Bei der Erschaffung des Menschen hat Gott Sex allein für die Ehe vorgesehen. Daher ist jede sexuelle Beziehung außerhalb der Ehe eine Verdrehung von Gottes Willen.

Von Paul Kieffer

Es gibt Menschen, die den biblischen Standpunkt in Bezug auf Sex in der Ehe akzeptieren. Sie meinen aber, dass – biblisch gesehen – nichts dagegen einzuwenden ist, wenn ein verlobtes Paar oder ein verliebtes Paar, das eines Tages heiraten möchte, zusammenlebt und ein Bett teilt, sich aber vornimmt, keinen Sex zu haben. Gibt es tatsächlich nichts in der Bibel, was dagegen spricht?

Wie in dem Begleitartikel dargelegt, sollen Christen keine unnützen Knechte sein und somit nur das tun oder lassen, was die Bibel ausdrücklich ge- oder verbietet. Stattdessen sollen wir nützliche Knechte sein, indem wir uns mit dem Geist des Gesetzes befassen, der weit über den reinen Buchstaben hinausgeht. Und in der Bibel finden wir Prinzipien, die gegen die Praktik sprechen, ein Bett vor der Ehe teilen, wenn auch ohne Sex. Was sind diese Prinzipien?

Wir sollen uns nicht der Versuchung aussetzen. Gott hat die menschliche Sexualität als eine Ausdrucksmöglichkeit der Liebe zwischen zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts vorgesehen, die sich lieben und sich zueinander hingezogen fühlen. In diesem Sinn fördert die Sexualität die Vertiefung und Festigung der ehelichen Beziehung.

Es ist daher nur normal, dass die Sexualität eines Tages zur ehelichen Beziehung zweier Menschen gehören wird, die sich auf romantische Weise lieben und sich gegenseitig attraktiv finden – was in der Phase der Eheanbahnung fast ausnahmslos der Fall ist. Die Bibel sagt sogar, dass Verheirate sich einander nicht sexuell entziehen sollen (1. Korinther 7,3-5).

Ganz gleich, wie gut der Vorsatz der Enthaltsamkeit ist, setzt sich ein verlobtes bzw. verliebtes Paar, das vor der Ehe ein gemeinsames Bett teilt, kontinuierlich der Versuchung aus, seiner gegenseitigen Zuneigung auch durch die Sexualität Ausdruck zu verleihen, was für ein verliebtes Paar in der Ehe ganz normal ist. Wie die nachfolgende Zuschrift einer jungen Frau an einen christlichen Eheberater zeigt, reichen gute Absichten nicht immer aus:

„Mein Verlobter und ich (wir sind beide Christen und 24 Jahre alt) befinden uns in einem moralischen Dilemma. Bevor ich ihn kennenlernte, hatte ich nur einmal einen anderen Mann geküsst. Bevor wir zusammenzogen, besprachen wir unsere gemeinsamen moralischen Werte und die Reinheit. Wir waren einer Meinung, dass wir uns vor der Ehe nur gelegentlich küssen würden. Zwei Wochen später gaben wir nach; wir hatten zwar keinen Beischlaf, aber das, was wir taten, war genauso verkehrt. Dann bereuten wir und nahmen uns vor, dass es nie wieder passieren sollte. Dann passierte es wieder, und wieder . . . Mein Herz schmerzt mir, wenn ich daran denke, wie wir der Versuchung nachgegeben haben.“

Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass die „Belastungsgrenze“ der Versuchung für die Menschen unterschiedlich ist. Die zwei Partner eines verlobten oder verliebten Paars sind nicht gleich stark. Selbst wenn der eine Partner mit dem „kein-Sex-Arrangement“ gut zurechtkommt, heißt das nicht, dass es für den anderen Partner ebenso ist. Man setzt also nicht nur sich selbst, sondern auch den Partner kontinuierlich der Versuchung aus.

Wenn man den biblischen Standpunkt akzeptiert, dass Sex nur für die Ehe vorgesehen ist, warum würde man mit jemandem, den man sexuell attraktiv findet, ein Bett vor der Ehe teilen wollen? Vor genau dieser Situation warnte der Apostel Paulus die Singles seiner Zeit (1. Korinther 7,2. 8-9).

An diejenigen in dieser Situation, die meinen, dass sie keiner Versuchung ausgesetzt sind, richtet der Apostel Paulus eine klare Warnung: „Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle“ (1. Korinther 10,12).

Wir sollen Gott nicht versuchen. Christen bitten Gott um die Kraft, der Versuchung zu widerstehen. Wenn wir uns bewusst der Versuchung aussetzen und Gott um seine Hilfe bitten, der Versuchung zu widerstehen, versuchen wir Gott. Das erkennen wir an der Versuchung Jesu durch den Teufel:

„Da führte ihn [Jesus] der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“ (Matthäus 4,5-7; Hervorhebung durch uns).

