu den Fingerspitzen] als Maß der Mauer Jerusalems und sagt dazu: „. . . eines Menschen Maß, das ist eines Engels Maß“ (Elberfelder Bibel).
In der Fortsetzung dieser Artikelreihe untersuchen wir als Nächstes weitere Gestalten und Haltungen der Engel und was die Schrift über diese erstaunlichen Wesen offenbart.
Weitverbreitete Vorstellungen von Engeln, die falsch sind
Die Menschen haben eine Reihe von Vorstellungen von Engeln, die nicht genau das widerspiegeln, was in der Heiligen Schrift offenbart wird. Beispielsweise gibt es in den meisten Beschreibungen von Engel-Erscheinungen in der Schrift keine Erwähnung von Flügeln. In nur zwei Visionen – also keine leibliche Erscheinungen – werden Flügel erwähnt. Es gibt auch andere weitverbreitete falsche Vorstellungen.
Glitzernde Heiligenscheine
Ein typisches Merkmal der Engelskostüme in Kinderaufführungen mit biblischen Motiven ist ein glitzernder Heiligenschein. Der angebliche Lichtring über dem Kopf soll Heiligkeit darstellen. Dies erinnert an viele mittelalterliche Kunstwerke, in denen biblische Gestalten mit einem Heiligenschein oder einer leuchtenden goldenen Scheibe über oder hinter dem Kopf dargestellt sind. Tatsächlich wurde dieses Bild – auch bekannt als Nimbus, Aureole, Glorie oder Gloriole – in der sakralen Kunst nicht nur des Christentums, sondern vieler Religionen verwendet.
Wir finden es z. B. bei den Griechen und Römern der Antike. Die strahlende Krone des Sonnengottes Helios wurde im Koloss von Rhodos dargestellt (und später für die amerikanische Freiheitsstatue kopiert). Es wurde auch in Bildern hellenistischer und römischer Herrscher verwendet. Dies mag mit dem zoroastrischen göttlichen Glanz verbunden gewesen sein, der die persischen Könige kennzeichnete. Der Heiligenschein kommt ebenfalls in der alten hinduistischen und buddhistischen Kunst vor.
Und es geht noch viel weiter zurück. „Die religiösen Schriften der Sumerer sprechen häufig von ... einem ,brillanten, sichtbaren Glanz, der von Göttern, Helden, manchmal von Königen, aber auch von Tempeln großer Heiligkeit und von Gottessymbolen und -emblemen ausgestrahlt wurde‘ “ (Wikipedia, https://en.wikipedia.org/ wiki/Halo_(religious_iconography). Tatsächlich sehen wir sie prominent als die Sonnenscheibe von Ra, dem ägyptischen Sonnengott.
Wie die Herausgeber der Encyclopaedia Britannica betonen: „Wegen ihres heidnischen Ursprungs wurde die Form [des Heiligenscheins] in der frühchristlichen Kunst vermieden, aber ein einfacher kreisförmiger Nimbus wurde von christlichen Kaisern für ihre offiziellen Porträts übernommen. Ab Mitte des 4. Jahrhunderts wurde Christus auch mit diesem kaiserlichen Attribut dargestellt ...
Im 5. Jahrhundert wurde er manchmal bei Engeln verwendet, aber erst im 6. Jahrhundert wurde er für die Jungfrau Maria und andere Heilige zur Gewohnheit ... Während des Mittelalters wurde der Heiligenschein regelmäßig in Darstellungen von Christus, den Engeln und den Heiligen verwendet“ (Britannica.com/art/halo-art). Auch wenn Christus und die Engel in der Tat eine herrliche Ausstrahlung haben – zum Beispiel mit leuchtenden Gesichtern –, hat dies nichts mit dem Heiligenschein zu tun, der ursprünglich ein heidnisches Symbol der Sonne war.
Engel: Müßig auf der Harfe klimpernd?
Eine weitere beliebte Vorstellung ist, dass Engel träge auf Harfen klimpern und dabei herumschweben oder auf den Wolken sitzen. Doch auch das sehen wir nicht in der Heiligen Schrift. Es ist wahr, dass einige Engel Harfen haben, während andere Engel andere Musikinstrumente spielen. Tatsächlich genießt Gott die Musik, und zumindest einige Engel erhielten große musikalische Fähigkeiten, wie es bei manchen Menschen der Fall ist.
Beachten Sie, was Gott zu dem Engel gesagt hat, der rebellierte und Satan wurde: „Deine kunstvoll hergestellten Tamburine und Flöten waren bei dir; am Tag deiner Erschaffung wurden sie bereitet“ (Hesekiel 28,13; Schlachter-Bibel). Der Apostel Johannes bezieht sich in Offenbarung 5, Vers 8 auf die 24 Ältesten, „und ein jeder hatte eine Harfe“ – vermutlich in Aufführungen und im Lobpreis vor Gott eingesetzt. Johannes hört später in Offenbarung 14, Vers 2 eine Stimme, die „wie von Harfenspielern [war], die auf ihren Harfen spielen“.
Es scheint, dass es Chöre und Orchester von Engeln gibt, die regelmäßig am Thron Gottes lobpreisen. Johannes sieht später eine Vision von Menschen, die sich am Musizieren beteiligen und „Gottes Harfen hatten“ (Offenbarung 15,2).
