Wie sollen Christen ihren Erlöser nennen? Ist es wichtig bzw. notwendig, ihn auf Hebräisch oder Aramäisch anzurufen? Oder ist es erlaubt, den bekannten Namen Jesus zu benutzen?
Von Paul Kieffer
Eintracht ist ein wichtiges Thema für alle Christen, spiegelt sie doch die Gesinnung unseres himmlischen Vaters und seines Sohnes wider. „Ich und der Vater sind eins“, sagte Jesus (Johannes 10,30). Das heißt u. a., dass sie eins in ihrem Charakter sind; sie sind auch einer Meinung, einer Überzeugung, eines Willens, und zwar in allen Dingen.
König David wusste, wie angenehm die Frucht der Eintracht ist: „Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! Es ist wie das feine Salböl auf dem Haupte Aarons, das herabfließt in seinen Bart, das herabfließt zum Saum seines Kleides, wie der Tau, der vom Hermon herabfällt auf die Berge Zions! Denn dort verheißt der Herr den Segen und Leben bis in Ewigkeit" (Psalm 133,1-3).
Gottes Denkweise ist immer der Maßstab für unsere Gedanken und Taten. Einigkeit ist für Gott so wichtig, dass er auch ein unmissverständliches Urteil über diejenigen ausspricht, die Zwietracht säen. Gott hasst denjenigen, der „Hader zwischen Brüdern anrichtet“ (Sprüche 6,19).
Wir sollen in Jesu Fußstapfen nachfolgen (1. Petrus 2,21). Dazu gehört die Wahrung der Einigkeit, die uns durch die gemeinsame Lehre möglich ist. In diesem Sinne schrieb der Apostel Paulus an die Gemeinde zu Ephesus: „Ertragt einer den andern in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen“ (Epheser 4,2-6; alle Hervorhebungen durch uns).
Verwirrung über den Namen
Christen haben „einen Herrn“. Wie sollen sie ihn nun in Eintracht nennen?
Seit einigen Jahren löst diese Frage unter Christen Verwirrung aus – und leider manchmal auch Zwietracht. Heute gibt es Menschen, die es vorziehen, den Namen unseres Erlösers Jesus von Nazareth nicht in der eigenen Muttersprache zu nennen, sondern in der hebräischen Sprache. Diese Entwicklung ist zum Teil auf den Einfluss der messianischen Juden bzw. der messianischen Bewegung zurückzuführen.
Als Beispiel sei ein Zitat aus einem Leserbrief angeführt, den wir kürzlich erhalten haben: „Ich kann nicht verstehen, dass Sie unseren Retter mit dem griechischen Namen beschreiben.Wir sagen zu ihm Jeschua. Unser Wunsch ist es, den ,Christen‘ wieder die Wurzeln des Glaubens zu zeigen. Und wenn man Jeschua und sein Leben betrachtet, ist und war er ein Jude. Ich glaube, ich brauche hier nicht ins Detail gehen. Sein Leben wurde von einem Engel angekündigt. Und als der Engel zu Maria kam, kann ich mir nicht vorstellen, dass er sagte, sie soll ihm den Namen Jesus geben. Sollte sein Vater, der Gott Israels, seinem Sohn einen griechischen Namen geben? Das kann ich mir nicht vorstellen.“
Unter denen, die den Namen unseres Erlösers Jesus in der hebräischen Sprache nennen, gibt es einige, die behaupten, dass es falsch sei, den deutschen Namen Jesus zu benutzen. Sie meinen, um Gott zu gefallen, müsse man den Namen Jesus auf Hebräisch aussprechen. Einige behaupten sogar, dass sich der Name Jesus von dem Namen des mythologischen Gottes Zeus (oder eines heidnischen Götzen) ableitet.
Stimmen diese Ansichten? Haben Christen, wohl unwissentlich, Gott jahrhundertelang vergebens gedient, weil sie den Namen Jesus benutzten? Ist man ein „besserer“ Christ, wenn man eine hebräische Bezeichnung für Jesus verwendet?
