„Aber viele aus dem Volk glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommen wird, wird er etwa mehr Zeichen tun, als dieser getan hat?“ (Johannes 7,31).

Von Bill Bradford

Ein sündenfreies Leben zu führen, für sich allein genommen, würde nicht beweisen, daß jemand Gott ist. Da Jesus sich jedoch dazu bekannte, Gottes Sohn und damit auch Gott zu sein, ist sein sündenfreies Leben, zusammen mit den Wundern, die er vollbrachte, in einem anderen Licht zu sehen.

Nach der Bibel ist Sünde „die Übertretung des Gesetzes“ (1. Johannes 3,4; Schlachter-Bibel). Nach Paulus sind alle Menschen „Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Römer 3,23). Später stellt Paulus fest: „Der Sünde Sold ist der Tod“ (Römer 6,23). Gott schließt keine Kompromisse mit seinem heiligen, gerechten Gesetz. Jesus sagte, daß „der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz“ nicht vergehen wird, „bis es alles geschieht“ (Matthäus 5,18). Die Strafe für die Übertretung des Gesetzes muß bezahlt werden.

Da wir alle gesündigt haben, wie Paulus feststellt, haben wir auch alle den Tod verdient. Das ist das Schicksal aller Menschen, es sei denn, jemand würde den Forderungen des Gesetzes Genüge tun. Jesus tat genau das. Eigentlich konnte nur Gott dies tun. Das Leben eines gewöhnlichen Menschen wäre nie ausreichend, um die Strafe für die Sünden aller Menschen zu sühnen. Ein Leben, das die Sünden aller Menschen ausgleicht, muß mehr sein als das Leben aller Menschen. Nur das Leben des Schöpfers selbst genügt dieser Anforderung.

Daß der Schöpfer für alle Menschen sterben sollte, damit sie leben können, war bereits vor der Erschaffung der Menschheit vorgesehen. Jesus ist der Schöpfer aller Dinge und daher größer als die gesamte Schöpfung. Er verkörpert so die Erfüllung der Forderung des Gesetzes für Sünde.

Daher war es absolut notwendig, daß Jesus ein sündenfreies Leben führt. „Gott hat Christus, der ohne Sünde war, an unserer Stelle als Sünder verurteilt, damit wir durch ihn vor Gott als gerecht bestehen können“ (2. Korinther 5,21; Gute Nachricht Bibel). Er wurde zum Sündopfer, das das Gesetz verlangt. „Nach diesem Willen sind wir geheiligt ein für allemal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi“ (Hebräer 10,10; alle Hervorhebungen durch uns).

Jesus wußte, daß er aus diesem Grund zur Erde gekommen war. „Jetzt ist meine Seele betrübt. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen“ (Johannes 12,27).

Ein sündenfreies Leben, das für uns geopfert wurde

„Der Herr warf unser aller Sünde auf ihn“, schreibt der Prophet Jesaja und fügt hinzu, daß Jesus „für die Missetat meines Volks geplagt war“, obwohl „er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist“ (Jesaja 53,6. 8-9).

Nach dem Tod Jesu bestätigte der Apostel Petrus die Worte Jesajas: „Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, daß ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet; der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz“ (1. Petrus 2,21-24).

Das ist ein erstaunliches Vermächtnis! Jesus sündigte nicht – weder in Worten, Taten oder Gedanken, trotz größter Versuchung. In Hebräer 4, Vers 15 lesen wir: „Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.“

Es gibt Menschen, die sich als gerecht bezeichnen, und es mag sogar einige geben, die für sich in Anspruch nehmen, perfekt zu sein. Nur die wenigsten werden sie jedoch ernst nehmen – besonders diejenigen, die ihnen nahestehen. Bei Jesus war es anders. Es waren gerade diejenigen, die mit ihm unterwegs waren und ihn aus nächster Nähe erlebten, die bezeugten und für dieses Zeugnis zu sterben bereit waren, daß Jesus der sündenlose Sohn Gottes war.

Jesus forderte seine Gegner heraus: „Wer von euch überführt mich einer Sünde?“ (Johannes 8,46; Elberfelder Bibel). Seinen Feinden blieb nichts anderes übrig als haltlose Beschuldigungen: „Wir sind nicht unehelich geboren“ (Vers 41), „Er verführt das Volk“ (Johannes 7,41) und „Er hat einen bösen Geist und ist von Sinnen“ (Johannes 10,20). Selbst bei seiner Verurteilung war man auf falsche Zeugen angewiesen, da man ihn keines echten Vergehens überführen konnte (Matthäus 26,59-61).