Da die physische Stiftshütte und der Tempel Gottes als Modell des himmlischen Tempels gedacht waren (siehe Hebräer 9,23-24), scheint es sehr wahrscheinlich, dass die levitischen Chöre und Musiker des physischen Dienstes dazu bestimmt waren, das anhaltende himmlische Lob, das auf Gott gerichtet ist, nachzuahmen.
Sitzen Engel auf Wolken?
Die Vorstellung, dass Engel auf Wolken herumlümmeln – und dass die Menschen das Gleiche nach dem Tod tun werden – kommt wahrscheinlich von einer Kombination aus archaischer Vorstellungskraft und falsch angewandten biblischen Erwähnungen von Wolken in Verbindung mit dem Himmel. Wie lautete Luzifers Vorhaben, Gott von seinem Thron zu stürzen? „Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten“ (Jesaja 14,13-14). Gemeint ist aber nicht, dass Gott auf Wolken sitzt, sondern Luzifers Aufstieg aus der Erdatmosphäre über den Weltraum hinaus in eine andere Dimension.
Es gibt auch Prophezeiungen in der Schrift über Christi Rückkehr, wobei er mit oder auf „den Wolken des Himmels“ kommen wird (Daniel 7,13; Matthäus 24,30; Matthäus 26,64) – oder „in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit“ (Lukas 21,27). Wir wissen auch, dass Jesus als der Fels den alten Israeliten in einer Wolke mit Macht und Herrlichkeit erschien – in der Wolken- bzw. Feuersäule, die sie führte und auch auf die physische Stiftshütte herabstieg.
Als Jesus nach seiner Auferstehung in den Himmel aufstieg, „nahm ihn eine Wolke auf vor ihren Augen weg“. Engel sagten seinen Jüngern, er würde auf die gleiche Weise zurückkehren (Apostelgeschichte 1,9-11).
In den meisten dieser Passagen geht es um die Erdatmosphäre, wo es physische Wolken gibt. Und selbst physische Wolken können spektakulär sein. Sie haben zweifellos Wolken des Himmels gesehen, die von der Sonne wunderschön erhellt wurden, als eine großartige Darstellung der Majestät des Schöpfers. Auf jeden Fall ist das Bild von Engeln, die auf tatsächlichen Wolken sitzen, eher karikativ als biblisch.
Lassen Sie sich nicht von beliebten – aber falschen – Vorstellungen verführen. Erfahren Sie stattdessen, was die Bibel über Gottes mächtige Engel offenbart!
Woher stammt die Vorstellung von Engeln als Babys?
Vielleicht ist eine der seltsamsten Darstellungen von Engeln die der geflügelten Säuglinge, die auch als Cherubim bezeichnet werden. Diese Darstellungen sind aber nicht wie die wahren biblischen Cherubim, die mächtige, exotische, vierköpfige Wesen sind. Und tatsächlich gibt es in der ganzen Heiligen Schrift keine einzige Darstellung eines Engels als Baby!
Diese Figur war in der Kunst der Renaissance als Putto bekannt, in der italienischen Mundart, die sich aus dem lateinischen Wort für Junge ableitet. Der Ursprung geht jedoch viel weiter zurück, in die griechisch-römische Welt. „Die Konzeption des Putten reicht in der Kunst bis in die klassische Welt zurück, wo geflügelte Säuglinge physische Manifestationen von unsichtbaren Essenzen oder Geistern namens Genius – Genii – waren, von denen angenommen wurde, dass sie das menschliche Leben beeinflussen.
,Liebesputti‘ (erote) waren Vertraute von Eros (oder Amor) und Venus. In den Bacchanalen, die Feste des Dionysius (Bacchus) waren, stellten Putten Fruchtbarkeit, Fülle bzw. den Geist der Lebensfrucht dar und wurden oft in der Kunst in zügellosen Festen dargestellt“ (Lin Vertefeuille, „The Putto-Angels in Art“, 2005, ringlingdocents.org/putto.htm). Es gab andere Putten, die mit Angst, Träumen, dem Gott Pan, Wassermännern, Musik usw. in Verbindung gebracht wurden.
Putten verschwanden im Mittelalter, tauchten aber im Italien der Frührenaissance wieder auf und dienten dann als Verkörperung des menschlichen Geistes und der Emotionen (ebenda). Besonders bekannt wurden sie durch den Künstler Donatello, der „Putto einen eigenständigen Charakter verlieh, indem er die Form mit christlichen Motiven versah und sie in neuen Kontexten wie Musiker-Engeln einsetzte“ (https://en.wikipedia.org/ wiki/Putto).
Cupido wurde auch durch die Puttenfiguren repräsentiert, die sich früher in der klassischen Kunst um ihn gekümmert hatten und nunmehr die Gegenwart der Liebe darstellten. Es gab hier eine Überschneidung mit der Idee, dass die Cherubim als Hüter der Herrlichkeit Gottes und der reinen Liebe fungieren, wobei Säuglinge Unschuld und Reinheit repräsentieren (Whitney Hopler, „Cherubs and Cupids: Fictional Angels of Love“, ThoughtCo.com, 21. Januar 2016). „Die Ironie ist, dass die Cherubim der Volkskunst und die Cherubim der historischen religiösen Texte wie der Bibel nicht unterschiedlicher sein könnten“ (ebenda).