Das sind wichtige Fragen, wenn es um die Wahrung der Eintracht geht!
Die Sprache des Neuen Testaments
Im Gegensatz zur zitierten Meinung des Lesers ist nicht die Sprache wichtig, in der Gespräche, die in der Bibel niedergeschrieben wurden, ursprünglich geführt wurden. Wichtig ist die Sprache, in der uns diese Gespräche überliefert wurden! Sprachen die Pharaonen, die mit Josef und Mose redeten, Hebräisch? Sie sprachen eher die ägyptische Sprache. Sprach König Nebukadnezar Hebräisch?`Wohl kaum; er sprach die chaldäische Sprache. Die Gespräche dieser Männer wurden uns aber in der Sprache des Alten Testaments überliefert: Hebräisch.
Deshalb ist die Sprache, mittels derer Gott Josef und Maria den Namen ihres Sohns mitteilte, nicht ausschlaggebend zur Beantwortung unserer Fragen bezüglich des Namens Jesus. Die Kernfrage, um die es hier geht, lautet: In welcher Sprache wurde uns das Neue Testament ursprünglich überliefert?
Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich recht einfach und auch eindeutig. Die Antwort dient auch als Grundlage für die Beherzigung einer überaus wichtigen Aufforderung des Apostels Paulus in Bezug auf die Einigkeit unter Christen: „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung“ (1. Korinther 1,10).
Den Bericht über das Leben und Wirken unseres Erlösers und das Wirken seiner Apostel finden wir im Neuen Testament. Das Neue Testament wurde uns in der griechischen Sprache überliefert. Wir haben mehr als 5400 antike Manuskripte des Neuen Testaments auf Griechisch, aber kein einziges auf Hebräisch. Das sind die Fakten.
Es gibt zwar ein paar Hinweise der sogenannten Kirchenväter, dass ein oder zwei Bücher des Neuen Testaments ursprünglich auf Hebräisch geschrieben wurden. Genannt werden das Matthäusevangelium und der Hebräerbrief. Da aber keine hebräischen Manuskripte dieser Bücher existieren, lassen sich diese Hinweise nicht beweisen.
Christen glauben, dass Gott das Zusammentragen und die Bewahrung der biblischen Bücher geleitet hat. Gott hätte also den Gläubigen der letzten 1900 Jahre ein Neues Testament auf Hebräisch zur Verfügung stellen können, wenn er gewollt hätte, aber er tat es nicht.
Ging das ursprüngliche Neue Testament verloren?
Diesem Sachverhalt entgegnen einige in der messianischen Bewegung mit der Behauptung, unser Neues Testament auf Griechisch sei nicht zuverlässig, weil das gesamte Neue Testament ursprünglich auf Hebräisch geschrieben wurde und der hebräische Text verloren gegangen sei.
Ohne es zu erkennen, wollen die Leute, die diese Behauptung verbreiten, Gott einschränken bzw. ihm Vorschriften machen. Sie schreiben ihm quasi vor, in welcher Sprache er seine Offenbarung an die Menschen zu machen hat(te).
Darüber hinaus stellen sie ihn – wohl unbewusst – als schwachen Gott dar, dem es ihrer Überzeugung nach in den letzten 1900 Jahren anscheinend nicht gelungen ist, seiner Kirche den authentischen Text eines wesentlichen Teils der Bibel zu bewahren. Wäre das der Fall, wäre auf das Neue Testament – und noch gravierender, auf Gott selbst – überhaupt kein Verlass!
Das gilt übrigens auch für die Sichtweise, wonach wir vielleicht doch noch irgendwann einen vollständigen hebräischen Text als Urfassung des Neuen Testaments finden werden. Sollte das wider aller Erwarten der Fall sein, was wäre mit den Christen, die nunmehr fast 2000 Jahre lang keinen Zugang zu diesem Text gehabt hätten?