Wir sollen andere Menschen nicht zur Sünde verleiten. Nehmen wir an, dass es einem verlobten bzw. verliebten Paar trotz der ständigen Versuchung gelingt, ein Bett ohne Sex zu teilen. Ein befreundetes Paar nimmt sich an ihrem Verhalten ein Beispiel, gründet einen gemeinsamen Hausstand und teilt ein Bett mit dem Vorsatz, keinen Sex zu haben. Das befreundete Paar ist jedoch nicht so stark und erliegt mit der Zeit der Versuchung. In diesem Fall trägt das erste Paar eine Mitverantwortung für den Fehltritt des befreundeten Paares.

Wir sollen ein Licht sein. Jeder Christ kennt Jesu Aufforderung an seine Nachfolger, dem persönlichen Umfeld ein Licht zu sein: „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Matthäus 5,14-16). Die Menschen sollen unsere guten Werke sehen, d. h. unsere gerechte Lebensführung.

Als Jesu Nachfolger sollen wir keinen Anschein der Sünde erwecken. An die Gemeinde zu Thessalonich schrieb Paulus: „Meidet das Böse in jeder Gestalt“ (1. Thessalonicher 5,22). Und an die Epheser schrieb er: „Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört“ (Epheser 5,3).

In der heutigen Gesellschaft ist vor- und außerehelicher Sex normal. Deshalb wird man davon ausgehen, dass ein Paar, das zusammenlebt, eine sexuelle Beziehung hat. Ist es dann in Ordnung oder biblisch korrekt, wenn das Umfeld eines zusammenlebenden Paares das Paar auf diese Weise richtet? Natürlich nicht, aber darum geht es auch nicht, sondern darum, dass das Paar seinem Umfeld keinen Anlass zum Richten geben soll und in diesem Fall genau das Gegenteil tut!

Der Christ, der abends eine Oben-ohne-Bar aufsucht, nur weil er Durst hat und eine Apfelschorle trinken möchte, würde ebenfalls Anlass zum Richten geben. Jesu Nachfolger sollen aber nicht Anlass zum Richten geben, sondern ein Licht sein!

Unser Verhalten soll niemandem Gelegenheit „zum Lästern“ geben (vgl. 2. Samuel 12,14), weder gegen uns, noch gegen die Gemeinde oder die christliche Nachfolge im Allgemeinen.

Wir sollen das Ehebett nicht trivialisieren bzw. entehren. Wer ein Bett vor der Ehe teilt, mindert die Einzigartigkeit des Ehebetts. Man hat sozusagen ein Ehebett ohne Ehe. Aber „die Ehe soll in Ehren gehalten werden“, lehrt uns Hebräer 13, Vers 4.

Dem kürzlich vermählten Ehepaar, das sagt: „Unser Leben jetzt, abgesehen vom Sex, ist nicht viel anders als vorher“, entgeht die Freude mit dem besonderen Erlebnis der Gründung eines gemeinsamen Hausstands nach der Eheschließung.

Fazit: Die Bibel enthält Prinzipien, die ganz klar gegen die Praktik sprechen, ein Bett vor der Ehe zu teilen, auch wenn dem betroffenen Paar ein Zusammenleben ohne Sex gelingt.

Der alternde König David und Abischag

Manche führen das Beispiel von König David in hohem Alter als Begründung bzw. Rechtfertigung für das Zusammenleben eines verlobten Paares bzw. eines Liebespaares bzw. das Teilen eines Bettes ohne Sex an.

Dazu lesen wir in der Bibel Folgendes:

„Als aber der König David alt war und hochbetagt, konnte er nicht warm werden, wenn man ihn auch mit Kleidern bedeckte. Da sprachen seine Großen zu ihm: Man suche unserm Herrn, dem König, eine Jungfrau, die vor dem König stehe und ihn umsorge und in seinen Armen schlafe und unsern Herrn, den König, wärme. Und sie suchten ein schönes Mädchen im ganzen Gebiet Israels und fanden Abischag von Schunem und brachten sie dem König. Und sie war ein sehr schönes Mädchen und umsorgte den König und diente ihm. Aber der König erkannte sie nicht“ (1. Könige 1,1-4; Hervorhebung durch uns).

Mit „erkannte sie nicht“ ist gemeint, dass David keine sexuelle Beziehung mit Abischag hatte. Was uns heute sehr ungewöhnlich vorkommt, war in der Antike in solchen Fällen gängige Praxis.

„König David starb mit ungefähr 70 Jahren (2. Samuel 5,4). Aus dem, was in 1. Könige 1, Verse 1-4 über ihn gesagt wird, geht klar hervor, dass er kurz vor seinem Tod bei schlechter Gesundheit und ziemlich schwach war. Seine Unfähigkeit, körperliche Wärme zu behalten, veranlasste seine Diener dazu, einen Weg zu suchen, um David warm zu halten.