Sogar diejenigen, die nicht seine Jünger waren, bescheinigten ihm ein schuldloses Leben. Das Urteil von Pilatus lautete: „Ich finde keine Schuld an ihm“ (Johannes 19,6). Der römische Hauptmann, der die Kreuzigung Jesu beaufsichtigte, erkannte in Jesus eine innere Haltung, die er nie zuvor erlebt hatte: „Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!“ (Lukas 23,47).

Einer der beiden Verbrecher, die mit Jesus gekreuzigt wurden, bestätigte Jesu Gerechtigkeit, als er bei seiner Kreuzigung den anderen Verbrecher zurechtwies: „Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan“ (Verse 40-41).

Wie diejenigen bezeugten, die ihn täglich und auch unter schwierigen Umständen erlebten, führte Jesus ein sündenfreies, gerechtes Leben. Seine eigenen Brüder, die ihn von klein auf gekannt haben und zunächst ablehnten, nahmen ihn später als den perfekten Sohn Gottes an. Sein moralisch untadeliges Leben war eine Bestätigung der Dinge, die Jesus über sich selbst sagte.

Ein Leben voller Wunder

Von Anfang an war das Leben Jesu von Wundern gekennzeichnet. Er wurde von einer Jungfrau geboren, verwandelte Wasser in Wein, wandelte auf dem Wasser und stillte den Sturm. Er vermehrte das Brot, um die Menge zu speisen, öffnete den Blinden die Augen, heilte die Lahmen und reinigte die Leprakranken.

Er heilte allerlei Krankheiten, trieb Dämonen aus und erweckte sogar Tote wieder zum Leben. Seine vielen Wunder ließen die Juden fragen: „Wenn der Christus kommen wird, wird er etwa mehr Zeichen tun, als dieser getan hat?“ (Johannes 7,31).

Jesus wies auf die Wunder als Beweis für die Wahrhaftigkeit seiner Worte hin: „Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir … Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubt mir nicht; tue ich sie aber, so glaubt doch den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollt, damit ihr erkennt und wißt, daß der Vater in mir ist und ich in ihm“ (Johannes 10,25. 37-38).

Als Boten von Johannes dem Täufer Jesus aufsuchten und ihn fragten, ob sein Kommen wirklich die Erfüllung messianischer Prophezeiungen war, antwortete Jesus: „Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Matthäus 11,4-5). Jesus war offensichtlich der Meinung, daß seine Wunder dem Johannes als Beweis genügten.

Die Wunder zeigten klar, wer Jesus war, genauso wie er es beabsichtigte. Er heilte einen Lahmen mit den Worten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“ (Markus 2,5). Denen, die das Wunder gesehen hatten, erklärte Jesus: „Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden …“ (Vers 10). Seine Gegner verstanden wohl, worum es ihm dabei ging: „Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?“ (Vers 7).

Bei einer anderen Gelegenheit sagte er: „Wenn ich aber die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen“ (Matthäus 12,28). Jesus wollte ihnen zeigen, daß sie es bei ihm mit einem Menschen zu tun hatten, der durch den heiligen Geist ermächtigt wurde und das Reich Gottes repräsentierte.

Die Pharisäer verlangen ein Zeichen

Den Skeptikern genügten diese Wunder nicht. Sie verlangten mehr. Zweimal forderten sie ein Zeichen von Jesus (Matthäus 12,38; 16,1). Jesu Antwort war beide Male dieselbe: „Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jona“ (Matthäus 12,39; 16,4). In Matthäus 12 hatten Jesu Gegner gerade gesehen, wie er einen Dämon ausgetrieben und dadurch einen tauben Blinden geheilt hatte: „Da wurde ein Besessener zu Jesus gebracht, der war blind und stumm; und er heilte ihn, so daß der Stumme redete und sah“ (Vers 22).

Sie rechtfertigten ihre Zweifel mit der Behauptung, Jesus habe nur mit Hilfe dämonischer Kräfte den Dämon austreiben können (Vers 24). Jesus entlarvte die Lächerlichkeit ihrer Beschuldigung und wies sie für ihre Leugnung dessen, was sie mit eigenen Augen gerade erlebt hatten, streng zurecht: „Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet; und jede Stadt oder jedes Haus, das mit sich selbst uneins ist, kann nicht bestehen. Wenn nun der Satan den Satan austreibt, so muß er mit sich selbst uneins sein; wie kann dann sein Reich bestehen?“ (Verse 25-26).

Sie verschlossen sich der zwingenden Schlußfolgerung, die sich aus den Taten Jesu ergab, und forderten ein weiteres Zeichen. Jesus sagte dann ihr Los beim kommenden Gericht voraus: „Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona“ (Vers 41).