Mit ihrer anti-Griechisch-Haltung verbreiten manche Leute auch die Lüge, der Name Jesus leite sich von Zeus ab, dem Hauptgott der griechischen Mythologie. Glücklicherweise gibt es Hebräisch-Experten, die die Unsinnigkeit dieser Behauptung erkennen. Michael L. Brown, Professor für semitische Sprachen an dem „Denver Theological Seminary“, der selbst den Namen Jesus auf Hebräisch benutzt, meint dazu:
„Wie ist die angebliche Verbindung zwischen den Namen Jesus und Zeus zu sehen? Dies ist eine der lächerlichsten Behauptungen, die jemals aufgestellt wurde, doch erfuhr sie in den letzten Jahren eine weite Verbreitung (das Internet ist ein erstaunliches Werkzeug der Fehlinformationen).
Diese absurde Behauptung beruht auf sprachlicher Unkenntnis. Kurzum, wie ein jüdischer Gläubiger einst feststellte: ,[Der Name] Jesus ist genauso viel mit Zeus verwandt wie [der Name] Mose mit Mäusen.‘ Leider verbreiten einige populistische Lehrer die Verbindung zwischen Jesus und Zeus, und viele Gläubige schließen sich dieser Pseudoforschung an. Solche Lehren sind nicht nur voller Irrtümer, sie sind auch überhaupt nicht dienlich.“
Dann gibt es diejenigen, die behaupten, dass das Neue Testament ursprünglich auf Aramäisch geschrieben wurde und dass der griechische Text eine Übersetzung aus dem aramäischen Urtext ist. Damit wollen sie ihre Sichtweise untermauern, dass nur der aramäische Name für Jesus wirklich autorisiert sei.
In seinem Buch The Books and the Parchments führt der englische Theologe F. F. Bruce aus, dass die aramäische Version des Neuen Testamentes trotz gegenteiliger Behauptungen in Wirklichkeit eine Übersetzung aus dem griechischen Text ist. Als Beweis für die Feststellung von Bruce sei Markus 15, Vers 34 angeführt. Dort lesen wir: „Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Der mittlere Teil des Verses verdient besondere Aufmerksamkeit. Er beweist, dass Markus (dessen Evangelium wahrscheinlich das erste der vier Evangelien war) die Worte Jesu in Aramäisch (die Sprache, die er mit seinen Jüngern sprach), festhielt. Markus übersetzte diese Worte ins Griechische.
Wäre Aramäisch die Originalsprache des Neuen Testamentes gewesen, hätte es keine Notwendigkeit gegeben, ein aramäisches Zitat im Text zu übersetzen, denn die Aramäisch sprechenden Leser hätten den Text verstanden. Trotzdem kommt in der aramäischen Version dieses Verses die Anmerkung „das heißt übersetzt“ vor, eine genaue Wiedergabe des griechischen Textes!
In wenigstens einem Dutzend Bibelstellen des Neuen Testamentes werden aramäische Wörter zitiert und wörtlich ins Griechische übersetzt. Dies ist einer von mehreren Beweisen, dass die heutige aramäische Version des Neuen Testamentes nicht der Originaltext sein kann.
Wir glauben, dass Gott das Zusammentragen und die Bewahrung der Bibel leitete. Deswegen muss man sich dessen bewusst sein, was man Gott vorhält, wenn man sich der Sichtweise anschließt, der Name Jesus leite sich von Zeus ab. Demnach konnte Gott nicht verhindern, dass der Name seines Sohnes und unseres Erlösers mit dem Namen eines heidnischen Gottes vermischt wurde.
Der Name ist eindeutig – oder auch nicht
Da uns das Neue Testament in der griechischen Sprache überliefert wurde, liegt es auf der Hand, dass uns der Name unseres Erlösers ebenfalls in der griechischen Sprache überliefert wurde. In der Tat finden wir seinen Namen mehr als 900 Mal in dem Text des Neuen Testaments, und zwar immer in der griechischen Sprache, Iesous. Die deutsche Entsprechung dieses Namens (wie ebenfalls in fast allen westlichen Sprachen) ist Jesus.
Es gibt keinen Zweifel daran, welcher Name für den Erlöser in dem uns überlieferten Text des Neuen Testaments steht. Es gibt ebenfalls keinen Zweifel daran, wie dieser Name in der deutschen Sprache heißt.
