Von Don Hooser
Die „Kassetten-Kirche-Gottes“ ist in den letzten Jahren entstanden: Eine Gruppe von Menschen, die es vorziehen, zu Hause zu bleiben und sich eine Predigtkassette anzuhören, obwohl sie die Gelegenheit hätten, in ihrer Nähe an einer Versammlung mit Gleichgesinnten teilzunehmen.
Sicherlich kann man eine Predigtkassette zu Hause anhören und so „Nahrung bekommen“ – für manche Geschwister, die keine Gemeinde in der Nähe haben, geht es ja nicht anders. Aber Gottes Gebot, sich am Sabbat und an den Festtagen zu versammeln, wenn man dazu die Gelegenheit hat, hat auch mit dem Geben und nicht allein damit zu tun, was man selbst „bekommt“.
Die meisten Angehörigen von Gottes Volk sind sehr dankbar dafür, zu Gottes Kirche gehören zu dürfen. Und die meisten, die in einer vernünftigen Entfernung wohnen, erachten die Gelegenheit, an Versammlungen teilnehmen zu können als eine ihrer größten Segnungen. Die Sabbatversammlungen sind für sie der Höhepunkt der Woche, und die Festtagsversammlungen bedeuten die Höhepunkte des Jahres.
Für viele sind die Versammlungen eine Oase in einer geistlichen Wüste. Sie freuen sich auf jede Versammlung, um geistlich aufgeladen zu werden. Sie besitzen eine Liebe zum Lernen, und sie hungern nach dem Wort Gottes.
Sie kommen gerne aus einer fremden Welt heraus, um unter gleichgesinnten Geschwistern zu sein. Sie freuen sich über die Gemeinschaft, Lieder, Musik, Gebete und über die Nachrichten vom Werk Gottes. Sie schätzen die Gelegenheit, Gemeindemitgliedern dienen und ermutigen zu können und innerhalb ihrer Gemeinde Verantwortung zu übernehmen. Zusätzlich zur Gemeinschaft mit Geschwistern wissen sie um der besonderen Gemeinschaft mit Gott, wenn sie vor ihn kommen und ihn anbeten.
Möge dieser Artikel allen helfen. Für diejenigen, die Gottes Versammlungen lieben – auch wenn Sie aus Gründen der Entfernung oder der Gesundheit nicht immer oder regelmäßig an der Versammlung teilnehmen können –, mögen Sie in Ihrer Wertschätzung gestärkt werden.
Für diejenigen, die angefangen haben, sie als selbstverständlich hinzunehmen und dabei die regelmäßige Teilnahme vernachlässigen – mögen Sie Ihre erste Liebe wiedergewinnen.
Für diejenigen, die von der Wichtigkeit der regelmäßigen Teilnahme nicht oder nicht mehr überzeugt sind – mögen die nachfolgenden Schriftstellen und Prinzipien aus Gottes Wort Sie von der Bedeutung überzeugen, die Gott der Teilnahme an den Gemeindeversammlungen beimißt.
Und für diejenigen, deren Abwesenheit ein Symptom der Apathie ist – mögen diese Worte ein kleiner Teil von Gottes Bemühungen sein, Sie aus Ihrer lauwarmen Einstellung noch rechtzeitig herauszubringen!
Möge Jesu Gleichnis von den zehn Jungfrauen für uns alle eine diesbezügliche Warnung sein: „Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen. Aber fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen. Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein“ (Matthäus 25,1-5).
Es gibt verschiedene verwandte Themen, die auf die Bedeutung der Gemeindeversammlungen hinweisen. Im Neuen Testament wird viel über örtliche Gemeinden berichtet. Die Notwendigkeit der örtlichen Gemeinden würde kaum bestehen, wenn Gott nicht gewollt hätte, daß sein Volk die Versammlungen besucht. Es wird viel über Prediger, Unterweisung und das Predigen gesagt. Welchen Zweck hätte dies, wenn es keine Versammlungen geben würde und keiner das gepredigte Wort hören würde? In der Bibel wird den zwischenmenschlichen Beziehungen in der Gemeinde auch viel Aufmerksamkeit gewidmet. Dies hätte keinen Sinn, wenn Gottes Volk nie zusammenkommen würde.
Heilige Versammlungen
Gemeindeversammlungen sind heilige Versammlungen. Den Begriff „heilige Versammlung(en)“ finden wir in vier Kapiteln der Bibel: 2. Mose 12, 3. Mose 23, 4. Mose 28 und 29. Bei den meisten Schriftstellen steht der Begriff „heilige Versammlungen“ im Zusammenhang mit den jährlichen Festtagen. In 3. Mose 23, Vers 3 geht es aber um den wöchentlichen Sabbat. 3. Mose 23, Verse 2 und 4 beinhaltet alle Festtage Gottes, einschließlich des Sabbats.
Diesen Schriftstellen nach ist der Höhepunkt eines jeden Sabbats und Festtages „eine heilige Versammlung“.