Mit anderen Worten sagte Jesus ihnen, daß das Wunder, das sie gerade erlebt hatten, jedoch nicht anerkennen wollten, mehr als ausreichend war, um seine Identität zu beweisen. Jesus kritisierte sie wegen ihrer Forderung nach einem Zeichen. Das einzige Zeichen, das er ihnen gab – das Zeichen des Propheten Jona – war sein letzter Beweis, daß er in der Tat der Sohn Gottes war. Worum ging es bei diesem Beweis? Nach seinem Tod sollte Jesus drei Tage und drei Nächte im Grab sein, bevor er wieder zum Leben erweckt würde.

Wunder und Skeptiker

Für Skeptiker sind Wunder immer eine Herausforderung gewesen. Geht man davon aus, daß es nichts geben kann, was naturwissenschaftlichen Gesetzen widerspricht, so steht von vornherein fest, daß es keine Wunder gibt. Für die in der Bibel beschriebenen Wunder muß es dann eine plausible Erklärung geben, oder sie haben gar nicht stattgefunden.

Die wahre Geschichte des Lebens Jesu fängt mit einem Wunder an, als Gott seinen göttlichen Willen über Naturgesetze setzte – eine Jungfrau wurde schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. Jesu Leben ging auf ähnlich wundervolle Weise zu Ende, da Gott die Macht hatte, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Jesu ganzes Leben war von Anfang bis zum Schluß ein Wunder.

Das Zerreißen des Vorhangs im Tempel

Matthäus hält mehrere Ereignisse fest, die bei Jesu Tod stattgefunden haben. Davon scheint eines auf den ersten Blick nicht sehr wichtig zu sein, doch es war ein Sinnbild von größter Bedeutung. Dazu lesen wir in Matthäus 27, Verse 50-51: „Aber Jesus schrie abermals laut und verschied. Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von oben an bis unten aus.“ Warum war dieses Ereignis so wichtig, daß neben Matthäus zwei weitere Evangelisten – Markus und Lukas – es erwähnten?

Der Tempel war in zwei Räume aufgeteilt. Der vordere Teil war als das Heiligtum bekannt. Dort dienten die Priester. Der hintere Raum des Tempels wurde das Allerheiligste genannt. Er stellte die Gegenwart Gottes dar. Er galt als so heilig, daß er nur einmal im Jahr von einer einzigen Person betreten werden durfte: „Und der Herr redete mit Mose ... und sprach: Sage deinem Bruder Aaron, daß er nicht zu jeder Zeit in das Heiligtum gehe hinter den Vorhang vor den Gnadenthron, der auf der Lade ist, damit er nicht sterbe; denn ich erscheine in der Wolke über dem Gnadenthron“ (3. Mose 16,1-2; alle Hervorhebungen durch uns). In diesem Raum brachte der Hohepriester am Versöhnungstag Opfer, um Versöhnung für seine Sünden und die Sünden des Volkes Israel zu schaffen.

Dieser Raum, das Allerheiligste, war vom vorderen Raum des Tempels durch einen Vorhang getrennt. Mit seinem farbigen Muster war dieser Vorhang ein besonders schönes Stück. Jüdischen Beschreibungen des Tempels zufolge war der Vorhang in seinen Dimensionen massiv, mit einer geschätzten Breite von ca. 9 m und einer Höhe von ca. 18 m. Darüber hinaus war der Vorhang ca. 8 cm dick.

Das Zerreißen dieses Vorhangs im Augenblick des Todes Jesu, von oben nach unten, war ein schockierendes und verwunderliches Ereignis. Wie konnte Gott in seinem Tempel so etwas zulassen? Gott ließ es nicht nur zu, er selbst veranlaßte das Zerreißen des Vorhangs. Die Sünden der Menschen trennen sie von Gott: „Siehe, des Herrn Arm ist nicht zu kurz, daß er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, so daß er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, daß ihr nicht gehört werdet“ (Jesaja 59,1-2).

Mit dem Tod Jesu konnten diese Sünden vergeben werden. Im Gegensatz zum Hohenpriester des Alten Testaments, der nur einmal im Jahr das Allerheiligste betreten durfte, gibt es heute einen neuen Hohenpriester, Jesus, der durch das Opfer seines eigenen Blutes das alttestamentliche Ritual am Versöhnungstag ein für allemal abgelöst hat. Durch ihn haben wir jetzt direkten Zugang zum Thron Gottes, wie wir in Hebräer 10, Verse 19-22 nachlesen können:

„Weil wir denn nun, liebe Brüder, durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heiligtum, den er uns aufgetan hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist: durch das Opfer seines Leibes, und haben einen Hohenpriester über das Haus Gottes, so laßt uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in vollkommenem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser.“

Wir haben es dem Opfer Jesu Christi zu verdanken, daß wir ständigen Zugang zu unserem himmlischen Vater haben können. Der Autor des Hebräerbriefs ermutigt uns, davon Gebrauch zu machen: „Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so laßt uns festhalten an dem Bekenntnis ... Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben“ (Hebräer 4,14. 16).