Er heißt Jesus. Es gibt auch gar keine Frage, wie deutschsprachige Menschen den Namen Jesus aussprechen. Daher dient die Verwendung des deutschen Namens Jesus im deutschsprachigen Raum der Einigkeit und der eindeutigen Verständigung unter Christen.
Im Gegensatz dazu gibt es unter denen, die den Namen unseres Erlösers Jesus in der hebräischen Sprache nennen möchten, nicht diese Einigkeit. Warum nicht? Weil wir keine hebräischen Manuskripte des Neuen Testaments haben! Trotzdem wenden einige messianisch beeinflusste Gläubige ein, dass Jesus und seine Apostel Aramäisch (oder Hebräisch) sprachen.
Ausschlaggebend ist aber die Sprache, in der uns ihr Wirken, wie im Neuen Testament festgehalten, überliefert wurde. Wie bereits erwähnt, ist diese Sprache Griechisch, nicht Aramäisch oder Hebräisch. Es gibt übrigens auch keine Bibelstelle im Alten Testament (auf Hebräisch), in der es heißt: „Der Name des Erlösers ist . . .“
Von dem im Neuen Testament enthaltenen Namen Iesous erstellen die Befürworter des Hebräischen mittels einer Rück-Transliteration den angeblichen hebräischen Namen für Jesus. (Es gibt in dieser Frage eine mehrheitliche, aber keineswegs einheitliche Meinung.) Selbst wenn man genau wüsste, wie der hebräische Name für Jesus geschrieben wurde, gibt es das Problem, dass Hebräisch ohne Vokale geschrieben wird.
Daher gibt es heute mehrere Varianten für den hebräischen Namen Jesus. Heißt er nun Jeschua, Jaschua, Jehoschua, Jahoschua, Jehoaschua, Jahuscha, Jahuschua, Joheschua, Jeschoua oder Jaohuschua? (Diese Varianten sind heute als hebräische Entsprechung von Jesus im Umlauf.)
Unter denen, die den Namen Jesus auf Hebräisch aussprechen wollen, gibt es nicht die Einigkeit bezüglich des Namens, wie es der Fall bei dem Namen ist, der uns im Neuen Testament überliefert wurde: Iesous bzw. Jesus. Die diversen Varianten des hebräischen Namens haben übrigens ihre „Verteidiger“, die zum Teil mit großem Eifer erklären, warum ihre Variante die richtige ist und die anderen falsch sind. Solche Diskussionen dienen freilich nicht der Eintracht unter gläubigen Menschen.
In Bezug auf diese diversen Varianten könnte man meinen, dieselbe Situation liegt vor, wenn wir z. B. englischsprachige Gäste bei uns haben, denn sie sprechen den Namen Jesus auf Englisch anders aus als wir, wenn wir den Namen Jesus auf Deutsch aussprechen.
Dieser Vergleich passt aber nicht, denn in der englischen Sprache (und in der deutschen) gibt es nicht verschiedene Varianten für den Namen des Erlösers. Es gibt nur den Namen Jesus. Das Problem der diversen Varianten gibt es nur im Hebräischen, nicht aber in der griechischen, deutschen oder englischen Sprache.
Der wohl schlagendste Beweis, dass es nicht nötig ist, Jeschua (oder eine der anderen hebräischen Varianten) statt Jesus zu sagen, stammt von Jesus selbst. Nur ein paar Tage vor seinem Tod warnte Jesus seine Jünger vor einer großen Verführung, die nach seinem Tod einsetzen sollte: „Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen“ (Matthäus 24,4-5).
Stimmt diese Vorhersage Jesu? Sind die vielen verführt worden? Ja, das sind sie. Und was ist der Name, der ihnen gepredigt wurde? Jeschua, Jahoschua oder Jahschua? Nein! Stattdessen war es der Name Jesus, der den Menschen gepredigt wurde! Dadurch wurden viele verführt. Jesus sagt nicht, dass ihnen ein falscher Name gepredigt wurde, noch sagte er dies für die Zukunft voraus. Stattdessen nennt er den Namen, den die falschen Prediger benutzen, seinen Namen!