Eine Versammlung ist eine gebotene oder erforderliche Zusammenkunft. Eine heilige Versammlung ist eine Zusammenkunft, die Gott autorisiert, einberuft und von der er erwartet, daß sein Volk daran teilnimmt. Es ist, als ob Gott eine Posaune zur Einleitung der Versammlung blasen würde. Die Versammlung oder Zusammenkunft ist kein Vorschlag, sie ist nicht freiwillig, sie ist Gottes Gebot.
Die Versammlungen sind ein wichtiger Bestandteil des Sabbathaltens. Gott schuf eine heilige Zeit zum Teil auch, damit Gottes Volk sich versammeln und ihn anbeten kann. Es ist eine Zeit, in der Christus seine Kirche „durch das Wasserbad im Wort“ reinigen und die Flecken und Falten entfernen kann (Epheser 5,25-27).
Gott möchte das Zusammensein
Als Jesus sagte: „[Ich will] meine Gemeinde bauen“ (Matthäus 16,18), beabsichtigte er ganz eindeutig eine Zusammenarbeit, bei der seine Nachfolger zusammen arbeiten und anbeten würden. Das Wort „zusammen“ oder „beieinander“ kommt häufig in der Bibel vor. Viele Schriftstellen beziehen sich darauf, daß Gottes Volk zusammen ist. Gott möchte eine Einheit und Gemeinschaft, die aus dem Zusammensein entsteht.
„Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“ (Psalm 133,1). In seinem Brief an die Kolosser spricht Paulus davon „in Liebe zusammengefügt“ zu sein (2,2) und daß „der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird“ (2,19).
Die nächste Schriftstelle drückt ganz deutlich den Zweck dieses Artikels aus: „Laßt uns aufeinander achthaben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht!“ (Hebräer 10,24-25).
Wie können wir „uns zur Liebe und zu guten Werken anreizen“, wenn wir uns nicht versammeln? Gott sagt uns, daß wir immer öfter, nicht weniger, danach streben sollen, zusammenzukommen und uns gegenseitig zu ermutigen, je mehr wir den Tag des Herrn kommen sehen. Auch dann, wenn wir aus Gründen der Entfernung oder der Gesundheit verhindert sind, an der Versammlung teilzunehmen, sollte dies unsere innere Geisteshaltung sein.
Die logische Schlußfolgerung ist die, daß Gottes Volk mindestens den Sabbat als Gelegenheit zur Versammlung nutzen sollte. Wenn es sich während der Woche zu Bibelstudien, gesellschaftlichen Aktivitäten, Mahlzeiten usw. treffen kann, um so besser.
Ein Thema des Hebräerbuches ist die Ermahnung, bis zum Ende auszuharren. „Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr ... das Verheißene empfangt“ (Hebräer 10,36). Langjährige jüdische Christen waren entmutigt und ließen nach, und der Autor flehte sie an, ihren Eifer zu erneuern, weil diejenigen, die „zusammenkommen“ viel eher bis zum Ende ausharren werden.
Daheim bleiben und Predigtkassetten hören
Einige bleiben am Sabbat zu Hause, um sich eine Predigt auf Kassette anzuhören, obwohl sie in der Lage wären an den Versammlungen teilzunehmen. Sie sind vielleicht der Meinung, daß sie, wenn sie eine Predigt hören, beten und Lieder singen, genauso viel „erhalten“, als wenn sie zusammen mit anderen Geschwistern an der Versammlung teilnehmen.
Es gibt jedoch einige Fehler in dieser Denkweise. Zum einen, was denkt Gott darüber? Gott möchte, daß wir jeden Tag der Woche geistliche Nahrung erhalten, doch für den Sabbat gebot er seinem Volk, sich in einer heiligen Versammlung zu versammeln. Es gibt viele Vorteile des Gottesdienstes und der Gemeinschaft in einer Gruppe. Zum anderen sollten wir uns selbst untersuchen, um zu sehen, ob wir aus falschen Motiven heraus zu Hause bleiben wollen. Ist es ein Charakterfehler, wie z. B. Bequemlichkeit? Ist es der Wunsch, jemandem aus dem Weg zu gehen, mit dem wir im Konflikt stehen?
Es ist ein grober Fehler, nur daran zu denken, was man selbst von der Versammlung bekommen kann. Wir sollten uns eher darauf konzentrieren, was wir in der Versammlung geben können, statt nur zu nehmen. Wir geben Gott durch unsere Ehrfurcht, unseren Gesang und Gottesdienst. Gott freut sich, wenn wir zusammenkommen, um ihn anzubeten (Psalm 111,1).
Wir geben auch unseren Geschwistern durch unsere Gemeinschaft. Wir strecken uns nach anderen aus und dienen einander, indem wir gut zuhören und Ermutigung und Trost spenden. Fast jeder erfährt Prüfungen, und viele Geschwister tragen schwere Last und Leid. Deshalb ist die Sabbatversammlung eine wunderbare Zeit, Römer 12, Vers 15 zu praktizieren: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.“ Gemeinschaft baut auch Liebe auf.
Jesus sagte: „Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Johannes 13,35). Sicherlich würden die Menschen um uns herum nicht meinen, daß wir einander lieben, wenn wir uns nicht anstrengen, uns zu treffen.