Ihre Entscheidung, eine junge Frau zu beschaffen, die ihn warm halten sollte, indem sie nahe bei ihm im Bett lag, und ihm auch als seine Krankenschwester zu dienen hatte, war in Übereinstimmung mit den damals üblichen medizinischen Behandlungsmethoden. Josephus (ca. 37-100 n. Chr.), ein jüdischer Historiker, und Galen (130-200 n. Chr.), ein griechischer Arzt, beziehen sich auf diese therapeutische Praxis, die sich bis ins Mittelalter fortsetzte . . . Dass eine Jungfrau gesucht werden sollte, war verständlich, da ja eine unverheiratete junge Frau wahrscheinlich von kräftiger Gesundheit und in der Lage wäre, für David zu sorgen, wie es seine Bedürfnisse erforderten . . .

Die Tatsache, dass David keine intimen (also sexuellen) Beziehungen zu seiner Krankenschwester Abischag unterhielt, zeigt, dass dies nicht ihre Aufgabe und David sehr schwach war. Des Königs Unfähigkeit, in gutem Gesundheitszustand sexuellen Versuchungen zu widerstehen, geht aus dem vollzogenen Ehebruch mit Batseba hervor . . . Jetzt aber, niedergeworfen von der schwachen Gesundheit und dem fortgeschrittenen Alter, hatte ihn seine Energie verlassen“ (Das Alte Testament erklärt und ausgelegt, Hänssler Verlag, Neuhausen-Stuttgart, 1991, Band 2, Seite 7-8).

Was zeigt uns dieses Beispiel?

•David und Abischag waren weder ein verlobtes Paar noch ein Liebespaar, das aus diesem Grund zusammenzog, um ein gemeinsames Bett zu teilen.

• Die Idee stammte nicht von David, sondern von seinen Dienern.

• Was hier gemacht wurde, war damals (und anscheinend einige Jahrhunderte danach) übliche Praxis für den Fall, dass ein alter Mann sich nicht warm halten konnte.

• David war in hohem Alter, wahrscheinlich 1-2 Jahre vor seinem Tod, und aufgrund seines körperlichen Zustands wohl nicht in der Lage, in sexuelle Versuchung zu geraten. Auf jeden Fall gab es keinen Beischlaf.

• Davids Frau Batseba war zu diesem Zeitpunkt noch am Leben und deshalb über diese Situation informiert.

Dieser Fall kann daher nur für die damalige Situation (ein alter Mann konnte sich nicht warm halten) als Beispiel genutzt werden. In unserer modernen Welt mit Heizung, Wärmflaschen und Heizbettdecken erübrigt sich die Notwendigkeit, heute so zu verfahren, wie es damals praktiziert wurde.

Der Umgang mit dem anderen Geschlecht vor der Ehe

Irgendwann im Leben eines jungen Menschen kommt der Zeitpunkt, an dem man sich wünscht, mit dem anderen Geschlecht auszugehen. Die Bibel macht zum Alter keine Angaben, aber Kinder sollten gemeinsam mit den Eltern überlegen, ob sie für die Verabredung schon reif genug sind. Es ist auf jeden Fall klug, seinen Kindern göttliche Verhaltensmaßstäbe zu vermitteln.

In unserem angeblich so aufgeklärten Zeitalter mag diese Empfehlung altmodisch erscheinen, aber es geht doch um die Sicherheit und das Wohl junger Menschen. Die meisten Bürger sind damit einverstanden, dass der Staat einem Mitglied der Gesellschaft erst ab einem gewissen Alter und nach dem Ablegen einer entsprechenden Prüfung erlaubt, ein Fahrzeug auf öffentlichen Straßen zu führen, weil das der Sicherheit aller dient.

Warum sollte es also streng erscheinen, wenn man fordert, dass heranwachsende Kinder von ihren Eltern auf den reifen, verantwortungsbewussten Umgang mit dem anderen Geschlecht vorbereitet werden? Verabredungen in der heutigen Zeit sind wirklich nicht ohne Risiko. Ohne die richtige Anleitung geraten Jugendliche leicht auf eine Bahn, die von häufig wechselnden Geschlechtspartnern, sexuell übertragbaren Krankheiten, ungewollten Schwangerschaften und großen seelischen Schmerzen gekennzeichnet ist.

Auch hier gilt der biblische Satz, dass ein Weg, der scheinbar zum Glück führt, genau in die entgegengesetzte Richtung gehen kann (Sprüche 14,12; 16,25). Es ist wichtig, offen mit seinen heranwachsenden Kindern über die biblischen Verhaltensprinzipien zu reden, um sie vor solchen Gefahren schützen zu können.

Viele Menschen finden gerade deswegen kein Glück in der Ehe, weil ihnen ihre Eltern diese vorbereitende Unterweisung versagt haben. Wenn wir unseren Kindern das Wissen um die Gefahren des unüberlegten Umgangs mit dem anderen Geschlecht vorenthalten, kann es vorkommen, dass uns eines Tages Kummer und Herzeleid treffen.

Einer der größten Segen, die wir unseren Kindern schenken können, sind gründliche Kenntnisse der göttlichen Prinzipien für den Umgang mit dem anderen Geschlecht im Allgemeinen und für die Ehe im Besonderen.