Manche Christen meinen, dass die Zehn Gebote erst zur Zeit des Mose rechtskräftig wurden. Stimmt diese Ansicht?
Von der Redaktion
Fragen Sie mal einen Menschen, der in einer der großen Kirchen in Deutschland ein und aus geht und das Vaterunser betet: „Was stellen Sie sich vor, wenn Sie ,Dein Reich komme‘ beten?“ Die Person wird vermutlich von der Frage vollständig überrascht sein und wahrscheinlich keine Antwort wissen, denn die Tatsache, dass es ein buchstäbliches Reich Gottes geben wird, wie es in der Heiligen Schrift beschrieben wird, hat die Person in ihrer Kirche nie gelernt.
Wenn Sie dem Befragten dann noch sagen, dass Jesus Christus nach Jerusalem zurückkehrt und dort eine Regierung leiten wird und dass diese Regierung die Zehn Gebote lehren wird, dann erleben Sie wahrscheinlich ungläubiges Staunen oder betroffenes Schweigen.
Auch unter Theologen gehört der Glaube an ein Reich Gottes und an die Zehn Gebote eher in den Bereich Geschichte. Die Zehn Gebote gehören für viele von ihnen zu dem „mosaischen“ Gesetz, das nach dieser Lehrmeinung mit dem Tod Jesu Christi abgeschafft bzw. von ihm erfüllt worden ist. In diesem Zusammenhang behaupten einige, die Zehn Gebote seien erst am Sinai beim Bundesschluss des Alten Bundes ins Leben gerufen und dort Mose gegeben worden (deshalb auch die Bezeichnung mosaisches Gesetz).
Somit ist die Frage nach der Gültigkeit der Zehn Gebote vor Mose für uns sehr bedeutsam. Wenn die Gebote schon vor Mose in Kraft waren, ist das Argument, dass das mosaische Gesetz abgeschafft ist, nicht mehr von Belang, denn diese Gebote haben dann eine zeitlose Bedeutung.
Es gibt genügend Stellen in der Bibel, die klar zum Ausdruck bringen, dass die Zehn Gebote schon vor Mose in Kraft waren. Die erste Sünde hatte mit dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu tun: „Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben“ (1. Mose 2,17).
Adam und Eva hatten Entscheidungsfreiheit. Gott hatte ihnen freigestellt, ob sie seinem Gesetz gehorchen wollten oder nicht. Sie trafen eine eigene Entscheidung und begannen, dem Gesetz Gottes den Gehorsam zu verweigern. Derjenige ist unser Gott, dem wir gehorchen. Adam und Eva wählten einen anderen Gott. Sie verweigerten ihrem himmlischen Vater die ihm gebührende Anerkennung.
Auch das zehnte Gebot wurde von ihnen gebrochen, denn sie wollten von dem Baume essen. Es gelüstete sie, klug zu werden und zu sein wie Gott. Sie brachen auch das achte Gebot, indem sie nahmen, was ihnen nicht gehörte bzw. verboten wurde, und das ist Diebstahl.
Einige Zeit später kam der Mord von Kain an seinem Bruder und die Lüge, als Gott ihn nach seinem Bruder fragte. Kain log und brach ein weiteres Gebot. Kain war ein Mörder und Lügner. Die Strafe für die erste Familie der Menschheit war sehr hart: Ausweisung aus dem physischen Paradies und für Kain die Verbannung.
In der Zeit vor Mose brach die Menschheit das Gebot bezüglich fremder Götter, wie uns Josua berichtet: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Eure Väter wohnten vorzeiten jenseits des Euphratstroms, Terach, Abrahams und Nahors Vater, und dienten andern Göttern“ (Josua 24,2). Wir wissen, dass Jakob dieses Problem in seiner eigenen Familie erkannte: „Da sprach Jakob zu seinem Hause und zu allen, die mit ihm waren: Tut von euch die fremden Götter, die unter euch sind, und reinigt euch und wechselt eure Kleider, und lasst uns aufbrechen und nach Bethel ziehen, dass ich dort einen Altar errichte dem Gott, der mich erhört hat zur Zeit meiner Trübsal und mit mir gewesen ist auf dem Wege, den ich gezogen bin. Da gaben sie ihm alle fremden Götter, die in ihren Händen waren, und ihre Ohrringe, und er vergrub sie unter der Eiche, die bei Sichem stand“ (1. Mose 35,2-4).
Wir wissen, dass Gott seinen Sabbat bereits in der Schöpfungswoche einsetzte (1. Mose 2,3). An jenem siebten Tag der Schöpfung hat Gott den Sabbat eingeführt und für heilig erklärt. Die Menschheit wagt es immerzu, diesen Tag in Abrede zu stellen. Nach dem Auszug aus Ägypten – vor der Verkündigung der Zehn Gebote – hatte Gott seine Mühe, das Volk Israel zu lehren, den siebten Tag zu halten: „Aber am siebenten Tage gingen etliche vom Volk hinaus, um zu sammeln, und fanden nichts. Da sprach der Herr zu Mose: Wie lange weigert ihr euch, meine Gebote und Weisungen zu halten? Sehet, der Herr hat euch den Sabbat gegeben; darum gibt er euch am sechsten Tage für zwei Tage Brot. So bleibe nun ein jeder, wo er ist, und niemand verlasse seinen Wohnplatz am siebenten Tage. Also ruhte das Volk am siebenten Tage“ (2. Mose 16,27-30; alle Hervorhebungen durch uns).
Im Bericht über Josefs Leben erwähnt die Bibel die Sünde des Ehebruchs. Im Hause des Potifar hatte er das Sagen, aber die Frau des Potifar versuchte ihn mit der Aufforderung, er solle sich zu ihr legen. Josefs Antwort beweist, dass Ehebruch bereits mehrere Jahrhunderte vor Mose Sünde war: „Wie sollte ich denn nun ein solch großes Übel tun und gegen Gott sündigen?“ (1. Mose 39,9).
Über Abimelechs Verhalten gegenüber Abraham und Sara wird geschrieben: „So gib nun dem Mann seine Frau wieder, denn er ist ein Prophet, und lass ihn für dich bitten, so wirst du am Leben bleiben. Wenn du sie aber nicht wiedergibst, so wisse, dass du des Todes sterben musst und alles, was dein ist“ (1. Mose 20,7). Abimelech erkannte dann, dass seine beabsichtigte Beziehung zu Sara, einer verheirateten Frau, „eine große Sünde“ gewesen wäre (Vers 9).
Im Allgemeinen berichtet die Bibel über die Zunahme des Bösen vor der großen Flut, denn Gott stellte an den Menschen fest, dass „alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar“ (1. Mose 6,5)
Auch den Zehnten gab es vor Mose: „Dieser Melchisedek aber war König von Salem, Priester Gottes des Höchsten; er ging Abraham entgegen, als der vom Sieg über die Könige zurückkam, und segnete ihn; ihm gab Abraham auch den Zehnten von allem“ (Hebräer 7,1-2).
Diese Beispiele aus der Bibel zeigen uns, dass die Zehn Gebote seit Adam bestanden, also solange es Menschen gibt. Von Anfang an war es Sünde, eines dieser Gebote zu brechen. Und es sind dieselben Gebote, die Jesus Christus bei seiner Rückkehr die ganze Menschheit lehren wird, wenn er sein Reich auf Erden aufrichten wird. Alle wahren Christen freuen sich darauf, ihm bei diesem wichtigen Lehrauftrag zu helfen. Wir stellen daher die Frage: Wie wichtig sind uns die Zehn Gebote Gottes?