Außerdem ist die Gemeinde als Ganzes zur Mitwirkung beim Predigen des Evangeliums aufgerufen: „Machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,19-20).
Neues über die „Öffentlichkeitsarbeit“ der Gemeinde wird in den Bekanntmachungen behandelt, und beim gemeinsamen Zusammensein vor und nach der Versammlung kann man im Gespräch mehr über diese wichtige Aufgabe erfahren. Wer die Entscheidung trifft, der Versammlung fernzubleiben, läßt sich eine Gelegenheit entgehen, in diesem für alle Christen wichtigen Auftrag bestärkt zu werden.
„Zu unwürdig“, um an der Versammlung teilzunehmen?
Einige blieben von den Versammlungen aufgrund von Schuldgefühlen oder des Unwürdigseins fern. Die Gemeinde ist aber kein Club der Ehrenmitglieder, wohin die Mitglieder aufgrund ihrer Leistungen eingeladen werden. Statt dessen sollte Gottes Kirche als geistliches Krankenhaus betrachtet werden, das wir alle wegen unserer verschiedenen geistlichen „Krankheiten“ brauchen.
Die Handlungen und Einstellungen der frühen Christen sollten unser Vorbild in vielerlei Hinsicht sein. „Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander ... Und sie waren täglich einmütig beieinander“ (Apostelgeschichte 2,44. 46). Sie hatten das starke Verlangen, so viel Zeit wie möglich mit ihren Brüdern und Schwestern in Christus zu verbringen.
Viele Geschwister möchten die Versammlungen besuchen, können es aber nicht immer oder gar nicht, weil es keine Gemeinde in ihrer Nähe gibt, oder weil Gesundheitsprobleme es ihnen nicht erlauben. Gott wird sie für ihre richtige Einstellung belohnen und dafür, daß sie ihr Bestes geben. Sie können zumindest von der Möglichkeit profitieren, Predigtkassetten zugeschickt zu bekommen.
Gottes heilige Versammlungen sind ein Segen für sein Volk. Gott möchte, daß wir die Einstellung zeigen, wie sie zu Anfang dieses Artikels beschrieben wurde. Wenn wir die Gelegenheit haben, möchte er, daß wir den Versammlungen verpflichtet und treu bleiben. Er möchte, daß seine Gemeinde eine Familie ist, die zusammen betet, zusammen wächst und zusammenbleibt.
Zwischenmenschliche Probleme in den Reihen
Mit den Jahren haben manche Gemeindemitglieder aufgrund verletzter Gefühle oder Konflikte mit einem anderen Gemeindemitglied entweder zeitweise oder für immer aufgehört, die Versammlungen zu besuchen.
Obwohl diese Gefühle verständlich sind, sind sie dennoch keine Entschuldigung dafür, der „heiligen Versammlung“ fernzubleiben. Wer wegen einer gestörten zwischenmenschlichen Beziehung der von Gott verordneten Versammlung fernbleibt, stellt sein persönliches Problem – die gestörte zwischenmenschliche Beziehung – vor Gott, weil er Gottes Gebot mißachtet. Die Liebe zu Gott ist das erste große Gebot.
Gott möchte, daß wir lernen, mit allen möglichen Persönlichkeiten auszukommen und alle Kinder Gottes zu lieben. Versammlungen sind ein Ort, wo wir zwischenmenschliche Fähigkeiten üben können.
Gott möchte, daß wir eine dicke Haut bezüglich unserer eigenen Gefühle entwickeln, aber sanftmütig und einfühlsam gegenüber den Gefühlen anderer sind. Statt uns zurückzuziehen und unsere Wunden zu lecken, möchte Gott, daß wir uns darauf konzentrieren, die Wunden anderer zu heilen.
Selbst wenn es einen ernsthaften Konflikt gäbe, möchte Gott, daß wir die andere Wange reichen und das biblische Prinzip des Friedensstiftens anwenden (siehe auch Matthäus 5,38-48). Gebet, Fasten, Demut und fleißige Bemühungen führen gewöhnlich zur Versöhnung. Prediger können als Friedensstifter helfen. Und wenn die andere Person nicht auf positive Weise reagiert, können wir uns mit dem Wissen trösten, daß wir unser Bestes gegeben haben, um es auf Gottes Weise zu lösen.
Zwischenmenschliche Probleme sind nichts Neues. In den Briefen des Neuen Testamentes lesen wir von vielen Konflikten zwischen Christen und von Anweisungen, wie sie sie lösen sollten. Wir können diese Anweisungen anwenden, um ähnliche Probleme zu lösen.
Jesus Christus erlebte Feindschaft und Verfolgung durch seine Feinde. Er wurde sogar von seinen Nachfolgern im Stich gelassen und betrogen. Wir können ungemein dankbar sein, daß er nicht aufgab und seine Mission oder seine Jünger wegen seiner Verletzungen verließ. Jetzt schulden wir Christus, seinem Beispiel der Verpflichtung zu folgen, indem wir uns dem Leib Christi verpflichten.