Entweder gilt der Name Jesus, die deutsche Entsprechung des griechischen Iesous, oder wir können das Neue Testament als fehlerhaft ignorieren. Das gleiche Resultat gilt bei dem Namen Jahwe, den Jesus und seine Apostel nicht benutzten und der kein einziges Mal im Neuen Testament zu finden ist. Statt dessen betete Jesus zu seinem himmlischen Vater, und es ist dieses Beispiel, das er uns gibt und dem es zu folgen gilt.
Der logische Schluss aus alledem ist, dass Gott die Überlieferung des Neuen Testamentes in Griechisch inspirierte. Dazu gehört auch der Name Jesus in der griechischen Sprache: „Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus (Griechisch: Iesous) geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden“ (Matthäus 1,20-21).
Der heilige Geist, der die Überlieferung der Bücher des Neuen Testamentes in der griechischen Sprache inspirierte, sagt uns, dass der einzige Name, durch den wir gerettet werden können, der Name Jesus ist:
„Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat; durch ihn steht dieser hier gesund vor euch. Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“ (Apostelgeschichte 4,10-12).
Der Geist Gottes inspirierte diesen Text nicht in Griechisch bis auf den Namen Jesus, der dann in Vers 10 in Hebräisch steht. Nein, das ist absolut nicht der Fall, und gegenteilige Behauptungen entbehren jeglicher Grundlage.
Der einzige Name, der uns Menschen gegeben ist, steht in der gleichen Sprache wie der restliche Text in dem zitierten Abschnitt. Wir sollen verstehen, dass es der Name ist, den wir in unseren Bibeln in der deutschen Sprache lesen: Jesus Christus von Nazareth!
Im deutschen Sprachraum fördert der Name Jesus die Einigkeit unter deutschsprachigen Menschen. Deshalb verwenden wir bei allen offiziellen Handlungen unserer Gemeinde in der deutschen Sprache (Drucksachen, sonstige schriftliche Mitteilungen wie z. B. Briefe, Predigten usw.) den Namen unseres Erlösers in der deutschen Sprache – Jesus –, der eine direkte Transliteration des Namens Iesous ist, der uns im griechischen Text des Neuen Testaments überliefert wurde.
Das Gewissen des Einzelnen
Wollen wir aber damit sagen, dass der einzelne Christ eine der im Umlauf befindlichen hebräischen Varianten für den Namen unseres Erlösers für sich persönlich nicht verwenden darf? Nein, keineswegs! Es steht uns überhaupt nicht zu, die persönliche Glaubensausübung des Einzelnen zu kontrollieren bzw. zu „überwachen“.
Das persönliche Verhalten kann jedoch Auswirkungen auf die Gemeinschaft der Gläubigen haben, die positiv – oder auch negativ – sein können. Hier können wir uns auf ein Prinzip berufen, das Paulus in Römer 14 behandelt. In der Gemeinde zu Rom gab es Gläubige, die aus Gewissensgründen den Vegetarismus praktizierten. (Hier geht es um den Vegetarismus aus Gründen der Gerechtigkeit und nicht aus gesundheitlichen Gründen. Letzteres ist nicht Gegenstand der Ausführungen des Paulus.)
Anscheinend meinten diese Christen, dass sie, sollten sie Fleisch essen, gegen Gott sündigen würden.
Verlangt Gott von uns, dass wir aus Gründen der Gerechtigkeit Vegetarier sein sollen? Nein. Sind wir bessere Christen oder gefallen wir Gott besser, wenn wir aus vermeintlichen Gründen der Gerechtigkeit Vegetarier sind? Nein. Sind wir Gott allein aus dem Grund näher, dass wir Vegetarier sind? Nein.
Sollen wir andererseits versuchen, dem Christen, der als Vegetarier lebt und meint, er würde Gott damit gefallen, seine Überzeugung auszureden? Nein. Wir können sachlich feststellen, dass Gott den Vegetarismus nicht von uns verlangt, aber wenn jemand sich deswegen ein Gewissen macht, soll er nach seinem Gewissen handeln, denn sonst sündigt er (Römer 14,23). Man kann sich ein Gewissen in Dingen machen, die nicht allgemein verbindlich sind.
Paulus stellt aber auch klar fest, dass solche Leute, was das Gewissen in dieser Frage anbelangt, „schwach“ sind (Römer 14,2). Unser Ziel soll es sein, im Laufe der Zeit in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi zu wachsen und stark im Glauben zu werden bzw. in Fällen, in denen wir schwach im Glauben sind, diese Schwachheit abzulegen.
Das in Römer 14 enthaltene Prinzip gilt auch für die Verwendung einer der hebräischen Varianten für den Namen Jesus. Verlangt Gott von uns, dass wir das tun? Nein. Sind wir bessere Christen oder gefallen wir Gott besser, wenn wir das tun? Nein. Sind wir Gott näher, wenn wir das tun? Nein. Haben wir ein besseres „Gottesverständnis“, wenn wir das tun? Nein.
Wie bei dem Vegetarismus soll derjenige, der meint, eine der hebräischen Varianten für den Namen Jesus in seiner persönlichen Anbetung Gottes verwenden zu müssen, dies auch tun. Das ist eine Sache der persönlichen Überzeugung und der Gestaltung der persönlichen Beziehung zu Gott.
Die Frage ist jedoch erlaubt, wie derjenige, der Probleme mit dem deutschen Namen Jesus hat, den wir, wie oben dargestellt, im Sinne der Einmütigkeit verwenden, zu seiner abweichenden Meinung gekommen ist und von wem er sich in dieser Sache ein Gewissen hat machen lassen. Aus Gottes Wort, von seiner Kirche und den Ältesten – den von Jesus eingesetzten Lehrern in der Gemeinde (Epheser 4,11-12) – kommen diese Ideen jedenfalls nicht.
Die Aufgabe der Lehrer in der Gemeinde ist es, dafür Sorge zu tragen, dass wir uns nicht „von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen“ (Epheser 4,14).
Derjenige, der aus Gewissensgründen als Vegetarier lebt und andere Gläubige davon überzeugen will, dass Gott den Vegetarismus von uns verlangt oder dass wir bessere Christen sind, wenn wir als Vegetarier leben, lehrt nicht nur etwas, das falsch ist, er sät auch Zwietracht!
Derjenige sät auch Zwietracht, der falsche Behauptungen, wie in diesem Beitrag dargelegt, in Bezug auf den Namen Jesus in der Gemeinde vertritt bzw. verbreitet. (Auch wenn es nicht seine Absicht ist, dies zu tun, soll er sich dessen bewusst sein, dass seine Verwendung einer der hebräischen Varianten für den Namen Jesus im Umgang mit anderen Gläubigen zu Missverständnissen führen kann.)
Wie sollen wir uns also gegenüber Glaubensbrüdern und -schwestern verhalten, die sich in einer Sache, die nicht allgemein verbindlich ist, ein Gewissen machen? Der Apostel Paulus lehrt diesbezüglich: „Den Schwachen im Glauben nehmt an und streitet nicht über Meinungen“ (Römer 14,1).
Als Christen sollen wir nicht über die Meinung(en) der Schwachen im Glauben streiten. Es obliegt also demjenigen, der sich in einer Sache, die nicht allgemein verbindlich ist, ein Gewissen macht, dafür Sorge zu tragen, dass sein Verhalten keinen Anlass zum Streit über seine Meinung gibt.
Streit über Meinungen dient nicht der Einigkeit, die für Gott so wichtig ist. Die Verantwortung zur Förderung der Einigkeit in der Gemeinde hat der Apostel Paulus nicht auf die leichte Schulter genommen: „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, dass ihr euch in Acht nehmt vor denen, die Zwietracht und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet“ (Römer 16,17).
Beherzigen wir stets die Ermahnung des Paulus in Römer 14, Vers 19: „Darum lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.“